Die Stiftung Zukunft Berlin hat sich mit dem Siegerentwurf beschäftigt und in einer Pressemitteilung 4 ausgewählte Beispiele als Belege für die Unabdingbarkeit einer Planungsänderung des Siegerentwurfs in städtebaulicher Hinsicht veröffentlicht:
- Die beiden sich kreuzenden Passagen durch das vorgeschlagene Gebäude müssen erst noch zu einem glaubhaften Angebot öffentlichen Raumes werden. Der Nutzer darf sie nicht irgendwann aus betrieblichen oder kuratorischen Gründen für die permanente öffentliche Durchwegung schließen müssen. Auch müssen ihre Anschlüsse an den umgebenden Freiraum plausibler platziert werden.
- Der prämierte Entwurf erfordert zwingend die Verschiebung der Potsdamer Straße nach Osten und ihre Verschmälerung und Neugestaltung. Dass im Wettbewerbs-entwurf die Nordwestecke des Gebäudes sich der Kurve der Potsdamer Straße anschmiegt, stößt einen geradezu darauf, dass die Überarbeitung und das ohnehin anstehende Bebauungsplanverfahren sich unabweisbar auf die Zukunft der Potsdamer Straße erstrecken müssen, bevor alles zu spät ist. Ein Museumsgebäude dieser Größe, Bedeutung und zu erhoffender Lebensdauer kann seine äußere Kontur nicht aus dem Verlauf einer Straßentrasse beziehen, die einmal unter heute hinfälligen Voraussetzungen (dem Vorrang des Autoverkehrs) festgelegt wurde.
- Das krasse Missverhältnis des Raums zwischen dem geplanten Baukörper und der Staatsbibliothek und den in den anderen Himmelsrichtungen anschließenden Räumen zeigt die Notwendigkeit, sich auch mit dem Vorfeld der Staatsbibliothek und deren Rolle im Kulturforum auseinanderzusetzen. Gerade der neue Senat sollte den Mut dazu aufbringen.
- Die St.-Matthäuskirche von Stüler beansprucht von dem Neubau dieselbe Aufmerksamkeit, die ihr durch alle Wettbewerbs- und Gutachterverfahren, denen das Kultur-forum in den vergangenen Jahrzehnten unterzogen wurde, stets gesichert war. Sie ist neben der Philharmonie, der Staatsbibliothek und der Nationalgalerie eine vierte Ikone der Baukunst am Kulturforum und ein Angelpunkt in seinem stadträumlichen Gefüge. Scharoun setzte sie in eine klare städtebauliche Beziehung zur Philharmonie und zur Staatsbibliothek und besonders Mies van der Rohe zu seiner Nationalgalerie. Als Appendix eines großen Museumsbaus dagegen büßt die Kirche nicht nur ihren architektonischen Rang und ihre städtebauliche Rolle für die umgebenden Bauten ein. Die Kirche würde auch geschädigt als eigenständiger Akteur in dem breiten kulturellen Spektrum, das gerade die Stärke und Bedeutung des Forums ausmacht. Das Gewicht der anderen Kultursparten gegenüber den Kunstmuseen stadträumlich oder architektonisch sichtbar zu schwächen, wäre ein folgenreicher kulturpolitischer Fehler.