Rund um den Kudamm (westl. der Fasanenstraße)

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    Ein spannendes Haus, sehr angelehnt an die Gründerzeit.


    Gibt es irgendwo Bilder vom Vorgängerbau? Auf google Streetview ist leider nicht viel zu sehen.

  • Palais Holler

    Hier sind nun im oberen Teil die Gerüste gefallen und es ist eine m.E. wunderschöne Fassade zum Vorschein gekommen! (wie ich hier bereits vermutet habe) Sehr hochwertige klassische Steinfassade, an die 20er erinnernde Gestaltung und dennoch zeitgemäss! (Leider nur Foto mit dem Mobiltelefon)


  • Immer dieser Nöfer!


    Wie sagte es doch gestern Theseus532 bzgl. des Markgrafenkarrees: "Nöfers Architektur ist recht banal und langweilig ohne jegliche Kreativität, meist eine Art Nachahmung von früherer Architektur und wird nur zielgerichtet für eine entsprechende Klientel gebaut ohne Anspruch durch seine Architektur Eigenes zu schaffen und auszudrücken."


    Ich kann nur sagen: ich will mehr von dieser schrecklich banalen nachahmenden Architektur, die sich in das bestehende Umfeld einfügt, ohne Eigenes zu schaffen und aus dem Raster fällt.

  • ^ Ja, siehst du das denn nicht? Nöfer hätte also nur die lästigen Erker, die Balkone, die Schwünge in der Fassade und die Gesimse weglassen und die Fassade dann auf eine Länge von 120 Metern dehnen müssen wie beim Markgrafenkarree, dann hätte er sich sicher jede Menge Kritik von Theseus erspart. :lach:

  • Amen! DickesB Ich wünschte, wir würden fortan nur noch mit Nöfers "Langeweile", "Banalität", "Nachahmung" und "Anspruchslosigkeit" gequält werden. ;)

  • Ach Leute, das ist doch billg: Guckt mal, wie schön. Wer das nicht mag, muss total doof sein! Dabei Theseus hat doch recht: Nöfer ahmt nach, setzt wenig eigene Akzente und bedient sich munter bei allen möglichen Stil-Epochen. Allerdings müssen dabei ja keine hässlichen Häuser herauskommen, und Nöfer hat (in der Regel) einen hohen Anspruch an die Umsetzung seiner Entwürfe. Außerdem zeigt er – anders als mein geliebtes Hass-Büro Patzschke – Respekt vor seinen Vorbildern. Das Bürohaus Marchstraße (mit 110 Metern "Einheitsfassade") finde ich klasse, das Gesundheitszentrum in der Bergmannstraße ist eine zurückhaltende, aber hochwertige Lückenschließung und auf das Max & Moritz bin ich sehr gespannt.


    Trotzdem gibt es auch von Nöfer nicht wenige Beispiele für schlimmen Styropor-Historismus, der auf den ersten Blick imposant daherkommt, sich auf den zweiten aber einfach als Schrott entpuppt. "New Urbanism" ist halt architektonisch wie städtebaulich eine ambivalente Kiste – und wenn Ihr Euch damit nicht auseinandersetzen wollt, ist Eure Häme gegen Theseus schlicht unangebracht.


    Das Palais Holler liegt, finde ich, an der Grenze: Die Steinfassade macht was her und die Erker halte ich für ein gelungenes Zitat der Gründerzeit-Umgebung. Der massive Einsatz von Deko – Gesimse und Rippchen und Geländerchen und Fenster-Sprösschen – geht mir aber zu weit. Weniger Verzierung hätte die Linien betont und der Wirkung gut getan.

  • Haus Eisenzahn und Palais Holler gefallen mir wirklich ausgesprochen gut, insbesondere Letzteres. Hat eine klassische Anmutung, aber diese geschwungene Steinfassade wirkt dennoch sehr untypisch und modern. Ich für meinen Teil finde diesen Architekturstil keineswegs langweilig, sondern im Gegenteil sehr ansprechend, zumal schon allein durch die detailreicheren Fassaden dieses historisierenden Stils mehr Möglichkeiten zur abwechslungsreichen Gestaltung bestehen, welche hier auch gekonnt genutzt werden. Ich würde mir jedenfalls wünschen, dass mehr BV in diesem Stil entstehen, dieser ödet mich persönlich nicht so schnell an wie andere, die in aktuellen BV in der Hauptstadt stärker vertreten sind.

  • Dabei Theseus hat doch recht: Nöfer ahmt nach, setzt wenig eigene Akzente und bedient sich munter bei allen möglichen Stil-Epochen.


    Das Argument finde ich nun billig. Trifft das nicht auf die Mehrheit der Architekten zu? Der eine bedient sich beim Stil der 20er, der nächste in den 50ern oder 60ern. Der dritte ahmt einen zeitgenössischen Standard-Stil nach. Nur wenige Architekten schaffen doch tatsächlich etwas Neues, Eigenes. Wobei ich bei Nöfer durchaus eine Eigenleistung erkenne. Zudem meistert er die Herausforderung historisierende Architektur sehr stilsicher zu entwerfen. Hätte es den Krieg und seine Zerstörungen nicht gegeben, könnte ich das Argument nachvollziehen. So aber gibt es in Berlin keinen dominierenden Stil. Erhaltene Gründerzeitsubstanz ist schon eher eine Rarität, ganz anders als in allen anderen Ländern Europas. Darum finde ich es auch legitim, sich in allen Stilepochen zu bedienen. Warum sollte es mich in diesem Jahrhundert interessieren, ob sich ein Architekt bei einem 90 Jahre alten Stil orientiert oder einem 20 Jahre älteren?



    Trotzdem gibt es auch von Nöfer nicht wenige Beispiele für schlimmen Styropor-Historismus, der auf den ersten Blick imposant daherkommt, sich auf den zweiten aber einfach als Schrott entpuppt. "New Urbanism" ist halt architektonisch wie städtebaulich eine ambivalente Kiste


    Das mit dem Styropor ist aber ein generelles Problem unserer Zeit und betrifft die Mehrheit neuer Gebäude. Dass es gerade bei historisierenden Fassaden kritisiert wird könnte mit einem damit verbundenen höheren Anspruch zu tun haben. Was meinst du denn mit der Ambivalenz des New Urbanism?

  • Keine Balkonbrüstung?

    Was mich beim Palais Holler irritiert: Es gibt hier offenbar keine Balkonbrüstungen - jedenfalls keine, die annähernd vor dem Heranterfallen schützen würden. Ist das Betreten der Balkone gar nicht vorgesehen?

  • bedient sich munter bei allen möglichen Stil-Epochen.


    Und darum ist dieser Stil wesentlich zeitgemäßer, nämlich postmodern, als das Festklammern an der Bauhausmoderne des 20. Jahrhunderts - die im Übrigen auch im x-ten Aufguß 0 "eigene Akzente" setzt und sich im zigsten Aufguß weniger, immergleicher Grundformen und Vorbilder erschöpft. Baustil A etwas in der Analyse korrekt zum "Vorwurf" machen zu können heißt noch lange nicht, dass dieser "Vorwurf" für Baustil B nicht ganz genauso gilt. Das implitzierst du hier aber Architektenkind.


    Mehr noch - Architektur ist immer schon eine endlose Abfolge von Wiederholung, Übernahme und Kopieren gewesen, egal zu welcher Zeit und welchen Stils.


    Nöfer und anderen kann man bei seinen "Remixen" aber eine Bestenauslese bei den Vorbildern bzw. einen Gestaltungswillen attestieren (im Vergleich zum Gründerzeit-Stuckornament ist auch dieser Bau fast schon nüchtern, im Vergleich zum Barock ein regelrechter Rohbau).


    Es ist eben (zu) billig auf Architekten herumzuhacken, die sich sichtlich nicht als Erbe von Mies und Corbusier begreifen, nur weil du subjektiv offenkundig ein Fan der Architektur des 20. Jahrhunderts bist. Da war der Wunsch, einen "Verriß" über das Gebäude zu schreiben, meinem Eindruck nach Vater der Gedanken.


    Ich würde hier sofort einziehen, wesentlich lieber als in ein "So, das muss ich Ihnen jetzt erstmal erklären"-Projekt einer vergeistigten Architektenvilla zeitgenössischen Schlages.

  • Das mit dem Styropor ist aber ein generelles Problem unserer Zeit und betrifft die Mehrheit neuer Gebäude. Dass es gerade bei historisierenden Fassaden kritisiert wird könnte mit einem damit verbundenen höheren Anspruch zu tun haben. Was meinst du denn mit der Ambivalenz des New Urbanism?


    Ich finde, da hat Architektenkind auf der Suche nach Kritikpunkten an dem Bau etwas übertrieben. Denn seitdem Menschen vor langer, langer Zeit angefangen haben, Funktion und Fassade - also Ästhetik und Konstruktion - zu trennen konnte man diesen Vorwurf erheben. "Konsequenterweise" darf man dann also nur noch "ehrlichen" Sichtbeton bauen, alles andere ist nämlich sonst Schrott. Und die Architektur als bildende Kunst auch gleich mit abschaffen, denn dafür braucht es dann in der Tat nur noch den kundigen Bauingenieur. Architektenkind, nomen non est omen.

  • Was mich beim Palais Holler irritiert: Es gibt hier offenbar keine Balkonbrüstungen - jedenfalls keine, die annähernd vor dem Heranterfallen schützen würden. Ist das Betreten der Balkone gar nicht vorgesehen?


    .. und schon sind sie dran:



    (eigene Aufnahme heute Nachmittag)

  • Was meinst du denn mit der Ambivalenz des New Urbanism?


    Sorry, Frage übersehen gehabt. Eine Antwort versuche ich heute Abend. Jetzt nur kurz zu Pumpernickel:


    Es ist eben (zu) billig auf Architekten herumzuhacken, die sich sichtlich nicht als Erbe von Mies und Corbusier begreifen, nur weil du subjektiv offenkundig ein Fan der Architektur des 20. Jahrhunderts bist. Da war der Wunsch, einen "Verriß" über das Gebäude zu schreiben, meinem Eindruck nach Vater der Gedanken.


    Genau, weil ich Nöfer so richtig miesmachen wollte, habe ich auch drei Projekte von ihm verlinkt, die mir gut gefallen. Anscheinend hattest Du meinen Beitrag so schnell in Deiner Dumme-Modernisten-Schublade verstaut, dass es Dir entgangen ist: Ich mag den Mann (zumindest einiges von ihm). Ich finde nur, auch Nöfer-Fans sollten bei aller Begeisterung im Blick behalten, dass Häuser wie das "Palais Holler" keine großen Kunstwerke sind, sondern solides Handwerk. Aber nicht einmal das "Palais Holler" habe ich verrissen - ich habe die Grundform und das Material gelobt und die Deko als zu viel kritisiert. Eine Kritik, in der ich mich angesichts dieser bauchigen Schmiedeeisen-Geländer übrigens bestätigt sehe.


    Zitat von Pumpernickel

    "Konsequenterweise" darf man dann also nur noch "ehrlichen" Sichtbeton bauen, alles andere ist nämlich sonst Schrott. Und die Architektur als bildende Kunst auch gleich mit abschaffen, denn dafür braucht es dann in der Tat nur noch den kundigen Bauingenieur. Architektenkind, nomen non est omen.


    Es sagt viel über Dein Verhältnis zur Architektur aus, dass Du Sichtbeton-Meister wie Oscar Niemeyer oder Zaha Hadid anscheinend nicht für Künstler, sondern nur für (immerhin "kundige") Ingenieure hältst. Aber davon mal abgesehen: Zeig' mir mal, wo ich auch nur ansatzweise in der von Dir unterstellten Richtung argumentiert hätte! Das ist pure Phantasie.

  • Sicher sind das Architekten mit beeindruckenden Resultaten. Aber sie sind/waren nicht in der Lage oder eher nicht Willens, auch mal etwas für eine Stadt zu bauen, etwas, was sich einfügt, unterordnet, sondern eher Einheit zerstört. Das meiste was die zustande gebracht haben sind doch große Einzelbauten. Und Perret kann man wohl kaum mit Hadid und Konsorten vergleichen. Im Gegenteil! Er zeigt, dass es keine Frage des Materials ist.


    Der Schaad-Bau hat mich doch positiv überrascht, wenngleich nicht überzeugt. Das andere weiße Haus ist etwas lahm, strahlt aber eine gewisse Eleganz aus. Aber das mittlere...Es wirkt eher hilflos. Den Übergang der Dächer zw. Schaad und mittlerem Haus finde ich auch nicht sonderlich gelungen.

  • Es sagt viel über Dein Verhältnis zur Architektur aus, dass Du Sichtbeton-Meister wie Oscar Niemeyer oder Zaha Hadid anscheinend nicht für Künstler, sondern nur für (immerhin "kundige") Ingenieure hältst.


    Sichtbeton hin oder her planen diese selbstverständlich auch mit einer Fassade und nicht bloß mit einer Konstruktion, deren dabei beiläufig entstehendes Aussehen ein irrelevanter Nebeneffekt ist. Gerade Niemeyer und Hadid planten ganz enorm für die Fassade und die Optik, nur, dass diese das Prinzip quasi umgekehrt haben - die Fassade, die Optik, war alles, darauf wurden Nutzflächen und Konstruktion abgestimmt. Am Anfang stand bei ihnen die skulpturale Architektur, diese sind, wenn man so will, soweit von bloßen Ingenieuren entfernt, wie man nur sein kann.


    Ansonsten, wenn alles nur ein Mißverständnis war, umso besser. Und ja, ich bin ein ziemlicher Nöfer-Fanboy und wie das so mit Fanboys ist, wir reagieren manchmal etwas über, sorry. ;)

  • An der Ecke Lietzenburger Straße/Uhlandstraße ist der Altbaubestand in den letzten Monaten saniert worden. Dabei wurde auch die Fassade überarbeitet und hat in diesem Zuge neue Applikationen erhalten, die sich jedoch nicht am historischen Zustand orientieren.



    Die Fenster haben neue Faschen erhalten. Loggien und Erker sind nun optisch stärker miteinander verbunden. Die Eckfenster hat man bis zum Boden gezogen, was jedoch im vierten Obergeschoss ein Problem darstellt, da hier das Gesims ahistorisch unterbrochen wird. Auch das Kranzgesims müsste man kritisieren (Neuinterpretation von Triglyphen, die im Eckbereich leider nicht logisch aufgeht, was auf eine fragwürdige Planung hindeutet), aber insgesamt ist es doch ein recht ansehnliches Ergebnis.

  • Auch das Kranzgesims müsste man kritisieren (Neuinterpretation von Triglyphen, die im Eckbereich leider nicht logisch aufgeht, was auf eine fragwürdige Planung hindeutet), aber insgesamt ist es doch ein recht ansehnliches Ergebnis.


    Über solche Beiträge, bei denen man als Laie "sehen lernt", freue ich mich immer ebenso sehr wie über hübsche Bilder. Besten Dank.