Elbtower 245 Meter [Baustopp]

  • In einen Abendblatt-Artikel wird heute über den Elbtower und dem von mir zuvor erwähnten Kaufvertrag berichtet.


    Folgende Key Facts:

    • Stockwerke (bei gleicher Höhe mit angepasster Geschosshöhe) um 7 auf 64 erhöht.
    • Hotelnutzung: Verringerung von 16.000 qm auf 11.500 qm (Konzept der Langzeitmiete wird nicht weiterverfolgt), die Hotelkette soll im Dezember bekannt gegeben werden.
    • Büronutzung: anstatt 70.000 qm werden es 91.000qm.
    • Stadt wird keine Flächen anmieten.
    • Erster Spatenstich Frühjahr 2021, Hochbau ab 2022.
    • Auslegung der Bebauungsplan-Entwurf vom 3.11 bis 03.12 in der Behörde für Stadtentwicklung und die Möglichkeit für Bürger Einwände einzubringen
    • Antrag der Hamburger Regierung bei der Baukommission eingereicht um danach noch seitens der Regierung auszuwerten und über mögliche Einwendungen zu sprechen.
  • Der Elbtower soll aber nur in 2025 eröffnet werden, die Politiker und Medien warten schon darauf. Mit 700 Millionen Euro Einsatz beim Projekt da staunen sich alle darüber, dazu sehr Elegant und Modern.

  • Moin, moin aus Hamburg!


    Als interessierter Laie möchte ich meinen ersten Beitrag und nächtliche Gedanken hier in diesem Forum leisten.

    Meine Geburts- und Heimatstadt Hamburg hat sich über nun mehrere Jahrzehnte eine Silhouette bewahrt, die primär durch ihre Hauptkirchen, einige wenige Hochhäuser und den Fernsehturm geprägt wird.


    Diese Tatsache empfinde ich als sehr angenehm und bis auf ein paar Ausnahmen stadtbild-bewahrend und gleichwohl bin ich davon überzeugt, dass insgesamt alleine schon aus Platzgründen auch in Hamburg mehr in die Höhe gebaut werden sollte. Die grundsätzliche Anti-Haltung gegenüber hohen Gebäuden ist weiterhin spürbar. Und doch sollte eine Abwägung erfolgen und die positiven Impulse von sehr hohen Gebäuden nicht alleinig durch negative Aspekte zerredet werden. Eine vorsichtige Herangehensweise wäre doch sachdienlich.


    Hier würde ich es begrüßen, dass nicht die - aus meiner Sicht - Fehler gemacht werden, wie in einigen anderen Städten, wo durch zu viele sehr hohe und nahe beieinander stehende Hochhäuser oder gar Wolkenkratzer keine gewollte Cluster-Bildung entsteht, sondern sich die Bauwerke gegenseitig schlicht nur noch erdrücken und einzelne Hochhäuser einfach in einem Durcheinander untergehen und gar nicht für sich ihre Wirkung entfalten können.

    Diese Beobachtung stelle ich zum Beispiel in Frankfurt fest, wo es meiner Ansicht nach langsam "zu viel wird" und für sich genommen interessante und/oder schöne Wolkenkratzer nicht mehr ausreichend Freiraum haben, um ihre Form auch wirklich visuell entfalten zu können.

    Sehr negative Beispiele sind mittlerweile London und New York für mich, wo meiner Überzeugung nach z.B. rücksichtslos Sichtachsen bestehender Bauwerke ignoriert werden und Gefahr laufen, in die Bedeutungslosigkeit abzudriften.


    In Manhattan wird derart stark, eng und extrem in die Höhe gebaut, dass klassische Wolkenkratzer wie das Empire State Building oder Chrysler Building tendenziell immer weniger ihre Präsenz entfalten können.


    Katastrophal zeigt sich fehlende Rücksicht auf das Stadtbild bei der Stadt Calgary, wo ab Mitte der 1980er der Calgary Tower zunehmend von Hochhäusern erdrückt wurde und mittlerweile nahezu völlig im Hochhausmeer unterzugehen droht. Hier sind sogar an den Flanken des Calgary Towers zwei weitere Hochhäuser geplant und dann wird es schon schwierig, eine Perspektive zu finden, wo der Turm ohne Einschränkung in voller Größe betrachtet werden kann. Es wirkt schon fast unwirklich, dass der Calgary Tower knapp über 190 m hoch ist und doch wie ein Zwerg wirkt, dessen Turmkorb nur noch knapp über die nebenstehenden Hochhäuser ragt. Dieses Bauwerk hat den Großteil ihres ehemaligen Stellenwerts verloren.


    Weit weniger schlimm und doch spürbar, sieht man auch in Toronto, wie durch eine Vielzahl von neuen Wolkenkratzern und Hochhäusern zunehmend ganze Sichtachsen verschwinden. Alleine die imposante Höhe des CN Towers rettet das Bauwerk davor, in dem wachsenden Riesencluster erdrückt zu werden.


    In Paris wurde erheblich besser darauf aufgepasst, dass der Eiffelturm weiterhin im Umfeld seine Dominanz bewahren konnte und selbst ein geplanter Doppel-Wolkenkratzer soll aus Respekt vor dem Eiffelturm beachtliche 323 m hoch werden, aber eben 1 m niedriger bleiben als der Eiffelturm. Auch wird die nötige Distanz gewahrt. Dies mag bei vielen ein müdes Lächeln erzeugen, aber es hat einen starken symbolischen Charakter, dass eben der Eiffelturm das höchste freistehende Bauwerk in Paris bleiben soll.


    In Hamburg haben die verantwortlichen Stellen die Möglichkeit, genauso vorsichtig zu handeln und gleichzeitig mit der richtigen Dosis in die Höhe zu bauen. Hochhäuser, die sich ins Stadtbild einfügen, keinem anderen Bauwerk den Stellenwert streitig machen und bei richtiger Distanz eine ergänzende Wirkung erzielen. Also nicht den bewusst gemachten Schritt von einst, dem ehemaligen Polizeihochhaus am Berliner Tor ihre Dominanz zu nehmen.


    Alleine die geographische Lage des geplanten Elbtowers ist ein positives Zugeständnis an das bestehende Stadtbild, ergänzend zu wirken und nicht als Fremdkörper zwischen den Hauptkirchen zu stehen.


    Mit nun geplanten 245 m wird der Elbtower eine beachtliche Höhe aufweisen und doch niedriger bleiben als der hoffentlich bald wieder eröffnete Fernsehturm. Dies halte ich aus verschiedenen Gründen für eine wichtige "Botschaft" und auch für das zukünftige Stadtbild für einen wichtigen Aspekt. Der Elbtower bildet von Süden betrachtet einen östlichen , der Fernsehturm einen westlichen Höhepunkt und der Turm bleibt das höchste freistehende Bauwerk Hamburgs und steht auch noch 23,5 m über NN. Die bekannten Kirchen bleiben visuell in ihrer Wirkung erhalten; gerade der Michel sollte gesondert geschützt werden und verlor einst ein paar wichtige Blickachsen.


    Der Elbtower kann bei durchdachter Umsetzung ein visueller Hingucker werden, eventuell mit interessanten Sichtachsen, ähnlich wie es beim Fernsehturm der Fall ist. Der Elbtower kann durch einige weitere Hochhäuser Teil eines angenehmen Clusters werden. Sollte der Elbtower als Solitär alleine stehen, empfinde ich die Konzeptzeichnungen etwas befremdlich, da dieses Bauwerk einen massiven Baukörper darstellt und sehr wuchtig als "Reitstiefel" wirken könnte.


    Über Form und Geschmack kann bekanntlich gestritten werden. Persönlich sagen mir eher klare Linien, goldene Schnitte, angenehme Proportionen zu.

    Nur bin ich schlicht froh, dass überhaupt ein derartiges Projekt den jetzigen Status in Hamburg erreicht hat und eventuell gibt es ja im Detail noch Änderungen am Elbtower, die dann positiv wirken könnten. Ich vermisse eine gewisse Einzigartigkeit des Bauwerks. Es besteht das Risiko, dass dieser Wolkenkratzer auch austauschbar in einer chinesischen Großstadt stehen könnte. In Shanghai würde so ein Wolkenkratzer aber hoffnungslos untergehen, ein weiteres Negativbeispiel der Aneinanderreihung oder Durchmischung von sehr vielen Hochbauten auf engstem Raum.


    Nun soll durch die Form des Elbtowers ein visueller "Gegenpol" oder Ergänzung zur Elbphilharmonie erzeugt werden, wenn man sich die Linien grob vorstellt und verbindet. Persönlich wäre es mir wichtiger, sich an der klassischen Form der Hauptkirchen Hamburgs zu orientieren, da aus größerer Distanz eben die Hauptkirchen, der Fernsehturm und eben der Elbtower am Horizont auftauchen und die Elbphilharmonie trotz seiner Höhe von 110 m eher als "Campingzelt" auf dem zweiten Blick auffällt. Wäre der Elbtower ein so noch nicht nicht existierender Messeturm Frankfurt oder die Transamerica Pyramid, wäre es eine visuelle Ergänzung zu den mehrheitlich mehr oder weniger spitzen Kirchtürmen; es hätte einen gotischen Charakter und dann würde der barocke Michel durch ihre andere Form noch stärker auffallen und als Gesamtesemble dann die Einzigartigkeit der Hamburger Skyline bewahren.


    Die Fernwirkung der Skyline Hamburgs wäre von bekannten Orten beeindruckend und weiterhin vertraut. Man denke an die "Fernsicht" auf der A1 südöstlich von Stapelfeld, die Sicht auf Hamburg vom Wilseder Berg oder auch Hahnheide, aus Geesthacht oder auch aus Richtung Dollern/Stade. Die aus geographischen Gründen überdurchschnittlich gute Sichtbarkeit der Türme Hamburgs sollte eben auch positiv für Hamburg genutzt werden.

    Unabhängig davon glaube ich, dass es in Hamburg berechtigtes Potential von sehr gut platzierten Hochhäusern gibt, die zusätzlichen Wohnraum und gleichzeitig Platz für Geschäftsräume und Hotels bieten. Diese sollten aber nicht höher sein als 100 bis 150 m und so positioniert sein, dass es das Stadtbild ergänzt und nicht stört. Die Mundsburg-Hochhäuser wirken auch nicht wie Fremdkörper, sondern wurden letztlich akzeptiert und prägen die Umgebung als wunderbare Orientierungsmarke.


    Lieben Gruss!

  • Also, an Manhattan finde ich gerade die Dichte der Hochhäuser faszinierend - dadurch entsteht m. M. n. ein auf seine eigene Art sehr attraktives Stadtbild.


    Umgekehrt kann ich mit der deutschen Eigenheit, Hochhäuser als Solitäre zu konzipieren, nicht viel anfangen. Ein einzelnes Hochhaus mit Freiraum ringsherum spart kaum oder gar keine Fläche gegenüber klassischem Blockrand, hat aber oft einen weithin störenden Einfluss auf ein gewachsenes Stadtbild.


    Speziell beim Elbtower kann ich allerdings ganz gut mit der Planung leben. Der Abstand zum Zentrum ist groß genug, es gibt keinen direkten optischen Bezug. Und das benachbarte kleine Cluster, dass westlich der Bahn entstehen soll, ist immerhin dicht genug um eine urbane Wirkung entfalten zu können. Wenn die Umsetzung von Elbtower und Cluster tatsächlich erfolgen sollte (- angesichts der Situation habe ich Zweifel), wird das eine interessante Ecke.

  • Den deutschen Fetisch einen bestimmten Status Quo dauerhaft erhalten zu wollen habe ich ehrlich gesagt noch nie verstanden – genauso wenig wie die Fixierung auf einzelne Gebäude in einer Stadtsilhouette. Städte wachsen nun mal und verändern sich auch. Das heißt nicht das man jetzt alles Alte über Bord werfen soll, aber Veränderung muss erlaubt sein. Natürlich sollen Städte eine eigene Identität behalten, aber das würde ich nicht unbedingt an der Unveränderbarkeit einer Skyline oder Silhouette festmachen. London ist doch ein ganz gutes Beispiel dafür. Trotz des enormen Hochhaus-Booms der letzten Jahre hat sich London, in meinen Augen, seine Eigenheiten bewahrt und ist zu keinem Duplikat von HongKong oder New York geworden. Dafür hat das in den 80er und 90er Jahren etwas verschlafene London extrem an Dynamik gewonnen und knüpft damit wieder an alte Glanzzeiten an – allen Unkenrufen den Brexit betreffend zum Trotz. Und wer vermisst bitte die alte Skyline mit St. Pauls und 1-2 Towern? Eigentlich Niemand. Ähnlich ist es auch in New York. Die Stadt besteht eben aus mehr als Empire State Building und Freiheitsstatue.

  • Vor einigen Tagen stand mal wieder in der Bildzeitung, dass es mit der avisierten Vermietung nicht gut laufe und deshalb abgewartet werden muss, ob der Tower tatsächlich gebaut wird. Warten wir es ab!


    Anderes Thema....


    im Thread # 163 habe ich über den Grundbau berichtet:


    Danach werden aktuell 4 Bohrlöcher mit je einer Tiefe von 110 Meter in das Erdreich getrieben, um die Tragfähigkeit des Bodens zu erkunden. Die Bohrlöcher werden später mit Messsonden versehen. 2 der Bohrlöcher werden wohl in die Grundplatte integriert. Laut dem Artikel sind bisher noch nie so tiefe Pfahlbohrungen in Deutschland durchgeführt worden.


    Heute habe ich einmal die Chance ergriffen und habe mir die nicht verbauten "Skelette" der Bohrpfähle genauer angesehen.


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    Hier sind doch tatsächlich Kabel angebracht!


    20201122_132058380_iocsj78.jpg


    Ob das die Messsonden sind, sollten die Experten beurteilen...


    20201122_132227838_ioe2ki1.jpg
    Bilder: PrinzAli

  • Der erste Großmieter ist gefunden. Die Hamburg Commercial Bank (HCOB) hat für 11.000 m² mit Option auf weitere 2.000 m² Büroflächen unterschrieben. Die Vertragslaufzeit beträgt ab Mietbeginn mindestens 10 Jahre. Auch mit einem Hotelbetreiber stehe Signa kurz vor dem Abschluss, heißt es heute in einer Pressemitteilung. Bisher in Hamburg nicht vertretene "namhafte internationale Luxus-Lifestyle-Konzepte" hätten sich für den Elbtower beworben.

  • Mindestens 11.000 m² fuer 10 Jahre. Oder wie René Benko sagt: Ein Anfang ;)


    Fuer den Kontext sei noch dazu gesagt, dass das Teil eines Deals ist bei dem die heutige, in den Innenstadt gelegene Zentrale der Hamburg Commercial Bank an die Signa-Gruppe verkauft wurde.


    Ggf wird hier also nach 2025 irgendwann auch noch einmal saniert, umgebaut, abgrissen und/oder neu gebaut.


    PS: Wenn jetzt noch Hapag-Lloyd irgendwann vom Ballindamm (und den dahinterliegenden Strassen) in eines der neuen Hochhaeuser an der U/S-Elbbruecken ziehen wuerde, dann waere hier mal Platz fuer eine schoene Aufwertung des doch recht tristen Viertels zwischen Getrudenstrasse / Raboisen / Ferdinandstrasse....

  • ^

    Danke. Fantastisches Gebäude! Ich hoffe, dass zudem die Gebäude hinter dem Elbtower (zumindest eines oder zwei) etwas höher werden als hier in der Visualisierung.

  • ^^ Singa Real hat hier die Perskeptive so 'geschickt' gewaehlt dass das einzige 'richtige' Hochhaus neben dem Elbtower von diesem verdeckt wird.


    Der hoechste Hochpunkt auf der Westseite der Bahn wird laut B-Plan eine Hoehe von 100-115 m haben.


    Die anderen zwei liegen bei 57-60 m.


    Nur fuer diese Drei ist die Hoehe in Metern festgelegt. Die weiteren Hochpunkte sind nur nach Geschosszahl festgeschrieben und liegen bei 2 x 19, 1 x 16 und 3 x 15 Etagen. Alles andere liegt dann nur noch bei 13 Etagen und weniger.


    > https://www.hamburg.de/bebauungsplaene/7948322/hafencity-13/

    Einmal editiert, zuletzt von Midas ()

  • Ich bin begeistert, so weit war ein Wolkenkratzer-Projekt dieses "Ausmaßes" in Hamburg soweit ich mich erinnern kann sehr, sehr lange nicht. Ich hoffe nicht, dass die Wutbürger es noch schaffen das Teil zu kippen und freue mich auf den Bau.

  • Herzlichen Glückwunsch aus Ffm. !

    Solch ein tolles Projekt bräuchten wir auch dringend (mal wieder) bei uns. Der Elbtower wird ein ganz tolles Landmark für Hamburg werden und zur neuen Elbphilharmonie eine Art "städtebauliches Echo" bringen. Höhe, Proportionen, Kubatur und eine gewisse Monumentalität des Bauwerkes: Alles passt hier !

    Sollen Eure "Wutbürger" doch nach Berlin fahren und dort gegen die wettbewerbsverzerrenden Protzbauten des Bundes demonstrieren.

    Hamburg benötigt den Elbtower und wir ihn hoffentlich auch bekommen !.

  • Der Elbtower hat kein ernstzunehmendes Wutbürger-Problem. Wenn der Investor nicht noch einen Rückzieher macht, dann wird der Tower ohne Verzögerungen kommen.

  • ^^ Allerdings sitzten beim Elbtower einige 'Wutbuerger' in der Hamburgischen Buergerschaft und versuchen allerhand Bedingungen und Auflagen genau so zu gestalten und zu beeinflussen, dass das Projekt moeglichst doch noch scheitert. Das ist also eine andere Art von 'Wutbuerger'.

  • Was soll da noch schiefgehen? der B-Plan (Hafen City 16) lag bis 3.12.2020 aus, steht kurz vor der Verabschiedung, die vertraglichen Bedingungen sind erfüllt, der Bauantrag gestellt. Wenn jemand Einwendungen hätte erheben wollen, müsste er das bis zum 3.12. getan haben. Da das Vorhaben den Festsetzungen des B-Plans entspricht kann nach § 33 BauGB auch vor Inkrafttreten des B-Plans genehmigt werden. Wenn nicht, müsste sich die Hansestadt mit dem Thema Planungsschaden auseinandersetzen.