Das neue, steinerne, schmucklose Umfeld des neuen Berliner Schlossbaus haben wir bekanntlich der Senatsbaudirektorin Regula Lüscher zu verdanken. Frau Lüscher (Studium an der ETH Zürich) steht für Stadtgestaltung, orientiert am Bauhaus und dem Neuen Bauen in der Mitte des 20. Jhds. Sie lehnt historische Bezüge zu Bautraditionen und Kontextualisierung zum Stadtbild vor dem 2. WK sowie Rekonstruktionen grundsätzlich ab. Sie setzte für das Humboldt Forum eine minimalistisch reduzierte Gestaltung des Umfeldes durch, die auf historische Elemente (Neptunbrunnen, Skulpturen, Terrassen, Rossebändiger) völlig verzichtet. Das Schloss solle als „Projekt des 21. Jhds erkennbar gemacht werden und ausreichend Parkflächen für Reisebusse aufweisen“ (Quelle Wikepedia).
Meine Erklärung dazu: In der Schweiz gibt es keine traumatisierten und bis zum Identitätsverlust zerstörten Städte wie in Deutschland (wo nach dem Krieg zudem alte, zerstörte und beschädigte Leitbauten der Vorkriegszeit auch noch nach „Vorbildern“ der US-Autostadt bzw. der neuen sozialistischen Stadt gnadenlos entsorgt oder "zeitgemäß" optisch modernisiert, d.h. vereinfacht, „entschmückt“ und begradigt wurden). Jetzt wo versucht wird, verlorene und geschädigte Stadtbilder, Ensembles und bedeutsame Plätze wenigstens durch Rekonstruktionen bedeutungsvoller Leitbauten wieder zu gewinnen, lehnt sie das kategorisch ab. Sogar die mögliche Rückführung erhaltener, hochwertiger Kunstwerke an ihre ursprünglichen, wesentlich ausdrucksstärkeren Standorte innerhalb stimmiger Ensembles verhindert sie ausdrücklich, so als wären das alles kitschige Elemente von „Freilichtmuseen“. Indem sie „an prominenten Orten" neue, „zeitgemäße Zeitschichten“ hinzufügen und sichtbar machen will, zerstört sie bewusst tiefer liegende, ältere Zeitschichten aus dem historischen und kunstgeschichtlichen Gedächtnis der Stadt. Dabei wird sie unterstützt durch Kultursenator Klaus Lederer und die Berliner Linke. Auch das Landesdenkmalamt zeigt sich blind gegenüber der Entstehungs- und Bedeutungsgeschichte der Kunstwerke, die ihre volle Wirkung nur am Kulminationspunkt im Zentrum der Stadt wieder voll erreichen könnten. In diesen Haltungen sehe ich einen großen Verlust an wertvollen, zeitlos-ästhetischen Eindrücken im Stadtraum. Deutlich wird eine betrübliche Geschichtsvergessenheit und Arroganz verantwortlicher Amtsträger gegenüber der Kunst- und Kulturgeschichte sowie der Städtebau- und Architekturgeschichte Berlins.