Umbau des KaDeWe

  • Umbau KaDeWe

    Und noch eine West-Berliner Institution soll umgebaut werden. So sollen schon im Frühjahr mit Umbauarbeiten im KaDeWe begonnen werden. Geplant sind vier neue und unterschiedlich gestaltete Rolltreppenhäuser, eine Vermischung der Produktwelten, die Verwendung von mehr organischen Materialien, von Glas, mehr Licht und einer Dachterrasse mit Blick über die Stadt. Federführender Architekt ist Rem Koolhaas.
    Visus gibt es auch:





    (C) OMA


    Artikel Welt

  • Dass dieser runde 90er Jahre Glas-Aufbau wegkommt, finde ich ganz gut. Der neue Aufbau könnte recht schick werden. Schön wäre es, würde man die schlichte Original-Fassade wieder herstellen. Das jetzige Aussehen des KaDeWe empfinde ich persönlich als eher unattraktiv... zu grob, zu klotzig. Gibt es diesbezüglich Pläne?

  • ^ Genau das dachte ich auch. Anstatt alle x Jahre innen umzubauen, sollte man mal der Fassade soweit wie möglich denVorkriegszustand zurückgeben. Ich finde das heutige KaDeWe von außen nämlich auch klobig, klotzig und nicht besonders repräsentativ.

  • Und/Aber wenn dann noch der "Giebel" vom Dachgeschoss wegkommt und nur noch der Stumpf bleibt, wird es noch klobiger. Vielleicht könnte man auch mal die Brücke über die Passauer Straße erneuern. Die hat immer noch den Charme der 80er.


    Eine innere Schönheitskur kann sicher hier und da nicht schaden. Diese Rolltreppen sehen schon schick aus. Ist nur etwas schwer vorzustellen. Das KaDeWe ist eben wie Berlin - kaum ist eine Baustelle fertig (Luxusmeile im EG), kommt die nächste...

  • Stimme meinen Vorrednern bei: Das KadeWe sieht heute grob, klotzig und muffig von außen aus. Gar nicht wie man sich einen altehrwürdigen Konsumtempel vorstellt. Man denke mal an Harrods (London), Galeries Lafayette (Paris), Printemps (Paris) oder GUM (Moskau). Die sehen wirklich einladend aus und ziehen Leute an (auch jede Menge zufällige Vorbeiläufer), weil man sich fragt, wie prächtig erst alles im Inneren sein muss.
    Durch den Wegfall des Glasgiebels wird alles noch grobschlächtiger... :/ Ohne das leuchtend rote Dach wird alles außerdem noch dunkler erscheinen, denn Glas ist in Realität niemals so hell wie auf schicken Visus.

  • Du hast völlig Recht, Treverer, die von Dir genannten Warenhäuser ziehen Menschen an, anders als das KaDeWe, in das sich so gut wie nie ein Neugieriger verirrt, so grobschlächtig und dunkel, wie es aussschaut, und durch den Umbau wird sich daran gewiss auch nichts ändern, sondern, im Gegenteil, sich die heutige Unattraktivität des Gebäudes nur noch verstärken. Das Ende ist nah!
    Doch im Ernst: Ich bin gespannt auf die Veränderung. Das KaDeWe ist mit seinen vielen, seit der Eröffnung 1907 erfolgten Veränderungen (und Erweiterungen) in meinen Augen ein viel interessanterer Bau als ein in seinem Urzustand erhaltenes Warenhaus andernorts. Von der Kaiserzeit über die Weimarer Republik in die Nachkriegszeit bis hin zu den Wendejahren finden sich hier Spuren davon, wie sich dieser Bautypus im Laufe des 20. Jahrhunderts gewandelt hat, und dieser Geschichte wird nun ein weiteres Kapitel zugefügt: "das KaDeWe im Zeitalter der Online-Konkurrenz". Ich glaube nicht, dass durch diese Fortschreibung das Besondere gerade dieses Warenhauses (lt. Artikel in der Welt übrigens die drittstärkstbesuchte Touristenattraktion Berlins, so viel zu Deiner Anmerkung, dass die tollen Warenhäuser in London und Paris Besucher anziehen im Gegensatz zum KaDeWe) in irgendeiner Weise Schaden nimmt, im Gegenteil. Das Gebäude ist fast selbst schon eine kleine Stadt, wo an verschiedenen Stellen immer wieder etwas erneuert und verändert wird. Von daher - nur zu!

    5 Mal editiert, zuletzt von ulgemax ()

  • Naja... aus deiner architektonisch interessierten Sicht magst du Recht haben, ulgemax. Hineinversetzt in die Erwartungshaltung eines durchschnittlichen Adressaten stimme ich deinen Vorrednern allerdings zu. Ein Warenhaus der Luxusklasse muss diesen Luxus auch ausstrahlen. Und im Vergleich zu den von Treverer genannten Häusern verfügt das KaDeWe-Gebäude, insebsondere die Außenhülle über null Charme und kaum Repräsentativität. Nicht zuletzt deshalb ist das KaDeWe international auch keine große Nummer und im Gegensatz zu den Glanzsstücken in Paris, New York und London weitgehend unbekannt.

  • Das KaDeWe "unbekannt" und "keine große Nummer"? Entschuldigung, aber rund 50.000 Besucher täglich (gegenüber 30.000 im Münchner Oberpollinger und 15.000 im Hamburger Alsterhaus) sprechen doch eine andere Sprache. Gut, zu Harrods kommen täglich etwa doppelt so viele, aber London zählt auch 5 Mio mehr Einwohner als Berlin und jährlich auch etwa ebenso viel mehr Besucher. Zudem ist die Verkaufsfläche rund 50 Prozent größer (ca. 90.000 gegenüber 60.000). Also diese Einschätzung lässt sich auch von den bloßen Zahlen her nicht rechtfertigen. Und der von Dir bemängelte fehlende "Luxus-Appeal" soll ja nun durch den Umbau gerade gesteigert werden. Warten wir es doch erst mal ab, bevor wir schon wieder draufschlagen und alles mies machen.

  • Ganz ehrlich, ulgemax, dann frag mal einen Ami, einen Chinesen oder auch bloß einen Italiener, ob er schon mal was von "Galeries Lafayette" oder "Macy's" gehört hat, da wette ich mit dir da wirst du kaum in fragende Gesichter schauen. Und dann frag mal nach "KaDeWe". Das kennt hier in Süddeutschland nicht mal jeder zweite. (Oberpollinger natürlich noch weniger.) Du bist aus Berlin, dass du den Laden kennen solltest ist mir klar.


    Was ich meinte, und damit wollte ich nur den Vorredner zustimmen, ist, dass man als Luxus-Warenhaus sein Image vor allem auch durch sein (auch äußeres) Erscheinungsbild pushen kann und sollte, um mitspielen zu können. Eine andere Frage ist die der rein wirtschaftlichen.

  • Richtig gesagt, Andi!


    ulgemax:
    Lass mich, was ich meinte, etwas konkretisieren:
    Natürlich hat das KaDeWe auch so schon jede Menge Kunden, es ist und bleibt Berlins bekanntestes Kaufhaus. Aber was ist mit Menschen, die nicht vorhatten dort einkaufen zu gehen und zufällig vorbeilaufen oder (uninformierte) Touristen (die soll es geben und davon sehr viele)? Der fette, dunkle Klotz ist alles andere als ein Hingucker und wirkt alles andere als einladend. Diese Laufkundschaft, wie man sie im Marketing bezeichnet, wird uninteressiert daran vorbeigehen.
    Aus Erfahrung weiß ich, dass die Kaufhäuser, die ich in London, Paris und Moskau genannt habe, aber auch Laufkundschaft sehr viel mehr reizen. Sie sind über ihr Warenangebot hinaus eine Attraktion aller ersten Ranges und das siehst du gleich von außen. Du wirst selbst von der gegenüberliegenden Straßenseite förmlich hineingezogen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Da strömen teils Menschenmassen durch die Hallen...unglaublich. Davon ist das KaDeWe bei allem bisherigen Erfolg weit entfernt.
    Es besitzt immerhin ein großes Alleinstellungsmerkmal innerhalb der Stadt, denn es ist der letzte große Konsumtempel aus der Zeit um 1900, mit der man noch Luxus, Eleganz und Mondänität verbindet (heutzutage auch für den kleinen Geldbeutel). Und das sollte das KaDeWe meiner Meinung nach auch ruhig zeigen. Andere versuchen genau dieses Flair so einfach und billig wie möglich nachzuahmen (Das Schloss, Mall of Berlin). Es ist mir wirklich ein Rätsel warum man sich nun all den anderen 08/15 Konsumkisten äußerlich anpassen will...

  • Schön wäre eine Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands mit der 1907 von Johann Emil Schaudt gestalteten Fassade:

    Quelle: gemeinfrei


    KaDeWe, Wittenbergplatz und Tauentzienstraße aus der Luft gesehen:

    Quelle: gemeinfrei

  • Die Debatte um den Bekanntheitsgrad halte ich für müßig. Natürlich ist das KaDeWe nicht mit Harrod's oder Macy's vergleichbar – die spielen beide in einer anderen Liga, und daran würde eine Fassadenkorrektur wenig ändern. Höchstens das Wertheim hätte in Berlin das Potential gehabt, in der Championsleague mitzuspielen, und das ist nun mal seit 70 Jahren perdu.


    Im Übrigen hatte die Fassade des KaDeWe nie viel zu bieten. Wie man auf Architektators Bildern sieht, hat sie seit 1907 drei Verkaufs-Etagen hinzubekommen und ein paar standardisierte Schmuckelemente verloren. Besonders elegant – oder gar architekonisch wertvoll – ist sie aber nie gewesen. Wenn ich mir die Rekonstruktion einer Fassade an einem noch bestehenden Berliner Kaufhaus wünschen dürfte, dann fiele meine Wahl auf Karstadt am Hermannplatzdas war mal eine Ding!


    Das neue Glasdach und der Abriss der postmodernen Aufbauten aus den 90ern finde ich o.k., recht gebe ich Treverer aber in seiner Kritik am geplanten Innen-Umbau: Der scheint mir mit seinen überglasten Treppenhaus-Schächten mächtig an der gängigen Shopping-Mall-Mode orientiert zu sein. Das Originäre an einem mondänen Großwarenhaus scheint mir hier dem Zeitgeist geopfert zu werden – im Falle des KaDeWe wären das die Galerie über (fast) alle Stockwerke und die leicht angestaubte Präsentation der Waren, die sich etwas von der Umständlichkeit vergangener Jahrzehnte bewahrt hat.


    Schade, wenn das verloren ginge – dann könnte man auch gleich ins Alexa latschen...

    2 Mal editiert, zuletzt von Architektenkind () aus folgendem Grund: Rechtschreibkorrektur

  • Ich finde das KaDeWe eine Ikone und zwar mit seinen Umbauten und Aufstockungen. M.E. kann es sich im Konzert der Großen Kaufhäuser durchaus sehen lassen, auch wenn es nicht das größte und schönste von allen ist.


    In seiner wilhelminischen Behäbigkeit ist es in seiner äußeren Form ein ganz starker Schlusspunkt für den Kudamm/Tauentzien.


    Die Visu überzeugt mich nicht und um das Dach finde ich es schade. Vielleicht wird es ja am Ende noch besser als es jetzt scheint. Die Anbauten nach hinten und die Brücke sollte man unbedingt überarbeiten und könnte dabei die Fassade des Hauptbaus aufgreifen. Man könnte sich hier durchaus an der Mall of Berlin orientieren.


    M.E. ist das Kaufhaus sehr gelungen aber die Umgebung beliebig und unbefriedigend.

  • ... das KaDeWe glänzt schon durch seine aussergewöhnliche Schaufenstergestaltung. Das Gebäude selbst ist äusserlich nicht besonders aufregend, aber auch nicht schlecht. Den Umbau begrüße ich, zumal er mehr nutzbare Fläche kreieren wird.


    Der Umbau dürfter vor allem die sechste Etage tangieren, wo die Restaurants / Feinschmeckerabteilung untergebracht ist.


    Im KaDeWe sind im Übrigen ~ 150 Köche + Konditoren beschäftigt. Der Gastronomiebereich ist vielleicht das Aushängeschild des KaDeWe.


    Natürlich ist das KaDeWe nicht mit Harrod's oder Macy's vergleichbar


    ... Galeries Lafayette und Macys sind Ketten, das KaDeWe gehört zwar auch zu einem Kette, hat aber einen eigenständigen Namen.
    Das KaDeWe muss auch nicht das luxuriösteste und teuerste Haus sein, wirklich billige Sachen gibt es im KaDeWe aber nicht.


    M.E. ist das Kaufhaus sehr gelungen aber die Umgebung beliebig und unbefriedigend.

    ... sehe ich ähnlich, zumindestens was den Wittenbergplatz angeht.

  • Galeries Lafayette und Macys sind Ketten, das KaDeWe gehört zwar auch zu einem Kette, hat aber einen eigenständigen Namen.


    Ich meinte natürlich die Architektur der Stammhäuser. Warum sollte ich die Besitzstrukturen meinen?

  • Das KaDeWe hat meiner Meinung eine Auffrischung von außen nötig.


    Der Aufbau überzeugt mich jedoch auch nicht, er wirkt auf den Visus lieblos und beliebig und steht in keinerlei Beziehung zum Rest des Gebäudes.


    Was jedoch helfen könnte, wäre ein bisschen mehr Plastizität in der Fassade und eine Aufhellung. Es ist vergleichsweise wenig Aufwand, könnte aber viel bringen. Hier nochmal ein Bild um es zu betonen.


    http://cdn.panoramastreetline.…ntzienstrasse_Detail4.jpg


    Versteht mich nicht falsch, eine Dachterasse ist eine sehr gute, überfällige Idee. Bloss dieser Entwurf gefällt mir nicht.

  • @ Architektenkind: Ich sehe da schon einen gewaltigen Unterschied zwischen der Vorkriegsfassade und dem heutigen Zustand. Natürlich war es kein wilhelminischer Neobarock-Protzstil mit Stuckorgien, aber ein sehr ansehnlicher Jugendstil. Die Plastizität der Fassaden, der betonte Haupteingang mit den angedeuteten Türmen, die "Landhausseite" zur Ansbacher Straße, das stimmige Dach - das sah vielleicht nicht überragend, aber durchaus harmonisch und repräsentativ aus.


    Natürlich ist die damalige Dachsituation aufgrund der Aufstockungen so nicht mehr wiederherstellbar, aber die kalksteinernen Fassadenbereiche könnte (und sollte) man sehr wohl wieder dem Urzustand annähern.


    Es geht auch nicht darum, dass eine schönere Fassade mehr Laufkundschaft anziehen würde. Wer im KaDeWe einkaufen will, geht rein, selbst wenn es außen relativ hässlich aussieht. Die Leute gehen ja auch in die heute oft öden 4- und 5-Sterne Hotels, die innen allen Komfort bieten, äußerlich aber Schuhschachteln sind. Es ist der allgemeine Trend, keinen Wert mehr auf ein stimmiges und repräsentatives Äußeres zu legen, das auch den Luxus/Stil/Gediegenheit ausstrahlt, denn man innen bietet.

    Ich glaube aber schon, wäre das KaDeWe auch architektonisch gelungener, wäre der Bekanntheitsgrad speziell im Ausland (noch) höher. Hierzulande kennt man es vornehmlich aufgrund der "Funktion" (größtes Kaufhaus Kontinentaleuropas, Luxuskaufhaus), aber sicher nicht als architektonisch bedeutendes Gebäude oder gar Schmuckstück.


    Zum Inneren: Ich selbst gehe nur äußerst selten und eher ungern ins KaDewe, obwohl ich eigentlich ein Fan der klassischen Warenhäuser bin und nicht der heutigen "Malls". Aber das KaDeWe ist mir persönlich zu groß und unübersichtlich.

  • Ergänzend zu Beitrag 1 noch ein paar weitere Visus zur OMA-Planung:




    (C) OMA


    In dem neuen Glasdach wird es laut Mopo eine Bar, ein Restaurant und eine große Terrasse, auf der auch Open-Air-Veranstaltungen stattfinden können, geben.


    Edit: Habe alle Beiträge hierzu in einen eigenen Thread zusammengefasst.

  • Dazu noch ein Bild, ebenfalls von OMA, das für die neue Organisation des Gebäudes sehr aufschlussreich ist:

    Quelle: OMA


    Investiert werden soll laut FAZ wohl ein hoher dreistelliger Millionenbetrag...und das Restaurant soll bis 1 Uhr geöffnet haben!

  • Das Dach sieht schon schnieke aus, wenn auch nur abends. Aber ich finde der/ein Giebel muss bleiben. So abgehackt ist doof. Die Rundbögenschaufenster im EG hingegen sagen mir sehr zu.


    Ob diese 4 avangardistischen, expressionistischen Treppenhäuser so ideal sind...? Da muss man ja alles auf den Kopf stellen und am Ende wird bestimmt wieder jedes nur in eine Richtung gehen (lässt das eine Bild vermuten). Wer braucht das?