Berliner Dom

  • ies

    Mit Verlaub, bist du wirklich so dämlich oder tust du nur so? Schon mal etwas von der Kapuzinergruft in Wien, der Kathedrale von Saint-Denis bei Paris oder dem Kloster El Escorial bei Madrid gehört?


    Durchaus lieber Architektator, aber deswegen bleiben es doch Kuriositäten.


    Wegen mir können das auch lokale Heiligtümer sein, es bleiben immer Ausnahmen. Auch das Aufbahren des Lenin ist für mich eine Kuriosität, genauso wie das Zerstückeln der Leichen und den Geiern vorwerfen in Tibet oder das Konservieren, Aufbewahren und Rumtragen an Feiertagen der Toten in den Familien anderswo (weiß so spontan nicht mehr wo das war, Mittelamerika?).
    Aber hier bei uns, wo es genug Erde zum begraben, genug Holz zum verbrennen, oder Flüsse und Meere für Seebestattungen gibt und wir hier eigentlich keine besonderen Kulte pflegen und die Toten in den Särgen auch keine Unbekannten sind, die schon 1000 Jahre darin liegen, ist das zur Schau stellen dieser Hohenzollern-Särge für mich ein Kuriositätenkabinett.
    Ein interessantes und unterhaltsames allerdings.


    (Ironie an) Aber vielleicht wollen ja auch bestimmte Menschen daraus wieder eine Kultstätte machen. Mit Tränen in den Augen vor den Särgen stehen, als wenn es die eigenen Eltern wären, ein fröhliches "Heil Dir im Siegerkranz" summend, still den alten Zeiten fröhnen... (Ironie aus)

  • Baukörper: Deine Ignoranz ist echt unerträglich. Jeder kann über Leben und Tod denken, was er mag. Aber er sollte doch zumindest empathisch nachvollziehen können, dass es Andersdenkende und -fühlende gibt. Und entsprechend kann man sich in einem öffentlichen Forum auch sachlich und respektvoll artikulieren, selbst wenn man so locker über solche Themen denkt und anderen Kulturen des Umgangs damit für sich selbst nichts abgewinnt. Wenn Du irgendeine (post)pubertäre Phase der Konfrontation und Provokation durchläufst, dann arbeite das doch bitte anderswo ab. Was Bau-Lcfr schreibt, kann ich nur unterschreiben. Du entblößt eine Seite, die ich hochgradig peinlich und abstoßend finde. Offenbar empfindest Du das komplett anders aber gerade deshalb wollte ich mal ungewohnt deutlich werden.


    BTT: Ob es diese Reko wirklich braucht? Ich persönlich denke nicht. Zumindest hier sehe ich es momentan wie Architektenkind. Der Dom braucht keine Erweiterung, auch wenn es eine solche einst gab. Es gibt auch so genug Kosten und Arbeit.

  • Auch das Aufbahren des Lenin ist für mich eine Kuriosität, genauso wie das Zerstückeln der Leichen und den Geiern vorwerfen in Tibet oder das Konservieren, Aufbewahren und Rumtragen an Feiertagen der Toten in den Familien anderswo (weiß so spontan nicht mehr wo das war, Mittelamerika?).


    Ich hätte Dir jetzt schon etwas mehr Kultursensibilität zugetraut ... also wenn Du Dich an den Hohenzollern abarbeitest oder Dich über die Kaiserzeit und deren Hinterlassenschaften polemisch äußerst, findest Du hier sicher jede Menge Beifall und sicher auch viel Widerspruch, wir haben halt ein schwieriges, gebrochenes Verhältnis zu unserer Geschichte und das ist dann eben Deine Art, damit umzugehen ... aber warum man sich hier in dieser Weise herablassend, spöttisch und irgendwie auch respektlos über die kulturellen Traditionen von Tibetern und Mittelamerikanern äußern muss, das erschließt sich mir überhaupt nicht ... (Ironie an) Ich empfehle einen Besuch im bald fertigen Humboldt Forum (Ironie aus)


    denn normalerweise werden die Toten ja begraben und haben dann ihre Ruhe.


    "normalerweise" ist im Zeitalter der kulturellen Vielfalt doch eher eine, wie Du sagen würdest, "kuriose" Kategorie. Und eine Leitkulturdebatte zu Totenkult und Begräbnisritualen ist in diesem Zusammenhang auch etwas schräg ...

  • Iaber warum man sich hier in dieser Weise herablassend, spöttisch und irgendwie auch respektlos über die kulturellen Traditionen von Tibetern und Mittelamerikanern äußern muss, das erschließt sich mir überhaupt nicht ... (Ironie an) Ich empfehle einen Besuch im bald fertigen Humboldt Forum (Ironie aus)


    "normalerweise" ist im Zeitalter der kulturellen Vielfalt doch eher eine, wie Du sagen würdest, "kuriose" Kategorie. Und eine Leitkulturdebatte zu Totenkult und Begräbnisritualen ist in diesem Zusammenhang auch etwas schräg ...


    Eine Leitkulturdebatte führen hier ja wohl Andere!


    Wenn Du das als respektlos empfindest ist das Deine Sache.
    Ich habe zu keinem Zeitpunkt geschrieben dass ich das ich die Totenkulte nicht respektiere, ich halte sie aber aus meiner mitteleuropäischen Sicht für seltsam, sonderbar, von der Norm abweichend (=kurios), ohne dass ich damit ein Problem habe.
    Diese Totenkulkte /-riten haben ja i.d.R. eine sachliche Begründung, Katakombenbestattungen sind z.B. in römischen Städten entstanden, weil Erdbestattungen nicht erlaubt waren, ebesowenig wie Feuerbestattungen bei den damaligen Christen.


    Diese aber heute als Museum zugänglich zu machen, wie die Hohenzollerngruft, kann man toll finden, oder als Heiligtum ansehen, muß man aber nicht! Ich finde es interessant, mehr aber nicht.
    Die Särge überhaupt auszustellen, dient ja grundsätzlich dem Gedenken und der Verehrung, da hört dann mein Verständnis dafür auf.
    Besonders die Vorstellung in Zukunft z.B. den Sarg eines ehemaligen preußischen Königs wieder an einer exponierten Stelle, in der Denkmalkirche, auszustellen, halte ich für überhaupt nicht Zeitgemäß.
    (Ich könnte auch sagen, tue es aber nicht, dass ich das für eine Kuriosität halte...)

  • Baukörper: Dein gesamter Duktus ist zunehmend kindisch und peinlich. "Ich könnte sagen..." Du HAST bereits gesagt, in mehr Worten als nötig. Dein Standpunkt ist längst klar. "Kuriositätenkabinett" und Deine sonstigen spöttischen (nebenbei teils völlig misinformierten) Bemerkungen werfen einfach ein extrem negatives Licht auf Dich und unterstützen kein sachliches Argument.


    Nebenbei ist es eine reine (mE recht lächerliche) Unterstellung, dass es hier um eine fortdauernde Verehrung ginge. Kulturelles und historisches Erbe würden mir viel naheliegender erscheinen. Die Pyramiden oder das Taj Mahal werden ja auch lange nach Erlöschen des entsprechenden Kultes bzw der persönlichen Verehrung aus verschiedenstem Interesse besucht. Die teils sehr prominent platzierten Gräber berühmter Persönlichkeiten der Neuzeit, auch bspw Darwins und jüngst Hawkings stellen für die Mehrzahl der Besucher mW KEINE Pilgerstätten oder Heiligtümer dar.


    Dass es aber die Möglichkeit gibt, diese Grab- oder Gedenkstätten zu besuchen und so völlig individuell in Beziehung zu den Verstorbenen zu treten, finde ich völlig ok und falls möglich und erwünscht gewissermaßen auch sinnvoll und unterstützenswert. Extra eine Kirche wieder aufbauen, muss man dafür mE jedoch nicht, zumal es einen entsprechenden Standort hier ja bereits gibt. Auch ich verspüre keinen großen Drang, solche Orte zu besuchen (zumindest nicht mehr oder weniger als einen gewöhnlichen Friedhof). Aber unabhängig von der eigenen Weltanschauung sollte man dennoch respektvoll mit solchen Stätten umgehen, die zumindest vom Potential her der Auseinandersetzung mit Menschen sowie deren Kultur/ Werten/ ggf Leistungen dienen. Wenn jemand eine besondere Beziehung dazu hat und sich vielleicht sogar an einer solchen Stelle den Verstorbenen wirklich auf irgendeiner Ebene nah fühlt, so ist das mE zu achten. Ebenso wie außereuropäischer Totenkult sicherlich nichts Lächerliches oder Banales ist/ sein sollte, was man mal nebenbei in einem Internetbeitrag verwurstet.


    Vielleicht solltest Du mal ein paar Aufsätze von Thomas Macho zum Thema Tod und Umgang mit den Toten lesen. Oder Dich mal mit Menschen in Verbindung setzen, die heutige Sterbende begleiten. Glaube mir, dass auch heute längst nicht alles völlig rational erscheinen mag, was damit zusammen hängt. Aber wer nicht zumindest empathisch mit so etwas umgehen kann, ist mE ein armer Tropf und potentiell wird er immer wieder andere empfindlich verletzen und vor den Kopf stoßen. Aber das ist vermutlich auch mein letzter Beitrag zum Thema. Wiederholte, begründete Hinweise ignorierst Du scheinbar ohnehin. Also was diskutieren wir hier noch?

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • jan85: Was läuft denn bei Dir für ein Film??? Du zitierst mich falsch! Das nervt mich ! Du interpretierst mich falsch! Das verstehe ich nicht.
    Auch finde ich es schwer erträglich, von Dir und Anderen beleidigt zu werden, u.a. weil ich kein Preußenfan bin.


    Im Grunde geht es ja nur um die unterschiedliche Deutung von "Kuriositäten", bzw. um den unterschiedlichen Gebrauch des Wortes.


    Ich habe auch nicht über irgendwelche Toten gespottet, Du empfindest das vielleicht nur so. Mach dir keine Sorgen um meinen Umgang mit Toten, Sterbenden oder deren Angehörigen. Das geht Dich nichts an und da liegst du auch völlig falsch!


    Wenn Du die Hohenzollerngruft mit dem Tadj Mahall oder den Pyramiden vergleichst, schießt Du doch gehörig übers Ziel hinaus.


    Du widersprichst Dir übrigens m.E. wenn Du einerseits sagst: "fortdauernde Verherung wäre eine lächerliche Unterstellung",
    aber bereits im nächsten Absatz schreibst Du folgenden Satz:


    Dass es aber die Möglichkeit gibt, diese Grab- oder Gedenkstätten zu besuchen und so völlig individuell in Beziehung zu den Verstorbenen zu treten, finde ich völlig ok und falls möglich und erwünscht gewissermaßen auch sinnvoll und unterstützenswert.


    Das finde ich komisch, wenn es sich dabei um so etwas wie die Hohenzollerngruft handelt.

  • Diese nachträgliche Leugnung und Umdeutung des Selbstgesagten hat ja schon komische Qualität. Das vermeintlich falsche Zitat würde ich zudem gerne belegt bekommen. Und auch den angeblichen Respekt der folgenden wörtlichen Zitate.


    Die aktuelle Gruft wird demnächst saniert und taugt doch dann sicher als hervorragendes Kuriositätenkabinet. Anders kann man doch einen Ausstellungsraum mit dutzenden Särgen inkl. dezentem Modergeruch nicht bezeichnen.


    Aber entweder ist es ein ernsthafter Begräbnisort einer Familie, dann muss man die Besuchbarkeit für jedermann hinterfragen, oder es ist ein Museum, und das ist im Moment die offizielle Lesart, dann kann man es auch als Kuriositätenkabinett bezeichnen in dem man auch viel lernen, staunen und sich irritieren lassen kann.


    Auch das Aufbahren des Lenin ist für mich eine Kuriosität, genauso wie das Zerstückeln der Leichen und den Geiern vorwerfen in Tibet oder das Konservieren, Aufbewahren und Rumtragen an Feiertagen der Toten in den Familien anderswo (weiß so spontan nicht mehr wo das war, Mittelamerika?).
    Aber hier bei uns, wo es genug Erde zum begraben, genug Holz zum verbrennen, oder Flüsse und Meere für Seebestattungen gibt und wir hier eigentlich keine besonderen Kulte pflegen und die Toten in den Särgen auch keine Unbekannten sind, die schon 1000 Jahre darin liegen, ist das zur Schau stellen dieser Hohenzollern-Särge für mich ein Kuriositätenkabinett.
    Ein interessantes und unterhaltsames allerdings.


    (Ironie an) Aber vielleicht wollen ja auch bestimmte Menschen daraus wieder eine Kultstätte machen. Mit Tränen in den Augen vor den Särgen stehen, als wenn es die eigenen Eltern wären, ein fröhliches "Heil Dir im Siegerkranz" summend, still den alten Zeiten fröhnen... (Ironie aus)


    Besonders die Vorstellung in Zukunft z.B. den Sarg eines ehemaligen preußischen Königs wieder an einer exponierten Stelle, in der Denkmalkirche, auszustellen, halte ich für überhaupt nicht zeitgemäß.
    (Ich könnte auch sagen, tue es aber nicht, dass ich das für eine Kuriosität halte...)


    Ich könnte jetzt insbesondere in Bezug auf den letzten markierten Satz sagen, dass Du offenbar selbst nicht mehr ganz kapierst, was Du schreibst. Oder dass saloppe Begriffe wie "unterhaltsames" bzw "hervorragendes Kuriositätenkabinett", "Rumtragen" bzw der Schluss, dass diverse Totenkulte eindimensional mit Mangel an Erde, Holz o.ä. erschöpfend erklärt werden könnten, NICHT gerade für Respekt und Toleranz sprechen. Ich könnte sagen, dass so eine entbehrliche Profilierung ein ziemlich unschönes Bild von Dir zeichnet. Aber nichts davon sage ich.


    Zu den angeblichen Widersprüchen: Wer die Pyramiden und Königsgräber besucht und von den aufwändigen Grabstätten oder auch kleinen Sarkophagen für verstorbene Kinder menschlich berührt ist, wer vor Hawkings Grab noch einmal über dessen höchst ungewöhnliches Leben nachdenkt und evtl. seine "letzte Botschaft" von der Cambridge University reflektiert, wer in der Gruft der Hohenzollern-Särge über deren Biographien und Einfluss auf die deutsch-europäische Geschichte grübelt, der VEREHRT nicht zwangsläufig die Verstorbenen. Es ist eine Projektionsfläche, die jeder Besucher individuell nutzen oder aber ignorieren kann. Die Sinnstiftung ist nicht universal vorgegeben. Und natürlich muss man nicht alles nachvollziehen können, was andere daraus machen. Aber dass es seit der Vorgeschichte bis heute nahezu weltweit Totenkulte und entsprechende Orte, Objekte oder Riten und Praktiken gibt, ändert das trotzdem nicht.


    Dass die westliche Moderne den Tod seit ein paar Jahrhunderten (ein vergleichsweise verschwindend kleiner Zeitraum) lieber verdrängt und es daher keine neuen Hügelgräber, Pyramiden, Taj Mahals oder Grabkirchen in unserer Region gibt, nimmt solchen für unsere Kulturgeschichte relevanten Stätten nicht ihre andauernde Relevanz. Zwangsläufig überlegen/ normaler oder weniger kurios sehe ich den Umgang der Moderne mit dem Thema auch nicht. Letztlich haben wir nach wie vor ebenso wenig eine befriedigende Antwort auf das Thema wie irgendwer vor uns. Dass wir statt einem Toten- eher einen Jugendkult veranstalten und bereits das Altern ausblenden wollen, führt mE eher zu Komplexen und der berühmten Midlifecrisis sowie den vielen einsamen Alten. Vielleicht wird sich der Trend auch wieder stärker umkehren. Auch für heutige Todesopfer gibt es ja Gedenkstätten, auch wenn diese oft nicht mit Grabstätten identisch sind und teilweise bewusst positiv besetzt sind (Rosenskulptur für Diana, Phoenixskulptur auf dem Inge Beisheim Platz). Weniger tot als die Hohenzollern sind die Betreffenden jedoch nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Ein grundsätzliches Problem in der Diskussion, denke ich, ist der Versuch von Baukörper, eine Art mitteleuropäische Norm für Bestattungen zu definieren und dann Abweichungen von dieser „Norm“ als Kuriosität zu deklarieren.


    Eine wie immer geartete Norm hierzu gab und gibt es nicht. Bestattungen in Europa reichen von Beinhäusern in Wien über Grüfte mit Glasdach in England, wo sich Angehörige zu ihren toten Ahnen beim Picknick gesellten (u. a. Highgate Cemetery) bis zu Prunksarkophagen die natürlich gefertigt wurden um gesehen zu werden und nicht in Grüften vermauert wurden.


    Keine Norm und also keine Abweichung davon also auch keine Kuriositäten...

  • Baukörper disqualifiziert sich mit seinen Äußerungen nur selbst. Wir sollten am besten einfach nicht mehr darauf eingehen.


    Es ist schon erstaunlich mit welcher Leidenschaft man im ehemals annektierten und Kulturkampf-erprobten Rheinland sowie in Bayern (!) für den Wiederaufbau der Hohenzollerngruft kämpft.


    Noch erstaunlicher ist das Desinteresse, was manche Berliner für ihren reparaturbedürftigen Dom haben. Übrigens geht es hier nicht um die Hohenzollerngruft (sie wurde glücklicherweise ja schon in der DDR-Zeit wiederaufgebaut), sondern um eine mögliche Ergänzung von Kuppeln, Denkmalskirche und Vorfahrt.

  • Ein grundsätzliches Problem in der Diskussion, denke ich, ist der Versuch von Baukörper, eine Art mitteleuropäische Norm für Bestattungen zu definieren und dann Abweichungen von dieser „Norm“ als Kuriosität zu deklarieren.


    Das trifft allerdings nur für diese Diskussion zu.
    Grundsätzlich setzt der Kollege Baukörper jedes kulturgeschichtliche Interesse mit "Verherrlichung und Preussenkult" gleich.
    Er unterstellt dies auch regelmäßig allen die unsere (sicher nicht immer rühmliche) Kulturgeschichte erlebbar erhalten wollen.
    Gerne wird das auch auf Architektur übertragen, die dann wieder als preußisch versifft oder ähnliches tituliert wird.
    Er will sich einfach nicht vorstellen, daß es Menschen gibt denen es wichtig ist unsere Kulturgeschichte als einen Teil von uns selbst bzw. unserer Entwicklung zu begreifen ohne dies mit irgendeinem Kult oder Verherrlichung zu verbinden.
    Für den Kollegen Baukörper gehört alles weg bzw. entwürdigt was nicht seinen (unseren) heutigen Maßstäben gerecht wird.


    Er verabscheut offensichtlich jegliches kulturgeschichtliche Erbe sämtlicher Kulturen so sehr, daß er garnicht merkt wie respektlos er damit umgeht.



    Gruß, Jockel

  • Naja - ich würde mal sagen, das ist eine Scheindiskussion ohne Realitätsbezug. Niemand hat in Wirklichkeit vor, irgendentwas am Äußeren des Berliner Doms zu ändern - die Gruft wird nur saniert. Die Aufstellung der Sarkopharge bleibt unverändert - vielleicht ändert sich maximal nur das "Ausstellungsdesign". Für mindestens die nächsten 50 Jahre gibt es da wohl keine anstehenden Veränderungen. Keiner der Verantwortlichen will etwas ändern.

  • Stadtstruktur: Das ist so nur teilweise richtig.


    Soweit ich weiß setzt sich der Dombauverein für die Rekonstruktion insbesondere der 1975 gesprengten Denkmalskirche auf der Nordseite ein. Von diesem Gebäude sind rund 200 Fassadenteile erhalten, die in einem Wald bei Ahrensfelde liegen und hoffentlich eines Tages wiederverwendet werden können. Daneben müsste man auch die kaiserliche Vorfahrt auf der Südseite und die ursprüngliche Dachlandschaft des Berliner Doms wiederherstellen.


    Auf der verlinkten Website ist zu lesen:



    Ziele des Dombau-Vereins


    Die Debatte ist folglich nicht aktuell aber auch nicht völlig hypothetisch. Scheinbar ist die Denkmalkirche eher ein reales Ziel als die Rückkehr der historischen Dachlandschaft, was ich relativ schade fände (gerade die historischen Kuppeln würden dem Dom eine andere Eleganz verleihen und bestens mit dem Humboldtforum korrespondieren). Allerdings kann ich auch gut damit leben, falls wirklich noch in 50 Jahren alles beim Status quo bleiben sollte. Tatsächlich empfinde ich das Handeln der DDR als Kulturfrevel aber nicht jeden davon muss man teuer reparieren. Falls jedoch der gesellschaftliche Konsens hierfür herzustellen ist (und mit dem Humboldtforum könnte dies wahrscheinlicher werden), wäre ich auch sehr einverstanden damit:


    https://upload.wikimedia.org/w…/bd/Berliner-Dom-1905.jpg
    Quelle Wikipedia Commons, Status gemeinfrei aufgrund Ablauf der Urheberrechte


    Bild wegen zu hoher Auflösung geurlt.
    Bato

  • Es ist schon erstaunlich mit welcher Leidenschaft man im ehemals annektierten und Kulturkampf-erprobten Rheinland sowie in Bayern (!) für den Wiederaufbau der Hohenzollerngruft kämpft.


    Es ist schon erstaunlich, dass du anscheinend mit deinem Weltbild in einer Zeit stehengeblieben bist, in der regionale Herkunft determiniert was für Vorlieben und Abneigungen man gegen Kultur, Menschen und auch Bauwerke anderer Regionen haben muss.

  • Also, bei einem Projekt, dass in keinster Weise von irgendeinem Akteur in Berlin auf die Agenda gesetzt wird und dessen Realisierung nicht einmal angedacht ist, finde ich es schon merkwürdig, dass Personen außerhalb Berlins es so vehement vertreten.

  • ^ Du scheinst mir weniger irritiert, wenn Personen außerhalb Berlins demselben Projekt sehr vehement entgegentreten ....


    Im Übrigen finde ich es schon sehr erstaunlich, dass man noch nicht mal versucht, die reichlich vorhanden Fassaden- und wohl auch Ausstattungselemente der Denkmalskirche in irgendeiner Weise zu sichern / erfassen / konservieren ... so ganz große Geldbeträge kann das ja nicht kosten und man würde zukünftigen Generationen die Chance geben, sich damit auseinanderzusetzen und jeweils neu die Entscheidung darüber zu treffen, wie man damit umgehen möchte, vielleicht sogar, wenn wir Heutigen uns dazu nicht durchringen können oder wollen, einen Wiederaufbau in Angriff zu nehmen oder eben auch nicht. Das wäre kulturelle Nachhaltigkeit!


    So lässt man die historischen Überreste einfach im Wald weiter verwittern, verwachsen und vermoosen ... und riskiert den Bestand eines Teiles der historischen Erinnerung unserer Kinder, nur weil wir uns selber damit schwer tun.


    Zeigt sich in diesem Verhalten Desinteresse, Inkompetenz oder einfach eine spezielle Form der Verachtung bzw. Geringschätzung der Epoche, die man in diesen Resten eines Baudenkmals symbolisch zu sehen glaubt? Ich weiß es nicht ... :nono: ... sollte es aber letzteres sein, hätten wir die unselige Verlängerung der in Deutschland schon immer sehr stark ausgeprägten Tradition der Bilderstürmerei ... eigentlich erstaunlich, dass wir aus unserer Geschichte irgendwie nicht lernen wollen ...

  • Bilderstürmerei

    ... eigentlich erstaunlich, dass wir aus unserer Geschichte irgendwie nicht lernen wollen ...


    Oh, genau diese Motivation, zu zeigen, "dass wir aus der Geschichte gelernt haben" ist es ja, die uns den Widerstand gegen das Hohenzollernschloss,
    die historische Gestaltung des Umfeldes der Schinkel´schen Wache mit den Generälen, usf. beschert.


    Während die Kommunisten kein Problem damit hatten, in den Zaren-Kreml zu ziehen oder französische Demokraten ganz selbstverständlich Gebäude
    der Bourbonen-Sonnenkönige oder des Imperialisten Napoleon nutzen, bestehen bei uns ganz andere Bestrebungen.
    Ich denke, dass der Wiederaufbau der Denkmalkirche schon wegen der "umstrittenen" Hohenzollern-Monarchie ein Politikum erster Art wäre.


    "Nach dem Schloss nun auch noch DAS!"

    Das drückt sich dann eben auch durch Mißachtung der Chancen und Optionen aus.
    Und so vergammeln die Spolien im Wald...

  • Ein grundsätzliches Problem in der Diskussion, denke ich, ist der Versuch von Baukörper, eine Art mitteleuropäische Norm für Bestattungen zu definieren und dann Abweichungen von dieser „Norm“ als Kuriosität zu deklarieren.


    Eine wie immer geartete Norm hierzu gab und gibt es nicht. Bestattungen in Europa reichen von Beinhäusern in Wien über Grüfte mit Glasdach in England, wo sich Angehörige zu ihren toten Ahnen beim Picknick gesellten (u. a. Highgate Cemetery) bis zu Prunksarkophagen die natürlich gefertigt wurden um gesehen zu werden und nicht in Grüften vermauert wurden.


    Keine Norm und also keine Abweichung davon also auch keine Kuriositäten...


    Danke für Deinen sachlichen Beitrag aber, ich will doch nichts definieren und es ist ja wohl unbestreitbar, dass hier in Mitteleuropa die Erd- und Feuerbestattungen Standart (=Norm?) sind und nicht die, für die Öffentlichkeit zugängliche, Gruft. Natürlich bestätigen die Ausnahmen die Regel.


    Prunksarkophage angucken, weil sie dafür gemacht wurden, kann man machen, hat aber für mich im Fall der Hohenzollern doch was (nein, ich benutze das böse k-Wort nicht mehr) sonderbares.

  • Die Ausnahmen sind eben bei vielen hochrangigen Persönlichkeiten zu finden.


    Ein wichtiger Punkt für mich ist dass diese Ausnahmen eben auch in Kunstwerken resultierten. Die Grablege der Sophie Charlotte z.B. im Park des Schlosses Charlottenburg z.B. schaue ich mir nicht an weil es eine "K..." wäre, sondern weil sie ein bedeutendes Kunstwerk darstellt.


    In Paris schaue ich mir auch die Krypta von Napoleons Grablege an weil ich sie als künstlerisch (und auch architektonisch) bedeutend erachte und nicht weil ich Napoleons Imperialismus verehren möchte.


    Auch gehe ich gern im Schlosspark von Schloß Charlottenburg spazieren und liebe diese Schlossanlage... ohne Monarchist oder Verehrer der Hohenzollern zu sein...


    Und wenn Du Dir die alten Friedhöfe in Berlin anschaust, findest Du prunkvolle Grabkapellen mit Sarkophagen en Masse, die ursprünglich öffentlich zugänglich waren...

  • Also, bei einem Projekt, dass in keinster Weise von irgendeinem Akteur in Berlin auf die Agenda gesetzt wird und dessen Realisierung nicht einmal angedacht ist, finde ich es schon merkwürdig, dass Personen außerhalb Berlins es so vehement vertreten.


    Guten Morgen, Tomov. Der Dombauverein setzt sich für den Wiederaufbau der Denkmalskirche ein, worauf jan85 und ich bereits hingewiesen haben. Die Diskussion macht wenig Spaß, wenn manche Teilnehmer die vorherigen Beiträge nicht lesen.


    Was das Gesamtbild des Doms betrifft, stimme ich jan85 und Architektenkind zu, dass die Rekonstruktion der Dachlandschaft höhere Priorität als die der Denkmalskirche und der Vorfahrt hat. Allerdings dürfte sie auch wesentlich komplexer und teurer sein.

  • ^^ Dem kann ich mich anschließen ...


    Ich denke, gerade der Kenotaph der Königin Luise ist ein schönes Beispiel für die Perspektivität der abweichenden Betrachtungen ...


    Die einen mögen darin nur die Darstellung einer verstorbenen Monarchin oder eine Art Devotionale für einen unkritischen Verherrlichungskult sehen ...


    Viele andere bewundern aber vor allem die überragende Kunstfertigkeit eines Christian Daniel Rauch, der dem harten Marmor ein wunderbar weiches Bild einer scheinbar nur schlafenden Frau abgerungen hat ... großartige Kunst und ein Zeichen dafür, wozu Menschen fähig sind, wenn man ihre Begabungen fördert und unterstützt.


    So ganz ähnlich scheint mir das auch beim Stadtschloss zu sein. Die einen mögen drin nur einen aufgesetzten Fassaden-Pomp und leeres Hohenzollern-Pathos sehen, viele andere aber sehen darin die grandiosen Entwürfe der beteiligten Architekten, den Fleiß und die Mühen der "Werktätigen", die dieses Schloss mit ihrer Arbeit und ihrem Schweiß errichtet hatten, also nicht primär ein Werk der Hohenzollern, sondern eines der Maurer, Bildhauer, Stukkateure, Maler, Kunsthandwerker ... die Monarchen bezahlten, aber entworfen und gebaut haben "die Menschen" und das gilt für viele andere Bauten auch, die man nach dem Krieg achtlos bzw. voller Verachtung abriss oder dem Verfall preisgab ...