Potsdam: Wiederherstellung historische Mitte - Diskussionsthread

  • Der Staudenhof mit seinen winzigen Ein-Zimmer-Buden ist doch nun weder städtebaulich noch von der Raumaufteilung noch von der Qualität der Baumaßnahme erhaltenswert.


    Bei jedem Bauprojekt gibt es inzwischen Widerstände, Wutbürger und allerlei Initiativen, doch was ich hier am Quängeln gegen den Abbruch einiger Bruchbuden sehe, sprengt weit den Mass des Üblichen. In Düsseldorf wird gerade ein Nachkriegszeit-Block abgerissen, zum Teil Geschäftshäuser, zum Teil Wohnhäuser - Proteste vernahm ich keine, erst recht keinerlei Begehren oder lange Prozesse. Das hier kann man mit keinen rationalen Beweggründen erklären.


    ^ Ob die Folgebauten gehörend kleinteilig, möglichst stimmig gestaltet werden - das ist die richtige Frage. Sie sollte mehr in Focus öffentlicher Aufmerksamkeit rücken - schade, dass dieses ewige Sich-quer-stellen-als-Langeweile-Vermeidung-da-nichts-besseres-einfiel von der wirklich wichtigen Frage ablenkt.


    Hier baute eine Wohnungsbaugenossenschaft am Marktplatz einer Großstadt - das Ergebnis unterschreitet bei der Gestaltungseinerlei selbst die frühe Nachkriegszeit. Auch der Folgebau in Düsseldorf am Standort des verlinkten Abrisses, diesmal vom privaten Investor (aber nur einen für den ganzen Straßenblock), soll bloß eine Einheitsfassade bekommen, wo früher ein paar minimal unterschiedliche standen.

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    Was soll den immer dieser ewig gestrige Äpfel-mit-Birnen-Vergleich. Unterschiedliche kulturelle Einstellungen und Stadttheater, ja und? Es gibt, hier im forum oft genug gesagt, Rationelle Gründe für Erhalt. Es ist ein spezifische Fragestellunge welche Ortsgebunden ist, daher ist es irrelevant was andere immer tun und toll finden. Andere müssen nicht in der Stadt leben.

  • In Düsseldorf wird gerade ein Nachkriegszeit-Block abgerissen, zum Teil Geschäftshäuser, zum Teil Wohnhäuser - Proteste vernahm ich keine, erst recht keinerlei Begehren oder lange Prozesse.


    Nun ja, auch im Westen geht man recht sorglos mit dem städtebaulichen Erbe der Nachkriegszeit um. Das hat zum Teil gute Gründe, weil damals mangel- und modebedingt tatsächlich viel Schrott gebaut wurde. Andererseits ist es gefährlich, weil sich bei Bauherren und in der Öffentlichkeit die Mentalität eingeschlichen hat, dass alles, was damals entstand, Schrott sei und ohne Bedenken selbst für die schlichtesten 08/15-Investorenklötze geopfert werden dürfe.


    Ohne dass ich jeder Bürgerinitiative zum Erhalt eines Nachkriegsbaus rechtgeben würde, freue ich mich doch, dass es sie gibt – als Korrektiv, das einen allzu abrissfreudigen Zeitgeist zwingt, zweimal hinzuschauen, bevor er die Birne krachen lässt.


    Zitat von Carlo

    Sehr anschaulich - aber ich kann mir vorstellen, wie Hinterzimmerpolitik aussieht. Da DIE LINKE und DIE ANDERE zur Mehrheitsbildung in Potsdam aber nicht gebraucht werden, besteht kein Bedarf für solche Mauscheleien.


    Okay, die Retourkutsche habe ich selbst provoziert. Es ging mir aber nicht um Hinterzimmer-Mauscheleien, sondern um den politischen Prozess, der eben nicht darin besteht, dass die Mehrheit alles bestimmt und die Minderheit Pech hat. Vielmehr ist es doch so, dass "kein Gesetz den Bundestag so passiert, wie es eingebracht wurde" (Politikerschnack), obwohl die Mehrheit es meistens ungerührt durchstimmen könnte. Stattdessen gibt es Ausschussarbeit, Anhörungen, Lobbyabende, Medienberichte und natürlich auch Hinterzimmergespräche – und am Ende steht, wenn es gut läuft, ein Kompromiss, wie jetzt der zwischen Rathauskoalition und Linkspartei.


    Dass die Initiatoren des Bürgerbegehrens trotzdem klagen, ist aus ihrer Sicht nachvollziehbar. Ob es politisch klug ist, steht auf einem anderen Blatt. Ich halte es für wahrscheinlich, dass sie verlieren, und dann stünden sie nackt da. Ohne Klage hätten sie als Sprecher von 15.000 Potsdamern auftreten können, denen das Rathaus aus Angst vor einer Niederlage den Bürgerentscheid verweigert. Das wäre, wie schon gesagt, keine schlechte Verhandlungsposition gewesen.

  • Dass die Neudenker und die Anderen nicht damit einverstanden sind, dass ihnen "die Linken" realsozialistisch aus der gemeinsamen Fundamentaloppsition ausgeschert sind ist nachvollziehbar, aber keine undemokratische Vergewaltigung einer Minderheit. Offenbar glaubt Scharfenberg auch nicht an den Erfolg von Klage und ggf. Mehrheit gegen die Potsdamer Mitte - sonst hätten sich die Linken doch nicht auf eine Verständigung mit der Rathauskoalition eingelassen. Hinzu kommt ja, dass der Abbruch der FH schon früher mit den Stimmen der Linken beschlossen wurde, genauso wie das Leitbautenkonzept und die Rekonstruktion des Stadtschlosses. Da wollte wohl Scharfenberg auch bei seinen eigenen Leuten nicht als Umfaller gelten.


    Wenn sich jetzt die Linken Parteien gegenseitig eines "schändlichen" Verhalten (der Anderen-Politiker Linke) illustriert die Interessenunterschiede der Arbeiterklasse, wird aber die große Mehrheit der Potsdamer leidlich kalt lassen.


    Solange bleibt uns hier nur zu spekulieren oder darüber zu diskutieren, ob das Konzept der Rako mit den Genossenschaften und der stadteigenen Gesellschaft Pro Potsdam die Altstadt zu bauen, aufgehen kann.

  • Nun ja, auch im Westen geht man recht sorglos mit dem städtebaulichen Erbe der Nachkriegszeit um. Das hat zum Teil gute Gründe, weil damals mangel- und modebedingt tatsächlich viel Schrott gebaut wurde.


    Die im Abriss befindlichen Bauten waren wahrlich kein Erbe, städtebaulich etwas chaotisch (kein regelmässiger Straßenblock, Ladezonen zum Platz mit einem später gebauten Theater), baulich heruntergekommen, keine Meisterwerke - obwohl alle individuell entworfen, was in Potsdam manche gerne für per se denkmalwürdig (v)erklären würden. Was ich aber hier an Fotos der zum Abriss vorgesehenen Potsdamer Bauten gesehen habe, ist keinen Deut besser - in (fast) jeder Stadt hätte aufregungslos entsorgt werden können. Ich wünschte, der Folgebau wäre mit kleinteiliger gegliederten Fassaden ausgestattet, doch die Lautstärke der Gegen-Abriss-Proteste kann sowas nicht garantieren. Gerade umgekehrt - in dieser Lautstärke geht jede Anregung zur Gestaltung des Folgebaus unter oder wird als noch so eine Aus-Prinzip-gegen-alles-Stimme wahrgenommen.


    Ist in Potsdam zumindest die gestalterische Kleinteiligkeit der Folgebauten (wenn nicht ein hoher Anteil an Rekos, was noch besser wäre) irgendwie verbindlich festgeschrieben? So, dass die Genossenschaften es umsetzen müssen?

  • Der entscheidende Punkt des Beschlusses vom Mittwoch sind die Aussagen zum Wohnblock am Staudenhof. Hierzu heißt es, dass der Wohnblock nur dann abgebrochen werden darf, "wenn der Nachweis des wirtschaftlichen Vorteils gegenüber einer Sanierung geführt worden ist."
    Die Pro Potsdam hat ja schon Sanierungsgutachten erarbeitet, und danach dürfte es fast unmöglich sein, einen "wirtschaftlichen Vorteil" der Variante Abriss und Neubau gegenüber der Variante Sanierung nachzuweisen, deshalb dürfte mit diesem Beschluss auch über den Erhalt des Wohnblocks am Staudenhof entschieden worden sein. Daher sieht Herr Scharfenberg diesen Beschluss überwiegend positiv.
    Andererseits gibt es die Befürchtung, dass die Rathauskooperation dann doch wieder einen Dreh findet, um diesen Beschluss auszuhebeln. Daher dürfte ein weiterer Druck auf jeden Fall sinnvoll sein. Denn eines haben die Ereignisse der letzten Wochen auch gezeigt: Ohne Druck bewegt sich in Potsdam überhaupt nichts.

  • Die Frage ist, wie man "wirtschaftlichen Vorteil" definiert. Deine Aussagen dazu sind ja recht hanebüchen. Unzweifelhaft ist doch, dass durch den Abriss und Neubebauung des Quartiers viel mehr Wohnungen entstehen können, als durch eine Sanierung des Staudenhofes. Das einzig halbwegs sinnvolle Argument zum Erhalt des Staudenhofes ist mit der Ankündigung, hier sogar Sozialwohnungen zu bauen, obsolet. Wer sich an dem Block jetzt nocht festkrampft, muss sich nun wirklich nicht mehr wundern, als verknarzter DDR-Romantiker attackiert zu werden.

  • Der Nachteil aus Klarenbachs Sicht heraus ist, dass die Initiatoren des Bürgebegehrens in keinem Punkt durchgedrungen sind und nun sogar der Abbruch des Staudenhofes vor Ende seine Gnadenfrist 2022 geprüft wird.


    Wenn die Bestandsmieter des Staudenhofes in sozialem Wohnungbau auf den FH-Blöcken untergebracht werden können sind die neuentstehenden Wohnungen auf dem Staudenhofareal ohne Belegungsbindung und so natürlich wirtschaftlich ein Gewinn - betrachtet man nur der Staudenhofblock.

  • Außer dem Hofgutachter der "Neudenker" wird wohl kein Gutachter auf der Welt zu dem Ergebnis kommen, dass eine Sanierung des bis 2021 dann vollständig heruntergekommenen Staudenhofs günstiger ist als Abriss und Neubau von noch dazu viel mehr Sozialwohnungen an gleicher Stelle mit entsprechenden Landesfördermitteln.

  • Breite Zustimmung für Mitte-Kompromiss

    Hans-Jürgen Scharfenberg hat die haltlosen Vorwürfe der Wiederaufbaugegner zum Mitte-Kompromiss zurückgewiesen. Dieser sei der Unterschied zwischen Parolen und Realpolitik, so der Linken-Oppositionschef. Zudem erklärte Linken-Kreischef Sascha Krämer, Fundamentalkritik, ohne Lösungen anzubieten, bringe die Stadtgesellschaft nicht weiter. Beim Staudenhof gehe es eben nicht nur um das Gebäude, sondern vor allem darum, an dieser Stelle so viel bezahlbaren Wohnraum wie möglich zu sichern. Auch der Direktor des Hotel Mercure und sogar Brandenburgs Ministerpräsident lobten den Kompromiss zu Potsdams historischer Mitte, wie die PNN melden.


    http://www.pnn.de/potsdam/1113658/

  • Dass Karl Heinz Winkens, der im Auftrag der Pro Potsdam tätig war und mit "Potsdamer Mitte neu denken" überhaupt nichts zu tun hat, nun schon zum "Hofgutachter" von PMND erklärt wird, zeigt immerhin, dass es um die Argumente der Rekolobbyisten nicht gut bestellt ist.
    Ansonsten bestätigen die Statements von Konstantin & Co. ja nur, dass es gut ist, den Druck aufrecht zu erhalten.

  • Ich fürchte, Klarenbach, das Verwaltungsgericht wird sich seine Meinung völlig eingenständig anhand der Kommunalverfassung bilden. Da werden Pressemeldungen nicht helfen. Inwiefern damit noch "Druck" (auf wen denn?) aufgebaut werden kann wird sich erweisen. Das kostet ja auch alles Geld und wenn die Linken nicht in die Parteikasse greifen sind die Mittel der anderen Neudenker sicher endlich. Ich fürchte dass die Neudenker sich mit ihrer intransigenten Haltung nur bei Klarenbach weitere Sympathiepunkte erarbeitet haben - in der Öffentlichlichkeit scheinen sie nicht als sympathische Verlierer rüberzukommen.


    Also erstmal sehen, ob die wirklich zu Gericht laufen und wie das ausgeht. Dass zieht sich sicher und mWn zöge eine Klage keinen Vertrauensschutz nach sich, also die Stadt kann mit der Umsetzung des Beschlossenen weiter machen. Aber die Anderen werden uns sicher mit weiteren Aktionen erfreuen...

  • Der entscheidende Punkt des Beschlusses vom Mittwoch sind die Aussagen zum Wohnblock am Staudenhof. Hierzu heißt es, dass der Wohnblock nur dann abgebrochen werden darf, "wenn der Nachweis des wirtschaftlichen Vorteils gegenüber einer Sanierung geführt worden ist."
    Die Pro Potsdam hat ja schon Sanierungsgutachten erarbeitet, und danach dürfte es fast unmöglich sein, einen "wirtschaftlichen Vorteil" der Variante Abriss und Neubau gegenüber der Variante Sanierung nachzuweisen, deshalb dürfte mit diesem Beschluss auch über den Erhalt des Wohnblocks am Staudenhof entschieden worden sein.


    Das Gegenteil ist der Fall.


    Aus Ihrer Interessenlage (Erhalt aller DDR-Bauten um im Wortsinne jeden Preis) heraus ist es zwar verständlich, dass Sie so argumentieren, wie Sie es tun (und das sage ich jetzt ausnahmsweise einmal ohne Ironie). Für jeden, der sich durch die hier von Konstantin verlinkte Beschlussvorlage zur Ablehung des Bürgerbegehrens gekämpft hat, ist es aber abwegig.


    Denn dort wird die negative Entscheidung unter anderem damit begründet, dass die Sanierungskosten von den Initiatoren nicht berücksichtigt wurden. Tut man dies aber, ergibt sich der wirtschaftliche Vorteil einer Neubebauung gegenüber Erhalt und Sanierung des Staudenhofes ganz von selbst.


    Es ist abwegig zu glauben, dass im konkreten Bauplanungsverfahren anders argumentiert würde. Dagegen spricht schon der enge zeitliche Zusammenhang zwischen der Veröffentlichung der Beschlussvorlage und der Mitteilung über den angeblichen neuen "Kompromiss" (der bei genauerer Betrachtung auch nur alter Wein in neuen Schläuchen ist).

  • Hans-Jürgen Scharfenberg hat die haltlosen Vorwürfe der Wiederaufbaugegner zum Mitte-Kompromiss zurückgewiesen. Dieser sei der Unterschied zwischen Parolen und Realpolitik, so der Linken-Oppositionschef.


    Die Potsdamer politische Mehrheit (OB Jakobs und die Rathauskoalition) gehen m. E. bei der Wiedergewinnung der historischen Altstadt äußerst geschickt vor: Schritt für Schritt, dabei immer möglichst viele einbindend, um Widerstände abzubauen, ohne das große Ziel aus dem Auge zu verlieren, und dabei darauf setzend, dass das sich ändernde "Sein" auch peu à peu das "Bewusstsein" ändert. So auch diesmal.


    Aus Berliner Sicht kann man auf so viel strategische Weitsicht und taktisches Geschick nur neidisch sein. Wenn es diese Qualitäten auch im Roten Rathaus gäbe, hätte Berlin ein paar Probleme weniger.

  • Ich schaute in den gestern verlinkten PNN-Artikel rein - vorerst Gnadefrist für das Hotel, Abriss von den Plattenbauten - die Sanierung soll bloß geprüft werden, eine Prüfung kann glatt negativ für die Dinger ausgehen. Konkret ist die Vorgabe der Sozialwohnungen-Anzahl - unter dem Strich kann es mehr Wohnungen als bisher in der Innenstadt geben und schon das ist ein klarer Vorteil gegenüber der Sanierung. Immer wieder gab es auch im Berliner Unterforum Stimmen darüber, dass die locker hingestellten Plattenbauten die Areale zuwenig nutzen. Der alte Stadtgrundriss und Blockrand sind da deutlich überlegen.


    Vor ein paar Thread-Seiten gab es schon mal Stimmen dazu, es sei eine gute Kompromisslösung - wenn es Liebhaber der Nachkriegskisten gibt, wieso können die sich nicht damit zufrieden geben, sich weiterhin an einem von drei Objekten zu erfreuen?


    Wenn jemandem Düsseldorfer Abriss-Beispiele nicht passen - neben dem Hauptbahnhof in Liège stand einst ein gewaltiger Verwaltungskomplex (siehe hier unter #47). Als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, gefiel mir sogar die hochwertige dunkelgrüne Natursteinfassade, die Bauten dominierten die Umgebung (den Bahnhof Calatravas und den Finance Tower gab es noch nicht) - negativ schien bereits damals, dass es um diese am WE kein Leben gab. Jetzt sind sie weg (siehe #71) und die Welt ging nicht unter.


    BTW: Selbst wenn jemand nur auf die Moderne steht - erst in Verbindung mit solchen historischen Bauten wie auf den letzten Fotos unter dem zweiten Link entwickelt sie ihren Reiz. In Potsdam fehlten sie bisher, wie in vielen anderen Städten nach dem Krieg.

    Einmal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • Was bleibt denn nach all den Kompromissen noch von der ursprünglichen Planung übrig? Erhofft sich da irgend jemand wirklich noch ein urbanes, beliebtes (Altstadt-)Quartier?


    Obwohl die Stadt das Bürgerbegehren unter anderem mit einem mir unbekannten "Privatisierungsgebot" ablehnt, möchte sie das Quartier jetzt mindestens überwiegend mit öffentlichen Trägern realisieren. Habe ich das richtig verstanden? Dazu soll ein erhöhter Anteil an Sozialwohnungen kommen. Stellt euch das mal bitte ganz realistisch vor, was das heißt. Bau-LCFR hat da ja schon Beispiele geliefert. Es ist nicht das allerleichteste, einer Baugesellschaft einen hohen Anteil an Belegrechtswohnungen, kleinteilige Grundstücke und damit schlechte Ausnutzung des Baugrunds, kleinteilige Fassaden, möglichst mit unterschiedlichen Geschosshöhen und qualitativ hochwertige Fassaden aufzuzwingen. Ich habe da, auch in meinen Projekten oft genug Schwierigkeiten, Bauherren von Qualität zu überzeugen. Mir schwankt jetzt schon, dass ein hoher Anteil an öffentlichen Geldern fließen muss und es dennoch nicht im Ansatz an die Qualitäten einer überkommenen Altstadt auch nur erinnern wird.


    Und doch kenne ich ein paar Beispiele wo so etwas gelungen ist.

  • Respekt an die Linke. Dass die der Bürgerinitiative so krass in den Rücken fallen. Diese Wende kann nicht mal mehr Klarenbach schön reden. Aber bei den aktuellen Wahlergebnissen im Osten würde ich mir bei der Linken auch langsam Gedanken machen ob diese Art von Fundamentalopposition langfristig Sinn macht oder ob man sich entschließt, endlich mal produktiv mitzuarbeiten. Und ich denke, dass man das selbst bei der Linken mittlerweile versteht.


    Übersetzt heißt der Kompromiss doch:


    1. FH ist sicher weg.


    2. Staudenhof zu 90 % weg. (Wenn man bedenkt wie runtergekommen der Bau ist und dass man durch den Blockrand viel mehr Wohnraum auf gleicher Fläche unterbringen kann, ist eine Sanierung vollig utopisch)


    3. Mercure kommt irgendwann in 15 Jahren weg, Sanierungsziel des Abrisses bleibt. Da der Eigentümer ja aktuell eh nicht verkaufen will war sowieso nichts anderes in den kommenden Jahren zu erwarten.


    Faktisch bleiben die Pläne mehr oder weniger die gleichen. Nur dass die Linke mit im Boot sitzt und die Initiative Mitte neu denken wie Schuljungen vom Hof gejagt wurden, weil den Leuten bei den Linken der Einfluss dieser Splittergruppe vermutlich selber zunehmend unheimlich wurde. Und so ist Politik eben. Dann sägt man die eifrigen Männchen lieber ab, bevor man selber das Heft des Handelns verliert. Diese Grundlangen der Machtpolitik mussten schon ganz andere schlucken:lach:

  • Was bleibt denn nach all den Kompromissen noch von der ursprünglichen Planung übrig? Erhofft sich da irgend jemand wirklich noch ein urbanes, beliebtes (Altstadt-)Quartier?


    (...) möchte sie das Quartier jetzt mindestens überwiegend mit öffentlichen Trägern realisieren. Habe ich das richtig verstanden? Dazu soll ein erhöhter Anteil an Sozialwohnungen kommen. Stellt euch das mal bitte ganz realistisch vor, was das heißt. Bau-LCFR hat da ja schon Beispiele geliefert. Es ist nicht das allerleichteste, einer Baugesellschaft einen hohen Anteil an Belegrechtswohnungen, kleinteilige Grundstücke und damit schlechte Ausnutzung des Baugrunds, kleinteilige Fassaden, möglichst mit unterschiedlichen Geschosshöhen und qualitativ hochwertige Fassaden aufzuzwingen. Ich habe da, auch in meinen Projekten oft genug Schwierigkeiten, Bauherren von Qualität zu überzeugen. Mir schwant jetzt schon, dass ein hoher Anteil an öffentlichen Geldern fließen muss und es dennoch nicht im Ansatz an die Qualitäten einer überkommenen Altstadt auch nur erinnern wird.


    Und doch kenne ich ein paar Beispiele wo so etwas gelungen ist.


    Na, denn, Dvorak, mal raus damit wie diese gelungenen Beispiele sein sollen!


    Ansonsten ist deine Beschreibung des öff. bzw. genossenschaftlichen Baue sehr zutreffend. De facto werden das zwei oder drei Großwohnanlagen mit unterschiedlich dekorierten Fassaden.

  • Der Beschluss vom Mittwoch (16SVV0562) hat fünf Punkte:
    -1.Verzicht auf eine kleinteilige Vergabe der Parzellen
    -2.Es soll geprüft werden, ob die Grundstücke in den Blöcken III und IV im Erbbaurecht vergeben können.
    -3.Der Wohnblock am Staudenhof verbleibt im Eigentum der Pro Potsdam. Er soll nur dann abgerissen werden, wenn "der Nachweis des wirtschaftlichen Vorteils gegenüber einer Sanierung geführt worden ist." Bei einem Neubau soll mindestens die gleiche Wohnungskapazität wie bisher entstehen und durch Belegungsbindungen gesichert werden.
    -4.Es soll geprüft werden, ob in den Blöcken III und IV eine Infrastruktureinrichtung untergebracht werden kann.
    -5.Die Bemühungen der Stadt um einen Ankauf und Abriss des Hotels "Mercure" werden eingestellt.


    Ich denke also, dass es sehr schwer werden wird, bei diesen Rahmenbedingungen einen wirtschaftlichen Vorteil von Abriss und Neubau beim Staudenhof-Wohnblock nachzuweisen. Aber richtig ist auch, dass man der Rathauskooperation nicht trauen kann. Daher ist es gut, wenn man verschiedene Optionen hat, und daher schließen sich eine Zustimmung zum Stadtverordnetenbeschluss 16SVV0562 und eine Klage gegen den Beschluss über die Nichtzulässigkeit des Bürgerbegehrens (16SVV0563) nicht aus. Die Linke hat im übrigen dem Beschluss über die Nichtzulässigkeit des Bürgerbegehrens nicht zugestimmt.

  • Ach Klarenbach. Es ist schon irgendwie witzig, wie du dir die Welt immer so lange zurechtzimmerst, bis sie passt. Manchmal komme ich mir vor als hörte ich am 8. November 1989 die aktuelle Kamera, in der noch immer davon gelabert wird, dass die DDR in 100 Jahren noch existiert und draußen auf der Straße ist die Welt schon eine ganz andere. Manchmal weiß ich nicht, ob ich mir an den kopf fassen soll oder ob man nicht viel mehr Mitleid haben muss.


    Wie man sich so der Realität verweigern kann, es ist schon irgendwie eine Mischung zwischen Tragödie und Komödie.


    Die FH ist mit dem Beschluss sicher weg. Der Staudenhof auch, weil man mühelos zeigen kann, dass auf dem Areal bei voller Flächenausnutzung viel mehr Quadratmeter an Wohnfläche generiert werden können. Rechnet man das hoch, ist ein Neubau hier immer sinnvoll. Seitens der Rathauskooperation hat man sich nur darauf eingelassen die Formulierung so aufzunehmen, weil man das ganz genau weiß. Und die Linke kann immer sagen, wir haben es ja versucht, aber die Gutachten sind nun mal andere.


    Und beim Mercure ist doch alles wie bisher, die Sanierungsziele gelten weiter und der einzige Unterschied ist, dass man seitens der Stadt nicht mehr aktiv an den Eigentümer herantritt. Zumindest noch nicht. Wenn er morgen verkaufen will könnte der Bau in einem Jahr weg sein.


    Mit soll die ganze Entwicklkung recht sein. Die Garnisonkirche kommt auch, die Feuerwache und die erste Hälfte des Rechenzentrums ist auch bald weg. Also ich sehe aktuell nicht wo in der Mitte so wahnsinnig viel für die kleine Splittergruppe läuft, die ja eigentlich nur 10 bis 15 Personen sind, in unzähligen Variationen auftauchen, die es aber tatsächlich geschafft haben, zumindest für ne gewisse Zeit die Leute vor Ort schön vor sich herzutreiben.


    Aber da ich weiß wie das in Parteien so läuft ist den Leuten von den Linken das mittlerweile auch zu heikel geworden, weil man am Ende selber seitens der Partei kaum noch eigenen Handlungsspielraum hatte und einen klar wurde, dass man sich in eine unglaubliche Defensive begeben hat. Und bevor das irgendwann aus dem Ruder läuft hat man jetzt die Reißleine gezogen. Klug von der Linken, blöd für die Initiative!