Fischerinsel / Petriplatz / Breite Straße

  • Was ich bei den Planungen sehr schade finde, ist das sich zu sehr auf die Fischerinsel, die Breite Straße und deren Architektur bezogen wird.
    Ich sehe eine "hochmoderne" neue Pertrikirche aka gendergerecht Bethaus ;) und modernes cöllnisches Rathaus.
    Ich finde die Planungen okay, wenn man nur die Fischerinsel so wie sie ist und Breite Straße im Istzustand betrachtet. Man sollte aber auch mal in die andere Richtung schauen und dies heißt Norden also Stadtschloß.
    Ich habe ein Gebiet welches direkt ans historisches Stadtschloß grenzt, in dem jeder Plattenbau weggerissen wird oder wurde und nur noch alles stehen bleibt was vor 1900 gebaut wurde. Ich meine BerlinEcCinere zeigt es schön mit dem Kaufhaus Herzog.


    Also das ist ein Entwicklungsgebiet von 400x300m, welches ans Stadtschloß anschließt und wo nur noch "alte" Häuser stehen werden von 17Jhr. bis 19Jhr.
    Ich finde die bisherige Planung fehl. An der Seite zur Fischerinsel kann man ja gerne auch Richtung Kontrast zu dem Alten billige Gewerbegebietsarchitektur zeigen, aber die andere Straßenseite sollte historischer werden, ruhiger und nicht so auf max. Geschosshöhe und Rendite veranlagt sein.
    Eigentlich ein Übergang von der Museumsinsel über Stadtschloss, durch ein Viertel welchen dein Geist des Nikolaiviertels aufnimmt und zur Fischerinsel einen Übergang zwischen alt und neu bildet.


    Ich habe nun mal den Eindruck es wird nur die Fischerinsel und der Mühlendamm gesehen. Wenn es gewollt ist das man aus einem Haus welches auch im Gewerbepark Bielefeld stehen könnte aufs Stadtschloß sehen kann, dann wird dies wohl einen Grund ;)
    Obwohl ich bezweifel, dass das Stadtschloß und die Bestandsgebäude bisher ausreichend betrachtet wurden

  • Da wird kein einziger Plattenbau mehr weggerissen, ruhrbaron. Trotzdem wäre natürliche eine Verbindung mit dem Schrottplatz wünschenswert. Das Bürohaus "Köllnisches Rathaus" wird dies genauso wenig leisten können wie die WBM-Neubauten auf dem Areals des Derfflingerhauses oder die Neubauten anstelle des DDR-Bauministeriums.

  • Die Hochhäuser der Fischerinsel sind ein Schandfleck für Berlin!

    Im Prinzip finde ich die Hochhäuser an der Leipziger und auch auf der Fischer-Insel von ihrer Bauart und Lage gut.


    necrokatz
    Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wie man diese Hochhäuser als "von ihrer Bauart und Lage gut" einstufen kann.


    Die Hochhäuser der Fischerinsel nehmen keinerlei Bezug auf die besondere Insellage. Für mich ist die von drei Seiten mit Wasser umgebene Fischerinsel eine der besten Lagen Berlins. Diese Lage ist ein innerstädtisches Juwel, das man mit diesen lieblosen Hochhäusern total verhunzt hat.


    Von den Hochhäusern auf der Fischerinsel profitieren doch nur deren Bewohner. Die Bewohner profitieren von der zentralen Lage und können im Hochhaus den schönen Ausblick über Berlin-Mitte genießen. Alle anderen haben die genannten Vorteile leider nicht, müssen aber mit Rücksicht auf die Bewohner akzeptieren, daß dieser städebauliche Schandfleck nicht beseitigt wird.


    Die Hochhäuser der Fischerinsel sind ein Schandfleck für Berlin!

  • Ja sowas. Die Bewohner profitieren von der Lage. Wo doch besser Passanten profitieren sollten. Was ist das denn für eien egozentrische Sichtweise?
    Ich halte die Scheiben an der Leipziger im Übrigen, auch nach der Sanierung, für gut.

  • Ich denke, zwischen Leipziger Straße und Fischerinsel muss unterschieden werden: Die Scheiben an der Leipziger sind plastischer als die Hochhäuser auf der Fischerinsel, und anders als die Gebäude dort bilden sie in ihrer Staffelung auch eine städtebaulich erinnerbare Figur mit deutlichem Bezug zur Straße, sind mithin von urbanem Charakter. Die Fischerinsel ist dagegen eher landschaftlich konzipiert, was der natürlichen Lage, von Wasser umgeben, angemessen erscheinen mag, der historischen Dimension des Ortes als innerstädtischem Areal aber in der Tat nicht gerecht wird. Was sich bis in die Wohnungen hinein wiederspiegelt: anders als in den Scheiben an der Leipziger ist in den Wohnungen auf der Fischerinsel die Stadt ringsum aufgrund der hohen Brüstungen überhaupt nicht wahrnehmbar, der Bewohner lebt quasi in den Wolken, ohne Bindung an den besonderen Ort.

  • ^ Das sehe ich genauso: Die Leipziger Straße (zumindest die Südseite zwischen Spittelmarkt und Charlottenstraße) gehört zu den gelungensten Ecken des DDR-Hauptstadtbaus, die Fischerinsel zu den schlechtesten. Eine Wüstenei aus Hochhäusern, Parkplätzen und Wellblechdach-Baracken an einem Ort, der zu den Keimzellen der Stadt gehört – geht gar nicht!


    Auf der Fischerinsel muss also dringend was passieren, ein Abriss der Platten wäre m.E. aber dennoch falsch – so unpassend sie sind, so bieten sie doch Wohnraum für Klein- und Normalverdiener in zentraler Lage. Würde man sie abreißen, müssten wohl die allermeisten der heutigen Bewohner den S-Bahnring verlassen, und an ihrer Stelle würden Luxuswohnungen, Büros und Filialen der immergleichen Ladenketten gebaut werden. Sprich: Vorschub für die Bildung von Armenghettos am Stadtrand und Reichen- bzw. Konsumghettos im Zentrum.


    Im Interesse einer vielfältigen, abwechslungsreichen Stadtstruktur wäre ich z.B. für folgende Lösung zu haben: Man lässt die Platten stehen, nicht jedoch als Solitäre zwischen Parkplätzen, sondern eingebunden in eine Blockrandbebauung in Traufhöhe (zzgl. der üblichen Sockelgeschosse). Dort können dann neben Läden meinetwegen auch Luxuswohnungen und Büros rein – es geht mir nicht um den Erhalt irgendeiner vermeintlichen Sozialidylle, sondern um die Durchmischung von Nutzungsformen und Bevölkerungsgruppen. Natürlich liefe so etwas nicht auf die von vielen gewünschte Wiederherstellung des alten Stadtgrundrisses hinaus. Aber das hielte ich ohnehin für utopisch, und so hätte man, finde ich, einen guten Kompromiss.

    Einmal editiert, zuletzt von Architektenkind ()

  • Zunächst einmal sehe ich es genauso, daß man zwischen den Hochhäusern in der Leipziger Str. und auf der Fischerinsel unterscheiden muss. Meine Kritik bezieht sich nur auf die Fischerinsel.


    Die Bewohner profitieren von der Lage. Wo doch besser Passanten profitieren sollten. Was ist das denn für eien egozentrische Sichtweise?


    DerBe
    So so, meine Sichtweise ist also egozentrisch? ... Man möchte nur wenige Euro Miete zahlen, aber natürlich möchte man im Zentrum der 3,5 Millionen-Metropole Berlin leben. Den Bewohnern der Fischerinsel kann man natürlich nicht zumuten, marktgerechte Mieten für innerstädische Lage zu zahlen oder in preiswertere Wohnungen außerhalb des S-Bahn Rings zu ziehen. Das ist die typische bundesdeutsche Anspruchshaltung.


    Ich fahre jeden Tag 60 km mit dem Auto, um meinen Arbeitsplatz zu erreichen. Hin und zurück 120 km. Und den Bewohnern der Fischerinsel kann man das Gleiche also nicht zumuten, oder was?



    Auf der Fischerinsel muss also dringend was passieren, ein Abriss der Platten wäre m.E. aber dennoch falsch – so unpassend sie sind, so bieten sie doch Wohnraum für Klein- und Normalverdiener in zentraler Lage. Würde man sie abreißen, müssten wohl die allermeisten der heutigen Bewohner den S-Bahnring verlassen, und an ihrer Stelle würden Luxuswohnungen, Büros und Filialen der immergleichen Ladenketten gebaut werden.


    Architektenkind
    Es ist löblich, wenn es dir um die soziale Durchmischung und das Verhindern von Ghettoisierung geht. Aber mit dem Argument der sozialen Verträglichkeit entstehen neue Probleme. Denn wer entscheidet eigentlich darüber, wer aus "sozialen Gründen" in zentraler Lage preiswert wohnen darf und wer nicht?

  • Was hat das denn mit einer bundesdeutschen Anspruchshaltung zu tun? Völlig abwegig. Finden Sie sich einfach damit ab: Diese Platten werden wohl die nächsten 50 Jahre überstehen. Der Rest is eh für die Tonne.

  • Diese Platten werden wohl die nächsten 50 Jahre überstehen.


    Genau das ist das Problem.


    Finden Sie sich einfach damit ab


    Für den Wiederaufbau des Stadtschlosses nimmt man viel Geld in die Hand und nur einen Steinwurf entfernt befindet sich eine städtebauliche Katastrophe namens Fischerinsel. Nein, ich werde mich damit nicht abfinden.


    Was hat das denn mit einer bundesdeutschen Anspruchshaltung zu tun?


    Aber natürlich hat es mit einer Anspruchshaltung zu tun. Wenn hier marktwirtschaftliche Regeln gelten würden, würden diese Platten die nächsten 50 Jahre nicht überstehen. Stattdessen würde hier neu gebaut werden.


    Übrigens: kannst du bitte damit aufhören, mich zu "siezen"? :)

  • @ Architektur-Fan:


    1. Von "zumutbar" habe ich nichts geschrieben. Es geht mir um den Erhalt bzw. die Bildung durchmischter Viertel, weil ich das städtebaulich wie stadtsoziologisch für wichtig halte. Ich möchte halt in keiner Stadt leben, die in ihrem Zentrum nur noch Platz für Reiche, für Konsumenten und für Touristen hat. Das wäre fürchterlich langweilig. Genausowenig kann man sich Armutszonen am Stadtrand wünschen – das führt zu Verwahrlosung, Gewalt und Kriminalität und verschlechtert die Entwicklungschancen von Kindern, die in solchen Vierteln aufwachsen.


    2. Du unterstellst, die Leute auf der Fischerinsel würden keine "marktgerechten" Preise für ihre Wohnungen zahlen. Das bestreite ich: Sie zahlen soviel, wie ihre vermutlich relativ kleinen und nicht besonders komfortablen Wohnungen wert sind.


    3. Was Du meinst, ist, glaube ich, etwas anderes – nämlich den Abriss von Wohnraum, dessen Marktpreise sich Geringverdiener noch leisten können, zugunsten von Wohnraum, der nur noch für Reiche finanzierbar ist. Was Du dann vermutlich als logische Folge von Marktprozessen und damit als "gerechte Entwicklung" im Sinne eines neoliberalen "Leistungs"-Denkens verstehen würdest.


    4. In Wahrheit wären jedoch nicht die Marktgesetze der Auslöser für diese Entwicklung, sondern die städtebau-politische Entscheidung für die Zerstörung hunderter intakter Wohnungen – mithin ein staatlicher Eingriff in den Wohnungsmarkt zugunsten der Starken und zum Schaden der Schwachen. (Nur scheinbar seltsame Beobachtung: Wenn der Eingriff in die Marktgesetze den Starken nutzt, beschweren sich die Neoliberalen nie. Von "Dirigismus" reden sie immer nur, wenn es mal andersrum läuft.)


    5. Auch mein Vorschlag impliziert einen Anstieg der Mieten, weil die Gegend durch die neue Struktur "aufgewertet" werden würde. Auch so müssten wohl viele der heutigen Bewohner mittelfristig ausziehen. Deshalb sprach ich von einem Kompromiss.


    6. Du schilderst Deine eigene Wohn- und Arbeitssituation als mangelhaft. Das ist schade für Dich. Ich frage mich bloß, warum Du daraus den Schluss ziehst, dass doch bitte auch die Bewohner der Fischerinsel schlechter wohnen sollen. Wäre es nicht viel humaner, Du würdest nach einer Lösung suchen, die für alle (und auch für Dich) eine Besserung verspräche?


    7. Das freilich hieße, z.B. den sozialen Wohnungsbau zu fördern, um es mehr Menschen zu ermöglichen, nahe ihrer Arbeitsstätte zu leben und den Anstieg der Mieten in den Innenstädten zu begrenzen. Aber sozialer Wohnungsbau ist natürlich nicht "marktgerecht" (siehe 4.) – er schmälert die Gewinnaussichten der Investoren und wäre damit Deiner Logik gemäß unsozial – sofern ich das richtig verstanden habe.


    8. Zum Abschluss: Ich verstehe ja den Wunsch, die Fischerinsel von ihrer Hässlichkeit zu befreien und in alter (oder auch neuer) Pracht wieder erstehen zu lassen. Nur steckt dahinter m.E. eine zu kurz gegriffene Vorstellung von Städtebau und Architektur – es geht ja beim Bau einer Stadt nicht nur darum, dass sie beim Besichtigen hübsch ausschaut und gute Fotomotive abgibt. Es geht nicht zuletzt darum, den Lebensraum für Millionen von Menschen so zu organisieren, dass sie optimal zusammenleben und sterben, arbeiten und genießen können. Und da ist Optik ein zweifellos wichtiger Aspekt – aber eben beileibe nicht der einzige.


    Menschenfreundliche Weihnachten wünscht
    Jan

    2 Mal editiert, zuletzt von Architektenkind ()

  • Ich möchte halt in keiner Stadt leben, die in ihrem Zentrum nur noch Platz für Reiche, für Konsumenten und für Touristen hat. Das wäre fürchterlich langweilig.


    So ist es längst in Paris oder London (es sei denn, jemand begnügt sich mit wenigen Qm Fläche), die wohl niemand als langweilig empfindet. Selber wohne ich in einem Außenbezirk, also grundsätzlich zumutbar ist es schon. Ich sähe keine Tragödie, würden auf der Fischerinsel in einigen Jahrzehnten Angehörige der oberen Mittelschicht neben Büros wohnen - wichtiger wäre mir, sie bietet auch was für Passanten. Immerhin ist auch diese Gegend Teil der Innenstadt bzw. zentrumsnah.


    Jahrhundertelang war das Zentrum die besonders begehrte Wohngegend, in den 1960ern hat es sich für eine kurze Zeit umgedreht. Die so beschriene Gentrifizierung ist bloß Rückkehr zur Normalität, die auch die Städte kompakter macht (da alle möglichst in die Mitte wollen). Man kann sie ein wenig ausbremsen, aber wenn sie nicht in einer Generation durch ist, dann höchstens in zwei.


    @#566: Sozial-Hochhäuser mit gehobenen Wohnungen im Sockelbereich an einer verkehrsreichen Straße? Ich kenne ein paar Wohnhochhaus-Projekte (Neubau), in den es genau umgekehrt ist.

  • Architektenkind


    Grundsätzlich ist es sinnvoll, wenn die Stadtplanung das Ziel hat, durchmischte Viertel zu schaffen bzw. zu erhalten. Problematisch wird es allerdings, wenn man zur Erreichung dieses Ziels das Argument der „sozialen Verträglichkeit“ benützt. Der Begriff „sozial“ ist in hohem Maße subjektiv. Jede soziale Klientel oder politische Gruppierung hat eine andere Vorstellung davon, was sozial ist.
    In Deutschland versuchen regelmäßig verschiedenste soziale Gruppierungen mit dem Argument der „sozialen Verträglichkeit“ ihre eigenen Privilegien zu schützen. Wer eigene Interessen durchsetzen möchte, schützt sein egoistischen Vorgehen mit „sozialen“ Argumenten. Wenn Kleinverdiener in Toplage (Fischerinsel) wohnen wollen, wird dies von politischer Seite als "sozial" und "gerecht" interpretiert. Ich halte diese Interpretation von Sozialpolitik für wenig sozial. Denn wo fängt man an und wo hört man auf damit, sozial zu sein? Es muss letztendlich immer eine subjektive Grenze gezogen werden, ab der man anfängt, Soziales zu fördern. Durch diese subjektive Grenzziehung zwischen „förderungswürdig“ und „nicht förderungswürdig“ schafft man am Ende eine Willkür, die aus meiner Sicht ungerecht ist.


    Ich kenne die Wohungen auf der Fischerinsel leider nicht und weiß nicht, ob die Wohungen klein oder wenig komfortabel sind. Daher kann ich nicht beurteilen, inwieweit die dortigen Preise marktgerecht sind.
    Fakt ist jedoch, daß die Lage sehr zentral ist. Und ich vermute, daß die Wohnungen in den höhere Etagen einen schönen Blick über Berlin bieten. Zentrale Lage und schöner Ausblick. Das wären immerhin zwei Gründe, die diese Wohung sehr begehrt und exklusiv machen.



    Architektenkind
    Ich wünsche dir und allen anderen DAF-Foristen ebenfalls Frohe Weihnachten :)

  • @ Bau-Lcfr:


    So ist es längst in Paris oder London (es sei denn, jemand begnügt sich mit wenigen Qm Fläche), die wohl niemand als langweilig empfindet.


    Paris und London sind genau die abschreckenden Beispiele, die mir vorschwebten: Im Zentrum kämpft alter Geldadel um seine Bürgerwohnungen, und junge Bankmanager opfern ihren horrenden Monatslohn, um mit einem handtuchgroßen "Loft" angeben zu können; an der Peripherie dagegen herrschen Armut, Kriminalität und von Zeit zu Zeit sogar bürgerkriegsähnliche Unruhen. Aber Du hast natürlich recht – langweilig ist es dort nicht.


    Man kann [die Gentrifizierung] ein wenig ausbremsen, aber wenn sie nicht in einer Generation durch ist, dann höchstens in zwei.


    Du hast wieder recht, aber das ist doch ein Armutszeugnis! Die Entwicklung folgt einer (Kapital-)Logik, die man beobachten, aber scheinbar nicht steuern kann. Ähnlich verhält es sich ja mit Umweltverschmutzung, Ressourcenverbrauch, Klimawandel, etc. 250 Jahre nach dem Zeitalter der Aufklärung verzichtet die Gesellschaft freiwillig auf den Anspruch, die Lebensverhältnisse bewusst zu gestalten, und verharrt in selbstverschuldeter Unmündigkeit (bzw. "Alternativlosigkeit", was dasselbe ist). Ganz toll!


    Sozial-Hochhäuser mit gehobenen Wohnungen im Sockelbereich an einer verkehrsreichen Straße? Ich kenne ein paar Wohnhochhaus-Projekte (Neubau), in den es genau umgekehrt ist.


    Ja klar, aber neu gebaut werden würde in diesem Falle ja nur der Blockrand (noch zu schaffender Blöcke). Die Hochhäuser sind ja schon da.


    @ Architektur-Fan:


    Das ist ungefähr unser Streit:


    a)Du sagst, das probate Mittel, Interessenskonflikte zu lösen, sei der Markt; dieser allein fälle objektive Entscheidungen.
    b) Ich wende ein, dass dabei immer nur die Starken gewinnen – vor allem wenn auch noch die Politik zu deren Gunsten interveniert.
    c) Du erklärst die Starken zu den auch moralisch überlegenen, weil sie fleißig seien, während sich die Schwachen auf Kosten der Starken unberechtigt Privilegien zu sichern versuchten.
    d) Ich stelle diesen Leistungsbegriff in Frage – wer z.B. zwei, drei Berliner Mietshäuser erbt und sie von einer Firma verwalten lässt, ist ein Rentier mit sehr komfortablem Einkommen, ohne jede "Leistung" zu erbringen (was ich ihm nun keinesfalls vorwerfe, das täte ich genauso machen). Außerdem stelle ich in Frage, dass die Leistung einer Krankenschwester, die nebenbei noch putzen gehen muss, um ihre Kinder durchzubringen, "geringer" ist als die eines Brokers. Sie wird nur geringer entlohnt. Ich würde behaupten, beider Leistungen lassen sich gar nicht vergleichen, halte die der Schwester im Zweifelsfall aber für wichtiger.
    e) Womit Du mir (nicht ganz zu Unrecht) einen gewissen Moralismus vorwerfen könntest und wieder Dein Kriterium des Marktes als objektiven Maßstab ins Spiel brächtest – wobei dann tatsächlich die Rendite als der einzig objektive Maßstab für "Leistung" festgeschrieben wäre.


    Mit anderen Worten – wir drehen uns im Kreise und werden uns nicht einig werden. Unser Widerspruch lässt sich nicht auflösen, weil er in der Sache selbst liegt, und nicht in fehlerhaften Argumenten. Lassen wir es also und wünschen einander ein frohes Fest!


    Ciao, Ihr Beiden
    Jan

  • Die Entwicklung folgt einer (Kapital-)Logik, die man beobachten, aber scheinbar nicht steuern kann.


    Wozu sollte man sie (dagegen)steuern wollen? Als die Städte mit MIV und Vorstadt-Reihenhäusern in die Fläche gingen, beteten u.a. etliche Grüne an den Öko-Gott in den Birkenstockschuhen, Er möge diese desaströse Entwicklung umkehren. Jetzt gibt es eine gegensätzliche, plötzlich sind gerade die Grünen in den ersten Protestreihen - statt sich zu freuen, dass Gebete erhört wurden und alle ich die Innenstadt wollen. Da nicht jeder aus plausiblen räumlichen Gründen rein kann, halte ich eine Regulierung per Angebot/Preis/Nachfrage für gerechter als jede willkürliche Steuerung via Klientelpolitik. (Bei Bedarf kann man auch die Qm-Ansprüche senken, die müssen nicht ewig wachsen.)
    Ich möchte übrigens weder diskutieren, wie jemand zum Geld kommen konnte, noch wieso jemand keins hat - auf keinen Fall hier.


    Wenn die Ostseite der Fischerinsel irgendwann neu bebaut wird, wird es wahrscheinlich Büros und Sozialwohnungen an der Durchgangsstraße geben (die gerne weniger Spuren haben könnte - ich habe sie Anfang Juni erlebt), gehobene Wohnbebauung näher am Wasser - je höher und mehr Aussicht, desto teurer. Zumindest an der Durchgangsstraße müsste es Nahversorgung-Läden geben - für überörtliche Bedeutung liegt das Areal doch etwas Abseits der wichtigsten Passantenströme.


    Vielleicht wird wenig rekonstruiert, doch hier und da könnten ein nachgebautes Portal oder andere Deteils die Neubauten bereichern - dass sie kleinteiligere Breiten an sichtbaren Achsen haben sollten, versteht sich von selbst.


    Der hier verlinkte Plan von Bernd Niebuhr aus dem Jahr 1994 sieht eher niedrige historische Häuserzellen vor? Ich glaube kaum, dass Wohnhochhäuser niedrigen Bauten weichen könnten, doch mit einer Entwicklung wie in diesem Plan wäre ich auch zufrieden.


    Man könnte u.U. den Werkstatt-Ergebnisplan aus dem Jahr 1999 umsetzen - punktuell kleinteilige Bebauung mit Blockrand - und irgendwann später den Rest des Areals (wo derzeit die Hochhäuser stehen) angehen, nicht zwingend gleichzeitig.

  • ^^berliner Stadtentwicklung und "Logik des Kapitals" als Gegensatz zu begreifen geht in Berlin viel mehr fehl, als in London oder Paris. Beides sind seit vielen Jahrhunderten Weltstädte, London war schon eine mittelalterliche "Megacity" als es Berlin an sich noch gar nicht gab und die Vorläufer Berlins mehr oder minder "gottverlassene" Fischerdörfer in einem sumpfigen, von den großen europäischen Handelsrouten abgelegenen Landstrich waren.


    Berlin ist ein Kind des Frühkapitalismus - in Reinform. Die ganze Stadt ist durch Investitionen des Kapitals und Unterbringung der entsprechend zuziehenden Arbeitermassen aus dem Boden gestampft worden.


    Im Jahr 1819 hat Berlin gerade die 200.000 Einwohner übersprungen (London hatte da schon über 1,3 Mio,) . Im Jahr 1905 wurden in Berlin dann aber schon die 2 Mio. Einwohner übersprungen, 1929 schließlich die 4,3 Mio. Marke (Quelle). Ein Wachstum um 1,8 Mio. Einwohner binnen eines Menschenlebens und das dann nochmal binnen 24 Jahren mehr als verdoppelt! Einzig und allein angetrieben von der raketenhaften Industrialisierung, dem aufblühenden Kapitalismus und der ersten, großen Phase der Globalisierung - in gewissen Aspekten war die Wirtschaft in der Gründerzeit bis zur großen Depression als Zäsur ("Schwarzer Donnerstag" am 24. Oktober 1929), international weitaus vernetzter, als heute, weswegen diese sich ja auch in kürzester Zeit von der Wall Street in New York bis nach Berlin ausbreitete (gewisse Parallelen zur heutigen Zeit sind den wenigsten Menschen bewusst, ein anderes Kapitel).


    Berlin ist aus dem ungezügelten Frühkapitalismus gewachsen und seine Wurzeln sollte man schon kennen, ob sie einem gefallen oder nicht. Und auch jetzt ist es ein zartes Pflänzchen wirtschaftlicher, kapitalistischer Dynamik, welche die Leute dazu bringt, wieder nach Berlin zu strömen.

  • Wozu sollte man sie (dagegen)steuern wollen?


    Um Ghettos am Stadtrand und Reichenghettos im Zentrum zu vermeiden vielleicht?
    Kapitlalogik wird immer gesteuert, der Kapitalismus ist ein menschengemachtes System(und kann gar nicht ohne die Steuerungszentrale a.k.a Staat funktionieren), nicht "Gottes Wille" wie die Marktgläubigen nicht müde werden zu beteuern.
    Kapitalbesitzer profitieren vom Staat weit mehr als der Durchschnittsdeutsche.
    Wir sind übrigens im 7(!) Jahr der Finanzkrise, die nächsten Bankrettungen (wer das wohl arrangiert?) sind schon in Planung, nix da Marktlogik, dieser Mythos ist spätestens seit 2007/08 endgültig Geschichte.
    Manche Dogmen sollte man auch bereit sein über Bord zu werfen, vorallem wenn sie schon so viel Schaden angerichtet haben (von den weltweiten Zuständen oder den Umweltproblematiken die ein (gegen)steuern geradezu erzwingen noch gar nicht gesprochen)

  • Manche Dogmen sollte man auch bereit sein über Bord zu werfen, vorallem wenn sie schon so viel Schaden angerichtet haben


    Wenn hier jemand Schaden anrichtet, dann bist du es mit deinen skurillen Halbwahrheiten!


    ... der Kapitalismus ist ein menschengemachtes System(und kann gar nicht ohne die Steuerungszentrale a.k.a Staat funktionieren)


    Angebot(kurven) und Nachfrage(kurven) ergeben sich aus dem Verhalten von Tausenden von Marktteilnehmern. Der Preis eines Produkts ergibt sich in dem Punkt, in dem sich die Angebots- und Nachfragekurve schneiden. Insbesondere im kapitalistischen System gibt es KEINE Steuerungszentrale!


    Ohne die als Markteilnehmer auftretenden Menschen gäbe es natürlich keinen Kapitalismus. Insofern ist Kapitalismus natürlich menschengemacht.


    Der Staat tritt auf, indem er den Rahmen für die Marktteilnehmer setzt. Er erlässt Gesetze und schafft einen institutionellen Rahmen. Darüber hinaus hält sich der Staat - von Ausnahmen abgesehen - aus handelnder Akteur heraus.
    (als Lektüre dazu empfehle ich Walter Eucken oder Literatur zur Institutionenökonomik)


    Kapitlalogik wird immer gesteuert...


    Kapital fließt immer in die Verwendung, in der es den höchsten Nutzen erzielen kann. Und das ist nicht verwerflich oder böse! Im Gegenteil, durch die Erzielung des höchsten Nutzens steigt auch die Wohlfahrt der gesamten Gesellschaft.


    nicht "Gottes Wille" wie die Marktgläubigen nicht müde werden zu beteuern.


    ??? :confused: ???


    weltweiten Zuständen oder den Umweltproblematiken die ein (gegen)steuern geradezu erzwingen noch gar nicht gesprochen


    Es ist interessant, daß alle Probleme dieser Welt dem Kapitalismus in die Schuhe geschoben werden. Was kann der Kapitalismus dafür, wenn sich einzelne Marktteilnehmer bzw. Menschen rücksichtlos verhalten?


    Es wird immer abtrus, wenn Menschen damit anfangen, Wirtschaftssysteme nach moralischen Maßstäben als "gut" oder "schlecht" bewerten zu wollen. Das Spiel von Angebot und Nachfrage ist weder "gut" noch "schlecht".


    Es ist die Aufgabe des Staates bzw. der Gesellschaft, den Kapitalismus (und anderen Wirtschaftssysteme) in einen institutionellen Rahmen einzubetten. Bei der Setzung dieses Rahmens kann man dann Wertevorstellungen nach der Logik "gut/schlecht" einbringen (z.B. Umweltsünder bestrafen). Bei der Setzung dieses Rahmens kann man auch darüber diskutieren, inwieweit der Staat in Marktprozesse eingreifen soll (z.B. Keynesianische Stimulierung der Nachfrage, um Unterbeschäftigung zu beseitigen) oder ob der Markt in manchen gesellschaftlichen Bereichen außer Kraft gesetzt werde soll. (innere und äußere Sicherheit, Bildung, oder aktuell die Frage nach einer Verstaatlichung von Banken)


    Ich verstehe nicht, warum du ausgerechnet das Thema Umwelt als Beleg für ein Versagen des Kapitalismus anführst. Die Umwelt hat doch in sozialistischen Ländern mindestens genauso gelitten. Gerade die sozialistische DDR hat doch auf ihrem Territorium Raubbau an der Natur betrieben. (Stichwort: Uranabbau durch die Wismut) Die sozialistischen Länder haben sich beim Thema Umwelt kaum besser verhalten als raffgierige westliche Ölkonzerne.


    Wir sind übrigens im 7(!) Jahr der Finanzkrise, die nächsten Bankrettungen (wer das wohl arrangiert?) sind schon in Planung, nix da Marktlogik, dieser Mythos ist spätestens seit 2007/08 endgültig Geschichte.


    Du irrst dich. Die Finanzkrise ist kein Fehler des Kapitalismus, sondern ein Fehler eines unzureichenden gesetzlichen Rahmens. Nach kapitalistischer Logik würde es KEINE Bankenrettung geben. Stattdessen würden die kriminellen und Verluste produzierenden Banker bzw. Banken aus dem Marktprozess ausscheiden. Wenn es also eine Bankenrettung gibt, dann nur, weil man hier kapitalisische Marktprozesse außer Kraft setzt.


  • Kapital fließt immer in die Verwendung, in der es den höchsten Nutzen erzielen kann.


    Es müsste vielmehr heißen: Kapital fließt immer in die Verwendung, in der der Kapitalist oder Investor dessen höchste Verzinsung bzw. Nutzen erwartet.


    Jetzt mussten wir bloß mal wieder den Bogen zum Threadthema zurück finden ;)

  • Es gab ja verschiedentlich Anläufe zu einer Wiederbebauung der Fischerinsel zu gelangen, die i ihrem jetzigen Zustand als Moderne Hochhauslandschaft im Grünen gedackt ist sich allerdings selbst durch die Riesenparkplätze schon karikiert.


    Nach den Stimmann-Bauten ist die Bebauung des Areals des Derfflinger-Hauses am Köllnischen Fischmarkt (Mühlendamm Ecke Fischerinsel, heisst das heut) der einzige mir bekannte Vorstoß durch den Senat. Um die Akzeptanz zu erhöhen soll es Wohnungsbau der WBM sein, ein Entwurf ist mir nicht bekannt.


    Wie sich hier die aktiven Bewohner der Fischerinsel positionieren ist noch unklar.


    Pars pro toto hier einmal eine Analyse des Architekten Yordi. Idee ist systematisch beide Formen des Städtebaus gegeneinander laufen zu lassen nach dem Motto: Brüche sind doch prima. So verfährt die Moderne ja stets mit dem gründerzeitlichen Städtebau, hoch gepriesen.

  • Wenn hier jemand Schaden anrichtet, dann bist du es mit deinen skurillen Halbwahrheiten!



    Na klar, meine "Halbwahrheiten" plündern den Planeten und Beuten die Massen aus. Wahrscheinlich sind sie sogar an der Staatsschuldenkrise a.k.a. BANKENkrise schuld! Sprach der Blinde zum Einäugigen...


    Und das nach fast vier Jahrzehnten im, immer offensichtlicheren, kapitalistischen Krisenmodus.
    Wahrlich eine meisterhafte Verdrängungskunst!