Neubebauung am Schinkelplatz/Werderscher Markt

  • Mir gefallen die Entwürfe. Ich hoffe die werden auch so umgesetzt. Was mich vielmehr gruselt, sind solche Kommentare wie: "...wieder alte Größe erlangen und mein Opa in den 30er Jahre...daran muss man sich messen lassen." Allerdings ist das kein Vergleich zu den hetzerischen, Augenkrebs erzeugenden Kommentare im APH Forum.

  • Mein Großvater hatte Anfang der 30er Jahre bei der Danat-Bank am Schinkelplatz gearbeitet.
    Er erzählte mir mehrfach davon, wie er in der Mittagspause auf einer Bank sitzend die Schlosskuppel und die Fassade des Bankhauses bewundert habe.
    Diese wunderbare Kulisse hat zwar den Crash von 1931 nicht verhindert aber die alten Fotos sind der Maßstab, an dem sich das heutige Ensemble messen lassen muß.


    Wen die kommenden Neubauten "genau das Abbild unseres hier und jetzt" sind, dann spricht das nicht gerade für uns. :cool:


    Dankeschön für die schönen Impressionen. Ich denke aber, daß man auch mit heutigen Mitteln eine würdige Grandezza erzeugen kann. Darüber habe ich gestern etwas im SSC-Forum geschrieben. Ich finde die Bauten erfreulich gelungen und kreativ. Sie haben genug Differenziertheit und Kompositionslust. Ich freue mich darauf.


    Die alte Grandezza kann man eben nur durch Rekonstruktionen wieder herbringen. Und da ist eben die Frage, wieviel Rekonstruktion wir wollen und ob diese manchmal in einer neuen Umgebung und Zeit wirklich dazu taugt, die alte Grandezza wieder herzubringen.


    DerBe Einfach mal ein bißchen locker bleiben. Ich träume auch von alter Größe, nur kann man die auch mit modernen Mitteln wiederherstellen. Ich finde die Bauten jedenfalls deutlich besser als die am Leipziger Platz.

  • DerBe
    Das APH ist ein Forum in dem sich überwiegend die Anhänger von Gebäuden in traditioneller Formensprache, am besten mit viel Ornamentik, tummeln. Wem das zu einseitig ist sucht sich eben ein anderes Forum.


    Nöfers Entwurf, der dort zu sehen ist, kann ich bspw. nicht viel abgewinnen. Sieht für mich zu gedrungen, fast schon klötzchenartig aus. Und das helle Weiß ist mir für den Schinkelplatz etwas zu grell.


    Am besten gefallen mir die Entwürfe von Hemprich Tophof. Beide Gebäude punkten mit hochwertig anmutendem Fassadenmaterial aus Naturstein.
    Der Eckbau wirkt mit seinen ausgearbeiteten Pfeilern die dem Gebäude ein plastischen Look verleihen ziemlich elegant und fast schon expressionistisch.
    Etwas strenger kommt der Nachbarbau daher. Die Fensterumrahmung die sich auch vom Material her optisch vom Rest der Fassade abgrenzt betont die Horizontale. Dennoch hat der Bau durch die Fensterrahmenprofilierung eine optische Tiefe die mir gefällt.


    An Moneo habe ich mich dagegen schnell satt gesehen. Die vertikale Rasterfassade findet man dann mittlerweile doch ein wenig zu häufig in der Stadt vor. Da helfen auch die Abstufungen und der ausgeprägte Sockel auf der südlichen Seite Seite nicht viel.


    Schultes sieht solide aus, aber auch irgendwie ein wenig aus der Zeit. In den 2000er Jahren hätte mir das mehr gefallen. Und wie Ben schon schrieb; ein Schultes hätte auch schon gereicht. Ist wie mit den nördlichen Bauten wo die Abwechslung fehlt und ein Architektenbüro 2 Entwürfe nebeneinander bauen darf. So wirkt dann selbst ein abwechslungsreicher Entwurf wie der von Schultes etwas monoton.

  • Könnte jemand der sich gut vor Ort auskennt, eine Karte von oben malen, was wohin gebaut wird? Das wäre sehr nett. Ich hab etwas Probleme mir die ganzen Bautätigkeiten um die FW Kirche plastisch vorzustellen. Ein paar Striche mit Paint würden da sehr helfen.

  • Also ich schaue hier immernoch zum 100. Mal auf diese Entwürfe, um etwas zu finden, was dem Prädikat "Stararchitektur" zugeordnet werden kann. Die Entwürfe sind wieder traditionelle Berliner Architekturlangeweile. Bloß nichts riskieren! Viereckige Schießschartenfenster. Helle Grautöne. Diese Gebäude gehören an den Potsdamer Platz zu ihresgleichen und nicht an den Schinkelplatz. Der Platz hätte zusammen mit der Bauakademie, dem Kommandantenhaus, dem Schloss, dem Dom, der Schlossbrücke und nicht zuletzt dem liebevoll renovierten Platz selbst ein so schöner Ort werden können, der sich mit Paris, und anderen ehrwürdigen Städten Europas hätte messen können. Und jetzt kommen dort wieder so olle, hässliche und nichtssagende Wohnblöcke hin, die überall stehen könnten, und überhaupt nicht in diese Umgebung passen.
    Naja, aber ein gutes hat es; denn nun weiß ich, dass ich mit so einer Leistung selbst auch "Stararchitekt" sein kann, wenn das alles ist, dass hier gefordert wird.

  • Wie Bato finde ich, dass der Schulte-Entwurf merkwuerdig anchronistisch nach Architektur aus dem Jahr 2000 aussieht: Die schraegen Fassadennischen, die schmalen Fenstererker an der Durchwegung etc. sind mE alles etwas "abgegriffene" Gestaltungselemente.


    Bei dem Moneo-Entwurf kann ich keine besonderen Qualitaeten (im Guten wie im Schlechten) feststellen, aber ich bin gespannt auf Angaben zu den Fassadenmaterialien.


    Ansonsten bedauere ich immer wieder, dass man bei der Niederlagestrasse nicht auf mehr Gewerbenutzung im Erdgeschloss gedrungen hat. Man haette von den Schwaechen der Townhous-Siedlung am Friedrichswerder lernen koennen.

  • Der Moneo-Bau erinnert mich extrem an den vor kurzem fertiggestellten dicken Klotz in der Reinhardtstraße ggü vom deutschen Theater mit seinen Schießschartenfenstern und komischen Rücksprüngen an den Ecken. Kein schlechter Bau an sich, aber hier doch recht unsensibel... Hemprich Tophof gefällt mir auch am besten - wie Bato schon sagte, der linke hellere Bau hat wirklich was expressionistisches. Den Schultes-Frank-Bau finde ich ganz okay, man sieht wenigstens ne echte Architektenhandschrift. Aber kann man die Bauplätze von Schultes-Frank und Hemprich-Tophof nicht einfach tauschen? ;)

  • Die Entwürfe wirken auf mich schon recht wertig. Allerdings haben sie meiner Meinung nach nichts am Schinkelplatz zu suchen. Vor allem der Schultes-Frank Entwurf, er wirkt so fremd. Am Potsdamer Platz/Leipziger Platz und in der Europa City herum wären sie alle durchaus passabel. Konträr als in den Lobpreisungen zu den Gewinnern geschrieben wird, passen sich die Entwürfe kein Stück an die Bestandsbauten an und auch die angebliche Zitierung der Bestandsgebäude sehe ich nicht wirklich oder nur ganz entfernt, wenn man mich direkt mit der Nase darauf stößt. Hier wurde einfach mal wieder geklotzt und das eigene Architektenego befriedigt. Ganz egal, ob man sich einpasst und ein harmonisches Ganzes zerstört. Der Schinkelplatz ist für mich eine sehr bedauerliche, vertane Chance, Berlins Mitte zu wirklichem Glanz und Schönheit zu verhelfen.

  • Schinkel würde sich im Grabe umdrehen

    In meinen Augen sind die vorgelegten Entwürfe nichts mehr als ein weiterer Griff in die unterste Schublade der Architektur. Dem Schinkelplatz kommt als Pendant zum Eosanderportal des Stadtschlosses in städtebaulicher Hinsicht eine besonders hohe Bedeutung zu. Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass das Ensemble einen Abschluss gebraucht hätte, der sowohl mit der Friedrichswerderschen Kirche und einer rekonstruierten Bauakademie harmoniert als auch Elemente des architektonischen Erbes aufnimmt. Um dies zu erreichen, hätte man den Schinkelplatz nicht zwingend in seinen Vorkriegszustand versetzen, sondern eine Reihe von Gebäuden entwerfen müssen, die Merkmale und Details der historischen Bebauung aus der Entstehungszeit des Platzes aufweisen. Für einfallslose Klötze aus Stahl, Glas und Beton ist dieser Ort schlichtweg ungeeignet. Im Übrigen wäre die Modernität einer rekonstruierten Bauakademie viel besser zur Geltung gekommen, wenn sich diese nicht nur vom barocken Stadtschloss, sondern auch von einem mit klassizistischen Anleihen erbauten Schinkelplatz abgehoben hätte. Schinkel jedenfalls würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, dass die von Staab, Bruno Fioretti Marquez, Schultes Frank, Hemprich Tophof und Rafael Moneo vorgelegten Entwürfe an seinem Platz umgesetzt werden.

  • Je länger ich mir den Schultes Entwurf im Baunetz anschaue, desto besser gefällt er mir. Ein sehr kraftvoller Entwurf, der sehr elegant und detailliert eine Bereicherung für das ganze Ensemble darstellt.Griffe in die unterste Schublade sehen m.E. anders aus. Insgesamt gesehen, fällt die Bebauung rund um die Friedrichwerdsche Kirche doch sehr abwechslungsreich aus und die Ausfälle, wie z.B. der verschlimmbesserte Staab Entwurf, sind zu verkraften.

  • Der Entwurf ist aus meiner Sicht weder kraftvoll, noch detailliert noch stellt das alles ein "Ensemble" dar. Die vorgeschlagene Bebauung ist grobschlächtig, mehr als simpel und vom einem Ensemble weit entfernt. Der Gipfel des peseudointellektuellen Diskurses ist, dem Schultesentwurf eine "Kollossalordnung" zuzuschreiben, und dadurch eine Brücke zum Namensgeber des Platzes ziehen zu wollen.


    Ähnlich theoretisch verhält es sich mit dem Moneoentwurf und dessen angeblichem Bezug zur Vorgängerbebauung. Sollche "Bezüge" zum Geschichte haben wir schon beim Köllnischen Rathaus und beim neuen EKZ an Stelle des Wertheim am Leipziger Platz gesehen. Diese Rückbindungen sind rein taktischer Natur und nach der dritten Überarbeitung durch Frau Lüscher nicht mehr erkennbar.

  • Jedem wie`s gefällt. Ich halte das Gegenteil für richtig. Wenn man hier aber nur eine Bebauung, und zwar eine von Patzschke, Nöfer oder Krier etc. für richtig hält, dann erkennt man auch nicht die Qualitäten des Schultes Entwurfs. Egal. Mit den Prinzessinnen Gärten inkl. dem Galeriehaus von Chipperfield, den Patzschke Bauten und den beiden besprochenen Baufeldern inmitten der Bauakedemie und der Schinkelkirche, erhalten wir ein neues abwechslungsreiches, spannendes Viertel. Und das ist auch gut so!

  • Ich hatte auf der Seite davor schon danach gefragt und gleich zwei Leute haben gemalt. Vielen Dank erstmal an euch beide.


    Sehr schade ist, dass der meiner Ansicht nach schlechteste Entwurf, sprich der Staab Entwurf für Touristen zwischen Museumsinsel und Schloss am omnipräsentesten sein wird wogegen der schönste und plastischste Entwurf von Tophof rückseitig zur Kirche versteckt wird.


    Ich kann der Idee des schlicht und klassisch inzwischen ein bisschen was abgewinnen, womit ich den Schultes Entwurf direkt neben der Bauakademie aber gar nicht verstehen kann. Obwohl ich ein großer Freund von Rundungen bin, wirkt dieser Entwurf neben einem so bedeutenden Bauwerk fehl platziert. Versteht mich nicht falsch. Woanders wäre er recht ansehnlich, anders als das Kanzleramt;) Ich würde mich, wenn es schon die Entwürfe sein müssen, dafür einsetzen wollen, dass man den Schultes Entwurf mit dem Tophof Entwurf tauscht.


    Beim Moneo Entwurf finde ich die Seite zur FW Kirche und die Hauptseite zur Straße sehr gelungen, während mir die Seite zur Bauakademie gar nicht gefällt. Die Fassade wirkt zu hochgezogen. Eine kaskadenartige Abstufung wie auf der anderen Seite zur Kirche hätte dem Entwurf besser getan. So weckt er auf der Akademieseite typische 0815 Bürobauassoziationen.

  • Ich bin so mäßig begeistert über die Architektur. Während sich einige interessante Details finden, ist der erste Eindruck (der Eindruck, den 99% aller Passanten haben und beibehalten werden), doch ein wenig beliebig. Gerade der Moneo-Entwurf ist in der Formensprache eine Rasterfassade, erst bei näherem Hinsehen ist die Spielerei mit der Ecke und der Dachkante ersichtlich. Was dem ungeschulten Betrachter auffällt ist aber: sieht aus wie am Hauptbahnhof.


    Ich finde es übrigens bedenklich, wenn man (in diesem Fall Regula Lüscher) die Entwürfe als "streng und sachlich" lobt. Das finde ich dem architktonischen Diskurs nicht sehr zuträglich. Mal ehrlich, wollen wir in einer Welt leben, die streng und sachlich ist?


    Wir bräuchten sowas wie eine frische, neue Unsächlichkeit.