Lehrter Stadtquartier & Hauptbahnhof Umfeld

  • Weshalb soll denn auch an der Rückseite eines Hotels eine besonders hohe "Aufenthaltsqualität" herrschen.


    In meinen Augen besteht der (zumindest städtebauliche) Fehler darin, an so einem Ort nur die Rückseite eines Hotels zu platzieren.


    Wenn ich mir den Entwurf von Ungers anschaue, hätte ich tatsächlich sowas wie den Potsdamer Platz 2.0 erwartet. Dort hat das mit der Nutzungsmischung eigentlich super geklappt. Neben Büros, Geschäften, Hotels und Kinos gibt es wirklich einen großen Anteil mit Wohnungen. Und was mir besonders daran gefällt ist, dass es häufig nicht unterschiedliche Gebäude für unterschiedliche Nutzungen sind, sondern oft viele Funktionen in einem Haus vereint sind.

  • Richtig. Die alte Potsdamer Straße direkt im Zentrum des Potsdamer Platzes ist ein gelungenes Beispiel dafür wie urban und lebendig ein reines Neubauquartier sein kann wenn man die Nutzung nur heterogen genug plant.

  • ^ So tot ist es auch abends in der Alten Potsdamer Straße nicht. Wir überall ist es sicher auch dort wetterabhängig, aber auch am späten Abend ist dort oft noch ganz gut Betrieb. Immerhim gibt es dort einiges an Gastronomie, das Cinemaxx zieht bis spätabends Besucher an und die Straße hat eine (für einen Retortenviertel) durchaus lauschige Athmosphäre aufgrund der alten Bäume.
    Natürlich ist es nicht der Savignyplatz oder die Oranienstraße, aber immerhin.


    Ich halte den "Belebtheitsgrad" nicht für so rosig wie snitch, aber auch nicht so niedrig wie du.


    Für den südlichen Teil des Daimler-Areals hingegen sehe ich es abends auch wie es ist: Ausgestorben. Aber dort gibt es auch keine Angebote für Besucher.


    Und genau damit steht und fällt die künftige Belebtheit des Quartiers südlich des Hbf. Wenn dort nicht etwas Athmosphäre und Gastronomie geschaffen wird, wird das "Leben" sich nach Büroschluss auf die Hotelgäste auf dem Weg von oder zu ihrem Hotel beschränken.

  • Für den südlichen Teil des Daimler-Areals hingegen sehe ich es abends auch wie es ist: Ausgestorben. Aber dort gibt es auch keine Angebote für Besucher.
    Und genau damit steht und fällt die künftige Belebtheit des Quartiers südlich des Hbf. Wenn dort nicht etwas Athmosphäre und Gastronomie geschaffen wird, wird das "Leben" sich nach Büroschluss auf die Hotelgäste auf dem Weg von oder zu ihrem Hotel beschränken.


    Dein Vergleich mit dem Daimler-Areal hinkt. Die beiden Areale sind m.E. nicht miteinander vergleichbar. Das Problem des Daimler-Quartiers ist, dass es nach Süden nicht an andere Gebiete angeschlossen ist. Südlich kommt der Landwehrkanal und dann kommt erstmal gar nichts. Die fehlende Anbindung nach Süden führt zur fehlenden Passantenfrequenz im südlichen Teil des Quartiers.


    Beim Quartier um den Hbf. hängt die Passantenfrequenz nicht von der Anbindung an angrenzende Gebiete ab, da dieses Quartier seine Passantenfrequenz aus seiner eigenen Mitte, dem Hbf. , bekommen wird. Es wird immer genug Bahnreisende geben, die nicht mit Öffentlichen weiterfahren, sondern sich zu Fuß weiter bewegen. Egal ob du in die Ost-City oder West-City willst, du musst dich vom Hbf. erstmal nach Süden Richtung Tiergarten bewegen und wirst automatisch durch das neue Quartier kommen. Das Quartier wird immer eine gewisse Passantenfrequenz haben, die sich aus dem Hbf. speist. Ausgestorben wäre es nur dann, wenn keine Züge mehr verkehren. Und das dürfte beim Hauptstadtbahnhof wohl eher selten der Fall sein.


    Unabhängig davon habe ich natürlich nichts gegen Gastronomie, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Die Gastronomie wäre allerdings nicht notwendig, um hier ausgestorbene Strassen zu verhindern.

  • ^ Nein. Kaum ein Reisender wird seinen Rollkoffer oder seine Reisetasche zwischen dem Steigenberger, Intercityhotel und Kennedyhaus hindurch wuchten, um dann Richtung Südwesten zu wandern. Genau diese Richtung ist die, die am wenigsten von Passanten zwischen Hbf und Stadt frequentiert wird.


    Wer Taxis nimmt, tut dies direkt am Hbf. Wer Bus fährt, steigt überwiegend nördlich des Hbf in den Bus (wo nach Abschluss der Bauarbeiten auch der TXL wieder hält). Zum A&O Hostel Lehrter Straße gehen viele zu Fuß. Auch Richtung Invalidenpark/Bundesministerien sieht man zunehmend Fußgänger mit Gepäck. Richtung Regierunsgviertel / Brandenburger Tor gibt es ebenfalls viele Fußgänger, aber diese müssen auch nicht durch das genannte Hotelviertel, sondern gehen schnurstracks entweder zum Fußgängersteg (Gustav-Heinemann-Brücke) oder das Kapelleufer entlang.


    Mag sein, dass sich das mit Eröffnung des neuen BMI etwas ändert, aber selbst dann führen einzelne Mitarbeiter, die ihre Dienststelle vom Hbf aus zu Fuß aufsuchen, nicht automatisch zu einer Belebung der besagten Ecke. Die gehen dann allenfalls fix durch, mehr nicht. Was sollen die da auch, wenn es keine Cafés, Restaurants, Läden usw. gibt? So spannend sind die Fassaden dieser Hotel- und Bürowürfel ja nun auch nicht.


    Ich bleibe dabei: Ohne entsprechende Angebote beschränkt es sich speziell abends auf die Hotelgäste.

  • Ich bleibe dabei: Ohne entsprechende Angebote beschränkt es sich speziell abends auf die Hotelgäste.


    Was ja auch normal wäre. Ob es im Erdgeschoss des Steigenberger und der beiden anderen noch entstehenden Neubauten auch Angebote gibt die sich nicht nur an Hotelgäste richten weiß ich nicht. Der Backshop im Meininger hat schon einen Betreiberwechsel erfahren weil da lange zu wenig Laufkundschaft vorbei kam. Inzwischen sorgen vermutlich die Bauarbeiter für etwas Umsatz. Wenn ich spätabends mit dem Zug ankomme gehe ich da entlang nach Westen. Also gibt es hin und wieder einen Passanten. ;)


    Aktuell wird der Capital Beach gegenüber des Hauptbahnhofs am anderen Spreeufer wieder aufgebaut. Da ist es bei gutem Wetter stets voll obwohl es keine Anwohner gibt. Selbst Angela Merkel wohnt ja nicht im Kanzleramt.


    Im Intercityhotel hätte es ein Straßen-cafe/bar gegenüber der bestehenden und am Humboldthafen noch kommenden Konkurrenz in Uferlage vermutlich schwer. Vielleicht gilt aber auch der Grundsatz Konkurrenz belebt das Geschäft. Also wenn der Hauptbahnhofsbereich als "Kneipenmeile" etabliert wäre ginge das Geschäft eventuell einfacher.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chandler ()

  • Nein. Kaum ein Reisender wird seinen Rollkoffer oder seine Reisetasche zwischen dem Steigenberger, Intercityhotel und Kennedyhaus hindurch wuchten, um dann Richtung Südwesten zu wandern.


    Vielleicht keine Reisenden, aber Touristen. Es müsste doch genug Touristen geben, die vom Hbf. in Richtung Bundeskanzleramt laufen. Zumindest kenne ich einen Verrückten, der es so machen würde. Als Architektur-Fan würde ich es mir nicht nehmen lassen, den von dir beschriebenen Weg, natürlich mit Kamera ausgestattet, zu beschreiten.

  • ^ Sage ich doch, lieber Architektur-Fan. Natürlich laufen Tausende von Touris vom Hbf. in Richtung BKA - aber eben über den Washingtonplatz direkt zur genannten Fußgängebrücke ohne Umweg durch die Hotelblöcke. Die liegen nun einmal westlich vom Platz. Und da sie nichts bieten, warum sollten die erst den Schlenker machen? Die meisten werden eher keine Durchschnitts-Architekturfans sein und falls doch, wollen die eher was interessanteres sehen als Meininger & Co.


    Gleiches gilt für den Capital-Beach. Der zieht natürlich bei gutem Wetter die Scharen an, aber er liegt am Südufer der Spree unterhalb der Fußgängebrücke und hat überhaupt keinen Einfluss auf die Belebtheit der Straßen zwischen den Hotelquadern. Bestenfalls gucken die Gäste aus ihrem Liegestuhl mit einem Cocktail in der Hand mal dorthin und denken, wow, was für tolle Kästen. ;)


    Zum Glück kommt Chandler ja ab und zu dadurch. ;)

  • Mir fiele noch das Paris-Moskau ein, wo man hinlaufen könnte Richtung Westen. Wenn man die mit Auto, Fahrrad und Taxi abzieht sind das sicher nochmal 10 Passanten extra am Tag! ;) Das HBF-Umfeld kann sich aber trösten, am Bhf Zoo (Berlins Ex-nennen-wir ihn-mal-HBF-ähnlichstes) war es 100 Jahre und bis heute nicht groß anders, wenn man an seine Nordseite denkt. Kaum jemand biegt nach dort ab, außer dem Newtonmuseum und vielleicht noch der TU-Bib (die man wie die sonstigen TU-Einrichtungen genauso bzw. besser über den U-Bhf Ernst-Reuter-Platz erreicht) gibt es hier nichts, was Passantenströme anzieht. Allerdings mit Potenzial, wenn der BVG-Busparkplatz bebaut würde. Dieses Potenzial gibt es am HBF nicht.

  • Es hat vielleicht auch Vorteile wenn der Schlafbereich in den Hotels vom Vergnügungsbereich am Wasser räumlich etwas getrennt ist. Es gibt ja nicht nur Touristen sondern auch Geschäftsreisende die unter Umständen keinen nächtlichen Trubel vor dem Hotel wünschen.

  • ^ Stimmt, wobei die Hotelgäste dennoch besser die Fenster geschlossen halten sollten, um nicht die ganze Nacht hindurch über die Ein- und Abfahrten der nächsten Regios informiert zu werden. ;)


    Aber vielleicht ist es auch egal. Es ist ja kein "Viertel", sondern es sind gerade mal eine Handvoll Hotel- und Büroblöcke auf recht engem Raum, die von 2 oder 3 kurzen Straßen durchzogen sind. Ein lebhafter Kiez ist da nicht nötig.

  • Kennedy-Haus und Steigenberger Hotel

    So transparent und luftig wird das Kennedy-Haus wohl nie wieder wirken, wenn erstmal die Betonstreben an die Fassade kommen:




    Hier der Blick mit den Nachbarn IC-Hotel (rechts) und Steigenberger (vorne links):



    Der Steigenberger Hoteleingang:


  • So transparent und luftig wird das Kennedy-Haus wohl nie wieder wirken, wenn erstmal die Betonstreben an die Fassade kommen


    Ja leider. Ich hätte mir auch gut eine vollverglaste grünliche Fassade vorstellen können. Die Brücke hätte sich genial darin gespiegelt.

  • Zwei Fragen zum Washingtonplatz :


    1) Wozu soll dieser Solitär-Bau (Würfel) gut sein; er steht buchstäblich im Wege und ist nicht geeignet dem Platz die gebotene Einfassung zu verleihen. Hoffenlich findet sich kein Interessent für dieses Baufeld !


    2) Weiß jemand, was der offensichtlich provisorische dunkle Querriegel auf dem Platz gegenüber dem John-F.-Kennedy Haus in
    der Nähe des Baufeldes für den Würfel soll ? Sieht einfach nur schlimm aus.

  • Ich stehe den bisherigen Gebäuden am und um dem Hbf auch sehr kritisch gegenüber, finde dennoch den Artikel überzogen. Trotz seiner Polemik und der vielen inhaltlichen Unstimmigkeiten ist er zwar ganz amüsant zu lesen, bei mir hat er aber eher das Gegenteil ausgelöst: Soo schlimm finde ich die Spreeseite de Hbf (Washingtonplatz) dann doch nicht. Das Steigenberger ist passabel und verdeckt das schwache IC-Hotel. Einen halb eingegrabenen Kampfstern der Borg kann ich damit wirklich nicht assoziieren. An der Nordseite ist alles Baustelle, was soll man bisher dazu sagen? Das einzige fertige Gebäude, der Tour Total hat doch eher ganz gut abgeschnitten bei den Kritikern auch hier im Forum.


    Angemerkt sei noch:


    Berlin empfing seine Zugreisenden nie mit einem Gesicht wie Venedig, Paris oder Wien.


    ...Phantomschmerz von 50 % zerstörter Häuser: Diverse andere deutsche Großstädte waren noch viel stärker zerstört.


    ...Orientierungsdesaster des grauen Konsumlabyrinths der Deutschen Bahn... schöne Allegorien machen sich ja immer gut :)


    Sich mit anderen Rüpeln um Taxis balgen kann man an jedem Großstadtbahnhof.

  • Wieso ist es dem HBF Management nicht möglich, bei einem solchen Andrang auf Taxis Abtrennungsvorkehrung zur ordentlichen Schlangenbildung zu installieren?
    An vielen internationalen Flughäfen wird so verfahren, um mit dem hohen Fahrgastaufkommen zurecht zukommen.