Freiheits- und Einheitsdenkmal (in Bau)

  • ^ Jetzt reicht es aber.



    Willst Du Dich bei endgültig bei allen hier unbeliebt machen?


    Ich habe Mauerfall und Wiedervereinigung als Kind in Berlin erlebt und bin dankbar dafür, dass ich alt genug war, um bewusst Zeuge dieses enormen historischen Glücksfalls für Berlin, Deutschland und Europa gewesen zu sein. Denkmäler sind da grundsätzlich durchaus angebracht und ja auch vorhanden.


    Wer für Berlin keine Sympathie und kein Interesse aufbringen kann, sollte sich hier zurückhalten und sich anderen Themen zuwenden. Ich käme auch nicht auf die Idee in einem PC-Spiele-Forum allen zu erzählen wie bescheuert der Gegenstand der Diskussion ist.


    Natürlich ist Deine bornierte Ansicht lange bekannt, zum Glück hört man den Quatsch immer seltener, dennoch ist die Haltung eine Frechheit gegenüber Berlinern, Sachsen, Thüringern usw. und in ihrem fehlenden Patriotismus einfach traurig.

  • ^ Den Mauerfall habe ich selber erlebt, doch das ist bereits 30 Jahre her und die Geschichte hat sich weiterentwickelt. Im Westen kenne ich viele Leute, die meinen, dass die Vereinigung (es sollte ein Denkmal der Einheit sein, oder?) recht schief läuft und in den letzten Jahren hat sogar die NRW-Ministerpräsidentin offiziell die Transfers gen Osten in Frage gestellt (steht im verlinkten Wikipedia-Artikel). Das alles erzähle ich sowieso möglichst zurückhaltend.
    Wie schon mal geschrieben - einige Ereignisse kann man nach 30 oder 50 Jahren im ganz anderen Licht sehen als direkt danach.


    Auch die Bedeutung der erlangten Freiheit relativiert sich etwas, wenn 1/4 der Bevölkerung im Osten munter die SED-Folgepartei wählt - und mit Lobeshymnen auf die DDR & den Sozialismus sind selbst einige DAF-Unterforen vollgestopft.


    Wenn man alle die kritischen Stimmen inklusive Alt-Bundeskanzler berücksichtigt - da sollten zumindest kleine Erinnerungstafel reichen, mehrere Nummer kleiner als so eine Riesenwippe für 15 Millionen, die ganze Umgebung dominiert. Jemand erwähnte mal das Monstereinheitsding in Rom u.a. mit dem Garibaldi-Museum darin, erbaut kurz nach der Vereinigung. Ich vermute mal - in heutiger Zeit, wenn im Norden sehr viele Leute am liebsten ganz raus aus der Gesamtitalien-Geschichte möchten, käme nie und nimmer jemand auf die Idee eines derart gewaltigen Denkmals.

  • Mal die Bedeutung des Wortes "totalitär" nachlesen.


    Es gab bei Wilhelm I. einen Herrscher, der sich als von Gott auserwählt ansah, es gab eine ausgeprägten Militarismus und Rassismus, es gab Militäreinsätze im Inneren, gegen die eigene Bevölkerung, es gab die Unterdrückung von Arbeiterrechten und Einschränkungen für Arme, es gab ein eingeschränktes Wahlrecht, die Pressefreiheit, die Du erwähnst, wurde bereits nach 4 Jahren wieder eingeschränkt, ... Das sind alles Merkmale die heute für ein totalitäres System stehen. Aber ich gebe dir Recht (aber nur in diesem einen Punkt!), dass die Definition für totalitäre Staaten noch enger gefasst sind.


    Langsam habe ich satt diese schreiende Anti-Hohenzollern-Propaganda irgendwie aus einem SED-Handbuch entnommen


    Bist Du Reichsbürger?


    Genauso satt wie das ewige Bestreben, die Schlossumgebung zu verhunzen. Ob sie mit Weltkulturerbe vergleichbar ist oder nicht - bewußtes böswilliges Kaputtmachen irritiert.


    Gehts noch? Es gibt kein Schloss nur Schlossfassaden, die Museumsinsel ist Weltkulturerbe und hier wird nichts böswillig kaputtgemacht sondern nur nicht vollständig rekonstruiert.



    Wenn schon recherchieren eine Unmenge Kritik an der Umsetzung der Vereinigung, die irgendwie zum Dauertransfer wird. ... Bei der sehr zahlreichen Kritik darf man fragen, was die Riesenwippe überhaupt feiern soll? So eine Art Denkmal der Fehlinvestition?


    Genau dieser Mist, den du hier schreibst, ist der Gund dafür, warum man eine Entscheidung für ein Einheitsdenkmal nicht anhand von Umfragen treffen darf und wird, sondern der "politischen Elite überlassen muss", die aber die Gesamtheit repräsentiert und nicht nur spießige, egoistische Partikularinteressen!
    Ein großer Teil der von der Geschichte geschonten Wetsdeutschen hat nämlich überhaupt gar kein Verständnis dafür, dass ihr schönes Wolkenkuckuksheim mit der Wiedervereinigung ein Ende fand. Zum Glück wird sich dieses Problem durch die demographische Entwicklung und Zuwanderung irgendwann erldeigt haben.

  • Es geht doch nichts über ein hübsches, sauberes Feindbild. Die armen "Personen", die hier immer mit den üblen "Ideologen" zu kämpfen haben...


    dito, wie eben bei dir auch.


    Wer käme denn auf den Gedanken, einen seinerzeit gut 50 Jahre alten Kaiserklotz von ästhetisch fragwürdigem Wert mit einem 2500 Jahre alten Weltkulturerbe zu vergleichen? Nun, Du offensichtlich. Und Bau-Lcfr natürlich auch.


    Ahhhh, jetzt wird mir alles klar. Deine Argumentation ist ja wirklich bestechend. Die "Klötze" die du erhalten möchtest, müssen also älter als 2.500 Jahre alt sein. Bestechende Logik. Ach ja, natürlich bis auf die nicht zu verurteilenden, da praktischen und günstigen modernen Plattenbauten - das ist was anderes.


    Nach dem Krieg musste in Massen gebaut werden, und der damalige Stil war nun mal modern. Weil es schnell gehen musste und wenig Geld da war, aber auch weil der Städtebau seinerzeit tatsächlich große Fehler aufwies, sind die Ergebnisse größtenteils mager; das ist schade. Auch ist das ästhetische Empfinden heute ein anderes als vor 50 Jahren, aber einer Epoche vorzuwerfen, dass sie zeitgenössisch gebaut hat, ergibt schlicht keinen Sinn. 1914 bestanden 80 Prozent Berlins aus Gründerzeithäusern der vergangenen 35 Jahre. Aber das ist für Dich natürlich keine Überrepräsentation, weil Du nur in Moderne (hässlich) und früher (schön) differenzierst. Du ignorierst, dass z.B. der höchst elegante preußische Klassizismus des frühen 19. Jahrhunderts mit dem wilhelminischen Protz 80 Jahre später wenig zu tun hatte. Ein Denkmal von Schinkel würde ich mir auf der Schlossfreiheit gerne gefallen lassen.


    Ja, da stimme ich dir zu - man musste schnell bauen und die Ergebnisse waren mager. Ich werfe ja auch keiner Epoche vor, dass sie zeitgenössisch gebaut hat. Ich sage, die Moderne ist überrepräsentiert. Das Wachstum der Gründerzeit war echt - in dieser Zeit sind die europäischen Städte eben entstanden. In dieser Zeit ist die Bevölkerung regelrecht explodiert.


    Die Moderne die danach kam, war hässlicher Ersatzbau - ein zweckmäßiges Instrument um die Wunden zu versorgen. Aber nicht mehr und daher auch nicht erhaltenswert, bis natürlich auf einige Ausnahmen. Da zähle ich durchaus einige Großwohnsiedlungen am Stadtrand dazu. Aber bei der Innenstadt - tut mir leid - bin ich unversöhnlich.


    Stuck = gut und friedlich, kein Stuck = gleich böse und totalitär ist aber eine bloße Verballhornung dieses Zusammenhangs, die mich an Deiner argumentativen Ernsthaftigkeit zweifeln lässt.


    Natürlich ist es nicht so einfach - das liegt auf der Hand. Mit meinem Zitat spiele ich auf das Buch von Adolf Loos "Ornament und Verbrechen" an, falls dir das aufgefallen ist. Es ist Zeit für eine Totalumkehr in der Architekturkritik und diese bahnt sich auch an. Jeder der regelmäßig Zeitung liest, sollte dies mittlerweile mitbekommen haben. Die Moderne steht im Begriff endgültig überwunden zu werden.


    Meinst Du die Kuba-Krise? Das war etwas komplizierter, als Du es hier darstellst...


    Machst du jetzt einen schlechten Witz? Der kalte Krieg besteht für dich also nur aus der Kuba Krise ja? Die Moderne hinterlässt eine Zeit die vor allem von der allgegenwärtigen Katastrophe eines mögliche Atomkrieges geprägt ist. Eine Zeit der Hyperrationalität und der Verleugnung jeglicher Gestaltung.


    Denn Gestaltung hat immer etwas Romantisches - denn ein Ornament per se hat keinen Nutzen. Es ist ein ausschließlich schmückendes Element. Und damit tut sich unsere Hyperrationale Zeit schwer: Etwas das man nicht unbedingt funktional braucht? Für was? Für die Schönheit, für die Seele, weil das Ganze eben mehr als die Summe seiner Teile ist.


    Diese Sehnsucht nach Tiefe ist der Moderne völlig verloren gegangen. Und es ist nun eben Zeit die Moderne hinter sich zu lassen und das Stadtbild auch an den entsprechenden Stellen (den historischen Vierteln), zu reparieren.


    nd Hitlers architektonische Vorlieben der Moderne zuzurechnen, ist ja wohl ein schlechter Witz


    Echt? Ich finde diese NS Vorzeigearchitektur könnte ohne der obligatorischen Stuckleiste so auch an der Gegend um den HBF stehen.



    Quelle: Wikimedia / freie Lizenz

  • Es gab bei Wilhelm I. einen Herrscher, der sich als von Gott auserwählt ansah, es gab eine ausgeprägten Militarismus und Rassismus, es gab Militäreinsätze im Inneren, gegen die eigene Bevölkerung, es gab die Unterdrückung von Arbeiterrechten und Einschränkungen für Arme, es gab ein eingeschränktes Wahlrecht, die Pressefreiheit, die Du erwähnst, wurde bereits nach 4 Jahren wieder eingeschränkt, ... Das sind alles Merkmale die heute für ein totalitäres System stehen. Aber ich gebe dir Recht (aber nur in diesem einen Punkt!), dass die Definition für totalitäre Staaten noch enger gefasst sind.


    Hui, wenn das deine geschichtliche Bildung ist dann Gute Nacht. Da kommt wirklich der Verdacht auf nach der POS-Zeit nicht mehr in ein Geschichtsbuch geschaut zu haben.

  • Block I:


    Langsam habe ich satt diese schreiende Anti-Hohenzollern-Propaganda irgendwie aus einem SED-Handbuch entnommen mit dem absurden Ziel der Schaffung eines Universellen Feindbildes.


    Lesen Sie mal Der Untertan. Eine satirische Abrechnung mit der Gesellschaft des Kaiserreichs am Vorabend des 1. Weltkriegs – geschrieben 1914, veröffentlicht 1918. Der liberale Großbürger Heinrich Mann hatte dafür kein "SED-Handbuch" und kein POS-Geschichtsbuch zur Verfügung, und doch kommt er zu ähnlichen Schlüssen, wie man sie später auch (!) in der DDR gezogen hat. Baukörpers Begriff "totalitär" ist für das Kaiserreich dennoch unpassend. Totalitäre Bewegungen sind in der Folge des 1. Weltkriegs entstanden, im 19. Jahrhundert gab es sie noch nicht.


    Helmut Schmidt sprach 2005 vom "gemäßigten Mezzogiorno" in der EX-DDR - ob dort inzwischen die gleche Lestungsbereitschaft wie im Westen herrscht, müsste man recherchieren (mehrere Anzeichen sprechen dagegen).


    Als Wessi schäme ich mich für Ihre Arroganz und Ihre Überheblichkeit. Meinen Sie im Ernst, wirtschaftliche und soziale Unterschiede hätten in erster Linie mit "Leistungsbereitschaft" zu tun? Meinen Sie nicht, es gibt historische und strukturelle Ursachen für die relative Schwäche der ostdeutschen Ökonomie?


    Transferleistungen gibt es übrigens nur noch im Rahmen des Länderfinanzausgleichs – nicht nur von West nach Ost, sondern auch von Süd nach Nord. Den Soli zahlen die Leute in Brandenburg genauso wie in NRW (auch wenn sie für die gleiche Arbeit in der Regel weniger Geld bekommen und geringere Rentenansprüche haben). Außerdem wird er längst nicht mehr in den "Aufbau Ost" investiert; er stockt – wie eine normale Steuer – schlicht den Bundeshaushalt auf.


    Das alles erzähle ich sowieso möglichst zurückhaltend [...] Auch die Bedeutung der erlangten Freiheit relativiert sich etwas, wenn 1/4 der Bevölkerung im Osten munter die SED-Folgepartei wählt [...] Wenn man alle die kritischen Stimmen inklusive Alt-Bundeskanzler berücksichtigt - da sollten zumindest kleine Erinnerungstafel reichen.


    Sowas nennen Sie "möglichst zurückhaltend"? Eine "kleine Erinnerungstafel" für das wichtigste Ereignis der deutschen Geschichte seit 1945? Für den Sturz einer Diktatur? Das Verschwinden einer tödlichen Grenze? Demokratische Rechte für 17 Mio. Bürger? Die Rettung der maroden Städte? Ich bin wahrlich kein Freund der Wippe, aber eine "kleine Tafel" ist eine Frechheit.


    Der Kern Ihrer "Recherche" ist ein erzdummes Zitat von 2005. Damals lag das Brutto-Inlandsprodukt z.B. in Brandenburg bei 48 Mrd. Euro; heute sind es 70 Mrd. Die Zahl der Erwerbslosen ist im selben Zeitraum von 243.000 auf 93.000 gefallen. An beiden Trends hat auch die Regierungsbeteiligung der "SED-Folgepartei" (seit 2009) nichts geändert. Sie ist inzwischen der parlamentarischen Demokratie verpflichtet, setzt sich für Bürgerrechte ein und betreibt eine sozialdemokratische Wirtschaftspolitik. Also reden Sie keinen Quatsch!

    Einmal editiert, zuletzt von Architektenkind () aus folgendem Grund: Falsche Einheiten korrigiert (Mrd. statt Mio.)

  • Hui, wenn das deine geschichtliche Bildung ist dann Gute Nacht.


    Welchen dieser Punkte erachtest du denn als falsch? Klar gab es auch positive Aspekte im Kaiserreich, sehr viele sogar. Aber jeder der angesprochenen Punkte basiert auf historischen Tatsachen.

  • Block II:


    Die "Klötze" die du erhalten möchtest, müssen also älter als 2.500 Jahre alt sein. Bestechende Logik. Ach ja, natürlich bis auf die nicht zu verurteilenden, da praktischen und günstigen modernen Plattenbauten - das ist was anderes.


    Doppelt Humbug. Du hattest den Kaiserklotz mit der Akropolis verglichen. Ich hatte geschrieben, dass dieser Vergleich Unsinn ist. Und natürlich spielt das Alter bei der Bewertung von Baundenkmälern eine (!) Rolle. Plattenbauten können dort abgerissen werden, wo Sie a) als Wohnraum nicht länger gebraucht werden und b) kein Teil eines erhaltenswerten städtebaulichen Ensembles sind. Die Uni-Platte am Hausvogteiplatz kann z.B. gerne weg; auch viele andere dürfen meinetwegen gesprengt werden, wo die Wohnraumknappheit überwunden ist. Die in der KMA würde ich verteidigen, auch wenn ich sie nicht schön finde. (Aber ich weiß, wer an Denkmalschutz andere Maßstäbe anlegt als seinen persönlichen Geschmack, ist ein "Ideologe".)


    Machst du jetzt einen schlechten Witz? Der kalte Krieg besteht für dich also nur aus der Kuba Krise ja?


    No, Sir! Die Sache ist nur etwas komplizierter, als dass sie in ein schlichtes Gut-Böse-Narrativ passen würde. Was nicht meint, in Wahrheit sei der Westen der "Böse" gewesen, um möglicher Unterstellungsfreude zuvor zu kommen.


    Denn Gestaltung hat immer etwas Romantisches - denn ein Ornament per se hat keinen Nutzen. Es ist ein ausschließlich schmückendes Element.


    Genau, die kunsthistorische Schule der Moderne, die ein halbes Dutzend "Hochschulen für Gestaltung" gegründet hat, war gegen Gestaltung! Leuchtet unmittelbar ein. ;) Im Ernst: Natürlich ist ab den 50er-Jahren im Namen der Moderne viel Schrott gebaut worden, aber man kann doch einem Bruno Taut, einem Mies van der Rohe, einem Scharoun, einem Scarpa oder einem Niemeyer nicht den Willen zu Gestaltung absprechen! Vieles (nicht alles), was diese Herren gebaut haben, empfinde ich als wunderschön. Mit Deiner Gleichsetzung von Gestaltung und Ornament machst Du es Dir mal wieder zu einfach.


    Für die Schönheit, für die Seele, weil das Ganze eben mehr als die Summe seiner Teile ist. Diese Sehnsucht nach Tiefe ist der Moderne völlig verloren gegangen.


    Schönheit finde ich in der Gartenfassade von Versailles genauso wie im Deutschen Pavillon in Barcelona. Die Fassade hat eine Menge Ornament, der Pavillon kein bisschen. Meine Seele hat der Pavillon tiefer berührt als das Schloss. Ich habe ihn als Raumskulptur erlebt, die Innen mit Außen verbindet, Wasser mit dem Himmel, Travertin mit Onyx und Milchglas mit Chrom. Nichts als die Summe seiner Teile? Von wegen! Und was die "Tiefe" betrifft: Das industriell vorgefertigte Dekor der meisten Berliner Mietskasernen sieht gefällig aus, aber "tief" ist es in keinem anderen Sinn als in "30 cm bis zum Mauerwerk."


    Was machen wir jetzt daraus? Entweder Du dekretierst, dass ich unter einer ideologisch begründeten Geschmacksverirrung leide – dann können wir aufhören. Oder Du erkennst an, dass Dekor zwar schön sein kann und oft schön ist, aber weder eine notwendige noch eine hinreichende Bedingung für Schönheit darstellt. Dass es auch auf Proportion, Materialverwendung, Verarbeitung, Details, etc. ankommt. Dann können wir weiter diskutieren.


    Echt? Ich finde diese NS Vorzeigearchitektur könnte ohne der obligatorischen Stuckleiste so auch an der Gegend um den HBF stehen.


    Ja, echt. Hitlers Ideal war ein ins Monströse aufgepumpter Missbrauch antiker Repräsentationsbauten (meist nach römischem Vorbild). Schau Dir die Germania-Planung doch mal an: Faschisten-Klassizismus, nix Moderne. Das Bauhaus wurde 1933 verboten, die meisten Architekten gingen ins Exil. In der frühen Sowjetunion gab es eine avantgardistische Phase, in der die Moderne hoch angesehen war. Aber mit Stalin kehrte auch dort das Ornament zurück (woraus ich, im Gegensatz zu Dir, kein Argument für irgendwas mache).

    Einmal editiert, zuletzt von Architektenkind () aus folgendem Grund: Argument präzisiert

  • Ich finde nicht, daß man bei dieser Diskussion Denkmale mit Plattenbauten und Gründerzeitlern in einen Topf werfen darf.


    Denkmale (wie auch Kirchen und Schlösser) sind kulturhistorisch wertvolle Zeitzeugen und stehen auch wegen ihrer Einzigartigkeit auf einer höheren Stufe.
    Das gilt für gute wie weniger gute Epochen. (auch hier gilt natürlich die NS-Zeit und andere Massen-/Völkermörder ausgenommen)


    Eure intensive Geschichtsstunde beinhaltet viel Richtiges, einiges Verzerrtes und natürlich leider auch manch Dummes.
    Was aber soll denn die Schlußfolgerung daraus sein?


    Die wichtigste Frage beantworten die meisten von euch leider nicht !!!
    Soll die Schlußvolgerung sein auf die sicher nicht nur rühmliche Geschicht mit dem Abräumen von Denkmalen zu reagieren ???


    Ich habe oben geschrieben, daß das die Methoden von Diktaturen und totalitären Regimen sind.


    Ich finde es auch ziemlich engstirnig die Diskussion auf rechts/links, reaktionär/aufgeklärt und unwissend/wissend zu reduzieren.


    Was meine Beweggründe (und die vieler anderer) sind steht weiter oben und mit euren Grabenkämpfen haben diese aber rein garnichts gemein.



    Gruß, Jockel


  • Ich habe ja versucht darzulegen und sehe mich darin auch bestätigt, dass die wichtigen und wertvollen Räume im Sockel offenbar nicht durch das neue Denkmal zerstört werden.


    Doch, die Fundamentgewölbe werden durch die Einheitswippe zerstört, und das ist auch eindeutig belegt.

  • Soll die Schlußvolgerung sein auf die sicher nicht nur rühmliche Geschicht mit dem Abräumen von Denkmalen zu reagieren ???


    Die kurze Antwort: Nein. Würde das Begas-Denkmal noch stehen, wäre ich für seinen Erhalt. Es fordert ja auch niemand ernsthaft, die Siegessäule abzureißen. Allerdings besteht zwischen nicht abreißen und wieder aufbauen ein himmelweiter Unterschied. Eine selbstbewusste Republik sollte ein ideologisch und ästhetisch fragwürdiges Kaiserdenkmal nicht wieder aufbauen. Ein Koblenz reicht.


    Ich habe oben geschrieben, daß das die Methoden von Diktaturen und totalitären Regimen sind.


    Das stimmt nur halb. Es ist eine uralte Tradition, nach dem Sturz einer Herrschaft deren Denkmäler zu stürmen. "Den König vom Sockel stoßen", ist ja mehr als eine Metapher. Ein revoltierendes Volk entfernt die Symbole des ancien regime aus dem öffentlichen Raum. Dabei sind in der Geschichte viele Kunstwerke zerstört worden, aber der politische Akt an sich ist durchaus nicht immer totalitär; er hat auch freiheitliche Aspekte. Erwähnt sei hier der Abriss des Stalindenkmals beim Ungarnaufstand 1956 – an diese Tat erinnert heute ein neues Denkmal. Oder der Sturz der Saddam-Statue in Bagdad nach dem Einmarsch der Amerikaner. Und nicht zuletzt ist der am Hubschrauber hängende Lenin aus dem Film "Good bye, Lenin!" zu einem Sinnbild für das Ende der DDR geworden.


    Der Abriss des Kaiserdenkmals 1950 sollte die Vollendung der Revolution von 1918 symbolisieren. Problematisch daran finde ich weniger den Abriss selbst – 1918 wäre er tatsächlich ein starker symbolischer Akt gewesen. Was mich stört, ist die Anmaßung der SED: Das Erbe dieser Revolution stand ihr nicht zu. Weder die revoltierenden Arbeiter und Soldaten, noch die Politiker von MSPD und USPD, ja nicht einmal die Spartakus-Führer Liebknecht und Luxemburg waren Bolschewisten gewesen. Luxemburgs weitsichtige Kritik an Lenin durfte in der DDR lange nicht erscheinen: "Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden. Nicht wegen des Fanatismus der »Gerechtigkeit«, sondern weil all das Belebende, Heilsame und Reinigende der politischen Freiheit an diesem Wesen hängt und seine Wirkung versagt, wenn die »Freiheit« zum Privilegium wird."


    Deshalb hat der Abriss des Denkmals tatsächlich einen schalen Geschmack: Die Erbschleicher von 1918 legitimieren ihre Herrschaft durch eine symbolische Tat, die angesichts ihres totalen Machtanspruchs 32 Jahre später ihr befreiendes Moment gänzlich verloren hat.

  • Doch, die Fundamentgewölbe werden durch die Einheitswippe zerstört, und das ist auch eindeutig belegt.


    Der Beleg belegt leider nichts darüber, dass im Inneren etwas wichtiges zerstört wird.
    Wir haben ja an dieser Stelle vor kurzem erörtert, das das Lager der Wippe nicht über einem der begehbaren Räume des alten Denkmals liegt und daher nicht mit Beeinträchtigungen zu rechnen ist. Ausgenommen ist davon aber der nicht begehbare Mühlgraben, der sich unter dem Lager der Wippe befindet.

  • Die wichtigste Frage beantworten die meisten von euch leider nicht !!!
    Soll die Schlußvolgerung sein auf die sicher nicht nur rühmliche Geschicht mit dem Abräumen von Denkmalen zu reagieren ???


    Da befindet sich halt genau der Konflikt.
    Das Abräumen ist ja bereits geschehen. Die Frage ist für diesen Ort beantwortet worden, an anderen Orten wird aber ja weiter die Erinnerung aufrecht erhalten.
    Eine Zerstörung des verbliebenen Sockels ist m.E. trotz einiger anderslautender Behauptungen nicht geplant, stattdessen eine Weiternutzung im Rahmen des neuen Denkmals.


    Erschwert wird sie Sache doch durch die vielen Befürworter einer Rekonstruktion des Nationaldenkmals, die zuerst mit allen Mitteln das Einheitsdenkmal verhindern wollen.
    Die Wiedererrichtung eines Denkmals für einen Menschen, dem unsere heutige freiheitliche Lebensweise weitgehend zuwieder sein würde, ist aber klar und deutlich abzulehnen!

  • Baukörper: Deine Ignoranz ist wirklich unerträglich. Weder gibt es Forderungen, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal zu rekonstruieren, noch Belege, die Einheitswippe ohne weitere Schäden am denkmalgeschützten Sockel zu errichten. Also bleibe bitte bei den Tatsachen.

  • Baukörper bezieht sich bei der Wiedererrichtung des Nationaldenkmals auf die Fakten, die Forumsmitglieder in diesem Thread selbst schufen: In der dem Thread beigefügten Umfrage wollen 43% das alte Kaiserdenkmal zurück, die überwiegende Mehrheit...erschreckend!!


    Dass es erhebliche Eingriffe in die Bausubstanz geben wird, bestreitet er auch nicht, es ist aber ein Unterschied zwischen baulichen Veränderungen und der Zerstörung des erhaltenen Teils des alten Denkmals...


    Wenn die Wippe kommt, sollte in den Gewölben näher auf die friedliche Revolution von 1989 eingegangen werden um klarzumachen, dass es bei diesem Denkmal eben nicht nur um die Einheit Deutschlands, sondern speziell um die Leistung der Ostdeutschen Bürger geht, ihre Freiheit selbst friedlich erstritten zu haben... und das ist ihnen durch keine politische oder gesellschaftliche Fehlleistung der darauf folgenden Jahrzehnte zu nehmen!!


    Bei BauLcfr wird das Denkmal auch von post zu post größer, monströser und monumentaler...in keinem Fall wird die Wippe größer oder höher als es das alte Denkmal inclusive Kolonnaden je war, mit dem Unterschied, dass die Begehung der Wippe selbst einen anderen (interessanten?) Blickwinkel auf die Schloßfassade bieten würde.

  • Doch, die Fundamentgewölbe werden durch die Einheitswippe zerstört, und das ist auch eindeutig belegt.


    Ernsthaft? Hier die Passage: "Sicherlich lösbar seien ferner Auflagen des Landesdenkmalamtes im inneren, nicht sichtbaren Bereich des historischen Gewölbes, auf dem die Schale ruht, die außerdem durch 35 Meter lange Pfeiler im Boden verankert wird."

  • Ich sehe mich argumentativ ziemlich exakt bei den letzten Beiträgen von Architektenkind, finde aber auch zumindest einen Teil der anderen Beiträge durchaus lesens- und bedenkenswert (leider klappt mit dem Smartphone das Werten der Beiträge nicht). Zu Bau-Lcfr muss man mE nichts mehr schreiben. Diese selbstverliebte Polemik (Wiedervereinigung Deutschlands = Fehlinvestition) ist da nur ein neuer fragwürdiger "Höhepunkt".


    Bezüglich der Diskussion bin ich für eine Verengung bzw Präzisierung. Abriss und Wiederaufbau des alten Denkmals sind längst vom Tisch und auch die uralte Umfrage hier im Forum korreliert mit keiner realen politischen Bestrebung. Das kann man bitte endlich mal abhaken. Auch ein Komplettabriss des Sockels ist kein Thema, ebenso wenig die Rückkehr der Schlossfreiheit.


    Wirklich aktuell ist im Grunde nur die Frage, neues Denkmal auf den alten Sockel oder nicht (und für den Verzichtsfall standen die Kolonnaden zumindest im Raum). Vom Gedanken her finde ich das Denkmal trotz Existenz des Brandenburger Tors nicht verkehrt. Im Gegenteil. Es repräsentiert ein (für mich) extrem positiv besetztes Schlüsselereignis der deutschen Geschichte; ist gewissermaßen positives Pendant zum berechtigterweise schweren, deprimierenden Holocaustmahnmal. Hier die Farblosigkeit und Starre, dort Glanz und Dynamik. Hier dunkle Irrungen der Geschichte, dort ein mutiges und euphorisierendes Wagnis für die Zukunft. Beides beschreibt für mich kongenial die Identität Deutschlands und ist von der Geste her einer Hauptstadt würdig.


    An sich kann ich inzwischen sogar mit dem Standort gut leben. Die kürzlich formulierte Idee mit dem Neuen als Aufbau auf dem Alten hat ihren Charme und so bin ich doch zunehmend überzeugt (obwohl es im Grunde so nahe liegt, bin ich irgendwie vorher nie von selbst auf diese Deutung gekommen).


    Einzig mit der gesellschaftlichen Akzeptanz sowie konkreten Gestaltung des Denkmals tue ich mich noch etwas schwer. Dass heutzutage die Barrierefreiheit zu bedenken ist, muss man mE als klaren Fortschritt begreifen. Der Ansatz, wirklich jeden mitzunehmen, ist mE definitiv richtig. Hierdurch - sowie durch Geländer etc - verliert der Entwurf jedoch leider ein Stück weit die zunächst suggerierte Leichtigkeit.


    Nach dem ganzen hin und her bin ich aber sehr dafür, nun endgültig bei der Entscheidung zu bleiben und dem Entwurf eine Chance einzuräumen. Ich kann mir vorstellen, dass es über kurz oder lang seine Wertschätzung finden wird. Ich werde es privaten Besuchern jedenfalls im geschilderten Zusammenhang mit dem Holocaustmahnmal aber ebenso auch im direkten Kontrast zum Sockel und den Fassadenrekos erklären. Wobei es natürlich schon ulkig ist, dass sich an einem Denkmal zum Ende der DDR die Fassaden eines anderen überkommenen Herrschaftspalastes in neuem, alten Glanz erheben, die jene des Palasts der Republik ablösen. Das soll explizit nicht heißen, dass ich gegen die Reko bin aber hier muss mE sehr viel vermittelt und erklärt werden. Ich freue mich inzwischen nun sogar darauf, auf diese Weise einen weiteren spannenden, real erlebbaren Aufhänger für die bewegte Berliner und Deutsche Geschichte der letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte zu haben.

  • Einzig mit der gesellschaftlichen Akzeptanz sowie konkreten Gestaltung des Denkmals tue ich mich noch etwas schwer. Dass heutzutage die Barrierefreiheit zu bedenken ist, muss man mE als klaren Fortschritt begreifen. Der Ansatz, wirklich jeden mitzunehmen, ist mE definitiv richtig. Hierdurch - sowie durch Geländer etc - verliert der Entwurf jedoch leider ein Stück weit die zunächst suggerierte Leichtigkeit.


    Bezüglich der Gestaltung hoffe ich auf entsprechende Massnahmen, dem Ganzen möglichst viel Eleganz und Leichtigkeit zu erhalten. Evtl. wäre z.B. eine Neigung der ganzen Plattform zur Eingangsseite hin hilfreich um die Zutrittsrampen niedriger halten zu können. Ein Geländer komplett in Glasausführung wäre ebenfalls wünschenswert...

  • Umfrage abstellen

    An sich kann ich inzwischen sogar mit dem Standort gut leben. Die kürzlich formulierte Idee mit dem Neuen als Aufbau auf dem Alten hat ihren Charme und so bin ich doch zunehmend überzeugt



    Anhand dieser Aussage trete ich dafür ein, die Umfrage zum Einheitsdenkmal nicht mehr anzuzeigen!


    Es scheint, dass sie ein verfälschtes Bild abgibt, da Meinungsänderungen gar nicht dargestellt werden können.
    Daher richte ich mich hiermit an die Administratoren mit der Bitte, die Umfrage zu beenden und auzublenden.
    Danke.

  • Bloß weil es hier ein altes Denkmal gab, muss man kein neues aufstellen. Der Reiter versperrte den Schlossblick genauso wie die Wippe ihn versperren wird. Deshalb sollte man hier am besten gar nichts aufstellen. Wir haben längst ein Freiheits- und Einheitsdenkmal, nämlich das Brandenburger Tor.