Leipzig: Stadtleben
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Gestern nun das dritte von insgesamt vier Spielen in Leipzig. Nächsten Dienstag noch ein Achtelfinale bei dem Österreich als Teilnehmer schon feststeht. Damit hat die Stadt neben Gelsenkirchen die wenigsten Spiele dieser EM. Als "Kompensation" könnte man hier die Vergabe des IBC anführen. Ob das der hiesigen Wirtschaft soviel bringt sei mal dahingestellt. Wenn man sich die Probleme andernorts so anschaut kann man schon die Frage stellen ob es nicht besser gewesen wäre Leipzig ein weiteres Spiel zu geben. Allein in NRW finden räumlich sehr nah beieinander 20 Spiele statt. Die Frage ist ja was will man den Gästefans bieten bzw. wie will man sich präsentieren?! Wenn z.B. Fans über GE herziehen weil es so unattraktiv ist und man in München ewig braucht um vom Stadion wegzukommen macht das keinen guten Eindruck. Über Leipzig gab es dagegen bisher nur positives feedback. Hier hat man für auswärtige Fans ein Fußballerlebnis, welches in Dtl. seinesgleichen sucht. Die südländisch anmutende Kneipenmeile hinter sich lassend sitzt man eine halbe Stunde später im Stadion an seinem Platz. Es zeigt sich, dass ein Innenstadtstadion ein riesiger benefit gegenüber den vielen Stadtrand-, Wald-, oder Gewerbegebietarenen ist, die da sonst so im Land rumstehen. Dass sollte so langsam auch mal der DFB für seinen Gründungsort begreifen und die Stadt nicht immer nur mit drittklassigen Partien abspeisen wie es in der Vergangenheit der Fall war.
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MDR-Beitrag zur An- und Abreise bei den Spielen in Leipzig, der auch sehr positiv ist. Entspricht auch meiner Wahrnehmung: https://www.mdr.de/nachrichten…hn-probleme-100.html?s=08
Wir haben hier denke ich nicht mehr Spiele, weil es das kleinste Stadion der EM ist und Berlin ja auch nicht weit entfernt ist.
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Na ja, ob nun 40K oder 43 wie in Köln macht den Braten auch nicht fett. Demgegenüber steht das Spieltagerlebnis und das ist hier halt mindestens mal nicht schlechter um es vorsichtig auszudrücken.
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Die Einnahmen aus Ticketverkäufen machen kaum etwas aus. Das meiste Geld verdient die UEFA durch TV-Einnahmen. Von daher schon richtig. Gelsenkirchen hätte man auch gegen Nürnberg, Hannover, etc. austauschen oder mehr Spiele in Leipzig & Co. stattfinden lassen können.
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Alle Spielorte sind nicht ohne Grund Spielorte geworden: Berlin weil es die Bundeshauptstadt ist, Leipzig als einziger wirklich ostdeutscher Spielort, München weil es München ist, Frankfurt und Hamburg weil es internationale Metropolen sind etc.
Mit anderen Worten: Dresden, Hannover, Bremen, Nürnberg und co haben eben keine wichtigen Faktoren, die zu berücksichtigen waren. Man könnte die genannten auch als B-Liga bezeichnen. So falsch kann ich damit nicht liegen, denn sonst wären die genannten ja auch 'Host City' geworden...
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Neben der Erreichbarkeit für die ausländischen Fans ist auch die Stadiongröße wichtig für ein internationales Turnier mit unbegrenzter Nachfrage. Bei beiden Aspekten schneidet Leipzig am schlechtesten von allen Spielorten ab. Und da geht es nicht um die Einnahmen, sondern darum, so vielen Menschen wie möglich das Stadionerlebnis zu ermöglichen.
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...sondern darum, so vielen Menschen wie möglich das Stadionerlebnis zu ermöglichen.
Sorry, dass ich hier schmunzeln muss aber der UEFA geht es ganz sicher nicht darum ob nun 3K mehr Zuschauer im Stadion sind oder nicht. Sicher ist das ein Kriterium von vielen aber ganz sicher kein entscheidendes. FFM z.B. hat eine höhere Kapazität stand im Evaluierungsprozess aber kurz vorm Ausscheiden und konnte sich nur ganz knapp ins Feld retten (böse Zungen behaupten es wurde durchgedrückt).
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Die Spielorte wurden nicht von der UEFA ausgewählt, sondern vom DFB. Als sich Deutschland als Austragungsort bei der UEFA beworben hat, standen bereits alle Spielorte fest.
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Korrekt allerdings gehört der DFB der UEFA an.
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^ ja ich glaube die Kritik um Stand- und Spielortpolitik ist sicher nicht völlig abwegig. Auch bzgl. den Trivia der EM. Dass drei Nationaltrainer eine Leipziger "Vergangenheit" haben. Dass Spieler die in Leipzig spielen, eine komplette Nationalmannschaft stellen könnten. Dass "der Keller" in Leipzig steht. Dass die Hälfte der EM-Stätten in Stadien mit nur 2. Liga Clubs stattfindet. Oder, dass die Engländer sich bei Oberhausen fragten, warum sie im deutschen Sheffield spielen müssen.
Natürlich hat die Stadt in etlichen Bereichen einen großen Sprung seit 2006 gemacht. Hotels und Gastronomie haben sich deutlich verbessert. Und die Provinzialität von damals ist auch zu großen Teil verflogen. Die Stadt grundsätzlich internationaler geworden. Mit RB spielt seit mittlerweile etlichen Jahren ein Bundesliga-Club jede Saison auch international im Stadion. Prozesse und Gegebenheiten haben sich etabliert. Leipzig wird das Conference-League Finale 2026 austragen.
Auf der anderen Seite haben manche Dinge eben kaum eine oder gar keine Entwicklung genommen. Gehören auch sicher eher in den Stadion-Thread. Aber es ist seitens der Stadt nur wenig rund um das Stadion erfolgt. Die Umgestaltung der Festwiese mit einem zehn Meter breiten befestigten Streifen als Haupteingang (für + 47.000) weil Denkmalschutz, ein absoluter und völliger Treppenwitz. Die Tram-Haltestelle immer noch nicht vergrößert, womit die meisten über den Rasen latschen und keine Ampel nutzen können. Der Vorplatz im Waldstraßenviertel einfach nur frisch asphaltiert, keine Gestaltung. Der Vorplatz an der Jahnallee eine gestalterische und organisatorische Katastrophe, zum Spieltag bis zur Grasnarbe zugeparkt. Das alte Schwimmstadion wird nach 18 Jahren abermals nur verhangen. Nur die Containerschule steht immer noch. Die Viertel rund um das Stadion zu goßen Teilen immer noch durch wild parkende Autos zu Spieltagen stark belastet.
Es gibt keine gestalterische Lösung für die großen Freiflächen rund ums Stadion. Keine Aufenthaltsqualität. Keine brauchbaren Freizeitflächen. Kein Grünflächenkonzept. Kein Gastronomiekonzept. Keine öffentlichen Toiletten, damit nicht das halbe Stadion überall in die Büsche pinkelt. So viel Provinz die Stadt über die letzten 18 Jahre verloren hat, so viel steckt noch in diesem Bereich. Eines ja eigentlich so rühmlichen "Innenstadt-Stadions". Was eher in einer verwilderten Umgebung als mitten in der Stadt steht.
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Die Leipziger Energieversorgung soll zukünftig zu großen Teilen mit Abwärme aus Leuna erfolgen (Freie Presse in Kurzform, Stadtwerke ausführlicher). Es soll eine Trasse bis nach Kulkwitz gebaut werden, so dass dann Wärme für 100.000 Haushalte ins bestehende Netz eingespeist werden kann. Das Unternehmen Total Energies will nach eigenen Angaben 68 Millionen Euro investieren, der Bund hat schon eine Förderung in Höhe von 27 Millionen Euro bewilligt, und für die Trasse gibt es noch einmal 70 Millionen Euro. Baustart soll 2025 sein, Fertigstellung 2028. Darauf hätte man auch mal eher kommen können.
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^ Das wirft natürlich die Frage auf, wohin diese gigantische Wärmemenge (für 100.000 HH) in den letzten Jahrzehnten gewandert ist?!
Da hat jedes solche Werk oder Kombinat wohl einfach die Luft der Gegend erwärmt und damit schön zum Klimawandel beigetragen.
Das ganze Thema, ob nicht generell die Großerzeuger der Industrie (und da gehören Grundstoff- und die giftige chemische Branche hinzu), und hierbei logischerweise die energieintensiven Betriebe, nunmehr auch als (dezentrale) Wärmekraftwerke zu fungieren haben, scheint noch weit unter dem Radar zu fliegen. Wenn es mit Leuna klappt, dann müßte es landes- oder bundesweit noch hunderte analoge Potenziale geben, wobei es sicherlich auf die effiziente Machbarkeit der Wärmeeinfangung sowie auf eine gut platzierbare Zuführleitung ins Versorgungsgebiet ankäme.
Aber was könnte man damit an Erdgas und anderen Fossilen sparen, da es ja in der umfangreichen deutschen Industrie vielfältig zu Wärmeerzeugung kommt? Die Wärmemengen scheinen vorhanden, quasi doppelt in Kraftwerken und in Industrien, und es geht ja zunächst um die großen Wärmeschleudern. Aber bislang nutzt man es nur vereinzelt, wie zB beginnend und pilotartig an den Rechenzentren der TU Dresden zur Beheizung der TU-Campus-Gebäude.
Insofern könnte Leuna ein Clou für Leipzig werden, damit läßt sich ggf die Bilanz schönrechnen. Ich hoffe also mehr zum Thema in den Medien zu hören.
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Gestern nun das dritte von insgesamt vier Spielen in Leipzig. Nächsten Dienstag noch ein Achtelfinale bei dem Österreich als Teilnehmer schon feststeht.
na, mal schaun, ob dann "Hoch gwimmas imma oda nimma" gesungen wird...
Externer Inhalt www.youtube.comInhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.Anzumerken wäre noch, dass es gelungen ist, den Spielplan so zu gestalten, dass das DFB-Team mindestens bis zum Finale ausschließlich im Westen spielt
und das letzte Spiel in Leipzig nur im PAY-TV zu sehen sein wird.
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hedges Deine Kritik teile ich in vielen Punkten allerdings gibt es für die meisten der angesprochenen Defizite mittlerweile doch recht konkrete Planungen um diese aufzulösen oder zumindest abzumildern. Wo ich komplett zustimme ist der Zeitrahmen in dem das alles erfolgt. Wenn z.B. ein Stadionvorplatz bis 2030 herum fertig werden soll dann dauert das für einen Erstligastandort einfach zu lange.
Heute das letzte EM-Spiel für Leipzig mit Austria vs. Türkei:
Eigenes Bild (Ziemlich lustig war kurz danach der Gesichtsausdruck des türkischen Mädchens, das freudestrahlend und mit gezücktem Handy über den Marktplatz lief bis es erkannte, dass da nur Österreicher rumstehen.
)
Fazit: Damit gehen nun schöne Spieltage in der Stadt zu ende. Mein persönliches Highlight waren die Niederländer zusammen mit den Franzosen - diese Eindrücke bleiben für immer, einfach grandios. Insgesamt kann man m.M.n. ein durchweg positives Fazit für die Stadt ziehen, die ihren Mangel an Internationalität für ein paar Tage etwas abstreifen konnte. Ein bisschen fühlte es sich wahrscheinlich so an wie zu früheren Messezeiten als die Welt zu Gast in der Stadt war...
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Anzumerken wäre noch, dass es gelungen ist, den Spielplan so zu gestalten, dass das DFB-Team mindestens bis zum Finale ausschließlich im Westen spielt und das letzte Spiel in Leipzig nur im PAY-TV zu sehen sein wird.
Und zwar ganz bewusst und sinnvollerweise:
"So wurden bei der Wahl der Spielorte laut DFB und UEFA anhand der geographischen Lage drei Cluster gebildet (Nord/Nordost, West und Süd). Auf diese Weise werden in der Gruppenphase die Reiseaktivitäten der Teams reduziert, sodass Kurzstreckentransfers mit Bus und Bahn möglich sind." (SPORTBUZZER, 2023)
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^ Schön gedacht, nützt aber natürlich nichts, wenn man von Hannover nach Hamburg fliegt.
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LVZ-Artikel zum Zensus und seinen möglichen Auswirkungen: https://www.lvz.de/lokales/lei…TAKJCPLKNGVCIQ5I2D7A.html
Zitat: "Konkret ergaben die amtlichen „Zensus“-Zahlen am Stichtag 15. Mai 2022 das folgende Bild für die zehn größten Städte der Bundesrepublik:
...Düsseldorf 611.258, Stuttgart 610.459, Leipzig 598.899...
Unterm Strich dürfte Leipzig damit aktuell schon wieder einen größeren Vorsprung vor Dortmund haben – und Stuttgart auf den Fersen sein. Besonders überraschend am „Zensus“-Ergebnis war obendrein, dass Düsseldorf etwa 42.000 Bürgerinnen und Bürger aus der Statistik gestrichen wurden. In der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen (NRW) löste das viel Verwunderung aus. Indes brachte es für Leipzig die Erkenntnis, dass Düsseldorf nun erstmals seit vielen Jahrzehnten in Sichtweite geraten ist. Niemand kann mehr ausschließen, dass Goethes Kleinparis vielleicht schon bald den siebten Platz oder sogar den sechsten Platz unter den deutschen Metropolen belegt."
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Laut BZ liegt Leipzig im neuen Prognos-Städteranking auf Platz 6 von 71 dt. Großstädten: https://www.berliner-zeitung.d…-mit-am-besten-li.2234343
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Man kann sich direkt bei Prognos näher das Ranking und die Methodik anschauen. Für mich überraschend, dass Leipzig bei der Dynamik schlechter abschneidet als beim Status Quo: https://www.prognos.com/sites/…s_Staedteranking_2024.pdf