Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums

  • Absolute Zustimmung. Das ist m.E. eines der Hauptproblem an welchem vieler der hier vorgestellten Hybrid-Lösungen kranken. Kleinteiligkeit inmitten von überdimensionalen Großstrukturen zu erzeugen mag ja ein toller Kontrast sein, städtebaulich wirkt das äußerst unharmonisch.


    Da sind wir einer Meinung, auch wenn ich prinzipiell für eine (Wieder-)Bebauung des Areals bin.


    Aber hier ist die Reihenfolge m. E. wirklich alles entscheidend. Erst die Randbebauung (und das heißt für mich zwingend: Entfernung der Platten an Liebknecht- und Rathausstraße zum frühestmöglichen Zeitpunkt und Neubebauung), dann ein paar Jahre warten und das Ergebnis "sacken lassen" und dann erst entscheiden, was mit dem inneren Bereich geschieht. Wenn es darüber 2030 wird, soll es mir recht sei - und wenn man dann nur eine Teilbebauung in moderner Gestaltung wünscht, ebenso. Dass man das freie Areal zumindest deutlich verkleinert, fände ich aber schon wichtig.


    Etwas problematisch an der derzeitigen Berliner Entwicklung ist doch, dass riesige Areale zur Neubebauung freigegeben werden (bestimmt auch deshalb, weil es für den Senat attraktiv ist, bisher nicht bebaute öffentl. Grundstücke zu verkaufen), während es in der ganzen Stadt noch genug Baulücken im Bestand gibt und insgesamt viel zu wenig Nachfrage. Das (äußerst bescheidene) Ergebnis kann man dann z. B. in der entstehenden Europacity beobachten. Insofern bin ich auch ganz froh, dass die Pläne für Tempelhof gescheitert sind.


    Richtig fände ich, die Nachfrage dorthin zu lenken, wo es freie Flächen en masse in vernachlässigten Innenstadtlagen mit hohem Potential gibt (etwa im Bereich Hallesches Tor/ehem. Anhalter Bahnhof).


    Langer Rede, kurzer Sinn: Beim MEF/RF hätte ich aus den genannten Gründen keine Eile, auch wenn ich den Ist-Zustand schlimm finde.

  • Die Nagativkommentare hier zu den MEF-Fotos sind ja mal wieder sehr objektiv. Wer prinzipiell gegen diese Grünanalage ist, wird an allem und jedem was negatives finden.


    Dass das jetzige MEF mehr Pflege und auch etwas Aufhübschung vertragen könnte, steht außer Frage. Die U-Bahn-Baustelleneinrichtung ist aber das Hauptproblem. Ansonsten ist der kleine Park von der Anlage her völlig okay.


    Und dass das MEF abends/nachts eine NoGo-Area sein soll, ist (gelinde gesagt) Quatsch.

  • Na, ich laufe über das RF und das MEF fast täglich beim Abendspaziergang - seit vielen Jahren. Es ist wirklich vielfältig, was einem hier passiert.


    Mir sind mehrfach Drogen angeboten worden, regelmäßig ein paar warme Ohren (nicht nur im Winter), kaputte Bierflaschen sind der Regelfall, Müllberge sowieso. Man kann es getrost mit Verwahrlosung beschreiben.


    Aber daran sind natürlich die mangelnde Pflege und die Gesellschaft schuld, nicht die Gestaltung. Wahlweise natürlich die imperalistische Politik der USA. Der Mensch wird schon noch durch die missionarischen Segnungen der modernen Architektur klüger werden. Ich bin mir sicher. Beim nächsten Versuch.


  • Aber daran sind natürlich die mangelnde Pflege und die Gesellschaft schuld, nicht die Gestaltung


    Genau! Es muß unbedingt exclusiver Stadtraum geschaffen werden, am besten mit möglichst vielen Überwachungskameras! Straßenzüge und Fassaden bitte Streng nach Raster, sonst könnten ja die Schriftzüge von Nespresso & Co. untergehen. Stadtraum ist sowieso nicht zum verweilen gedacht, sondern bitte nur noch zum konsumieren und bewundern. ;)

  • Die Nagativkommentare hier zu den MEF-Fotos sind ja mal wieder sehr objektiv.


    Die Foto-Poesiealbum-Beiträge mit zum Teil verklärender und blumig-idealisierter Umschreibung des Banalen führen halt dazu, dass man im Grunde für Klarenbachs Beiträge eine Lanze brechen müßte, indem man bei den Mods beantragt, diesen Thread in "Vergangenheit des Rathausforums / Marx-Engels-Forums" umzubenennen. Im Ernst: wenn die Beiträge irgendwas zum Thema "Zukunft" beitragen würden, dann wär's nicht eine selbstgefällige Retrospektive und/oder Off-Topic und/oder ignorierend am Rest der Diskussion total vorbei. Man kann ja nur ironisch großmütig lächeln oder sarkastisch werden.

  • ^ Die Fotos zeigen aber gar kein verklärtes Bild der Vergangenheit, sondern genau den jetzigen Zustand des MEF. Die schlechten Seiten (ungepflegte, teils runtergekommene Bereiche, Baustelleneinrichtung) sind genauso erkennbar wie die guten (Schatten, üppiges Grün, gute Nutzung).

  • ^^Da kann ja sein, dass die Bilder das zeigen, aber aus der vierteiligen Serie gibts ja noch ein wenig andere Zitate:


    Zitat von Klarenbach

    Vor allem die schattigen Bereiche werden an sonnigen Tagen sehr gern genutzt, sie stellen eine wichtige Ergänzung zum sonnigen Rathausforum dar. ... Eine ganz wichtige Einrichtung ist die 1979 übergebene Toilette. ... Im Gegensatz zum sonnigen Rathausforum wurden im Marx-Engels-Forum zahlreiche schattige Bereiche angelegt, die von großen Baumkronen überwölbt wurden. ..., dass jahreszeitliche Blüten, Früchte und Herbstlaub für ein farbiges Bild sorgen. Ergänzt wurden die Baumpflanzungen durch dekorative Gehölzpflanzungen, Rhododendronstauden und Rosenbeete.


    Das ist dann eben die ein wenig verklärend blumig-idealisierte Beschreibung des Banalen, ein "Paradies (mit Toilette)". Aber vor allem hat das auch nichts mit der Zukunft des MEF zu tun. Wenn irgendetwas (aus der Serie) für die Zukunft ableitbar wäre - ein einfaches "Ich will das es so bleibt wie es ist" würde ja reichen. Nu macht er es halt so, ist ja auch ok, aber dann muss man sich auch nicht über leise Ironie beklagen.


    Im Umkehrschluss allerdings könnt ich demnächst mal eine Fotoserie machen, mit beissendem Spott über die Staatsmachs-Durchsetzungsarchitektur des Arbeiter- und Bauernstaates ablästern, garniert mit einem "wie sch... das da alles ist" von der Spree bis zum Alexanderbahnhof oder an der KMA (3). Da würd ich dann sicherlich heftigste Reaktionen und hauffenweise rote Kärtchen ernten, wie tendenziös ideologisch und diffamierend und beleidigend das alles ist. Obwohl, vielleicht mach ich das ja mal demnächst.


    Aber lass mal gut sein, jetzt wird durch deine Eingabe über die Reaktionen das Thema viel zu breit getreten. Lohnt sich nicht. Und falls du es anders siehst und mir das mitteilen möchtest: gern per PN an mich.

  • Bevor der ganze Baustellenzirkus, also vor ungefähr 2 Jahren, dort anfing war es eine sehr gepflegte Anlage die zum Verweilen einlud. Was Baustellen bewirken, kann man doch recht schön gerade am Schinkel Platz bewundern. Der sieht gerade keine Spur besser aus und lädt eher aus als ein. Ebenso der Bebelplatz-
    Die momentane etwas triste Situation nun als Beleg dafür heranzuziehen, dass das ganze Ensemble für die Tonne ist, ist wohl eher idiologisch unterfüttert.

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  • Stadtraum ist sowieso nicht zum verweilen gedacht, sondern bitte nur noch zum konsumieren und bewundern. ;)


    Wir haben in Berlin hinreichend Stadtraum zum Verweilen. Wäre schön wenn sich 70 Jahre nach Kriegsende auch wieder sowas wie ein erkennbarer Innenstadtbereich dazu gesellen würde.

  • Ich finde diese Gegend schrecklich, weil so gesichtslos. Ein Park ist immer toll. Aber wirklich nur dann sinnvoll, wenn drumherum dichteste Urbanität herrscht. Und das ist meiner Meinung nach nicht der Fall.


    Zum Verweilen bedarf es auch nicht immer eines Parks. Der Gewinn durch ein neues Altstadtviertel ist wesentlich größer. Das ist dann Verweilen und Genießen auf angemessenem Niveau. Der Park ist für mich völlig deplatziert, weil er einfach nicht den gründerzeitlichen Gestaltungsprinzipien entspricht - also vor allem, was die Umgebung anbelangt.


    Er steht einfach so in der Walachei herum. Ich würde mich jedenfalls riesig über ein Stück altes Berlin wieder freuen. Das ist bitter nötig in dieser geschichtslosen Mitte.


    Ich selbst benutze diesen Park auch nie.


    PS: Man kann das Alte auch unter anderen Umständen wiederholen und so viel von dem originalen Altberliner Gefühl. So geht es mir jedenfalls. Ich fühle mich da richtig gut und wohl. Mir ist es schleierhaft, wie man diesen Park bewahren können will.


    Bemerkungen wie "Puppenstube" oder "Was weg ist, ist weg" empfinde ich als zynisch und von der Realität widerlegt. Wo ist denn da die Liebe zu unserer Kultur, Nation und Geschichte? Ich begreife das immer wieder nicht, wie man derartig indifferent und ignorant gegenüber der Geschichte sein kann.


    Ein neues Viertel dort würde die ganze Gegend wesentlich attraktiver machen, die überwiegend aus großen Plätzen und Autopisten besteht. Der Park ist für mich im Grunde genommen Ausdruck einer depressiven Nachkriegslethargie, die nun Gott sei Dank überwunden ist. Während des Kalten Krieges und des Sozialismus waren die Wurzeln unserer Stadtgeschichte quasi im Koma und können jetzt wieder sprießen. :)


    Daß diese Fläche wieder einmal bebaut wird, ist für mich so sicher wie das Amen in der Garnisonkirche. Es ist nur eine Frage der Zeit. Ich frage mich immer noch, wozu man diesen Park überhaupt braucht. Wenn man irgendwo anders in der Innenstadt ein Karee dichtmachen und einen Park dahin pflanzen würde, würde er bestimmt auch recht gut genutzt. Ich jedenfalls sehne mich geradezu danach, ein Stück nachempfundenes altes Berlin wieder zu begehen und zu genießen. Das ist ganz nebenbei auch die Chance von Berlin - nämlich eine Stadt zu bieten, die das Historische wieder neu belebt hat. Diese Symbolik ist meiner Meinung nach der Kern von Berlin, und darüber freuen sich auch die Touristen. Sie Symbolik der Wiederauferstehung zu erleben. Die wollen keine indifferente, fragmentierte Nachkriegsstadt, sondern das alte Berlin in neuem Gewand.

  • Die Nagativkommentare hier zu den MEF-Fotos sind ja mal wieder sehr objektiv.


    Umgekehrt wird ein Schuh draus: Die "Foto-Poesiealbum-Beiträge mit zum Teil verklärender und blumig-idealisierter Umschreibung des Banalen" (sehr treffendes Zitat von Libero :D) fordern ironische Bemerkungen doch förmlich heraus, wenn man die Realität kennt ... .


    Wer prinzipiell gegen diese Grünanalage ist, wird an allem und jedem was negatives finden.


    Ich bin nicht "prinzipiell gegen diese Grünanlage". Mich hat aber bisher auch noch niemand von ihren gestalterischen oder ästhetischen Qualitäten überzeugen können. Und die müssten schon sehr groß sein, um zuzulassen, dass man das historische Siedlungszentrum Berlins dauerhaft unter einer Wiese beerdigt, anstatt es wiederzubebauen, wie es nach Zerstörungen/Bränden europäischer Städte in der Geschichte eigentlich immer der Fall war. Und ja, das kann auch eine moderne Bebauung sein.


    Und dass das MEF abends/nachts eine NoGo-Area sein soll, ist (gelinde gesagt) Quatsch.


    Meiner Erfahrung nach ist es leider so, wie Kontantin es beschreibt. Das Städtebau immer auch eine soziale Dimension hat, beweist sich hier wieder einmal im Negativen.

  • Die momentane etwas triste Situation nun als Beleg dafür heranzuziehen, dass das ganze Ensemble für die Tonne ist, ist wohl eher idiologisch unterfüttert.


    Ideologisch argumentieren ja wohl vor allem diejenigen, die auch noch die banalste Platte und den piefigsten Park zu Geniestreichen hochjazzen, nur weil sie Produkte der DDR sind.


    Es gab gute DDR-Architektur/-Stadtplanung/-Landschaftsgestaltung, und die sollte man auch erhalten, aber MEF und RF gehören definitiv nicht dazu. Was die DDR-Stadtplaner da verbrochen haben, hat für mich die ästhetische Qualität des Steglitzer Bierpinsels oder der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg.

  • Anonymus fragt - Carlo antwortet

    Da mich ein Anonymus über die Kommentarfunktion freundlich (ähem, ähem ...) fragte, ob ich einen Beleg für meine "These" hätte, dass der Bereich Marx-Engels-Forum/Rathaus-Forum nach Einbruch der Dunkelheit No-Go-Area ist: Ja, habe ich.


    Am Sonntag (also vor vier Tagen) wurde dort ein Mann erstochen.



    http://www.tagesspiegel.de/ber…0-jaehrigen/10618430.html


    Quelle: Tagesspiegel (28. August 2014)



    Der Mord ereignete sich an der Kreuzung Karl-Liebknecht-Straße/Rosa-Luxemburg-Straße, direkt zu Füßen der Riesenplatte, die hier ja schon mehrfach Gegenstand der Diskussion war - und damit an einem der (auch nachts) belebtesten Punkte des Areals.


    Hinzuzufügen wäre, dass die Tat am hellichten Tage geschah, während dort Passanten umherliefen. (Ohne Worte.)


    Wie bereits gesagt: Städtebau hat auch eine soziale Funktion, und städtebaulicher Missstand zieht meistens auch soziale Missstände an wie der sprichwörtliche Mist die Fliegen.

  • Ich hab eigentlich nur darauf gewartet bis einer mit dieser Geschichte um die Ecke kommt und sie ähnlich wie bei Jonny K. für seine Zwecke instrumentalisiert. :nono:

  • @ Bato:


    Ich hätte den Vorfall nicht erwähnt, wenn ich nicht explizit nach "Belegen" für die (auch soziale) Disfunktionalität des Areals gefragt worden wäre. Und die gibt es nun einmal.


    "Missbräuchlich" wäre es ja wohl eher, so zu tun, als wäre in der Gegend alles in bester Ordnung, wenn man ständig das Gegenteil erlebt bzw. darüber liest, oder?


    @ Libero:


    Bato meinte diesen Mord:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Todesfall_Jonny_K.


    Quelle: Wikipedia


    Der von mir erwähnte ereignete sich diesen Sonntag auf der Nordseite des Areals, der von Bato angesprochene vor knapp zwei Jahren auf der Südseite, beide auf offener Straße. (Kein weiterer Kommentar.)

  • libero
    Siehe Wiki. Der wurde auch vom MEF umgebracht.


    Carlo
    Der Mord geschah vor mehreren Zeugen. Jemand der zu so etwas fähig tut das auch woanders. Aber Glückwunsch Carlo, dass du ein für dich genehmes Argument gefunden hast (kein weiterer Kommentar).

  • @ Bato:


    Warum so polemisch?


    Wie gesagt, ich hätte den Mord nicht einmal erwähnt, wenn ich nicht nach "Belegen" gefragt worden wäre.


    Und nein, Morde sind mir nie ein "genehmes Argument". Aber solche Taten ereignen sich halt nicht überall, sondern dort, wo die soziale Kontrolle nicht funktioniert, und das ist eben oft auch eine Folge missglückter städtebaulicher Planung. Und wenn sich derlei Vorfälle auf engstem Raum häufen, sollte einem das zu denken geben.

  • ^
    Solche Taten ereignen sich überall dort wo es einen Täter wie diesen gibt dessen Hemmschwelle so niedrig liegt eine Waffe mit sich zutragen und diese sogar gezielt einzusetzen.


    Wenn du aus so einer extremen Tat von missglückter städtebaulicher Planung schreibst, dann fällt mir dazu eben nix mehr ein.