Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums


  • Tel33 sollte mal seine Anti-DDR-Rigorosität hinterfragen. Ich teile ja den Impuls zur Wiedergewinnung des alten Berlin. Die DDR muß aber eben symbolisch ebenfalls im Stadtbild verewigt werden,


    Wenn überhaupt irgendwas aktuell im Stadtbild verewigt ist, dann doch wohl die Epoche von 1949-1989... Mit geht es in erster Linie um die Reparatur der überwiegend kriegsbedingten Wunden in der Innenstadt, welche zu DDR-Zeiten aus welchen Gründen auch immer nicht adäquat korrigiert wurden. Dazu sind nicht mal größere Abrisse notwendig, da es sich in den meisten Fällen ohnehin um unbebaute Areale handelt. Diesen Freiflächen spreche allerdings tatsächlich ihre historische Bedeutung ab.

  • Dazu sind nicht mal größere Abrisse notwendig, da es sich in den meisten Fällen ohnehin um unbebaute Areale handelt.


    Das ehrenwert, aber ist nicht richtig:



    Quelle: Bundesarchiv, Aufnahmejahr: 1965, Gemeinfrei


    Wie wir alle sehen ist für besagte Karl-Liebknecht-Straße und Rahmenbebauung Fernsehturm Bestand abgerissen und neubebaut worden. Wenn dieser Anspruch gültigkeit hätte würdest du damit o.g. Bauten in Frage stellen.

  • Ob die Liebknechtstraße nun eine Anbindung (bei Bestand der Platte) in die Luxemburgstraße (oder umgekehrt) bekommt oder nicht ist wieder nur ein, für diese Entwürfe, völlig unwichtiger Nebenschauplatz. (genau wie das Thema Weltzeituhr)


    Es ändert sich nichts am Gesamtentwurf, weil der Grundriß sich nicht ändern würde. Ob man nun an der Stadtbahn abbiegen muß oder geradeaus fährt ist für diesen Entwurf völlig mumpe.


    Die Liebknechtstraße von Süden zu verengen bringt in der Tat doch einige Probleme.
    Man müßte von der Spree bis zur Spandauer Str. leicht nach Norden verschwenken, was dann allerdings den Grundriß des MEF beeinflussen würde.
    Bei der Stadtbahnbrücke in ihrer jetzigen Form steht der Brückenpfeiler in der Mitte. Würde man für den Verkehr nur noch den nördlichen Teil geöffnet halten und den südlichen Teil schließen blieben, bei mitbenutzen des dann ehemaligen Tramgleiskörpers als Bürgersteig, immerhin noch drei Fahrspuren übrig.
    Oder ein Brückenneubau bei dem man dann vielleicht vier Fahrspuren erhält.
    Die Verengung würde ich dann bis Kreuzung Memhardstraße/Alexanderstraße fortführen.



    Gruß, Jockel

  • ^^In der Tat hat die Nordbegrenzung durch den KLS-Riegel erheblich mehr Einfluss auf die Planung Richtung Hackeschen Markt. Nur: Wenn man die Mitte als organisches Ganzes betrachtet und nicht (weiterhin) als Insel, dann muss man dafür Sorge tragen, dass Mitte und Scheunenviertel und Hackescher Markt/Spandauer Vorstadt gegenseitig Anschluss finden. Da steht aber diese Mauer - wie Konstantin richtig bemerkte - im Weg.

  • Genauso wie der südliche Riegel an der Rathausstraße.


    Ohne den Nordriegel und mit Verschwenkung in die Luxemburgstr. wäre das alles viel einfacher und auch harmonischer, aber vorallem historischer.


    Allerdings sind sich die meisten einig darüber, daß der Nordriegel stehen bleiben wird und deshalb ja der geänderte ("schlechtere") Entwurf mit der unsäglichen Platte.


    Ich hatte schonmal angefragt (ist wahrscheinlich untergegangen)...
    Wo sind in dem Entwurf eigentlich die nördlichen beiden U5-Zugänge vor dem Roten Rathaus? Sind die in die Gebäude verlegt, wie z.B. am Potsdamer Platz, bei der U2, in der nicht historisch platzierten "Haus Vaterland-Rundecke"?



    Gruß, Jockel HB

  • Das ehrenwert, aber ist nicht richtig:


    Wie wir alle sehen ist für besagte Karl-Liebknecht-Straße und Rahmenbebauung Fernsehturm Bestand abgerissen und neubebaut worden. Wenn dieser Anspruch gültigkeit hätte würdest du damit o.g. Bauten in Frage stellen.


    Was war denn jetzt an meinen 3 Sätzen schwer zu verstehen? Ich habe lediglich geschrieben, dass es immer noch hinreichend bebauungsfähige Freiflächen als DDR-Hinterlassenschaft gibt. Wenn man sich wenigstens auf diese konzentrieren könnte, wäre schon viel gewonnen. KLS steht überhaupt nicht zur Debatte und ist ohnehin Off Topic hier.

  • KLS steht überhaupt nicht zur Debatte und ist ohnehin Off Topic hier.


    Warum ist dies Off Topic und warum sollte man darüber nicht debattieren/ nachdenken?
    Bei der zukünftigen Planung hilft sicherlich auch ein Blick auf die anderen Straßenseiten. Das Viertel/Quartier über das wir hier diskutieren ist auch Teil seines Umfeldes und umgekehrt.
    Auch in Hinblick auf die Umgebung sollte man gewisse Entwicklungen, die möglicher Weise gewünscht sind bzw. eines Tages in Erwägung gezogen werden könnten, rücksicht nehmen.

  • Warum ist dies Off Topic und warum sollte man darüber nicht debattieren/ nachdenken?


    Moment, über alles kann und sollte nachgedacht werden. Ich bin allerdings nicht der Meinung, dass die Bauten auf der Nordseite der KLS noch irgendwas mit dem Rathausforum, geschweige dem MEF zu tun haben. Und realistisch betrachtet, ist es wohl auch ausgesprochen unwahrscheinlich, dass etwaige Rückbauten oder gar Umschwenkungen der Straße im Zuge der anstehenden öffentlichen Debatte ein Thema werden... ist m.E. eine andere Baustelle.

  • Off-Topic hiess es weil es ausserhalb des Bereiches Rathausforum/MEF liegt. Nachgedacht werden muss aber über ein Gesamtkonzept für den Stadtkern, das sagt ja auch libero.


    Die aktuellsten Fragen sind sicher am Molkenmarkt und am Petriplatz, weil hier die Verfahren zur Schaffung von baurecht schon laufen und schon potentielle Bauherren ihre Bauten angekündigt haben (WBM auf dem Derfflingerhaus-Areal).


    Die frisch sanierten Platten an der KLS werden noch lange stehen, auch wenn sie im Inneren den Charme der psychatrischen Abteilung eines Kreiskrankenhauses versprühen. Da die WBM das "Berlin Carré" gerade relauncht ist eine Diskussion über diese Seite eher akademisch.


    Vielleicht kommt nach einer Neuwahl des Regierenden Schwung in die Sache (Jan Stöß hat ja viel vor), vielleicht werden die Dinge auf Jahre ad acta gelegt (Raed Saleh hat ausdrücklich kaum Interesse am Stadtkern). Wer weiss das heute schon.

  • Wenn überhaupt irgendwas aktuell im Stadtbild verewigt ist, dann doch wohl die Epoche von 1949-1989


    Lies doch noch mal bitte meinen Originalbeitrag. Mir ging es ums Denkmal. Die ganzen Plattenbauten im Ostzentrum sind für mich sowieso Makulatur, außerdem kein symbolisch potenzierter und bewahrenswürdiger Ausdruck der DDR-Epoche. Dazu eignen sich Engels und Marx vorzüglich. Also lies noch mal genau. Mir scheint, daß du meine Intention nicht verstanden hast.


    Ironischerweise zeigt diese Antwort und Rezeptionsbesonderheit :) von dir, daß du eben doch einer starken Anti-DDR-Rigorosität verfallen bist und über das Ziel hinausschießt. Mit diesem Fundamentalismus droht auch das Wenige verloren zu gehen, das man gut von der DDR-Epoche inszenieren könnte.

  • So, nach Wowereits Erklärung jetzt alle Karten neu mischen bitte. Ich glaub auch noch nicht mal das in der ersten Runde (Kandidatenkür und Wahl des RB) die Schlacht (für die Mitte) geschlagen wird, sondern nach der ersten Post-Wowereit-Bürgerstimmen-Wahl.... Wann immer sie kommen mag.

  • Lies doch noch mal bitte meinen Originalbeitrag. Mir ging es ums Denkmal. Die ganzen Plattenbauten im Ostzentrum sind für mich sowieso Makulatur, außerdem kein symbolisch potenzierter und bewahrenswürdiger Ausdruck der DDR-Epoche. Dazu eignen sich Engels und Marx vorzüglich.


    Nein, das sind sie für mich ganz und garnicht und das sag ich dir als gebürtiger 'Ossi'. Nicht weil es Marx und Engels sind, sondern einfach weil dieses Ensemble schon allein aufgrund der Kürze der Standzeit kein Ausdruck einer ganzen Epoche ist, schon gar nicht unter städtebaulichen Gesichtspunkten. Jeder Plattenbau im Umfeld ist da erheblich symbolträchtiger.

  • Na ja, ich bin ja auch DDR-Bürger und habe bereits gesagt, daß das Denkmal kein großer Hit ist. Aber es eignet sich eben gerade wegen dieser beiden symbolträchtigen Gestalten. Ich finde, daß die sich gut als Reminiszenz machen würden, freilich ironisch gebrochen und ohne Beeinträchtigung des Marienviertels West.


    Mir scheint der Verweis auf die kurze Verweildauer des Denkmals in der DDR etwas rabulistisch. Wie ich früher schon schrieb, dauerte die NS-Diktatur nicht lange, viele der für sie zentralen Gebäude hatten also ebenfalls nur eine kurze Legitimität im engeren Sinne. Ich finde das ist ein bißchen Erbsenzählerei. Ich würde mich sehr über einen kritischen Erhalt freuen, weil die beiden eben auch ein Stück Identität Ostberlins sind, da kann man zu dem System stehen, wie man will.


    Ähnliches gilt auch für die Weltzeituhr. Ich glaube kaum, daß sie gegenüber dem Neuen Markt solch eine Wirkung entfalten kann, da der Alex ja dezidiert weltstädtisch angelegt ist. Ganz unabhängig davon hat sie eine jahrzehntelange Tradition als Treffpunkt für die Berliner und Touristen.


    Mir fehlt bei aller Phantasie und Gestaltungsfreude ein bißchen die Sensibilität für die Tradition - welch Ironie. Es gibt eben auch Traditionen nach '45.


    Frage: Wie soll die Berolina genau kommen? Zwischen die Straßenbahngleise, welche dann um die Berolina herum führen?


    Und was ist mit dem Brunnen der Völkerfreundschaft?


    Bei aller Freundschaft, aber ich kann mir kaum vorstellen, daß man zwischen Kaufhof und Straßenbahn noch das Hertie hinklotzt. Das ist einfach komplett unrealistisch und wäre ein viel zu großer Einschnitt in die Tradition des Alex nach '45.

  • Jetzt gibt es ein paar Fotos vom derzeitigen Zustand. Zur Zeit wird ein Teil des Forums durch die U-Bahnbaustelle genutzt, daher ist nur ein Teil nutzbar. Dieser Teil wird aber sehr intensiv genutzt.


    Man erkennt gut, dass die Wege in Gussasphalt und Granit ausgeführt wurden.



    Hier sieht man ein Rosenbeet, das allerdings besser gepflegt werden könnte.



    Das sind die Lampen, die für das Marx-Engels-Forum entworfen wurden:



    Eine ganz wichtige Einrichtung ist die 1979 übergebene Toilette:



    Die Uferpromenade wurde relativ einfach gestaltet, da langfristig eine leichte Verbreiterung der Spree zur Verbesserung der Schifffahrt geplant war.





    Die nächsten Fotos zeigen, wie intensiv das Marx-Engels-Forums genutzt wird. Vor allem die schattigen Bereiche werden an sonnigen Tagen sehr gern genutzt, sie stellen eine wichtige Ergänzung zum sonnigen Rathausforum dar. Darauf hat schon Backstein hingewiesen.










    Alle Fotos: Klarenbach

  • ^^deshalb sag ich ja, dass ich mir eine wie auch immer geartete Historisierung des Alexanderplatzes nicht vorstellen kann. Sowohl Weltzeituhr als auch Brunnen etc. werden dort bleiben und bilden zusammen mit den restlichen verbliebenen Bauten eine geradezu exemplarische DDR Zeitschicht. Dazu muss man keine Freiflächen kultivieren oder künstliche Reminiszenzen schaffen.


    Edit: Das war natürlich Replik zu: http://www.deutsches-architekt…p?p=441808&postcount=2415



    Die nächsten Fotos zeigen, wie intensiv das Marx-Engels-Forums genutzt wird. Vor allem die schattigen Bereiche werden an sonnigen Tagen sehr gern genutzt, sie stellen eine wichtige Ergänzung zum sonnigen Rathausforum dar. Darauf hat schon Backstein hingewiesen.


    Ok, Danke für diese abendliche Erheiterung. Es laufen tatsächlich ein paar Touristen über die Wege? Unglaublich! :lach:
    Und aus architektonischer Sicht muss man sagen - das Klo ist wirklich das wesentliche Element dort.

  • Zur Zeit wird ein Teil des Forums durch die U-Bahnbaustelle genutzt, daher ist nur ein Teil nutzbar. Dieser Teil wird aber sehr intensiv genutzt.


    Und das zwangsläufig von Leuten die sich von der Liebknechtbrücke leichtsinniger weise auf die Promenade begeben und dann spätestens am Schiffsanleger feststellen müssen, daß es hier nicht weiter geht.


    Nun kann das MEF zwar nichts für die U-Bahn-Baustelle, allerdings schon für die halsbrecherische Treppe (die ist in echt noch schlimmer als es das Foto zeigt) die man dann benutzt um das MEF zu durchqueren. Nicht etwa freiwillig, sondern nur als Alternative nicht den ganzen Weg wieder zurück zu müssen.


    So erging es auch mir samt Begleitung und einigen anderen die uns auf dem Weg von der Humboldt-Box bis zur Spandauer Str. immer wieder begegneten. Komischerweise liefen alle (sehr intensiv nutzend) nur in diese Richtung. Aus Richtung Spandauer Str. kam uns seltsamerweise niemand entgegen. :nono:



    Gruß, Jockel HB

  • Eine ganz wichtige Einrichtung ist die 1979 übergebene Toilette.


    Das Marx-Engels-Forum/Rathausforum ist schon ein Träumchen. Ich hoffe, für diese planerische Großtat gab's damals die Margot-Honecker-Medaille in Gold.


    Die nächsten Fotos zeigen, wie intensiv das Marx-Engels-Forums genutzt wird. Vor allem die schattigen Bereiche werden an sonnigen Tagen sehr gern genutzt [...].


    Ein Problem scheint mir zu sein, dass die "schattigen Bereiche" nicht nur "an sonnigen Tagen", sondern auch nach Sonnenuntergang besonders "intensiv genutzt" werden und das Gebiet nach Einbruch der Dunkelheit zu einer über Berlin hinaus bekannten No-Go-Area für Frauen und Menschen nicht-weißer Hautfarbe gemacht haben. Auch das hat etwas mit (verfehlter) Stadtplanung zu tun.