Prenzlauer Berg - Ein Stadtteil im Wandel

  • Prenzlauer Berg - Ein Stadtteil im Wandel

    Den Wandel hat das DAF bisher gänzlich verschlafen. Daher mal ein eigener Strang mit ein paar Einstiegsbildern von gestern. Ich hoffe, dass wir hier zukünftig den Baufortschritt gemeinsam dokumentieren können.





    Der letzte wirklich große, graue Komplex steht an der Ecke Schwedter Straße und wird nun auch neu eingekleidet.


    An der Schönhauser Allee (ggü. der Kulturbrauerei) wurde dieser DDR-Bau saniert. Ist wohl 2006/07 fertig geworden. Im Frühjahr '06 standen dort nämlich noch Gerüste.


    Einmal editiert, zuletzt von Tessenow ()

  • [...] und eines dieser besonders alternativen, toleranten, grünen, roten, Brioholzeisenbahn-, Bionade-, Anti-Thor-Steinar- und trotzdem Konsum-ohne-Ende-Pärchen:


    :daumen: :daumen: :daumen:


    Erinnert mich etwas an meine Cousine und ihren Mann. Sind zwar sonst wie alternativ und gutmenschelnd, kaufen aber Brause für 4€/Liter und das Kilo Bananen ist vom Ökomarkt und kostet nen glatten 5er...:nono:

  • ja, am Prenzlauer Berg wird zurzeit viel saniert und v.a. auch gebaut! ich bin da auch ein wenig gespalten: einerseits geht das Flair, dass die Ostberliner Altbaugebiete ausmacht, damit verloren, anderseits muss man die Altbauten ja auch irgendwann vor dem Verfall retten...
    wenigstens bleiben Luxussanierungen die Ausnahme, so dass die Wohnungen hoffentlich noch lange einigermassen bezahlbar bleiben.
    vielleicht kann mal jemand die Bernauer Strasse erkunden. Dort wird zurzeit auf dem ehemaligen Mauerstreifen auch viel gebaut (oder ist in Planung)

  • War seit langem nicht mehr dort und war völlig begeistert, wie positiv sich dieser Stadtteil verändert hat ...


    Das merkt man ;)


    @ Japher: Auf dem ehem. Mauerstreifen an der Bernauer Str. wird eben nicht viel gebaut. Im Gegenteil, er soll weitgehend frei bleiben als Teil der Mauergedenkstätte. Es wurden sogar zahlreiche Grundstücke zurückgekauft, um das zu ermöglichen.
    Immerhin ist es die einzige verbliebene "Schneise" in der Stadt, wo der "Todesstreifen" noch in seiner Breite und Brutalität nachvollziebar ist.

  • Backstein:
    ...Nur ein Abschnitt (ungefähr vom Nordbahnhof bis Kreuzung Brunnenstrasse) soll freigehalten werden. So sieht es auf jeden Fall der Siegerentwurf des Wettbewerbes vor. Ab Kreuzung Brunnenstrasse bis hin zum Mauerpark ist eine Bebauung vorgesehen.
    Momentan ist auch eine rege -lückenfüllende- Bautätigkeit kurz hinter dem Mauerstreifen zu beobachten unter anderem entstehen architektonisch interessante Townhouses..


    http://www.stadtentwicklung.be…uer_strasse/1_preis.shtml
    (> Lageplan)

  • Hmm, ich dachte, soweit informiert zu sein, dass der gesamte Bereich Nordbf. bis Mauerpark freibleiben soll. Schade, wenn dem nicht so ist.


    So jetzt habe ich nochmal etwas recherchiert, und du hast recht. Allerdings soll der Kolonnenweg bis zum Mauerpark durchgängig erhalten bleiben. Und auch der "Gesamtzusammenhang Bernauer Str." soll vom Nordbf. bis zur Oderberger Str. "stärker betont" und "für den Besucher deutlicher erfassbar" werden.
    Nachzulesen z. B. hier ab S. 19 (pdf-Dokument runterladen): http://www.berlin.de/mauerdial…p?view=detail&id_item=101


    Von der "regen -lückenfüllenden- Bautätigkeit kurz hinter dem Mauerstreifen" hab ich vor kurzem, als ich dort langfuhr, allerdings nichts gesehen - wahrscheinlich war ich wieder zu sehr auf den Verkehr konzentriert ;)
    Werd bei nächster Gelegenheit mal drauf achten und evt. auch Bilder machen.

  • @ Samuel


    Komplett verschlafen stimmt nicht ganz: http://www.deutsches-architekt…rum/showthread.php?t=5245


    Ich muss Dich leider nochmal korrigieren, ich weiß ja nicht wielange Du nicht mehr in der Kastanienallee warst, aber in den letzten 5 Jahren sind sicherlich nicht mehr als 10 Häuser saniert worden, bei den übrigen liegt die Sanierung also schon länger zurück.


    Trotzdem danke für die Bilder...

  • Den Prenzl'berg sehe ich als einen von vielen sehr interessanten Berliner Stadtteilen. Klar, dass ein sehr beliebtes Wohnviertel über kurz oder lang nicht mehr alternativ geprägt sein kann, aber solange die Punks weiterhin bierselig und laut am Helmholtzplatz debatieren, bleibt zumindest der Schein gewahrt.

  • ^
    Nach meiner Einschätzung wird der Prenzlauer Berg in 10 Jahren ein gewöhnliches bürgerliches Viertel sein, wie es z.B. Charlottenburg heute bereits ist. Dass die alternativen Zeiten so langsam vorbei sind, sieht man ja schon an den Mietenpreisen dort...

  • @ JayC:


    ein bürgerliches Viertel sicher, denn das ist es jetzt schon. Die meisten Bewohner sind zunehmend gutverdienende junge bis mittelalte Paare und Familien, die zwar Wert auf nette Lattecafés, Biomärkte, gehobenen Szenekultur und Läden mit schadstofffreier Babywäsche legen, aber ansonsten bürgerlich sind.


    Dennoch wird es sich auch weiterhin von solchen (west)bürgerlichen Stadtteilen wie Charlottenburg oder Wilmersdorf unterscheiden, da das Stadtbild im Prenzlberg stärker durch erhaltene, oft noch verstuckte Gründerzeithäuser geprägt ist als das heterogenere Charlottenburg, wo ein Danckelmannkiez, das Opernviertel, die Reste der 300-jährigen Resdidenzstadt südöstlich vom Schloss, die Schnarchstadt Charlottenburg Nord und die Kudammcity nebeneinander her existieren. Ich würde den Stadtteil eher als überwiegend spießbürgerlich bezeichen.


    Und auch in 10 Jahren wird die soziale Zusammensetzung der beiden Stadtteile einen großen Unterschied aufweisen: Auch dann wird es im Prenzlberg keinen nennenswerten türkischen und arabischen Bevölkerungsanteil geben - was in fast 20 Jahren nicht geschehen ist, wird auch nach weiteren 10 Jahren nicht passieren.

  • ich freue mich einfach, dass sich ein INNENSTADTbezirk so positiv entwickelt. wer haette das vor 20 Jahren gedacht?
    und was heisst schon buergerlich?
    Der Prenzlauer Berg hat einen neuen Trend geschaffen: junge gut ausgebildete Familien, die vor einigen Jahren noch das Berliner Umland bevorzugt haben, zieht es wieder in die Innenstadt und das ist doch eine schöne Entwicklung, wenn man die sozialen Probleme in anderen innenstadtnahen Teilen der Stadt sieht! :daumen:

  • Beitrag 12 von Backstein bestätigt haargenau meinen Eindruck der beiden Bezirke Prenzlauer Berg und Charlottenburg. Charlottenburg (bzw. das, was ich von dem Stadtteil gesehen habe) empfand ich als langweiligen, im 50er-Jahre-Westmief zurückgebliebenen Stadtbezirk.

  • ^^ Etwas differenzieren würde ich bei Charlottenburg schon, und den "Mief" würde ich eher den 70er und 80er Jaher zuordnen. Aber prinzipiell hast du recht.


    Große Teile Charlottenburgs bestehen aus (teil)abgestuckten Altbauten bzw. vereinfacht sanierten Gründerzeitbauten. Den Charme zahlreicher Straßenzüge im Prenzlberg strahlen sie daher nicht aus.


    Der Danckelmannkiez (südwestlich des Schlosses) bieten zwar eine fast vollständig geschlossenen Altbaustruktur (den Haubesetzern der 70er sei Dank, sie haben den Abriss und Umbau des Viertels verhindert), größtenteils mit Stuckfassaden; das Viertel ist aber kompakter und tw. niedriger bebaut als die Gründerzeitviertel Prenzbergs, da es etwas älter ist. Dort gibt es durchaus Flair und Armosphäre, aber eher eine altbacken-gediegene. Denn die Revoluzzer der 70er sind alt und oftmals wohlhabend geworden, wohnen aber immer noch da und trinken in der Kastanie ihren Barolo, während sie über die alten Zeiten philosophieren. Zudem gibt es einen hohen Anteil ausländischer, hauptsächlich türkischer Mitbürger in dem Viertel.


    Dann die Gegend um den Savignyplatz samt Bleibtreustr., Schlüterstr. usw.) Ab und zu geh ich da mal was trinken, und es erinnert mich immer extrem an das alte Westberlin, das ich in den Jahren vor dem Mauerfall kennengelernt habe, als ich nach Berlin kam. Die Kneipen (Dicke Wirtin, AliBaba, Zwiebelfisch etc.) sind größtenteils dieselben, das Publikum auch. Eine nennenswerte "soziale" Entwicklung hat kaum stattgefunden. Es ist eine interessante Ausgehgegend, aber völlig anders als die im Prenzlberg.


    Ansonsten gibt es nette, familienfreundliche Gegenden wie östlich der Schlossstraße oder um den Lietzensee herum, entsprechend sieht man auch dort zahlreiche junge Familien, aber das typische gastronomische "Latte/Bionade/Berliner Pilsener"-Angebot findet man dort so nicht.


    Die von Nachkriegsbebauung geprägten Gebiete Charlottenburgs lasse ich mal außen vor, da geht sowas von gar nichts ab...


    Aber es geht hier ja auch um Prenzlauer Berg. :)


    Vertigo: Der ZEIT-Artikel ist übrigens klasse und deckt sich weitgehend mit meinem Eindruck.

  • Nochmal zur ehem. Mauer an der Bernauer Str., auch wenn ich somit etwas vom Prenzlberg Richtung Wedding/Mitte abschweife. Bin heut mal etwas aufmerksamer dort vorbeigefahren. Etwas Bautätigkeit ist dort tatsächlich zu sehen, vornehmlich unmittelbar nordöstlich der Versöhnungskapelle, aber eher hinter dem einstigen Mauerstreifen. Sonst hält es sich (noch?) in Grenzen.


    Ein paar Bilder gibt's hier:


    http://home.arcor.de/10sucht/mauer_bernauer/bernauer.html

  • Es ist eine Schande, dass man damals großflächig den Stuck von den Fassaden geschlagen hat. Berlin besitzt noch so einiges an Altbausubstanz...aber ein großer Teil davon ist bis zu Unkenntlichkeit entstellt.


    Wie stehen die Chancen, dass es einmal zu einer Rekonstruktionswelle des abgeschlagenen Putzes kommt...? Schlecht, oder?


    Wie wär's, wenn du diesbezüglich die Hausbesitzer fragst, ob sie ihre Fassaden wieder rekonstruieren wollen. Hier ist das Thema schon x-mal durchgekaut worden, was oft zu Streit führte. Gruß, Cowboy.

  • Hinsichtlich der entstuckten Fassaden tut sich doch, wie man auf den Bildern von paderwan vom Prenzlauer Berg auch gut erkennen kann, in Berlin Einiges: bei ca. 2/3 der in den letzten Jahren renovierten Gründerzeitfassaden kommt der original aussehende Stuck bzw. eine nachempfundene Replikation - einschließlich rustizierender Erdgeschossfassaden - jetzt wieder ran. Leider nicht bei allen: einige werden auch nur neu glatt verputzt und angemalt. Aber bei späteren Renovierungen halte ich doch die Wahrscheinlichkeit für hoch, dass man sich der Schönheit der Stuckfassaden entsinnen wird. Auch sind die neu aufgesetzten Dachgeschosse und die Farben heute nicht mehr so grässlich wie z.B. noch in West-Berlin in den 80er Jahren. Ich denke, die Jahrzehnte werdens (zurück-)bringen, nur Geduld. Mehr Kopfzerbrechen bereiten mir die Waschbeton- und Glattfassaden der DDR aus den 70er und 80er Jahren (Baulückeneinfügungen mit Respektierung der Blockkante), für die es ja keine originale Situation gibt. Das sind, wie ich finde, die größten Probleme (sie Wilhelmstraßenbebauung aus den 80ern).:lach:

  • Prenzlauer Berg Kultur

    ^ ich muss Kleist aber recht geben, es gibt Städte wie Köln,Düsseldorf , Rheinland allgemein, Ruhrgebiet und halt auch Berlin? wunderlich wie man auf solch eine Äusserung kommt? ;) und Hinterhöfe sind doch nicht verwerfliches? sie spenden Ruhe? also ist es doch nichts´schlimmes! ich persönlich würde sehr gerne auf solch einem Leben, statt auf einer Autobahn und das mitten in der Innenstadt! das ist bei weitem viel besser!


    schilling-ag: Also das ist doch unfug, mit der Arguementation könnte man auch ein Atomkraftwerk in Mitte bauene, nach dem Motto; und wenn Ihr dann alt seit, findet ihr es völlig normal weil man sich daran gewöhnt hat - gähn


    Nein, es geht um eine Entwicklung die verhinderbar gewesen wäre, wenn es ein Konzept bei den Bebauungsplänen gegeben hätte. Mischgebiete mit Kneipen und Wohngebiete müssen sich nicht ausschließen und der Senat hat sehr wohl einen Einfluss darauf wie sich ein Stadtgebiet entwickelt. Natürlich gibt es schlimmeres, aber man muss schon mal sehr deutlich machen, das die Attraktivität von Berlin genau diese Mischung aus Wohn,-Kneipen und Subkultur ausmacht, deshalb die Touristen kommen und durchaus viel Geld hier ausgeben.
    Das nun der Senat beispielsweise teure und schicke Eigentumswohnungen genehmigt ohne sich gedanken über die in der Nachbarschaft befindlichen Clubs macht, zeigt das große Manko. Konzeptlosigkeit.


    Noch schlimmer, wie im Fall des KDR, ist - wenn das xte HOstel entsteht, für ein Junges Publikum, aber die Möglichkeiten genommen werden bzw. es überhaupt keine Notwendigkeit gibt das 101. Hostel genau dort zu bauen.


    Also Augen auf, man muss sich auch nicht alles gefallen lassen und ich bin ein sehr optimistischer Mensch und ich glaube auch das wir im Prenzl. Berg nicht so spießige Verhältnisse haben wie es dargestellt wird.


    Aber dieses Verdrängen von Kneipen und alternativen Locations ist schon extrem auffällig.