Leipzig: Höfe am Brühl (eröffnet)

  • Ergänzend vielleicht: Auch das 1886 (?) errichtete Wagnerhaus, dass das erstmals 1656 erwähnte Gasthaus "Zum roten und weißen Löwen" ersetzte, in dem im Jahre 1813 Richard Wagner geboren wurde, ist im Zuge der Erweiterung des Kaufhaus' Brühl im Jahre 1914 abgebrochen worden. Später übernahm laut Wagnerwiki dann sogar dieser zweite Nachfolgebau den Namen Wagnerhaus.

  • ^ Dein Beitrag unterstreicht, welch kurze Lebensdauer die Gebäude um 1900 hatten. 1886 wurde das Geburtshaus von Richard Wagner abgebrochen (übrigens 3 Jahre nach seinem Tod und zu einem Zeitpunkt, wo Wagner bereits deutschlandweite Berühmtheit erlangte), noch im selben Jahr ein neues errichtet, dass 1914, 28 Jahre nach seiner Errichtung, auch schon wieder abgebrochen wurde.


    Zur Veranschaulichung noch ein kleiner historischer Abriss. Hier rechts angeschnitten die spätklassizistischen Gebäude Theaterplatz 2 und Brühl 1. Diese Gebäude, die heute wohl noch am Besten zum Großen Blumenberg gegenüber gepasst hätten, wenn man die Ensemble-Karte ausspielen will, wurden wahrscheinlich um 1870 herum errichtet. Hier noch eine schöne Farbaufnahme vom Gebäude Theaterplatz 2. 1906 erfolgte dann die 1. Errichtung des Kaufhauses Brühl, also ca. 40 Jahre nach der Errichtung der beiden Gebäude. Hier noch einmal jene Aufnahme von 1911. 1914 erfolgte dann der Abriss des 1886 errichteten Wagnerhauses (das erst ab 1908 offiziell so hieß) für die 1. Erweiterung des Kaufhauses Brühl, 1927 erfolgte dann bekanntlich die 2. Erweiterung auf dem Grundstück Theaterplatz 2, für das das klassizistische Eckhaus weichen musste. Hier die Aufnahme von 1927. Spätestens jetzt kann von Kleinteiligkeit keine Rede mehr sein. Man vergleiche auf der Aufnahme auch die baulichen Veränderungen auf der Nordseite des Tröndlingrings mit jener auf diesem Bild.


    Unter diesen Voraussetzungen wäre es heute eigentlich nur konsequent gewesen, beide Fassaden abzureißen und einen Neubau mit neuer Fassade zu errichten. Vor hundert Jahren, wenn schon damals wie heute das Kaufhaus ein Auslaufmodell gewesen wäre, hätte man dies mit Sicherheit auch getan.

  • Trotzdem gut, dass man das nicht macht, ich glaube nicht, dass dadurch eine Aufwertung zustande gekommen wäre. Städtebau darf auch mal was mit Sentimentalität zu tun haben. Übrigens, als Verkleidung für ein Parkhaus ist die Müller-Fassade doch perfekt, oder?


    Cowboy, deine Fotomontage (vgl. #13) hat es heute in die Printausgabe der LVZ geschafft.

  • 1886 wurde das Geburtshaus von Richard Wagner abgebrochen (übrigens 3 Jahre nach seinem Tod und zu einem Zeitpunkt, wo Wagner bereits deutschlandweite Berühmtheit erlangte


    Ist es denn ein Denkmalschutzkriterium, wenn eine Berühmtheit in einem Haus geboren wurde? Falls ja, sollte man schleunigst versuchen, das Eisler-Haus zu retten. Auch ein Komponist von Weltruhm, nicht weniger politisch als Wagner, aber weniger heikel, da keinem Germanenkult und Rassenwahn unterliegend.

  • Könnte man nicht die 15m der Hänsel-Fassade, die erhalten bleibt, restaurieren und nicht wieder verdecken. Das erforderte keineÄnderungen am Projekt, kaum Mehrkosten und wäre ein Kompromiss. Das am besten erhaltene Stück wird rekonstruiert und so kann man beide Architekturepochen hautnah erleben.
    Ich denke, dass damit allen Seiten gedient wäre.

  • Dieser "Fassadenstreit" geht mir langsam auf die Nerven. Entschuldigung, aber diese alte Fassade lag 40 Jahre bedeckt und auf einmal will sie jeder wieder haben. Meine Güte, wer die Epoche erleben will, der hat in Leipzig noch genügend andere Möglichkeiten. Ist mir sowieso fraglich welche Epoche denn das nun sein soll. Der Erweiterungsbau hinkt ja schon seit seiner Bebauung der Zeit hinterher und verkörperte eine Epoche, die schon damals längst vorbei war. Er ist kein typischer Bau der 20iger Jahre. Und obendrein musste ein schönes Gabäude für ihn weichen. Und heute muss er halt weichen. Na und?

  • Ein Teil der Balkone(s) (Ebene zwischen Hänsel- und Müller-Fassade) ist auf der Tröndlinring-Seite teilweise abgebrochen. Bekanntlich arbeitet man sich von oben nach unten und so wurde bereits die Hänselfassade (Dachbereich) auf einige Meter längs angebrochen.

  • Vielen Dank Leipziger, für die Fotomontage.
    Es zeigt sich welch Städtebauliches Potenzial im Hänsel-Bau und dessen Erweiterung steckt.
    Insgesamt eine wunderschöne Reformstil-Fassade, die durch ihre Erweiterung um 1927 konseqent fortgeführt würde und so einen perfekten Eingang zum alten Brühl geschaffen hat.
    Ich kann deshalb die geäusserte Kritik nur wenig nachvollziehen und möchte mich ganz deutlich für eine Wiederherstellung aussprechen, egal wie unwahrscheinlich diese ist.

  • Ergänzend zu #611 eine aktuelle Aufnahme von Daves Website aus gleicher Perspektive

    Quelle: stadtbild-leipzig.de



    Zitat von Gärtner

    Der Erweiterungsbau hinkt ja schon seit seiner Bebauung der Zeit hinterher und verkörperte eine Epoche, die schon damals längst vorbei war. Er ist kein typischer Bau der 20iger Jahre.


    Das stimmt. 1927 war man, vor allem in Leipzig, stilistisch weiter. Der Reformstil, dessen Kubatur und Ornamentik noch stark dem Historismus ähnelte, war mit Ende des WK I. eigentlich passé, also in Leipzig beispielsweise mit der Fertigstellung der Deutschen Bücherei. Die nach dem Wk I gebauten Gebäude fielen, deren Ornamentik betreffend, wesentlich sachlicher aus.

  • Im Moment hat das ganze etwas sureales. Sieht n`bisschen nach Anton Fursts Entwürfen und Filmkulissen von Gotham City aus. Es ist wirklich schade, dass es nur einen Wettbewerbsbeitrag gag, der den Mut hatte beide Fassaden sichtbar zu vereinen.
    In Leipzig hinkte man den Stilen im Allgemeinen immer etwas hinterher. Deswegen kriegen wir ja auch jetzt erst unsere "Leipzig-Arcaden"...

  • Hat jemand ein größeres Bild von dem Bauschild ( oder eher Bauplane ) an dem Abrissgebäude? Mich würde interessieren, welche Abteilung von Bilfinger Berger ( Hochbau oder Spezialtiefbau )dort ihr Logo drauf hat. Kann es nicht genau erkennen.

  • @ DAvE Danke für das Bild.


    Der Bereich Civil erstellt dann wahrscheinlich die Baugrube. Vor kurzem sagte mir auch ein Polier an der Wehrhahnlinie in Düsseldorf das BB als nächstes im April in Leipzig eine Schlitzwand erstellt. Wird sich wohl um dieses Projekt handeln.

  • Na, hoffen wir mal, dass nicht wieder die Armierungen verschachert werden und die ganze Kiste anschließend einfällt. ;)

  • Hallo, hat jemand eine Ahnung, ob die Strassen um das Center herum umgebaut werden sollen. IM Radio hat man sowas heute morgen angeblich gesagt, dass es dann vier große Zufahrtsstrassen auch zum Markt geben soll.


    Möglicherweise handelt es sich dabei um ein Misverständnis. Tatsächlich geplant bzw. vorhanden sind vier getrennte KFZ-Innenstadt-Erschließungszonen vom Promenadenring aus.