Bauakademie - Rekonstruktion und Geschichte

  • In der Berliner Zeitung gibt es einen lesenswerten Artikel zur Schinkelschen Bauakademie. Wie groß die Sehnsucht nach dem verlorenen Meisterwerk ist, beschrieb vor kurzem Landeskonservator Jörg Haspel anhand einer Erinnerung an sein Architekturstudium in den 1970er-Jahren. Er habe geglaubt, das Bauwerk stünde noch, so präsent sei es gewesen. In Wahrheit hatte es die DDR-Regierung 1962 abreißen lassen.


    http://www.berliner-zeitung.de…en-voller-wunder-26222962

  • Szenarienforum Bauakademie

    Morgen um 17:00 Uhr findet im rekonstruierten Kronprinzenpalais das Szenarienforum zur Wiedererrichtung der Schinkelschen Bauakademie statt. Dabei werden die erarbeiteten Nutzungsvorschläge auf ihre Machbarkeit und Akzeptanz überprüft. Ziel des Dialogverfahrens ist die Entwicklung eines Nutzungskonzepts als Grundlage für den nachfolgenden Planungswettbewerb.


    https://www.bundesstiftung-bau…auakademie-szenarienforum

  • Also - mal strategisch gesagt: der Vorstoß der Modernisten, noch vor der Bundestagswahl mit einem Wettbewerb Fakten zu schaffen, ist erstmal abgewehrt. Das Grundstück wechselt den Besitzer (vom Land zum Bund) und ist damit der Planungshoheit von Regula Lüscher und Co. erstmal entzogen.


    Die weiteren Diskussionsrunden werden genausowenig bringen wie solche über einen Umzug des Neptunbrunnens oder eine Wiederbebauung des Marx-Engels-Forums. Diese Themen sind in der Fachöffentlichlichkeit eben kontrovers, was ja auch nicht schlimm ist.


    Nun wird die neue Bundesregierung entscheiden. Bis dahin können sich unterschiedliche Nutzergruppen in Stellung bringen. Soll es ein weiteres Kunstgefängnis werden, dass von 9-17 Uhr öffnet oder kommt mit Läden im Erdgeschoß und einem akademieähnlichen Betrieb in den beiden Obergeschossen (so viel Fläche ist das ja gar nicht) inkl. Veranstaltungssaal Leben an den Platz.

  • So wie es aussieht, werden mindestens noch zehn Jahre vergehen bis etwas gebaut wird, da bin ich mir ziemlich sicher.
    Ein typisches Berliner Projekt, an dem sich die Geister scheiden.


    Die ursprüngliche Idee, bei der Eröffnung des Humboldforum fertig zu sein - was vielleicht einen gewissen Druck erzeugt hat und zumindest die Finanzierung geklärt hat - wird sich nicht verwirklichen lassen und damit ist sozusagen ein open end der Diskussionen vorprogrammiert.

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    *Und vergiss nicht die mangelndere Ausführungs-Qualität des am Ende halbmodernistischen Kompromiss-Baus, da ja irgendwie die Drei Dialogverfahren, die zwei Bürgerworksops und die Eineinhalb Wettbewerbe finanziert werden mussten.*

  • Viele Köche verderben den Brei.


    Da man ja offenkundig die Grundsatzentscheidung, Geld für eine Reko zu geben, getroffen hat und nicht jedem, der "hier" schreit, eine Nutzung anbieten kann, ist a) das Äußere gesetzt und b) wird man sowieso viele Interessenten ablehnen müssen. Da gibt es keine "beste Lösung", irgend jemand wird immer unglücklich sein. Also kann man das lange Herumeiern auch gleich sparen und die Entscheidung durch die treffen, die dafür gewählt sind.


    Es ist eine Groteske unserer Zeit, dass (relativ!) unwichtige Entscheidungen dann mit möglichst viel Dialog und hastenichgesehen auf- und hingezogen werden, aber die großen Entscheidungen werden mal schnell im Bundestag durchgeprescht, während das Land im Fußballfieber ist und "wegschaut" (während der WM 2006 wurde die Mehrwertsteuer erhöht, während der WM 2010 der Krankenkassenbeitrag, während der EM 2012 ein neues Meldegesetz das Kommunen erlaubte die Meldedaten der Bürger zu verkaufen, usw.). Da schert sich niemand um Mitbestimmung und Forderungen nach Mitbestimmung werden kurz abgebügelt mit "Das sieht das Grundgesetz nicht vor" oder "Wir haben eine repräsentative Demokratie".


    Aber dann, wenn es mal nötig wäre, dass eine gewählte Regierung die letzte Entscheidung trifft, damit wir uns nicht in jahrelangem Hin- und Her verlieren, wo es ja doch keine Lösung geben kann mit der alle zufrieden sind, dann gibt man das an an solche zähen Verfahren ab und lässt es zerquatschen. :nono:

  • Diesem Denken liegt die deutlich vordemokratische Vorstellung zugrunde, dass sich Gesellschaften in vielen Fragen völlig einig werden könnten. Es wusste schon Aristoteles, dass die stets angeprangerte "Spaltung" eines Landes Unsinn ist - unterschiedliche Ansichten zu einem Thema sind gewünscht und Debatten förderlich. Nur muss man eben die Mechanismen nutzen auch zu einer Entscheidung zu kommen.


    "Demokratie ist Debatte mit anschliessender Entscheidung", sagte schon Helmut Schmidt.

  • Ideenwettbewerb soll im September beginnen

    Der Ideenwettbewerb zur Wiedererrichtung der Bauakademie soll laut Baustaatssekretär Florian Pronold spätestens im September beginnen, meldet heute die Berliner Morgenpost. "Wir wollen so viel Schinkel wie möglich", sagte der SPD-Politiker. "Das bezieht sich nicht nur auf das Gebäude. Auch das Innere soll vom Geist Schinkels inspiriert sein, der wie kein anderer für den Beginn der Moderne in der Architektur steht."


    https://www.morgenpost.de/kult…kademie-im-September.html

  • Vorgeschmack von Studenten aus Lausanne

    In der Architektur Galerie Berlin zeigen Studenten aus Lausanne (EAST – Laboratory of Elementary Architecture and Studies of Types) schon mal wie so eine Neuinterpretation der Schinkelschen Bauakademie aussehen könnte.
    Q: Link


    Tja, man kann auch durch einen Vatermord eine Erinnerung lebendig halten.
    Die eigenen Ideen in die Tradition Schinkels zu stellen bedeutet vielleicht aus Schinkel das machen, was man selber für gute Architektur hält. Und darauf zu bauen, dass der Altvordere vielleicht in seinem Grab rotiert, aber wohl nicht wiederauferstehen wird und aussprechen wie er das findet, was da als "in seinem Geiste" verkauft wird.

  • Einen Vorteil haben diese vermutlich von der Modernistenlobby gesteuerten Wettbewerbe: Ihre Ergebnisse sind unfreiwillig die besten Argumente für einen originalgetreuen Wiederaufbau. So war es bei vielen anderen Rekonstruktionsprojekten und so wird es auch bei der Bauakademie sein.

  • ach sowas soll es werden. dann stellt sich nur noch die frage ob obi, bauhaus oder hellweg da hauptmieter wird... in der mitte fehlt ja ein obi...

  • Programmwettbewerb zur Bauakademie startet

    Pressemitteilung des BMUB vom 20.09.2017:



    Quelle: http://www.bmub.bund.de/presse…-zur-bauakademie-startet/

  • Durch die Besetzung des Preisgerichts schaut es auch für Schinkel nicht gut aus. Es fehlt ein ausgewiesener Schinkelkenner, oder Personen mit Erfahrung im Umgang mit historischer Bausubstanz oder Rekonstruktion. Offensichtlich hat sich die rekonstruktionskritische Fraktion im Hintergrund durchsetzen können.

  • Dieser ganze Aufwand, dabei könnte es doch so einfach sein? Baupläne etc. gibts es doch schon seit 200 Jahren, wozu braucht man diese ganze Planerei...Außerdem, was soll "so viel Schinkel wie möglich." heißen. Beim Äußeren sollte doch kein Problem sein. Recht markant in seiner Umgebung, große Fenster. Diese ganze Kreativfabrik-Gedöns kann sich doch aufs Innere und die Funktion beziehen. Von mir aus kann man ihr ja ne Glaskuppel verpassen, wie beim Zeughaus, aber sonst...

  • Mir gibt der folgende Satz aus der Ausschreibung zu denken, der alles und nichts heissen kann:


    "Schinkels rekonstruierte Akademie darf keine bloße Kopie des Originals werden, sondern muss eine Denk- und Kreativfabrik sein, die Wissenschaft und Kunst, Forschung und Lehre, Theorie und Praxis unter einem Dach zusammenführt."

  • ^ ... Ich verstehe den Satz nicht. Warum soll all dies aus der Aufzählung was ja die Funktionen beschreibt, in einer Kopie des Originals so nicht möglich sein?
    Von Elektrifizierung und anderen Segnungen der Moderne mal abgesehen auf die man ja wohl nicht verzichten möchte, no? ... ;)

  • ^ Der Satz ist Bullshit, auf der anderen Seite heißt es dann "Soviel Schinkel wie möglich." Aber was soll`s: Natürlich können wir uns jetzt bis zum Abschluss des Realisierungswettbewerbs die Zeit mit Spekulationen vertreiben. Erfahren werden wir wenig. Zumal es ja erstmal um einen "Programmwettbewerb" geht - also um das Nutzungskonzept, nicht um die Architektur, wenn ich das richtig verstehe.


    Dass ein Zeitplan genannt ist, finde ich allerdings ermutigend: Auch wenn er am Ende um ein, zwei Jahre gerissen werden sollte, wird es doch konkret. Es wäre ja durchaus die Variante vorstellbar gewesen, erstmal ein Gremium nach dem anderen mit der Sache zu befassen und eine Bürgerbeteiligung nach der nächsten durchzuführen. Zwischendurch noch den einen oder anderen "ergebnisoffenen Ideen-Workshop". Mit so etwas kann man sich in Berlin bekanntlich problemlos zehn Jahre lang beschäftigen...

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