Domumgebung


  • Danke für den Link - ich hatte so etwas in Erinnerung. Und für so eine nichtssagend schnell vergängliche Scheußlichkeit braucht man 70 Jahre Entwicklungszeit? :nono:;)


    Finden sich irgendwo die anderen Wettbewerbsbeiträge für das Dom-Hotel?
    Ich versteh gar nicht wo hier die Kritik an dem Siegerentwurf herkommt. Hat denn irgendjemand tatsächlich damit gerechnet, dass das alte Dach samt Türmchen rekonstruiert wird? Die Lösung mit dem gläsernen Staffelgeschoss finde ich besser als z.B. diese Pseudo-Reko am ehemaligen Reichsbahngebäude am Rhein.


    Dass die nunmal erforderlichen Technikaufbauten durch eine weitere Dachstaffelung so flach gehalten wie möglich und soweit nach hinten versetzt wurde, dass sie von unten nicht einsehbar sind - wie es sich vom Rendering vermuten lässt - finde ich eine gute Lösung.

  • Köln wird nicht wieder aufgebaut, Köln wurde längst wieder aufgebaut. Und zwar maßgeblich in den 50er und 60er Jahren. Befürworter eines einheitlichen Stadtbildes sollten die Architektur dieser Zeit akzeptieren, denn es wird sich nicht rückgängig machen lassen. Wer will das schon (bezahlen)?


    Gerade am Roncalli-Platz würde ein schweres Türmchen-/Kuppeldach wie ein Fremdkörper wirken und das durchgängige Bild zerstören. Der Siegerentwurf verspricht dagegen eine zeitlos elegante Lösung, die dem Hotel endlich ein würdiges Dach aufsetzt und sich gleichzeitig in das in den 50er Jahren geprägte Umfeld einfügt. Aus meiner Sicht eine gute Lösung!


    Die Träumer eines rekonstruierten Cölns werden freilich nicht damit glücklich werden.

  • Eklektizist Die Entwürfe als „erbärmlich“ zu bezeichnen finde ich doch etwas zu heftig. Vantast und Benevolo haben schon recht, eine Rekonstruktion war weder zu erwarten noch war sie von der Vorgabe her gewünscht. Diese Ziertürme würden sich kaum sinnvoll nutzen lassen und in der (heutigen) Domumgebung wie ein Fremdkörper wirken. Im Übrigen: Ich kann nur empfehlen mal etwas antiquarische Bücher zum Thema Entwicklung des Domumfeldes zu sichten. So weit ich weiß war das Dom-Hotel auch schon bei seiner Errichtung nicht unumstritten, weil es Vielen in direkter Nachbarschaft zum Dom zu massiv, zu protzig und zu hoch wirkte. Das Erscheinungsbild war schon recht wilhelminisch geprägter Historismus, der mich immer bisschen an das ursprüngliche Reichstagsgebäude erinnert hat. In der Form wollte ich das nicht zurückhaben.


    Rein vom Optischen her hätte mir Platz 2 von Bartscher am meisten zugesagt, weil von der Materialität her passend zum Bestand und mit der doppelten Staffelung einen harmonischen Abschluss nach oben bildend. Der Siegerentwurf hätte es da bei mir nur auf Platz 3 geschafft (nach ksg). Ärgerlich finde ich (mal wieder) diese absolut beschönigten Visualisierungen, bei denen das Gebäude von innen heraus in güldenem Licht erstrahlt. Wie das Ganze in echt wirken wird lässt sich daraus kaum ableiten. Und ob das Dach tatsächlich so filigran dünn konstruiert werden kann?


    Den Entwurf von 6a-architects aus London empfinde ich, naja mal sagen als etwas verstörend (Ich musste beim Anblick der Visualisierungen seltsamerweise an den Roman "1984" denken). Ob die Jury es ähnlich empfunden hat? Sonst hätte sie doch hierfür sicherlich keine Anerkennung vergeben :D

  • Danke für den Link zum 2.und 3. Preis. Die Baunetzseite ist etwas unübersichtlich, da habe ich den Link zu den anderen Beiträgen nicht sofort gefunden.


    Ich muss sagen, dass mir der 1. Preis dadurch noch besser gefällt, da das verglaste Staffelgeschoss dem gesamten Gebäude eine Leichtigkeit und Filigranität und wie schon gesagt eine ausgewogene Proportion verleiht und damit gut die angrenzende Architektur des Blau-Gold-Hauses aufnimmt. Im Gegensatz zu den eher schweren und massiven Dach- und Geschosskonstruktionen der beiden anderen Entwürfe.


    Beim 6a-archtekts-Entwurf stimme ich Tilou zu: verstörend!

  • Eine Rekonstruktion war hier tatsächlich nicht zu erwarten. Das lag weder im Interesse des Investors noch des Denkmalschutzes. Die Begründung von Letzterem, die Flachdächer der Umgebung in Erinnerung an die Kriegszerstörung zu zementieren, sollte aber traurig stimmen. Ich bin kein Köln-Experte und habe die Stadt nur ein par mal zumeist auf den üblichen Touristenwegen durchschritten. Aber um zu sehen, dass die Stadt im Krieg ordentlich eins auf die Glocke bekommen hat, war ein Blick zu den Dächern der Stadt nun wirklich nicht von Nöten. Das sieht doch nun wirklich jeder Blinde und falls doch nicht, werden ihm die Flachdächer ob einer offensichtlichen Unkenntnis solcher Belange sicher auch nicht auf die Sprünge helfen. Zumal viele der Gebäude in der Umgebung schlichtweg Neubauten sind. Die wurden nie zerstört und einfach ob des Zeitgeistes mit Flachdächern versehen. Ich glaube kaum, dass es im Köln der 50er Jahre die Absicht gab nur noch Flachdächer zu bauen um so an die Luftangriffe zu erinnern (lasse mich da aber gerne belehren). Alles in allem finde ich diese Dachlandschaft, bis auf Ausnahmen wo der Charakter einiger wirklich ansprechender Baudenkmäler aus den 50er unter Aufbauten leiden würde, nicht erhaltenswert. Als ich die Argumente des Denkmalschutzes noch mal las, kam mir wieder dieses Bild (ganzer Beitrag) vom APH-Nutzer "Dortmund Westfalica" in den Sinn. Schön ist anders.


    Das was jetzt kommen soll, finde ich auch schlichtweg furchtbar. Über die wahrscheinlich von Genosse Beschisski angefertigten Visualisierungen wurde ja schon zurecht lamentiert. Sie zeigen leider nur die halbe Wahrheit. Dennoch liegt das geplante Dach schon hier von oben wie ein plumper Milchglastisch auf. Filigran würde ich das nicht bezeichnen. Die "Krönung" ist aber dieser schwarze Sarg der offenbar die Technikaufbauten (wie ich das gelesen habe ein Hauptanliegen der Betreiber) eher leidlich verstecken soll. Das ist nun wirklich ein Desaster und dessen ist man sich wohl auch bewusst, wenn man die Schachtel soweit wie möglich nach hinten schiebt, um sie vor Passanten zu verstecken. Von ganzheitlicher Gestaltung kann hier also keine Rede sein. Vor dem Blick vom Dom herab kann man sich aber natürlich nur leidlich verstecken. Das ist höchstens Schadensbegrenzung wie sie unter den, meines Erachtens nach falschen, Bedingungen des Denkmalschutzes möglich war. Der einzige Trost ist, dass es in Form von "6a architects" tatsächlich noch schlimmer hätte kommen können.

  • Darunter auch der 3. Rang mit geneigtem Dach.


    Für die Passanten geneigtes Dach, für die Zuschauer vom Domturm etwas flacher Dachfläche, falls man diese so unbedingt braucht (man kann sie eh nur von diesem Domturm aus sehen, auch bei 1. und 2.- noch zeitgeistiger wäre mit Dachbegrünung). Der mittlere Teil übergeht bei 3. sehr elegant und modern in eine Dachterrasse und auch die Schrift aus Dachfläche-Löchern ist eine hochmoderne Idee (vielleicht könnte nur die Schriftart etwas stillvoller sein). Vielleicht wäre mir die Lösung lieber als 1. - obwohl wirklich überzeugt bin ich von keiner davon. Vielleich fehlen bei 3. noch ein paar dezente Dachgauben? Auf der zweiten Bild-2-Visualisierung (unten) haben zwei Gebäude hinter dem Hotel welche.

  • Mir gefällt der Entwurf sehr gut. Meiner Meinung nach würde das Domhotel mit einer Dachrekonstruktion auch gar nicht mit den Gebäuden in der Nachbarschaft korrespondieren. Leider gibt es ja keine halbwegs erhaltenen Gebäude aus dieser Zeit. Ich glaube, dass Domhotel würde nach einer Dachrekonstruktion eher wie eine Kopie in einem Freizeitpark wirken, als wirklich eine Bereicherung für die Innenstadt darzustellen.


    So versucht man, im Bestand weiterzubauen und Alt mit Neu zu verbinden, was meiner Meinung nach durchaus spannend sein kann. Warten wir das Ergebnis ab. Ich bin da durchaus guter Dinge. ;)

  • Als Freund einer intakten Dachlandschaft kann ich mich dem Entsetzen nur anschließen.


    Es wird hier immer auf die Umgebung verwiesen:
    Ein großer und recht dominanter Teil der Umgebung soll in den nächsten Jahren ja bekanntermaßen saniert bzw. komplett neu gebaut werden.
    Jede Wette man wird dieselben Argumente auch bei diesen Bauten wieder hören und Köln versinkt auf weitere Jahrzehnte in Flachdach-Monotonie.
    Warum darf man der Altstadt in Köln nur die Stile der letzten 60 Jahre ansehen?


    Das Dom-Hotel könnte hier mit einem Bruch dieses Stils einen Anfang setzen, dem sich die Umgebung dann anpassen könnte.
    Aber anscheinend wird so weit gar nicht gedacht bei den Verantwortlichen...

  • Citysurfer, auf der Baunetz-Seite findest du unter den Siegerbildern von Ingenhoven einen Link "Bildergalerie ansehen - 10 Bilder" - Bild 9 und 10 ist der "6a"-Entwurf.


    Edit: sorry, wurde vom Mod. schon im Beitrag gepostet.


    Das Dom in seinem intalienisch-französischen Historismus-Renaissance-Stil passte stilistisch ja nie so richitg nach Köln. Eine Rekonstruktion im Originalzustand mit Dachlandschaft sähe im gegenwärtigen Köln eher nach Walt-Disney-Zuckerbäckerstil aus.

  • Es gibt ein tolles Video wo man zeigt wie Köln aussehen könnte wenn nicht alles Zerstört worden wäre auf YT. Gotische Kirchen passen allgemein selten irgendwo hin. Das liegt in ihrer Art. Aber ich find das ok so.


    Mir gefällt hier übrigens Beitrag 2 mit Abstand am besten. Es sticht weder besonders hervor fällt aber gleichzeitig auf. Es integriert sich am besten in den bestehenden Bau.

  • Et jeht schon loss: im KStA sind heute schon die ersten drei Leserriefe gegen den Flachdachentwurf für das Dom-Hotel von bedingungslosen Reko-Befürwortern zu lesen, alle wieder in einem unangenehm scharfen Ton - vorne weg unser geliebter Adenauer-Enkel!


    Wird der KStA etwa wieder so eine Kampagne wie beim jüdischen Museum starten?

  • Habe die Kommentare auch gelesen. Der Wunsch der Leserbriefschreiber nach den Türmchen und der historischen Kuppel und damit die Vorkriegszeit baulich wiederaufleben zu lassen scheint bei einem Großteil der Bevölkerung ungebrochen zu sein. Für die meisten von uns („Gnade der späten Geburt“ / H.Kohl) denke ich, nicht unbedingt verständlich.
    Warum soll man nicht zeigen das der Dachaufbau aus dem Jahre 2014 und nicht aus der Jahrhundertwende stammt.


    Die Steildachlösung von KSG halte ich trotz des intelligenten, sensiblen Einschnittes und des Schriftzuges nur als zweitbeste Lösung, da das Dach als Großform für mich zu schwer lastend und bedrückend auf dem unteren klassisch stark gegliederten Geschossen sitzt. (Würde eher nach Berlin passen z.Bsp. gegenüber dem Atlon Hotel)


    Die sehr transparente, leicht wirkende, fast über dem Altbau schwebende Lösung der zwei aufgesetzten Staffelgeschosse (wobei das zweite plus Technikkiste wohl nur von der Deutzer Seite oder Hohenzollernbrücke sichtbar wird) halte ich für einen angenehmen zeitgemäßen oberen Gebäudeabschluss.


    Zu hoffen bleibt allerdings, dass auch die Umsetzung so freundlich hell und transparent bleibt und man vom Dom nicht wieder auf eine dunkle Bitu- oder Kunststoff Dachfläche blicken wird!

  • Ja, Rob01, warum soll man nicht zeigen, dass der Dachaufbau aus dem Jahre 2014 und nicht aus der Jahrhundertwende stammt? Aus demselben Grund, weswegen man bei einem verunfallten Bugatti Baujahr 1929 nicht zeigen sollte, dass man ein wertvolles historisches Auto bis zur Unkenntlichkeit verunstalten kann, indem man es durch Anbau des Vorderwagens eines Ford Mondeo von 2014 repariert.

  • Historische Autos spielen im Alltagsgebrauch keine wesentliche Rolle, das kann ich aus leidlicher Erfahrung sagen.
    Historische Gebäude hingegen haben i.d.R. auch in der Gegenwart noch eine Funktion. Jedoch hat sich die Funktionsweise nach 100 Jahren verändert: Niemand braucht heute eine Loge, aus der ein Kaiser dem jubelnden Volk zuwinkt.

  • Winkekaiser spielen generell keine wesentliche Rolle im Alltag, das war vor 100 Jahren noch nicht einmal anders (da war das Hotel übrigens schon 21 Jahre alt). Aber gut, bleiben wir im Bild: Für den Alltagsgebrauch braucht man keinen Achtzylindermotor, schon gar nicht mit dem hohem Verbrauch bei eher geringer Leistung wie jener von 1929. Scheinwerfer mit der Leuchtkraft der Dezembersonne im Ural auch nicht. Doch rechtfertigt dies nicht den Anbau des Vorderwagens eines 2014er-Mondeo im Zuge der Reparatur, selbst wenn der alte Bugatti danach über einen sparsamen Dieselmotor und Xenonscheinwerfer verfügen sollte. Weil die neuen Anbauten und der Bestand nicht zusammenpassen und nicht zusammengehören.

  • Dom-Hotel

    Über den siegreichen Entwurf ist das Meiste gesagt, ich zähle seit Post #352 (Visualisierung) 7 Mitglieder gegen diesen (mich eingeschlossen), 4 unentschlossen oder dagegen, 3 für ihn (ohne Gewähr, mag jeder selbst überfliegen). Damit schneidet der Entwurf hier sogar noch vglw. gut ab.


    Ich möchte dazu anmerken:
    Die Debatte und die hier erwähnten Leserbriefe fußen nicht zuletzt auf die nicht vorhandene Schnittstelle der "Stadt" zu ihren Bürgern. Die Argumente für den Siegerentwurf hier sind ja anderer Art als die "Paradigmenkeule" des Stadtkonservators, auf welche sich ja die Briefe zum Teil beziehen!
    Als Mahnmale sind St.Alban oder das Kolumba sicher eindrucksvoller.


    Dass Bürger Interesse zeigen, was sich - unabhängig von eigenen Meinungen - auch in "offenen Briefen" zeigt finde ich eher eine positive Entwicklung. Wo ist denn die "offene Antwort" des SK und die angekündigte Transparenz?


    Architektur in Köln wird nicht als "mehrheitfähig" konzeptiert und der "Wurm" (Häuschen) schmeckt nur den "Anglern" ("Fachleuten"), wenn die vorrangigen Qualitästmerkmale Purismus und Zurückhaltung sind. Ich wähle auch keinen OB, damit der sich zurückhaltend und unauffällig in seinen Sessel schmeichelt. Wie wärs mal mit "aktiver Schönheit"? (also in Bezug auf Gebäude :D)

  • Domhotel

    @ K-Restaurieren 8 Mitglieder sind gegen den Entwurf. Ich finde es sehr bedauernswert das der letzte wirkliche prachtbau dieser zeitepoche der kölner innenstadt so verschandelt wird. Ich glaube als tourist würde sich keiner von den befürwortern vor so einen bau stellen, sich fotografieren und sagen, wow ist das schön. Anders wäre dies bei einer teil- oder ganzreko. Ich glaube die befürworter haben eher die einstellung, das ist halt das machbare. Diese einstellung teile ich nicht. Desweitern kritisiere ich den denkmalschutz. Die auffassung nur flachdächer auf dieser seite des doms zuzulassen ist doch absurd. Ein auch die zeitepoche der gründerzeit berücksichtigender denkmalschutz hätte bei so einem wichtigen bauwerk nur eins zugelassen und zwar die ganz oder teilreko. Und ich denke, dann wäre diese auch gebaut worden.