Stuttgart & BW: Image, Wirtschaft, Kultur, etc.

  • Wenn ich als kürzlicher Stuttgart-Besucher auch mal kurz meinen Eindruck schildern darf: die Polizeipräsenz in der Innenstadt ist nach meinem Eindruck extrem und wirkt einschüchternd. Schlossplatz, Königstrasse, überall Uniformen. Und warum muss an einem Wochentag gleich ein Konvoi von zwei Polizeifahrzeugen auf den Fußgängerwegen zwischen Landtag und Charlottenplatz im Schritttempo Kontrolle fahren, wo ersichtlich keine Krawallmacher unterwegs sind?
    Ich saß dann später mit einer Freundin auf einem Podest am kleinen Schlossplatz, wir trinken unseren Kaffee und eine Gruppe Jugendlicher dreht mit Skatebords Runden und lässt dabei aus einer Box Musik laufen - laut, aber alles ganz relaxed und völlig friedlich, bis plötzlich zwei Mannschaftswagen mit Blaulicht angebraust kommen und dem ganzen ein Ende machen. Da wundert mich ehrlich gesagt nicht, dass die Kids dann irgendwann mal auf ihre Weise ihre Wut rauslassen.

  • Die Stuttgarter Polizei war schon immer sehr repressiv im Vergleich zu anderen Städten. Zu viel Präsenz und der Jugend wenig Freiheit lassen. Ausländer wurden schon in den 90er-Jahren ständig angehalten und kontrolliert. Zurück zum Thema, ich denke auch es müsste in einer Stadt dieser Größe Freiräume geben wo man nicht gezwungen ist zu konsumieren sondern einfach nur abhängen kann ohne dass gleich Nachbarn sich beschweren. Die Sperrung der Plätze sehe ich als kontraproduktiv an.

  • Ich würde an dieser Stelle gerne ein Forumstreffen vorschlagen um die angesprochenen Plätze an einem Samstag Abend mit einen kühlen Bierchen gemeinsam abzulaufen und gegebenenfalls Lösungsansätze zu entwickeln und hier zu diskutieren. Ich fände es schön das Forum hier etwas mehr Richtung Realität zu rücken 😉

  • Ich wollts grad sagen. Wer in seiner Jugend nicht ordentlich gefeiert oder gar Scheiß gebaut der oder die werfe den ersten Stein, und das ganze ohne Lockdowns und geschlossene Clubs.

    Klassisches Gutmenschen-Bingo:

    Hats früher auch schon gegeben, machen Deutsche auch, nur Einzelfälle, traumatisierte Kindheit, unsere gesellschaftliche Verantwortung, etc. pp. Krass wie man die Augen vor diesem Problem schließen kann. Alle Statistiken verweisen auf diesen Sachverhalt, aber das ist dann "ekelhaft". Nur noch zum mitleidig schmunzeln.


    Der Bereich ums Planetarium war früher eine NoGo-Area, weil dort u.a der Strassenstrich ansässig war und die harte Drogenszene ein Nest hatte. Auch wieder so eine herrliche Verharmlosung á la hat 'es früher schon gegeben'. Alles Quatsch. Richtig ekelhaft diese Verharmlosung. Mir ist auch nicht bekannt, dass sich jemals hunderte Menschen um das Planetarium versammelt haben und auf Polizisten losgingen.


    Nun denn, es geht um das Müll- und Lärmproblem. Beides wie gesagt schwer zu lösen. Vielleicht durch ein spätere Sperrstunde ab 1 oder 2 Uhr nachts, um zumindest das Lärmproblem etwas einzuschränken.

    Einmal editiert, zuletzt von Nittaidai ()

  • Die Stuttgarter Polizei war schon immer sehr repressiv im Vergleich zu anderen Städten. Zu viel Präsenz und der Jugend wenig Freiheit lassen. Ausländer wurden schon in den 90er-Jahren ständig angehalten und kontrolliert.

    Kann ich aus heutiger Sicht nicht im Ansatz bestätigen, insbesondere zur WM2006 gab es viele Besucher, die erstaunt waren, wie relaxed unsere Polizei mit Ihnen umgegangen ist. Das Gleiche beim evangelischen Kirchentag, da erinnere ich mich an einen nigerianischen Pfarrer der Stuttgart als das Herz Europas bezeichnete. Wir waren auch vor den Krawallen eher auf dem Weg zu wenig zu Tun...


    Was ich bestätigen kann, das erst mit der Leichtathletik WM 93, viele Stuttgarter durch die vielen positiven Äußerungen der Besucher gelernt haben, sie leben in einer liebenswerten Stadt. So wenn Du Erlebnisse davor hast, kann ich die auch ergänzen, dass es in den 80ern kaum Außenbewirtung, das Liegen auf den Schlossgarten untersagt war usf.


    Das ist die einfache Regel wer sich selbst nicht liebt, kann auch andere nicht lieben und seit 1993 geht unsere Stadt in Richtung Liebenswürdigkeit, umso wichtiger, sich nicht von denen die wohl nie Ihr Leben ohne Neid/Missgunst leben können, den Ton angeben zu lassen.

  • Vergleiche mit früher helfen nur bedingt weiter, denn wir haben es Corona-bedingt jetzt mit einer neuen Qualität der Anforderung an den städtischen Raum zu tun, das stellt alle Großstädte vor Herausforderungen. Immer noch ist das Leben durch Einschränkungen bestimmt, also muss man dafür einen Ausgleich haben. Wir haben aber zu wenige innerstädtische Freiräume, in denen man sich in Gruppen bzw. auch in der großen Menge - und das ist auch für viele ein Bedürfnis, denn die Masse haben wir ja zwangsläufig lange entbehrt - sich treffen, abhängen, feiern und die Nacht durchmachen kann, ohne dass irgendwer sich gestört fühlt. Da muss Stadtplanung reagieren, Freiräume als wirkliche „Frei“-Räume zu ermöglichen, auf denen auch unreguliertes Leben möglich ist, auch Abends und Nachts, etwa durch die Konversion von großen Verkehrsflächen/Parkplätzen etc. Das wäre dann auch ein Gewinn an Urbanität, die ja eigentlich alle wollen und in fremden Städten immer genießen; nur vor der eigenen Haustür soll es spätesten um 23:00 Uhr totenstill sein …


    … z.B. denke ich an die auf jedem Luftbild von Stuttgart zu sehende riesige Fläche des Innenhofs des Finanzministeriums (Rotebühlbau, sagt Wikipedia), die teilweise als Parkplatz genutzt wird. Das ist eigentlich verschenkter Raum. Warum macht man daraus nicht - über einen studentischen Wettbewerb - eine große Bühne/Freifläche, die mit allen möglichen Aktivitäten bespielt werden kann?

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    Du willst keine Historie, in Stuttgart waren/sind Plätze nahe an Straßen oder der Königsstraße die Magnete. Das liegt auch daran das am Wochenende die Menschen aus dem Stuttgarter Umland in der Mehrheit sind. Wir haben nicht zu wenig Orte, was wir z.Zt. erleben ist Überreaktionen auf beiden Seiten, wobei es dieses Wochenende wohl ganz gut geklappt hat. Dein Platz könnte man als Bolzplatz ausweisen, sonst gibt es ja den Stadtgarten, der es nie zur Stätte geschafft hat, der Menschen in Massen anzieht. Dein unreguliertes ist imho wichtig für Bolzplätze und weniger für Orte wie die Theo, die Freitreppe, der Feuersee, der Marienplatz, das Teehaus, die Karlshöhe usw. haben wir wieder die "Normalität" vor der Krawallnacht werden diese wieder alterierend Freude erzeugen.


    Diese nächsten 3-4 Monate sind für mich Übergangsmonate und da gilt es möglichst wenig bleibenden Schaden anzurichten, das kann man schaffen.


    Lärmschutz ist eines der Hauptprobleme auch nach dieser Zeit, wenn wir es nicht aushalten mehr Lärm auszuhalten, wird es schwierig.


    Hätte ich was zu sagen, würde ich gesetzlich den erlaubten Lärmpegel in der Innenstadt an den angleichen, der in gemischter Nutzung möglich ist. Ich würde dabei Spielplätze und Bolzplätze herausnehmen und diese so gut beleuchten, dass auch in den dunkleren Monaten genug Zeit bleibt sich auszutoben.


    Wer in der Innenstadt die Annehmlichkeiten, der kurzen Wege will, der sollte auch akzeptieren, dass es Menschen gibt die lachen

  • Um die vor einigen Seiten noch tobende Debatte aufzugreifen, woran es Stuttgart denn mangele, wieso ihr Ruf schlechter sei, als jener vieler anderen Landeshauptstädte.


    Der Grund dafür ist traurig wie banal. Ich weiß nicht, weshalb das überhaupt zur Debatte steht. Die Stuttgarter Innenstadt ist - schlicht und einfach - die vielleicht hässlichste in Deutschland. Nachkriegstristesse der übelsten Sorte. Stuttgart hat keine Bausünden, Stuttgart *ist* die Bausünde, zumindest Stuttgart-Mitte. Wer mich der Polemik beschuldigen mag: wie viele Orte in der Stuttgarter Innenstadt gibt es denn, an welchen man sich aufzuhalten vermag, ohne zumindest von einer Seite von brutalster Hässlichkeit erschlagen zu werden? Mir fällt spontan nur die Ecke zwischen Schlossplatz und Königsstraße ein, wobei die Königsstraße eigentlich nur an einem Abschnitt ansehnlich ist und im späteren Verlauf dann ebenfalls trostlos wird. Die Gegend um die Stiftskirche macht ebenfalls etwas her. Das war es aber auch schon, falls mich die Erinnerung nicht trügt.


    Wichtig: Stuttgart ist von der Bausubstanz und Anziehungskraft insgesamt ja sogar überdurchschnittlich für eine Stadt dieser Größe. Sie ist mir auch keineswegs gleichgültig geblieben bei meinem Besuch, sonst würde ich keinen so langen Beitrag zu ihr verfassen.


    Stuttgart hat doch auffällig viele schöne Einfamilienhäuser, Anwesen und erhaltene Gründerzeitviertel vorzuweisen. Besonders auf Stadtpanoramen wird sichtbar, wie schön die Hanglagen Stuttgarts teils sind (siehe obere Häuserreihen auf dem angehängten Bild). Auch die Landschaft ist durch die Tallage für eine größere Stadt einzigartig, man hat immer wieder sehr weitreichende Ausblicke auf andere Stadteile, welche sich durch Höhenunterschiede ergeben. Der ÖPNV ist für eine Stadt dieser Größe vorbildlich. Stuttgart ist die Stadt, welcher die Welt das Automobil verdankt, was sich auch in einem wirklich guten Museen (Benz Museum) widerspiegelt. Die Umgebung Stuttgarts ist wundervoll, zahllose schönen Kleinstädte & Dörfer, mit glücklicherweise heilen Stadtkernen, von denen manche bereits administrativ in der Stadt aufgegangen sind. Die unter Kennern bekannte Werkbundsiedlung, wirklich von Weltrang.


    Aber um all diese Vorzüge zu entdecken, bedarf dafür eben eines Erkundungswillens, welcher sich nicht entwickelt, wenn das "Gesicht" Stuttgarts so scheußlich ist, wie die heutige Mitte. Als Nicht-Stuttgarter lernt man eine Stadt eben vorrangig über diese kennen und wagt sich erst später - wenn überhaupt - dann tiefer in die Stadt. So weit kommt es aber bei vielen nach Bekanntschaft mit eben jener grauen, gesichtslosen bis grauenvollen Innenstadt. Stuttgart ist der sehr seltene Fall, wo eine Stadt umso weniger attraktiv wird, je mehr man sich dem Stadtkern nähert.


    Es gibt einzelne Maßnähmchen zur Aufhübschung des Stadtbildes, aber leider ein viel zu zaghaftes Flickenwerk und ohne die nötige Radikalität . Dass der Rathausplatz (häufig die Trumpf- und Visitenkarte europäischer Städte) selbst nach seiner "Aufwertung" voraussichtlich weiter keinen einzigen Anziehungspunkt haben und nur ein wenig weniger unerträglich hässlich sein wird, ist leider nur allzu symptomatisch für den fehlenden Willen, Stuttgart eine Innenstadt zu geben, welche den Namen wirklich verdient.


    https://media0.faz.net/ppmedia…l-grundsteuer-muessen.jpg



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  • Naja, die Stuttgarter Innenstadt mag relativ hässlich sein, aber sie ist auch nicht hässlicher als die ähnlich großer Städte! Dortmund, Essen, Hannover, Kassel – da sieht’s doch genauso aus! Köln – hat halt den Dom, und sonst? Frankfurt – was gibts da wenn man sich die Hochhäuser wegdenkt? Wenn man ehrlich ist ist sogar München an vielen Ecken ziemlich hässlich, nur schafft es München seine Vorzüge besser zu vermarkten. Stuttgart hat genau ein großes Problem das die Stadt von den anderen deutschen Städten unterscheidet. Und das ist eben die Dauerbaustelle im Herzen der Stadt. Sobald diese Baustelle verschwindet gehts auch langsam wieder bergauf, da hab ich durchaus Hoffnung. Denn was es in Stuttgart zu genüge gibt sind engagierte Menschen mit Ideen und Talenten. Manchmal setzen diese ihre Energie leider für das falsche ein.

  • Naja, die Stuttgarter Innenstadt mag relativ hässlich sein, aber sie ist auch nicht hässlicher als die ähnlich großer Städte! (…) Frankfurt – was gibts da wenn man sich die Hochhäuser wegdenkt?

    Ja, das stimmt. Aber das Image Frankfurts veränderte sich zum Positiven, als unter Hilmar Hoffman das Museumsufer realisiert wurde; neben anderen kleineren städtebaulichen Maßnahmen brachte das die entscheidende Wende. Und ich meine, Stuttgart hätte die Chance, mit der Kulturmeile dasselbe hinzukriegen, nur müsste man den Mut haben, die Sache endlich anzupacken und richtig Geld in die Hand zu nehmen, was ja in Stuttgart durchaus vorhanden ist. Die schwäbische Sparvariante mit ein bisschen Verkehrsreduzierung und ein paar Bäumchen mehr am Fahrbahnrand wird es nicht bringen.

  • @der zweite Blick

    In meiner Erinnerung habe ich einst viele Städte als hässlich bezeichnet, dazu gehörte auch Hannover. Hannover habe ich danach schätzen gelernt, denn wenn man die Augen offen hat, stellt man fest wie schön diese Stadt ist, so ging es mir mit Bremen und anderen Städten in Deutschland auch Heilbronn wird langsam immer schöner. Meinen Kompass habe ich auf welche Stadt entwickelt sich und welche nicht. Frankfurt, Düsseldorf werden schneller schöner, als z.B. Köln... alles subjektiv von meiner Warte aus, was ich seither jedoch absolut vermeide eine Stadt hässlich zu nennen. Es gibt kaum Städte die "hässlicher" werden.


    Eine Stadt wird durch die Menschen liebenswert, besuche ich eine Stadt wie Chemnitz zu falschen Zeit in der nur ein paar Passanten herumlaufen, dies noch an einem trüben Tag im Winter, wird der Eindruck ein anderer sein, wie an einem belebten Sommertag.


    @ Stuttgart

    Unser Problem ist das "Stuttgarter Maß", dass der letzte OB hereingebracht hat, die Verschönerungen der letzten 8. Jahre, die viel zu wenig passiert sind, sind imho zufällig entstanden oder hatte noch der OB Schuster eingeleitet. Der Vorvorgänger hatte mit seinen vielen Ideen etwas besser zu machen, den Gemeinderat überfordert, sodass der sich über alle Parteigrenzen hinweg nach seinem Weggang hingelegt hat und leider seitdem den Arsch nicht mehr hochbekommen hat. Die Themen der letzten Jahre, wie Wettbewerbe, Leerstandsquote, Milieuschutz, Tempo 40, Bürger mitnehmen, Fahrradstraßen ... , die Eines gemeinsam haben, man muss nicht handeln und wenn dann sind die Aufgaben sehr einfach, haben diesen Gemeinderat nicht zeigen lassen, dass sie zu Größeren bereit sind.


    Was es jetzt braucht, ist ein komplett anderes Belohnungsmodell im Gemeinderat das "Mutige" belohnt und das Einbringen derer die Stuttgart ausmachen, wie die der Werner Sobeks in die IBA'27.

    Was wir nicht brauchen ist ein weiter im Stil des "gewöhnlichem" oder des "Stuttgarter Maß".


    Stuttgart ist sicher eine Stadt des zweiten Blickes und ich persönlich finde das nicht schlecht, denn wie im Privaten eine oberflächliche Freundschaft einem nicht glücklich macht, ist es, wenn man seine Stadt nur als Postkarte versteht.

  • Köln – hat halt den Dom, und sonst? Frankfurt – was gibts da wenn man sich die Hochhäuser wegdenkt? Wenn man ehrlich ist ist sogar München an vielen Ecken ziemlich hässlich, nur schafft es München seine Vorzüge besser zu vermarkten.

    Köln und München bleiben Touristen-Hochburgen: Karneval, Oktoberfest, Kölner Dom, Inbegriff des bayrischen, Frankfurt ein mitteleuropäisches Finanz- bzw. inzwischen auch IT-Zentrum. Stuttgart ist durchaus als Autostadt bekannt, nicht im Sinne der Infrastruktur, sondern von Mercedes und Porsche. Was dann aber leider weder in touristischer noch finanzieller Hinsicht dem guten Ruf dienlich ist. Das Ansehen einer Stadt hängt schlussendlich nicht allein vom ästhetischen ab, sondern davon was sie auszeichnet. Hamburg ist auch schöner als Berlin, aber weder Hauptstadt noch Schauplatz der Geschichte des letzten Jahrhunderts, kann sich also allein durch seinen Hafen positionieren. Tatsächlich steht Hamburg in einem "internationalen Vergleich" fast schlechter da als Stuttgart, zumindest nicht wesentlich besser.

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    Hamburg betreibt derzeit den mit Abstand besten und mutigsten Städtebau in Deutschland (z.B. Hafencity, Elbphilhamonie, jetzt kommt noch der Elbtower).

    Das sind moderne, avangardistische Top-Projekte, die auch Berlin so nicht hat. Berlin hingegen steht eher für den europäischen Territorial-Nationalstaat des 19. Jahrhunderts - was dort im Städtebau passiert ist letztlich bloss "Rekonstruktion". Hamburg hingegen ist "echt Neu".

    Dann auch noch zu behaupten, dass HH im internationalen Vergleich fast schlechter dasteht als Stuttgart - na ja.

    Meine Meinung ist eher, dass "der Südwesten" aufpassen muss, nicht in Richtung "der neue Pott" zu gehen.

  • Berlin hat sich neben Rekonstruktionen neulich auch auf eine ganze Reihe von Wolkenkratzern (Alexanderplatz) eingelassen, dafür werden laut Bebauungsplan auch teils DDR-Bauten abgerissen. Also auch dort geschieht einiges, was man sich von Stuttgart wünscht.


    Stuttgart ist aber schon aufgrund der Größe nicht mit den deutschen Top 3 zu vergleichen, sondern eher mit anderen 500k-Städten, Düsseldorf und Nürnberg. Wobei aber auch diese meines Erachtens größer und weiter denken, durch die Schaffung von Fußgängerzonen und den Ersatz von Nachkriegsarchitektur durch bessere moderne Architektur an vielen Stellen.

  • Der Fernsehturm ist üblicherweise in jeder Stadt das höchste Bauwerk, auch in welchen mit vielen Wolkenkratzern, wie Toronto oder Shanghai (naja, nicht mehr ;)

    Upper West, Capital Tower und co. zählen natürlich nicht, ne?

    Sowas gibt es in Stuttgart übrigens nicht. Muss ja auch nicht, aber ein bisschen was von deren Mut zu mehr Höhe, Abwechslung und nichtrechtwinkligen Formen täte auch in Schwaben ganz gut. Vorallem aber auch Mut zu Stadtreparatur im Sinne von Rekonstruktionen/klassischen Proportionen statt furchtbarer Pseudo-Bauhaus-Fensterbänder und Rückbau von Verkehrsschneisen.

  • Stuttgart hat S21, was eine disruptive Sprengkraft für den Städtebau und die Mobilität beinhaltet, leider hatten wir in den letzten 8 Jahren einen OB, der sehr langsam dies verstanden hat. Nehmen wir jetzt wieder Tempo auf, trauen uns die Richtigen dran zu lassen, dann braucht man sich um Stuggi keine Gedanken mehr machen.

    Berlin hatte diese disruptive Kraft auch nach der Wende, bis es einen Bausenator gab, der peu a peu diesen Elan mit bescheuerten Vorgaben entgegengearbeitet hat.

    Hamburg vor und nach der Elbphilharmonie ergibt eine andere Geschichte.

  • Stuttgart mit den anderen Millionenstädten in Deutschland zu vergleichen macht meiner Ansicht nach keinen Sinn. Das ist dann doch ein komplett anders Level. Die Innenstadt Stuttgarts ist zum Vergleich zu ihrer Größe viel zu klein und wird viel zu viel von Kommerz dominiert. Flanieren ist häufig Fehlanzeige. Der öffentliche Raum wirkt an vielen Ecken ungepflegt. Gastronomie ist auch deutlich weniger vorhanden als anderswo. Ich war Mal unter der Woche um 3 Uhr nach einem Restaurant suchen, hat mich über eine halbe Stunde gebraucht etwas zu finden.

    Durch S21 gibt es sicher die Möglichkeit einiges im Städtebau zu machen und der Stadt neue Impulse zu geben. Realistisch gesehen werden aber wohl die ersten Gebäude hinter dem Bahnhof erst in ca. 20 Jahren stehen.

  • Um drei Uhr nachts oder um drei Uhr tagsüber? Also eigentlich gibt es in der Stadt jede Menge Restaurants, allerdings muss man schon wissen wo. Richtig ist das Richtung Schlossgarten (Park) relativ wenig ist und die Stadt hier in den letzten Jahren auch deutlich ungepflegter wurde. Auf der anderen Seite der Königsstraße, in der Lautenschlager und der Calwer Straße gibt es aber viel Gastronomie und durchaus auch recht gutes Niveau. Große Baustelle – im wahrsten Sinne des Wortes – ist halt am Marktplatz. Hier wird sich aber in den nächsten Jahren viel zum positiven verändern und es sind einige Sachen in der Pipeline (4 Giebel). Mit dem Dorotheen Quartier hat sich eine schmuddelecke ja schon gewaltig gewandelt, ebenso hinter dem Rathaus. Rund um den Hans im Glück Brunnen gibt es viele gute Kneipen (Bergamo, Marshall, Matahari, Kottan), hinterm Rathaus das sehr gute Tatti. Beim Breuninger die Sansibar, die Markthalle, alles gut. So schwarz wie viele andere sehe ich das alles nicht. Was aber stimmt, gerade die eher gepflegten Ecken sind in den letzten Jahren ziemlich runtergekommen – Schulstraße, Schlossgartenhotel, Eckensee, Schlossplatz – hier muss sich was tun!

  • Hamburg vor und nach der Elbphilharmonie ergibt eine andere Geschichte.

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    Da triffst Du einen Punkt.

    Die "Elbphilharmonie" hat für Hamburg einen Quantensprung gebracht. Die Stadt wird v.a. bei den sog. "Kreativen" plötzlich ganz anders und viel positiver wahrgenommen. Nur wenige Beispiele: W.Joop meinte kürzlich: "HH spielt in einer ganz eigenen Liga"; G.M. Kretschmer ist sogar mit seinem Haupt-Atelier und Wohnsitz von Berlin nach HH gezogen und U.Lindenberg wohnt immer noch im "Atlantic".


    Worauf ich hinaus will:

    Nur ein einziges neues Top-Bauwerk, kann die Wahrnehmung einer Stadt schon komplett drehen. Zuerst merken das die sog."Kreativen" und kommen. Etwas später schlägt sich das dann auch materiell nieder, weil auch immer mehr "seriöse" Unternehmen sich ansiedeln.


    Beispiel aus Kanada:

    Bis in die 1970er Jahre war Montreal die führende Stadt Kanadas. Noch 1976 fanden dort olympische Spiele statt. Spätestens seit den 1980ern ist aber Toronto zur "heimlichen Hauptstadt" Kanadas geworden (v.a. Hotspot von Business und Kultur).

    Man kann für diese Umpolung u.a. den Separatismus im Quebec ursächlich sehen (ja/nein/vielleicht).

    Ich habe aber mal eine ganz andere Erklärung für den Aufstieg Torontos gelesen: Der Bau des dortigen Fernsehturms (der sog. CN-Tower) - eines der mMn monumentalsten und zugleich elegantesten Bauwerke der Welt - brachte Mitte der 1970er Jahre mit einem Schlag eine völlig andere Wahrnehmung von Toronto. Wie selbstverständlich schien es plötzlich mit der Errichtung dieses Turms: Das ist Kanadas "place to be". Und die Überrundung Montreals begann.