Calatrava-Boulevard zwischen König- und Steinstraße (bis 2028)

  • Die Rheinische Post berichtet von einem neuen Großprojekt der Centrum-Gruppe zwischen König- und Steinstraße. Architekt ist Calatrava. Der Gebäudekomplex wird als "Calatrava-Boulevard" bezeichnet. Die Planung ist spektakulär. Am 27. Januar soll die BV1 die Öffentlichkeitsbeteiligung beschließen.


    Urheber Centrum-Gruppe


    Das Planungsgebiet

  • Danke. Hinter der Paywall der Rheinischen Post steht außerdem:

    • Höhe des Boulevards bis 41,2 Meter
    • an der Königstraße werden alle Bestandsgebäude abgerissen, ausgenommen das Prada-Haus
    • Investitionssumme über eine Milliarde Euro
    • die Centrum-Gruppe hat bereits zahlreiche Liegenschaften erworben
    • Neubauten auch an der Königsallee
    • darunter Gebäude von Franzen und Paffrath, Neubau hinter erhaltenen historischen Fassaden ist geplant
    • zwischen Königsallee-Blockrand und Boulevard sind Bürotrakte mit Lichthöfen vorgesehen
    • von neuen Geschäften an der Königsallee Zugang zum Boulevard
    • am mit Bäumen bepflanzten Boulevard soll vorwiegend gehobene Gastronomie entstehen
    • das Dach über dem Boulevard soll sich öffnen lassen
    • 2.000 m² Photovoltaik-Fläche auf dem Dach geplant
    • Eingang für Passanten und Tiefgarageneinfahrt am Martin-Luther-Platz
    • Zugang auch von der Steinstraße, dort, wo heute Manufactum ist
    • begrünte Fassade zum Justizministerium

    Ansicht von der Königsallee:


    duesseldorf_calatrava-boulevard.jpg

    Bild: Centrum-Gruppe / Santiago Calatrava

  • Die Verwaltung der Stadt Düsseldorf nennt das Projekt abweichend "Kö-Boulevard". Der Bebauungsplan-Vorentwurf Nr. 01/027 findet sich im Ratsinformationssystem als Beschlussvorlage APS/006/2023. Das sind die Geltungsbereiche von Bebauungsplan und Vorhaben- und Erschließungsplan (VEP):


    duesseldorf_calatrava-boulevard_02.jpg


    Zur Beschlussvorlage gehört auch diese Schnitt-Grafik, Perspektive ist die Steinstraße:


    duesseldorf_calatrava-boulevard_01.jpg
    Grafiken: Centrum-Gruppe / Santiago Calatrava / Landeshauptstadt Düsseldorf


    Interessante Lektüre ist die Begründung zum Bebauungsplan-Vorentwurf (PDF), besonders die Ausführungen zum städtebaulichen Konzept unter Punkt 5.2.

  • Ein Boulevard, ja ne ist klar. Reinste Architekenprosa. Ein Boulevard ist eine von Bäumen gesäumte Prachtstraße.


    Die paar Bäumchen machen noch lange keinen Boulevard und Pracht sehe ich auch keine!

    Es ist ein weiteres innerstädtisches Einkaufszentrum. Das wird wie alle anderen auch gegen den Onlinehandel nicht bestehen können.


    Dafür wird dann mitten an die KÖ angrenzend dieser riesiege Baukörper entstehen. Hier sollte man meiner Meinung nach eher auf eine kleinteilige Bebauung setzen. In meinem Augen ist das 70er Jahre Städtebau, da hilft auch der „Star“ Architekt nicht. Aber vielleicht bin auch nur zu konservativ 😀

  • Wie stellst du dir das vor 🧐 Wie genau soll eine „kleinteilig“ Bebauung denn in dieser Hinterhofstruktur genau deiner Meinung nach aussehen?? Und bezüglich der Qualität des Boulevards (ich würde es eher als Galerie bezeichnen) habe ich noch keine Abbildung gesehen …. In dem gegebenen Cluster halte ich diese Idee und die Umsetzung von Calatrava für sehr gelungen mit Alleinstellungsfaktor für Düsseldorf WENN die Fassadenqualität denn später auch stimmt. Jetzt müsste es nur noch was mit der Tuchtinsel werden 😬

    Einmal editiert, zuletzt von tms568 ()

  • Genau diese kleinteilige Bebauung ist dort bereits vorhanden. Siehe den Screenshot von philmo1 weiter oben.

    Diese kleinteilige Bebauung war dort auch historisch vorhanden, siehe hier. Das dort nun dieser Großkörper entstehen soll, bleibt für mich ein Rückschritt.

    Zumal sich in unmittelbarer Nähe bereits ähnliche Nutzungen befinden, Shadow-Arkaden, KÖ Galerie und KÖ-Center. Die sich dann alle gegenseitig die wenigen Kunden wegschnappen. Leerstand gibts dort ja jetzt schon...


    70er Jahre Städtebau :)

  • Stadtentwicklung der 1970er Jahre? Da bin ich anderer Meinung. Dadurch wird die schlechte bestehende Flächennutzung beseitigt. Es werden neue, auf Gastronomie und Unterhaltung ausgerichtete Alleen geschaffen. Mit neuen hochwertigen Einzelhandelsmöglichkeiten für den Vorzeigeeinzelhandel, der nicht verschwinden wird. Der Niedrigpreiseinzelhandel ist der Problembereich. Der Einzelhandel wird sich weiterentwickeln, um Momente und Erlebnisse zu präsentieren.


    Die Meinung einiger Leute hier scheint zu sein, dass wir uns zurücklehnen und nichts tun sollten. Diese Entwicklung behebt viele Probleme im KO-Viertel.


    Wir müssen geduldig sein und warten, bis wir mehr sehen können.

  • Sir Moc scheint ein sehr eigenes Verständnis von Stadtentwicklung zu haben.


    Das Projekt ist sehr spannend, weil es erlebbaren Raum herstellt (vermeintlich anspruchsvolle Architektur, öffenbares Glasdach, hochwertige Gastronomie- und Handelsflächen, begrünte Innenräume etc..).

    Die einzige Strategie um als Standort im Rahmen der gesellschaftlichen Offline-zu-Online-Transition zu bestehen ist es, genau solche – gut in den Stadtkontext eingebettete – 'Fokalpunkte' zu schafffen. Der vorgeschlagene Boulevard nutzt bislang nicht optimal genutzen Raum aus (Nachverdichtung), ist von allen Seiten 'permeabel' und bietet außerdem das Potential zwischen Kö und Luther-Platz/Schadowstraße vermittelnd wirken zu können.


    Mit diesem (und den weiteren Projekten rund um Kö und Schadowstraße) ist Düsseldorf meiner Meinung nach auf sehr gutem Weg langfristig einen gesunden CBD bieten zu können und sich als Standort weiter abzusetzen.

    Einmal editiert, zuletzt von philmo1 ()

  • Ich frage mich, ob es auch eine direkte Verbindung der Passage zur Kö gibt. Ein lediglich parallel zur Kö verlaufende Passage halte ich für mehr als mutig.

    Mal sehen wie die Vermietung der Laden- und Büroflächen verläuft; auf der gegenüberliegenden Seite der Kö entstehen ja aktuell auch nicht wenige neue Flächen.


    Die große "Geste" an der Königstraße finde ich persönlich für diese Stelle etwas übertrieben und unmaßstäblich.

  • ^Ich halte die dörflich anmutende Königstraße für etwas mickrig dimensioniert in dieser zentralen Lage und denke die "Geste" wir dem Martin Luther Platz und Umgebung gut zu Gesicht stehen. Größere Bauten sind dort eher die Regel als Ausnahme.

  • Also ich kenne kein Dorf mit solch einem Boulevard. Die KÖ ist übrigens ein echter Boulevard im Gegensatz zum Wunschdenken von Calatrava.

    Seit wann baut der eigentlich Einkaufszentren? Ich dachte der kann nur Brücken und Bahnhöfe.


    Hier mal eine historische Ansicht der Vorkriegsbebauung. Ausgewählte Rekonstruktionen mit kleinteiliger Gewerbe / Wohnnutzung sowie modern / klassischer Gestaltung find ich persönlich sinnvoller als das X-te Einkaufszentrum im Umkreis von 1000m.


    Und da hab ich den Ökologischen Faktor noch garnicht erwähnt. Die paar (greenwashing) Bäumchen wollen doch sicher gut klimatisiert werden…


    Zitat Wikipedia: „Die Königsallee, kurz genannt, ist ein in nordsüdlicher Richtung verlaufender Boulevard im Stadtzentrum von Düsseldorf. Die Kö ist eine der führenden Luxuseinkaufsstraßen Europas.[1]Charakteristisch für ihre Gestaltung sind der Stadtgraben (auch Kö-Graben genannt) und der eindrucksvolle Baumbestand. Mit fast durchgehend 87 Metern ist sie, von Haus- zu Hausfassade gemessen, die breiteste Straße Deutschlands.[2]Statt der gewohnten zwei hat sie vier Gehwege – zwei an den Seiten des Grabens und je einen entlang der Häuserzeilen…

  • Die königsstraße baulich aufzuwerten, ist sicherlich eine gute Idee wie auch die Hinterhöfe zu erschließen und eine alternative flaniermeile zur Kö zu realisieren. Bei der Auswahl der Geschäfte ist Kreativität gefragt sonst sind Insolvenzen und eine hohe Fluktuation vorprogrammiert.

  • Heute wurde das Projekt der Presse vorgestellt. Dabei wurden erste Visualisierungen herausgegeben. Drei Schrägluftansichten:


    duesseldorf_calatrava-boulevard_07.jpg


    duesseldorf_calatrava-boulevard_04.jpg


    duesseldorf_calatrava-boulevard_03.jpg


    Nach einer ebenfalls herausgegebenen Pressemitteilung ist die Fertigstellung 2028 geplant. Visualisierungen des Boulevards:


    Bild: https://www.deutsches-architektur-forum.de/pics/schmittchen/duesseldorf_calatrava-boulevard_05.jpg            Bild: https://www.deutsches-architektur-forum.de/pics/schmittchen/duesseldorf_calatrava-boulevard_06.jpg

    Bilder: Centrum-Gruppe / Santiago Calatrava LLC


    Nachtrag: Die Stadt Düsseldorf hat ein sehenswertes Video bei Youtube hochgeladen.


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  • ^ In der ersten und dritten Schrägluftansicht erkennt man, dass die Königstraße offenbar zur Fußgängerzone werden soll. Wäre ein weiterer großer Pluspunkt der Planung. Der Verkehrswert dieser Verbindung erscheint verzichtbar.

    Einmal editiert, zuletzt von Gestalt () aus folgendem Grund: Bei den Schrägluftperspektiven verzählt (dritte statt zweite)

  • Ich bin angetan, aber auch etwas skeptisch. Nicht ob der spannenden Architektur, sondern eher wegen der ökonomischen Auswirkungen der Passage. Mit den Schadowarkaden und der Kö-Galerie gibt es zwei gut funktionierende Shoppingmalls in der Innenstadt, welche jetzt einer immensen Konkurrenz ausgesetzt sein werden. Das letzte, was ich mir wünsche, sind Schadowarkaden, wo jedes dritte Geschäft "zur Vermietung" leer steht.


    Auch interessant wäre, ob es eine Tiefgarage unter dem Bau gibt. Bei der Grundfläche ließ sich genug Parkraum für tausend PKW schaffen, womit man weitere wohl wegfallen Stellplätze an der Kö kompensieren könnte.


    Am Ende aber ein schönes Signal, dass zumindest die Wirtschaft es von sich aus schafft, städtebauliche Akzente zu setzen, während Schwarz-Grün im Rathaus irgendwie nach zwei Jahren immer noch kein echtes Leitmotiv für ein besonderes Bauprojekt hat. Die Oper wird ja gerade zu Tode geprüft.

  • In der neuen Mall werden wohl nur Luxus-Label und entsprechende Gastronomie angesiedelt werden; damit dürfte sie eher keine Konkurrenz zumindest zu den Schadow-Arkaden werden.


    Den Erstinformationen nach soll es eine TG Zufahrt am Martin-Luther-Platz geben, was natürlich einer in den Visualisierungen dargestellten Verkehrsberuhigung der Königsstraße widerspricht; die TG dürfte einiges an Zielverkehr in der Königstraße und am Martin-Luther-Platz auslösen.

    Ohne eine entsprechend dimensionierte TG wäre ein solches Projekt weder genehmigungsfähig noch vermietbar; gerade bei der Zielkundschaft dürfte ein Umsteigen auf den ÖPNV wohl keine Alternative darstellen.

  • Mehrfach wurde die Befürchtung geäußert, dass aufgrund der Konkurrenzsituation die Position der bestehenden Einzelhandelsgeschäfte geschwächt werden könnte.

    Für den Sortimentseinzelhandel gelten aber eindeutig Agglomerationsvorteile. Je mehr ähnlich gelagerte Geschäfte an einer Stelle, desto besser für alle Beteiligten, da die Anziehungskraft des gesamten Quartiers steigt. Dieser Effekt ist in unzähligen Studien nachgewiesen.

    Es ist auch zu berücksichtigen, dass mit der neuen Passage die Qualität des Martin-Luther-Platzes in seiner Eigenschaft als Scharnier für die gesamte Innenstadt verbessert wird. Von hier aus sind alle Einkaufsquartiere (Schadowstr, Kö, Immermannstr., Berliner Allee) bequem zu erreichen.

    Der Übergang von den übrigen Quartieren zur Kö wird durch eine weitere Variante mit hoher Aufenthaltsqualität bereichert.

    Auch die architektonische und städtebauliche Qualität des Projekts ist in meinen Augen über alle Zweifel erhaben.


    Fazit: Ein großer Gewinn für Düsseldorf, der die Anziehungskraft der Innenstadt steigern wird.

  • Also ich muss sagen, dass sich meine Begeisterung sehr in Grenzen hält. Die Passage selbst sieht natürlich toll aus, ein typischer Entwurf von Calatrava halt.
    Aber alles vermutlich sehr hochpreisig, wer aus diesem Forum wird da tatsächlich einkaufen?
    Und dann ist das so ein Riesenriegel. Andere Städte träumen davon, ihre Kaufhausklötze loszuwerden, Düsseldorf baut sich einen neuen. Wenn die jetzige Bebauung erst mal weg ist, wird es zudem vermutlich sehr schwer das Areal mit den Freiheiten im B-Plan irgendwann noch mal kleinteilig zu entwickeln.
    Man muss bei so einem Klotz doch nur den Stecker ziehen und schon ist er tot, wenn die Passage nicht mehr bespielt wird. Damit, was die Kühlung der Passage im Sommer für Energie verschlingen wird, sollte man sich vermutlich besser erst gar nicht beschäftigen. ECE-Galerie 2.0 - hier waltet der ungebrochene Fortschrittsglaube. In Deutschland hat man komplett vergessen wie lebendiger Städtebau funktioniert - unter freiem Himmel. Hierzulande bestaunt man stattdessen im Urlaub dann Altstädte in Spanien oder Italien.

    Aber ich wohne ja auch nicht in Düsseldorf. Wenn die einheimischen User das gut finden, ist an dieser Stelle ja alles okay. Und ich will auch nicht behaupten, dass andere Städte da cleverer sind. Bei uns steht ja auch eine ECE-Galerie. In Düsseldorf bleibt zumindest die coole Calatrava-Optik und das Reisebüro im EG für den Urlaub in Spanien oder Italien ...