Tesla Gigafactory bei Grünheide (Oder-Spree)

  • Der Kaufvertrag zwischen dem Land Brandenburg und dem US-Elektroautohersteller Tesla steht.

    Der Vertrag ist allerdings noch nicht endgültig rechtskräftig. Die beiden Vertragsseiten haben noch Gelegenheit, den Vertragsentwurf "redaktionell" durchzusehen, sprich nach möglichen Fehlern oder missverständlichen Passagen oder Worten zu suchen. Dies soll zeitnah geschehen.


    Zudem gingen gestern beim Landesamt für Umwelt (LfU) die Antragsunterlagen von Tesla für das Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz ein, die für die Genehmigung des Baus einer Fabrik nötig sind. Und Tesla hat auch bereits Fördermittel beantragt.


    Q: Berliner Zeitung


    Ab 2021 soll in der Fabrik das Kompakt.SUV-Modell Y gebaut werden. Bis zu 8.000 Arbeitsplätze könnten dadurch in Brandenburg entstehen.

    Und am Rande: Auf dem Gelände gibt es seit Jahren einen gültigen Bebauungsplan als Industriegebiet GI nach § 9 BauNVO. Für den plantagenartigen Wald wird Tesla das dreifache an Fläche anderen Orts aufforsten.

  • Bäume fällen für Autos gefällt mir nicht. Wie kommen eigentlich die 8000 Werktätigen zum Arbeitsplatz? Mit dem Fahrrad? Hätte es nicht andere Standorte im Süden Berlins gegeben? Ludwigsfelde?

  • ^ Das Gebiet ist als Industriegebiet ausgewiesen, weil dort vor zig Jahren schon mal ein BMW-Werk gebaut werden sollte. Außerdem liegt es direkt am Autobahnring und an der Bahnstrecke zwischen Berlin und Frankfurt (Oder). Der Standort ist also nicht so schlecht. Um den Wald ist es schade, aber es ist kein besonders hochwertiger Wald – eher eine der typisch märkischen Kiefernplantagen. Tesla will wohl an anderer Stelle ein dreimal größeres Gebiet mit Mischwald als Ersatz aufforsten. Das könnte unter dem Strich ein Gewinn werden.


    Ob Elektro-SUVs allerdings eine Lösung für die Verkehrs- und Umweltprobleme darstellen – das steht auf einem anderen Blatt.

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  • Das mit der Aufforstung einer Ersatzfläche ist ok. Dennoch wollte Tesla ein Gebiet in Flughafennähe und an einer Autobahn. Und da fällt mir in der Tat auch Ludwigsfelde ein, aber auch die riesigen Flächenpotentiale in unmittelbarer Nähe der A115 und des BER. Beide sind deutlich besser zu erreichen als Grünheide und näher am BER. Wobei zumindest ein Großteil des Brandenburg-Parks in Ludwigsfelde wohl an Logistik-Unternehmen vermietet worden sein soll.

  • Meiner Ansicht nach ein sehr abstruses Projekt. Man will mit diesen Autos die Umwelt schützen fällt aber erst mal einen Wald. Völlig daneben! Hätte man eine alte Industriebrache neu genutzt wäre mir das vom Flächen verbrauch wenigstens noch zu vermitteln gewesen. Das woanders nun etwas aufgeforstet werden soll ist ebenfalls eine Mogelpackung. Hier verschwindet im bestenfalls wertvolles Ackerland. Völlig abwegig ist aber die Idee mit einem E- SÜV das Klima zu retten, vom Immensem Stromverbrauch mal abgesehen welcher so ein Auto schon aufgrund seines Gewichtes haben muss gibt es nach wie vor keine wirkliche Lösung für die hoch giftigen Batterien. Prinzipiell halte ich leichte oder kleine E-Autos für kurze Strecken oder Innenstadt für keine schlechte idee, genau so wie Pakettransporter oder Busse, wenn der verwendete Strom wirklich "Öko" ist. wobei es mir hier weniger um die CO2 Bilanz geht sondern um den Schutz der Ressourcen an fossilen Stoffen für unsere Kinder und vor allem für mich als Radfahrer für bessere Luft. E Autos für Langstrecken wozu dieser Tesla nun gehören soll welcher hier in der Fabrik gebaut wird überzeugt mich als Konzept aber noch nicht. Spannend wird dann auch der Preis des Wagens, bei dem was Tesla so bis heute aufruft bezweifle ich das sich der normale Berufspendler mit mittlerem Einkommen sich das leisten kann. Erfreulich sind natürlich die neuen Arbeitsplätze.

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  • ^ Was die Kritik an fetten E-Autos betrifft, gebe ich Dir recht. Die Verkehrswende kann nicht darin bestehen, dass man 250-PS-Verbrennungsmotoren durch Elektromotoren mit gleicher Leistung ersetzt – und sonst ändert sich nüscht.


    Bei Deiner Flächen-Ökobilanz muss ich aber widersprechen: Klar gibt es hier Versiegelung, und das ist ein Problem. Der bestehende "Wald" ist aber eine Kiefern-Plantage in Reihenpflanzung, der selbst die Grünen nicht groß nachtrauern (es gibt allerdings ein paar Ameisenvölker, die umgesiedelt werden). Und das "wertvolle Ackerland" ist aller Wahrscheinlichkeit nach eine totgespritzte Agrarfläche, auf der Mais, Weizen oder Raps angebaut wird. Da Tesla zugesichert hat, den Flächenverlust dreifach aufzuforsten, werden aus zwei Teilen Agrar- und einem Teil Holz-Monokultur drei Teile Mischwald. Das ist für die Tier- und Pflanzenvielfalt in der Region ein Gewinn.

  • Laut Planungsunterlagen von Tesla ist im Norden des zukünftigen Werksgeländes ein neuer Personenbahnhof/Haltepunkt an der angrenzenden Bahnstrecke (RE1, Berlin – Frankfurt/O.) für die Mitarbeiter geplant:

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    Bildquelle

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    Aktuell ist der nächstgelegene Haltepunkt der Bahnhof Fangschleuse, ca. 2km fussläufig über Waldwege vom zukünftigen Werksgelände entfernt. Weitere Informationen seitens der DB Netz (die für den Bau des Personenbahnhofs verantwortlich wäre) bzw. der DRE (Betreiberfirma für einen möglichen Güterbahnhof auf dem Gelände) scheint es nicht zu geben, dies scheint also ein erster Planungsstand zu sein.

  • Es scheint sich erster Widerstand unter der Bevölkerung der Gegend zum Bau der Fabrik zu regen, das Motto ist Wald statt Tesla! Heute gab es auf jeden Fall mal erste Demonstrationen. Was so langsam als infos durchsickert macht auch nicht wirtlich Hoffnung auf eine wirklich energetisch nachhaltige Fabrik. Erst mal keine Solarzellen auf den Gebäuden, also kein Strom selbst gemacht, dann braucht man ein Gaskraftwerk für die Gießerei, hier traut man wohl den von Grün so favorisierten "erneuerbaren Energien" wohl nicht so wirklich, dazu muss man wissen das man eine Aluminium verarbeitende Produktionsstätte eigentlich wegschmeißen kann wenn der Strom mal länger ausfällt. Ebenso kommen so langsam mal Zahlen zum Thema EAuto und Stromverbrauch auf den Tisch. Sollte man alle 60 Millionen Autos in der BRD auf E. umstellen benötigt man ca. 120 000 neue Windräder um diese zu "betanken"


    Bei logischer Betrachtung dieser Zahl sollten die Grünen eigentlich einen Antrag für "Parteischließung" stellen, das ist schon vom Flächenverbrauch völlig illusorisch. und wir reden hier nur von Strom für Autos, nicht für den Rest für den wir eh schon Strom brauchen und der Momentan noch mit Kohle und Atom beliefert wird.


    Für mich als überzeugenden Radfahrer und Gemüsebauer wird es aber sehr spannend wo die Reise zu dem Thema hier hin geht und ob nicht doch noch ein Politiker auf die idee kommt das man mit diesem völlig falschen Standort nicht dem Klima und der Natur mehr schadet als es zu retten...

  • Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin-Brandenburg hat die laufenden Rodungsarbeiten auf dem Gelände für die geplante Tesla-Fabrik in Grünheide (Oder-Spree) vorläufig gestoppt. Der jetzt verfügte Stopp gelte, bis über die Beschwerde der Grünen Liga vor einem Gericht in Frankfurt Oder in der Sache entschieden wurde.

  • Eine tragende Stütze des Rechtsstaates ist die Gewährung effektiven Rechtsschutzes. Rechtsschutz kann nicht effektiv gewährt werden, wenn vor Abschluss des Verfahrens vollendete Tatsachen geschaffen werden; das liefe auf das Recht des Schnelleren hinaus.

  • Aber was denn bitte für vollendete Tatsachen? Ist es nicht so das es hier einen gültigen Bebauungsplan gibt und der Wald ohnehin zur Abholzung vorgesehen war? Wozu stellt man denn dann überhaupt noch Bebauungspläne auf wenn diese im Zweifel dann nichts mehr wert sind?

  • Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) meinte heute es wäre abwegig, eine Kieferplantage zu einem Wald zu erklären, daher sollten die „Zukunftsinvestitionen von Tesla“ zügig möglich gemacht werden.


    Ich kann mich dunkel daran erinnern das man bei Stuttgart21 wegen ein paar Bäumen im Stadtpark auf denen Borkenkäfer lebten Straßenschlachten vom Zaun brach, führende Grüne bei den Demos immer ganz vorne weg, scheinbar scheint Baum nicht gleich Baum zu sein.


    Je länger ich über diese Idee nachdenke, für das Auto das die Welt vor dem bösen Klima retten soll einen Wald, Pardon eine Plantage aus Bäumen zu fällen, desto irrwitziger finde ich sie. Interessieren würde mich ob die Grünen genau so hilfsbereit wären würde Porsche hier nun eine neue Fabrik für einen technologisch bahnbrechenden Super SUV Diesel bauen welcher dann in China und den USA der Verkaufserfolg schlecht hin wären und dessen Gewinne / Steuergelder nach Deutschland gingen und nicht nach USA .


    Weiter behauptete Frau Pop "Das in Deutschland bisher nie dagewesene Artensterben (Das ist ja der Grund des Baustopps) habe „nichts mit Tesla-Giga-Factories oder der Windenergie zu tun“. Ersteres in diesem Fall wohl solange der Wald noch steht weniger, bei Windenergie tu ich mir da schon schwerer, das die Population von Insekten rund um die Rotoren teils massiv abgenommen hat dürfte ja kein Geheimnis sein.


    Prinzipiell finde ich Autos ohne Emission in der Stadt gut, alleine schon weil es wesentlich weniger Abgase macht und die Luft besser wird, allerdings ist das Konzept mit E Autos also nicht Wasserstoff, gerade für eine Stadt von der Größe Berlins mit seinen Hundetausenden Miethäusern welche schlecht oder Mangels Bestand in der eigenen Garage das Auto laden können, eigentlich nicht umsetzbar. Man stelle sich mal die Schlange vor wenn 1 Million Berliner ihr E Auto betanken wollen... Unter 5 - 10 Minuten wird das physikalisch nicht machbar sein also das Tankstellen Prinzip das wir nun haben wird so nicht funktionieren und bis heute habe ich noch keinen Vorschlag gehört wie das sonst gehen soll ohne das sich Kilometerlange Schlangen vor der Ladesäule bilden. Einfach an jede Straßenecke eine Ladesäule stellen, (Also einen Ladesäulen Wald) geht auch nur bedingt, oft fehlt da die Infrastruktur also Stromkabel welche die Last von 3 oder mehr Tesla Supercharger überhaupt vertragen kann. Andererseits hat ja Ihr beliebter Parteikollege Schmidt in Kreuzberg auch noch den Plan alle Parkplätze abzuschaffen, wo man eventuell in Zukunft solche Ladesäulen und die Autos platzieren könnte und setzt den ja auch mit allem Eifer um.


    Das einzige was ich bei dieser Fabrik momentan wirklich sehe ist ideologischer Aktionismus ohne das sehr wichtige Fragen im Bezug auf Lade Infrastruktur und Entsorgung der Hochgiftigen Batterien geklärt sind. Es ist ja nicht nur so das dann nur der Wald weg ist, das Gelände wäre größtenteils versiegelt und sehr wahrscheinlich aufgrund der Gießerei auch noch verseucht sein, von defekten auslaufenden Batterien will ich gar nicht erst reden. Am Ende macht Tesla einen auf Pleite und der Deutsche Steuerzahler darf für das Abenteuer einer amerikanischen Firma aufkommen.


    Das Klima selbst so befürchte ich hat eh wenig davon da China, Indien, USA und co in der gleichen Zeit 1000 oder mehr neue Kohlekraftwerke bauen und sich hunderte Millionen Afrikaner fleißigst mit ausrangierten uralt Diesel Stinkern eindecken und sich wie wir in den 50er freuen auch ein wenig Wohlstand und Mobilität zu haben.


    Also wenn man so ein "Experiment" unbedingt bauen will, dann sucht euch eine alte Industrie Branche in der Stadt, davon haben wir in Deutschland ja wahrlich genug.

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  • ^ Ich gebe Dir bei der Skepsis gegenüber dem Konzept E-Auto recht, aber dennoch: Wenn die Grünen gegen eine Fabrik sind, bekommen sie einen Ideologie-Vorwurf; wenn sie für eine Fabrik sind, bekommen sie auch einen Ideologie-Vorwurf. Für das Klima brauchen wir nichts zu tun, denn alle anderen sind eh schlimmer. Der "Deutsche Steuerzahler" ist immer der Gelackmeierte. Usw. usf. Es wird langweilig.


    Was den Wald betrifft: Der ist wirklich eine Kiefernplantage. Ich habe oben schon zu erklären versucht, dass wegen der geplanten Aufforstung ein Teil Plantagen-Wald und zwei Teile Agrar-Monokultur zu drei Teilen Mischwald werden. Viel arten- und klimafreundlicher. Ramona Pop hat schlicht recht – und, by the way, mit den politischen Entscheidungen gar nichts zu tun. Für Brandenburg ist sie nicht zuständig. Ihr dortiger Kollege ist Sozialdemokrat und redet genauso, aber der SPD macht natürlich niemand Ideologie-Vorwürfe.

  • Hoffentlich wird das kein Flopp. Etwas ältere Semester erinnern sich mittlerweile an den Cargolifter, die Chip-Fabrik in Frankfurt/Oder oder den Lausitz-Ring. Industrielle Großprojekte in Brandenburg haben da so ihre ganz eigene Geschichte. Ganz nebenbei und ohne viel Mediengedöns baut BASF in Schwarzheide auch eine riesige Fabrik für Batterien.

  • ^ Naja, das lässt sich schwer vergleichen. Die Chipfabrik und der Lausitzring waren beides Totgeburten der brandenburgischen Wirtschaftsförderung, der Cargo-Lifter war ein überdimensioniertes Start-Up mit einer unausgereiften Geschäftsidee (die ich übrigens ziemlich cool fand, ich stehe auf Zeppeline ;)). Das Tesla-Werk ist das Projekt eines Konzerns, dessen Finanziers Milliarden locker machen können – und der gleichzeitig derart unter Erfolgsdruck steht, dass er sich ein Scheitern nicht leisten kann.


    Ob tatsächlich im Sommer 2021 die ersten Autos vom Band rollen, wage ich zu bezweifeln. Dass die Nummer mittendrin abgeblasen wird, halte ich aber für noch unwahrscheinlicher. Selbst die Grüne Liga will das Werk ja nicht verhindern, sie will nur die Einhaltung des Umweltrechts durchsetzen. Und: Das Ding ist gar nicht arg so riesig – 38 Hektar Fläche und wohl 7.000 Mitarbeiter. Das VW-Werk in Wolfsburg erstreckt sich über 160 Hektar, und dort arbeiten 63.000 Leute. Der Titel "Gigafactory" ist ein Werbegag, tatsächlich wird es eine mittelgroße Autofabrik.

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  • (...) Das Ding ist gar nicht arg so riesig – 38 Hektar Fläche und wohl 7.000 Mitarbeiter. (...)

    Woher kommen denn diese Zahlen? Ich denke, das Gelände der Gigafactory 4 ist 300 Hektar groß. Außerdem werden Mitarbeiterzahlen von 10.000 bis 12.000 Leuten genannt.


    Übrigens darf die Rodung der Bäume nun weiter fortgeführt werden:


    https://www.pnn.de/ueberregion…esla-waldes/25568072.html


    Ich hoffe doch sehr, dass dieses Projekt nun nicht weiter behindert wird. Das ist einfach zu wichtig für unsere Wirtschaft und unseren Ruf in der Welt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Metamizol ()

  • ^


    Vom RBB. Hatte sie mir notiert, weil ich sie interessant fand, finde aber leider den Beitrag nicht mehr (blöde Mediathek). Die Differenz ergibt sich vermutlich aus Werksgelände vs. Fläche der Werkshallen.

  • Ich möchte einmal grundsätzlich zu diesem Thema sagen, dass wir in Deutschland, aber auch in wesentlichen Teilen der westlichen Welt an einem Punkt angekommen sind, an dem wir ganz genau abwägen müssen, welche Schritte wir als nächstes beschreiten. Ich denke, jeder merkt, dass fundamental etwas ins Rutschen gerät, gesellschaftlich, aber auch was die Fundamente unserer Ökonomie angeht.


    Ich bin ja sonst um keinen Kommentar verlegen, weil ich bislang immer daran geglaubt habe, dass sich irgendwann der Verstand durchsetzt, aber so langsam wächst in mir die Befürchtung, dass Gewissheiten und Selbstverständlichkeiten zunehmend obsolet werden.


    Ich möchte hier gar keine grundsätzliche Debatte über Klimaschutz auf der einen Seite und ökonomische Grundlagen auf der anderen Seite führen. Meiner Meinung nach sind dies nämlich gar keine Wiedersprüche, sondern zwei Seiten der gleichen Medaille. Nur wer mit Ressourcen und der Welt nachhaltig umgeht, wird auch in Zukunft noch Wohlstand erwirtschaften können. Auf der anderen Seite ist Klimaschutz nur möglcih, wenn Geld und Wissen Hand in Hand gehen und genügend Ressourcen vorhanden sind, hier zu forschen und auch in Klimaschutz zu investieren.


    Vor diesem Hintergrund ist es meiner Meinung nach für den Wirtschaftsstandort Deutshcland, der außer geistigen Kapazitäten nichts anderes aufbieten kann, ein Armutszeugnis, wie wir uns international aber auch national teils darstellen. Egal ob Borkenkäfer, Salamander, 20 Bäume oder was auch immer. Mittlerweile ist unter dem Deckmantel des Naturschutzes eine Verhinderungsindustrie entstanden, deren Auswirkung, gerade auch im öffentlichen Diskurs, fatal sind. Ich prophezeihe, dass wenn es nicht Tesla gewesen wäre und wenn nicht ganz viel Druck von oben gekommen wäre, fast jedes andere Unternehmen jetzt wieder Monate Verzug gehabt, weil sich Verbände und Aktivisten erst mal durch sämtliche Instanzen klagen und danach zur Not einfach wieder ganze Areale besetzen. Ich bin der Meinung, dass dies so nicht weiter gehen kann. Wenn wir beispielsweise eine viel stärkere Ausweitung des öffentlichen Nahverkehrs wollen, sind massive Infrastrukturprojekte im Bahnbereich nötig. Wie das damit zusammen gehen soll, dass man sich nicht mal von 5 Kiefern trennen will, das weiß vermutlich selbst Friday for Future nicht.


    Daher ist aus meiner Sicht schon seit Jahren ein Wort von imer größerer Bedeutung: Verhältnismäßigkeit. Ist es verhältnismäßig, enorme Zeit- und Kostensteigerungen bei Stuttgart 21 hinzunehmen, nur um 100 Eidechsen zu retten oder hätte man mit einem Bruchteil des Geldes die Tiere nicht im Labor nachzüchten und woanders aussetzen können? Gleiches gilt hier. Ist es verhältnismäßig, ein riesiges Zukunftsprojekt für die Region wegen einigen Kulturkiefern aufs Spiel zu setzen? Ich bin manchmal einfach schockiert, wie destruktiv und im negativen Sinne moralisch überhöht wir in mittlerweile nur noch Teilen der westlichen Welt (ein Teil hat sich ja bereits verabschiedet) uns selbst aber auch andere betrachten. Auf dem Tableau der Maximalforderungen und zugunsten der eigenen Profilierungssucht von allen Seiten ist die Ratio in weiten Teilen völlig abhanden gekommen. Und aus diesen Impulsen heraus entstehen immer skurilere und immer weniger nachvollziebare Entwicklungen. Kompromisse und Abwägungen, die früher zentral in den großen Volksparteien ausgehandelt wurden, erodieren vor dem Hintergrund immer stärkerer Polarisierung und einer Maximierung von Forderungen, bei der zumeist gar nicht mehr das eigentliche Problem, sondern gefühlt das Überleben der Welt entschieden wird. Wenn wir hier keine Verhältnismäßigkeit zurückerlangen, dann sehe ich Schwarz für die gesellschaftlichen Gewissheiten, die bis heute immer zu gelten schienen.