Denkmalschutz für Berliner Nachkriegsmoderne

  • Danke für die Buchtipps - Kuhn ist ohne seine Kunst schmälern zu wollen hier auch manipulativ und rollt sein Panorama recht durchsichtig propagandistisch im Sinne der politisch, wirtschaftlich motivierten Stadterneuerung auf.


    Man sollte auch berücksichtigen dass eine Sanierung von Altbauten auch nicht im Sinne der sich mehr und mehr zweifelhaft entwickelnden Bauwirtschaft waren.


    Und längst nicht alles was hier niedergelegt wurde entsprach dem Klassischen Kollwitz und Zillemilieu.


    Unzweifelhaft gab es Missstände in den Bestandsbauten - diese perse auf die Prädisposition der Gründerarchitektur zurückzuführen halte ich für unlauter. Sanierungsstau, Kriegseinwirkung und wiederaufbaupolitik , hatten hier einen nicht unerheblichen Anteil an der Verfasstheit dieser Bauten.


    ich möchte ergänzend auf die Schriftenreihe des deutschennationalkommitees für Denkmalschutz hinweisen der Band 41 zur entsprechenden Tagung hat hier die Architektur und den Städtebau der 50er Jahre im Visier.


    Insgesamt kommt die frühe Nachkriegsmoderne für mich bis heute leider bei den eleganten, kreativen und innovativen Beispielen eher überstülpt daher wird also meist durch Ausländer und Exilanten entwickelt und erreicht in der Breite selten den unbekümmerten Charme und Chic anderer westlicher Länder. Spritziger Chrom und roter Lack ist hier eher die behäbige Variante in Messing und Nussbaum dunkel.


    Bei der Mehrheit der Bauten beschränkt man sich doch eher modisch auf Zitate einer verpassten Entwicklung der Moderne und bleibt dabei, bis auf wenige Ausnahmen eher notdürftig bieder und heimatlich hausbacken.


    Es liegt nahe dass sowohl die weiterhin aktive, vorangegangene Architektenschule mit ihrer Prägung aus Heimatstil und verhärteter, grober Hoffartsarchitektur - als auch die gesellschaftlich nachgängig relevante mentale Erschütterung - zu dieser weitgehend kleinlauten Architektur führten.


    Für die Stadtplanung im Westen bedeutete dass im wesentlichen ein fasst neurotisches Vermeiden von Sichtachsen bis hin zur Überbauung dieser, eine weitgehend negative Haltung zur überkommenen Repräsentationsarchitektur, das zerstückeln und das bewusste zerstören historisch gewachsener Strukturen zugunsten neuer unverdächtiger angestrebter Ideale und Fiktionen.

  • Vollkommen richtig, Endell, es gab überall in der Republik starke und höchst fragwürdige Verquickungen zwischen Politik und Bauwirtschaft, die heute weithin vergessen sind aber sicherlich mit zu der grundsätzlichen Wende ab ca. 1975 geführt haben. Für Bremen gab es eine Reihe von Skandalen ("Baulandskandal", "Neue Heimat") etc., die zunächst vertuscht und erst später wirklich aufgeklärt wurden. Und genau die Protagonisten waren auch diejenigen, die überall "Flächensanierungen" (vulgo Massenabrisse) wollten, die manchmal leider gar nicht und manchmal gottseidank gerade noch so verhindert werden konnten. Dahinter steckte zusätzlich auch noch die im Kern antiurbane, autofreundliche Charta von Athen, bei der große Straßen die Leute aus ihren Vorstadtsiedlungen in die Büros der Innenstädte bringen sollten. Der Ring an gründerzeitlicher Wohnbebauung um die Innenstädte herum war da nur im Weg und konnte weg.


    Ich möchte die Wiederaufbauleistung nicht schmälern, aber ab Mitte der 1960er Jahre war die nötigste Wohnungsnot eigentlich beseitigt, und ironischerweise fingen da die Abrisse von Gründerzeitquartieren ja erst an. Es ist ja gerade ein Beweis für nicht mehr existente Wohnungsnot, wenn man sich Flächenabrisse meint leisten zu können, denn erstmal müssen die Leute ja woanders wohnen (können), die man aus den Häusern schmeißt.


    Nein, romantisieren sollte man die Zeit ab etwa 1965 mit allen ihren Fehlleistungen dann auch nicht allzu sehr.

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    Vor Allem hat sich unsere Gesellschaft auch radikal gewandelt! Ging es in der Gründerzeit immer um die Wohnverhältnisse von Familien, ist z.B. Berlin heute die Hauptstadt der Singles! Die Bedürfnisse der Wohnenden an sich haben sich doch geändert. Meine 70 Jährige Nachbarin, Urberlinerin, hat "mit Kusshand" ihre Altbauwohnung ( "bisste die Räume warm hattest, bisste fast erfrorn, und Fensterputzen in 3 Meter Höhe, Du lieber Jott, nee da kann ick drauf vazichten!) gegen eine 70er Jahre Single Wohnung eingetauscht....

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    Unzweifelhaft gab es Missstände in den Bestandsbauten - diese perse auf die Prädisposition der Gründerarchitektur zurückzuführen halte ich für unlauter. Sanierungsstau, Kriegseinwirkung und wiederaufbaupolitik , hatten hier einen nicht unerheblichen Anteil an der Verfasstheit dieser Bauten. ...

    .... was soll das sein, der Versuch die Berliner Mietskaserne zu romantisieren?

    Ich sage nur vorne hui und hinten pfui! Im schön dekorierten Vorderhaus lebten die Besserverdienenden, mit der Dekoration nahm auch der Verdienst ab. Bis im 4ten oder 5ten Hinterhaus auch kein Licht mehr ankam. Und das war kein Zufall, das war so gewollt und gebaut.

    Du redest dir deine Welt auch ganz tapfer schön wie's dir gefällt. Manonman.

  • .... Insgesamt kommt die frühe Nachkriegsmoderne für mich bis heute leider bei den eleganten, kreativen und innovativen Beispielen eher überstülpt daher wird also meist durch Ausländer und Exilanten entwickelt und erreicht in der Breite selten den unbekümmerten Charme und Chic anderer westlicher Länder. Spritziger Chrom und roter Lack ist hier eher die behäbige Variante in Messing und Nussbaum dunkel.

    Bei der Mehrheit der Bauten beschränkt man sich doch eher modisch auf Zitate einer verpassten Entwicklung der Moderne und bleibt dabei, bis auf wenige Ausnahmen eher notdürftig bieder und heimatlich hausbacken.

    Es liegt nahe dass sowohl die weiterhin aktive, vorangegangene Architektenschule mit ihrer Prägung aus Heimatstil und verhärteter, grober Hoffartsarchitektur - als auch die gesellschaftlich nachgängig relevante mentale Erschütterung - zu dieser weitgehend kleinlauten Architektur führten.

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    .... Kein Wunder, und das sage ich Eingedenk des heutigen Tages, wenn man die kreative Schicht eines Landes ins Exil treibt oder umbringt, muss man halt im Trüben fischen. Erfreulich und merkwürdig zugleich, dass diese Erkenntnis widerstrebend aber immerhin, langsam um sich greift.

  • Danken


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    .... was soll das sein, der Versuch die Berliner Mietskaserne zu romantisieren?

    Ich sage nur vorne hui und hinten pfui! Im schön dekorierten Vorderhaus lebten die Besserverdienenden, mit der Dekoration nahm auch der Verdienst ab. Bis im 4ten oder 5ten Hinterhaus auch kein Licht mehr ankam. Und das war kein Zufall, das war so gewollt und gebaut.

    Du redest dir deine Welt auch ganz tapfer schön wie's dir gefällt. Manonman.

    Nein war es nicht, die Gründerzeitarchitektur kann eben nicht auf ihre Exzesse reduziert werden.

    Wir sprechen hier zudem von einer Abrisswelle die sich sogar auf vorgründerzeitliche Bebauungen ausdehnte und nicht nur auf kritische Wohnbebauung beschränkt blieb damit standen völlig unterschiedliche Niveaus der Zeit von 1850 bis zum 1Wk zur Disposition


    Der Wilhelminische Mietskasernenring war doch schon aufgrund der ausgedehnten zeitlichen Entstehung wesentlich heterogener und die neue Bauordnung von 1887 war eben auch eine Reaktion auf untragbare Zustände.


    Bis heute haben wir mit 550Einwohnern pro Hektar eine recht hohe Bevölkerungsdichte vor Ort das entspricht in etwa der Situation Schönebergs innerhalb des KasernenRinges um 1900


    Selbst Fragwürdigste Ensembles wie Meyers Hof bestanden schon dank kriegseinwirkung nur mehr noch aus Vorderhaus und 1 Hinterhaus dessen Abriss bot also nicht mehr die Angriffsfläche wie sie sich vor dem Krieg gestellt hat.

  • < Oh, aber Mietskasernen waren keine 'Exzesse' Das war die Standardbebauung für alle Quartiere die nach der Reichsgründung bis Anfang des Ersten Weltkriegs errichtet wurden. Also noch vor Großberlin aber es macht natürlich ca. 80 % von Bezirken wie Schöneberg, Charlottenburg, Wilmersdorf, Kreuzberg, friedrichshain, Prenzlauerberg ... etc, aus.

  • .... Kein Wunder, und das sage ich Eingedenk des heutigen Tages, wenn man die kreative Schicht eines Landes ins Exil treibt oder umbringt, muss man halt im Trüben fischen. Erfreulich und merkwürdig zugleich, dass diese Erkenntnis widerstrebend aber immerhin, langsam um sich greift.

    Für mich war diese Erkenntnis nie widerstrebend - war bei mir eher fester Bestandteil der Begründung für das gängige Mittelmaß und die kreative Lauheit in allmöglichen Disziplinen - glaub mir da rennst du bei mir offene Türen ein. Es brauchte recht lange um überhaupt Einen nennenswerten Anschluss an die kulturellen Entwicklungen anderer Länder zu finden auch dank der wenigen Rückkehrer denen man es nicht immer leicht machte und der Dynamik nachfolgendender Generationen.

  • Sehr lesenswert in diesem Zusammenhang ist auch das Buch von Gesine Asmus: Hinterhof, Keller und Mansarde über das Berliner Wohnungselend während der Kaiserzeit.

    https://geschichten-aus.berlin…nkenkasse-schlaegt-alarm/

    Das Buch stützt sich auf die jährlichen Berichte der Berliner Ortskrankenkasse der Kaufleute, Handelsleute und Apotheker zwischen 1903 und 1920, die das Wohnungselend durch Beschreibungen und Fotos dokumentiert haben.

    https://www.wikiwand.com/de/Wohnungsenqu%C3%AAte_(Berlin)


    Die Fotos zeigen ganz gut die Probleme, mit denen die Architekten der Moderne konfrontiert waren. Heute wissen wir, dass die erwünschten durchgrünten Wohngebiete mit "Licht, Luft und Sonne" auch durch Teilabrisse und die Sanierung der restlichen Gebäude erreicht werden können. Aber damals waren viele davon überzeugt, dass eine Verbesserung der Wohnverhältnisse nur durch Totalabrisse möglich ist.

  • < Oh, aber Mietskasernen waren keine 'Exzesse' Das war die Standardbebauung für alle Quartiere die nach der Reichsgründung bis Anfang des Ersten Weltkriegs errichtet wurden. Also noch vor Großberlin aber es macht natürlich ca. 80 % von Bezirken wie Schöneberg, Charlottenburg, Wilmersdorf, Kreuzberg, friedrichshain, Prenzlauerberg ... etc, aus.

    So weit würde ich nicht gehen- die ursprüngliche Idee nach hobrecht war eben auch die einer sozialen Durchmischung innerhalb der Stadt und damit das vermeiden einer Aufteilung der Stadt in soziale Cluster mit starken Gefällen - die gesellschaftliche Segregation wurde mit dem Massenwohnungsbau der 60er 70er plötzlich wieder relevant - so haben wir es heute neben den Hochhausiedlungen auch mit jüngst entstanden hochpreisigen verschlafenen Wohneinheiten und Quartieren zu tun die mitten in der Stadt völlig tot daherkommen.

    Die Verdrängung angestammter Mieter aus den angesagten Altbauquartieren wirkt sich ebenso aus. Es werden also ganze Quartiere gesellschaftlich homogenisiert.


    Man nahm bei der Frühen Hobrechtplanung auch Anleihen an Haussmann, Schinkel und Lenné - die klassische Blockrandbebauung war aber mit mit der durch die Industriealisierung einsetzenden Landflucht zunehmend überfordert - schwierige sumpfige Baugründe, Boden und Immobilienspekulation führten zu immer waghalsigeren Bebauungen von Höfen in die blocktiefe die ursächlich für die Missstände waren - die Höfe zu reduzieren und die Sanierung nach aktuellen hygienischen Standards hätte also effektiv gereicht und hätte den tradierten Blockrand gerade bei reduzierter Bevölkerungszahl für den Abriss gar nicht tangieren müssen.


    Der leichtfertigere Umgang mit baulichen Hinterlassenschaften ist immer auch Ausdruck der Zukunftszuversicht.


    Ein unvoreingenommener Blick auf die bauliche Tradition war in dieser Zeit zudem verstellt durch das charakterliche Versagen einer ganzen vorangegangenen Generation.

    Das abstreifen einer als kontaminiert empfundenen baulichen Vergangenheit war in dieser Zeit eben auch politisch Motiviert der bauliche Neuanfang galt eben auch als Werkzeug der Läuterung und der mentalen Wende.

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  • Dieser Thread hier zeigt ganz gut, wesshalb es eine Institution wie den Denkmalschutz geben muss.


    Passt irgend etwas nicht in den Zeitgeist, das Geschmacksurteil der Massen oder einen Verwertungsanspruch, dann wird es ganz schnell abgerissen.


    Die unmittelbare Vor- und Nachkriegszeit war extrem spannend. Überkommene Konzepte wurden zutiefst in Frage gestellt, es wurden ganz neue Denk- und Gestaltungsansätze geschaffen und mit neuer Technik umgesetzt. Der Mangel der Nachkriegszeit war schnell vorbei. Spätestens seit den frühen 60ern wurde weitläufig wieder "state of the art" gebaut.

    Das man, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, die "Großmannssucht" in Deutschland verpönte, führte in vielen Bereichen zu einer eigenen, zurückhaltenden Gestaltungssprache.

    Durch den großen Bedarf an neuen Gebäuden und die vielen verschiedenen Strömungen sehe ich Deutschland nach 45 als riesiges Versuchsfeld des neuen Bauens. Kein anderes Land auf dieser Erde hat eine stärkere Durchmischung und Vielfalt "moderner" und klassischer Stile. Es ist nur natürlich, das sich darunter auch die ein oder andere Perle befindet.


    Das können viele "mit nacktem Auge" nicht beurteilen. Es gehört zu den Aufgaben des Denkmalschutzes, diese Perlen zu finden und vor dem beiläufigen Urteil zu schützen.

  • Bei manchen Bauten stellt man sich trotzdem die Frage in wie weit der Denkmalschutz tatsächlich greift - zumal es sich oft eben auch als billig beliebig, reproduzierbares Modulbausystem in Grossbauweise und als Massenphänomem darstellt.

    Bauten wie die Schöneberger Terassen stellen für mich in diesem Sinne keine schutzwürdige Architektur dar.


    Wie weit will man da noch gehen - solche Ungetüme werden weithin nicht verstanden und in Feierlaune geraten hier vermutlich nur eine überschaubare Zahl, betonaffiner Architekturexperten, was kommt denn als nächstes das Kottbusser Tor?


    Diese Bauten bilden weitgehend soziale Desaster in ihrer hässlichsten Sprache der massenhaften, volltechnologisierten Wohnungsfabrikation ab, die Verknüpfung dieser Bauten mit sozialem Abstieg, krimineller Energie, sozialer Verrohung und Segregation gilt anhaltend bisher als nicht auflösbar da kann man noch so viele Stuhlkreise, Begrünungs und Müllsammelaktionen ins Leben rufen, so etwas mit Denkmalschutz in der Substanz als unveränderlich zu konservieren halte ich für snobistisch und verantwortungslos.


    Die hier herangezogenen Denkmalschutzkriterien stellen sich für mich eher als Feigenblatt für eine überschaubare hochspezialisierte Interessengemeinschaft dar, die geneigt ist die Sonne um sich kreisen zu lassen.


    Ich bin sicher dass, geneigte Individuen diesen Denkmalschutz begrüßen und es auch zu begründen verstehen - genauso wie ich mir sicher bin, dass diese Hebung in den Architekturhimmel auf anhaltend breites Unverständnis, und Desinteresse stoßen wird was dem existenten Sinn des Denkmalschutzes als beredtes Zeugnis für die Allgemeinheit zuwider laufen dürfte.

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  • Der leichtfertigere Umgang mit baulichen Hinterlassenschaften ist immer auch Ausdruck der Zukunftszuversicht.

    Das ist ein sehr guter Satz. Das würde aber auch bedeuten, dass ein überlegter Umgang mit baulichen Hinterlassenschaften eben ein Zeichen für das Fehlen von Zukunftszuversicht wäre?

  • Ich denke wirklich dass man dann eher geneigt ist sich an das Vertraute zu klammern.

    Der Wandel und die Hinwendung zum Neuen und damit Unbekannten wird in Zeiten negativ bewerteter Perspektive für die Zukunft wohl eher als destruktiver, bestätigender Verstärker von Unsicherheit und Instabilität wahrgenommen.


    Das Innovative kann seiner Natur entsprechend nie die gesuchten Gewissheiten des Bekannten, Bewährten und Tradierten anbieten und steht damit im Widerstreit zu den Bedürfnissen und Erwartungen dieses Klimas auch wenn es sich um eine befristete Zeitgeistige Episode handelt, dementsprechend wird über das Vorhandene auch mit der verstärkten Absicht der Erhaltung, viel stärker reflektiert. Der Denkmalschutzgedanke entstand nicht umsonst unter dem Eindruck der zunehmenden Beschleunigung, wachsenden Maschinisierung und tiefgreifenden sozialen Umwälzung durch die sich Bahnbrechende Industrialisierung.

    Schinkel sah recht früh die Notwendigkeit zum Erhalt baukulturellen Erbes wie es sich am Fall der Klosterruine Chorin ablesen lässt.

  • Laut Tagesspiegel gelten nun Platzgestaltung und Randbebauung einschließlich Hilton Hotel und Otto Nuschke Bau am Gendarmenmarkt als denkmalgeschützt.


    Ich bin da recht Zwiegespalten - da ich nicht alle Gebäude dieser postmodernen Neubebauung für unentbehrlich halte - ihre Stringenz im Denkmalwert weiß Max. als bauliches Zeugnis der Kritischen Rekonstruktion zu Zeiten der DDR zu überzeugen.


    Das bedeutet aber auch wieder einmal mehr die Konservierung spleeniger architektonischer Mittelmäßigkeit an prominenter Stelle und das entziehen aller aufwertenden Energien die der Gendarmenmarkt bei manch baulichen Platzhaltern in seiner Einfassung eigentlich bräuchte.

    Insbesondere den Schutz fürs Hilton empfinde ich perspektivisch eher als schwierig -


    Dudlers Hofgarten war schon eine einzige Grobheit und stimmt in seiner polierten steinernen Langeweile nebst Nachbarbauten schon auf den Edelplattenschick ein - bei der derzeitigen Denkmalfahrigkeit ist wohl die Rundumkonservierung auch dieser Bosheiten vorhersehbar.

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  • Naja, also über die Denkmalwürdigkeit an dieser Stelle lässt sich definitiv streiten - ich sehe hier kaum einen historischen Wert für ein Gebäude wie das Hilton. Andererseits, (finde ich), passt es nicht wirklich zum Thema, denn diese Gebäude sind neo-klassizistisch und daher nicht wirklich "Nachkriegsmoderne".

  • ^Also, tut mir leid, aber "neo-klassizistisch" sind die genauso wenig. Das Konzerthaus ist klassizistisch, das Alte Museum ist klassizisch.


    Ich möchte meinen, die hier angesprochenen Bauten waren postmodern gemeint, ohne im Vokabular der internationalen Postmoderne gestaltet worden zu sein. Man hat in Ostberlin so eine ganz eigene Melange von historisierendem Nostalgie-Style entwickelt - ein bisschen Jugendstil, ein bisschen "Rustizierungs-Optik" wie in der Markgrafenstraße


    https://www.google.com/search?…1442#imgrc=_tyRnWc7KRYgbM


    wie beim Sofitel


    https://www.hrs.de/hotels/de/d…gendarmenmarkt-65746.html )


    oder ein bisschen Neorenaissance wie im Haus daneben


    https://upload.wikimedia.org/w…ndarmenmarkt_Berlin_7.jpg


    In der Markgrafenstraße 39 finden sich auch Einflüsse des Art Nouveau mit sich kantig verjüngenden Fensterleibungen:


    https://commons.wikimedia.org/…tra%C3%9Fe_39_2014-07.jpg


    Ich finde es durchaus sinnvoll zu dokumentieren, dass die DDR der Moderne genauso überdrüssig war wie der Westen, nur dass man offenkundig nicht wirklich an die postmodernen Debatten des Westens angeschlossen war. Zumal die DDR vermutlich auch aus der Not heraus weiterhin auf die Produktionsweise des Plattenbaus setzte. Vielleicht hagelte es durch die Unbeholfenheit mancher Entwürfe auch Spott wie bei der nicht mehr fertiggestellten "Tuntenbrosche" an der Friedrichstraße, die zugunsten des Quartiers 206 wieder abgerissen wurde.

  • ^ Die ist ja auch ganz gelungen mit dem mehrfarbigen Kleinpflaster-Muster. Bei der Erneuerung ging es, wenn ich mich recht entsinne, zum einen um Sanierung und zum anderen darum, die ganze Kabelage der Außengastronomie unter die Erde zu bekommen.