Gentrifizierung in Berlin

  • Zitat von Antilles

    Ich habe mal gelesen, dass Menschen aus ärmeren Verhältnissen von einer sozialen Durchmischung gar nicht zwangsläufig profitieren würden, bzw. dass sich dadurch deren Teilhabemöglichkeiten positiv verändern würden. Entscheidend sind wohl der Zugang zu Arbeit, Bildung und Mobilität sowie die Qualität der Kitas und Schulen. Räumliche Faktoren hätten dementsprechend keinen Einfluss.

    Die drei Faktoren Arbeit, Bildung und Mobilität sind sicherlich die entscheidenden. Ohne die Quelle und damit die Prämissen der Studie zu kennen, behaupte ich jedoch, dass eine soziale Durchmischung selbst Einflussfaktor auf Bildung und Arbeit ist. Salopp gesagt: Das eine ist nicht nur die Folge des anderen, sondern beides bedingt sich auch gegenseitig.


    Zitat von Theseus532

    Soll man nichts erben dürfen? Selbst wenn die Erbschaftssteuer - was durchaus diskutierbar ist - höher wäre, könnte sich jemand der 2 Millionen erbt, trotzdem eine Wohnung kaufen.

    Die Erbschaftssteuer ist doch heute genauso eine Ursache für immer noch teureren Wohnraum. Wie hoch soll diese Doppelbesteuerung noch angesetzt werden?

  • Angenommen, ich werde durch einen unglücklichen Zufall ausgerechnet in Berlin Mitte geboren und wachse dort auf. Strebe möglicherweise eine Ausbildung zum Krankenpfleger oder Polizisten oder Friseur an... müsste ich dann nach Reinhards Logik mit erreichen des 18. Lebensjahres meinen Heimatbezirk verlassen und nach Spandau ziehen? Weil, gibt ja schließlich kein Recht auf Heimat sofern die Heimat blöderweise ausgerechnet ein teurer Szenebezirk ist den sich numal nur besserverdiener leisten können.

    Naja - Heimat ist mehr als nur ein Stadtteil.
    Aber dieses Problem ist nicht nur auf Berlin beschränkt: In München oder Stuttgart können sich die Polizisten, die die Bürger der Stadt beschützen, schon lange nicht mehr in ebendieser Stadt eine Wohnung leisten. Krankenpfleger und Feuerwehrleute auch nicht.
    Und darin sehe ich schon ein Problem der Motivation.
    Es wäre also nur fair, wenn die Stadt subventionierten Wohnraum für Leute bereit halten würde, die mit ihrer Arbeit und dem Wohnort verknüpft sind.

  • Das lässt sich allein durch ein größeres Angebot (also Neubau) nicht bewerkstelligen. Erstens dauert Bauen zu lange, um mit der rasanten Entwicklung Schritt zu halten. Zweitens ist der Bauplatz in Zentrumsnähe begrenzt, und ein neues Baugebiet zwischen Spandau und Falkensee ändert am Preisdruck in Friedrichshain gar nichts. Drittens – und vor allem – ist die gestiegene Nachfrage nur einer der Gründe für die Preisexplosion, und nicht einmal der wichtigste.

    Bauen dauert zu lange? Mag sein, aber die Wohnungen fallen ja auch nicht vom Himmel, wie will man denn Wohnraum schaffen, wenn nicht durch bauen?

    Und das der Bauplatz in Zentrumsnähe begrenzt wäre ist doch eigtl. kaum wahr, wenn man sich vorstellt, was alles machbar wäre. Mir fallen aus dem Stehgreif dutzende Hochhausbauplätze ein, die das Zentrum von Mitte über Fhain bis Kreuzberg massiv verdichten könnten, sie werden nur nicht genutzt, bzw. fast alle Projektplanungen abgelehnt. Allein auf dem Gelände der Memi-Ruine könnte man 600+ Wohnungen in 2 neuen Türmen unterbringen, wenn die Stadt mit Verstand regiert würde, von der Nachverdichtung der ganzen DDR-Parzellen um die KMA ganz zu schweigen, da kann man vermutlich noch halb Braunschweig unterbringen, so gewaltige Freiräume gibt es dort. Es gibt so wahnsinnig viel ungenutztes Potential, da kann man noch lange nicht von Bauplatzbegrenzung reden. Es fehlt einzig der Wille.

    Entscheidender ist die seit der Finanzkrise gestiegene Rolle von Immoblien für die Anlagestrategien der Finanzindustrie – und die damit verbundenen Renditeerwartungen, die dazu führen, dass sich die Preisspirale immer schneller nach oben schraubt.

    Ich korrigiere den Satz mal: Entscheidender ist die seit der Aufnahme des unbegrenzten Anleihenaufkaufprogramms der EZB im Wert von bis dato mehr als 2,8 Billionen Euro (deutsche Schreibweise) gestiegene Rolle von Immobilien für die Anlagestrategien von (Lebens)Versicherern, staatlichen Pensionsfonds, Vermögensverwaltern, Banken und Privatanlegern aufgrund des Ausfalls der klassischen Staatsfinanzierung durch Bundesschatzbriefe bzw. Staatsanleihen, weil diese mit 0 oder Negativzinsen belegt sind, da durch das Anleihenprogramm der EZB ein fiktiver Parallelmarkt geschaffen wurde, der die Staatsfinanzierung aus dem Realmarkt herausgelöst und diese wichtige Säule der Kapitalanlage für reale Marktakteure unbrauchbar gemacht hat. Es gibt keine Zinsen mehr, Aktien sind auch zu volatil geworden, die Weltwirtschaft hat die Verlässlichkeit eingebüßt, Krisen lauern überall. Wo soll man eigtl. noch investieren, wenn nicht in Gold und Immobilien? Nicht mal mit Öl kann man noch spekulieren!


    Solange dieser Missstand nicht behoben ist, wird der Run auf Betongold nicht enden. Es ist weniger strategisches Investoren-Kalkül, als viel mehr Verzweiflung dahinter. Die Reichen sitzen auf Bergen von Geld und wissen nicht mehr wohin damit. Die europäischen Staaten wollen es jedenfalls nicht haben. Sie drucken es sich einfach selbst. Aus Luft.

  • Ich halte das für selektive Wahrnehmung. Schiller-, Reuter- und Graefekiez befinden sich seit mindestens zehn Jahren in einem rasanten Aufwertungsprozess. Schau Dir mal Bilder von der Schillerpromenade anno 2000 an – von "herunterkommen lassen" kann seitdem keine Rede sein. Und "Aufwertung nutzt allen" ist leicht dahingesagt, wenn Du seit 20 Jahren mit einem Busfahrergehalt in der Gegend lebst und dann Dein Block verkauft und aufgewertet wird. Dann bleibt meist nur noch Speckgürtel... Aber die Debatte können wir in der Lounge führen.

    Dann antworte ich dir mal hier. Interessanterweise sind die von dir angesprochenen Quartiere ja allesamt gut erhaltene attraktive Altbauquartiere. Wenn nun offensichtlich sehr viele dort wohnen möchten, warum tun wir nicht etwas dafür, dass wieder mehr solcher attrativen Quartiere entstehen, sprich das Angebot erhöhen? Stattdessen gibt es heute wie mir scheint einen "Race to the bottom". Nicht das Angebot erhöhen und so die Preise stabilisieren, sondern lieber unattraktive Häuser und Quartiere, in denen kaum jemand wohnen möchte und so die Preise niedrig halten. Ganz so einfach mag es nicht sein, aber ich frage mich schon, warum 1000 Dinge eine Rolle spielen, bevor es um städtebauliche und Gestaltungsfragen geht, wenn sich doch offensichtlich alle zunehmend um die selben attraktiven Quartiere reißen.


    Edit: Übrigens trifft die Problematik der hohen Mieten ja jeden, der gezwungen ist umzuziehen, aus welchen Gründen auch immer. Ich bin kürzlich nach Braunschweig gezogen, in das schöne östliche Ringgebiet. In eine WG - da ich selbst nur wenig Geld habe. Anders Könnte ich es mir dort nie leisten. Trotz der beengten Verhältnisse empfinde ich es als Gewinn. In einem der seelenlosen und sterilen Neubauviertel würde ich mich weit weniger wohl fühlen.

  • Interessanterweise sind die von dir angesprochenen Quartiere ja allesamt gut erhaltene attraktive Altbauquartiere. Wenn nun offensichtlich sehr viele dort wohnen möchten, warum tun wir nicht etwas dafür, dass wieder mehr solcher attrativen Quartiere entstehen, sprich das Angebot erhöhen? Stattdessen gibt es heute wie mir scheint einen "Race to the bottom".

    Das ist in der Tat zu einfach. Beliebt sind diese Quartiere - anders als die in Charlottenburg - seit 20, 25 Jahren, der Schillerkiez seit 10. Noch in den 90ern waren zumindest Schiller- und Reuterkiez wirklich heruntergekommen. SO36 wollte man noch bis 1980 abreißen. Und man darf nicht vergessen, dass vieles zwar von außen prächtig wirkt, das leben dort aber zur Bauzeit alles andere als rosig war. Die heutige Attraktivität ergibt sich aus vielen Faktoren, unter anderem:


    - ein Kneipen- und Geschäfts-Leben, das sich über Jahrzehnte entwickelt hat,

    - die zentrale Lage,

    - alter Baumbestand und attraktive Fassaden,

    - Sanierungen in den 80er und 90er, mit denen die Wohnungen modernen Standard erhielten, ohne in Luxus umgewandelt zu werden,

    - und natürlich auch ein Städtebau, der heute wieder anziehend wirkt, nachdem er von 1920 an verpönt war.


    Ich gebe Dir recht: Beim zeitgenössischen Städtebau ist viel Luft nach oben. Ich würde mir auch mehr Qualität und Dichte wünschen. Mehr Mischung von Gewerbe, Kultur und Wohnen, hochwertigere Fassaden, mehr Liebe zum Detail. Aber zum einen kann man attraktive Quartiere nicht aus dem Boden stampfen, weil die Attraktivität erst mit der Zeit entsteht. Und die Lage kann man ohnehin nicht ersetzen. Zum anderen stehen dem drei Dinge entgegen, deren Wirkung teilweise paradox erscheint:


    - Ein Baurecht, das Abstand, Licht und Ruhe vorschreibt, um die Bewohner zu schützen und dadurch den Neubau so dichter Quartiere erschwert.

    - Eine Bautechnik, die viel fortgeschrittener ist als vor 120 Jahren und dadurch - gemäß Marktlogik - den Einsatz billiger Werkstoffe und Massenverarbeitung fast zwingend macht, wenn die Preise nicht durch die Decke gehen sollen.

    - Eine Verkehrspolitik, die immer noch vom Privatauto ausgeht und so vielmehr Platz für Straßen, Parklplätze und Erschließungszonen beansprucht als in den Gründerzeitquartieren.


    Es ist halt leicht zu sagen: Blöde Baupolitik, die sind einfach zu doof oder zu ideologisiert und hassen Schönheit und Qualität. Aber über Jahrzehnte eingefleischte Gewohnheiten, ein kompliziertes Baurecht und eine industrielle Bauweise, die Handwerk unerschwinglich macht - das sind mächtige Faktoren, die man nicht einfach fortzaubern kann.


    P.S.: Das Östliche Ringgebiet in Braunschweig kenne ich gut. Tolle Gegend. Das ist allerdings eher Charlottenburg. Die Entsprechung zu Neukölln wäre eher die Gegend um den Madamenweg im Westlichen Ringgebiet - auch wenn in Berlin die Fassaden schicker sind.

  • Architektenkind

    Bei einigen Faktoren versagt die Baupolitik aber mit Ansage:

    - Schaffung von Gewerbeflächen und damit Arbeitsplätzen in den EG Zonen: In den meisten Fällen das pure Gegenteil: Strikte Trennung von Wohnen & Arbeiten ist immer noch der Standard.

    - Einfach Verbesserung der Fassadengestaltung durch günstige gestalterische Elemente: Darüber wird noch nicht einmal nachgedacht.


    Zitat gelöscht. Bitte nicht mehr als notwendig zitieren sonst leidet die Lesbarkeit des Threads. Danke

  • kann man dafür keine Petition anfangen? Wenn man dagegen protestiert, moviliziert man alle Mitteln die man zu verfügung hat. Vielleicht bringt da ja was so eine online Petition zu machen? Die idee ist schön und man würde dieser Abschnitt noch lebendiger machen und in der ungebung besser integrieren.

  • Eine Durchwegung entlang der Spree ist eine Forderung, die längst hätte erfüllt werden müssen. Dass der Bezirk dafür keine Anstrengungen unternimmt, ist einfach traurige Wahrheit. Vermutlich würde es die böse Gentrifizierung antreiben.

  • mag sein. Aber alle die immer was dagegen haben und protestieren, setzen sich fast immer durch egal wie weit die planung was bestimmtes ist. jetzt aufmerksamkeit dorthin zu bringen könnte evtl was bringen.

  • Dass der Bezirk dafür keine Anstrengungen unternimmt, ist einfach traurige Wahrheit. Vermutlich würde es die böse Gentrifizierung antreiben.

    Gibt es auch irgendwelche Hinweise für diese Vermutung? Ich meine konkrete und nicht: Na, das sind halt alles Ideologen.


    Die Gentrifizierung ist an dieser Stelle so beliebig eingeführt, dass man sie ohne Sinnverlust (oder -gewinn) genauso anbringen könnte, würde sich der Bezirk für eine Unterführung einsetzen. Zum Beispiel so: Die Unterführung zieht Obdachlose und Partytouristen an, die dann vor den Eigentumswohnungen am Stralauer Spreeufer die ganze Nacht feiern, lärmen und urinieren. Damit will der Bezirk eindeutig aus ideologischen Gründen die Attraktivität der Gegend zerstören, um die böse Gentrifizierung zu bekämpfen.


    Unsinn? Genau.


    Nochmal: Ich finde so eine Unterführung eine klasse Idee, die ich jederzeit unterstützen würde. Aber ideologische Motive herbeizuzerren, um zu begründen, warum es bislang keine Unterführung gibt – das halte ich für absurd.

  • Ja, allerdings:


    Es gibt in der BVV Friedrichshain-Kreuzberg immer wieder mehrheitsfähige Positionen, wo eine qualitative Verbesserung von Grünanlagen mit der Begründung abgelehnt wurde, dass so eine Investition zur Aufwerungs- und Teuerungsspirale beitragen würde. Dass die Uferwege der Spree, die früher eine grüne Forderung waren nicht verfolgt werden, hängt mit diesen Sorgen zusammen. Das ist keine Verschwörungstheorie, sondern genauso sicher, wie dass die FDP das Tempolimit (leider) verhindert hat.

    Die BVV besteht leider tatsächlich aus ganz heftigen Ideologen. Ich leide mit meinen Kindern unter den Folgen, die eine katastrophale Grünflächenpolitik in Friedrichshain mit sich bringt.


    Dass Du das bestreitest ist schon irgendwie verlogen. Das kann man alles nachlesen und muss es dann auch sagen dürfen.

    Die BVV lehnt private Investitionen, die zur Aufwertung führen könnten systematisch ab. Bei öffentlichen Investitionen denkt sie natürlich nicht grundsätzlich anders.

  • Gibt es auch irgendwelche Hinweise für diese Vermutung?

    Naja, wie ich oben schon etwas polemisch geschrieben habe: Die Bau- und Verkehrspolitik in Xhain ist ausschließlich auf Verhinderung ausgerichtet. Es gibt dort niemanden, der irgendetwas gestalten möchte. Das hat man beim drohenden Uferabbruch am Yaam gesehen, der einfach ignoriert worden ist. Das hat man bei der Mediaspree gesehen, wo lautes Getöse war, solange man dagegen sein konnte. Die Chance zu ergreifen, dort etwas zu gestalten, hat man nicht mal in Erwägung gezogen. Das Ergebnis sehen wir. Man sieht es am Lausitzer Platz, wo sich die bezirkliche Verkehrspolitik darin erschöpft, Autos auszusperren, heissa, wir nennen es Verkehrswende, aber es ist Provinzialismus. Man sieht es ganz aktuell am Markgrafendamm, wo dagegen mobilisiert wird, dass unwirtliche Brachen und ein ehemaliges Autohaus (!) mit guter Architektur bebaut werden, während der irritierende Umstand, dass Lidl unmittelbar gegenüber einen aus der Zeit gefallenen Flachbau errichtet, niemanden auch nur interessiert. Von der Rewe-Katastrophe um die Ecke gar nicht zu reden. Wenn man einen wie Florian Schmidt bestellt, bekommt man auch einen wie Florian Schmidt.

  • ^ Gut, lassen wir es. Ihre politische Haltung ist deutlich geworden. Was das mit der Unterführung an der Elsenbrücke zu tun hat, leider nicht.


    Zum Inhalt nur so viel: Sie bringen hier die Politik des Bezirks, irgendwelche Protest-Initiativen und Bauprojekte von Konzernen (Rewe, Mediaspree) zusammen und verrühren es so, bis am Ende immer der Bezirk Schuld ist. Das ist inhaltlich nicht haltbar - es sei denn, sie zeigten mir, was der Bezirk gegen das Rewe-Projekt tun könnte - und argumentativ unredlich.

  • ^ja und du erweist dich wieder mal als glühender Verteidiger der Bezirkspolitik, auch wenn es sich hier nur um ein Architekturforum handelt und nicht um ein politisches Diskussionsforum. Ich habe dich schon einmal darauf hingewiesen: Lass den Leuten doch auch die Möglichkeit Frust abzulassen. Die CDU in München war nicht besser, ich weiß noch gut wie Kronawitter selbst im Hirschgarten herumgelaufen ist und Flyer gegen den Bau von Gebäuden über 99 Meter (Frauenkirche) verteilt hat. Soll heißen: Im verhindern war die Politik schon immer gut, egal welche Seite.

    Und das muss man auch einfach mal einsehen und dann die Klappe halten. Schmidt hat sich ja sogar gegen die Entwicklung an der Media Spree mit dem Amazon Tower gestemmt - er ist ein opportunistischer Populist und das muss man einfach auch mal aussprechen.

  • ja und du erweist dich wieder mal als glühender Verteidiger der Bezirkspolitik, auch wenn es sich hier nur um ein Architekturforum handelt und nicht um ein politisches Diskussionsforum. Ich habe dich schon einmal darauf hingewiesen: Lass den Leuten doch auch die Möglichkeit Frust abzulassen.

    1. Du widersprichst Dir hier selbst. Soll es nun um Architektur gehen oder darum, dass die Leute ihren (politischen) Frust ablassen können? Ich hatte darauf gepocht, dass es bei der Idee einer Fußgängerunterführung eben nicht um Gentrifizierung oder die politische Welt des Florian Schmidt geht. (By the way: Was ist mit meinem Frust über so eine Debatte? Darf ich den nicht ablassen?)


    2. Ich bin kein glühender Verteidiger von irgendwas. Habe im Bezirk die SPD gewählt - u.a. weil ich vom Schmidt'schen Städtebau wenig halte. Ich finde nur, dass Kritik treffend sein muss. Und das ist sie nicht, wenn man sich alles rauspickt, was einem nicht gefällt, und dafür dem Bezirk die Schuld gibt.

  • So ist es. Wenn wir hier lang und breit schlechte Investorenarchitektur, Mittelmaß und eine desaströse Stadtentwicklung diskutieren, kommt man ja nicht umhin, die Ursachen und Verantwortlichen zu benennen. Natürlich hat der Bezirk Einfluss darauf, was und wie gebaut wird. Im Falle des Lidl hätte man das betreffende Grundstück einfach in den Bebauungsplan einbeziehen können. Und wenn die provinzielle Bezirkspolitik, sei es in Gestalt von Schmidt, oder dieser mit ihm verbandelten Stammtischinitiativen, die die stadtentwicklungspolitische Deutungshoheit für sich beanspruchen, oder aber dem hauptberuflichen Verhinderungsaktivisten Joost, sich bei allem querstellt, wird am Ende eben gebaut, was gerade so möglich ist. Beispielhaft dafür steht das absurde Ringen um den Edge, der aber auch nur Symbol ist für die völlig zerredete Mediaspree. Und die Elsenbrücken-Unterführung ist für sich genommen natürlich eher eine Kleinigkeit. Aber dass diese anscheinend nie ein Thema war, zeigt halt eben auch, dass es bei dem ganzen "Spreeufer für alle"-Gegröle wohl nicht in erster Linie darum ging, ein qualitativ hochwertiges Spreeufer zu schaffen.