Beiträge von rakete

    Alles ist besser, als der Status Quo, aber das hier ist eine Konservierung der zerstörten Stadt. Hier wurden alle Chancen vertan, eine urbane Mitte wiederherzustellen, Stadträume zu verbinden, und die zentralen Bauwerke Rathaus, Fernsehturm und Schloss gegenüber den DDR-Abscheulichkeiten abzusetzen. Ich plädiere für eine Widmung des Areals als Katrin-Lompscher-Gedächtnispark.

    Auf den Bildern wirkt es wertiger als in der Realität. Bestenfalls erinnert dieses Gebäude an einen Schulneubau. Wir müssen ja nicht noch mal das Fass aufmachen, dass hier ergänzend zu den Treptowers ein Hochhaus hingehört, aber diese belanglose Kubatur mit Billigfassade bleibt deutlich hinter ihren Möglichkeiten. Ich würde sagen, hier haben sie zu guter Letzt das schlechteste Gebäude zwischen Elsen- und Oberbaumbrücke geschaffen.

    Ich kann ja verstehen, dass man unmittelbar am Alex selbst die Krone Fernsehturm nicht in Frage stellen möchte, aber dann mit Verweis auf die Höhenbegrenzung dort die Höhe anderswo zu begrenzen, ist doch absurd. Im Gegenteil, gerade dieser Standort böte sich an, er wäre eine Verbindung zwischen Alex und Mediaspree, steht nahe an mehreren Plattenhochhäusern und er verschattet nahezu nichts, weshalb ich auch das Argument mit den Sichtachsen für vorgeschoben halte, dieses Problem hat man eigentlich überall und daran ändert auch eine Höhenbeschneidung nicht viel. Zudem gibt es an dem Ort auch praktisch überhaupt keine historische Bedeutung. In der Europacity hat man es vergeigt, an der Mediaspree auch einigermaßen, wo also soll in dieser Stadt überhaupt noch ein Hochhausstandort entstehen? Ich hatte eigentlich mehr Hoffnung in das Kahlefeld-Baukollegium gesetzt.

    Wenn ich mir anschaue, mit welchem Tempo der Senat die Verkehrserschließung vorantreibt, würde ich mir da auch Zeit lassen. Stand heute gibt es nicht mal einen verbindlichen Eröffnungstermin für die seit bestimmt schon 10 Jahren überfällige Tram 22, die ihrerseits Nalepaland auch nur grob tangieren würde. Für die erforderliche Verlegung von Gleisen über die Rummelsburger Landstraße gibt es bisher nicht mal irgendwelche Pläne. Dass die Interessenten für ein Gewerbeobjekt dieser Größe ohne ÖPNV-Anschluss nicht gerade Schlange stehen, ist wenig verwunderlich.

    Wenn ich schon "Baustelle Gemeinwohl", die illustre Liste der Akteure und im Impressum Magnus Hengge lese, weiß ich ja, wo die Reise hingehen wird: Das gallische Dorf Kreuzberg bringt sich in Position gegen böse Investoren. Für das Rudolfband West, das angrenzend an die Mediaspree und gegenüber dem RAW wohl das größte Potential für eine dichte Bebauung hätte, und auch das zarte Hochhauscluster noch gut ergänzen könnte, befürchte ich, dass es weitestgehend auf Bewahrung des Status Quo und Verhinderung einer qualitativen Bebauung gehen wird.


    Der Bereich Mitte bedürfte eines größeren städtebaulichen Ansatzes: Hier würde ich mir wünschen, dass unter Erhalt des Napoleon Komplexes die Sportflächen weiter an die Bahn herangelegt werden, so dass man versuchen könnte, der äußerst ausgefransten Persiusstraße etwas mehr Struktur zu geben, was auch den dort entstehenden Neubauten zugute käme, die aktuell etwas verloren in einer Nichtgegend stehen. Aber das dürfte eh illusorisch sein. Priorität sollten hier die Pläne einer Verlagerung des BSR-Betriebshofs haben, um die Filetflächen an der Tamara-Danz-Straße entwickeln zu können (was wiederum den Intentionen der "Baustelle Gemeinwohl" widersprechen dürfte).


    Beim Band Ost frage ich mich, was da entwickelt werden soll. Das wird auf unabsehbare Zeit Vorhaltefläche für eine mögliche, wenn auch höchst unwahrscheinliche, A100-Verlängerung sein. Über eine temporäre Nutzung hinaus wird da nicht viel möglich sein.

    Das Filetgrundstück an der Minna-Todenhagen-Brücke für einen Busparkplatz zu nutzen, halte ich für eine stadtplanerische Fehlentscheidung. Die Gegend macht gerade einige gute Schritte nach vorn, mit den Plänen auf der anderen Spreeseite rückt Schöneweide an die Innenstadt heran, da ist dieses Projekt in meinen Augen ein Rückschritt.

    Jepp, wer nach Steglitz zieht, der sehnt sich nach ner Altbauwohnung mit hohen Decken, ner Gründerzeitvilla oder zumindest nach nem kleinen Garten. Die Zielgruppe für Wohnturm-Appartements möchte eine repräsentative Wohnung in der Innenstadt, und die entsprechenden Projekte dort tun sich ja auch schon schwer.

    Ironischerweise könnte sich die Verhinderungs- und Verzögerungspolitik der Lüscher-/Lompscher-Jahre jetzt noch als vorteilhaft erweisen, weil mittelmäßige Projekte erst gar nicht realisiert worden sind und man jetzt besser bauen kann. Das gilt für das Tempelhofer Feld, aber natürlich auch für den Alexanderplatz. Ich bin froh, dass der merkwürdige Gehry-Entwurf, den ich in jeder Hinsicht unstimmig fand, offenbar vom Tisch ist.

    Ich würde als Anwohner doch Jubelschreie ausstoßen, wenn man mir so eine Kulisse vor die Tür setzen würde. Der Gleisdreieckpark ist ohnehin ungewöhnlich gut gelungen, auch wenn ich mir die Randbebauung ein, zwei Etagen höher gewünscht hätte. Die geplante kleine Skyline in Kombination mit der Sind-wir-denn-hier-in-Queens?-Ubahnbrücke wäre doch das, wofür man seine Gäste erstmal auf den Balkon führen würde. Ein richtig urbaner Ort.


    Aber ja, der bezirklichen Bauverhinderungspolitik geht es offensichtlich genau um das, was Querbalken andeutet: Signale zu senden. Man möchte Kreuzberg unattraktiv für Investoren machen, und schafft man es nicht, Investitionen zu verhindern, sollen die wenigstens so hässlich und provinziell werden, dass man alle dagegen aufbringt.

    Ich bin wahrlich kein Freund dieses Hochhausleitbildes, der ja eher ein Hochhausverhinderungsplan ist. Und mit der Festlegung auf polythematische Nutzung wird die Errichtung großer Firmenzentralen praktisch ausgeschlossen, das kann durchaus als negativer Standortfaktor durchgehen. Aber ich sehe es insofern positiv, als dass dadurch in naher Zukunft recht wahrscheinlich die ein oder andere hochklassige Rooftopbar die Stadt bereichern könnte.

    Mit Verlaub, aber "Deine Vorstellungen passen sowas von nicht nach XXX!" höre ich bei praktisch allem, was in Berlin anders werden soll, als es schon immer war. Die Idee, ein Stadion zu errichten, dass wenigstens einem Großteil der Vereinsmitglieder überhaupt ermöglicht, bei einem Spiel dabei zu sein, ist doch weit entfernt von saudischen Investorengedanken.

    Die Herausforderungen durch die Verkehrsanbindung sind durchaus gewichtig, aber verglichen mit manch anderer Stadt ist die Situation doch sogar relativ komfortabel: Das Volksparkstadion liegt mitten im Nirgendwo und einen längeren Fußmarsch von einer S-Bahnstation entfernt, die von 2 Vorortlinien bedient wird. Im Weserstadion ist es unwesentlich besser. Aufgrund der Verwurzelung in und um Köpenick kommen viele Fans ohnehin mit dem Fahrrad. Köpenick erhält einen Regionalbahnhof. Die S3 könnte bei Spielen dank der verbesserten Kapazitäten rund um das Ostkreuz um einen Shuttle in dichter Taktung ergänzt werden. Und dann ist da noch die Tram, die zwar keine besonders hohe Kapazität hat, aber eben auch ihren Beitrag leistet.

    Ich glaube auch, die Nachfrage nach solchen Wohnungen ist grundsätzlich da, sei es durch Expats, denen ein hohes Maß an Komfort wichtig ist, oder die neureiche Klientel, bei denen eine Zweitwohnung in Berlin einfach zum persönlichen Portfolio gehört. Andererseits kam womöglich mit Max&Moritz, Hines, Alexander Tower und GrandAire zu viel Angebot gleichzeitig auf den Markt. Wenn sich das jetzt konsolidiert und zumindest teilweise auf Büros umgeplant wird, ist das sicher nicht von Nachteil.

    Ja, das wird natürlich auch wieder Probleme aufwerfen, aber ich glaube auch, es bräuchte zunächst mal eine räumliche Idee, und da finde ich den Ansatz von Braunfels als Diskussionsgrundlage brauchbar.

    Aber der Autoverkehr auf der Potsdamer Straße ist ja nunmal da. Ich verstehe die Einwände voll und ganz, aber das Problem ist aktuell doch, dass die Potsdamer Straße das Areal durchschneidet und an seinen Rändern funktionslose Brachen hinterlässt. Es gibt dort gegenwärtig keinen Grund, sich aufzuhalten, und damit auch keine Aufenthaltsqualität. Der Platz wäre auch nicht wirklich vergleichbar mit dem monströsen Ernst-Reuter-Platz, es wäre vielmehr eine Entzerrung der Fahrtrichtungen, was vermutlich eher sogar noch zu einer Reduktion des Lärms führen würde. So, wie es im Augenblick ist, funktioniert es ja nicht. Was wollen wir machen? Untertunneln?

    Danke für die Braunfels-Idee, die sieht für mich tatsächlich so aus, als wäre sie eine gute Lösung für die meisten der Probleme am Kulturforum. Der Kreisverkehr mit seinen Randbauten schafft etwas verbindendes, bietet die Potentiale eine Stadtplatzes mit Außengastronomie, und drängt gleichzeitig die Ben-Gurion-Straße zurück. Aus der Potsdamer Straße könnte eine richtige Allee werden, optimalerweise mit Mittelstreifen. Andererseits verstärkt die Idee eines der Hauptprobleme des Kulturforums sogar noch, nämlich seine Isolation vom Potsdamer Platz. Aber da ist das Kind vermutlich einfach in den Brunnen gefallen.