Alexanderplatz - Abkehr vom Kollhoff-Plan?

  • ^ Interessant finde ich deinen Ansatz, mit der notwendigen oder sinnvollen Höhendifferenz zwischen der Aussichtsplattform in der Kugel und den höchsten geplanten Häusern. Sozusagen die Höhendiskussion mal nicht von unten sondern von oben gedacht.


    Die Stadt tut m.E. wirklich gut daran, dem Turm nicht seine herausragende Stellung zu nehmen. Auch wenn er schon einige Jahre auf dem Buckel hat, ist es doch immer noch ein wegweisender Erntwurf, der gut mit viel neueren Türmen mithalten kann.

  • Es ist allgemeiner als das Thema des Hines-Areals:


    Schauen wir auf Canary Wharf[/URL]


    Oder schauen wir doch lieber auf La Defence in Paris?


    Der Versuch Berlin mit London oder Paris zu vergleichen hat immer eine gewisse Komik. Beide Orte sind Haupstädte von zentralregierten Staaten. Die Einwohnerzahl beider Städte liegt, je nachdem wo die Grenze gezogen wird, zwischen 8 und 9 Millionen. Diese Einwohnerzahl ist vergleichbar mit der von Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt zusammen. Das BIP von Paris ist ungefähr vergleichbar mit dem von den genannten Deutschen Städten, das von Londen ist wesentlich höher. Die Immobileinpreisen fürs Wohnen in London und Paris sind mindestens doppelt so hoch wie in München. Die Gewerbemieten noch wesentlich höher.

    Wem wunderts das die Hochhausentwicklung in Berlin, die Stadt mit der schwächsten Wirtschaft der fünf, nicht vom fleck kommt. Der Gewöhnungprozess in der Berliner Bevölkerung, dass diese Stadt als Haupstadt und Regierungssitz von Deutschland auch ein Hauch von Paris oder London abbekommen könnte, steht noch ganz am Anfang. Dominant ist die Ablehnung und das Bremsen.


    Was allerdings die Beispiele London und Paris eint ist, dass es in beiden Metropolen für nötig gehalten wurde die Hochhausentwicklung (weit) außerhalb der Innenstadt, bzw. Altstadt zu verlagern. Das sind die Themen von den Berlin lernen könnte: Respekt vor den historischen Strukturen der Stadt, einschließlich Stadtreparatur, und Konzentration des Wachstums an ausgewiesenen Stellen wo es schadlos stattfinden kann.

  • Es ist sicher noch ein Stück Auslegungssache, aber im Grunde bildet der Alexanderplatz das östlichste Ende der historischen Innenstadt, bzw dessen was davon übrig ist. Er liegt nicht weit außerhalb wie die genannten Vorbilder sondern halt am Rande und ist auch kein ehemaliges Industrieviertel.


    Damit gibt es Ähnlichkeiten und Eigenheiten. Ist eben Berlin. Vielleicht nicht unvergleichbar aber einzigartig.


    Diese ständigen Vergleiche sind doch ziemlich unproduktiv. Keine der Städte die hier gern genann werden, von Ulm über Warschau bis Singapur, lassen sich wirklich vergleichen. Viele davon sind nicht wirklich als Vorbilder geeignet.


    Berlin wird da seinen eigenen Weg gehen müssen. Der Plan an Ausgewählten Standorten mehrere kleine Hochhauscluster zu bauen, ist dieser Weg, vielleicht ist er irgendwann ein Vorbild für andere Städte.


  • Damit gibt es Ähnlichkeiten und Eigenheiten. Ist eben Berlin. Vielleicht nicht unvergleichbar aber einzigartig.


    Berlin wird da seinen eigenen Weg gehen müssen. Der Plan an Ausgewählten Standorten mehrere kleine Hochhauscluster zu bauen, ist dieser Weg, vielleicht ist er irgendwann ein Vorbild für andere Städte.


    Der Einwand ist nicht falsch. Trotzdem ist es so, dass der wirtschaftlichen Druck der in vielen Metropolen zum Bau von Hochhäusern führt in Berlin nicht vorhanden ist und von einer Mehrheit der Bevölkerung, siehe aktuelle Zusammensetzung des Senats, nicht gewollt ist.


    Es gibt große Metropolen wie Rom und Washington die wunderbar ohne Hochhausbau, sei es versprengt oder geballt, auskommen. Das sind Entscheidungen die aus Stadtgestaltungsgründe gemacht wurden. Dazu werden von den Hochhausbefürworter gerne die nicht unwesentlichen Nachteile von Hochhäusern unterm Teppich gekehrt. Die Symbolhaftigkeit eines Hochhauses ist stärker.


    Ich bin der Meinung, dass Berlin erst mal die sehr große Potentziale der konventionellen Nachverdichtung in geringverdichteten innerstädtischen Bereichen und durch überproportioniertem Straßenland ausschöpfen sollte. Im Westteil der Stadt ist das eine Folge von z.B. der Baunutzungsverordnung Jahrgang 1962. Ein Kind der Moderne, eine auf Funktionstrennung, Individualverkehr (Auto) und Durchgrünung ausgelegtes Planungsinstrument in dem noch die Bekämpfung der Armut und Umweltschäden des beginnenden 20. Jahrhundert im Vordergrund standen. Sie ist immer noch in Kraft. Eine GFZ von 2,0 ist in dieser Verordnung schon viel.


    Durch eine präzise und auf den vorbildhaften Städtebau der Gründerzeit bezogene Herangehensweise öffnen sich Möglichkeiten, wenn in den Händen von Stadtplanern und Architekten die Urbanität verstehen, das typische und einzigartige Gesicht von Berlin zu verstärken.


  • Was allerdings die Beispiele London und Paris eint ist, dass es in beiden Metropolen für nötig gehalten wurde die Hochhausentwicklung (weit) außerhalb der Innenstadt, bzw. Altstadt zu verlagern. Das sind die Themen von den Berlin lernen könnte:


    Das ist so nicht richtig, denn zumindest in London hat ein Umdenken stattgefunden, welches dazu geführt hat dass viele (spektakuläre) Hochhausprojekte nun in der City realisiert werden.
    Dies ist gut und richtig so, denn Canary Wharf und La Defense eint der Umstand, dass sie aufgrund ihrer Monofunktion und Isolation ziemlich ausgestorben wirken. Davon sollte Berlin ganz sicher nicht lernen, diese beiden künstlichen Stadtviertel sind Beispiele dafür wie man es nicht macht.


    Was die Höhendiskussion angeht: Ich verstehe nicht weshalb sich alle zukünftigen Hochhausprojekte am Fernsehturm ausrichten müssen. Mit solchen Vorgaben beschränkt man dauerhaft das eigene Potential und begründet dies mit fragwürdigen ästhetischen(?) Aspekten. In Sachen Höhe ist hier eine organische Entwicklung vorzuziehen, das hat meines Wissens noch kaum einer Skyline geschadet.

  • ^ Für mich ist London gerade ein abschreckendes Beispiel. Die Bündelung maßstabloser, effekthascherischer, selbstbezogener "signature buildings" hat in kurzer Zeit eine sehr alte, gewachsene Stadtlandschaft vermasselt. Genau das sollte Berlin erspart bleiben.

  • ^ Über Geschmack läßt sich streiten, allerdings kaum über die Tatsache dass Canary Wharf kein positives Beispiel für Stadtentwicklung sein kann. Zumindest wenn man mal einige Zeit vor Ort verbracht hat und das Gebiet nicht nur von Bildern oder einer kurzen Stippvisite her kennt. Wobei Letztere eigentlich schon ausreichen sollte um das verstehen.

  • Fernsehturm...

    Also Rom und Washington als Beispiele zu nennen, für flache Metropolen.
    Rom ist Jahrtausende alt mit einem komplett intakten Stadtbild. Berlin hat das nicht mal ansatzweise. Washington ist flach aber gehört jetzt nicht zu den pulsierenden lebendigen Metropolen, wie es Berlin gerne ist.
    Man sollte sich mal Toronto oder Seattle anschauen. Auch hier steht der Fernsehturm umringt von Wolkenkratzern.
    Alle Gebäude mit der gleichen Höhe zu bauen, ist für mich der größte Fehler, der eine abwechslungsreiche inspirierende Stadtlanddschaft zuwider läuft.
    Nicht umsonst gehören Metropolen mit Wolkrmkratzern, wild und durcheinander zu den beliebtesten Städten der Welt.
    Es geht doch vielmehr um die attraktive Stadtgestaltung am Boden, und die gibt es zur Zeit in Berlin wohl eher selten. Alles muss reglementiert sein.
    Paris hat zum Beispiel eine extrem homogene Stadtlandschaft, und so schön jedes Haus an sich ist, wirkt die Stadt auf mich langweilig in der Architektur (mal von den großen herausragenden Gebäuden abgesehen).
    Berlin könnte so mutig sein, so innovativ und progressiv, wie es sich immer gern sieht. Aber momentan ist es eigentlich langweiliger Provinzialismus.
    Warum in Berlin kein Four Frankfurt, oder the Sharp aus London oder ähnliche mutige Projekte. Vielleicht noch moderner und innovativer.

  • ^ Ich kann Dir nur rechtgeben. Gute Analyse. Und treffend beschrieben. Ich würde noch eins draufsetzen, wie zum Beispiel immer nur Retro zu sein , der Mythos der 20er Jahre ist längst aufgebraucht. Nichts ist übrig vom Zukunftsglauben, der Modernität, der Schnelligkeit, der Attitude dass alles möglich ist. Berlin steht heute für Verzagtheit für mehr der Vergangenheit als der Zukunft zugewandt.
    Schade. Sehr schade eigentlich.

  • Nicht umsonst gehören Metropolen mit Wolkrmkratzern, wild und durcheinander zu den beliebtesten Städten der Welt.
    Es geht doch vielmehr um die attraktive Stadtgestaltung am Boden, und die gibt es zur Zeit in Berlin wohl eher selten.



    Berlin könnte so mutig sein, so innovativ und progressiv, wie es sich immer gern sieht. Aber momentan ist es eigentlich langweiliger Provinzialismus.
    Warum in Berlin kein Four Frankfurt, oder the Sharp aus London oder ähnliche mutige Projekte. Vielleicht noch moderner und innovativer.


    Aber hat denn die Beliebtheit von Städten etwas mit Hochhäusern zu tun?


    Wenn man beliebteste Städte googelt, bekommt man ein sehr differenziertes Bild, was nicht auf diesen Zusammenhang hindeutet.


    Aber, auch wenn ich es nicht Provinzialismus nennen würde, fehlt in Berlin zur Zeit eine eigene Stilrichtung oder ein eigenes Stadbaukonzept, welche an die große Architekturgeschichte anschließen kann.


    Dazu müssten noch nicht mal mehr Hochhäuser errichtet werden, bzw. wäre deren Höhe egal, soweit es in sich gute Entwürfe wären. Aber keines der bisher für den Alexanderplatz vorgesehenen Entwürfe ist wirklich gut.
    Viel zu sehr wurde hier die Höhendiskussion, der Wohnanteil oder der Baubeginn in den Vordergrund gestellt und dabei die Gestaltung vernachlässigt.

  • ^ Über die Beliebtheit allgemein zu reden ginge zu weit, doch eine Metropole mit etwas Skyline wirkt sicherlich aufregend. (Eine Altstadt braucht es mE ebenso, aber das ist hier nicht das Thema.) Rom ist ein Sonderfall mit der großflächigen Altstadt - normalerweise baut man Hochhäuser außerhalb welcher, was hier auch gegeben wäre. Die einzige Einschränkung kommt vom Fernsehturm, dem man unmöglich einen ähnlichen Rang zubilligen kann wie etwa den Römischen Patriarchalkirchen oder dem Colosseum. Es ist auch nicht so, dass dieser Turm unsichtbar bliebe - verglichen mit der Hochhaushöhe, die jemand in seiner Umgebung noch wirtschaftlich bauen würde. Mehr als 150 Meter hoch ginge vermutlich niemand, auch wenn es erlaubt wäre? (Dann wäre das Verhältnis Nutzfläche/Aufzüge usw. noch schlechter.)
    Ich glaube, die einst angenommenen 150 Meter entstammen diversen Überlegungen, bei den man die Turm-Sichtbarkeit bereits berücksichtigte. Es soll auch nicht eine Einheitshöhe sein - aus manchen Richtungen wären die neuen 150-Meter-Türme verglichen mit dem Fernsehturm etwas präsenter, doch aus den anderen Richtungen betrachtet würden welche mit 100 oder 80 Metern ihn noch weniger verdecken.

  • Ja, aber es zeigt auch, dass Wolkenkratzer auch nicht schaden und sie touristisch sehr attraktiv sein können. Ich denke 90% der Weltbevölkerung sehen Hochhäuser als Zeichen der Moderne und als Bestandteil großstädtischem Lebens. Nur DE soll bitte alles aussehen wie auf n Dorf.

  • Berlin könnte so mutig sein, so innovativ und progressiv, wie es sich immer gern sieht. Aber momentan ist es eigentlich langweiliger Provinzialismus.
    Warum in Berlin kein Four Frankfurt, oder the Sharp aus London oder ähnliche mutige Projekte. Vielleicht noch moderner und innovativer.


    Ich glaube, du meinst "The Shard". :)


    Mutig, innovativ, progressiv etc. können eben auch ganz anders hergestellt werden. Siehe z.B. Reichstag oder Stadtschloß.


    Der internationale Metropelenstil, den du ins Feld führst, paßt einfach nicht zu Berlin. Es gibt genug wahnwitzige Ecken und Aspekte dieser Stadt, ganz ohne Ole Scheeren oder Gehry.


    Sicherlich kann der Alex mal einen kreativen Turm vertragen, der muß und sollte aber gar nicht hoch sein. Da reichen 130-160 Meter. Aber Berlin sollte gar nicht erst in die Versuchung geraten, sich an internationale Metropolen heranzuklatschen. Vielmehr sollte es seine verrückte Identität stärken, wie das auch durch das Stadtschloß geschehen ist.


    Der größte Vorzug Berlins gegenüber New York, London und Konsorten ist, daß es gerade keine Wolkenkratzer hat, keinen Finanzdistrikt und daß es eine gescheiterte Weltstadt ist. Das sollte man auch sehen. Das mögen die Leute auch. Natürlich soll Berlin sich gut entwickeln. Es ist aber eben die Frage, ob man da woanders hin schielen sollte oder ob man sich nicht lieber auf sich selbst besinnt und die eigene Identität stärkt.

  • ^
    Wenn sich Berlin das leisten kann und will, immer größere Probleme selbst zu generieren dann soll es sich ruhig auf dem Mittelmaß der Berliner Traufhöhe weiterentwickeln.


    Aber: laut Vereinten Nationen werden im Jahr 2050 68% der Bevölkerung in Großstädten leben. Das ist von heute an noch mal so lang wie es von der Wende bis heute gedauert hat. Keine lange Zeit.
    Berlin kann nicht ewig in die Breite Wachsen, der Platz ist begrenzt und nötige Wege werden nur sinnlos verlängert.
    Wer meint diese Entwicklungen heute ignorieren zu müssen, der muss auch vor künftigen Generationen die Verantwortung tragen.


    Es ist von daher völlig egal was Berlin mal war...wichtig ist was es mal sein wird und wie der Weg zu den oben genannten Zahlen so gestaltet wird, dass eben nicht zu den damit einhergehenden Problemen kommt die entstehen wenn man diese Trends verschläft bzw. ignoriert.

  • ^ Kein falsche, aber eine schwierige Argumentation – mit globalen Prognosen kann man so ziemlich alles begründen, man muss sich nur die richtigen raussuchen. In Deinem Fall könnte man daraus machen: Im Sinne der Zukunft müsse Berlin seinen spezifischen Charakter aufgeben und sich so entwickeln wie Shanghai oder Peking. Weg mit dem ollen Plunder und auf nach oben...


    Aber zum einen sagt die Zahl der Vereinten Nationen bezogen auf Berlin gar nichts aus. Berlin wird wachsen, aber es wird keine Mega-City werden. 2050 hat es vielleicht 4 Mio. Einwohner, vielleicht 4,2 Mio. oder auch nur 3,8. Es wird keine 8-Mio.-Metropole werden wie London, dafür wächst Deutschland viel zu langsam und ist viel zu dezentral entwickelt. Das anstehende Wachstum lässt sich durch behutsame Erweiterungen und Nachverdichtung bewerkstelligen; ein radikaler Bruch mit der heutigen Struktur tut nicht Not.


    Zum anderen finde ich den Beitrag von Gutmensch eigentlich recht treffend. Berlin hat einen vielschichtigen Charakter: Das Mittelalter ist weg, aber es gibt die Königsstadt mit Museumsinsel, Friedrichsforum, Pariser Platz und Tiergarten; es gibt die Gründerzeitquartiere mit ihrer Traufhöhe, die City West mit dem Breitscheidplatz und die City Ost mit dem Alex und dem DDR-Städtebau um die Karl-Marx-Allee.


    Gerade am Alex ist Entwicklung notwendig, aber das muss nicht in Form eines financial districts wie in London erfolgen. Der deutsche financial district liegt in Frankfurt. Die derzeitige Planung mit 130- bis 150-Meter-Türmen reicht m.E. völlig aus. Berlin sollte sich auf seine Stärken besinnen. Die liegen in der Weite und in der Polyzentrizität. 250-Meter-Bürogiganten braucht es hier nicht.

  • Ich find's echt geil, wie hier immer wieder Herrschaften definieren, was Berlin ist und was Berlin auf keine Fall ist, was in Berlin sein muss und nicht sein darf.
    Was qualifiziert einen eigentlich dazu, so apodiktisch über Berlin urteilen zu können?


    Ich denke, wenn unsere Zeit es mit sich bringt, dass es Menschen gibt, die sich zur Abwechslung auch mal ein ordentliches Hochhaus wünschen, und wenn es Kräfte gibt, die gerne diese Hochhäuser bauen wollen, dann drückt sich hier durchaus etwas aus, was eben auch Berlin ist.


    Die Haltung, immerzu zu sagen, dies und das wäre einfach nicht Berlin und dürfe deshalb nicht sein, erscheint mir ziemlich anmaßend und kleinkarriert.

  • Worüber sprechen wir hier überhaupt? Es gibt doch Hochhäuser in Berlin (lt. Wikipedia 222 Stück) und es sind z.Zt. weitere in Planung (lt Wikipedia 18). Es kann also keine Rede davon sein, dass Berlin einen "Trend verschläft".


    Berlin hatte auch schon mal über viereinhalb Millionen Einwohner und das ganz ohne Hochhäuser. Natürlich war damals die Dichte in der Innenstadt deutlich höher, was kein Vorbild sein sollte.


    Andererseits sind doch diese ganzen Megastädte ebenfalls keine Vorbilder für Berlin. Dort gibt es Probleme, die auch nicht durch die dortigen Hochhäuser behoben werden.

  • Berlin wird wachsen, aber es wird keine Mega-City werden. 2050 hat es vielleicht 4 Mio. Einwohner, vielleicht 4,2 Mio. oder auch nur 3,8. Es wird keine 8-Mio.-Metropole werden wie London, dafür wächst Deutschland viel zu langsam und ist viel zu dezentral entwickelt. Das anstehende Wachstum lässt sich durch behutsame Erweiterungen und Nachverdichtung bewerkstelligen; ein radikaler Bruch mit der heutigen Struktur tut nicht Not.


    Zum anderen finde ich den Beitrag von Gutmensch eigentlich recht treffend.


    Architektenkind, deine Argumentation ist m.e. richtig. Es gibt objektiv betrachtet gar nicht die Grundlage für eine boomende Hochhausentwicklung in Berlin. Ich verweise noch mal auf meinen Beitrag #685.


    Gutmensch, welcome to the club. Berlin soll sich auf die eigene Möglichkeiten konzentrieren, siehe #687


    Mitte der Neunziger habe ich mal einen Vortrag vom zuständigen britischen Stadtplanungsamtsleiter von Hongkong gehört, kurz vor der Übergabe an China. Es wurde das hohe Lied auf die immense Wachstumszahlen gesungen, neuer Flughafen auf neuer Insel, Berge dafür einplaniert, Bank of China, höchster Bau in Asien, etc. Berlin lag damals am Boden, noch vor der arm aber sexy Phase. Nachdem der Gentleman seinen beeindruckenden Vortrag beendet hatte, wollte er doch noch ein persönliches Wort ans Publikum richten. Er möchte uns Berliner als Stadtplaner unbedingt zu unserer fantastischen Stadt gratulieren und er sprach die Hoffnung aus, dass die vorhandenen Qualitäten, wie die menschlichen Proportionen, beibehalten werden.


    Genau dieses Bewusstsein für die eigene Qualitäten ist wichtig. Berlins viel bewunderte Struktur ist ein Kind der Gründerzeit. Seitdem ist viel kaputt gemacht, aber es gibt auch durchaus verträgliche Ergänzungen. Die internationale Anonymität die manchen Planern aus der Pinterest-Generation so anmacht, ist es genau nicht.

  • Es geht beim ausbleibenden Hochhausbau in der direkten Innenstadt, hier am Alex, ja nicht nur um die Hochhäuser....es geht eben auch um die Probleme die eine Stadt wie Berlin hat wenn alles auf die Fläche verteilt wird, weil man sich zwanghaft dem "das war hier schon immer so" unterwirft.


    Wenn das angebliche "Früher" alles schon ausreichend für die heutige Zeit gewesen sein soll, dann verstehe ich nicht warum man zum Beispiel am Alex in den 20er Jahren auf der U5 Ebene eine weitere, 4. U-Bahnlinie mit geplant und dafür vorgebaut hat.


    Schon jetzt merkt man dass die Umwandlung und teilweise Zweckentfremdung von Wohnraum zu Büroraum in den letzten Jahren vor allem erhebliche soziale Spannungen nach sich gezogen hat. Bei einem Geschäftsflächen Leerstand von nur noch 1,7% ist es fast skandalös dass man nicht mehr auf die Tube drückt was den Bau von neuen Geschäftsflächen in die Höhe angeht.


    Komisch dass das in der City West und an der Media Spree (wo zur Zeit die höchsten Büromieten in ganz Berlin verlangt werden) geht und am Alex nicht. Man könnte ja fast meinen dass das hier politisch motiviert ist.


    Keiner spricht davon dass hier alles so aussehen muss wie in Shanghai, New York oder anderen gewachsenen Hochhaus-Städten. Berlin kann durchaus in der Lage sein auch mit Hochhäusern eine eigene Identität zu schaffen.


    Aber wenn es quasi fast schon Denkverbote gibt und gleich der Teufel an die Wand gemalt wird dann kann das auch keine gute Entwicklung für die Zukunft dieser Stadt sein.


    Und wenn ein Platz den sich immer wiederholenden starken Wandel der Stadt wiedergibt, dann ist es ja wohl der Alexanderplatz. Was weiter oben noch als starker Identitäts- und Qualitätsvorteil Berlins aus der Vergangenheit ausgemacht wurde, soll morgen dann plötzlich nicht mehr sein...nur weil es Hochhäuser sind?