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Am Ende haben alle ein bisschen Recht.
- Die Mietbelastung ist lt. kommunaler Bürgerumfrage (KBU) gesunken. An der nehmen aber nicht immer all die Teil, die es sollten. So sind z.B. Menschen mit geringer Bildung und oftmals auch entsprechenden Einkommen und Jobs weniger bereitwillig, Umfragen mitzumachen. Habe ich bei eigenen Umfragen mehrfach auch bewusst so erlebt, dass vor allem Menschen mit niedriger Bildung oder schlechten Arbeitsverhältnissen "keinen Bock" hatten oder die ältere Generation oft "Angst vor dubiosen Geschäftemachern" hatte. Natürlich gibt es auch hier wie überall genug Ausnahmen, die Tendenz ist aber vorhanden.
- Die Mietbelastung der KBU stellt nur einen Bruchteil der Stadt dar. Inwieweit da vor allem auch die Mieter, die Neubauten und ehemals leere Altbauten beziehen, erfasst werden, d.h. die Stichprobe jährlich angepasst wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Dazu müsste ich die Infos zur Erhebung des ganzen lesen, habe ich jetzt aber keine Zeit zu. ist, es bleibt ein Ausschnitt und dieser kann ggf. Verzerrungen aufweisen, da nicht jede Berufs-, Alters- und Bildungsschicht gleich stark interessiert ist, an so etwas teilzunehmen (sieht man auch bei Wahlen uvm.).
Der Regelsatz ist nur eine Erklärung für Grünau-Nord. Auch hier können weitere Paramenter hinzukommen, wie die Untererfassung bestimmer Gruppen. Desweiteren wurden dort noch relativ lange Gebäude abgerissen, so dass ggf. der Wegfall dieser preiserten WE (war glaube ich komplett LWB und unsaniert) den Preis ebenfalls verzerrt.
Zustimmung für PhilippLE in Bezug auf Mietbelastung. Was bringt es, ständig darauf herumzureiten, dass es in Leipzig billiger ist als in anderen Großstädten? Den Menschen, die hier leben bringt es gar nichts und zudem ist das Durchschnittseinkommen in vielen vergleichbaren Städten entsprechend höher und gab es dort nie so einen hohen Leerstand wie bei uns. Einen Minijobber oder Geringverdiener oder Rentner mit Einkommen unter 1000 Euro netto interessiert es, sorry für die direkte Wortwahl, einen Sch..., ob es in Dresden oder anderswo teurer ist. Die Einkommen sind in fast allen Städten eben auch höher.
Zudem sind die Angebotsmieten das Problem, diese sind seit ca. 2014 massiv nach oben gegangen. Vor allem das Neubausegment bedient NUR den gehobenen und luxuriösen Bereich. Hier gibt es einerseits gesetzliche Vorschriften (EnEV), aber auch das Interesse von Kapitalanlegern, die keine 0815-WE wollen. Ein Designerbad oder Fußbodenheizung machen keine 5 Euro/m² kalt aus, jedoch wird fast jedes Neubauobjekt mit "Luxus" und "hochwertigste Ausstattung" beworben, d.h. Investoren sorgen bewusst dafür, dass die Erstbezugsmieten zusätzlich zu den gesetzlichen Anforderungen noch weiter nach oben gehen.
Ohne sozialen Wohnungsbau (der nicht so einfach ist) wird es in Leipzig bald einen deutlichen Mangel an preiswertem Wohnraum geben. Vor allem Leute mit Hartz4 und ähnlich hohen Einkommen finden immer weniger Alternativen abseits von Grünau und Paunsdorf, das Problem erstreckt sich aber zunehmend auch auf Normalverdiener am unteren Einkommensrand.
Ich erinnere mich dazu immer wieder gern an meine eigene Wohnung/WG bzw. das gesamte Objekt:
82 qm, 450 Euro warm, saniert, mitten in Gohlis-Süd, in 9min mit den LVB am Hbf. - heute unvorstellbar, das ganze war übrigens erst Mitte 2012 und LWB, wurde dann wenige Monate später verkauft. Wohnungen in dieser Lage und Ausstattung sind heute mit viel Zufall und Glück ab 600 Euro warm zu bekommen, die Regel sind um 700-800 Euro, nach teurer Sanierung (bspw. DGG sogar direkt an der Schumann-Straße u.a.) noch darüber. Gegen Hamburg und München noch immer das Paradies, aber wir haben nunmal bis heute niedrigere Einkommen.
Und trotz allem bleibt Leipzig günstig. Die Belastung nimmt in einigen Haushalten jedoch zu.