Hamburg 2024/28 - Pläne, Ideen, Diskussion zur Olympiabewerbung [abgelehnt]

  • zu satt! [...] von diffusen Ängsten treiben [...] Komfort-Zone [...] Kleingeist und Gemütlichkeit


    vs.


    Imagegewinn [...] Entwicklungsboom


    Das ist dann doch etwas eindimensional. Gerade das Image von Olympia hat zuletzt deutlich gelitten. Nach den ganzen Sportskandalen zieht so eine Großveranstaltung mE einfach nicht mehr so wie einst. Und wenn der große Glanz erst ab ist, wägen die Menschen deutlich rationaler ab (meinetwegen: kleinlicher). Aus Hamburger Sicht hätte Olympia sicher dennoch ein Gewinn sein können, aber gerade die bis zuletzt unklare Bereitschaft des Bundes zur finanziellen Beteiligung hat sicher viele abgeschreckt. Und natürlich fragt sich der normale Bürger dann schnell, ob er im Zweifel wirklich so viel davon hat bzw. am großen Image- und Entwicklungsboom partizipiert.


    Man muss allerdings fair sein und sagen, dass es sich hier ja nur um eine Bewerbung gehandelt hätte. Ob die Spiele schlussendlich nach Hamburg gekommen wären ist sicherlich mehr als fraglich.


    Das denke ich auch. Selbst bei extremer Olympiabegeisterung hätte es Hamburg schwer genug gegen die Konkurrenz gehabt. Ein knappes Votum für die Spiele hätte hingegen wenig Rückenwind für den Wettbewerb gegeben - und mehr war zuletzt wohl kaum noch realistisch.


    Es ist sicherlich kein Weltuntergang, aber doch eine verpasste Chance in Hamburg.


    Das fasst es mE sehr gut zusammen.

  • patbre


    Du hast natürlich recht, das alles ist schon harter Tobak. Sieh mir (und bestimmt auch anderen) nach, dass da eben auch ein bisschen Dampf abgelassen werden muss.


    Ich will es noch einmal weniger aufgeregt versuchen: Ja, es gab diejenigen, die abgewogen und sich dagegen entschieden haben. Das respektiere ich.
    Ja, es gab auch diejenigen, die von vornherein dagegen waren. Manche von denen haben sich ja auch wirklich dagegen engagiert. Auch das respektiere ich.


    Es gab aber eben auch wirklich viele, die einfach nur ein müdes Schulterzucken hatten. Leute, die eben nicht "Nein." oder sogar "NEIN!" gestimmt haben sondern eher "Och, nö …"


    Ich hab einen Bekannten gefragt, warum er dagegen gestimmt hat, und er meinte: "Weiß nicht"


    Und das ärgert mich. Da kann man soviel reden, wie man will, argumentieren, sich den Mund fusselig reden - alles egal. Genausogut hätten sie dafür sein können.


    Von außerhalb Hamburgs mag das anders ausgesehen haben. Es gab aber nicht nur Gegner und Befürworter sondern auch diese dritte Gruppe. Und ich kann mir gut vorstellen, dass die ein paar zehntausend Leute umfasste, die den Ausschlag gegeben haben.


  • Ich hab einen Bekannten gefragt, warum er dagegen gestimmt hat, und er meinte: "Weiß nicht"
    Und das ärgert mich. Da kann man soviel reden, wie man will, argumentieren, sich den Mund fusselig reden - alles egal. Genausogut hätten sie dafür sein können.


    Absolut. Das kenne ich von der Olympia-Bewerbung Münchens. Viele meiner Bekannten konnten mir auch keinen Grund nennen. Teilweise hatte ich den Eindruck, es wurde einfach nur aus Trotz mit Nein gestimmt. Ganz stark vertreten ist auch die Gruppe, die einfach irgendwo etwas aufgeschnappt hat, eigentlich aber überhaupt keine Ahnung hat, ob das stimmt oder inwiefern das relevant wäre. Da gehen einfach Leute zum Wählen, nur weil, sie sonst nichts besseres zu tun haben. Bei diesen Menschen wird man aggressiv. Bevor bei mir aber wieder die Wut über meine unfähigen Bekannten so richtig hochkommt, höre ich lieber auf zu schreiben...

  • ^ jeder dieser Punkte lässt sich 1:1 auch auf die Befürworter anweden.
    Konnten keinen Grund nennen, haben nur aus Trotz mit "ja" gestimmt, hat einfach irgendwo was aufgeschnappt ("großer Image-Gewinn und alles wird neu gebaut und supi gut werden"), hat aber eigentlich keine Ahnung und nur aus Langweile dafür gewählt.


    Wir drehen uns nur im Kreis. Am Ende des Tages gab es eine demokratische Wahl mit einem Ergebnis. Und dieses lässt nur einen Schluss zu: Die meisten Leute sehen einfach wichtigere Themen, als ein 2-wöchiges Sportereignis in ferner Zukunft. Woher nehmt ihr die Überzeugung, euren Standpunkt richtiger zu finden?

  • ^


    Es geht nicht um richtig oder falsch. Es geht um diejenigen Wähler die nicht begründen können, was sie angekreuzt haben. Darunter wird es sicher auch Leute geben, die mit Ja gestimmt haben, die Mehrheit dieser Gruppe zählt aber zur Nein-Sager Fraktion. Menschen stimmen immer lieber mit Nein, Stichwort "Angst vor Veränderungen".


    Beispiele aus München:


    Hochhäuser: Nein
    Olympia: Nein
    3.Startbahn: Nein
    Transrapid: Nein


    Bei all diesen Themen ist es völlig legitim, dagegen zu stimmen. Man sollte aber begründen können warum und das können unheimlich viele nicht. Bei den Befürwortern fällt dies nicht in diesem Ausmaß auf. Aber ich kann hier natürlich nur von meinen eigenen Erfahrungen sprechen.

  • Das war’s also mit Olympia. Schade, sehr schade. Auch mir ist gestern fast der Kragen geplatzt. Wieder einmal haben sich die Nein-Sager, Kaputt-Reder und Verhinderer durchgesetzt. So schnell werden wir diese Mentalität in Hamburg und auch in Deutschland leider nicht mehr los.
    Es enttäuscht mich besonders, wenn auch noch die Elbphilharmonie als Negativbeispiel herhalten muss. Die wenigsten wissen wie es genau zur Kostenexplosion gekommen ist und wie außergewöhnlich sie am Ende werden wird - so ganz anders als die ursprüngliche Sparversion. Da vergleicht man Äpfel mit Birnen, um seine ganz persönlichen Ängste, Bedenken und Häme zu bedienen. Das ist sehr einfältig.


    Egal, es ist vergeigt. Nun ist die Chance vertan allen zu zeigen, dass der Austragungsort die Olympischen Spiele zu etwas besonderem macht und nicht umgekehrt.


    Jedenfalls möchte ich allen Befürwortern, Planern und Sportlern und den vielen Menschen die beruflich wie privat die Hamburger Olympiabewerbung angeschoben haben von ganzem Herzen danken! Lasst euch nicht entmutigen. Nur wer etwas wagt und unternimmt, der kann etwas erreichen. Rückschläge gehören da eben auch dazu. Nur wer immer wieder aufsteht und weitermacht wird am Ende erfolgreich sein und nur so bringen wir Hamburg voran. Es liegt an uns, diesen „Sportsgeist“ unseren Kindern vorzuleben und ihnen Mut zu machen Großes zu erschaffen.


    Nun darf man auch gespannt sein, welche tollen Alternativkonzepte die NOlympia Verantwortlichen aktiv auf die Beine stellen werden.

  • sehr schön gesagt Darwin!


    Der Drops ist nun gelutscht, ich habe mich inzwischen auch abgeregt (besitze keine Tischkanten mehr) und ein bisschen amüsiert es mich sogar, wie der IOC in die Röhre schaut, weil der dritte Kandidat das grüßende Einhorn zeigt.


    Ich hätte mich gefreut, wenn Hamburg sich endlich mal aus den Schwenkgrill mit anschließendem Feuerwerk Veranstaltungen verabschiedet hätte.


    Schön zu sehen, dass einige in der Stadt trotzdem Visionen und Biss haben, etwas in dieser Stadt positiv für die Allgemeinheit zu bewegen.


    Und die Nein Sager / Wutbürger / Querulanten / "Kritiker" - die wird man immer haben.


    Jedenfalls tun mir am meisten die Organisatoren und Sportler Leid. Will Nolmypia allen ernstes eine Alternativveranstaltung organisieren? Habe nichts gelesen.

  • Und die Nein Sager / Wutbürger / Querulanten / "Kritiker" - die wird man immer haben.


    Sicherlich, genauso wie es Diejenigen gibt, die zu jedem Bauwahnsinn "Ja" sagen und das ganz toll finden....


    Und mal ganz ehrlich, es gibt keinen Grund, sich in Hamburg über die städtebauliche Entwicklung zu beklagen. Was in den letzten Jahren an neuen Bauten hochgezogen wurde ist kein Vergleich zu den Jahren davor. Hamburg entwickelt sich rasant. Ich habe manchmal das Gefühl, dass beim Thema Olympia das gesunde Maß gerne mal bei aller Euphorie aus dem Auge verloren wird.

  • Olympiade kommt nicht, weil das Konzept zu viele Fehler hatte

    Ich war letztes Jahr noch ein großer Befürworter der Spiele in Hamburg und bin mittlerweile zum Gegener geworden, denn das Konzept hätte für HH deutlich mehr Nachteile als Vorteile gehabt.


    - die Rugbyhalle im Altonaer Volkspark (10.000 Besucher) stand noch lange in den Konzeptplan. Immerhin sollte Sie mitten in den Altonaer Volkspark gebaut werden (das Konzept wurde geändert, es blieb aber bei vielen in den Köpfen, der Altonaer Park solle weitgehend verschwinden).
    - Die Mehrzweckhalle an der Spitze vom kl. Grasbrook hätte städtebaulich und funktionell kaum etwas für Hamburg gebracht. Sie wäre zu schwer erreichbar (1km zur S/U-Bahn und stadtgestalterisch wenig anspruchsvoll (Rechteckkasten).
    - die neue zentrale Schwimmhalle an der Spitze vom kl. Grasbrook hätte zu weit abseits gelegen (Da ist es besser, die zentraler gelegende Alsterschwimmhalle weiter zu erhalten).
    - der Rückbau des Stadion mit anschließendem Wohnungsbau auf den oberen Rängen war unausgegoren. Überall in HH dürfen aus Lärmschutzgründen auf den Sportanlagen keine größeren Veranstaltungen stattfinden und nun so ein Konzept...
    - Bei den bestehenden Anlagen wäre die bereits reichen Vereine (Tennis, Dressurreiten, HSV...) mit großzügigen Sportstättensanierungen bedacht worden. Der Breitensport wäre noch weiter ins Abseits geraten.


    Ja ich war nicht mehr gestern, sondern bereits im Sommer sehr enttäuscht vom Konzept "Olympia in HH" und bin jetzt erleichtert. dass der überwiegende Teil der Hamburger trotz Abendblatt etc... sich eine eigene Meinung gebildet hat. Ich bin überzeugt, dass man mit dem Geld viele andere Projekte verwirklichen kann, die städtebaulich viel, viel mehr für Hamburg bringen.

  • Ich bin überzeugt, dass man mit dem Geld viele andere Projekte verwirklichen kann, die städtebaulich viel, viel mehr für Hamburg bringen.


    mit welchem Geld?

  • Woher nehmt ihr die Überzeugung, euren Standpunkt richtiger zu finden?


    Eine sehr gute Frage, endlich wird die mal gestellt. Ich muss sagen, dass ich bis gestern ziemlich unentschieden war. Aber seitdem ich das elitär arrogante Gehabe mit wenig bis gar nicht fundierten Mutmaßungen hier und in den Mainstream-Medien lese, freut mich der Wahlausgang von gestern immer mehr!

  • Ganz ehrlich: Ich finde solche Groß-Events wie Fußball-WM oder Olympia ganz nett - mich hat Olympia in Hamburg aber eigentlich nur als unvergleichliche PR-Aktion interessiert. Publicity, die für eine Stadt nicht anders herstellbar ist, Fördermittel des Bundes, die man sonst nie bekäme, ehrgeizige Pläne, die unter Zeitdruck mit klarer Deadline nicht zerredet werden können. Mich hat eine barrierefreie Stadt interessiert, optimierter ÖPNV, der endlich wirkliche Sprung über die Elbe. Und die Position, man solle das doch einfach alles bauen ohne Olympia, ist nun mal Tüddelkram. Vielleicht werden Teile davon kommen; so 2050. Olympia ist mir wumpe. Der Impuls für die Stadt ist ein enormer Verlust.

  • Olympia ist mir wumpe. Der Impuls für die Stadt ist ein enormer Verlust.


    Kann ich gut verstehen. Nur kann man eben realistisch gesehen nicht das eine ohne das andere haben.

  • Ich kann die Enttäuschung gut nachvollziehen, die Renderings sahen schon beeindruckend aus. Es war auch absehbar, dass in einem Architektur-Forum ein solches "Leuchtturm"-Projekt mit offenen Armen begrüßt wird. Auch ich bin großer Fan des Olympia-Geländes in München. Dennoch sollte man nicht in das übliche NIMBY und Wutbürger Bashing verfallen, das wäre zu einfach. Die breite Wählerschaft hat schon ein bisschen mehr Vertrauens-Vorschuss verdient als diese in schwarz und weiß zu teilen. Besonders Hamburg mit seinem überdurchschnittlich großen Bildungsbürgertum hat eine hohe Konzentration an gut informierten Wählern. Dasselbe gilt für Boston, das die Olympiade ebenfalls nicht wollte.


    Wer meint, dass die höchste Hürde für die Spiele eine Zustimmung der Hamburger gewesen sei, der sei daran erinnert, dass nun Kaliber wie Rom, Los Angeles und nicht zuletzt Paris auf die Hansestadt gewartet hätten. Ein Selbstläufer sieht deutlich anders aus.


    Es ist doch grundsätzlich in Ordnung, dass die Hamburger/ Kieler Bürger gefragt werden anders als in anderen Bewerberstädten, wo man scheinbar auf Bevormundung setzt. Übrigens ist es keinesfalls so, dass immer die Schwarzseher und Bedenkenträger gewinnen. Das sündhaft teure S21 hat eine Mehrheit bekommen oder auch die neue DFB-Zentrale in Frankfurt, die die keineswegs unpopuläre Pferderennbahn ersetzt. Das ist Basisdemokratie, auch wenn es manchmal unbequem und lästig ist. Die Politiker können sich eben kein anderes Volk wählen. Manche meinen das Volk sei satt, ich sage es ist misstrauischer geworden, besonders wenn Olympiaden und Weltmeisterschaften zu Oligarchen-Spielen verkommen.


    Neben den schon genannten Gründen gegen dieses Groß-Ereignis: Man muss so ehrlich sein, dass Deutschland, das selbsternannte Musterland der Ingenieure, zuletzt ein Zeugnis des Schreckens bei Großprojekten abgegeben hat. Das ist noch nicht mal nur auf BER Flughafen, Elbphilharmonie, Nürburgring oder S21 bezogen , sondern eine scheinbare Systematik bei Großunternehmern und Architekten sich bei Großprojekten ihre Planungen schön zu rechnen und dann die zusätzlich Kosten „strategisch geschickt“ explodieren zu lassen, sobald man in einer besseren Verhandlungsposition ist. Hier muss erstmal der Gegenbeweis angetreten werden, dass es auch anders geht als inflationäre Mehrkosten, die meist durch deplatziertes „Over-Engineering“ aufgetürmt werden, auf die Allgemeinheit abzuwälzen. Pessimismus ist aber fehl am Platz. Hamburg bleibt auch ohne Olympia eines der lebenswertesten Städte des Kontinents, das eine mehr als vielversprechende Zukunft vor sich hat.

  • Beim NDR hieß es, die Stadt rechne, allein um die Hafenflächen zu verlagern mit 2 Mrd. Euro.


    Woher hat der NDR solche Zahlen?


    Wenn man zu dem Thema googelt, findet man Stellungnahmen der Hafenwirtschaft selbst - demnach 1,8 Mrd, nach Angabe durch den Senat von 1,3 Mrd jeweils bei vorzeitiger Auflösung der Pachtverträge (sonst noch 10 Jahre warten). Ohne die Strafzahlungen, wenn gewartet wird, wird es erheblich billiger.


    Zudem war das Gebiet auch vor Olympia und ohne die damit verbundenen Finanzierungsmöglichkeiten längst im Blickpunkt der Hamburger Politik - die Pläne sind ja einmal sogar nur ziehmlich knapp an der Konkretisierung gescheitert ("Living Bridge").

  • Besonders Hamburg mit seinem überdurchschnittlich großen Bildungsbürgertum hat eine hohe Konzentration an gut informierten Wählern. Dasselbe gilt für Boston, das die Olympiade ebenfalls nicht wollte.


    Hamburg und Boston sind ja nicht mal die einzigen Beispiele. Selbst wenn man zunächst primär auf Deutschland blickt, ist Hamburg eher die Fortsetzung eines überall wiederkehrenden Bildes. Da können Politik, Wirtschaft und selbst die Medien tun was sie wollen: Der Funke springt nicht mehr über. Auch die Region München wollte die (Winter-)Spiele damals schon nicht und Berlin hatte von Beginn an noch deutlich geringere Zustimmungsraten als Hamburg - wohlgemerkt trotz positiver Springer-PR und relativ kurz nach der großen WM-Party 2014. Und beide sind trotz der jeweils schwierigen historischen Begleitumstände ihrer Olympiaden schon auch irgendwo stolz auf ihre Olympiastadien und -komplexe und empfinden sich durchaus als "Sportstädte". Dennoch kam keine kollektive Euphorie für eine Bewerbung auf. Und selbst die Fußball-WM in Brasilien hat dort ein extrem geteiltes Echo erzeugt - in einem DER Fußballländer schlechthin. Warum? Auch alles nur Nein-Sager und Miesepeter?


    Manche meinen das Volk sei satt, ich sage es ist misstrauischer geworden, besonders wenn Olympiaden und Weltmeisterschaften zu Oligarchen-Spielen verkommen.


    Vollkommen richtig. Olympia und auch Fußball-WMs haben nach all den Skandalen (Korruption, Kostenexplosionen, Baupfusch, fehlende oder mangelhafte Nachnutzungskonzepte, Doping und Manipulation) leider längst nicht mehr den Glanz von einst. Vielleicht werde ich auch nur älter, aber ich habe zumindest das Gefühl, dass auch das Feiern bei und nach solchen Wettkämpfen teils fast wie ein reines Ritual wirkt, was man inzwischen schon (zu?) oft wiederholt hat und im Zweifel auch fast beliebig durch andere Events ersetzen kann (vielleicht auch weil inzwischen zu viele Event-Fans und Konzerne darauf aufspringen und das authentische Gefühl weiter gefährden - zusätzlich zu den angeführten Skandalen, die nun ja selbst das Sommermärchen 2006 nachträglich beschmutzen). Im Zweifel betont manch eine Stadt dann vielleicht doch eher die eigenen Traditionen (Oktoberfest, Karneval etc.), die natürlich ebenso kommerzialisiert sind, aber zumindest lokales Flair haben und für die man sich gar nicht erst das ganze Theater mit von Kopf bis Fuß stinkenden Sportverbänden und Vergabe-Komitees antun muss. Viel zu oft passen die Begleitumstände bei diesen Sport-Veranstaltungen nicht mehr und trotz zusätzlicher Infrastruktur etc. profitieren zumindest gefühlt nur vergleichsweise wenige Menschen wirklich spürbar und nachhaltig.


    Pessimismus ist aber fehl am Platz. Hamburg bleibt auch ohne Olympia eines der lebenswertesten Städte des Kontinents, das eine mehr als vielversprechende Zukunft vor sich hat.


    Völlig richtig. Natürlich hat die Stadt nun eine Chance auf einen gewissen Katalysator, sozusagen ein dickes fettes Konjunkturpaket, verpasst. Aber so muss sie halt weiter aus sich selbst wachsen. Die Grundlagen für solides Wachstum und eine Erfolgsstory sind jedenfalls auch ohne Olympia vorhanden. Da haben andere deutsche Städte ganz andere Sorgen.

  • Pessimismus ist aber fehl am Platz. Hamburg bleibt auch ohne Olympia eines der lebenswertesten Städte des Kontinents, das eine mehr als vielversprechende Zukunft vor sich hat.


    Das sehe ich etwas anders. Eine 'vielversprechende Zukunft' hat man leider nicht einfach so. Eine vielversprechende Zukunft muss man sich (als Stand/Land/Region) immer wieder selbst durch entsprechende Arbeit, Leistung und Planung neu schaffen.


    Sie kommt eben nicht von alleine, sondern sie ist das Ergebnis von Dynamik, (moeglichst nachhaltigem) Wachstum, Unterstuetzung von neuen Ideen, Offenheit fuer Veraenderung, Kreativitaet, etc.


    Sicherlich steht Hamburg's Zukunft nicht allein mit Olympia 2024.


    Aber: Wenn hier in Deutschland dauerhaft eine latente Mehrheit von Nein-Sagern, Veraenderungsmuffeln, Risikovermeidern, Besitzstandswahrern, German-Angst-Opfern, Erstmal-Dagegen-Seiern, Schablonendenkern, Nimbys, Strukturkonservativen und dererlei Menschen die ueberhand gewinnt, dann ist das schon eine Bedrohung fuer die Zukunft einer Stadt.


    Anscheinend ist vielen Menschen nicht klar, dass wir in einer Zeit leben in der sich die Grenzen und Massstaebe permanent veraendern.


    Nur "die Klasse halten" zu wollen reicht im Jahre 2015 einfach nicht mehr. Wer nicht wenigstens versucht aufzusteigen, der bleibt nicht nur in der Liga wo er heute ist - der steigt mittelfristig ab.


    Und das ist leider der Mehrheit der Uns-gehts-doch-gut-Deutschen noch nicht so recht klar.

  • Aber: Wenn hier in Deutschland dauerhaft eine latente Mehrheit von Nein-Sagern, Veraenderungsmuffeln, Risikovermeidern, Besitzstandswahrern, German-Angst-Opfern, Erstmal-Dagegen-Seiern, Schablonendenkern, Nimbys, Strukturkonservativen und dererlei Menschen die ueberhand gewinnt, dann ist das schon eine Bedrohung fuer die Zukunft einer Stadt.


    Ich kann die Verärgerung verstehen, da es sich manche Neinsager scheinbar zu leicht gemacht haben. Dennoch: Man sollte diese Grundstimmung nicht am Nein zu Olympia in München und Hamburg festmachen. Wie schon gesagt, das hoch umstrittene S21 konnte sich dennoch mit Volkeswille durchsetzen. Das wäre ohne Veränderungswillen nicht möglich. Die jetzt stattfindende Energiewende und die starke Zuwendung zu alternativen Energien ist ein weiteres Merkmal das man so in anderen Ländern nicht findet. Es ist eine Mammutaufgabe, die man nicht mal in Japan anpacken mochte. Man sagt, Angst sei ein schlechter Ratgeber, aber German Angst vor Atomkraft oder German Angst vor Bologna-Krise sind in diesem Fall Triebfedern gewesen. Im Vergleich dazu bewegt sich das mittlerweile unregierbare politische System der Vereinigten Staaten mit der Schnelligkeit eines Gletschers (Konsens als Schimpfwort).


    Ein Land, das mit mittelständischen Weltmarktführern (sogenannte Hidden Champions) genau den Globalisierungs-Nerv getroffen hat und sich bis vor kurzem Exportweltmeister nennen durfte, würde ich jetzt mal nicht mangelnden Mut oder Weitsicht unterstellen. Nur durch ständige Neu-Erfindung und Mut zur Veränderung ist diese Markstellung überhaupt möglich gewesen. Das erhält den Wohlstand und nicht Olympiaspiele, die vor allem für das IOC und dessen Sponsoren lukrativ sind. Das IOC und vor allem die FIFA haben längst gemerkt, dass sie den Bogen überspannt haben und ihnen eine Welle der Empörung besonders aus dem Westen entgegen schlägt, da auch die (meist westlichen) Sponsoren langsam merken, dass man sich zu weit vom olympischen Gedanken entfernt hat. Ich bin also durchaus zuversichtlich, dass auch dort der Wille zur Veränderung zwangsweise kommen wird.

  • zu #298:


    Du scheinst echt ein ziemlich negatives und simpel gestricktes Bild von Deinen Mitbürgern zu haben, so unermüdlich wie Du die (von mir ausgesparten) Beleidigungen wiederholst. Ich denke, dass die meisten Menschen sich durchaus Gedanken um die Zukunft ihrer Stadt machen (egal ob in Hamburg, München, Berlin, Köln...) und diese mehr oder weniger aktiv mitgestalten wollen. Immerhin sind rund 50% wegen dieser Abstimmung aktiv geworden, was mE eine sehr hohe Quote und für sich genommen extrem erfreulich ist. Sorgen machen sollte man sich mE immer besonders um die, die überhaupt nicht zu Wahlen oder Abstimmungen gehen. Dass jetzt gut 25% der stimmberechtigten Hamburger gegen Olympia sind, sollte man mE nicht damit gleich setzen, dass all diese Menschen nicht offen für jedwede Veränderung sind. Aber jeder hat eben eine andere Auffassung davon, was wirklich Not tut und wie man in Zukunft leben möchte. Dazu gehört auch, dass manch einer so ein Projekt wie Olympia in Frage stellt, sich andere Impulse für seine Stadt erhofft. Wenn man mir eine Wunschliste für Berlin geben würde, würden da auch andere Punkte deutlich über Olympischen Spielen stehen, die ebenfalls einen positiven Effekt haben können und nicht alle unrealistisch sind oder aber nur durch Olympia zu realisieren wären. Momentan machen Du und andere es sich etwas einfach: Man selbst hat vollkommen recht und die anderen sind eh alle doof und machen nur alles kaputt, weil die offensichtlich gar nichts kapieren (sonst würden die ja exakt so ticken, wie man selbst).


    Kurz: Ein Leben (und somit eine Zukunft) ohne Olympia ist möglich. Inwiefern es im Sinne Loriots "jedoch sinnlos" ist oder aber sogar die bessere Alternative, muss jeder für sich selbst überlegen. Mein Standpunkt bleibt, dass es eine verpasste Chance ist (wobei eine Bewerbung noch lange kein Zuschlag ist), aber auch kein Beinbruch. Es gibt genug andere Projekte, an denen sich Hamburg nun versuchen kann.