Hamburg 2024/28 - Pläne, Ideen, Diskussion zur Olympiabewerbung [abgelehnt]

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    - etwas untergegangen ist, dass selbst der Steuerzahlerbund - der lokalpatriotischer Hamburger Vorlieben unverdächtig sein dürfte - dem Finanzierungskonzept des Senates ein par Tage vor den Spielen seinen Segen gegeben hat.


    Egal. Augen auf und Blick nach vorne. Was nördlich der Elbe so gut klappt, sollte auch südlich hinzubekommen sein. Der Kleine Graasbrook ist im städtischen Besitz, und es spricht aus meiner Sicht absolut nichts dagegen, ihn auch ohne Olympia nach dem Muster der Hafencity zu entwickeln.

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    Oh doch, es spricht einiges dagegen. Es fängt schon mit der Erschließung an, denn die kann sich allein Hamburg nicht leisten. Die Verlagerung der dort ansässigen Hafenbetriebe wäre teuer, genau wie die Südverlängerung der U4, die wohl jetzt in weite Ferne rückt.


    Das Nein wird Hamburg noch teuer zu stehen kommen, viel teurer als eine erfolgreiche Bewerbung.


    Bitte nur zitieren wenn es Sinn macht. Danke
    Bato

  • Das Nein wird Hamburg noch teuer zu stehen kommen, viel teurer als eine erfolgreiche Bewerbung.


    Das mag ja alles sein - ist aber Schnee von gestern


    Zentrumsnaher Baugrund ist in Hamburg außerhalb der Hafencity und eben dem kleinen Graasbrook kaum vorhanden. Die Lage ist hochattraktiv. Eine erste Vorplanung ist durch die Olympiabewerbung bereits gemacht. Ich sehe keinen Grund, weshalb sich die Erschließungskosten inkl. ein par 100m U-Bahn nicht weitgehend auf die Investoren umlagern lassen sollten. Nicht zu vergessen, Hamburg hatte für die Bewerbung ohnehin 1,2 Mrd EUR nicht refinanzierbaren Eigenanteil eingeplant. Wenn die legitime Katerstimmung durch ist, sollte der Senat über seinen Schatten springen und weitermachen (bin mir sicher, dass er das auch tun wird).

    Einmal editiert, zuletzt von HelgeK ()

  • Ein großer Teil des Eigenanteils wären die Umsiedlungskosten der Unternehmen sowie die Anteile der Stadt an den Infrastrukturprojekten gewesen.
    Der Platz im Hafen ist eh schon knapp und ob der Bund bei der Finanzierung von ÖPNV-Projekten wie der U4 ohne Olympia genauso spendabel sein wird, wage ich zu bezweifeln.


    Beim Projekt Hafencity ist jetzt gerade erst Halbzeit, wenn man großzügig rechnet.
    Es gibt also keinen Grund zu Eile.

  • Nachtrag: Vielleicht könnte man auch nochmal über den Verkauf der Speicherstadt und deren Umwandlung in Wohnraum nachdenken - das dürfte netto gutes Geld in die Kasse bringen. In den 90ern war man ja fast schon einmal soweit, und die Interessenten standen damals Schlange.

  • es ist einfach nur bitter, so dass ich mir jeden weiteren Kommentar verkneife.

    Konsequent wäre eine Ablehnung der EM 2024. Aber mal sehen, was König Fußball für einen Stellenwert neben dem ganzen anderen Sport besitzt. Der heilige Fußball wird bestimmt nicht angerührt, obwohl auch der FiFa Skandal mit dem IOC gleich gesetzt wurde.


    Es ist das Ergebnis einer übersatten Gesellschaft, die jede weitere Form von Veranstaltung (die sie nicht unmittelbar direkt interessiert) als Belastung ansehen "Oh nicht noch mehr Spaß" - hören doch jetzt schon, wenn es um Schlagermove, Harley Days, Cyclassics, Christopher Street Day oder Alstervergnügen geht. Da meckern und mosern die, weil eine Straße gesperrt ist - "Nicht noch eine Veranstaltung!" - aber "YEAH illegales Schanzenfest"


    Freuen wir uns auf Austragungen in Sotschi oder Peking ohne Schnee, Winter Fußball WM in Katar - da können wir uns alle wieder herrlich aufregen.


    Aber selber es mal richtig zu machen? - um Himmels Willen - keine Verantwortung!


    Es ist traurig zu sehen, wie die Mutlosen den Menschen, die etwas anpacken wollen, den Wind und die Motivation aus den Segeln nehmen. Ich vergleiche das wie die Kinder im Sandkasten. Der eine baut sich eine tolle Sandburg. Das missgünstige Kind tritt drauf und zerstört es. Das wird Konsequenzen für weitere Projekte haben.


    http://www.stern.de/sport/olym…t-verriegelt-6580758.html

  • Nachtrag: Vielleicht könnte man auch nochmal über den Verkauf der Speicherstadt und deren Umwandlung in Wohnraum nachdenken - das dürfte netto gutes Geld in die Kasse bringen.


    Und was haettest Du bei Deinem Plan dann mit 99% Wahrscheinlichleit politisch am Hacken?


    Ein Volksbegehren "Kein Ausverkauf der Speicherstadt". Und wie wuerde das wohl ausgehen? Richtig, eben. Also bitte "zureuck auf Los!".


    Ganz unabhaengig von Olympia bliebt es leider ein Grundproblem, dass Volksbefragungen fast immer mit einer Mehrheit fuer Gegner, Schwarzmaler, Bedenkentraeger und Besitzstandswahrer enden. Das liegt (leider) in der Natur der Sache, bzw in der Natur des Deutschen, der nach 70 Jahren Frieden und relativem Wohlstand jede Veraenderung nicht mehr als Chance, sondern als Bedrohung sieht.

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    Glaube eher nicht, dass das "typisch deutsch" ist. Mit eine Ursache könnte sein, dass durch die europäischen Institutionen das (berechtigte!) Gefühl entstanden ist, auch bei wesentlichen Richtungsentscheidungen keinerlei Mitspracherecht mehr zu haben. Wenn immer dann die Bevölkerung zu einem Thema direkt befragt wird, gibt es schonmal von Haus aus einen gewissen Prozentsatz, der "nein" sagt - einfach, um endlich einmal "nein" sagen zu können.


    Gegenwind gegen einen Speicherstadt-Verkauf sollte sich aushalten lassen. Letzlich überzeugt es wenig, immer nur nach bezahlbaren Wohnraum zu verlangen, aber sobald es losgehen soll, zu protestieren. Auch wenn das dort dann eher hochwertiger Wohnraum wäre - solange es nicht um die absolute Luxusklasse geht, leisten sich die meisten Menschen nur ein dach über dem Kopf und machen anderswo was frei.


    Also, ich hoffe, dass der Senat wird nach einer angemessenen Auszeit - z.B. zu Jahresbeginn - das Thema Graasbrook neu angehen. Objektiv gibt es keinen Grund, das nicht zu tun.

  • Objektiv gibt es keinen Grund, das nicht zu tun.


    Wie bitte? Objektiv gaebe es wohl eher rund ein Dutzend Gruende das nicht zu tun. Einer davon waeren die Milliarden an Kosten (woher nehmen ohne Olympia) und ein zweiter waere die feste Zusage an die Hafenwirtschaft, eben genau diese Flaechen nur im Falle von Olympia in Anspruch nehmen zu wollen.

  • Einer davon waeren die Milliarden an Kosten (woher nehmen ohne Olympia)

    Quelle? Milliarden netto nach Abzug der Einnahmen? - Kaum vorstellbar. Ich kann keinen prinzipiellen Unterscheid zu den Maßnahmen am Ufer gegenüber erkennen.

  • Ich kann keinen prinzipiellen Unterscheid zu den Maßnahmen am Ufer gegenüber erkennen.


    Ich schon.


    Du vergisst, dass Du keine planbaren Einnahmen durch den Verkauf des Areals generieren kannst, weil Du anderswo entsprechend neue Hafenflaechen bauen und bereitstellen muesstest. Das hat summa summarum schon ohne Umsiedlung aktiver Unternehmen bei der damals geplanten Gegenfinanzierung Hafencity vs Container Terminal Altenwerder nicht funktioniert.


    Die extrem aufwaendige Bereitsstellung der Flaechen auf einen Standard, der es rein rechtlich ermoeglicht dort Wohn- und Bueronutzung anzusiedeln (Flutschutz, Erschliessung, etc.) ist so teuer, dass man diese Kosten im Optimalfall durch den spateren Flaechenverkauf wieder herausholen kann und am Ende eine schwarze Null dabei heauskommt.


    Bestenfalls ist das ganze am Ende kostenneutral. Da braucht man nicht grossartig herumraten, denn grade in Hamburg haben wir das ganze ja mit der Hafencity grade detailliert durchexerziert. Dort wird der Gewinn am Ende kein Bilanzgewinn sein, sondern ein strategischer Gewinn fuer die Stadt (Wohnungen, Standtortsicherunge, etc.)


    Der einzige Unterschied: Auf der Hafencityflaeche gab es keine (bzw nicht mehr viele) aktive Betriebe, die man fuer etliche (hundert) Millionen an Kosten anderswo an seeschifftiefes Wasser umsiedeln musste.

  • Ich glaube, wir sind da gar nicht so weit auseiander.


    Klar kostet das was. Aber, wie gesagt - für Olympia waren immerhin 1,2 Mrd als Unterfinanzierung und durch den Hamburger Steuerzahler zu tragen eingepreist - und das war auch nur eine "Pi mal Daumen"-Schätzung mit Risikoraum nach oben. Momentan wird die Fläche zudem im wesentlichen für Autoverladung genutzt - eine Funktion, die sich mit relativ geringen Kosten verlagern ließe. Ensprechende brachliegende Flächen gäbe im mittleren Teil des Hafen umweit des Cruise Terminals 3.

  • Ich gehöre nicht zum Lager "bitte nicht noch eine Großveranstaltung in Hamburg", aber fairerweise muss man sagen, dass es neben dem CSD, dem Schlagermove, den Harley Days, dem Alstervergnügen und den Cyclassics auch noch den HSH Run, den Hafengeburtstag, die Cruise Days, das Reeperbahnfestival, Dockville, das Weinfest, 3x im Jahr Dom und diverse Weihnachtsmärkte gibt. Außerdem noch etliche Stadtteil- und Straßenfeste wie z.B. das Eppendorfer Landstraßenfest, das Stadtteilfest St. Georg, Uhlenfest, Schanzenfest, die Altonale und und und... Ob man jetzt für ein einmaliges Event so ein Brimborium machen muss, wage ich zu bezweifeln. Und die Argumentation "jetzt finanziert der Bund aber nicht mehr unsere tollen Infrastuktur-Projekte" finde ich etwas dreist. Was sollen denn die ganzen Ruhrgebietsstädte oder die toten Landschaften im Osten sagen, die ohnehin niemals die Chance auf so ein Event und die damit auf die damit zusammenhängenden Förderungen hätten. Hamburg hat doch schon alles, wovon jede andere Stadt träumt. Eine gute Infrastuktur, ein vielfältiges Kulturprogramm (siehe oben), eine große Anzahl an Musicals, Theatern, Museen, die Alster mit allen damit verbundenen Freizeitmöglichkeiten, mitunder wunderbare Strände an der Elbe... Da gibt es wirklich dringendere Baustellen als zwei Wochen dekadentes Olympia.

  • Ich hatte mit einer ganz knappen Mehrheit an Zustimmung gerechnet, sodass Hamburg (vermutlich) im Wettbewerb gescheitert wäre. So hat man wenigstens frühzeitig Tatsachen und erspart sich die spätere, größere Enttäuschung, auch wenn es bitter bleibt.


    Vermutlich wird es nun auf absehbare Zeit keine Olympischen Spiele mehr in Deutschland geben. In Berlin wäre die Ablehnung wohl noch deutlicher ausgefallen (da die Zustimmung dort schon vorher nur knapp über der 50%-Marke lag) und auch München hat man zumindest bezüglich Winterspielen schon durch. Die drei Städte werden so schnell sicher keinen neuen Anlauf wagen und ob Köln, Frankfurt etc. sich so etwas nach dem ganzen Theater noch antun würden?


    Sicher ist das Ganze irgendwo schade, aber ich sehe es auch nicht als großes Drama an. Auch finde ich es etwas unfair, die Gegner pauschal als Miesmacher und Feiglinge zu verunglimpfen. Es gab plausible Gründe für und gegen Olympia. Den Mehrheitswillen muss man mE nun akzeptieren, auch wenn man ihn nicht teilt.


    Edit: Und patbre hat mE Recht damit, dass Hamburg auch so gut aufgestellt ist. Wenn einzelne Entwicklungen nun etwas langsamer ablaufen, muss das kein Beinbruch sein.

  • Ich glaube, wir sind da gar nicht so weit auseiander.


    Maybe. Aaaaber...


    Momentan wird die Fläche zudem im wesentlichen für Autoverladung genutzt - eine Funktion, die sich mit relativ geringen Kosten verlagern ließe.


    Und Schwergutumschlag. Und Projektladungen. Und Standardcontainer. Und Kuehlcontainer. Und konventionelle Kuehlladungen (mehrheitlich Obst und Bananen). Und ein weit ueber EUR 100 Millionen teueres hochmodernes Kuehllogistik-Lager.


    Also bitte ein bisschen Vorsicht mit solchen Aussagen...

  • Beim NDR hieß es, die Stadt rechne, allein um die Hafenflächen zu verlagern mit 2 Mrd. Euro. Das wird sie ohne Olympia nicht so bald berappen. Die Stadt hätte Stadtentwicklungsprojekte antreiben können, die sich ansonsten über 30-40 Jahre ziehen werden. (Interessanterweise gehört die angesprochene Bananenreiferei zu EDEKA und die sind vor ein paar Tagen erst als Partner der Bewerbung an Bord gezogen worden, hätten sich also noch am wenigsten anstellen dürfen.)


    Ich will keinen Hehl drauß machen. Ich bin richtig bedröppelt. Gestern abend war ich traurig und echt wütend.


    Natürlich gibt es Argumente gegen Olympia. Die Stimmen all derjenigen, die sich hingesetzt und abgewogen haben und für sich zu dem Ergebnis gekommen sind, dass die Nachteile die Vorteile überwögen - bitte, die nehme ich hin.


    Was mich wirklich ärgert, sind all diejenigen, die sich aus irgendwelchem Halbwissen eine Meinung zusammengebastelt haben (à la "Am Kirchentag gingen mir schon die Menschen auf die Nerven", "Ich war eine Woche nach Olympia in London. Da lag noch Müll rum", "Mit Olympia fährt auch kein Bus mehr nach Osdorfer Born" oder "Ein paar Wochen gesperrte Fahrspuren? Inakzeptabel!" Alles so gehört!) - diese Leute haben Hamburg in meinen Augen eine große Chance gekostet. Diese Leute waren in diesem Falle die ausschlaggebende Masse (gar nicht mal die Vandalen und Störer, die mir auch auf den Keks gingen - die aber wenigstens eine fundierte Meinung hatten.)


    Ich bin in die große Stadt gekommen, weil ich dachte, dass die Leute in der großen Stadt auch große Sachen anpacken. Tatsächlich sind die Leute hier aber genauso uninteressiert und uninspiriert wie in jedem hinterletzten Nest. Wie gesagt, bin desillusioniert ...


    Können wir nicht noch 2028 retten? Irgendwelche Unterschriften sammeln? 330.000 Menschen waren immerhin dafür, da muss sich doch noch was zusamenkratzen lassen?

  • Deutschland ist einfach zu satt! Die Menschen lassen sich von diffusen Ängsten treiben und sind kaum mehr bereit ihre Komfort-Zone zu verlassen. Der Imagegewinn und der Entwicklungsboom den Olympia bedeutet hätte kann man nicht so einfach mit den Kosten aufrechnen! Wer glaubt das das für Olympia eingesparte Geld jetzt 1 zu 1 für andere Projekte ausgegeben wird hat einfach nichts verstanden! Man muss allerdings fair sein und sagen, dass es sich hier ja nur um eine Bewerbung gehandelt hätte. Ob die Spiele schlussendlich nach Hamburg gekommen wären ist sicherlich mehr als fraglich. Es ist sicherlich kein Weltuntergang, aber doch eine verpasste Chance in Hamburg. Kleingeist und Gemütlichkeit haben wieder einmal gesiegt. Was mich besonders stöhrt – die Entwicklungen und Infrastruktur der vergangenen Tage nimmt man gerne mit. Aber die Entbehrungen, die diese gekostet haben, will man sich heute nichtmehr selbst antun. Dazu kommt noch die moralische Überlegenheit in der sich jetzt manche wähnen. Als wäre eine bloße Verweigerung und der Fingerzeig auf andere schon eine moralische Großtat.

  • "Am Kirchentag gingen mir schon die Menschen auf die Nerven", "Ich war eine Woche nach Olympia in London. Da lag noch Müll rum", "Mit Olympia fährt auch kein Bus mehr nach Osdorfer Born" oder "Ein paar Wochen gesperrte Fahrspuren? Inakzeptabel!" Alles so gehört!)


    Ich habe hier versucht hier noch einen annehmbaren Text zu schreiben, doch kam beim Schreiben bei mir die Galle hoch.


    Deutschland ist einfach zu satt! .


    AMEN!

    Einmal editiert, zuletzt von Häuser ()

  • Ich finde es etwas schade und zuweilen auch arrogant, dass allen Gegnern von euch "diffuse Ängste", "kein Verlassen der Komfort-Zone wollen", "hat nichts verstanden", "nur Halbwissen", "uninteressiert und uninspiriert wie im hinterletzten Nest", "Vandalen und Störer", "übersatte Gesellschaft, die jede Form von Veranstaltung als Belastung ansieht", "mutlos", "keine Verantwortung", "wie Kinder im Sandkasten" vorgeworfen wird, um nur mal einige Schlagworte der letzten Beiträge aufzugreifen.