Erweiterung und Sanierung Auswärtiges Amt (in Bau)

  • Umbau und Erweiterung der Liegenschaften des Auswärtigen Amtes

    Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung hat einen Realisierungswettbewerb zum Umbau und Erweiterung der Liegenschaften des Auswärtigen Amtes in der Kurstraße 33-35 und Kleine Kurstraße 1-2 ausgelobt.


    Auszug aus der Wettbewerbsauslobung: " Nach der 2013 erfolgten Fertigstellung der Liegenschaft Kreuzstraße 1 zum Fortbildungszentrum sollen als abschließender Schritt die Herrichtung der Gebäude Kurstraße 33-35 und Kleine Kurstraße 1-2 und der Neubau einer Hofbebauung innerhalb des Blocks entlang der Kreuzstraße erfolgen. Untergebracht werden sollen hier weitere Verwaltungsflächen mit einer neuen Post- und Kurierstelle, einer Erweiterung des Konferenzzentrums, der amtlichen Unterkunft und der amtseigenen Kinderbetreuungseinrichtung. Ziel des Wettbewerbes ist es, einen Vorentwurf für die überzeugende, funktionale und gestalterische Ergänzung des Gebäudeensembles und ein geeignetes Architektenteam zu finden."


    Quelle: http://www.baunetz.de/wettbewe…Amtes_4471729.html?page=4

  • Naja vielleicht will ich es einfach nicht glauben, dass man dieses Gebäude stehen lässt:confused:
    Ist für mich einfach unverständlich, deshalb die ungläubige Nachfrage.

  • Warum ist das denn so unverständlich? Ist doch besser als alles, was in den letzten 15 Jahren gegenüber gebaut worden ist.

  • Ich glaube, ihr redet aneinander vorbei. Theseus meinte nicht das "livingbauhaus" (blöder Name), sondern den Nachkriegsanbau am Auswärtigen Amt. Ich wüsste allerdings nicht, wieso man den abreißen sollte. Wenn ich das richtig sehe, handelt es sich um einen Stahlbetonbau mit vorgehängter Fassade. Es reicht doch völlig, die abgerockte Fassade durch eine schickere zu ersetzen, statt den alten Stahlbetonbau durch einen neuen. Mehr als Bürohaus-Durchschnitt ist dort ohnehin nicht zu erwarten – die Schaufassaden des Amtes sind auf der anderen Seite.

  • Architektenkind, ich glaube nicht, daß ulgemax es falsch verstanden hat oder man andeinander vorbei redet. Ich glaube eher, ulgemax' Beitrag ist als spaßige Provokation gemeint.


    Warum ist das denn so unverständlich? Ist doch besser als alles, was in den letzten 15 Jahren gegenüber gebaut worden ist.


    ulgemax, vielleicht kannst du konkretisieren, was du mit dem Ausdruck "gegenüber" meinst? Meinst du mit "gegenüber" die neu entstandenen Stadthäuser (Townhouses am Friedrichwerder)? Oder meinst du die Investorenarchitektur, die direkt am Spittelmarkt gebaut wurde? Das wäre dann das Büroensemble am Auswärtigen Amt mit Adresse Spittelmarkt 11, 12,13 ... dazu Link: http://www.stadtentwicklung.be…ID=444&modus=liste&pl=_18


    Beide Baukomplexe kann man verorten als "gegenüber" der Kurstrasse 33.

  • Ich meine beides, sowohl diese unerträglich miefigen Stadthäuser als auch die ebenso unerträglichen Investorenbauten. Das nachkriegsmoderne Bürohaus strahlt gegenüber diesem Zeug eine großstädtische Klarheit aus, der allenfalls etwas Raffinesse im Detail fehlt, um richtig gut zu sein.

  • ulgemax, das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder? Die Townhoses kombinieren verschiedenste Baustile. Da stehen moderne Fassaden (wie z.B. der "Kühlschrank" oder Living Bauhaus) neben traditionell gestalteten Fassaden. Und das Tolle ist, daß das Ganz richtig gut zusammenpasst. Und das soll schlechter sein als die Kurstrasse 33?

  • Das ist mein voller Ernst. Bin halt ein Freund der Nachkriegsmoderne, so einsam ich mich als solcher auch fühle in diesen Foren hier. Musst Dir diese Fassade nur mal von Herzog & de Meuron entworfen vorstellen, aber nicht H&dM heute, sondern die von 1990 ca., dann weißt Du, woran ich denke.
    P.S.: Habs mir gerade nochmal auf Google Maps angeguckt - das Haus ist schon heute richtig gut; eine sehr gut gegliederte Fassade, braucht H&dM´90 gar nicht. Stell es Dir nur mal nicht so abgeranzt vor, mit weniger spiegelnder Verglasung, mit etwas eleganteren Fensterprofilen à la Columbushaus... ein großstädtisches Bürogebäude, völlig in Ordnung so.

  • ein großstädtisches Bürogebäude stelle ich mir anders vor. Verstehe mich bitte nicht falsch: ich möchte jetzt nicht einseitig gegen die Nachkriegsmoderne schießen. Aber die Kurstrasse 33 ist aus meiner Sicht auch für die Maßstäbe der Nachkriegsmoderne ein eher mäßiges Gebäude.


    Erklärung: die Kurstrasse 33 führt die riesige Baumasse des benachbarten, alten Reichsbank-Gebäudes unmittelbar fort, kann jedoch nicht die Differenziertheit des Reichsbank-Gebäudes aufweisen. Stattdessen horizontale Fensterbänder .. autsch! Auch wenn ich versuche, mich für die Stahlbetonbauweise der Nachkriegszeit zu erwärmen, warum müssen es unbedingt diese horizontalen Fensterbänder sein? Ich empfinde das nicht als großstädtische Klarheit, sondern eher als banale Langweiligkeit.


    Ich muss gestehen, daß ich mir unter Herzog & de Meuron um 1990 nichts vorstellen kann. Vielleicht kannst du ein Bild oder Link einstellen, um dein Beispiel zu verdeutlichen?

  • Sie müssen nicht sein, die Fensterbänder, aber damals glaubten die Architekten halt noch, aus dem Konstruktionsprinzip Gestalt gewinnen zu können. Die Fensterbänder sind Konsequenz der hinter der Fassadenebene liegenden Stützen bzw. der auskragenden Geschossdecken, die Brüstungen geben den Überzug wieder. Ein im Grunde simples Prinzip, von MvdR 1923 in seinem Entwurf "Bürohaus aus Beton" auf den Punkt gebracht. Die Kurstr. 33 rekurriert im Grunde also darauf, das Columbushaus ist halt eine der wenigen Realisierungen dieses "Bildes" vor 33, wobei die Konstruktion dort streng genommen eine ganz andere war - Mendelsohn hatte eine richtige Curtain Wall konstruiert, also eine vertikale Struktur, und in diese die Travertinplatten der Brüstungen quasi eingehängt, den Mies-Entwurf sozusagen ins Manieristische gedreht.
    P.S.: Kann leider kein Bild einstellen zu H&dM´90, dazu bin ich ein zu alter, analoger Sack. Hab zu Hause solche Regale, da stehen so Dinger drin, die man früher zur Hand nahm, wenn man etwas wissen wollte; zu H&dM hatte der Birkhäuser Verlag seinerzeit eine wunderbare Werkmonographie in mehreren Bänden produziert, welche aber leider ziemlich kostspielig waren. Ein Hoch also auf unsere heutige digitale Billigwelt!
    P.P.S.: Natürlich stelle ich mir ein großstädtisches Bürogebäude von heute auch anders vor, aber für seine Zeit ist es typisch und gut so, wie es ist. Warum müssen wir alles unserem heutigen, verbesserten Geschmack angleichen? Ich jedenfalls freue mich immer, authentische Zeugnisse aus möglichst vielen Epochen der Baugeschichte in einer Stadt zu finden, mir erscheint das als ein Reichtum. Und noch was: Guck doch mal zum Hbf, wo so viele Bürogebäude entstanden sind - nicht eines davon ist auch nur einen Deut besser als die Kurstr. 33, entwurflich.

  • Die Fensterbänder sind Konsequenz der hinter der Fassadenebene liegenden Stützen...


    ok. man könnte die dahinter liegenden Stützen auch nach vorne auf die Fassadenebene transportieren. Stützen sind normalerweise vertikal angeordnet. Bringt man diese vertikalen Stützen ans Tageslicht, erhält man mehr vertikale Struktur. Du erwähnst Mendelsohns vertikale Struktur ... warum nicht so?


    Ich bringe jetzt mal ein Extrembeispiel. Das Hochhaus der Hypovereinsbank in München. Link: https://de.wikipedia.org/wiki/HVB_Tower Ein moderner Bau mit wenigen, gigantisch großen, nach außen gekehrten Stützen. Auf mich wirken diese riesigen Stützen wie überdimensionierte antike Säulen. Eine cooles Gebäude. Kultfaktor = 100%

  • Ich schließe mich Ulgemax an. Mir gefällt das Gebäude so wie es ist. Man sollte sich mal die Eingangsbereiche mit den Schmiedegittern anschauen. Wenn mich nicht alles täuscht, sind diese von Fritz Kühn gestaltet worden. Und die Fassade ist mindestens genauso, wenn nicht sogar differenzierter, als die des Reichsbankgebäudes. Kann man sich hier anschauen: klick

  • Unabhängig von der Fassadengestaltung ist das Gebäude einfach zu breit geraten. Kurstrasse 33 ist einfach ein zu breiter Klopper. Die Tatsache, daß auch die alte Reichsbank ein riesiges Gebäude ist, macht die Sache nicht besser. Denn auch das Reichsbank-Gebäude ist eigentlich viel zu groß geraten.


    Die Townhouses mögen spießig sein. (Da gebe ich ulgemax recht). Aber die Kleinteiligkeit dieser neuen Stadthäuser trägt dem Umfeld wesentlich besser Rechnung als große & breite Strukturen.

  • So lasst uns denn abwarten, was der Wettbewerb bringt. Wird es besser, wunderbar, wird es schlechter, können wir uns immer noch aufregen. Die Struktur ist robust genug, um beides möglich werden zu lassen ;)
    P.S., Architekturfan: Völlig richtig, die HypoVereinsbank in M ist ein tadelloses Bürohochhaus der 70er Jahre, zudem vor ein paar Jahren mit Verstand saniert. Ein solcher Ansatz würde mir vom Ansatz her für die Kurstr 33 auch genügen.

  • P.S.: Kann leider kein Bild einstellen zu H&dM´90, dazu bin ich ein zu alter, analoger Sack. Hab zu Hause solche Regale, da stehen so Dinger drin, die man früher zur Hand nahm, wenn man etwas wissen wollte


    ein zu alter, analoger Sack ... das spricht nicht gegen, sondern für dich. :)


    Guck doch mal zum Hbf, wo so viele Bürogebäude entstanden sind - nicht eines davon ist auch nur einen Deut besser als die Kurstr. 33, entwurflich.



    Die Frage ist halt, ob man die Neubauten am Hbf mit der Kurstr. 33 vergleichen kann. Die Fassade des Steigenberger ist zum größten Teil aus Glas. Und die Schießscharten-Fassade des Kennedy-Hauses führt dazu, daß dieses Gebäude extrem stark vertikal gegliedert ist. Das Steigenberger finde ich sehr sehr gelungen, übrigens ein durch und durch moderner Bau.


    Vielleicht kann man die Gebäude doch vergleichen: ähnlich wie die Kurstr. 33 haben das Kennedy-Haus und Humboldthafen Eins vorgehängte Fassaden.

  • (Danke für die Blumen!) Das Steigenberger ist gelungen, aber ein Hotel, von daher nicht vergleichbar. Die Bürogebäude aber, vom Kennedy-Haus bis hin zu PWC am Humboldthafen, erscheinen mir gegenüber der Kurstr vergleichbar, als Skelettbauten mit Büronutzung im großstädtischer Zentrumslage - und, leider, nicht besser als diese. Aber lass uns aufhören, ich will Dich nicht missionieren, die Kurstr 33 banal zu finden, ist Dein gutes Recht ;)

  • ich denke, das Gebäude Kurstr. 33 steht einfach am falschen Ort. Einige Meter weiter in der Leipziger Str. würde sich die Kurstr. 33 viel besser machen.