Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Ich frage mich wen ich beleidige nur weil ich auf massive inhaltliche Diskrepanzen seitens einiger Autoren hier im Forum hinweise.


    Du reagierst so erregt und ungehalten, dass du gleich mal Leute in einen Topf wirfst, denen offensichtlich nur daran gelegen ist, die Diskussion zu beruhigen und zu versachlichen. Warum fühlen sich manche hier so angegangen? Das Schloss kommt doch, die Palast-Freunde haben verloren.

  • Da liegst du leider falsch. Ich bin nicht ungehalten. Ich verstehe einfach die teils nicht mehr nachzuvollziehenden Wendungen bei manchen hier nicht. Und du sagst es doch selber. Du hast das Gefühl irgendwer hat verloren. Es hat niemand verloren. Es ist dieser kampfgedanke der alles vergiftet.


    entweder man ist fair und zieht die Historie eines Baus bei allen bauten heran oder bei keinem. Aber hier wird munter selektiert bis es ins weltbild passt. Und darauf weise ich hin auch wenn ich weiß dass einige das hier nicht hören wollen. Aber nur von der ständigen Wiederholung wird etwas falsches nicht richtig. Auch wenn man noch so laut schreit.


    und bei aller Liebe. Gerade die leute die behaupten sie würden der Intention einer Versachlichung folgen rennen doch in Wahrheit hier mit dem bezinkanister zum Feuer. Es ist doch gerade diese Verdrehung der Tatsachen die auch in der inhaltlichen Diskussion so derart ermüdend ist.

  • Die Geschichte eines Baus ist dann schlecht wenn es einem hilft und irrelevant wenn es nicht in den eigenen Kosmos passt. So funktioniert Diskussion nur nicht.


    So funktionieren alle Diskussionen und Verhandlungen. Ob im Internet, in der Politik, vor Gericht - wo auch immer.


    Man pickt sich den Punkt heraus der für die eigene Argumentation nützlich ist und unterschlägt den Rest. In Internetdiskussionen ist eine solche polarisierende Argumentation hilfreich um Reaktionen hervorzurufen und wahrgenommen zu werden. Ein ausgewogener Kommentar der alle Für- und Wider-Argumente neutral wiedergibt und nicht eindeutig Stellung bezieht ist langweilig und motiviert niemanden zur Antwort.


    Bezüglich Tempelhof - heißt es ja nicht ohne Grund "Platz der Luftbrücke" und nicht "Platz des Naziflughafens". Trotzdem ist die leicht verruchte Nazigeschichte hilfreich gewesen für Veranstaltungen wie die Modemesse "Bread and Butter".

  • Chandler


    man muss aber doch zumindest bei einem funken Wahrheit bleiben. Man kann doch nicht sagen, Bau A geht gar nicht weil da ja zwei Stunden nazis drin waren und Bau B ist mega und Ausdruck des neuen Berlin und dabei wurde dieser sogar von ihnen errichtet. Von der Anhängerschaft anderer bauten die auf Kosten der letzten Diktatur auf deutschem Boden gehen will ich gar nicht reden. Das hat nichts mehr mit leichten Provokationen zu tun sondern ist schlicht Geschichtsdehnung.

  • Um wieder zurück zum Thema zu kommen, möchte ich noch einmal auf die Problematik der geplanten Freiraumgestaltung im Umfeld des Humboldt-Forums eingehen. Der Fotobeweis zeigt, dass eine am historischen Vorbild orientierte Lösung ohne weiteres möglich ist. Auf der Lustgartenseite sind die schattigen Schlossterrassen mit der Adlersäule an der Ecke zur Schlossfreiheit und den beiden Rossebändigern vor dem Portal IV zu erkennen. Das Pendant dazu bildet auf der Schlossplatzseite der zwischen zwei Schmuckbeeten sprudelnde Neptunbrunnen vor dem Portal II:



    Quelle: Bildarchiv Foto Marburg

  • Ja, genau SO hätte ich es gerne wieder und ich würde auch wieder dafür spenden:


    Der Neptun-Brunnen an seinem angestammten Platz, die beiden flankierenden Beete, die Verkehrsführung drum herum, die Terrassen vor, seitlich und hinter dem Schloss zum Lustgarten, das hatte Stil. Natürlich die beiden Reiterstandbilder und die Adlersäule.
    Und was sich auf deisem bild überdeutlich zeigt:
    Das alte Nationaldenkmal, das den Krieg beinahe unversehrt überstanden hat und das die Kommunisten abgeräumt haben, ist durch keine Wippe oder Obstschale der Welt zu ersetzen! :lach:


    Mich freut übrigens die immer positiver sichtbar werdende Publikumsreaktion auf den aktuellen Bautenstand des Humboldtforums/Berliner Schlosses.
    Die Feuilleton-Kritik des Blätterwaldes war eben doch nicht so repräsentativ - aber das wird die nicht zu sehr stören. Man ist ja Elite... :)


    http://www.rbb-online.de/abend…der-schlossbaustelle.html

  • ^^ das Luftbild zeigt sehr schön, dass die passiv-agressiven Schlossgegner, die nun zumindest versuchen eine an das historische Vorbild angelehnte Umfeldgestaltung zu verhindern, das neue Stadtschloss sehr viel stärker als Solitär wirken, viel monumentaler aussehen lassen werden, als das Stadtschloss aussah, als der Kaiser noch darin residierte. Bis auf die Seite zum Lustgarten grenzte das Schloss direkt an eine ganz normale Verkehrsstraße mit einem - für berliner Verhältnisse - normal dimensionierten Trottoir entlang des Gebäudes bzw. sogar an kleinteilige Bebauung auf der Spreeseite. Und zwischen Straße und Schloss auf der Lustgartenseite war auch nochmal eine Grünfläche, die die Straßenansicht auflockerte.


    Das erste Stadtschloss hat nie so monumental gewirkt, war nie solch ein Solitär, wie das zweite Stadtschloss es sein wird, gerade weil man es nur mit einer nüchternen Steinwüste umgibt und nicht mit Grün und Wasserspiel. usw. flankiert. Diese Ironie muss man sich einmal langsam auf der Zunge zergehen lassen.

  • Weiter darüber wurde die Vereinbarkeit der Schlossumfeld-Gestaltung und des Autoverkehrs angesprochen:


    ... Was ich mit den Pferdekutschen überspitzt meinte ist dass das heutige Verkehrsaufkommen von PKW nicht mit der damaligen Freiraumgestaltung um das Stadtschloss vereinbar ist. ... ein modernes Verkehrssystem mit angemessen breiten Straßen, ...


    Sorry, dass ich es (notgedrungen) zum 1000. Mal wiederhole - nachdem nach dem WKII überall in Europa mehrspurige Straßen angemessen schienen, gab es in den 1960ern die ersten Erkenntnisse, dass es so nicht geht und die städtebaulichen Auswirkungen verheerend sind - der britische Buchanan-Report und so. Noch in den 1970ern setzte man vielerorts - im Osten wie im Westen - auf die autogerechte Stadt bis die Abkehr davon immer deutlicher wird. Es gab viele Forderungen nach einem Straßenrückbau um das MEF - auf dem benachbarten Schloss-Areal braucht man mehrspurige Straßen mit Autoverkehr gar nicht anzustreben.


    Die Sinnlosigkeit der Lüscher'schen Pferdekutschen-Sprüche und Ansätze zeigt übrigens, dass ich Pferdekutschen in jeder touristisch bedeutenden Stadt sehe - bis auf Venedig, wo es keine Straßen, sondern Kanäle gibt. (Pferdekutsche in Breslau, Pferdekutsche in Sevilla usw.) Die Frau sollte öfters mal ihre Heimat besuchen - etwa Zürich schafft es, genauso großstädtische Ensembles wie intime malerische Gassen und andere Rückzugsorte zu bieten. In den größten Metropolen Westeuropas London, Paris, Madrid ist es nicht anders. Übersetzt auf das Threadthema - um das Schloss/Forum braucht man nicht mehrspurige Straßen, sondern lieber Gärten zum Verweilen.

  • Ich denke man sollte die Umfeldgestaltung des Schlosses ähnlich wie beim benachbarten Lustgarten als eine Mischung zwischen alt und neu angehen. Sonst passt das eine Umfeld nicht mehr zum agrenzenden Anderen.


    Ansonsten möchte ich noch anmerken liebes Pumpernickel, das Kulturstaatsministerin Monika Grütters sich neulich in der Sondersendung zum Richtfest des Schlosses ebenfalls gegen eine historische Umfeldgestaltung ausgesprochen hat und diese sollte doch wohl über jeden Verdacht, wie du es nennst, einer „passiv-aggressiven Schloßgegenerin“, erhaben sein.

  • Ein Besuch im historischen Wien ist erst mit einer Fiaker-Fahrt perfekt:


    http://de.wikipedia.org/wiki/F…e:AUSTRIA_Parlament_3.JPG


    Kriegszerstörung und ideologische Zerstörung der Nachkriegszeit des alten, preußischen Berlin haben sichtlich zu einem Bruch geführt, man muss in andere europäische Metropolen schauen, um wieder zu lernen, wie man mit Gebäuden und Stadträumen aus der vorindustriellen Neuzeit umgeht. Klar ist, das Umfeld dieses neuen Gebäudes kann nicht ebenso 0815 gehandhabt werden, wie bei einer Shopping Mall. Das muss jeder einsehen, dem unideologisch an einer möglichst stimmigen Stadtentwicklung gelegen ist.


    Die sterile Freiflächenästhetik der aktuellen Landschaftsarchitektur, die man bei Bundes- und Landesgartenschauen der letzten Jahre "bewundern" konnte, passt zu einer Barockschlossfassade genauso "gut", wie der Schlossbrunnen zu Rathauspassagen und Fernsehturm. Nicht jede Geschmacklosigkeit kann man zu "reizvollen Brüchen" hochjazzen. Das, was ich bisher an Planungen für das Schlossumfeld gesehen habe, kann ich nur als pure Geschmacklosigkeit bezeichnen.

  • ^Aber der Lustgarten ist auch eine Neuschöpfung. Umgeben von den historischsten Gebäuden die man sich nur vorstellen kann zumindest in Berlin... und ich finde es fügt sich ganz trefflich und nichts ist ”hochgejazz” was auch immer du damit meinst. Brüche kann ich auch keine feststellen. So wird sich das auch um das Schloß herum sehr gut ausmachen.

  • Na, lassen wir doch mal die Moni im Dorf. Für die Umfeldgestaltung ist das Land Berlin zuständig, nicht die BKM. Sie gibt auch kein Geld dafür.


    Zudem gibt es einen Wettbewerbsgewinner, der ausdrücklich auch deshalb prämiert wurde, weil er die Rückkehr von historischen Elementen wie den Rossebändigern, den Oraniern, der Adlersäule (die ja den Ort des eingestürzten Münzturmes markierte), des Schlossbrunnens zuläßt.


    Da sich Frau Lüscher hier festgelegt hat (wollen kein historisches Zeugs) werden nur Senator Geisel oder/und der Regierende Müller etwas an dieser Entscheidung ändern.


    P.S. ^Die Lustgartengestaltung von Loidl ist im Vergleich zu der Gestaltung um 1920 herum blutleer und statisch. Der diagonale Weg fehlt, alles simpel-symmetrisch. Natürlich ist das besser als ein Aufmarschplatz (für wen auch immer) aber große Gartenkunst ist das nicht.

  • Ich denke man sollte die Umfeldgestaltung des Schlosses ähnlich wie beim benachbarten Lustgarten als eine Mischung zwischen alt und neu angehen. Sonst passt das eine Umfeld nicht mehr zum agrenzenden Anderen.


    Das Stadtschloss steht bzgl. der Sichtachsen im Kontext mit dem Dom und den anderen historischen Bauten der der Museumsinsel in Sichtweite, sowie zum Schinkelplatz/Friedrichswerdersche Kirche/ggf. bald wieder der Bauakademie, Zeughaus, Kommandantur und selbst das Staatsratsgebäude hat einen gewissen historischen Touch, durch das Karl-Liebknecht-Portal und mit dem Neuen Marstall wird der historische Rundumblick abgeschlossen.


    Kaum ein Bereich in ganz Berlin wird so von herausragenden Gebäuden des preußischen Berlin dominiert, wie der Bereich rund um das Stadtschloss. Und gerade hier hälst du es für nötig, eine "nicht-historische" Umfeldgestaltung umzusetzen? :confused::confused::confused:


    Und wenn du schon den ahistorisch gestalteten Lustgarten erwähnst, dann greife ich dies gerne auf indem ich auch hier eine historische Umgestaltung vorschlagen würde, um ein stimmiges Gesamtbild herzustellen.

  • Ich sagte eine Mischung aus alt und neu sowie beim Lustgarten. Und ich sagte auch dass Umfeld zu Umfeld passen muss und nicht unbedingt nur Umfeld zum Schloß passen muss. Man wird nur schwerlich den Lustgarten wieder einstampfen damit er zu einem etwaigen historischen Umfeld des Schlosses passt. Das wäre auch dem Steuerzahler nur schwer vermittelbar. Desweiteren denke ich, da man sich um die Parkplatzproblematik für die Massen an Reisebussen bisher noch nicht den Kopf zerbrochen hat, dass das Umfeld des Stadtschlosses wohl eher aus diesen bestehen wird.


    ...Ich habe gerade gelesen was du forderst, es sei deinem jugendlichen Alter geschuldet ;)

  • Der Zustand der Kaiserzeit ist ja gar nicht mehr darstellbar, weil sich die Menschen geändert haben. Eine Gestaltung mit derart aufwändig gestalteten Grünanlagen überlebte im heutigen Berlin keinen Monat mehr, soviel Disziplin ist nicht mehr vorhanden. Das würde nur mit einer Herrschar von Parkwächtern funktionieren, die Handfeuerwaffen tragen.


    Da ist die kahle Interpretation des Lennéentwurfes durch das Atelier Loidl eben der Kompromiss - vom Niveau darunter kommt nur noch zubetonieren oder verblechen.


    Mir ging es darum auf die diagonale, asymmetrische Wegeführung von der Schloßbrücke zur Nationalgalerie hinzuweisen, die sich nach den Gehgewohnheiten der menschen richtet und nicht versucht umzuerziehen.

  • Deinen Kulturpessimismus in allen Ehren, aber wenn in wesentlich größeren Metropolen wie Paris oder London aufwändige und prunkvolle Stadtparks funktionieren ohne kaputtgetrampelt zu werden, dann geht das in Berlin an prominenter Stelle auf vergleichsweise kleiner Fläche auch.


    Klar gilt bei Stadtgestaltung auch immer: "Häßlichkeit macht häßlich", vgl. auch broken-window-theory. Und umgekehrt, je mehr man eine Umgebung aufwertet, desto wohler und wertgeschätzter fühlen sich zB lokale Anwohner, desto stärker ist soziale Kontrolle der großen Mehrheit verantwortungsvoller Bürger, desto größer sind Hemmungen der Vandalen und auch der größte Vandale ist letztlich nur ein Mensch, der es ab und zu auch mal gerne schön hat.


    Klar bringt das Erhaltungsaufwand mit sich. Aber wenn schon der kleinste Aufwand, hier und da mal eine etwas liebevollere Grünfläche zu pflegen, zu groß sein soll, ja, dann müssen wir den öffentlichen Raum in Zukunft konsequenterweise einfach betonieren oder noch besser, wie Affenkäfige früher im Zoo, einfach kacheln mit Abflüssen alle paar Meter, damit man unkomplitziert drüber kärchern kann. Super Stadtplanung.

  • Das stimmt leider nicht. Erstens sind die fraglichen Parks eben mit Parkwächter auf Kosten der Kommune ausgestattet und zweitens werden sie nachts abgeschlossen (ein Vorgang, der in Berlin als protofaschistoid gilt).


    Das Broken-Window-Syndrom, das ja schon lange keine Therie mehr ist sondern sich in vielen Reihenversuchen als sehr realistisch herausgestellt hat, hat damit ja auch nur am Rande etwas zu tun. In welcher Geschwindigkeit die Freiflächengestaltung rund um den Fernsehturm in Schutt & Asche gelegt wird ist eben ein gesellschaftliches Problem, den andere demokratische Gesellschaften nur mit Autorität erforgreich begegnen. Auch dieses ist hierzulande eben nur eingeschränkt möglich, da der Schmierfink von heute als der von der Gesellschaft geächtete von gestern gilt. Aber das ist ein anderes Thema.

  • Du hast natürlich recht, dass bzgl. öffentlicher Ordnung in Berlin immer noch aus einer Art vorauseilender Vorsicht, nur ja nicht so autoritär usw. zu sein wie unsere Vorfahren, der Umgang mit Vandalen häufig in ein nicht weniger schädliches andere Extrem umschlägt, nämlich Passivität, wodurch wenige Vandalen die Lebensqualität der verantwortungsvollen Masse schmälern. Was ein erholsamer Park im Alltag, mal eben in der Mittagspause, eine Stunde nur in auf einer Bank sitzen und mal abschalten usw., für Lebensqualität bedeuten kann habe ich erst kürzlich wieder selbst festgestellt.


    Aber ich meine, dass man davor nicht kapitulieren darf. Und wenn du betonierst, dann pinkeln sie in jede Ecke die sie finden können (schonmal bemerkt, dass das Tiefgeschoss des schönen neuen Hbf an vielen Stellen nach Urinal stinkt?), wenn du die Ecken abzäunst, dann machen sie wieder irgendwas anderes. Vandalen geht es ja nicht um konkrete Handlungen wie "Blumenbeet XY zertrampeln", sondern nur um Vandalismus als solches, als Selbstzweck. Dafür werden sie immer irgend ein Objekt finden. Nur, das hier wird eine von allen Seiten sehr gut einsehbare öffentliche Fläche, die wohl 24h von mehr oder weniger vielen Passanten frequentiert sein wird, allein schon wegen der Effektbeleuchtung der Schlossfassade wird das auch ein gut ausgeleuchteter, heller Bereich sein.


    Wenn schon nicht hier, wo soll man denn dann noch eine gepflegte Grünfläche mit gärtnerischem Anspruch, Wasserspiel usw. einrichten können, ohne Angst haben zu müssen, dass die keine Nacht übersteht? Ich will das einfach nicht hinnehmen, dass eine kleine Gruppe schwieriger Persönlichkeiten die Lebensqualität von uns allen mindert, indem man diesen Menschen mit Resignation begegnet und sozusagen den größtmöglichen Vandalen zum Maßstab für Freiflächengestaltung macht.