Alea 101 am Alexanderplatz [realisiert]

  • Das Alea, das Cubix-Kino, sowie die expressionistische Fussbebauung des FT plus der neuen Umfeldgestaltung empfinde ich als äusserts gelungen. Um das Ensemble abzurunden , könnte man von mir aus auch das Panoramahaus zugunsten einer Neubebauung opfern. An dieser Stelle ein Bau, vielleicht Hadid etc. würde dem ganzen die Krone aufsetzen.

  • Genau, das letzte Haus, das vor 1945 gebaut wurde, muss jetzt auch noch weg. Herrje, DerBe. Der Stadtkern leidet nicht unter zuvielen sondern unter zuwenig Zeitschichten.


    Die Fussbebauung des Fernsehturmes ist im übrigen keineswegs expressionistisch sondern eindeutig der Nachkriegsmoderne zuzurechnen (Müther etc.). Hätten wir im Stadtkern noch etwas Expressionistisches wäre ich froh.

  • Den Altbau würde ich auch lieber erhalten, auch wenn er sicherlich keine Pracht ist. Aber ich finde die Mischung so abwechslungsreicher und nicht so homogen. Für mich ist das ein großes, sehr gemischtes Ensemble das aber nicht zuletzt jetzt durch das alea deutlich gewonnen hat.


    Und ich finde sehr wohl das die Fußbebauung des Fernsehturms expressionistisch ist. Und nicht nur das, sie passt hier auch ganz fabelhaft hin. Ich mochte die Gestaltung des Fußes schon immer und möchte mir nicht ausmalen wie es aussehen würde, würde der schlanke Fernsehturm aus einem großen Block oder ohne Bebauung aus der Erde kommen. Brrr.

  • Leider werde ich wohl in den nächten Jahren höchstens Berlins Flughafen zu Gesicht bekommen; ich würde mich sehr über eine Panoramaaufnahme des Platzes zwischen Fernsehturm und Bahnhof Alexanderplatz freuen - nur so aus Neugierde :)

  • Es gleicht mehr einem willkürlichen Abstellen von Würfeln im Stadtraum, als einem geplanten Bauen entlang eines vorgegebenen Straßenrasters. Als Fassade eines Eckhauses mit anschließenden Nachbargebäuden wäre es sogar ganz ok.


    Watt wollt Ihr denn noch? Ich bin ganz bei Euch, meine lieben Freunde. Aber dat is halt der Fernsehturm. Da geht nur Alea!


    Das Alea sieht gut aus, schlecht sieht die inflationäre Werbung aus mit 20 Logos der gleichen Firma. Was mir positiv auffiel, ist die Tatsache, daß nicht nur ein echter Vorplatz entstanden ist, sondern noch ein zweiter dazu - nämlich westlich vom Alea, Richtung Rathaus. Die Gegend ist jetzt besser gegliedert.


    Jetzt muß nur noch das alte Lutherdenkmal her, dann ist die Gegend für mich perfekt - mal abgesehen vielleicht vom "Rathauswald". Entgegen früheren Erwägungen finde ich das Rathausforum so perfekt. Auch die auratische Wirkung von Kirche und Turm ist toll. Das würde alles durch eine Bebauung zunichte gemacht. Stattdessen sollte man das Marx-Engels-Forum volle Kanne historisierend bebauen - natürlich auch a bisserl modern. Dann hätte man tolle Gegensätze/Komplemente, und der Platz vor dem Rathaus wäre schön gefaßt.


    Die Debatte um das Rathausforum würde urplötzlich verstummen, wenn das Marx-Engels-Forum bebaut wäre. Erst dann würde man richtig merken, wie wichtig dieser Freiraum ist.

  • Ich sehe das genau wie rallekoffskaja. Das Problem ist nicht die Fassade, sondern der Städtebau. Die Bebauung als Teil eines parzellierten Blockes wäre an dieser bereits stark durch Solitäre geprägten Ecke definitiv wünschenswert gewesen. Die Ähnlichkeit zum Cubix finde ich eher suboptimal, eine mattere, weniger glaslastige Fassade als Kontrast hätte ich angenehmer gefunden. Andererseits wirkt die Fassade des Alea ungleich anspruchsvoller als die des Cubix.

  • Und wie soll eine Parzellierung praktisch dort durchführbar und wirtschaftlich praktikabel sein? Ich verstehe nur Bahnhof. Da ist nun mal wenig Platz.

  • @EchterBerliner
    Warum so unkreativ EchterBerliner? Also meine Vorstellungskraft an diesem zugegebenermaßen recht überschaubaren Grundstück reicht viel weiter. Es ist kein Naturgesetz, dass man auf kleineren Grundstücken mit Einheitsfassade bzw. Würfeln arbeiten muss. Das zeigt sich, wenn man mit offenen Augen durch die Stadt läuft. Ferner sollen mit Architektur ja auch gestalterische Herausforderungen, die mit dem Grundstückszuschnitt zu tun haben, gelöst werden. Im Idealfall...


    Im übrigen finde ich die jetzige Situation mit Alea eine deutliche Verbesserung zur vorherigen Situation. Nur die Fassade wäre nach meiner Auffassung an anderer Stelle (bspw. zwischen Straßenbahnhaltestelle und ParkInn-Fußbebauung oder als Anbau zum Panoramahaus, der weiterhin in der Planung feststeckt) besser geeignet gewesen und hätte dem Entwurf sicher besser getan, zumal das schwarze Glas in meinen Augen gut mit hellem Naturstein harmoniert (ein beliebter Kontrast insbesondere beim Geschäftshaus um 1900, siehe *Warenhaus Tiez Leipziger Str.)

  • Leider werde ich wohl in den nächten Jahren höchstens Berlins Flughafen zu Gesicht bekommen; ich würde mich sehr über eine Panoramaaufnahme des Platzes zwischen Fernsehturm und Bahnhof Alexanderplatz freuen - nur so aus Neugierde :)


    naja, so beeindruckend isses nicht...


  • IMHO einer der hässlichsten Neubauten der letzten Jahre. Das einzig interessante sind die WiederSpiegelungen der anderen Monströsitäten im Umfeld....





    alle Bilder copyright BerlinExCinere

  • Danke für die Bilder.


    Ein Solitär dorthin zu stellen halte ich nicht für falsch. Kleinteiligkeit würde ich bevorzugen wenn die Gebäude von Süden und Norden in eine Blockstruktur integriert werden würden. Das ist hier aber nicht der Fall und war auch nie geplant.


    Was mich an dem Neubau stört ist der obere verschobene Aufbau. Die Fassade ist zu gewöhnlich und "drückt" mir zu sehr auf den unteren Teil. Auch das Weiß erscheint mir zu hell.

  • Kann mich da nur anschließen, aber die Kleinteiligkeit wird die Senatsbaudirektorin zu verhindern wissen. Schliesslich sind wir in einer Weltstadt (mit überschlagender Stimme und schweizer Akzent zu sprechen.

  • Für einen kurzen Moment in der Geschichte war Berlin der Nabel der Welt. Gründerzeit, technische Vormachtstellung Deutschlands in der Welt, dessen Hauptstadt Berlin war; eine Stadt die selbst binnen eines Menschenlebens quasi aus dem Nichts zur Millionenmetropole wurde. Und dabei selbst die einfachen Arbeiterquartiere mit Stuck ausstattete, trotz der sichtbaren Pracht aber auch und gerade eine pulsierende Subkultur hatte und Maßstäbe, was modernes Design usw. anbelangt, setzte. Und der Alex, dem gleich mehrere literarische Denkmäler gesetzt wurden, war der Nabel dieses Berlins. Ein Ort von einem Tempo, das einem schon beim Lesen von Döblins "Berlin Alexanderplatz" fast schwindlig wird.


    DAS ist der Anspruch, an dem ich alles bemesse, was am Alex geschieht. Und das.. :nono:

  • ^
    Guten Tag, das ist nun je nachdem welche Epoche dir vorschwebt über 100 Jahre her. Dazwischen gab es einiges an Geschichte.


    Und dabei selbst die einfachen Arbeiterquartiere mit Stuck ausstattete, trotz der sichtbaren Pracht aber auch und gerade eine pulsierende Subkultur hatte und Maßstäbe, was modernes Design usw. anbelangt, setzte.


    Ja, früher war eben alles besser. Z.B. Stuck aus dem Katalog der nach 15 Jahren schon von der Fassade gebröckelt ist.


    Konstantin
    Genau dort wo jetzt das Alea entstanden ist brauchts m.E. keine Kleinteiligkeit.

  • Und dabei selbst die einfachen Arbeiterquartiere mit Stuck ausstattete, trotz der sichtbaren Pracht aber auch und gerade eine pulsierende Subkultur hatte und Maßstäbe, was modernes Design usw. anbelangt, setzte.


    Die Vorstellung, dass alle Berliner vor dem ersten Weltkrieg in luxuriösen Wohnungen lebten und stets im feinen maßgefertigten Zwirn und Maßschuhen durch die prächtigen Straßen flanierten usw. begegnet mir in letzter Zeit häufig.


    Zumindest mit Menschen die vor dem zweiten Weltkrieg schon lebten konnte ich mich selbst noch unterhalten und die waren im Rückblick nicht so begeistert vom damaligen "Wohlstand".

  • Es ist genauso ein Mythos, dass der Stuck nach 15 Jahren "von der Fassade gebröckelt ist". Wie man nach der Wende unschwer sehen konnte, waren die Altbauten zwar in toto ruinös, weil nicht selten seit der Erbauung noch keine Generalüberholung stattgefunden hatte, aber der Stuck war noch dran.

  • Gerade städtebaulich wirkt das Alea doch absolut positiv. Zusammen mit dem OCE-Gebäude bekommt der Vorplatz des Fernsehturms endlich eine ordentliche Fassung. Gleichzeitig wird der Eingangsbereich in die Rathausstraße definiert. Eine kleinteiligere Bebauung fände ich hier angeischts der umgebenden Großstrukturen auch recht unpassend.

  • Meine Güte, Bato, du fällst doch sonst nicht auf solche Beiträge herein. Der Stuck aus Kalkputzzement (nicht, wie der zitierte Beitrag insinuiert schlichter Mauermörtel), Grauzug genannt, hat Haltbarkeiten um die 50-70 Jahre wenn keine Westgruppe der Sowjetstreitkräfte, englischen Bomber oder 30 Jahre Vernachlässigung durch die Kapitalvernichtung nach dem 1. WK zusammenkommen. Der "Gips auf Drahtgeflecht" ist Rabitz, der sich z. B. rund um Kollwitz- und Chamissoplatz als erstaunlich widerstandsfähig erwiesen hat.


    Und wieso soll es denn "mangelnde Natursteinvorkommen" in Deutschland gegeben haben? In Berlin wurde mit schlesischem, sächsischem, frankischem und magdeburger Sandstein gebaut. In Frankfurt herrscht der Mainsandstein vor, andere Großstädte haben ihre regionalen Brüche. Vielleicht meint der Autor fehlende Marmorvorkommen, aber das ist doch keine Ursache für die Verwendung von Putz, Grauzug und Rabitz.


    Und wenn wirklich der Stuck/Grauzug "wahllos von den Bauherren an die Fassaden ihrer ziemlich einförmigen Steinkästen gepappt" worden wäre stünden nicht mehr dieser Häuser unter Denkmalschutz als von von allen anderen Baustilen zusammen.

  • ^ Nach längerer Betrachtung (ich sehe den Würfel aus größerer Distanz täglich im Vorbeifahren mit dem Fahrrad) muss ich leider eine deutlich negative Bewertung abgeben. Der Bau ist der immer noch sehr prominenten Lage nicht angemessen. Auch wenn die Umgebung sehr geschunden ist, so sind die dortigen Leitbauten (Rotes Rathaus, Bahnhof Alexanderplatz, Fernsehturm, Behrens Bauten) erstklassige Bauten. Die Marienkirche hat hohe lokal-historische Bedeutung. Da sollte man mehr erwarten als ein Aufmerksamkeit heischendes Banalbauwerk. Nichts finde ich schlimmer, als dass ein wenig anspruchsvolles Gebäude durch einen Kunstgriff aufgepeppt wird (hier der Fassadenwechsel und die Verdrehung). So etwas steigert die die Banalität gegenüber einem unauffälligem aber ehrlichen Zweckbau m.E. ins Geschmacklose. Einen zweiten Cubix, der auf einen derartigen Kunstgriff verzichtet, hätte ich deutlich besser gefunden. Ich vermute, dass sich dieser Bau nahtlos in die Reihe an Tiefschlägen (Alexa, Neue Mitte, Ramada und nun Alea) einreihen wird. Ich bemühe mich wirklich um Optimismus, kann aber hier nichts gutes entdecken, außer dass - optimistisch Gedacht - durch die laufenden Bauprojekte der direkten Umgebung eine Grundlage für eine Welle hochwertigerer Bauten gelegt werden könnte.


    Zur Stuckdiskussion möchte ich einen Satz schreiben: Ich finde es traurig wie im Forum inzwischen an der allgegenwärtigen Realität in Deutschland vorbei geschrieben wird. In allen deutschen Großstädten gehören die Gründerzeitviertel zu den beliebten und lebendigen Kiezen, was ganz einfach an ihrer Bauweise liegt, die viel Wohnraum, Urbanität, Menschlichkeit in der Ästhetik und Kleinteiligkeit miteinander verbindet. Als Beispiel nenne ich mal das Frankfurter Nordend, in dem ich als Student unterm Dach mit Dusche in der Küche und Außentoilette gelebt habe (um von den vergifteten Berliner Diskussion wegzukommen). Die Leistung, dass solche Viertel in kurzer Zeit hochgezogen wurden und bis heute ausgezeichnet funktionieren, sollte man anerkennen.


    Im Forum werden derzeit auf breiter Front Neubauprojekte extrem disqualifiziert, die Gründerzeit beschimpft und nur die Großsiedlungen der zweiten Hälfte des 20.JH werden über den grünen Klee gelobt. Die durchschnittliche Meinung, was den Wert von Städtebau betrifft, dürfte wohl entgegengesetzt sein. Nicht, dass wir langsam zum Freak-Forum werden! ;)