Charité und HU-Campus Nord

  • Meine Meinung will ich euch natürlich nicht vorenthalten. Mir gefällt der Bau, alles in allem ein gut gestalteter Funktionsbau. Ich finde dass er sich entgegen der Kritik eigentlich sehr wohl in die Umgebung einfügt, die Strassenseite folgt doch der blockrandigen Vorgabe. Die Rückseite ist zum Garten hin geöffnet, was die Büroangestellten sicher freut.

  • bevor ihr jedes Gebäude, dass euch nicht in euren Kram passt, gleich in Grund und Boden hetzt, kombiniert mit den üblichen Architekten-Beleidigungen


    Dieses Gebäudeensemble soll in einem Bochumer Grüne-Wiese-Gewerbegebiet entstehen, angeblich nach den Feng-Shui-Prinzipien. Meiner Meinung nach könnte man genausogut beide Entwürfe tauschen. Ich empfinde sie keinesfalls als hässlich - sogar als viel interessanter als jenes Bürogebäude, in dem ich meine Arbeitszeit verbringe. Lediglich die Interaktion mit den Nachbarn fehlt; in dieser Hinsicht muss ich zwanghaft an Autismus denken.


    Es stimmt, dass das Areal nicht homogen ist, aber teilweise Einhaltung des Blockrandes, damit verbundene Umfassung des Gartens und die Höhe - das ist noch zuwenig. Mir fällt auf, dass die Fassaden des Gebäudes an der Hannoverschen Straße genauso das Thema des Giebels aufnehmen wie die unter #6 gezeigten - ohne die Gestaltung gleich zu kopieren. Einen weiteren Versuch unternahm man sogar beim Bestandsgebäude auf dem Bild im Beitrag #7 (diesmal leider nicht ganz erfolgreich). Das grüne Gebäude spricht hingegen eine völlig andere Sprache.

  • DaseBLN:


    Die Frage die ich mir stelle ist: Was heißt sich gestalterisch mit dem Stufengiebel auseinandersetzen? Ist eine neue symmetrische Eingangssituation genug um zu sagen man habe sich mit dem Stufengiebel auseinandergesetzt? Oder muss man Fassade und Form nicht doch stärker mit einbeziehen?


    Eine ähnliche Frage: Was heisst Reaktion auf denkmalgeschützte Bebauung? Eine Reaktion kann eigentlich alles sein was gesetzlich erlaubt ist. Ich interpretiere die Zielsetzung so, dass Reaktion in diesem Zusammenhang Annäherung bedeutet. Nehme ich die Draufsicht beschreibt der Altbau ungefähr ein Rechteck. Kann für mich ein Trapez eine Annäherung an ein Rechteck sein? Tendenziell ja. Kann eine Ellipse für mich eine Annäherung an ein Rechteck sein? Tendenziell nein.

  • @ LE-Wel: versuch doch mal, die Gebäude zu tauschen. Dein Bochumer Beispiel wird in der Form wohl kaum an den Bauplatz in Berlin passen. Es würde bei Schließung des Blockrandes weder auf den Schaugiebel des Nachbargebäudes eingehen noch den Garten adäquat schließen. Du machst den selben Fehler wie deine Vorredner: du verwechselst das Gebäude mit seiner Fassade. Unabhängig davon: bringt es uns weiter, wenn ich jetzt Bilder aus Buch oder einem anderen preussischen Krankenhausareal poste und auf die Austauschbarkeit hinweise?


    @ Stunden: die Antwort ist ganz einfach - wenn sich der Neubau in Fassade und Form an dem Schaugiebel orientieren soll, dann schreibt man das genau so in die Anforderungen. Noch einmal: es nützt nichts, deine Wunschvorstellungen in eigentlich klar formulierte Zielstellungen hineinzuinterpretieren.


    Unabhäng davon, dass die "Draufsicht" eine denkbar schlechte Meßgröße für städtebauliches Einfügen ist - ein Plattenbaublock würde von oben gesehen gar hervorragend mit dem langgezogenen Altbau harmonieren - kann man das auch als zwei verschachtelte Dreiecke mit abgerundeten Ecken sehen. Ist das irgendwie relevant? Tendenziell nein.

  • Für einen Fehler halte ich, der Fassadengestaltung nicht genügend Aufmerksamkeit zu widmen. Während das Innere nur von wenigen Menschen erlebt wird, die Fassaden nimmt jeder Passant wahr - allerdings stets als Teil eines städtischen Ensembles aus mehreren Bauten.


    Wenn wir mit Beispielen operieren wollen - die neue US-Botschaft am Pariser Platz finde ich nicht mal unbedingt überzeugend, als einzelnes Werk betrachtet. Ich schätze jedoch die Mühe, in Interaktion mit den Nachbarn zu treten - ob bei der Materialwahl oder bei der Formensprache. Es wird nichts kopiert (das Hotel Adlon sieht so unterschiedlich aus) - aber reagiert.


    Sicher, man hätte die Anforderungen enger formulieren können - warum aber sollte es notwendig sein? Man könnte ebensogut sagen, ein Dialog zwischen benachbarten Bauwerken sollte ohnehin selbstverständlich sein. Dass es etwas mehr als einzig die Gebäudehöhe sein sollte, habe ich bereits geschrieben. Hier heisst es im Text (die Visualisierung kommentiere ich lieber nicht), man möchte die heterogene Situation homogener prägen und genauso den Maßstab wie auch die Materialität und die städtebauliche Körnung des historischen Nachbarn aufnehmen. Quelle: Bodamer Architekten!

  • Le-Wel:


    Heisst das, dass für dich Reaktion auch Annäherung bedeutet?


    Nach nochmaligem Durchlesen der Zielsetzung der Auslobung, muss ich sagen, dass eigentlich sehr wenig gefordert wird. Weder eine gestalterische Auseinandersetzung ist gefordert, noch das zurückversetzte Staffelgeschoss, noch die Erhaltung der Eigenart des Campus. Auch der Satz "Hierauf muss die Neubebauung mit Form und Höhenentwicklung reagieren" sagt wenig konkretes, weil unklar ist worauf sich das "hierauf" bezieht.


    Meiner Meinung nach suggeriert die Zielsetzung etwas, worauf sie hinaus will, was sie sich aber nicht traut zu fordern. Die Formulierungen sind schwammig.

  • Was heißt schon "in Dialog treten"? Das ist doch schwammiger Worthülsenmüll ohne jegliche Bedeutung. Auch das Pissoir am Gendarmenmarkt steht im Dialog mit dem Schauspielhaus. In der Ausschreibung waren schlicht alle Freiheiten (fast zumindest) gegeben. Dafür finde ich das Ergebnis ganz gut.
    Die Gegend ist wirklich sehr heterogen - egal was man gebaut hätte, es wären Gegensätze entstanden. Außerdem liegt das Gebäude in einer kuzen Nebenstraße mit Sackgassencharakter (die nun schön gefasst wird), welche als Campuszufahrt dient - sooo viele Leute passieren hier also nicht. Recht überspitzt formuliert haben wir es mit einer Rückbebauung zu tun. Dafür ist das Gebäude ja wohl mehr als was man erwarten würde. Das Erscheinungsbild der Hannoverschen wird sich praktisch nicht verändern. Sichtbar wird das neue Gebäude nämlich NUR, wenn man Richtung Torstraße fährt und dann lediglich auf geschätzten 30 Metern, wenn man die scharfe Linkskurve beim angrenzenden Altbau passiert und ohnehin auf die Straße guckt ;).

  • Man kann es auch übertreiben. Es sollte nicht vergessen werden, dass das Gebiet keinesfalls mit Höhepunkten der Baukultur homogen bestandenen sondern durchaus heterogen bebaut ist.


    Moment mal - das Ding steht ja quasi noch auf dem historischen Gelände der Tierarzneischule. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass man derartig modernistische Schandmale dort gestattet.

  • Neubau einer Vorklinik und eines Forschungsgebäudes

    Ein kleines Fotoupdate der Baustelle:


    cha1.jpg


    cha2.jpg


    cha3.jpg


    Und wo wir gerade beim "historischen Gelände der Tierarzneischule" waren - die Fassadenrestaurierung des Trichinentempels kommt ganz langsam voran:


    cha4.jpg


    Danke fürs Betrachten! :)

    2 Mal editiert, zuletzt von Backstein ()


  • Und wo wir gerade beim "historischen Gelände der Tierarzneischule" waren - die Fassadenrestaurierung des Trichinentempels kommt ganz langsam voran:


    Ja das ist mir auch aufgefallen. Das scheint ein Ein-Mann-Projekt zu sein. Der Zustand hat sich eigentlich seit dem Frühjahr nicht wesentlich verändert.

  • Neubau einer Vorklinik und eines Forschungsgebäudes

    Fotoupdate von der Baustelle. Es wächst:





    Das Gebäude der ehem. Tierarzneischule ist jetzt zur Luisenstraße hin vollständig gerüstfrei und wieder in seiner ganzen Pracht zu bewundern. Für mich eines der schönsten Gebäude in dieser Gegend:




    P.S. Beim Anatomischen Theater hab ich auch vorbeigeschaut - leider sieht es dort immer noch genau so aus wie auf dem Foto in meinem letzten Beitrag vom 05.11.2010 - daher lohnt kein neues Bild.

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  • Hey, was hat man denn da für ein Denkmal in den Hof der Tierarzneischule aufgestellt? Das war vorher jedenfalls nicht da.
    Ich finds schön, dass man in Berlin immer mehr historische Denkmäler wieder aufstellt. :)
    Danke für die Fotos, Backstein!

  • Das ist Andreas Christian Gerlach, ein Tierarzt. Leider hat er noch keinen Wiki-Artikel, weiß also nicht, was er so gemacht hat. Es Stand davor auf der Rückseite, im Garten.
    Das Gebäude ist echt ne Augenweide. Fast zu schade für die etwas abgelegenen Ecke. Sollte lieber ein Palais Unter den Linden sein...Der Straße tuts natürlich gut.

  • @ Ben: Danke für die Info.


    Ehrlich gesagt schätze ich die relative Abgelegenheit dieser Ecke sehr - eine meiner liebsten Gegenden in Mitte: Trotz der zentralen Lage noch weitgehend von Touristenscharen verschont, das große (etwas versteckte) Gartengelände hinter der Tierarzneischule ist eine ruhige, immer noch recht unbekannter Grünoase mit schönen alten Institutsgebäuden... Überhaupt finde ich die Luisenstr. nördlich der Stadtbahnbrücke bis zur Invalidenstraße eine sehr attraktive und abwechslungsreiche Straße: Einige Altbauten aus dem Mitte des 19. Jh., passable Neubauten aus den Nachwendejahren besonders südlich der Tierarzneischule, der Karlplatz, das Graefe-Denkmal, Robert-Koch-Platz und Platz vor den neuen Tor haben inzwischen ihre Fassung wieder... Auch die Charité-Gebäude aus der DDR-Zeit finde ich absolut okay.


    Ich finde es ausgesprochen positiv, dass es auch abseits der bekannten Straßen und Plätze mit geballten Sehenswürdigkeiten solche Kleinode gibt.

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  • Charité: Neubau Vorklinik und eines Forschungsgebäudes

    Auch vom Spreebogen aus ist eine ganz neue Perspektive im Entstehen:


    Einmal editiert, zuletzt von Backstein ()

  • Danke für die Fotos! Ich fahre ja jeden Tag daran vorbei und im Moment werden bahnseitig die Klinker angebaut. Finde ich gut, daß man sich dadurch an den umliegenden Charité-Bauten anpasst.

  • Ich habe das Fahrrad aus dem Keller geholt und bin gestern zum ersten Mal in diesem Jahr mit dem Rad unterwegs gewesen.Lernt man die Stadt gleich etwas anders kennen,da man langsamer unterwegs ist.
    Das ist der aktuelle Stand der Bauarbeiten.



    Hier noch ein Blick zum Hauptbahnhof.Möge er frei stehen bleiben.




    Unter der Kronprinzenbrücke

  • Neubau der Vorklinik

    Die Vorklinik wird jetzt auch mit - anders als auf dem Rendering abgebildet - rotem Backstein verkleidet.