Leipzig: Wilhelm-Leuschner-Platz + Areal an der Nonnenmühlgasse

  • Ich hab es mal ganz simpel gemacht und einen anderen Browser genommen - und konnte wieder alles ausfüllen. Wenn ich dann die Cookies lösche, werd ich bestimmt auch wieder aus Chrome heraus abstimmen können.


    Nicht repräsentativ wäre auch nicht tragisch, wenn ich dann nicht darauf bezogen wird "aber da haben doch ganz viele eine Wiese gewollt, also MÜSSEN wir dem auch nachgehen." (Um beim Beispiel Wiese zu bleiben).


    Aber ja - falls alle 1 Hektar beton wollen, und das der Stadt nicht gefällt, wird man auch Ihr Argument heranziehen und sagen: Ach war nicht repräsentativ, wir machen doch unsere tolle Wiese.

  • Ich weiß nicht, ob Schlagworte wie "grüne Wiese" oder "Beton" allzu zielführend sind. Was denkt ihr denn über die vorgeschlagenen Varianten?


    Meine Prioritäten und Wünsche wären diese:

    • so wenig versiegelte Fläche wie möglich (Asphalt, Beton, Pflaster), Eventflächen gibt es in der Innenstadt genug
    • viele Bäume
    • Verzicht auf pflegeintensive Blumenbeete, stattdessen ökologisch sinnvolle Stauden und Büsche, die auch Singvögeln Nahrung bieten
    • schöne (!) Kunst im öffentlichen Raum, z. B. mit Bezug zum neuen Naturkundemuseum
    • Bau-Spielplatz, damit auch Kinder an der Stadt mitbauen können. Keinen Pseudo-"Spielplatz" wie am Kurt-Masur-Platz oder in der Reichstraße
    • Mini-Flächenverbrauch für das neue "Freiheits-Denkmal"
    • Sitzmöglichkeiten

    Bis auf den Spielplatz wäre das alles leicht umzusetzen und sogar kostensparend.


    Architektonisch wird der Platz nach den anstehenden Bauvorhaben zu urteilen unterdurchschnittlich (Größe und Lage des Platzes im Verhältnis zur Größe und Bedeutung Leipzigs). Es wäre schön, wenn die Entscheidenden wenigstens bei der Platzgestaltung etwas ökologisch, ästhetisch und nutzungsbezogen Innovatives hervorbringen.

  • Nochmal zur so "rege" Geführten Diskussion über Kunst am modernen Bau (scheint ja viele hier im Architekturforum zu interessieren).

    Unter 10% prognostizierter Gewinnmarge läuft absolut gar nichts, weil alles was darunter liegt als zu riskant angesehen wird

    Da ist es wieder, das Kostenargument. Sorry, das zieht nicht. Nehmen wir das Urbanum oder das IfL mit rund 50 Mio. Investitionsvolumen. Nehmen wir weiter an, ein/e Bildhauer/in kreiert eine Skulptur für den Eingangsbereich, Kostenpunkt 10.000 Euro inkl. Einbau in eine Wandnische oder auf einen Sockel. Das sind 0,02% der Gesamtsumme. In Zukunft werden sich bildhauerische Arbeiten zudem immer leichter von Maschinen ausführen lassen.


    Was kostet es wohl, einige Keramikreliefs oder Emaille-Platten fertigen zu lassen, die an der Fassade angebracht werden? Wie teuer ist es, einen Künstler ein kleines oder großes Mural an die Fassade eines Neubaus malen zu lassen? Sicher alles auch unter 10.000 Euro zu haben, Künstler verdienen leider nicht so viel Geld.


    Am Burgplatz sind gleich sechs sehr aufwändige Sandsteinskulpturen an der Fassade montiert worden. Warum? Weil der Architektenentwurf, der dies vorsah, den Wettbewerb gewonnen hat. Weil sich ein Architekt getraut hat, dies vorzuschlagen. Wenn kein Entwurf Kunst am Bau vorsieht, wie ja fast immer der Fall, kann auch keiner realisiert werden.


    Die DDR war ein armes Land. Aber für Kunst am Bau waren sehr viel häufiger Mittel und Willen vorhanden als heute. DDR-Kunst, die im Depot schlummert, könnte man übrigens auch noch häufiger in Neubauten integrieren wie schon geschehen an der Uni, beim "Magnolia" (Hamburger/Dessauer Str.) oder der SEB.


    555Farang schreibt es an einer Stelle doch ganz klar: über "Fragen der Ästhetik" wird zu wenig gejammert. Die Mehrheit auch der Entscheidenden hat sich so sehr an eine unterentwickelte Baukultur gewöhnt, dass diese kaum noch hinterfragt wird. Die Kosten dienen dann als vordergründiges Totschlagargument, so unsinnig es auch sein mag (siehe oben), denn Kostenoptimierung ist ja so etwas wie das moralische Fundament unserer Gesellschaft.

  • So betrachtet ist das Urbanum1 ein kleines Schmankerl, zumindest was Fassadenmaterialien, -gliederung und Anpassung an die direkte Umgebung angeht.

    Volle Zustimmung gäbe es von mir, würde das Urbanum an der Merseburger Straße entstehen. Der Leuschnerplatz ist zu prominent für so ein unambitioniertes Gebäude.

    • einzige Differenzierung der Geschosse zwischen Sockel und oberem Teil 3. bis 7. Etage.
    • weitgehend einheitliche Rasterung der Fenster
    • keine Dachlandschaft
    • geringe Plastizität der Fassade, kaum gestalterische Spannung
    • Eckrisalite heben sich gestalterisch nicht ab sind unproportioniert zur enormen Gebäudemasse
    • Glasbrüstungen sind m. E. ein oft zweifelhaftes gestalterisches Element

    Ein Gebäude, das dem Urbanum recht ähnlich ist und auf das einige der genannten Kritikpunkte auch zutreffen, und dessen Entwurf dennoch gelungener ist: Garden Halls in London (gehobenes Studentenwohnheim):


    londongardenhallsesc3n.jpg

    Quelle: https://tpbennett.com/work/garden-halls/


    gardenhalls473esl.jpg

    Quelle: https://www.maccreanorlavingto…work/detail/garden-halls/


    • + dreiteilige Differenzierung der Geschosse plus Dach
    • - weitgehend einheitliche Rasterung der Fenster
    • + Dachlandschaft farblich und gestalterisch abgesetzt
    • + hohe Plastizität der Fassade, gestalterische Spannung
    • + moderne Ornamentik bei den Metallblenden und beim Eingangsbereich
    • - für die Gebäudegröße zu monoton, auf dem kleineren Grundriss des Urbanums wäre es super
    • weil kein Eckgebäude auch keine dahingehende Gestaltung. Der niedrigere Eckbau könnte aber Teil des Entwurfs sein, das Hochhaus Altbestand:

    gardenhalls2qneba.jpg

    Quelle: https://www.maccreanorlavingto…work/detail/garden-halls/


    gardenhalls3p2c5u.jpg

    https://www.mecserve.com/portf…iversity-of-london#loaded

  • Volle Zustimmung gäbe es von mir, würde das Urbanum an der Merseburger Straße entstehen. Der Leuschnerplatz ist zu prominent für so ein unambitioniertes Gebäude.


    Lieber noch 70 Jahre Brache. Absurdes Anspruchsdenken. London ≠ Leipzig! Keine Sorge, die kommenden 5 Jahre wirds (abseits von den noch in der Pipeline befindlichen Projekten) eh keine Bauaktivität mehr geben. Genügend Zeit grandiose Vorschläge zu entwickeln, wie Urbanität (≠ Brachfläche) und Kostenproblematik unter einen Hut zu bekommen sind.

  • Lieber noch 70 Jahre Brache.

    Tatsächlich! Im Ernst, am Leuschnerplatz wäre mir Brache lieber, in der Hoffnung, dass künftige Generationen dort Besseres zustande bringen. Es ist nun einmal ein besonderer Platz, an dem mir persönlich (noch) ungebaute Chancen lieber sind als gebautes Mittelmaß, das dort dann 70 Jahre (naja eher 40...) herumsteht. Den horror vacui, den viele hier im Forum empfinden, teile ich nicht. Am Leuschnerplatz die Brachen zu stopfen, ist mir zu wenig ambitioniert für Deutschlands siebentgrößte Stadt.


    Dass ein Garden Halls so viel teuerer zu errichten wäre als das Urbanum, ist mir nicht plausibel. Es ist einfach ein besserer Entwurf. Ich habe absichtlich ein Vergleichsgebäude herangezogen, das dem Urbanum in vielen Punkten sehr ähnlich ist.


    Im Übrigen gibt es ja durchaus Beispiele, das sensible Fassadengestaltung nicht teuer sein muss. Oben habe ich z. B. etwas über Kunst am Bau geschrieben, darauf bist du leider nicht eingegangen. Günstig bauen, dennoch Fassaden abwechslungsreich gestalten, das ist möglich und muss viel stärker ins Aufgabenrepertoire von Architekten.

  • .....

    Nehmen wir weiter an, ein/e Bildhauer/in kreiert eine Skulptur für den Eingangsbereich, Kostenpunkt 10.000 Euro inkl. Einbau in eine Wandnische oder auf einen Sockel. Das sind 0,02% der Gesamtsumme. In Zukunft werden sich bildhauerische Arbeiten zudem immer leichter von Maschinen ausführen lassen.

    Bildhauerische Arbeiten lassen sich schon heute 3-dimensional mit Maschinen herstellen.

    Nur macht das nicht die 50.000 € Maschine sondern eher die 500.000 € aufwärts Maschine.

    Und will ich dann noch eine 170 cm große Skulptur wird mich schon der Rohblock Sandstein an die 10.000 € kosten.

    Also ist Aufwand und Material zusammengerechnet der "Kostenpunkt 10.000 €" eher die untere Grenze für ordentliche Kunst am Bau und fällt leider oft in der fortlaufenden Kostenberechnung weg. Sicherlich muss es nicht die Naturstein-Plastik sein, es gibt mittlerweile auch etliche gute andere Materialien.

    Zu den Plastiken am Burgplatz nur soviel, nach meinem Kenntnisstand hat die Stadt die Fassadengestaltung mit den Plastiken festgeschrieben.

    Diese Möglichkeit gibt es, wird aber leider viel zu wenig angewendet.

  • nach meinem Kenntnisstand hat die Stadt die Fassadengestaltung mit den Plastiken festgeschrieben.

    Diese Möglichkeit gibt es, wird aber leider viel zu wenig angewendet.

    Das ist ja interessant! Beim Burgplatz glaube ich das nicht so recht, denn es war wie geschrieben der einzige Entwurf mit Fassadenschmuck im Wettbewerb. Andererseits ignorieren Architekten ja auch gern mal Wettbewerbskriterien (und kommen oft genug damit durch).


    Die 10.000 Euro waren einfach eine aus der Luft gegriffene Summe und nun von Steinhauer als "untere Grenze" bestätigt. Dafür bekommt man sicher eine Skulptur, ob aus Stein, Metall oder etwas anderem. Größe, Komplexität, Material lassen sich natürlich nach oben skalieren. Eines gebe ich aber zu bedenken: bei Rekonstruktionen finden sich auch Investoren, wenn die Lage nur attraktiv genug ist, und finanzieren aufwändigste Fassaden. Das sind ja auch Leute, die rechnen können, und offenbar geht die Rechnung in Dresden und anderswo auf. Eigentlich braucht man sich nur in Leipzig die vielen Neubestuckungen anzuschauen. Stuck an Neubauten? Undenkbar.

  • Laut LVZ und L-IZ beginnen auf dem Markthallengrundstück Abbrucharbeiten (Teil des Kellers) sowie Fällungen von 28 Bäumen und Entfernung von Hecken. Für die Verlegung einer Fernwärmeleitung an die Grünewaldstraße sei dies notwendig. Es soll jedoch immer Grün auf dem Platz verbleiben. Nördlich des Citytunnelaufgangs sollen ab Oktober temporär Bäume und Sträucher angepflanzt werden.


    Gegen Ende des Jahres soll der Bau des Global Hub starten. Bis dahin sollten die Bauarbeiten am IfL bereits begonnen haben.

  • […] dass es nun 2023 aber wirklich auf 4 Baufeldern losgeht (AOC, Bowlingtreff, Global Hub, Leibnitz Institut) und […] internationale Wettbewerbe für das Freiheits- und Einheitsdenkmal (Baustart 2024) sowie die Grüngestaltung der westlichen Platzhälfte stattfinden […]


    Da es dieses Jahr mit dem Global Hub losgehen soll (die Baufeldfreimachung ist inzwischen abgeschlossen) hier noch ein render, das wir m.M.n. noch nicht hatten:


    3a759eaf-2cbe-495a-bzfd3c.jpeg


    Ich bin da mal auf die Umsetzung gespannt, vor allem was die Materialien angeht. Die einheitliche Traufhöhe scheint sich an den beiden Eckgebäuden am Addis-Abeba-Platz zu orientieren, was auf eine hohe und urbane Bebauung entlang der Grünewaldstraße hoffen lässt:


    a66beddc-c054-4205-991eiw.jpeg

    schulz+schulz maps

  • Vor einigen Tagen wurden beim Urbanum 1 die Baustellenschilder ausgetauscht - die AOC scheint also final mit dem hier schon gezeigten, überarbeiteten Entwurf [DAF] an den Start zu gehen:


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    ©555Farang aoc

  • Ich weiß nicht, ob damals schon die Visualisierungen der Innenansichten auf der Website waren, im Forum waren sie jedenfalls nicht zu sehen.


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    Wer widerspricht mir und findet das keineswegs steril? Auf mich wirkt es dystopisch.


    Auch immer wieder schön zu sehen: Riesige Flächen für die Aufbewahrung von Luft - von erwärmter bzw. gekühlter Luft, um es am Rande zu erwähnen - Fenster und Deckenleuchten, die sich nur mit Hebebühne reinigen oder warten lassen... so geht Ressourcenschonung. Einerseits tolle Lichtstudien machen und Lichtschächte einplanen und anderseits einen nicht unerheblichen Teil der Fassade nur mit winzigen Fensterschlitzen versehen, was soll das? Von den Massen an Beton, als gäb's kein Morgen, mal nicht zu reden. Aber bei der Bauakademie in Berlin darf es wegen des Klimawandels keinesfalls eine rekonstruierte Fassade sein... Wo bleibt der BDA, wenn er mal wirklich gebraucht wird zur Rettung der Umwelt?


    ifl-lobby_page_03oidex.png


    ifl-lobby_page_020iiyw.png


    ifl-lobby_page_01vcdax.png


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    Ich rudere zurück, es gibt Pflanzen im Inneren und einen Baum hinter der Fassade. Es ist also doch ein umwelt- und menschenfreundlicher Entwurf und kein Hochsicherheitstrakt, wie es zuerst wirkte.




    ifl-atrium_page_017zfve.png



    Bildquelle: https://www.henchion-reuter.co…te-for-regional-geography

  • ^^ ich kann da keinerlei Dystopie erkennen. Bei den Darstellungen sind der Eingangsbereich, Bibliothek, Konferenzsaal, sowie die Erschließungskorridore gezeigt. Bis auf die Bibliothek und Konferenzsaal bieten die öffentlichen Räume verschiedenen Infrastruktur-Ebenen, Oberlichter, und (voraussichtlich geschliffener) Sichtbeton sowie Blickfelder durch Glaswände. Was vor allem im Bereich der Spitze den monolithischen Charakter von Außen nach Innen holt. Das sind nicht nur zulässige Gestaltungsformen sondern finde ich das Spiel von verschiedenen Ebenen und Lichteinlässen spannend.


    Die öffentlichen Räume in dem Gebäude durch Aufenthaltsflächen, Gastronomie sowie öffentlich zugängliche Bereiche wie Bibliothek werden sich als wissenschaftliche Einrichtung natürlich mit Leben füllen.

  • [...]

    Ich bin da mal auf die Umsetzung gespannt, vor allem was die Materialien angeht. Die einheitliche Traufhöhe scheint sich an den beiden Eckgebäuden am Addis-Abeba-Platz zu orientieren, was auf eine hohe und urbane Bebauung entlang der Grünewaldstraße hoffen lässt:


    a66beddc-c054-4205-991eiw.jpeg

    schulz+schulz maps

    Schon alleine dieser Bau an der Grünewaldstraße wird den Charakter der bisherigen Brachflächen grundlegend verändern und eine positive Bauflucht in der dortigen Straße entsteht. Auch der "Addis-Platz" bekommt eine wichtige bauliche Fassung.

    Mit den dort entstehenden Institutionen und Einrichtungen sowie der Markthalle wird sich der Durchlauf an Personen auch spürbar erhöhen und zu einer wesentlichen Belebung in dem kompletten (ehemalig Markthallen-) Viertel beitragen. Ich denke es ist nicht übertrieben, hier von einer der wichtigsten städtebaulichen Veränderung/Verbesserung in der Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg zu sprechen.

  • Was vor allem im Bereich der Spitze den monolithischen Charakter von Außen nach Innen holt.

    Da kann man ja unterschiedlicher Meinung sein, aber für mich sind eine offene, einladende Gestaltung und ein monolithischer Charakter Gegenpole.


    Dass sich die Räume "mit Leben füllen", ist ja klar. Ich erwarte auch nicht, dass jene Mitarbeiter/innen, die eine andere Architektur bevorzugt hätten, deswegen kündigen oder Besucher, die an Bibliothek oder Veranstaltungen interessiert sind, es nicht zu betreten wagen. Aber zieht der Bau z. B. auch uninformierte Passanten an?


    Zu meinen konkreten Kritikpunkten bezüglich sinnvoller Ressourcennutzung hast du leider nichts geschrieben, schade. 😕


    Ob eine Gestaltung "zulässig" oder für Architekturinteressierte "spannend" ist, sollte bei einem öffentlich finanzierten Bau mit öffentlicher Nutzung nicht maßgeblich sein.


    Vielmehr hat dieser sich an den Bedürfnissen der Mehrheit der Nutzenden zu orientieren. Du greifst etwa den Sichtbeton heraus. Wie ich in einem anderen Beitrag schon schrieb, ist dieser laut Forschung der TU Dresden der "unbeliebteste Baustoff der Welt" für Fassaden. Herausgearbeitet wurde bei der Studie, dass Sichtbeton unter Architekt/innen signifikant als schöner bewertet wird als von der Mehrheit der Bevölkerung. Nun muss man nicht immer nach der Mehrheit gehen, aber nur das eigene Ego zu verwirklichen und sich dabei nicht weiterzuentwickeln, scheint mir auch nicht angemessen. Der Entwurf könnte problemlos 30 Jahre alt sein.


    Nächstes Beispiel Konferenzsaal: heller Boden, schwarze Decke, diese noch drückender wirkend durch das Herunterziehen des Schwarz bis zum oberen Teil der Wände. Wie kommt man nur auf so eine Idee? Dazu die Beleuchtung, die wirkt wie in einer Fertigungshalle.


    Ich könnte das noch ewig ausführen. Es gibt zum Beispiel nicht wenige Menschen mit schlimmer Höhenangst. Für die ist eine Situation wie in Bild 3 der Horror. Rechts eine riesige, bodentiefe Glaswand mit Blick in eine Schlucht, links ein großes Glasfenster im Boden.


    Ob das Wegesystem intuitiv ist, kann ich anhand der öffentlichen Planungsbilder nicht beurteilen, die Raumsituationen wirken aber teils sehr verwirrend auf mich. Dass hier das menschliche Verhalten und Empfinden im Mittelpunkt standen, kann ich nicht glauben. Folgerichtig wirken auch die visualisierten Personen wie Fremdkörper.


    Insgesamt illustrieren die Visualisierungen für mich alles, was man überhaupt falsch machen kann, wenn man nicht gerade einen sterilen, unfreundlichen Raum schaffen will. Einzig Treppenstufen, Handläufe und Regale aus Holz und das spärliche Grün lockern etwas auf. Selbst moderne Gefängnisse sind mithilfe von Farbgestaltung einladender konzipiert, wenngleich dann doch eher die Ähnlichkeiten zum IfL ins Auge stechen:


    https://www.deseret.com/2017/3…on-design-is-cutting-edge


    😅

  • Ich kann mich hier nur hedges anschließen: Auf mich wirkt das Innere schon durch seine Großzügigkeit und Helligkeit - unterstützt durch die hellen Materialien und die vielen Licht-Schlitze einladend. Mich erinnern die Entwürfe etwas an das Leopold-Museum in Wien. Ein großartiges und funktionales Gebäude: https://www.viennafilmcommissi…locations/leopold-museum/

    Ich könnte das noch ewig ausführen. Es gibt zum Beispiel nicht wenige Menschen mit schlimmer Höhenangst. Für die ist eine Situation wie in Bild 3 der Horror. Rechts eine riesige, bodentiefe Glaswand mit Blick in eine Schlucht, links ein großes Glasfenster im Boden.

    Soweit ich das erkennen kann, handelt es sich links der Person nicht um einen Glasboden sondern um eine Glasbrüstung. Rechts das von dir angesprochene Fenster zum Saal.


    Kannst du den Link der TU Dresden zum Thema Sichtbeton nochmal posten. Finde den nicht mehr. Würde mir das gerne im Zusammenhang der ganzen Arbeit durchlesen. Ist meiner Meinung nach eine sehr steile These, die man auch kaum überprüfen kann - noch dazu weltweit ;)


    Ich finde es auch etwas schwierig, wie du die positive Wahrnehmung von Sichtbeton ausschließlich einer Architektur-Elite zuschreibst und pauschal allen anderen Menschen, die nicht dieser Gruppe angehören, eine Ablehnung zudeutest. Geschmäcker sind zum Glück sehr verschieden und ebenfalls zum Glück wohl weniger durch Milieu-Grenzen definiert als von dir hier behauptet.

  • Mich erinnern die Entwürfe etwas an das Leopold-Museum in Wien.

    Ortner & Ortner haben den Wettbewerb für das Museumsquartier und das Leopoldmuseum 1990 gewonnen. Damit ist meine These, die Entwürfe für das IfL könnten locker 30 Jahre alt sein, bestätigt, vielen Dank. Im Grunde ist es ja auch so, Henchion Reuter haben damit ja auch nur einen alten Entwurf für einen Boxclub recycelt.


    Helligkeit im Gebäude ist natürlich schön, sollte aber von jedem, der ein Architekturstudium abgeschlossen hat, bewerkstelligt werden können. Kritisiert hatte ich, wie beim Entwurf das Licht ins Gebäude geleitet wird, siehe oben. Und Großzügigkeit ist manchmal auch ein Euphemismus für Verschwendung, die man sich leisten können muss. Ich sehe das kritisch. Repräsentativität und Offenheit lassen sich auch anders, heißt ressourcenschonender erzeugen.


    Zum erwähnten Post geht es hier:


    Ich schrieb übrigens nicht von "allen", sondern von Mehrheiten.


    Für was soll denn das eine Brüstung sein? Ich erkenne da ein Fenster im Boden, durch welches das untere Geschoss zu sehen ist. Aber die Renderings lassen einigen Spielraum für Interpretation.

  • Was hat denn das Alter damit zu tun, ob ein Gebäude gut funktioniert oder nicht? Gute Architektur ist zeitlos.


    Wenn es ein Fenster im Boden wäre, würde die hellgraue Fläche links der Person nicht parallel zum Boden verlaufen. Das tut sie aber. Daher bin ich ziemlich sicher dass das eine Glas-Brüstung ist, die den Gang zu einem Atrium begrenzt.

  • Was hat denn das Alter damit zu tun, ob ein Gebäude gut funktioniert oder nicht? Gute Architektur ist zeitlos.

    Interessantes Argument. Oftmals wird ja das gegenteilige Argument vorgebracht, dass jede Zeit ihre Architektur benötigt und deshalb ästhetische Brüche im Stadtbild gut und richtig sind und die Stile vergangener Epochen nicht wiederbelebt oder wiederholt werden sollen. Darüber kann man lange diskutieren, aber dass die Haltung zum Bauen, zur Ressourcenschonung und auch zur Ästhetik 1990 eine andere war als heute, scheint mir keine allzu steile These. Irgendeinen Fortschritt müsste es doch nach 30 Jahren des Lernens geben, oder?


    Schlechte Architektur wird übrigens nach 30 Jahren auch nicht besser. Eine Auseinandersetzung mit meinen konkreten Kritikpunkten, d. h. mit dem Versuch, Kriterien für gute oder schlechte Architektur am Beispiel des IfL zu definieren, kann ich in unserer Diskussion, wie so oft im Leipzig-Forum, bisher leider nur halbherzig erkennen.


    Nunja, es reizt mich sehr, über das Thema Fenster/Brüstung noch weiter zu diskutieren, weil mir völlig schleierhaft ist, was du da siehst, aber das ist so ein kleiner Nebenschauplatz, daran sollten wir uns wirklich nicht weiter aufhängen.