Leipzig: Stadtleben

  • Gut, dann selbst diese offensichtliche Binsenweisheit noch mit Zahlen unterfüttert. Mit "südliche EU" dürften Italien, Spanien, Portugal und Griechenland gemeint sein. Die letzten Wanderungsbilanzen dazu gab es im Statistischen Quartalsbericht I/2019, schon damals waren nur 212 mehr Personen aus diesen Ländern nach Leipzig zugezogen als weggezogen. Das waren 2018 selbst am Wanderungssaldo nur 3 %. Ein solcher Randaspekt taugt nicht als Grundlage für Prognosen zur zukünftigen Einwohnerentwicklung. Dass der Wanderungsdruck aus diesen Ländern aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung seit 2018 nachgelassen haben dürfte, kann man auf den Eurostatseiten selber recherchieren.

    Wie schon andere schrieben, sind die südlichen Länder der EU ja auch Süd-Osteuropa. Personen von dort haben ja auch schon einen höheren Anteil in der Migrationsgeschichte der letzten Jahre in Leipzig.


    Außerdem stellen bisher fehlende Migrationsströme aus Italien, Spanien, oder Griechenland keine Grundlage für eine zukünftig nicht stattfindende Migration aus diesen Ländern nach Leipzig. Wenn es um Arbeit geht, geht es um Arbeit. Dann spielt evtl. auch der von 'Cowboy' angesprochene Fakt, dass Leipzig nicht nur im Kontext von Deutschland wächst, eine Rolle. Größere Migrationsströme in zB das Ruhrgebiet bleiben mittlerweile seit mindestens zwei Jahrzehnten aus. Dafür treten sie in anderen Ballungsräumen verstärkt auf. Und dann werden wir sehen ob dabei Leipzig eine Rolle spielt, da sich mit der wirtschaftlichen Struktur auch die Arbeitskraftnachfrage ändert.

  • ^ Wobei das ständige Gerede vom preiswerten Wohnraum in Leipzig seitens der Presse auch ein bisschen nervt, zumal ich finde, dass dieser Fakt nicht entscheidend für das Leipziger Bevölkerungswachstum in den letzten 10 Jahren war. Ich meine, Gelsenkirchen bietet auch preiswerten Wohnraum, ohne dass die Leute dort in Scharen deswegen hinziehen würden.

    [...]

    Für die Zukunft bin ich sehr optimistisch, dass der Wachstumstrend anhält. Die Signale aus der Wirtschaft sind weiterhin positiv, die Stimmung ist trotz Corona gut, so dass eine ähnlich rasante Entwicklung auch in diesem Jahrzehnt nicht auszuschließen ist. Erfreulich finde ich in dieser Hinsicht auch, dass die Stadt beim Ausbau von Kitas und Schulen deutlich vorangekommen ist und vor allem Schulen inzwischen modernsten Anforderungen genügen. Das sah vor 5 Jahren noch anders aus.

    Ich kann mit dem Mietpreis-Ansatz auch nicht viel anfangen. Das mag für gewisse Personen ein Faktor sein. Aber denn schätze ich ausserhalb des Studentenkreises für eher gering ein. Vor allem im Kontext der Gesamtzahlen. Auch hält das Argument kaum stand, wenn man sich die klassischen Migrationsmagneten wie New York, London, oder Paris anschaut.


    Leipzig hat seit rund 15 Jahren nicht nur mit das höchste Bevölkerungswachstum sondern auch das von dir beschriebene Arbeitsmarktwachstum in Deutschland. Damit können wir eindeutig davon ausgehen, dass der Arbeitsmarkt einen großen Teil des Bevölkerungswachstums beeinflusst. Und auch ich sehe hier keine erstmal keine größere Abschwächung.


    PS: die angekündigte große Nummer könnte tatsächlich auch ein Tech-Gigant aus den USA sein. Genaueres dazu gibt es aber noch nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von hedges ()

  • PS: die angekündigte große Nummer könnte tatsächlich auch ein Tech-Gigant aus den USA sein. Genaueres dazu gibt es aber noch nicht.

    Google, Apple und Tesla fusionieren und verlegen ihre Kommandozentrale in die Tiefgewölbe des Völkerschlachtdenkmals...

    Spaß beiseite, ist das nur ins Blaue geraten oder gibt es da irgendwo substantiellen Flurfunk?

  • ^ Google baut stark in München aus. Tesla produziert in Berlin. 'Cowboy' hatte den anderen von dir ins Spiel gebrachten immer mal wieder genannt. Aber noch nichts substanzielles. ;)

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    da muss ich widersprechen!


    In der Logistik-/Verladebranche braucht es Leute, die kräftig ziehen, schieben, zerren, heben und stapeln können. Das erfordert kein Studium, nur Durchhaltevermögen. Und soll keineswegs alle RampAgents als blöde hinstellen, es ist eine leicht anlernbare Tätigkeit. Wenn du im Berufsverkehr der DHL mitreist, siehst du die breite Streuung der Arbeiter.

    Leipzig braucht demnach dringend gering bezahlte, gering qualifizierte Lohnarbeiter, die dann mit ihren niedrigen Löhnen und dem geringen Bildungsgrad genau WIE die Stadt voranbingen?

    Ich wundere mich schon seit einer ganzen Weile, warum man in Leipzig jedwede Neuansiedlung größerer Logistik-Buden als erstrebenswert ansieht. In Bayern oder Baden-Württemberg rümpfen die Bürgermeister bei Ansiedlungsprojekten größerer Logistikketten schon die Nase - warum sollte man seine besten Flächen auch für Logistik hergeben, wenn die Software-Schmiede oder der Mittelständler deutlich mehr Kaufkraft induziert.


    Während man in anderen Städten hochqualifizierte Arbeitsplätze im Bereich Chipindustrie und Elektromobilität anlockt, freu man sich in Leipzig über die Logistikbranche. Nun ja. Aber vielleicht bin ich als Dresdner auch einfach etwas zu provinziell um das zu verstehen. Zuwanderung soll ja dagegen helfen.

  • Das ist ein tolles Projekt und es würde auch ohne "Lokalbrille" sehr gut, wenn nicht am besten nach Leipzig passen! Und es ist sicher auch im Kontext des "Forum des Rechts" auf dem Matthäikirchhof absolut wünschenswert. Das alles im Sinne der "Friedlichen Revolution", welche ja nicht nur durch viele eher weniger signifikante Orte folklorisiert, sondern auch von den Schwachmaten mit Maskenphobie gekapert wird. Da wäre eine sachliche und erlebbare Institution sinnvoll.


    Ein Areal mit einer inhaltlichen Gesamtkonzeption auf Bundesniveau, wäre auch mal außerhalb von Berlin, sicher in Leipzig sehr gut aufgehoben. Eine gegenteilige Argumentation und für die anderen Standorte wäre für mich schwer nachvollziehbar. Das muss ich ehrlich zugeben. In diesem Kontext, hebt das neue "Obama Presidential Center" die klassische politische- und gesellschaftliche Bildungsarbeit (die eben in Deutschland durch die gegenwärtigen Entwicklungen auf eine neue Ebene gebracht werden soll) der Presidential Libraries auf ein ganz hohes Niveau. Inhaltlich wie architektonisch. Davon kann man sich bei besagten Projekt, ruhig inspirieren lassen.

  • Leipzig braucht demnach dringend gering bezahlte, gering qualifizierte Lohnarbeiter, die dann mit ihren niedrigen Löhnen und dem geringen Bildungsgrad genau WIE die Stadt voranbingen?

    Ich wundere mich schon seit einer ganzen Weile, warum man in Leipzig jedwede Neuansiedlung größerer Logistik-Buden als erstrebenswert ansieht. In Bayern oder Baden-Württemberg rümpfen die Bürgermeister bei Ansiedlungsprojekten größerer Logistikketten schon die Nase - warum sollte man seine besten Flächen auch für Logistik hergeben, wenn die Software-Schmiede oder der Mittelständler deutlich mehr Kaufkraft induziert.


    Während man in anderen Städten hochqualifizierte Arbeitsplätze im Bereich Chipindustrie und Elektromobilität anlockt, freu man sich in Leipzig über die Logistikbranche. Nun ja. Aber vielleicht bin ich als Dresdner auch einfach etwas zu provinziell um das zu verstehen. Zuwanderung soll ja dagegen helfen.

    Also wie immer: erstmal Hausaufgaben machen bevor man schreibt.


    Die Logisitkbranche ist "nur" ein Teil des Arbeitsmarktes in Leipzig. Die IT-Branche mittlerweile nicht nur größer und mit dem höchsten Beschäftigungszuwachs in der Stadt, sondern auch mit der höchsten Wirtschaftsleistung. BMW und Porsche betreiben eine starken Shift zur Elektromobilität in ihren Leipziger Werken. Dort werden auch deutlich mehr Autos produziert als anderswo in Sachsen.


    Und sicher ist auch die Logistik-Branche erstrebenswert. Da es auf vielen Ebenen Arbeitsplätze schafft und sicher auch auf keinem Niedriglohnsektor. Vor allem im Kontext des Flughafens. Oder glaubst du, obere Managementposten, Pilot*innen, Flugzeugmechaniker*innen, Leitungsstäbe von Airlines, Sale, etc. pp. haben ihre Ausbildung beim Lotto gewonnen?


    Leipzig ist sicher einer der Logistik-Player in Europa, aber es ist nur ein Teil der hiesigen Wirtschaftsstruktur. Das nennt man diversifiziert. Letzterer Begriff ist lateinisch - nicht ursprünglich deutsch. Keine Ahnung, ob das dann irgendwie voranbringt....

  • Alles bekannt, danke dennoch für die "Hausaufgaben", da ist man gleich wieder kerzengerade wie damals auf der Schulbank.

    Im Beitrag von C.S. - auf den ich mich bezog - ging es um die Logistikbranche, nicht um BMW, nicht um Porsche. Es ging um "Leute, die kräftig ziehen, schieben, zerren, heben und stapeln können." Wie viele Piloten, Flugzeugmechaniker, Manager und Mitarbeiter in Airline-Leitungsstäben arbeiten denn in den Hallen von Amazon, DHL und Co?


    Es gibt Gründe, warum die boomende Stadt Leipzig in Sachen Kaufkraft Städte wie Chemnitz immer noch nicht überholt hat. Ist es nicht legitim, einen Strategiewechsel bei der Ansiedlungspolitik zumindest anzuregen? Gerade die Logistikbranche benötigt unglaublich große Flächen, die ja bekanntlich nicht unendlich zur Verfügung stehen. Wenn man flächenhaushaltspolitische Zielstellungen ernst nimmt, müsste man so langsam umdenken.

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    Hier muss ich wiederum widersprechen:


    Ganz verkehrt ist die Kritik nicht, dass Logistik-Schieber nicht DIE Nuggets in Sachen Kaufkraft sind. ABER. Durch die enormen Erweiterungen findet eben jener beschrieben Kampf um die Arbeiter über den Lohn statt. Während vor wenigen Jahren Dumping und Ausbeutung zum Aufstocken (zahlt die Kommune) führten und eben keinen Kaufkraftzuwachs brachten, sind die neuen Lohnlevel von 13 bis 14Euro/h enorme Verbesserungen, den alle Arbeitgeber mittragen müssen. Das ist eines der Ergebnisse des gewaltigen Wachstums. Ohne dieses wäre es echt mehr Hungerleiden. Und genau diese Wandlung setzt die Dynamik in Gang, dass der Zuzug nicht in Armut versaggert sondern den Familien mehr bietet wovon in 10 - 20 Jahren mehr Benefit erwächst für neue Ideen und neue Gründungen als weiterhin unterm Mindestlohn zu versauern.


    Korrekt ist auch, dass ich mich auf die Airport-Logistik bezog, halt weil ich da etwas minimalen Einblick habe. Die Ergänzungen zu anderen Branchen zeigen ja den Effekt von Wachstumstreibern. Mit dem Ausbau des DHL Hubs wie geplant auf 96 Standplätze (mehrfach genutzt mehr als 100 Jets / 24h) und dem amazon-Hub der PrimeAir mit geplanten 65 Flügen (meine Informanten sprachen da von Widebodies!) katapultiert sich LEJ durchaus an die Nummer 1 in Europa!

  • Im Beitrag von C.S. - auf den ich mich bezog - ging es um die Logistikbranche, nicht um BMW, nicht um Porsche.

    Doch - du hast die Ansiedlungen der Logistikbranche in Leipzig mit Ansiedlungen der Elektromobilität an anderen Standorten verglichen und unterschiedlich bewertet.


    Wie viele Piloten, Flugzeugmechaniker, Manager und Mitarbeiter in Airline-Leitungsstäben arbeiten denn in den Hallen von Amazon, DHL und Co?

    Was genau fliegen denn die Piloten - leere Flugzeuge? Und werden die leere Flugzeuge von Mechaniker*innen gewartet? Gibt es in Logisitkhallen eine eindimensionale Arbeitsstruktur? Also alle machen das gleiche? Wäre Leipzig unter den Top Cargo-Flughäfen in Europa ohne die Logistikriesen und deren Hallen?


    Es gibt Gründe, warum die boomende Stadt Leipzig in Sachen Kaufkraft Städte wie Chemnitz immer noch nicht überholt hat. Ist es nicht legitim, einen Strategiewechsel bei der Ansiedlungspolitik zumindest anzuregen?

    Kannst du mir erklären, wie Leipzig mit einem hohem Bevölkerungswachstum ein in der Bevölkerung schrumpfendes aber nicht wirtschaftlich schrumpfendes Chemnitz in der Kaufkraft durch das durchschnittliche Einkommen überholen kann? Wie eine wesentlich jüngere und diversere Bevölkerungsstruktur ohne zwingende wirtschaftliche Entwicklung (Künstler*innen, Gastro, etc. pp.) auf anhieb ein hohes Lohnniveau erreichen kann? Wer sagt denn, dass im Spitzenverdienst Leipzig nicht wesentlich besser ist und weiter steigt, aber Zuzug und Migration das Lohnniveau in der kompletten Stadt ausbalanciert?


    Es ist genau anders herum. Man kann die Frage stellen, warum Chemnitz nur ganz knapp vor Leipzig und Dresden mit seinem sehr hohen Anteil an staatlichen Bediensteten gar nicht so weit weg von Leipzig ist.


    Ist es nicht legitim, einen Strategiewechsel bei der Ansiedlungspolitik zumindest anzuregen?

    Keine Ahnung ob du mitliest. Aber wenn eine Stadt in den letzten 15 Jahren nicht nur einen der höchsten Bevölkerungs- sondern auch Beschäftigungszuwächse aufzeigen kann, dann stellt sich die Frage erstmal nicht. Darüber hinaus hat die Region mittlerweile eine hohe wirtschaftliche Diversifizierung, die mit keiner Stadt in Ostdeutschland vergleichbar ist.


    Gerade die Logistikbranche benötigt unglaublich große Flächen, die ja bekanntlich nicht unendlich zur Verfügung stehen. Wenn man flächenhaushaltspolitische Zielstellungen ernst nimmt, müsste man so langsam umdenken.

    Das mag ja sein. Deswegen ist ja auch die komplette Region inbegriffen, im Wirtschaftswachstum wie auch Bevölkerungswachstum. Dei großen Logisitkhallen stehen ja nicht auf Stadtgebiet. Wenn in Bitterfeld eine amerikanische Batteriefabrik gebaut wird, hat das Flächenstrukturell und Kommunalpolitisch nichts mit Leipzig zu tun. Dennoch steigert es das Niveau im Raum Leipzig.

  • Und mit Verlaub: Allein die Wahlergebnisse der Region (leider auch in Teilen der Stadt) zeugen von enormer Provizialität

    So kann man das natürlich auch sehen: so lange die Einwanderung forcieren - und anschließend zügig einbürgern - bis die Wahlergebnisse bei Bundes- und Landtagswahlen als subjektiv richtig empfunden werden.


    Oder anders herum gefragt: gehe ich richtig in der Annahme, dass du ein hohes Wahlergebnis für die AFD mit Provinzialität und damit als negativ assoziierst, hingegen ein hohes Wahlergebnis für die Grünen als das das Gegenteil davon in Verbindung setzt: weltgewandte Urbanität und somit positiv?

  • Keine Ahnung ob du mitliest. Aber wenn eine Stadt in den letzten 15 Jahren nicht nur einen der höchsten Bevölkerungs- sondern auch Beschäftigungszuwächse aufzeigen kann, dann stellt sich die Frage erstmal nicht. Darüber hinaus hat die Region mittlerweile eine hohe wirtschaftliche Diversifizierung, die mit keiner Stadt in Ostdeutschland vergleichbar ist.

    Doch doch, ich lese fleißig mit.

    Diese Frage stellt sich, und zwar genau jetzt, wo Leipzig es sich leisten kann!

    Ein simpler Vergleich der anteiligen SVP-Beschäftigten nach Wirtschaftszweigen zwischen Leipzig und Dresden (beides Osten, beides ungefähr gleich groß) zeigt doch sehr schön, wo der Hase im Pfeffer liegt (aktuellere Zahlen gibt es leider noch nicht):


    Während in Dresden knapp 32.000 Personen im verarbeitenden Gewerbe tätig sind, schafft es Leipzig nur auf 25.500. Dresden konnte zwischen September 2019 und Sep 2020 diesen Wert sogar in der Pandemie leicht steigern, Leipzig baute ab.


    Wo Leipzig im gleichen Zeitraum massiv neue Arbeitsplätze geschaffen hat (der größe prozentuale Zuwach und der größte absolute Zuwachs) ist im Wirtschaftszweig H "Verkehr und Lagerei", + 8%. Macht aktuell knapp 18.500 Personen in diesem Bereich, in DD sind das nur 12.000.


    Rund 6.000 Menschen arbeiten in Dresden im Bereich der "Arbeitnehmerüberlassung" (lies: Leiharbeiter). In Leipzig sind es glatt doppelt so viele, 12.000 Personen. Wo Leipzig noch auftrumpft: "sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen", darunter fallen u.a. Call Center, Gebrauchtwagenleasing, Personaldienstleister wie Randstadt, Wachdienste, Hausmeister und Straßen- und Gebäudereiniger. Immerhin 9% aller SVP-Beschäftigten arbeiten in Leipzig in diesen Branchen (Dresden: 6%). Auch hier baut Dresden ab, Leipzig stockt auf.


    Dass die IT-Branche größer sei als die Logistikbranche kann ich den Zahlen nicht entnehmen, in Informatik- und IKT-Berufen arbeiten in Leipzig etwa 8.000 Personen (Dresden: 11.000), in der reinen Lagerwirtschaft sind es in Leipzig immer noch deutlich mehr (11.700).


    Du siehst, diese "hohe wirtschaftliche Diversifizierung" scheint durchaus mit anderen Städten in Ostdeutschland vergleichbar - und dabei schneidet Leipzig nicht unbedingt so gut ab wie von dir hier suggeriert. Die Tendenz geht zu Leiharbeit und schlechter bezahlten Dienstleistungsberufen - und die Logistik ist hier ganz vorn dabei. Bei dem Flächenverbrauch - ob im Umland oder in der Stadt spielt für die Umwelt keine Rolle - wäre es mir das als Stadt inzwischen langsam nicht mehr wert.

  • ^^


    Diese Unterschiede zwischen Leipzig & Dresden sind seit dem Zusammenbruch der Alt-Wirtschaft 1990ff typisch. Frühzeitig wurde mit der Chip-Industrie eine Schlüsseltechnologie an Land gezogen, passend zur TU Dresden. Leipzigs Uni ist (heute) Geisteswissenschaftlich geprägt, das war sie nicht immer. Schlägt sich auch auf die Vernetzung zur Wirtschaft durch.


    Ein Aber: Wenn es jetzt nicht die Dynamik getrieben von der Branche einfacher Jobs gäbe (Hotelerie nicht vergessen), würde sich rundherum auch nicht so viel ansiedeln / halten / entstehen. Kritisch zu sehen ist das gnadenlose Lohndumping in diesen Sektoren. Dies stoppte eben erst, als die Arbeitskräfte rar wurden. Werden sie allerdings so rar, dass ganze Betriebe auf dem Trockenen sitzen, dann würgt sich die Entwicklngsdynamik auch ab. Abgewürgte Wirtschaftentwicklung macht noch länger von Hilfszahlungen / Finanzausgleichen abhängig. Über Nacht gleicht sich ein 30 Jahre lang aufgebauter Rückstand nicht aus. Doch nach und nach entstehen auch Jobs im produktiven Sektor.


    Der Zuzug egal woher sichert das weitere Aufbauen der Wirtschaft insgesamt. Mehr Einwohner bedeuten auch mehr Jobs im besser bezahlten Bereich: Mehr Lehrer, mehr Ärzte, mehr Versorgung / Verwaltung etc.


    ^^^

    Ich bin erstaunt über den Vergleich AfD - Grüne, als wären es Antipoden. Kurze Exkurs in die Politik. Eine AfD ist tiefste Provinzialität, weil diese zu wählen bedeutet, dass man seine Unzufriedenheit nicht anders auszudrücken vermag als den lautesten Schreihals anzukreuzen welcher bei Lichte betrachtet eine rechtsextreme menschenverachtende und krass rückwärtsgewandte Partei ist, weder mit Konzepten und erst recht nicht mit Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft ausgestattet. Mit mehr internationalem Weitblick ausgestattet ist leicht zu erkennen, dass es sattsam Gründe für Protest und Veränderungsdruck gibt. Doch weitaus intelligentere Formate zum Ankreuzen angeboten werden. Das Einwanderungsthema aus 2015 ist abgestorben, die arbeiten sich jetzt an der Pandemie ab und dann wird die nächste Sau gesucht... Je mehr davon Stimmen bei Wahlen bekommen, desto schwieriger wird eine Regierungsbildung, desto kompromissbehafteter und damit wenig schlagkräftig. Denn nicht aus Trotz sondern aus gutem Grunde sollten die nie in echte Verantwortung / Regierungsbeteiligung kommen. Zwar würde man schnell entzaubert sehen, was für Taugenichtse dahinter stecken, doch geraten auch sensible Daten / Zugänge und Informationen in Hände, die das nie bekommen sollten. 1932 hat man auch geglaubt, den österreichischen Spinner als Beruhigungspille die Kanzlerschaft zu geben, Folgen sind bekannt.

  • ^^ Die Sächs.Zeitung ist in Dresden beheimatet und muss natürlich mit diesem kleinen Leipzig-Bashing ihre Leserschaft bedienen wenn schon die verhasste Schwester vom Rand der Welt (aka das Sächsische Königreich) im Berenberg-Ranking vor DD landet bzw. nicht mehr als Armutshauptstadt "glänzt", im Fußball einen guten Job macht und tatsächlich Leute freiwillig dahin ziehen...und dann auch noch so erschreckend viele...(des hädds undorm August ni gegäm).


    Ein paar Worte zum Begriff Internationalität: Wir hatten dieses Thema hier schon mal als ein User ähnlich wie ein paar posts vorher auf die Herkunft von ungenügend qualifizierten Flüchtlingen abzielte. Dabei bedeutet Internationalität für eine Stadt ja noch weit mehr als z.B. nur die bloße Ausländerquote - da geht es um Erreichbarkeit, um Koops. von Unis und anderen Einrichtungen, internat. Austauschprogramme, Messen/Kongresse, wirtschaftliche Beteiligungen von hiesigen Firmen im Ausland usw. usf. Die reine Verengung auf "da kommen viele Flüchtlinge und bringen uns nicht weiter" wird dem Begriff Internationalität und dem Bedürfnis einer Großstadt wie Leipzig, die übrigens mal die internationalste Stadt im Land war, nicht gerecht.

    Und um nochmal das Thema Logistik aufzugreifen was ja hier vom ein oder anderen als ein etwas minderwertigerer Wirtschaftszweig angesehen wird, der einer Stadt vergleichsweise nicht viel bringt. In diesem Kontext darf man an die Entwicklung der sog. Blauen Banane erinnern, die erst über Verkehrsbeziehungen und Warenströme entstand. Bekanntlich lag Leipzig jahrzehntelang jenseits des Eisernen Vorhangs, welcher ja einer der Hauptgründe für die Stärkung dieses Korridors im 20. Jhd. war. Nun bildet sich nach Wegfall dieser Barriere eine neue Situation hin zum sog. Blauen Stern, genauer gesagt zu mehreren Logistikrouten quer durch Europa. Eine von ihnen ist der sog. Mitteleuropäische Korridor ausgehend von Mailand über Wien, Prag nach Leipzig, das einen Link zu Berlin, welches an einen anderen Korridor andockt, herstellt. Interessant könnte hierbei auch das chin. Seidenstraßenprojekt werden. Sofern sich LEJ im Frachtbereich mit DHL und evtl. Amazon als Frachtumschlagsplatz im Flugverkehr durchsetzt (was ist eigentlich aus dem GroKo-Plan geworden LEJ durch Erweiterung der Landerechte zur dt. Nr. 1 zu machen?) könnte Leipzig ähnlich wie jetzt schon Duisburg von chin. Invests profitieren (was man politisch davon halten mag steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt...).

    6 Mal editiert, zuletzt von LEonline ()

  • ^


    der GroKo Plan, LEJ zur Nummer 1 zu machen, kommt - so schätze ich - nach der Erweiterung des DHL Hubs der Erfüllung recht nahe. Zu den heutigen Mengen kämen dann noch mal gut 30% dazu, dann ist Frankfurt in Sichtweite. Aktuell ziehen die allerdings schneller an (+28% im Mai, LEJ "nur" +18% bei 2/3 des Frankfurter Volumens). In Europa liegen noch Amsterdam knapp und Paris CDG deutlich vor uns. Neben DHL und amazon agiert ja noch die AirBridgeCargo, welche täglich mehrere Routen mit 747 fliegen.

  • Für mich wäre noch mal ganz konkret die Frage: was genau willst du mir sagen? Was genau sagen deine Zahlen? Sei mal ganz konkret oder ist das die ganze Zeit nur „unsor schönis Dräsdn“?


    Was genau ist dein Punkt? Wie kann man zB eine Diversität im verarbeitenden Gewerbe suggerieren, wenn ein Großteil in einer Branche arbeitet?

  • Ich kann ehrlich gesagt überhaupt nichts negatives daran erkennen, wenn es im Logistikbereich zu Zuwächsen kommt. Von einem Mangel an Gewerbeflächen in Leipzig und dem Umfeld habe ich jedenfalls noch nichts gehört (?). Und dann führt das neben den vorab schon genannten positiven Effekten vor allem dazu, dass die meist niedriger qualifizierten Arbeitslosen, die schon in der Region leben, neue Arbeitsmöglichkeiten finden. Das wäre bei einer neuen (natürlich auch sehr wünschenswerten) Chipfabrik sehr viel weniger der Fall. Wenn man also den Fokus auf die Einheimischen und deren Lebensperspektive legt, kann man auch niedriger bezahlten Jobs viel abgewinnen.


    Die Zahlen zum verarbeitenden Gewerbe in Leipzig sollte man sich übrigens auch mal genauer anschauen. Bei den Beschäftigten pro 1000 Einwohner ist das im Vergleich mit anderen Städten wirklich nicht berühmt, da liegt man sogar deutlich hinter Chemnitz zurück. Wenn man aber auf den Umsatz pro Beschäftigten schaut, ist der in Leipzig mehr als doppelt so hoch wie in Chemnitz und auch Dresden (Quelle, Seite 19). Es zählt nicht nur die Zahl der Jobs, sondern auch deren Qualität. Die führt dann nämlich dazu, dass die Leipziger Steuereinnahmen aus dem Gewerbe sogar höher sind als in Dresden.


    Fazit: Ein Hase im Pfeffer ist nicht zu erkennen, die Entwicklung ist mehr als positiv. Es kommen ja auch hochbezahlte Verwaltungsjobs nach Leipzig, und das sehr fragliche, aber auch ohne schon bekannten Auftrag schon beschlossene Großforschungszentrum darf man nicht vergessen.

  • Für mich wäre noch mal ganz konkret die Frage: was genau willst du mir sagen? Was genau sagen deine Zahlen? Sei mal ganz konkret oder ist das die ganze Zeit nur „unsor schönis Dräsdn“?


    Was genau ist dein Punkt? Wie kann man zB eine Diversität im verarbeitenden Gewerbe suggerieren, wenn ein Großteil in einer Branche arbeitet?

    Du erzählts Märchen, das ist mein Punkt. Die IT-Branche sei größer als die Logistikbranche und hätte einen höheren Beschäftigungszuwach - beides schlichtweg falsch.


    Leipzig weise eine mit keiner anderen ostdeutschen Stadt vergleichbare Diversifizierung auf - ein Blick auf die von mir verlinkten Zahlen könnte dir verraten, dass Leipzig im verarbeitenden Gewerbe deutlich stärker monotrukturell auf den Bereich Maschinen- und Fahrzeugbau fokussiert ist. Für andere Städte gilt das nicht, hier ist das Verhältnis zu anderen Branchen der verarbeitenden Industrie deutlich ausgewogener. Auch hier erzählst du also groben Unfug.


    Schlussendlich suggerierst du, dass die Hallen von Amazon, DHL und Co. voll sind mit top-bezahlten Fachkräften. Auch hier könnte dir ein Blick auf die Zahlen weiterhelfen, aber dazu müsste man sich die verlinkten Zahlenwerke mal wirklich ernsthaft zu Gemüte führen.


    Also wie immer: erstmal Hausaufgaben machen bevor man schreibt.