Sanierung von Plattenbauten

  • Numrich Albrecht Klumpp Architekten haben den Zuschlag für eine Fassadensanierung für den Plattenbau Mohrenstraße 7-12, Kronenstraße 67-70, Glinkastraße 2 und 4 (BingMaps).
    Der Entwurf (siehe auch competitionline:(





    (C) Numrich Albrecht Klumpp Gesellschaft für Architekten mbH


    Sieht an sich wertig aus. Gleichwohl könnte der sehr langgestreckte Bau eine stärkere Untergliederung vertragen.

  • Das ist auf jeden Fall mal sehr ungewöhnlich und geht wohl weit über die übliche Plattenbau-Modernisierung hinaus. Ist allerdings auch eine etwas andere Ecke mit sicherlich entsprechender Klientel...

  • ^ Sieht erstmal gut aus. Der Bau wird ja offenbar auch erweitert. Wenn es zu einem befriedigenden Ergebnis kommt, könnte es ein Vorbild für andere Platten gerade in dieser Umgebung sein und da gibt es ja noch einige (siehe Wilhelmstraße). Irgendwann muss dort eine Sanierungswelle oder Abrisse kommen (hoffentlich nicht nach Schema F wie weiter oben in diesem Strang).

  • Nicht übel. Das gefällt mir auf Anhieb besser als 90% der Neubauvorhaben. Schade, daß bei Plattensanierungen viel zu selten mal etwas aufwendiger agiert wird.

  • Aufwendiges Projekt, gar keine Frage. Sehe ich das richtig, dass diese Natursteinbänder in Muschelkalk oder Travertin ausgeführt werden sollen? Wenn ja, wäre das schon nobel. Andererseits würde ich mich Bato anschließen und die (Über-)Betonung der Horizontalen kritisieren. Die würde nach dem Umbau wesentlich stärker ausfallen als im Ist-Zustand – denn die Platten, um die es hier geht, sind keine VEB Standard-Wohnungsbau-Einheiten, sondern Einzelausführungen, die, vermut' ich mal, im Vorfeld der 750-Jahrfeier zur Rekonstruktion der Friedrichstadt beitragen sollten.


    In den bestehenden Fassaden ist jedenfalls mehr Vertikale (und deshalb: Anschein von Kleinteiligkeit) drin, als es nach der Umgestaltung sein soll. Und es mag mir nicht so recht einleuchten, warum das so ist. Die langen Natursteinbänder wirken sicher elegant, aber sie stören eine rhythmische Anordnung horizontaler Fassadenelemente, die ich eigentlich ganz gelungen finde (auch wenn die Elemente selbst samt ihrer türkisfarbenen Neunzigerjahre-Fensterrahmen natürlich schäbig aussehen).

  • Sanierungen

    Es scheint an der Memhardstraße mit der Plattenbausanierung weiter zu gehen. Wenn noch so eine banale Kiste rauskommt (siehe letztes Bild des Nachbarhauses), wird der Alexanderplatz wohl nicht zu einem repräsentativen Großstadtplatz werden. Schade, dass die Stadt hier nichts besseres auf die Beine stellt.


    Wenn wenigstens der Flachbau abgerissen würde um die Straße verschwenken zu können und auf der gegenüberliegenden Seite zu bauen. Aber ich denke, auch dort wird wohl billigsaniert werden und der Flachbau bleibt.




  • Die Frage bzgl. eines Abrisses der Flachbauten ist eine sehr interessante. Bis auf die Pizzeria stehen seit ein paar Tagen sämtliche Ladenlokale im Erdgeschoss leer: der Asia-Imbiss, die Wäscherei...


    Kann hier jemand genauere Informationen beisteuern, ob ein Abriss des Flachbaus bevorsteht? Das wäre ja sehr erfreulich...

  • Nein, soweit ich mich an den Entwurf erinnere (fuer den ich leider kein Bild mehr finde) wird genauso weiter in WDVS verpackt. Das umgebende Grau bleibt und das fuellende Taubengrau wird durch Leberwurstfarbe und dann einen Abschnitt weiter durch Moosgruen-Grau ersetzt. Flachbau und Strassenverlauf bleiben.


    Ein Traum.


    Und ich weiss nicht, ob wir das schon hatten, aber die Sanierung geht auch noch mit erheblichen Mietsteigerungen einher:
    http://www.berliner-mietervere…online/mm0114/011411a.htm


    Nachtrag. Gem. Planwerk Innere Stadt soll der Flachbau abgerissen und die Straße verschwenkt werden, aber ob das jetzt schon in Angriff genommen wird, wage ich zu bezweifeln. Die Kreuzung ist Teil des B-Plans Alexanderplatz, der ja, wie wir wissen, momentan überdacht wird. http://www.stadtentwicklung.be…orische_mitte/index.shtml

    3 Mal editiert, zuletzt von Tomov ()

  • Fast ein bisschen schade, dass der Block saniert wird. Sieht derart schäbig aus, dass er schon wieder was hat – als prima Kulisse für Endzeit-Filme z.B. :cool: Sieht man das Ding auf einem Foto ohne Umgebung, würde man jedenfalls eher auf Bukarest 1990 tippen denn auf Berlin 2015. Und das, obwohl es mit seiner rhythmisierten und mehrfarbigen Fassade vermutlich mal als Vorzeige-Platte gedacht war.


    @ Rotes Rathaus: Bist Du Dir denn sicher, dass die Memhardstraße verschwenkt werden würde, falls der Flachbau dran glauben muss? Klar: Städtebaulich wäre es schön, dieses Loch zu schließen und eine Zufahrt zu schaffen, die den Dimensionen des Scheunenviertels angemessen ist. Die Verkehrsplaner wären aber wohl kaum begeistert, wenn sie auf der Liebknechtstraße zwischen S-Bahn und Alexanderstraße noch eine weitere Kreuzung mit Ampel unterbringen müssten. Wenn Du was weißt – für Informationen wäre ich dankbar!

    Edit: Jetzt hat Tomov die Frage nachträglich im vorstehenden Beitrag beantwortet. Ich lasse das hier trotzdem mal stehen.

    Einmal editiert, zuletzt von Architektenkind ()

  • Wird der (noch hässlichere, ja das geht!) Plattenbau gegenüber denn auch bald saniert? Wenn ja, dann macht die Verschwenkung der Straße keinen Sinn, denn nur bei einem Abriss der Platte kann dort gebaut werden.

  • War heute zufällig in der Gegend der Friedrichstraße und habe das Plattenbauensemble in der Mauerstraße/Mohrenstraße/Kronenstraße gesehen und mal ein wenig gegooglet und diesen Beitrag gefunden.


    Zunächst einmal finde ich es sehr schade, dass der Bau in dieser Form saniert wird.
    Der Entwurf erinnert mich ein wenig an die Prenzlauer Welle in der Czernikauer Straße im Prenzl’berg


    Natürlich sehe ich ein, dass Plattenbauten irgendwann saniert werden müssen, aber warum zum Geier wird von jedem Architektenbüro, dass so eine Aufgabe übernimmt, derartiger architektonischen Geschichtsrevisionismus betreiben.
    Die anderen Beispiele hier im Forum zeigen es auch, so z.B. der Bau in der Memhardstraße.
    Bloß weg mit dem blöden Ostscheiß.
    Man soll bloß nicht mehr erkennen, dass das Gebäude aus DDR-Zeiten stammt.
    Dabei ist Platte nicht gleich Platte. Zugegeben die Otto-Normal-Platte wie in Marzahn oder anderen Neubaugebieten ist langweilig bis hässlich und hat was von einem Schuhkarton aus Beton.
    Aber gerade in der Innenstadt haben sich die DDR-Architekten etwas mehr Mühe gegeben um die Bauten besser ins Gesamtgefüge einzufügen.
    Dabei handelt es sich technisch gesehen um die selben Platten wie in Marzahn, vermutlich WBS 70, es wurde lediglich bei der Gestaltung der Fassadenplatten etwas mehr Aufwand betrieben. Andere solcher Beispiele findet man am Gendarmenmarkt und auch andernorts findet man Plattenbauten bei denen man sich etwas mehr Mühe gegeben hat. So zum Beispiel das Fünfgiebelhaus in Rostock.
    Das man den langweiligen Schuhkartons keine schönere Sanierungen gönnt verstehe ich. Aber warum lässt man die Bauten wie in der Mohrenstraße/Kronenstraße oder den Bau in der Karl-Liebknecht-Straße/Memhardstraße nach der Sanierung nicht so aussehen, wie er vorher mehr oder weniger ausgesehen hat?
    Man hätte bei der Sanierung der Memhardstraße wenigstens die Kacheln auf der Fassade wieder aufgreifen können.
    Und warum sollen in der Gegend der Friedrichstraße eigentlich nur Reiche Leute wohnen dürfen?


    Ich finde wirklich, dass man mit diesem architektonischen Geschichtsrevisionismus einen Fehler begeht, schließlich ist die ehemalige Teilung Berlins ein nicht gerade unwesentlicher Faktor, warum Berlin für Touristen und auch Immobilienbesitzer so interessant ist.


    Bald wird man nichts mehr von der Teilung sehen, mal von den wenigen museal erhaltenen Mauerresten.
    Erichs alter Lampenladen ist auch weg und jetzt werden Ost-Berlins Plattenbauten auch wegradiert, aber die Westberliner Plattenbauten, von denen es auch nicht gerade wenige gibt und welche teilweise auch wirklich hässlich sind, werden einfach bunt angemalt und das war’s.
    Bald muss man Berlins Vergangenheit mit der Lupe suchen, auf der Straße sieht die interessanten Sachen jedenfalls nicht mehr.


    Man könnte unterstellen, dass Deutschland nicht wiedervereint wurde, sondern einfach ein „Anschluss“ der DDR stattgefunden hat.

  • ^^
    Eine ziemlich kreativlose Sanierung. Was hättn's denn gerne: normales Grau oder doch lieber Aschgrau? Farblich jedenfalls äußerst trist.
    Wenigstens die Backsteinverkleidung an den Erkern hätte man doch lassen können.


    So kommt es tatsächlich: Im 2. Bauabschnitt werden Klinkerriemchen in anthazit (also dunkel-dunkelgrau) die Erker schmücken. Werde heute noch ein Foto nachliefern.

  • ^^ fege1982:
    Ich stimme dir in vielen Dingen zu - manche Plattenbauten sind schlichtweg sehr hässlich. (In geringerer Anzahl gibt es aber ebenso hässliche Plattenbauten im Westen, besonders in Sozialbausiedlungen der 70er/8er Jahre.) Aber eben nicht alle.


    Ebenso bin ich bei dir, dass es traurig ist, dass auch anspruchsvollere Plattenbauten in innerstädtischer Lage bisweilen dermaßen brutal "saniert" werden, dass man die ursprüngliche Gestaltung nicht mehr erkennt, aber keinerlei ästhetischen Gewinn erzielt. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall. Hier spielen aus meiner Sicht teilweise tatsächlich prinzipielle Gründe eine Rolle, wie du sie mit "weg mit dem Ostscheiß" etwas drastisch, aber durchaus richtig benennst.


    In den großen Plattenbauvierteln, besonders außerhalb der Innenstadt, erkenne ich dafür sehr viele durchaus gelungene optische Aufwertungen durch Sanierung.


    Ich sehe aber nicht, dass man die Zeit der Teilung der Stadt in absehbarer Zeit nicht mehr erkennen wird. Das mag allenfalls für zentrale prominente bzw. "vorkriegs-historische" Gegenden gelten, wo es eh nur relativ wenige Plattenbauten bzw. typische sozialistische Bauten als Ergänzung des Altbaubestandes gibt. Das gilt aber genauso für Citygebiete im Westen, wo ja auch Gebäude (Bausünden, aber auch gelungene) aus den 60er-80er Jahren abgerissen und ersetzt wurden und werden.


    Schon in der Spandauer Vorstadt lassen sich die Plattenbauten trotz teilweiser Entstellung durch Sanierung nicht verleugnen (Linienstraße, Rosenthaler Straße usw.).


    Vor allem aber die großen Plattenbaugebiete in der Innenstadt, speziell östlich und südöstlich des Alexanderplatzes, aber auch die Wohnblöcke entlang der Leipziger Straße, am Rathausforum, an der Wilhelmstraße usw. werden für die Menschen noch viele Jahrzehnte lang ein Hinweis sein, dass hier mal Osten war. Egal, wie freundlich und farbig die Fassaden saniert wurden.

  • Apropos: Die gerade erfolgende Sanierung der großen Plattenbauten an der Memhardstraße/Ecke Karl-Liebknecht-Straße scheint etwas andere/bessere Resultate zu zeitigen als dies beim bereits sanierten Trakt der Fall war. Wenn ich das richtig gesehen habe, wird mit dunkelgrauen Backsteinen gearbeitet, was einen wertigeren Eindruck hinterlässt.

    Einmal editiert, zuletzt von ElleDeBE ()

  • Hier jetzt noch die versprochenen Bilder von der Sanierung des WBM-Gebäudes in der Memhardstrasse. Leider etwas schwierig wegen des Gerüsts:





    Alle Fotos von mir

  • Ich finde es absolut ok, dass über die Plattenbaufassaden die Zeit hinweggeht und die typische, immer gleiche Waschbeton-Platten-Optik langsam einer abwechslungsreicheren Fassadengestaltung weicht. Mag man der späten DDR zwar ein gewisses Engagement für eine ansprechendere Fassadengestaltung zu Gute halten, so haben doch die arg begrenzte ökonomische Kapazität unseres dahinsiechenden Ländchens und die planwirtschaftlichen Strukturen offensichtlich diese Bestrebungen stark limitiert. Jedenfalls sind auch im Zentrum viele Plattenbauten nun wirklich keine Augenweide.

  • @ KaBa1:


    Danke für die Fotos! Besser als der graue Putz zur Memhardstraße hin, keine Frage. Aber schade, dass es doch nur Riemchen sind. Kam heute mit dem Rad vorbei und hatte fast den Eindruck, da würde ernsthaft aufgemauert. War wohl eine Täuschung...


    @ Gast14Jan:


    Im Allgemeinen gebe ich Dir recht, im Speziellen muss ich widersprechen: In der Friedrichstadt gibt es Platten, die – wie ich annehme – im Umfeld der IBA 1987 entstanden sind, und diese Platten haben einen klaren Gestaltungsanspruch, der sich weder auf mangelnde ökonomische Potenz noch auf ideologische Vorgaben reduzieren lässt. Am Gendarmenmarkt gibt es dafür gute Beispiele, das beste ist aber m.E. diese Platte an der Friedrichstraße (nördlich der Spreequerung), die zwar deutlich 80er ist, mit ihrem Nachwende-Pendant gegenüber aber locker mithalten kann. Es wäre einfach schade, wenn man dieses Haus verdämmen, verputzen und normalisieren würde, wie es gerade diesem ehemals schönen Exemplar Ecke Mohrenstraße passiert ist.


    Deshalb: Dass die Zeit über die Platten hinweggeht, kann man seit zwanzig Jahren in der Stadt beobachten. An sich ist das weder gut noch schlecht. Entscheidend ist, was danach kommt – und das ist eben leider nicht notwendigerweise eine Verbesserung.

  • @ Saxonia


    Sapperlot. Das glauben die hier auch. http://www.fdj.de/FDJ_Homepage_08/Seiten/Startseite.html


    Lol, die gibt’s immer noch? Au weia…
    Zugegeben, die Aussage ist etwas übertrieben und eine Diskussion darüber wäre wahrlich zu politisch und gehört hier nicht her.
    Ich entschuldige mich für diesen Ausbruch.


    @ KaBa1
    Danke für die Bilder von der Karl-Liebknecht-Straße, da scheint ja doch noch ein wenig von der Originaloptik übrig zu bleiben.


    Den Eckbau Mohrenstraße/Friedrichstraße hab ich heute auch gesehen und das gleich gedacht wie Architektenkind, ich frag mich nur, wie KaBa1 an mein Handy kommt, ich hab heute sehr ähnliche Fotos gemacht ;)


    Mal ganz grundsätzlich, glaube ich, dass der Plattenbau als Bauform in den Köpfen vieler zu Unrecht verpönt wird.
    Das Wort Plattenbau wird im Sprachgebrauch schon negativ gewertet.
    Und ich glaube, dass ist ein Fehler.
    Es ist eine Bauform wie jede andere auch und hat sein Vor- und Nachteile.
    Jede Zeit hat ihre Stile und ein Bau von heute, sieht in der Regel nicht aus wie die Jugendstilgebäude um die Jahrhundertwende (also die um 1900), zumindest, wenn man nicht den Anspruch hat diese Architektur aufgreifen zu wollen.
    Natürlich sollte man ein hässliches Gebäude nicht unbedingt stehen lassen, wenn man etwas Neues bauen kann. Und das wird ja auch praktiziert, manchmal erfolgreich und manchmal nicht.
    Aber wenn ich durch Mitte gehe und mir manche Neubauten ankucke denke ich auch, warum da alles so gleich aussieht.


    @ Backstein


    Vielleicht war meine Aussage, dass man die Teilung der Stadt irgendwann nicht mehr erkennen wird auch etwas zu drastisch.
    Natürlich stehen noch genügend andere Plattenbauten rum und diese werden vielleicht anders modernisiert, so dass man ihren Ursprung noch erkennen kann.
    Aber ich finde es trotzdem schade, dass heute alles immer neu sein muss.
    Und wie gesagt, gerade wenn es um das sozialistische Deutschland geht, habe ich das Gefühl, das man es am liebsten ausradieren möchte.
    Aber das ist genauso Teil unserer Geschichte wie die Diktatur davor und aus der Zeit steht noch so manches rum und da denkt keiner ans Abreißen.

  • Heute wird abgerüstet an der Nord-Fassade des sanierten WBM-Plattenbaus in der Memhardstrasse.
    Hier die ersten Bilder. Deutlich zu sehen der Unterschied zum 1. Bauabschnitt, der ohne Klinkerriemchen gestaltet wurde:





    Alle Bilder, sofern nicht anders angegeben, sind von mir!