Leipziger Kaffeeklatsch

  • ^^ Die minimalen Einwohnerverluste beziehen sich lediglich auf das 2. Quartal, das traditionell schwach ist. Lediglich 167 Einwohner weniger gab es am 30. September gegenüber Ende 2019, aber das ist hinlänglich bekannt. Die von der LVZ publizierten Zahlen sind aufgewärmt.


    Die Zahlen vom 4. Quartal stehen ja noch aus, um abschließend sagen zu können, ob in diesem Jahr tatsächlich die Bevölkerung zum ersten Mal seit über 20 Jahren wieder geschrumpft ist.

  • Der allseits bekannte Film "Mit der Straßenbahn durch Leipzig (1931)" wurde bearbeitet und nachkoloriert:


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    (Das Lesen der Kommentare sollte man sich allerdings schenken).

  • Ich finde, auch ein schönes Zeitdokument ist diese 43-minütige WDR-Reportage über Leipzig aus dem Jahr 1987, auch wenn man ihr anmerkt, dass nicht so frei gefilmt werden konnte, wie es heute üblich ist.

  • ^ Derartige Rückschauen sind großartig vor allem wenn man wie ich die 80er als Kind erlebt hat. Ein anderes Video aus dem selben Jahr (natürlich wieder zur Messe) ist dieses hier. Es transportiert den vibe dieser Zeit für mich persönlich noch ein bisschen mehr bzw. hat mich noch mehr berührt - im darauffolgenden Jahr sind wir in den Westen ausgereist, ein Jahr später fiel die Mauer. In beiden Videos für das heutige Empfinden extrem augenfällig natürlich die Verwahrlosung - eine marode Stadt mit rußgeschwärzten Fassaden, den Phenolgeruch der Dunstglocke kann sich heute kein Auswärtiger mehr vorstellen. Wir sind damals mind. einmal im Jahr zu Besuch da gewesen und auf einmal war dieser typische Geruch meiner Kindheit weg - einfach so, Mitte der 90er. Von da an wurden die hellen Fassaden immer mehr und die Menschen immer weniger. Nun ja, ist schon gut wie alles gekommen ist.

    Einmal editiert, zuletzt von LEonline ()

  • Nachdem Leipzig vor einiger Zeit mit der Initiative zum UNESCO Weltkulturerbe "Musikstadt Leipzig" gescheitert ist, wird nun laut Bild ein neuer Anlauf seitens CDU gestartet um die Orte der friedlichen Revolution als UNESCO Weltkulturerbe anerkennen zu lassen.


    "Per Antrag im Stadtrat will die Partei, dass OB Burkhard Jung (62, SPD) „bis zum III. Quartal 2021 prüft, welcher Voraussetzungen es bedarf, um die Orte zum Welterbe erklären zu lassen.“

    Gleichzeitig soll das Kuratorium Friedliche Revolution Vorschläge erarbeiten, welche Orte benannt werden – zum Beispiel die Nikolaikirche, die Runde Ecke, das Gewandhaus, der Augustusplatz oder gleich der gesamte Ring."


    Auch wenn es einen langen Anlauf bedarf, rechnet man sich speziell Chancen aus da, "die Ereignisse von 1989 im idealen Einklang mit den Werten der bisherigen Unesco-Stätten wie der Friedensförderung und der Verständigung stehen.“


    https://www.bild.de/regional/l…werden-74793876.bild.html

  • Ich komme zu einer völlig anderen Einschätzung, auch basierend auf den jahrelangen Bemühungen um die Ernennung des Erzgebirges zum Weltkulturerbe:


    - Grenzüberschreitende Stätten sind deutlich aussichtsreicher als nur in einem Staat befindliche. Das trifft hier noch viel mehr zu, weil es völlig ahistorisch wäre, nur Leipziger Objekte hervorzuheben, während man die Zentren der Revolution in den osteuropäischen Nachbarländern oder in anderen ostdeutschen Städten ignoriert.


    - Man darf sich nicht verzetteln. Am Anfang stand auch das halbe Erzgebirge auf der Liste, was nicht akzeptiert wurde. Erst nach einem großen Ausmisten wurde der Antrag genehmigt.


    - Es ist lustig, dass der CDU-Antrag die Prüfung der Voraussetzungen der Unterschutzstellung verlangt, die kann man in ein paar Sekunden im Internet finden.

    Ich bin grundsätzlich skeptisch, ob sich Revolutionen mit den Unesco-Kriterien vereinbaren lassen. Nur weil auf dem Augustusplatz Demonstrationen stattgefunden haben, wird er nicht zu einem "Meisterwerk der menschlichen Schöpferkraft". Revolutionen erschaffen nicht, sondern zerstören.


    - Als Beispiel für ein "Zeugnis eines historischen Ereignisses in der Menschheitsgeschichte" kommen auch nur Objekte in Frage, die zusätzlich eines der anderen Kriterien erfüllen und einzigartig sind (Lutherstätten, Wartburg). Keines der genannten Leipziger Objekte hat auch nur annähernd eine solch herausgehobene Bedeutung als Einzelobjekt. Meines Erachtens gibt es keine einzige andere Welterbestätte, die vergleichbar mit den Leipziger Objekten wäre.


    Wenn irgendetwas in Leipzig weltkulturerbeverdächtig ist, dann nur das Völkerschlachtdenkmal - und das wäre aus vielen Gründen sogar einer der aussichtsreichsten deutschen Kandidaten überhaupt.

  • Die L-IZ meldet, dass das Bevölkerungswachstum in Leipzig aufgrund von Corona einen Dämpfer erhalten hat. Trotzdem ist die Stadt im vergangenen Jahr aber um knapp 4.000 Einwohner auf über 605.000 Einwohner gewachsen.

  • ^ Also sehen wir, dass die ganze Hysterie kurz vorm Jahreswechsel in der LVZ um angebliche Wanderungsverluste in Leipzig wieder Nonsens war. Aber so ist eben die LVZ, die wider besseres Wissen mit Zahlen von Ende September behauptet, Leipzig hätte 2020 zum ersten Mal Einwohner verloren. Sie weiß, dass sie das kurz nach dem Jahreswechsel dann nicht mehr schreiben kann, wenn die Zahlen für Ende Dezember tatsächlich vorliegen, aber Schlagzeilen wie "Leipzig erlebt erstmals seit 20 Jahren Einwohnerverluste" klicken sich natürlich viel besser.


    Letztendlich wäre folgende Schlagzeile zutreffend gewesen: "Leipzig wächst trotz Corona". Und zwar in dem Umfang, wie es Statistiker vorausberechnet haben, zu einem Zeitpunkt, als Corona für die meisten Leute noch eine Biermarke war.


    Für ganz Sachsen sehe ich 2020 und für die kommenden Jahre allerdings schwarz. Da war meine Euphorie 2014 verfehlt, als ich noch glaubte, der magere Einwohnerzuwachs damals würde sich in den kommenden Jahren noch verstärken. Aber woher soll's denn auch kommen: Die Regionen in Deutschland und Europa stehen traditionell im ständigen Wettbewerb und Sachsen verkauft sich nunmal schlecht, so dass die meisten weiterhin einen großen Bogen um den Freistaat machen. Sachsen steht für rechte Wutbürger, für AfD-Wahlerfolge und jetzt noch für Corona-Desaster. So beschissen ist nicht mal Sachsen-Anhalt dran.

  • Wie schon mehrfach beschrieben, sind für die Bevölkerungsentwicklung die wirtschaftliche Entwicklung und natürlich auch die Bevölkerungsstruktur maßgeblich. Bei beiden Aspekten hat Sachsen schlechte Voraussetzungen - wirtschaftlich dominieren Meldungen über Werksschließungen, die nach der Wende fortgezogenen Frauen kriegen ihre Kinder anderswo, und je mehr ältere Menschen man hat, desto mehr davon sterben auch. So gesehen ist ein Bevölkerungsrückgang von lediglich 0,2 % in ganz Sachsen von Dezember bis September schon fast sensationell gut. In dem Zeitraum haben sogar über ein Drittel der Gemeinden Einwohner hinzugewonnen (Bevölkerungsstand), auch das finde ich mehr als erstaunlich.


    Vom durch Corona induzierten Trend zum Home-Office dürfte Sachsen und auch der ländliche Raum tendenziell auch (auf geringem Niveau) profitieren. Ich sitze auch schon fast ein Jahr zuhause herum und könnte das problemlos auch in Reitzenhain oder Käbschütztal machen. In Mittelsachsen konnte man zuletzt auch sehen, dass neue Wohngebiete in Kleinstädten durchaus auf große Nachfrage bei jungen Familien stoßen.

  • ^^

    Wenn man kaum Kontakte in den Westen hat ahnt man es und wenn man viele Kontakte hat (so wie ich) weiss man es – das Image Sachsens ist mit katastrophal noch milde umschrieben. Ich habe mittlerweile fast schon resigniert. Heute wieder einer dieser Vorfälle bei denen man sich in Grund und Boden fremdschämen möchte nachdem bei MP Kretschmer diverse Quarkdenker am Wohnhaus aufgetaucht sind: https://www.lvz.de/Region/Mitt…ers-Haus-in-Grossschoenau


    Es ehrt ihn, dass er alle im Boot halten möchte aber irgendwann sollte auch er einsehen, dass es bei einer bestimmten Klientel keinen Sinn mehr macht: https://twitter.com/AZeckenbiss/status/1348309056176459782

  • ^


    Da hilft es auf jeden Fall, so oft wie möglich mit gutem Beispiel voran zu gehen, selbst sich aktiv einzumischen mit eben jener Qualität die kein schlechtes Image nach sich zieht und aktiv gegen zu laute Blödheit zu widersprechen. Denn das Schweigen weil man keinen Sinn darin sähe wird leider auch "gehört" ;) In diesem Forum habe ich nicht den Eindruck, dass sich unsere vielfältigen Auffassungen zum Leipzier Baugeschehen negativ von außen betrachten lassen. Im Gegenteil - veritable Vielfalt! In diesem Sinne allen ein erfolgreiches neues Jahr

  • Trotzdem war das nicht so unbedingt zu erwarten und mit dem Bevölkerungswachstum gehört Leipzig sicher auch zu den wenigen Städten, die in 2020 überhaupt gewachsen sind. Im Kontext mit der Pandemie, einer größer werdenden Zahl an Abzügen in das direkte Umland und die fehlende wirtschaftliche Dynamik, ist das ein normales Wachstum mit dem die Stadt ihre Hausaufgaben erledigen kann.


    Mit einer evtl wiederkehrenden Dynamik in der zweiten Jahreshälfte in 2021 könnte man vielleicht sogar an Stuttgart vorbei ziehen. Obwohl sicher weniger relevant, da Stuttgart auch eher im dichteren Umland wächst.

  • Wenn irgendetwas in Leipzig weltkulturerbeverdächtig ist, dann nur das Völkerschlachtdenkmal - und das wäre aus vielen Gründen sogar einer der aussichtsreichsten deutschen Kandidaten überhaupt.

    Das sehe ich nicht so. Einen wirklichen Welterbe-Charakter haben eigentlich nur das Thema Musik sowie der Buchdruck. Die beiden Faktoren wurden von der Struktur der Messe und der Universität noch verstärkt. Das sind immaterielle Werte von sehr hohem Rang, welche man auch global ehren kann oder ggfs sogar muss.


    Dass das nun die UNESCO sein muss, ist vielleicht eine andere Sache. Es scheint ja Mode, jede regionale "Kuriosität" unter Welterbe Schutz zu stellen.

  • Mit einer evtl wiederkehrenden Dynamik in der zweiten Jahreshälfte in 2021 könnte man vielleicht sogar an Stuttgart vorbei ziehen. Obwohl sicher weniger relevant, da Stuttgart auch eher im dichteren Umland wächst.

    Stuttgart hat innerhalb eines knappen Jahres 5166 Einwohner verloren - trotz hoher Geburtenzahlen. Damit hätte ich nicht gerechnet. Was mich ebenfalls wundert sind die Angaben des Statistischen Landesamtes die für Stuttgart über 630.000 Einwohner ausweisen - normalerweise sind die Zahlen doch umgedreht also höher beim städtischen Amt und niedriger beim Landesamt (Stichwort Zensus)!?! https://www.statistik-bw.de/Pr…ressemitteilungen/2020285

  • Das sehe ich nicht so. Einen wirklichen Welterbe-Charakter haben eigentlich nur das Thema Musik sowie der Buchdruck.

    Wir haben oben über das Weltkulturerbe diskutiert, die beiden Sachen würden aber unter das "immaterielle Kulturerbe" fallen, was etwas völlig anderes darstellt. Dass Du trotz der begrifflichen Ungenauigkeit aber nicht verkehrt liegst, wird dadurch bewiesen, dass die sächsischen Knabenchöre inklusive Thomanerchor diesen Schutzstatus bereits haben. DIe Pflege des Erbes von Johann Sebastian Bach würde das mit Sicherheit auch bekommen. Beim Buchdruck sehe ich das nicht, zumindest sind mir da keine althergebrachten "Bräuche, Darstellungen, Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten" bekannt, die heute noch gepflegt werden. Das muss aber nichts heißen.

  • Trotzdem war das nicht so unbedingt zu erwarten und mit dem Bevölkerungswachstum gehört Leipzig sicher auch zu den wenigen Städten, die in 2020 überhaupt gewachsen sind.

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    Mit einer evtl wiederkehrenden Dynamik in der zweiten Jahreshälfte in 2021 könnte man vielleicht sogar an Stuttgart vorbei ziehen. Obwohl sicher weniger relevant, da Stuttgart auch eher im dichteren Umland wächst.

    Stuttgart hat innerhalb eines knappen Jahres 5166 Einwohner verloren - trotz hoher Geburtenzahlen. Damit hätte ich nicht gerechnet. Was mich ebenfalls wundert sind die Angaben des Statistischen Landesamtes die für Stuttgart über 630.000 Einwohner ausweisen - normalerweise sind die Zahlen doch umgedreht also höher beim städtischen Amt und niedriger beim Landesamt (Stichwort Zensus)!?! https://www.statistik-bw.de/Pr…ressemitteilungen/2020285

    Wie hedges bereits vermutet hat deutet sich an, dass es in vergleichbaren Städten kaum bis gar kein Wachstum in 2020 gab. In Essen stieg die Bevölkerungszahl nur um 14 Personen: https://www.nrz.de/staedte/ess…n-stockt-id231339958.html


    In Dortmund sank die Anzahl der Einwohner (leider Paywall-Artikel daher keine genaue Angabe möglich. Im Netz ließ sich nichts finden): https://www.ruhrnachrichten.de…-wieder-plus-1592762.html


    Dresden verlor gar 1069 Einwohner: https://www.dresden.de/de/rath…lvr.it&utm_medium=twitter


    Hannover und Nürnberg haben m.W. noch keine brandaktuellen Zahlen veröffentlicht aber auch hier ist nach dem letzten Stand eher nicht mit einem großen Wachstum im letzten Jahr zu rechnen.


    Btw.: Hat denn niemand eine Idee warum in Stuttgart die Zahlengrößen bei Landesamt und Kommune vertauscht erscheinen?

  • ^ Vertauscht?


    Aus den Links entnehme ich, dass das Landesamt ihre Zahlen bislang nur bis zum Halbjahr 2020 veröffentlicht haben, während es bei der Kommune schon bis zum 31. Dezember 2020 geschehen ist.

  • ^ Es geht mir um die Zahlengrößen, die normalerweise beim städt. Amt höher sind als beim Landesamt (zensusbedingt). Sieht man ja auch am hiesigen Beispiel sehr gut wo die kommunalen Statistiker Leipzig schon bei über 605 K Einwohner einordnen. In Stuttgart ist allerdings (auch in der Vergangenheit) ein eklatanter Unterschied zugunsten der Landesstatistik festzustellen (aktuell 609 Tsd. zu über 630 Tsd.).