Berliner Dom

  • Hausschwamm


    öhm, ich sag mal Hedwig Kathedrale :)
    Ein bisschen versteckt hinter der Oper und dann noch in einer Ecke diagonal placiert aber immerhin eine waschechte Kathedrale. Und wie gesagt „Kathedrale“ bezeichnet den Rang eines katholischen Gotteshauses und hat Nichts mit dem Grad der Ausschmückung oder besonders imposanter Architektur zu tun.

  • Im Grunde schon, wenn die Benennung einfach nur auf historische Vorgängerbauten zurück gehen würde und beim Name, wie auch der ganzen Gestaltung, keine tiefere Absicht dahinter gestanden wäre.


    Ich sehe das eher andersrum. Der Neubau musste natürlich besonders prächtig erfolgen, eben weil man einen neuen Dom baute und dafür auch einen vom damals schon angesehenen Schinkel abriss. Die Bezeichnung "Dom" hatte sich da in den protestantischen Ländern schon lange von einer Kathedralfunktion gelöst und war eher repräsentativer Natur. Die Nazis haben bspw. die Zwickauer Marienkirche 1935 einfach mal "Zwickauer Dom" genannt und der Name hält sich bis heute.

  • @ Berchen: Gemach, gemach. Ich wollte nun wirklich keine Lanze für Preußentum und Militarismus brechen. Nur Deiner These widersprechen, diesem Preußentum hätten im 2. Reich a) Autokraten vorgestanden, deren Herrschaft b) in ihrer Selbstwahrnehmung einer Legitimation durch Architektur bedurft hätte. Mit der geraden Linie von Bismarck zu Hitler wäre ich dennoch vorsichtig – man kann mit Fug und Recht sagen, ohne 1871 hätte es kein 1933 gegeben; der Umkehrschluss, die Reichsgründung habe notwendig zum NS führen müssen, ist aber falsch.


    Da wir hier aber über Architektur diskutieren und nicht über Geschichtsphilosophie, abschließend nur ein Buchtipp: Helmuth Plessners Studie "Die verspätete Nation". Wer etwas Kluges über die Genese des deutschen Nationalismus lesen will, sollte da mal reinschauen.


    Mit den "architektonischen Reichskleinodien" hast Du nicht unrecht. Dazu zählen neben dem Berliner Dom und dem "Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal" auch Bauten wie das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald und die Bismarcktürme auf nahezu jedem Höhenzug. Und daran erkennt man, dass es bei diesen "Kleinodien" um mehr ging als um die Legitimation der Hohenzollern-Herrschaft durch Bezug auf das alte Reich: Das alte Reich war ein Feudalsystem gewesen, das neue sollte eine Nation sein. Es sollte – für damalige Verhältnisse – ein modernes Reich sein, das die dynastischen Interessen der Fürstenhäuser mit den nationalistischen Vorstellungen der (schon lange nicht mehr progressiven) bürgerlichen Nationalbewegung vereinte.


    Deshalb errichtete man Denkmäler zum Ruhme der "Gründer" Bismarck und Wilhelm I., die als Inkarnationen der Nation fungierten – was Wilhelm I. übrigens gehasst haben soll; er wollte tatsächlich viel lieber ein absoluter Monarch alter Schule sein. Und man "erfand" Traditionen wie die Hermannsschlacht, die die Existenz der neugeborenen Nation seit angeblich 2000 Jahren verbürgen sollten. Mit solchen Widersprüchen muss man halt leben, wenn man Nationalist ist. (Buchtipp hierzu: "The Invention of Tradition" von Eric Hobsbawm).


    @ Hausschwamm: "Eine Art Diktator" bezog sich auf die Machtfülle, die Bismarck unter Wilhelm I. innehatte. Deutscher Kolonialismus und Expansionsdrang sind in der Tat die "Errungenschaften" späterer Politiker-Generationen.

  • "Die Schlafwandler"

    Zur Frage, wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog, empfehle ich das Buch "Die Schlafwandler" von Christopher Clark:


    Bahnbrechende neue Erkenntnisse über den Weg in den Ersten Weltkrieg 1914
    Lange Zeit galt es als ausgemacht, dass das deutsche Kaiserreich wegen seiner Großmachtträume die Hauptverantwortung am Ausbruch des Ersten Weltkriegs trug. In seinem bahnbrechenden neuen Werk kommt der renommierte Historiker und Bestsellerautor Christopher Clark (Preußen) zu einer anderen Einschätzung. Clark beschreibt minutiös die Interessen und Motivationen der wichtigsten politischen Akteure in den europäischen Metropolen und zeichnet das Bild einer komplexen Welt, in der gegenseitiges Misstrauen, Fehleinschätzungen, Überheblichkeit, Expansionspläne und nationalistische Bestrebungen zu einer Situation führten, in der ein Funke genügte, den Krieg auszulösen, dessen verheerende Folgen kaum jemand abzuschätzen vermochte. Schon jetzt zeigt sich, dass "Die Schlafwandler" eine der wichtigsten Neuerscheinungen zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs sein wird.


    Quelle: http://www.randomhouse.de/Buch…stopher-Clark/e272295.rhd

  • ... schöne Bilder aber eigentlich wären die besser in den Fotothreads aufgehoben, denn hier geht es ja primär um Bauprojekte und am Dom werden ausser den üblichen Instandhaltungen z.Z. keine weiteren Bautätigkeiten vorgenommen. Da die Fotoforen überregional sind, würden Deine Bilder dort auch mehr Aufmerksamkeit erfahren.

  • ^bei sowas glaube ich nicht an Zufälle. Vom Stadtschloss spricht man auch erst seit dem 19. Jahrhundert, davor war es die (von den Berlinern nach Überlieferungen ungeliebte) Fürstenresidenz unter diversen Bezeichnungen. Auch das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal kam ja erst im späten 19. Jahrhundert dazu. Es ging ganz offensichtlich darum diesen ganzen Bereich städtebaulich "aufzumotzen". Bezeichnend ist auch der Wandel im Selbstverständnis der "Schlossherren". Laut Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Stadtschloss, muss ich so zitieren, da ich es selbst an dieser Stelle nicht weiss) lies der Soldatenkönig aus Sparsamkeit große gehegte Pläne für die Gestaltung des Schlosses zusammenstreichen und entschied sich für eine "Sparlösung". 150 Jahre später kam hingegen die Kuppel dazu und man brachte folgenden Schriftzug an „Es ist in keinem anderen Heil, es ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn der Name Jesu, zu Ehren des Vaters, dass im Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erden sind." (nicht an einer Kirche sondern an der Kuppel des Stadtschlosses, die vermutlich auch nicht zufällig an sakrale Kuppelbauten erinnert). Im 19. Jahrhundert, inmitten der industriellen Revolution, nach der Aufklärung, zur Zeit bahnbrechender wissenschaftlicher Entdeckungen... solch ein tiefreligiöses Bekenntnis? Da haben wir sie wieder, "Autorität alter Zeit", eben des Christentums, auf welches sich die Monarchen des Mittelalters maßgeblich stützten (auf den Gürtelschnallen der Wehrmacht stand später ja auch "Gott mit uns", selbe Psychologie wie schon zu Zeiten des Schlachtens der Kreuzzügler). Architektonische Reichskleinodien, wenn man so will.


    Oh Mann, hier wird ja wieder alles in einen Topf geworfen was nur geht.
    Glaube, Kirche, Monarchie, Preußen das war alles nichts Gutes. Hat ja schließlich alles irgendwie mit Auschwitz zu tun.


    Nicht nur die Preußischen Herrscher waren in Zeiten bahnbrechender wissenschaftlicher Entdeckungen nach wie vor religiös - der überwiegende Teil der Bevölkerung war es ebenfalls. Genau wie im restlichen Europa. Und während sich die Hohenzollern an ihre Schlosskapelle den von Ihnen zitierten Schriftzug anbringen ließen, tat der einfach Bauer ein ähnliches über der Eingangstür seines Fachwerkhäuschens.


    Und am Schluss landen wir dann - warum nur habe ich das vorhergesehen - bei einem polemischen Wehrmachtsvergleich.
    Dass Armeen Gott an ihrer Seite beanspruchen ist nun wirklich so alt wie die Religion selbst. Gäbe es keine Religion, so würde man zumindest das Recht auf seiner Seite wähnen.
    Im Übrigen war der Spruch "Gott mit uns" bereits seit 1701 die Devise des preußischen Königtums und gehörte schon ab 1817 zum preußischen Staatswappen.

  • Du hast recht, Minifutzi.


    Was Berchen bei der Kritik der Schlossinschrift wohl übersehen hatte war, dass der nachträgliche Aufbau über dem Eosanderportal (Portal III) nicht zufällig eine an eine "Kirche erinnernde Kuppel" sondern eben die Kuppel eines Sakralbaus, nämlich dem der Schlosskapelle, war.
    Somit paßt auch die Inschrift.


    Übrigens finde ich wegen der historischen Nutzung als Kapelle, in die immerhin bis zu 1000 Menschen stehend hinein passten, die künftige Nutzung fragwürdig.
    Weil unter de Kuppel nach oben hin viel Platz ist, soll dort der Südsee-Katameran mit seinem hohen Mastbaum untergebracht werden.

  • Ganz und gar nicht, das passt sogar viel mehr in das Muster sich alter Autorität zu bedienen. Nämlich die sakrale Funktion im Schloss dadurch sogar noch auszubauen. Das hat man sicherlich nicht gemacht, weil dort irgendwie der Platz ausgegangen ist. Sondern um ein Statement zu machen. Seit dem Investiturstreit war es deutschen Kaisern ungemein wichtig neben der weltlichen auch einen Teil geistiger Macht zu beanspruchen - IM MITTELALTER. Genauso wie man zB 1875 das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald eingeweiht hat, das Kyffhäuserdenkmal, das "Deutsche Eck", das Völkerschlachtdenkmal, die Walhalla und manches andere Monument, quer durch das neue "Reich", verteilt, reihen sich da ebenso ein, wie der historisierende Umbau der Wartburg. Das 19. Jahrhundert war eine Zeit der Gegensätze, angesichts des rapiden technischen und gesellschaftlichen (Urbanisierung, aufkommende Arbeiterbewegung, "Das Kapital" von Marx etc.) Umstürze suchten die damaligen Eliten ihre Stellung zu sichern und beruften sich dabei in jeder nur denkbaren Weise auf "alte Autoritäten" und schmückten dabei auch gerne irgendwelche Volksmythen aus (siehe zB Hermannsdenkmal). Das Ziel war einerseits Nationalismus als einende Kraft zu schüren und zweitens die Autorität der herrschenden Ordnung zu festigen, die ja keineswegs kritiklos stand (vgl. Paulskirchenverfassung, vgl. Hambacher Fest, vgl. Entwicklungen im westlichen Ausland,..). Auch die Fertigstellung von Ulmer Münster und Kölner Dom (jeweils evangelische und katholische Monumentalbauten; die "Parität" spielte zu dieser Zeit noch eine große Rolle) als nationale Kraftanstrengung, bis hin zu den zahllosen "Bismarcktürmen" auf jeder sich bietenden Anhöhe, passen dazu. Bis hin zur Alltagsmode, die vom Militarismus und der Vorliebe seiner Majestät für Uniformen geprägt war (Matrosenanzug für die Kinder, "Waffenrock" statt zivile Uniformen für die Polizei, etc.)


    Darauf kann man gerne fundiert punktuell entgegnen, keiner hat die Wahrheit gepachtet. Aber das kann man schlicht nicht negieren oder als "Überinterpretation" o. ä. vom Tisch wischen. Ich kann einer romantischen Sicht auf das 19. Jahrhundert einfach nicht beipflichten und ich meine dass gerade, weil diese Sichtweise recht verbreitet ist, eine Diskussion bei jeder sich bietenden Gelegenheit wichtig ist. Nur wenn wir sie kennen sind wir nicht verdammt die Geschichte zu wiederholen sondern lernen aus ihr. In diesem Zusammenhang kann ich im Übrigen auch die betont schnörkellose und nüchterne Funktionsästhetik der zeitgenössischen Architekten nachvollziehen, man hat in den letzten 150 Jahren mit "emotionaler Architektur" dermaßen schlechte Erfahrungen gemacht, die auch von allen denkbaren politischen Systemen instrumentalisiert wurde, dass ich monumentaler/ehrfurchtgebietender/menschenverkleinender Architektur auch kritisch gegenüberstehe. Ich komme mir in diesem Kirchengebäude sehr klein und unbedeutend vor, "unter den Augen Gottes". Das war ja auch die erwünschte Wirkung hergebrachter sakraler Architektur. Da ist mir die nüchterne evangelische Kapelle mit Blumenschmuck und freundlicher Holzvertäfelung, die "sakrale Gefühle" meinem Inneren überlässt, auch deutlich lieber.


    Ich sehe weder aus historischen noch aus funktionalen Gesichtspunkten eine weitere, dem "Original" nacheifernde, Rekonstruktion als zielführend an. Und darum ging es doch. Ich hätte es auch einfach mit "Isso" oder "Ne, ich find nich" begründen können. Aber das ist nun einmal keine Diskussion. Ich habe mir dabei schon mehr als nur "Bauchgefühl" gedacht. Ich hoffe, das konnte ich rüberbringen.


    PS: aus den genannten Gründen fand ich den Umgang mit der Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche nach dem Krieg auch sehr vorbildlich und ich hätte mir an dieser Stelle sowas gewünscht, wenn jetzt in Bälde auch noch die hübsche Schaufassade des Stadtschlosses auf die Museumsinsel zurückkehrt, was bleibt denn dann noch als erfahrbare Erinnerung und mahnendes Denkmal an die wechselvolle berliner Geschichte des 20. Jahrhunderts, an dessen Anfang just dieses Gotteshaus ja auch erst eröffnet wurde? In meinen Augen hat man hier eine Chance vertan.

  • ^ Sicher stimmt da ein oder andere. Ich denke auch, dass man den Dom so lassen kann, auch wenn er natürlich ästhetisch stark eingebüßt hat. Man sollte den Turm der Parochialkirche aufbauen und die Türme einiger weiterer amputierter Kirchen in Berlin


    Für historische Rundumschläge ist so ein Forum m.E. nicht geeignet. Da brauch man schon zwei bis dreihundert Seiten, sonst sind es halt holzschnittartige Allgemeinplätze.

  • Auch wenn ich Berchens Sicht der Dinge nicht nachvollziehen kann, so ist man doch laufend mit derartiger Argumentation konfrontiert.


    Zu meiner Beruhigung scheint der Wunsch, sein verklemmtes Verhältnis zur Geschichte gerne architektonisch manifestiert zu sehen, der Generation 50+ anzuhaften.
    Viele jüngere Bürger (zu denen ich mich zähle), neigen dagegen nicht zu einer derart überhöhten Aufladung von aufeinandergeschichtetem Baumaterial, sondern wägen lediglich danach ab, welcher Art von Bebauung ihnen am besten gefällt.
    Dass das bei einer direkten Gegenüberstellung i.d.R. die historische ist, hat nicht etwa mit einer Sehnsucht nach Vergangenem zu tun oder impliziert eine politische Einstellung, sondern ist lediglich eine Frage der Ästehtik.


    Zu denken geben sollte dies daher nicht Politikwissenschaftlern, sondern eher Architekten.

  • Berchen, Sie zerdiskutieren mir zuviel.


    Ich versuche es mal von einer anderen Seite: Vor einiger Zeit war ich mit ausländischen Freunden zu einem internationalen Fußballspiel in Berlin zugegen. Vor dem Spiel besichtigten wir ausgiebig die Stadt. Mit folgendem Ergebnis:


    1) Sie hatten für Berlins Architektur nur ein Lächeln übrig. Und das, obwohl es sich bei meinen Freunden um pro-deutsche Ausländer handelt.


    2) Als wir am Dom ankamen, waren sie mit einem Schlage begeistert. Ich kann es nicht mehr zitieren. Aber ich habe noch den Jargon in Erinnerung: 'Mensch, hier gibt es ja doch etwas interessantes zu sehen.'


    Mehr möchte ich zu Berchens ausschweifender Theoretik nicht mehr sagen. Denn mir läuft die historische Debatte hier etwas zu gutmenschlich.


    Ein Land, das nicht zu seiner Geschichte (und hierzu zählt im optischen vor allem die Architektur) steht, ist kein Land mehr.

  • Dass aus architektonischer Perspektive Berlin für kunsthistorisch interessierte Globetrotter, abgesehen von den Museensammlungen, vergleichsweise uninteressant ist, darüber braucht man gar nicht streiten. Größe allein macht eine Stadt eben nicht interessant, da hat zB das kleine Bamberg deutlich mehr zu bieten und das noch dazu geballt auf kleiner Fläche während sich in Berlin das, was sehenswert ist, auch noch verteilt. Nur mit Verlaub, Berlin ist doch mehr als ein Touristenziel. Und auch kein Themenpark mit hübscher Kulisse. Der Reiz der Stadt, der sich folglich nicht jedem erschließt, liegt ja viel mehr in seinen Menschen und seiner Kultur. Nicht jeder hat da die selben Präferenzen, folglich wird Berlin nicht jeden begeistern. Muss auch nicht. Und Berlin ist nun einmal eine Art zweites Ruhrgebiet, v.a. in der Industrialisierung zu dem herangewachsen was es ist, und die Kultur der "kleinen Leute" hat diese Stadt geprägt, nicht große Adelshäuser, auch keine große Kaufmannstradition a lá Hansestadt oder reiche Mittelaltergeschichte als freie Reichsstadt wie Nürnberg, Ulm und Augsburg, keine römischen Wurzeln wie Köln... bis zur Neuzeit war Berlin von keinerlei überregionaler Bedeutung. Und natürlich sieht man das der Stadt architektonisch an. Dass der Dom ja gerade mal ein Jahrhundert alt ist passt da ins Bild (was "gar nichts" ist; Europäer amüsieren sich gemeinhin bei solchem "Alter" von Bauwerken über die Amerikaner, die ja angeblich keine Historie hätten..). Und im Übrigen mag die Architektur auf historisch gemacht sein, in einem ziemlichen Stilmix. Aber es ist eben nicht historisch und es war, mit Verlaub, im 19./frühen 20. Jahrhundert einfach keine solche architektonisch-ingenieurstechnische Leistung, wie St. Pauls in London, Notre Dame in Paris oder gar den Petersdom in Rom zu bauen. Und das ist doch eigentlich das, was zB an diesen Kathedralen so faszinierend ist - nicht Prunk und Pracht alleine (zumindest für mich).


    Mag schon hübsch zum anschauen sein. Aber ich sehe einfach den kulturhistorisch speziellen Wert nicht, tut mir leid. Wenn es zB darum geht den Kölner Dom nach dem Krieg zu rekonstruieren ist das ja auch wieder was anderes, das ist unbestreitbar ein Gebäude von ganz anderem Kaliber und zudem eine bauliche Leistung, die viele Generationen über Jahrhunderte erbracht haben, vom Baubeginn 1248 bis zur Fertigstellung 1880. DAS ist kulturhistorisch bedeutend und das muss man natürlich auch rekonstruieren und nicht nur konservatorisch erhalten (sonst wäre zB die detailreiche Natursteinfassade irgendwann von Wind und Wetter bis zur Unkenntlichkeit abgeschliffen, wenn man nur konserviert aber nicht auch laufend rekonstruiert).


    Schließlich sagt mir mein ganz persönliches ästhetisches Empfinden dass die Neuinterpretation der Kuppel eigentlich wesentlich gelungener ist, als das was man auf schwarzweißen Fotografien von vor 100 Jahren sehen kann. Ganz ähnlich wie bei der Reichstagskuppel, die auch niemand ernsthaft gegen das historische "Original" eintauschen wollen würde. Daher ist in meinen Augen gerade jede Diskussion um eine weitere Rekonstruktion von absolut theoretischer Natur und nicht meine Gegenrede.

  • @Berchen


    Nicht ganz so wie Du schreibst. Die Kölner Dom Fertigstellung konnte erst nach 500 jähriger Unterbrechung im 19ten Jahrhundert nach zufälliger Auffindung der Pläne fortgeführt werden, auch befördert durch die damals herrschende Diskussion einer „Deutschen Gotik“. Somit hat der Dachstuhl des Kölner Doms, ich glaube die erste Stahlkonstruktion überhaupt erhalten. somit kann man mit Fug und Recht behaupten, dass der Kölner Dom zu dreivierteln ungefähr ein Werk des 19 Jahrhunderts ist, denn ausser dem Chor und Teilen eines Turms stand nicht viel.
    Die Kriegsschäden nach dem II Weltkrieg waren eher gering.
    Zur Reichstagskuppel, soweit ich erinnere gab es seinerzeit (Anfang der 90er Jahre) sehr wohl eine Diskussion um die Wiedererrichtung der Originalkuppel von Wallot. Es gab eine sehr einflußreiche Gruppe Abgeordneter die genau diese Idee verfolgten.
    Mit Deiner kulturhistorischen Einordnung des Berliner Doms gehe ich d'accord.

  • RBB-Bericht über Denkmalskirche

    Die RBB-Abendschau berichtet über die zum Berliner Dom gehörende Denkmalskirche. Im Jahr 1975 wurde dieser nördlich anschließende, halbkreisförmige Bau von der DDR-Regierung aus ideologischen Gründen gesprengt. Laut dem ehem. Dombaumeister kann man die bis heute in Ahrensfelde gelagerten Überreste aber für einen zukünftigen Wiederaufbau verwenden, da nur ein kleiner Teil des Marmors auf der Museumsinsel verbaut wurde.


    https://www.youtube.com/watch?v=J-VGGqN0leM

  • Berliner Dom soll saniert werden

    Ab kommenden März soll der Berliner Dom für 700.000 Euro saniert werden. Zuerst wird der Uferweg auf der Spreeseite erneuert, weil die darunterliegenden Räume schwere Feuchtigkeitsschäden aufweisen. Dann sind die undichten Fenster, die veraltete Technik und die von Schimmel befallene Hohenzollerngruft dran. Gemeinsam mit dem Schloss sollen die Arbeiten 2019 fertiggestellt werden. Hoffen wir, dass auch die originalen Kuppeln und die fehlende Denkmalskirche zurückkehren, damit unser Dom bald wieder so schön ist wie früher!


    http://www.bz-berlin.de/berlin…in-mitte-hat-nasse-fuesse
    http://www.rbb-online.de/kultu…rliner-dom-sanierung.html



    Quelle: Wikipedia, gemeinfrei

  • ....Hoffen wir, dass auch die originalen Kuppeln und die fehlende Denkmalskirche zurückkehren, damit unser Dom bald wieder so schön ist wie früher.....

    Oh der Gedanke ist toll, aber 700 000 € definitiv zu wenig Geld dafür und soweit ich weiß, ist der aktuelle Status des Gebäudes unter Denkmalschutz und Änderungen - auch und gerade im historischen Kontext nicht mit diesem Status vereinbar. Das hat mich schon bei der Sanierung des Kuppelkreuzes und der daraus resultierten Diskussion tierisch genervt.....

  • Vielleicht wäre es ja erst mal ein Kompromiss dass man die Denkmalskirche wieder aufbaut. Denn wenn ich mich richtig an einen Bericht des rbb erinnere sind die historischen Trümmerteile in weiten Teilen noch vorhanden. Sie müssten ähnlich wie bei der Frauenkirche geborgen und dann restauriert werden. Aber vieles ist eben noch da. Zudem ist das Grundstück ja frei an der Stelle. Es müsste also nichts abgerissen werden oder es würde auch kein großer Eingriff in die Substanz erfolgen. Somit böte dieser Schritt erstmal viele Vorteile.


    Was die Kuppeln angeht würde ich persönlich dies auch begrüßen. Es ist aber wohl finanziell als auch denkmalpflegerisch ein sehr ambitionierter Weg. Vermutlich wird sich die Frage erst dann stellen wenn die Kuppel grundsaniert werden müssen.


    Daher würde ich mich aktuell auf das mögliche konzentrieren und das wäre die Denkmalskirche. Wäre meiner Meinung nach ein großer Gewinn für den Bau.