Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft

  • Prognosen für Wirtschaftswachstum in 2017 angehoben
    Die IBB erwartet inzwischen, dass Berlins BIP um 2,5 statt 2,2 Prozent wachsen wird. Zudem sollen im Gesamtjahr etwa 60.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen, was erneut über 3 Prozent Wachstum bedeuten würde.
    Mopo

  • Wenn ich die Erfolgsmeldungen von jan85 so lese, frage ich mich, wann Berlin endlich aufhört, der größte Nehmer aus dem Länderfinanzausgleich zu sein. Es kann doch irgendwie nicht sein, dass Berlin auch 2016 wieder fast 4 Mrd € erhält. Ich finde nicht, dass die Lebensverhältnisse in Berlin irgendwie hinter denen der westdeutschen Geberländer zurückbleiben. Es ist auch keineswegs so, dass etwa das Rhein-Main-Gebiet keine Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur bräuchte, die ausbleiben, weil... ja ich weiß, alter Leier ... Aber trotzdem stösst es mir immer wieder sehr unangenehm auf.

  • ^Mein Mitleid mit Bayern oder Hessen hält sich da traditionell in engen Grenzen. Berlin war historisch lange DER führende Wirtschaftsstandort Deutschlands (inkl. Banken) und wurde während den Jahrzehnten der Teilung nach Strich und Faden ausgenommen. Da hat sich niemand geniert, Siemens, Deutsche Bank und Co abzuwerben oder zumindest sehr bereitwillig aufzunehmen. Woher haben München, Frankfurt und Co denn einen guten Teil ihrer Wirtschaftsleistung und ihrer Dax-Unternehmen auf die sie so stolz sind? Ebenso wie lange ein Aderlass bei gut (und teuer) ausgebildeten Fachkräften bestand (bis hin zu großen Abwerbeaktionen direkt an den Hochschulen, die ich live miterlebt habe).


    Die Summen werden ohne Ende aufgebauscht aber viele wissen nicht einmal, dass jedes Jahr viel größere Summen erwirtschaftet und hin und her geschoben werden, von denen wiederum oft Flächenländer anders profitieren als Stadtstaaten wie Berlin.


    Und wenn Berlin jetzt endlich mal einen stabilen Aufwärtstrend schafft, sollten sich mE insbesondere die Geberländer freuen. Über kurz oder lang wird der Finanzausgleich nur entlastet. Davon abgesehen, dass die Geberländer ohnehin immer mehr Zahlungen auf den Bund abschieben, sodass sie zumindest nicht mehr so direkt belastet werden.

  • Ich sehe das ähnlich wie Jan.
    Hinzufügen möchte ich noch, dass sämtliche Großunternehmen Berlin doch ziemlich im Stich gelassen haben nach der Wiedervereinigung. Jahrelang haben diese Unternehmen die ursprünglich aus Berlin waren ihre Treue beschworen um danach alle Produktionsstandorte - von Hauptsitzen gar nicht zu sprechen - unverändert im Westen der Republik zu lassen.
    Ebenso hat der Bund es unterlassen wenigstens Postbank oder Telekom in Berlin anzusiedeln, genausowenig wurde der halbgare Kompromiss der geteilten Regierung seit über 25 Jahren noch immer nicht korrigiert.
    Es ist naturgemäß extrem schwierig für eine Stadt wie Berlin mit entsprechender Sozialstruktur so zu erstarken, dass keine Unterstützung mehr notwendig ist, wenn allerdings zu wenig geschieht, dann braucht man sich auch nicht zu wundern, dass es dementsprechend langsam vorangeht.

  • Air Berlin - Insolvenzantrag

    Beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg hat Air Berlin heute einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Der Flugbetrieb geht erst Mal weiter und der Bund gibt einen Überbrückungskredit von 150 Mio. Euronen.
    Unterdessen gibt es Verhandlungen mit der Lufthansa und weiteren Partnern über eine mögliche Übernahme von bestimmten Betriebsteilen.
    Q: Link

  • Die Air Berlin Insolvenz ist direkt mit dem BER Debakel verbunden! Lange hat man die Konzernstrategie mit dem BER verbunden und zu lange daran geglaubt das der BER in absehbarer Zeit in Betrieb gehen wird. Das hat sich letztendlich gerächt und wird den deutscher Steuerzahler und vor allem den deutschen Kunden schwer treffen. Denn mit Air Berlin verschwindet nun auch der letzte innerdeutsche Konkurrent zur Lufthansa, was sich in Preis und Angebot niederschlagen wird! Die Politik hat diese Pleite zumindest mitverschuldet und kann sich die Misere nun auch auf die Fahne schreiben. Mit der Pleite von Air Berlin wird sich wiederum die Frage nach der Zukunft des Berliner Luftverkehrs stellen, denn die Lufthansa hatte neimals Interesse den BER als Hub zu nutzen und macht diesen in der jetzigen Form obsolet! Meine Prognose, die Pleite wird Berlin wirtschaftlich schwerer treffen als sich das mancher jetzt vielleicht vorstellt.

  • Die PM aus dem Wirtschaftsministerium zur Air Berlin Insolvenz. Link
    Man wollte in der Urlaubszeit nicht Tausende von Urlaubern stranden lassen, so als Begründung für den Kredit.


    Neben der Lufthansa hat wohl auch Easyjet Interesse an Unternehmensteilen. so die SZ: Link


    Und die PM von Air Berlin selber: Link
    Demnach sind die Verhandlungen mit Lufthansa und anderen Partnern zum Erwerb von Betriebsteilen weit fortgeschritten und verlaufen erfolgsversprechend und sind kurz vor dem Abschluss.

  • So oder so wars das mit dem Hub am BER. Egal ob Lufthansa oder Easyjet, der BER wird damit zum Regional- und Zubringerflughafen.

  • Es wird halt wahrscheinlich ein P2P Flughafen, mit ein paar Interkontstrecken, Europa ganz gut angebunden allerdings mit hohen Frequenzen nur bei Zubringerflügen zu Hubs.
    Und bei der ungewissen Zukunft bezüglich BER-Eröffnung und Tegeloffenhaltung bietet man weiterhin keine Planungssicherheit.


    Im Zeitraum von Januar bis Juli dieses Jahre hatte AirBerlin (und Niki) in TXL+SXF einen Anteil von 28,2% am Passagieraufkommen, lt. Bild. Das ist schon heftig für die FBB, fast 10 Mio. Passagiere, der größte Carrier vor Ort. In Düsseldorf ist es ähnlich. Ich vermute in Düsseldorf wird die Lufthansa sich engagieren, in Berlin Easyjet, die Lufthansa vielleicht in geringerem Maße, und Ryanair tobt schon, weil die merken, dass sie draußen gehalten wurden bei den Absprachen mit dem Bund, LH und U2 hinter den geschl. Türen. Ich denke sie werden auch versuchen ein Stück des Kuchens zu bekommen.
    Und doch bleibt am Ende für den Luftfahrtstandort ein herber Verlust und einige Destinationen werden ohne AB-Drehkreuz vom Flugplan verschwinden.

  • Im Zeitraum von Januar bis Juli dieses Jahre hatte AirBerlin (und Niki) in TXL+SXF einen Anteil von 28,2% am Passagieraufkommen, lt. Bild. Das ist schon heftig für die FBB, fast 10 Mio. Passagiere, der größte Carrier vor Ort.


    Na wenn das so ist dann hat sich ja das Rumgeheule von FDP und CDU, BER wäre zu klein und man müßte deswegen Tegel offen halten ja endgültig erledigt.
    Jeder Flug weniger der stattfindet bedeutet weniger Energieverbrauch, weniger CO2-Ausstoß und weniger Lärm, also keine schlechte Nachricht heute.

  • ^Sehr richtig! Am besten macht man TXL und SXF einfach direkt dicht, Berlin kann man ja in Zukunft auch wieder per Postkutsche anfahren – hat vor 200 Jahren ja schließlich auch geklappt! Touristen werden sich bei mangelndem Flugangebot dann eben andere Ziele suchen, und Firmen sich eher auch nicht mehr in Berlin ansiedeln wenn die Stadt nur noch die Flug-Anbindung einer Provinzstadt hat. Allet Wurst, in Berlin hat man schließlich eh noch nie Geld verdient :nono:

  • Zwischen Postkutsche und Flugverkehr gibt es ja noch eine Reihe anderer Optionen...
    Auch der Flugverkehr wir auf Dauer seinen Beitrag zur CO2 Einsparung leisten müssen, die Tage des je mehr Wachstum desto geiler werden da auch recht bald gezählt sein.
    Und weniger Touristen? :saeufer:
    Ja Bitte!:D

  • ^Berlin ist für eine Stadt seiner Größe und Bedeutung ohnehin schon absolut unterirdisch an den Fligverkehr angebunden. Und nein, zum Flugverkehr gibt es heute nicht wirklich eine Alternative! Natürlich kommt man z.B. von Magdeburg aus auch schnell mit dem Zug nach Berlin, aber von HongKong, London, Madrid oder Buenos Aires eben nicht! Unsere Wirtschaft ist eben global, und die wirtschaftllichen Gewinner sind die Städte die eben auch gut erreichbar sind. In Deutschland sieht man das ja gut an den Beispielen Frankfurt und München welche Rolle der Flugverkehr bei der Ansiedlung einer zukunftsfähigen Wirtschaft spielt. Natürlich könnte man jetzt einwenden das in Berlin vor allem Online Start-Ups eine Rolle in der wirtschaftlichen Zukunft spielen und Kommunikation und Arbeit ohnehin mehr und mehr digital stattfindet. Aber auch im Online Bereich wird um die besten Köpfe der Welt gebuhlt, und ein Programmierer aus Seoul wird es sich sicher fünfmal überlegen ob er wirklich nach Berlin zum arbeiten kommen will wenn er bei einem Heimatbesuch 3 mal umsteigen muss und 38 Stunden unterwegs ist.

  • zu #532:


    In verschiedenen Berliner Threads fällt mir auf, dass man immer wieder gerne gegen den Tourismus motzt. Dabei habe ich irgendwo mal gelesen, dass dieser um 20% der gesamten Wirtschaftsleistung ausmacht, die wichtigste Branche überhaupt.


    In Berlin hält man die Stadt möglichst hässlich, wohl um die Tourismus-Entwicklung zu vermeiden - immer wieder höre ich, dass sie diesbezüglich einen schlechten Ruf hat. Als meine Frau kürzlich ein Ziel für ein WE wählen konnte, hat sie lieber für Hamburg plädiert. Endlos kann man jedoch auf Zuweisungen aus anderen Regionen nicht hoffen.


    Dazu gehört natürlich auch vernünftige Infrastruktur inkl. eines funktionierenden, gut angebundenen Flughafens. Wer aber mit der Bahn anreisen will, merkt schnell, dass der HBf kaum angebunden ist - an das U-Bahn-Netz etwa noch nicht. Wir mussten stets entweder Alexanderplatz oder Zoo ansteuern und dann mit der S-Bahn zum HBf.

  • ^Der Berliner ist es halt seit jeher gewohnt das seine Stadt künstlich am Leben gehalten wird, und als Hauptstadt Deutschlands natürlich auch eine weltweite Prominenz genießt. Dabei vergisst man schnell das Berlin sich seinen luxuriösen und hedonistischen Lebensstil nur leisten kann weil es anderswo in der Republik brummt. Sollte es allerdings bald zu einer Wirtschaftskrise kommen, z.B. weil die Autobranche in echte Schwierigkeiten kommt und in Süddeutschland keine Überschüsse mehr erwirtschaftet werden, bleiben die Transfer-Zahlungen aus. Dann wird man auch in Berlin merken wie schnell die Lichter ausgehen können und wie wenig überlebensfähig Berlin ohne den Rest der Republik eigentlich ist.

  • ^ Von der angeblich so wichtigen Autobranche kann ich nichts mehr hören - als ob nicht Alternativen gäbe, etwa die Flugzeugindustrie (Airbus in Hamburg) oder die Bahnfahrzeuge-Hersteller (Bombardier, Alstom usw. - als Standort fällt mir Görlitz ein).


    Die Begründung für Hauptstadt-Zuweisungen ist nur beschränkt. Gäbe es den gegenwärtigen Rückfall in Nationalismen nicht, gingen Kompetenzen einerseits zunehmend Richtung EU (Brüssel, Straßburg), andererseits Richtung Regionen (Düsseldorf, Stuttgart usw.) Dass überall die Herzen für Berlin schlagen würden, merke ich irgendwie nicht, eine Symbolwirkung ist nicht da. Das mit dem Mauer-Bonus müsste schon seit 30 Jahren erledigt sein.
    Persönlich besuche ich lieber London und Paris, das sind meine Hauptstädte.


    So ist Berlin nicht mehr als eine der 5-6 größten Metropolregionen neben Hamburg, München, Frankfurt/Rhein-Main, Rhein-Ruhr, die um Investitionen und Besucher konkurrieren. Wenn ich mir die Aussagen im Berliner Unterforum anlese, tun viele so als ob man sich beliebige Flausen leisten könnte.

  • Ich lese gerade in der taz, dass zum Stichtag 31. Dezember 2016 in Berlin 3.670.622 Einwohner gezählt wurden, 200.000 mehr als vor vier Jahren. Die Viermillionen-Marke rückt damit langsam in Sichtweite.

  • ^Berlin ist für eine Stadt seiner Größe und Bedeutung ohnehin schon absolut unterirdisch an den Fligverkehr angebunden. Und nein, zum Flugverkehr gibt es heute nicht wirklich eine Alternative! Natürlich kommt man z.B. von Magdeburg aus auch schnell mit dem Zug nach Berlin, aber von HongKong, London, Madrid oder Buenos Aires eben nicht! Unsere Wirtschaft ist eben global, und die wirtschaftllichen Gewinner sind die Städte die eben auch gut erreichbar sind. In Deutschland sieht man das ja gut an den Beispielen Frankfurt und München welche Rolle der Flugverkehr bei der Ansiedlung einer zukunftsfähigen Wirtschaft spielt. Natürlich könnte man jetzt einwenden das in Berlin vor allem Online Start-Ups eine Rolle in der wirtschaftlichen Zukunft spielen und Kommunikation und Arbeit ohnehin mehr und mehr digital stattfindet. Aber auch im Online Bereich wird um die besten Köpfe der Welt gebuhlt, und ein Programmierer aus Seoul wird es sich sicher fünfmal überlegen ob er wirklich nach Berlin zum arbeiten kommen will wenn er bei einem Heimatbesuch 3 mal umsteigen muss und 38 Stunden unterwegs ist.


    Kennen Sie sich wirklich aus im Berliner Flugverkehr? Berlin ist der drittgrößte Flughafenstandort in Deutschland. Daran wird auch die airberlin-Insolvenz nichts ändern. Die Stadt boomt und die Fluggesellschaften scharren schon mit den Füßen. Zudem ist Berlin die meistbesuchte Stadt nach London und Paris in Europa. Da wird es mittelfristig auch mehr Langstrecken geben. Und machen Sie sich mal keine Sorgen um (auch Ihre) Hauptstadt. Wirtschaftlich ging es der Stadt noch nie so gut wie heute. Kaum eine Stadt musste historisch soviel bewältigen wie Berlin.

  • ^ Von der angeblich so wichtigen Autobranche kann ich nichts mehr hören - als ob nicht Alternativen gäbe, etwa die Flugzeugindustrie (Airbus in Hamburg) oder die Bahnfahrzeuge-Hersteller (Bombardier, Alstom usw. - als Standort fällt mir Görlitz ein).


    Die Begründung für Hauptstadt-Zuweisungen ist nur beschränkt. Gäbe es den gegenwärtigen Rückfall in Nationalismen nicht, gingen Kompetenzen einerseits zunehmend Richtung EU (Brüssel, Straßburg), andererseits Richtung Regionen (Düsseldorf, Stuttgart usw.) Dass überall die Herzen für Berlin schlagen würden, merke ich irgendwie nicht, eine Symbolwirkung ist nicht da. Das mit dem Mauer-Bonus müsste schon seit 30 Jahren erledigt sein.
    Persönlich besuche ich lieber London und Paris, das sind meine Hauptstädte.


    So ist Berlin nicht mehr als eine der 5-6 größten Metropolregionen neben Hamburg, München, Frankfurt/Rhein-Main, Rhein-Ruhr, die um Investitionen und Besucher konkurrieren. Wenn ich mir die Aussagen im Berliner Unterforum anlese, tun viele so als ob man sich beliebige Flausen leisten könnte.


    Sie kennen sich dann aber kaum mit dem Berlin-Tourismus aus, wenn Sie hier Vergleiche anstellen: Berlin ist die meistbesuchte Stadt nach London und Paris in Europa. Da läuft insbes. Hamburg ferner liefen. Und auch München hat noch nicht einmal halb so viele Übernachtungen aufzuweisen. Und es gibt doch wohl keine lebendigere Metropole in Deutschland als Berlin. Und das sage ich völlig wertfrei. Allein schon aufgrund der Größe und der polyzentrischen Struktur... Und auch das bestätigen die Zahlen der inländischen Touristen.

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  • Ich bin jetzt wirklich etwas verwundert?! Sie vergleichen Hamburg mit der Tourismusentwicklung in Berlin? Der Berliner Tourismus ist eine der größten wirtschaftlichen Erfolgsgeschichten überhaupt. Berlin ist die meistbesuchte Stadt nach London und Paris in Europa, mit über 30 Millionen Übernachtungen p.a. Hamburg hat noch nicht einmal halb so viele Übernachtungen und läuft hinsichtlich ausländischer Besucher ferner liefen. Also hier bitte keine Unwahrheiten in den Raum werfen. Die meisten Berliner begrüßen auch den Tourismus in der Stadt. Zudem gehört Berlin zu den TOP5-Kongressdestinationen in der Welt!