Alexanderplatz: Diverses

  • Debbie:


    Inwiefern tut diese Initiative etwas fuer Berlin? Man versucht zu verhindern, dass eine durch den Krieg und den Sozialisten entstandene Luecke wieder bebaut wird und die Stadtkante an dieser Stelle wieder hergestellt wird.
    Die einzige Intention der Initiative scheint zu sein, deren Aussicht und sonnenbeschienenen Balkone zu behalten.


    "Das Baumdefizit in Mitte"? An welchem Massstab wird dieses Baumdefizit denn festgemacht? Kennst Du die Gegend ueberhaupt? Gegenueber beinfden sich grosse, baumbestandene Friedhoefe und in Fusslaeufigkeit auch der Volkspark Friedrichshain.
    Stattdessen sollte lieber auf der gegenueberliegenden Strassenseite dieser endlos lange und versiegelte Parkplatz entsiegelt und neu gestaltet - eventuell auch mit Baumbestand - werden.
    Woher stammt nun eigentlich die Info, dass die gefaellten Baeume nicht ersetzt werden (muessen)? Gibt es dazu tatsaechliche Quellen oder ist das so ein Bauchgefuehl?


    Zu guter letzt: Korrekt, der Senat macht Plaene. Und diese werden auch nicht immer durch Folgeplaene veraendert oder aufgehoben. So etwas nennt sich Planungssicherheit und sollte selbst in einem Tollhaus wie Berlin gewaehrt werden.


    Ansich habe ich immer noch kein stichhaltiges Argument gegen den Bau dieses Gebaeudes vernommen. Es ist klar, dass die Partikularinteressen der Bewohner des Wohnblockes hinter dem Neubau eben jenen verbieten wuerden, aber ist Stadtplanung kein Veranstaltung, in welcher ein jeder sich seinen Nachbarn aussucht, sondern in welcher im demokratischen Prozess ein Konzept gefunden wird, welches der Allgemeinheit zu Gute kommt (kommen soll)...

  • Vielleicht könnten die Hinterhoffans mal ein paar Argumente bringen, die für diesen Neubau sprechen. Fakt ist doch, dass es in diesem Gebiet weder einen dringenden Bedarf nach neuen Büros noch nach teuren Wohnungen oder Ladenflächen gibt. Ich erinnere nur daran, dass die Mollstraße und die Otto-Braun-Straße stark befahrene Hauptstraßen sind. Diese Situation wird sich noch verschärfen, da die angestrebte Entlastung der Karl-Liebknecht-Straße / Unter den Linden zu einem stärkeren Verkehr im Bereich Otto-Braun-Straße / Grunerstraße führen wird. Wohnungen und Geschäfte, die unmittelbar an diesen stark befahrenen Straßen liegen, dürften daher sehr unattraktiv sein. Ich sehe also überhaupt keine Notwendigkeit diese Fläche, die übrigens keine Lücke, sondern eine Freifläche ist, zu bebauen.


    Die negativen Auswirkungen auf das Stadtklima wurden schon benannt. Der geplante winzige Hinterhof bietet überhaupt nicht den Platz, um die zu fällenden 30 Bäume zu ersetzen. Zudem werden die neuen Steinfassaden eine Aufheizung der Innenstadt begünstigen und das Mikroklima in der Innenstadt negativ beeinflussen.


    Zudem wäre der Neubau auch städtebaulich eine Katastrophe, eben weil er nicht die Bebauungskanten der Mollstraße aufnimmt, sondern weil er über sie hinausragt. Ich kann den städtebaulichen Gewinn solch eines Vorsprunges überhaupt nicht erkennen, im Gegenteil.


    Ich denke also, man sollte die übergeordneten städtebaulichen und klimapolitischen Interessen Berlins gegen die Renditeinteressen von Colliers International abwägen und sich ganz klar gegen den Neubau entscheiden.

  • Debbie:


    Inwiefern tut diese Initiative etwas fuer Berlin? Man versucht zu verhindern, dass eine durch den Krieg und den Sozialisten entstandene Luecke wieder bebaut wird und die Stadtkante an dieser Stelle wieder hergestellt wird.



    Denkst du wirklich, dass das hier besprochene Gebäude die Gegend attraktiver machen wird? Anscheinend hast du dir die Visualisierung noch nicht angesehen. :D


    Was ist denn eigentlich "die Stadtkante" an dieser Stelle und wer definiert diese in einem Gebiet, das fast ausschließlich von Wohnbauten der Nachkriegszeit bestimmt ist?


    Ich denke mal, einen Gründerzeit-Charakter wird man aus diesem Gebiet nie herauskitzeln können. Und diese geplante ästhetische Monstranz wird am Ist-Zustand auch nicht viel verbessern können, sondern eher noch weiter den Flickenteppich-Eindruck des Alex + Umgebung verstärken.


    Wäre hier nicht eher ein Landschaftsplaner angebracht, der sich Gedanken um die grausigen Parkplätze und die unwirtlichen Rabatten/Sträucher vor den Wohnhäusern macht?


    Außerdem erscheint mir die Neugestaltung des gegenüberliegenden Gebäudes sowie der Bauten an der Karl-Liebknecht-Straße Ecke Memhardstraße viel dringlicher. Aber vielleicht geht es nur mir so...

    Einmal editiert, zuletzt von Gurke ()

  • Ich habe ehrlich gesagt keine Lust hier immer wieder aufs Neue bei den Grundlagen der Berliner Stadtplanung anzufangen.


    Man moege sich doch bitte das Planwerk Innere Stadt anschauen und Fragen nach der Stadtkante sind bsplw. geloest.


    Meiner bescheidenen Meinung nach sieht diese Ecke derzeitig aus wie Novosibirsk - diese vielbefahrene Kreuzung muss an ihren Eckpunkten einfach definiert werden. Das andere Stellen dringender waeren und der Entwurf des geplanten Gebaeudes nicht gerade ansprechend ist, bestreite ich gar nicht, aber von einem staedtebaulichem Standpunkt aus macht die Bebauung Sinn. Da koennen noch so viele Anwohner "reyern"...

  • ^
    herr philippk kennt sich in novosibirsk aus? vielleicht, aber die stadtkante des planwerks und die stadtkante des monsterbaus sind 2 verschiedene paar schuhe. einfach mal informieren, bitte.
    die berliner sollten doch gelernt haben, falsche entscheidungen sind zu korrigieren und nicht zu executieren.
    beschalom, debbie :)


    Bitte nur wenn nötig zitieren. Danke.
    Bato

  • Ich habe ehrlich gesagt keine Lust hier immer wieder aufs Neue bei den Grundlagen der Berliner Stadtplanung anzufangen.


    Man moege sich doch bitte das Planwerk Innere Stadt anschauen und Fragen nach der Stadtkante sind bsplw. geloest.


    Nichts für ungut, aber wie kann man nur so neunmalklug auftreten und dann mit Phantasie-Begriffen à la "Stadtkante" um sich werfen?


    Nun ja. Mich würde ein Link zum Bebauungsplan von 2000 zu dem betreffenden Gebiet an der Grunerstraße interessieren, ohne sich vorher durch die unübersichtlichen Seiten des Senats klicken zu müssen - kann da vielleicht jemand weiterhelfen?


    Ein Blockrand wird mit dem Neubau nämlich _nicht_ hergestellt.

  • die kante geben

    ^
    Zur Otto-Braun-Straße wird allerdings eine Kante hergestellt, nämlich passend zum Alexander Parkside. Zur Mollstraße will man anscheinend einer neuen Kante vorgreifen, auf langer Sicht will man wohl die Platten beseitigen.
    Hier übrigens der Planwerk: http://www.stadtentwicklung.be…erk_innere_stadt_2010.jpg


    hallo hobbyist, ich dachte, nun habe ich ruhe. aber irrtum:
    1. "platten" sind privat und koennen nicht einfach beseitigt werden.
    2. blockkante lt. b-plan wird von euler (collignon) und senat ignoriert.
    debbie

  • Vielen Dank für den Link.


    Wenn ich die Karte richtig lese, weicht der Neubau allerdings von der geplanten Blockbebauung zur Mollstraße hin ab.


    Die hier vielfach geäußerten Abrisswünsche finde ich nach wie vor sehr bedenklich. Aber das hatten wir auch alles schonmal...


    Wenige Straßenzüge weiter wurde übrigens vor wenigen Jahren ein Gründerzeitbau für ein All Seasons-Hotel abgerissen. Ich wünschte, gegen den Abriss, der sehr schade war und lediglich der Maximierung von Einzelinteressen diente, hätten ebensoviele Leute protestiert wie hier manche für (!) ein mediokres Bauprojekt stimmen, das einigen wenigen zugute kommt.

  • ^^
    Debbie: Tut mir ja leid wegen Deiner Ruhe, vielleicht solltest Du Dir eine ausgleichende Beschäftigung suchen?
    Und ich habe auch nicht behauptet, daß die Platten einfach beseitigt werden können. Ich interpretiere nur das Planwerk, mehr nicht. Und wo genau wird die Blockkante Richtung Otto-Braun-Straße ignoriert?


    Ich sehe das Projekt von zwei Seiten: Einerseits bin ich für die Verdichtung, andererseits halte ich es auch pragmatisch: was dort steht (Plattenbauten), sollte auch weitestgehend berücksichtigt werden.

  • @ Debbie / Gurke: zwei frisch angemeldete Jungspunde wie ihr (selber Tag - Zufall?) sollten vielleicht ein klein wenig demütiger Auftreten. Wie in den Forenregeln zu lesen ist, ist das hier kein Forum für Bürgerinitiativen und Betroffene.


    Fakt ist, wie Hobbyist bereits geschrieben hat, dass der jetzt entstehende Neubau dem Planwerk Innenstadt entspricht und entsprechende Proteste bereits bei dessen Verabschiedung geäußert werden hätten müssen. Wie Gorbi schon sagte: wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Die Diskussion um die Mollstraße ist in dme Zusammenhang sowieso vorgeschoben, würde doch ein Einhalten der derzeitigen Blockkante nichts an der von den Bewohnern der Platt beklagten Schaffung der Hinterhofsituation ändern.


    Was der Abbruch der zweistöckigen Halbruine am Rosenthaler Platz mit der simplen Umsetzung eines seit Jahren beschlossenen städtebaulichen Entwicklungsplanes zu tun hat, erschliesst sich mir auch nicht so ganz.

  • Erstens: Das Gebiet um die Mollstraße ist schon jetzt dicht bebaut, eine weitere Verdichtung ist daher völlig unnötig und stadtklimatisch schädlich.


    Zweitens hat bisher niemand ein Argument vorgebracht, weshalb es sinnvoll ist, dass der Neubau die Raumkante an der Mollstraße zerstört. Ich denke, für diesen Schritt gibt es überhaupt keine städtebauliche Begründung, zudem auch im Planwerk Innere Stadt der Erhalt der Plattenbauten an der Mollstraße festgeschrieben ist.


    Ansonsten würde mich mal interessieren, welche Straßenkreuzung in Novosibirsk dieser Straßenkreuzung so ähnlich ist. Ganz allgemein würde ich sagen, dass die Kreuzungen von stark befahrenen Hauptstraßen generell keine besonders attraktiven Orte sind, egal ob in Berlin oder anderswo. Aber da niemand vorhat, die Berliner Innenstadt in eine Fußgängerzone zu verwandeln, wird sich an dieser Lage nichts ändern.

  • ^ Kreuzungen wie diese findest du in jeder größeren russischen Stadt. Bloß mit mehr Werbung, mehr Teer und und mehr Kiosken.


    Ein mit Plattenzeilen und davorliegenden Grünstreifen bebautes Gebiet im Zentrum einer europäischen Großstadt ernsthaft als dicht bebaut zu bezeichnen, entbehrt schon nicht einer gewissen Komik. Wie würdest du dann den Rosenthaler Platz oder den Prenzlauer Berg bezeichnen? Und ist das dortige Stadtklima tatsächlich so gemeingefährlich?


    Halten wir doch mal fest: das hier ist eine Diskussion zwischen Freunden des sozialistischen und des klassischen Städtebaus. Dann sollte man aber auch so ehrlich sein, das zuzugeben und hier nicht irgendwelche Pseudoargumente vorschieben.

  • Normalerweise antworte ich auf so scheinheilige Fragen nicht, aber das hat mich jetzt doch einmal gereitzt.


    Hier sieht man die gleichen schoenen Frevel wie an der besagten Kreuzung. Keine definierten Eckbauten, Blockkanten ueberall verteilt nur nicht symetrisch. Ansonsten befindet sich die Kreuzung genau so in der Innenstadt und ist die Kreuzung zweier Hauptverkehrsstrassen.


    Will mir jetzt jemand sagen, er faende sowas schoen?


    Ich gebe Recht, das stark befahrene Strassenkreuzungen selten attraktive Orte sind, aber sie muessen nicht noch wuester, unwirtlicher und unmenschlicher wirken, weil die sozialistischen Stadtplaner meinten Strassenfluchten und Raumgefuehl zu negieren.

  • Klarenbach: Das Gebiet um die Mollstraße ist das Gegenteil von dicht bebaut. Das ist ja gerade das Problem. Das ganze Umfeld ist unwirtlich weit und zugig. Es lädt nur zum schnellen Durchfahren mit dem Auto ein. Optisch ist es eine typische triste Stadtrand-Siedlung wie man sie in Hellersdorf und Marzahn zuhauf findet.

  • Vertical
    Die etwas aufgelockerte Bebauung war ja sicherlich Absicht. Man wollte den Bewohnern wohl statt enger Hinterhöfe eine großzügiges Umfeld und eine weite Aussicht bieten.


    Wenn die Bewohner die Wohnungen gekauft haben wird ihnen das vermutlich auch gefallen. In sofern könnte man es dann ja auch so lassen oder nur niedrige Bauten an den Straßenrand setzen. Die "Klassikfreunde" hier legen ja meist viel Wert darauf die Intention der Architekten und Planer der vorhandenen Bebauung zu berücksichtigen. ;)


    Ich genieße glücklicherweise auch eine schicke weite Aussicht und kann daher schon nachvollziehen, dass man sich diese ungern verbauen lassen möchte. Letztlich werden wohl Juristen entscheiden ob und wie hoch dort gebaut wird. Naja.

  • Die Bewohner hatten bei der Aufstellung des B-Plans genug Moeglichkeiten, sich mit rechtlichen Mitteln zu wehren bzw. Einfluss zu nehmen. Wurde aber anscheinend nicht im vollen Umfang getan.


    Nun 'ploetzlich' wird dieser Plan in die Realitaet umgesetzt und das Geschrei ist gross. Spiele ja ungerne mit Klischees, aber kann mir schon sehr gut vorstellen, was fuer Kollegen dort "seit 40 Jahren" wohnen (s. TAZ-Artikel) - jeder x-Beliebige Ossi hat dort, so nah am Zentrum der SED-Diktatur, vor 40 Jahren keine Wohnung zugeteilt bekommen - da wunder es fast, dass die Linke noch nicht angesprungen ist und gegen den neuen Bau hetzt. Zumindest muessen auch diese Personen einsehen, dass wir mittlerweile in einem Land wohnen, in welchem Rechtsstaatlichkeit (zumindest pro forma) praktiziert wird und es nicht mehr reicht ein Bonze zu sein bzw. mit den Bonzen auf Du zu sein.

  • Ansonsten würde mich mal interessieren, welche Straßenkreuzung in Novosibirsk dieser Straßenkreuzung so ähnlich ist...


    Na, diese - zum Beispiel:
    http://maps.google.de/maps?q=+…,,0,0&photoid=po-19106368


    Von "Raumkante" ist da nämlich genausowenig zu erkennen wie in der Mollstrasse. Und genau eine "Raumkante" will das Planwerk Innenstadt hier wieder herstellen, deshalb ist die Bebauung des Beton-Parkplatzes völlig richtig.

  • Philip K.
    Nunja, ich finde nicht, dass die Politikspekulationen deine Argumentation wirklich stützen. Es bringt wohl in jedem Politsystem Vorteile in einer günstigen gesellschaftlichen Position zu sein. Je größer die sozialen Unterschiede in der Gesellschaft sind um so spürbarer werden wohl die Privilegien sein.


    Außerdem gefallen dir die Wohnungen und die Wohngegend wohl nicht. Daher ist es ein wenig unlogisch den Bewohnern ihre Wohnungen zu neiden.


    Bei der aktuellen Fluglärmdiskussion über Zehlendorf u.ä. argumentieren auch einige in diesem leicht hämischen Politstil. Nur mit umgekehrter Pointe.

    Einmal editiert, zuletzt von Chandler ()