Neue Wache

  • Vielen Dank für die Richtigstellung, lieber Konstantin. Und Tomov sollte sich das nächste Mal bitte erst informieren, bevor er so einen Unsinn schreibt. Die Standbilder gehören jedenfalls unumstritten zur Neuen Wache wie die Quadriga zum Brandenburger Tor.

  • Wenn das, was ich schreibe nicht der Wahrheit entsprechen sollte, dann gibt es doch sicherlich einen Beleg für die angeblich angestrebte Umstellung der Standbilder. Ich bitte um eine Erläuterung.

  • Hier noch ein zeitgenössischer Artikel aus dem Tagesspiegel dazu:


    http://www.tagesspiegel.de/ber…uf-die-sockel/326350.html


    "Eine Rückkehr an die Neue Wache, der Zentralen Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, war mit den Erben von Käthe Kollwitz nicht zu machen. Sie ließen sich schon von Bundeskanzler Kohl zusichern, dass in unmittelbarer Nähe der „Pietà“-Kopie, einer um ihren Sohn trauernden Mutter, keine preußischen Generäle stehen. Grundsätzlich ging es bei dem Streit auch um die Haltung zum Preußen-Erbe im wiedervereinigten Deutschland."


    Und wer wollte Helmut Kohl sein Ehrenwort posthum streitig machen?


    Zwar steht dort auch:


    "Mit Sicherheit bleiben die Generäle bis 2015 an ihrem neuen Platz. So lange bestehen die Urheberrechte der Kollwitz-Erben. Die beiden alten Standorte rechts und links der Neuen Wache scheiden bis dahin aus."


    Aber wer wollte ernsthaft den Geist der damaligen Vereinbarung heute infrage stellen. Von offizieller Seite habe ich dazu nichts vernommen. Was legal sein mag, ist noch lange nicht legitim.

  • Hmh, Konstantin, ich stimme dir absolut zu, denn durch die Umsetzung der Generale an den historischen Standort der Neuen Wache in die Nähe der Pieta ergibt sich doch erst ein irritierender Spannungsbogen, der zum Nachdenken über Krieg und Frieden anregt ?? aber nun ja, Frau Lompscher.....


    Ich bestreite die Verdienste des Helmut Kohl in keinster Weise....aber "Ehrenwort" im Zusammenhang mit der Walz aus der Pfalz ? Ich jedenfalls kann mich noch schemenhaft an eine gewisse Spenden-Affäre erinnern.....

  • Nach langem Ringen wurde von Mitte der 90er bis Anfang der 2000er der Kompromiss gefunden, die Standbilder gegenüber aufzustellen - aus nachvollziehbaren Gründen. Der Kompromiss zeichnet die deutsche Kultur aus. Eine Revision dessen ist m.E. völlig unnötig und würde nur zu neuen Grabenkämpfen führen. Die Denkmäler stehen auf der anderen Straßenseite sehr gut und prominent. Eine Verhärtung der Positionen führt am Ende möglicherweise zu einem Bildersturm wie in Charlottesville (VA) mit dem niemandem gedient wäre. Warum also?

  • Tomov, der Artikel aus dem Tagesspiegel ist von 2002 - 15 Jahre alt. Natürlich war die Aufstellung der Generäle mit den Kollwitzerben als überzeugte Pazifisten "nicht zu machen". Aber - wie ich schon schrieb - ist der Vertrag vor zwei Jahren ausgelaufen. Die Frage was Helmut Kohl und die Kollwitzerben wollten spielt also nurmehr eine historische Rolle.


    SenStadt hat immer angekündigt, die Originalstandbilder wieder an den originalen Ort rückführen zu wollen. Dies war zumindest im Frühjahr 2017 noch der offizielle Stand und ureigenster Zweck von Denkmalpflege. Die Komplettierung eines bedeutenden Baudenkmals wie der Neuen Wache, das zur deutschen Geschichte gehört, steht hier im Vordergrund. Anders als bei den Rossebändigern des Berliner Schlosses, die im Kleistpark in ein diskussionswürdiges Gartenensemble der Nachkriegszeit von G. Pniower eingebunden sind, sprechen keine abwägenden Gründe für einen Verbleib der Standbilder im Prinzessinengarten - hier standen sie auch zu DDR-Tagen nicht.


    Die bilderstürmerischen Argumente von Tomov, dass die Versetzung der Denkmale von der einen auf die andere Seite der Linden zu rechtsradikalen Unruhen "wie in Charlottesville (VA)" führen könnten ist - pardon - dummes Zeug und interessengeleiteter Alarmismus. Erstens ist die Gleichsetzung eines Südstaatengenerals, der für die Beibehaltung der Sklaverei gekämpft hat, und zweier Generale der Befreungskriege gegen Napoleon historisch falsch und zweitens haben sich solche Unruhen bis dato ja auch nicht am Zietenplatz, im großen Tiergarten oder zu Fusse des Reiterdenkmals Friedrich des Zweiten entzündet. Hieraus eine Gefahr für den sozialen Frieden abzuleiten ist abseitig.


    Noch ein kleiner Hinweis auf die amtierende Stadtentwicklungssenatorin und den Umgang der DDR (Frau Lompscher war ja SED-Mitglied): Erich Honecker hat nicht nur den großen Friedrich wieder Unter den Linden aufgestellt sondern auch den Scharnhorst-Orden als eine der höchsten Auszeichnungen der NVA eingeführt. Es spricht somit nichts dafür, das ein Stadtentwicklungssenator der Linken etwas gegen ein Standbild von Scharnhorst haben könnte - zumindest nicht unter dem Aspekt der Klientelbedienung..


    Trotzdem, das möchte ich ergänzen, respektiere ich pazifistische Einstellungen, auch wenn ich sie selbst nicht teile. Ich habe nur den Eindruck, dass die Argumente hier sehr offensichtlich vorgeschoben sind.

  • Der Kompromiss zeichnet die deutsche Kultur aus, wieder was gelernt. Kann ja mal wer Frau Özoguz mitteilen. Ist ja besser als nix.

    Die Aversion der Kollwitz-Erben gegen die Generäle habe ich immer für scheinheilig befunden. Die Neue Wache ist ein genuin militärisches Gebäude. Später hat Hitler hier seinen Heldengedenktag abgehalten, Stasi-Soldaten des Dzierzynski'schen Wachregiments haben hier für die SED paradiert. Wenn man die Pieta also trotz alledem hergegeben hat, dann spricht absolut nichts gegen die Generäle der Koalitionskriege. Die gehören im Gegenteil eindeutig zur positiven Tradition des Ortes. Die derzeitige Positionierung ist reichlich unwürdig.

  • ^ ^^ ich bin immer wieder verwundert was die Aufstellung, Verschiebung etc von diesen doch künstlerisch nicht sehr bedeutenden Statuen mit der Sanierung der Staatsoper zu tun haben soll. Wenn dann hat es etwas mit der Gestaltung von Unter den Linden im weitesten Sinn zu tun aber nichts mit der Staatsoper. Für mein Verständnis würden auch viel eher Statuen der Musen oder Komponisten zur Oper passen als diese ollen Militaristen. Von daher sollten sie doch vor die Neue Wache versetzt werden, allein schon um das irgendwie vom Thema her erklären zu können.
    Und auch erstaunlich für mich zu sehen wie noch heute zum Teil so hasserfüllte Posts wie die letzten beiden, Frankreich und seine Geschichte betreffend, möglich sind. dazu möchte ich nur abschliessend sagen, dass es wohl kein Land keine Bevölkerung gerne hat von einem anderen Land besetzt zu sein. das zeigt ja wohl das 20te Jahrhundert zur Genüge.
    Zur Staatsoper, ich habe mir letzte Woche die neue farbliche Fassung in Natura angesehen und meine ersten Befürchtungen, dass es im Zusammenspiel mit dem ebenfalls rosa gehaltenen Zeughaus kitschig wirken könnte, haben sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil.

  • Die These Camondos, die Standbilder der beiden Generale der Befreieungskriege seien "künstlerisch nicht sehr bedeutend", kann ich nicht teilen. Beide Figuren sind von Christian Daniel Rauch und prototypisch für die Berliner Bildhauerschule. Im Gegensatz zu den durch ihre postmodernen Sockel entstellten Figuren am Schinkelplatz kann man hier tatsächlich die Bildhauerkunst des Klassizismus in ihrer Klarheit nachvollziehen.


    http://www.stadtentwicklung.be…j.php?obj_dok_nr=09060119
    http://www.stadtentwicklung.be…j.php?obj_dok_nr=09095484

  • Also auf der Seite des Landesdenkmalamtes werden die Bildnisse der in Rede stehenden Generäle immerhin als "künstlerische Höchstleistung" charakterisiert und ich denke mal, dass es sich dabei nicht um eine Ironisierung handeln soll, sondern um die Feststellung, dass es sich hier in der Tat um bedeutende Kunstwerke handelt, wie auch immer man diese historischen Persönlichkeiten und das, wofür diese Denkmäler stehen, bewerten will.


    Außerdem ist dort auch zu lesen, dass diese Statuen nach dem Krieg "in den Garten verbannt" wurden, was ein bisschen so klingt, dass man diese Situation vielleicht nicht ganz glücklich bzw. angemessen findet. Ob daraus auch die Absicht herauszulesen ist, sie wieder an ihren originalen Platz zu versetzen, wäre aber Spekulation. Aber vielleicht gibts dazu irgendwo eine belastbare Info ...


    http://www.stadtentwicklung.be…_linden/standbilder.shtml


    Und auch von mir eine kurze Anmerkung zum Elsass: Ja, die Elsässer hatten Glück, dass sie Ende des 17. Jahrhunderts zu Frankreich kamen, denn dadurch blieb ihnen das schlimme Schicksal der rechtsrheinischen und pfälzischen Städte während des Pfälzischen Erbfolgekrieges erspart, als Heidelberg und co Bekanntschaft mit General Ezéchiel de Mélac machten ...


    Kleine Korrektur: Das Zitat "in den Garten verbannt" bezieht sich in dem zitierten Beitrag auf die drei anderen Generäle, die in zweiter Reihe stehen. Da stellt sich dann natürlich die Frage, ob die drei dann auch in Bewegung geraten, bzw. vorrücken, wenn die anderen zwei auf die gegenüberliegende Straßenseite wechseln??


    Die Geschichte dieser Standbilder hat irgendwie etwas von Schachfiguren ...

  • Nein, das "verbannt" bezieht sich - völlig zurecht - auf Scharnhorst und Bülow, die vor der Königswache standen und demnächst dorthin wieder umziehen.

  • ^ Du weißt aber schon, dass die beiden Herrschaften da schon recht prominent stehen? Es geht doch nur um die Frage, ob sie die Straßenseite wechseln ...


    Und da kann man dann durchaus unterschiedlicher Meinung sein und diese auch äußern, das nennt man übrigens Pluralismus, Meinungsfreiheit oder Demokratie ... oder ein bisschen bodenständiger einfach Diskussion, in einem Forum nicht wirklich etwas Ungewöhnliches ... also doch eher kein Grund, gleich die Stiefel knallen zu hören ...

  • Auf der Webcam des DHM ist zu erkennen, dass die Arbeiten an der Neuen Wache nun wohl abgeschlossen sind. Der Innenraum ist jetzt barrierefrei über eine steinerne (?) Rampe zu erreichen.

  • Ich hatte es mir Montag angeschaut, das müsste grauer Granit sein. Ich sachte erst "Wieso hat man nicht dasselbe Material genommen?!?" Aber der Sockel besteht auch aus Granit, insofern...Muss man eben etwas warten, bis der Stein etwas Patina angesetzt hat.

  • Man hat sich ja schon gewundert, warum der Bau dieser Rampe so lang gedauert hat - aber so ist sie wenigstens pünktlich zum Volkstrauertag und Kranzniederlegung in der neuen Wache fertig geworden.:)


    Damit dürften sich weitere Umgestaltungsmaßnahmen des Vorplatzes vorerst erledigt haben. Solange rundherum noch soviel Baustelle ist dürfte dies auch wenig Sinn machen.
    Aber möglicherweise kommt ja doch noch Bewegung in die Sache, weil die Deutsche Bank das Prinzessinnenpalais für ihre Kunstsammlung nutzen will und im Zuge dessen auch der Garten wieder stärker für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt werden soll. Vielleicht stehen dafür die dort abgestellten Generäle im Weg.

  • Wurde eigentlich auch auf der linken Seite und im Inneren der Neuen Wache eine Rampe gebaut? Die Standbilder werden vermutlich erst nächstes Jahr zurückkehren, wenn die Kunsthalle der Deutschen Bank ins Prinzessinnenpalais umzieht und im dazugehörigen Garten vermehrt Ausstellungen und Veranstaltungen stattfinden, wie Kieselgur schon gesagt hat. Hoffentlich wird es dann auch wieder ein schönes Operncafé geben!



    Quelle: Ansicht der Neuen Wache in Berlin 1842, Wilhelm Brücke; Wikipedia, gemeinfrei

  • Die Standbilder werden vermutlich erst nächstes Jahr zurückkehren, wenn die Kunsthalle der Deutschen Bank ins Prinzessinnenpalais umzieht und im dazugehörigen Garten vermehrt Ausstellungen und Veranstaltungen stattfinden, wie Kieselgur schon gesagt hat.


    Vermutlich, bezogen auf den Zeitraum oder die Rückkehr an sich? Hast du Quellen?

  • Momentan hat sich erstmal der Landesdenkmalrat mit der Sache befasst und die Rückkehr der Figuren abgelehnt.


    Empfehlungen Landesdenkmalrat 5. Oktober 2017


    Umfeldgestaltung Neue Wache (Standbilder)
    Der Landesdenkmalrat wird im Einzelnen über die wechselvolle Standortgeschichte der Generalsstandbilder sowie über Planungen und Beschlüsse zur Freiraumgestaltung des Lindenforums nach 1990 informiert. Die Notwendigkeit, die Originale der Marmor-Standbilder Scharnhorst und Bülow an einen geschützten Ort zu verbringen, wird klar begründet.

    "Der Landesdenkmalrat empfiehlt, den heutigen Standort der Marmor- und Bronzestandbilder gegenüber der Neuen Wache nicht in Frage zu stellen, da er in engem Zusammenhang mit der 1990 neu definierten und heute immer noch gültigen Bedeutungszuweisung der Neuen Wache als „Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“ steht. Die historischen Standorte im Vorbereich der Neuen Wache (Scharnhorst, Bülow) bzw. ihr gegenüber (Blücher, Gneisenau, Yorck von Wartenberg) könnten gegebenenfalls markiert, deren „Wanderung“ durch erklärende Informationen bei den Standbildern erläutert werden.
    Der Landesdenkmalrat empfiehlt, die gefährdeten Marmor-Standbilder an einen umweltgeschützten und öffentlich zugänglichen Bereich in der Nachbarschaft (bspw. Friedrichswerdersche Kirche SPK/SMB, Zeughaushof DHM, Schlüterhof Humboldtforum) zu verbringen; auch eine Präsentation und historische Kommentierung im Rahmen der Dauerausstellung "Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler" auf der Zitadelle Spandau erachtet er als prüfenswert. An Ort und Stelle gegenüber der Neuen Wache sollen die Originale nicht durch Abgüsse in Kunststein oder Bronze, sondern durch Hausteinkopien in Marmor ersetzt werden."


    Das ist natürlich behender Unsinn, weil eine erneute Falschaufstellung für viel Geld kopierter Standbilder reichlich sinnlos ist. Sonst ist das Landesdenkmalamt doch gegen jede Kopie - jetzt aber soll es sein? Auch die Idee die "Wanderung" vor Ort durch irgendwelche Tafeln deutlich zu machen (an der Neuen Wache hängen ja schon mannshohe Tafeln mit stark verschwurbelten Erklärungen) ist eher hilflos.


    Wie der neue Kultursenator entscheidet, bleibt offen...

  • Das Berliner Denkmalamt ist wirklich immer wieder für Überraschungen gut, nur leider so gut wie nie im positiven Sinne. Den Wunsch nach Schutz der Mamor-Originale und nach Kopien kann ich ja noch nachvollziehen. Wenngleich mir die Standbilder am derzeitigen Platz gefährdeter erscheinen, als vor der Wache. Aber dann die Kopien wieder am falschen Standort aufzustellen und die Originalplätze zu markieren, während die fraglichen Standbilder keine hundert Meter entfernt stehen, ist nun wirklich absurd und wirkt eher wie ein Schildbürgerstreich. Was schreibt man dann auf die Erklärtafeln? "Hier könnte das Denkmal dort drüben stehen"?

  • Die Empfehlung des Landesdenkmalrats ist so absurd, dass man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Als nächstes wird wohl noch beschlossen, das Reiterstandbild Friedrichs des Großen zurück nach Potsdam zu versetzen oder den preußischen Adler und das eiserne Kreuz wieder von der Quadriga des Brandenburger Tores zu entfernen. Aber nein, im Ernst: Hoffen wir, dass Kultursenator Lederer die absurde Empfehlung des Landesdenkmalrats nicht befolgt und diese Meisterwerke der Berliner Bildhauerkunst endlich an ihren richtigen Standort zurückkehren.