Sanierung Deutsche Bank-Komplex (künftiger Sitz BMG)

  • ^Dann kennzeichne doch wenigstens deine Edits. Oder noch besser: Schreib deine Kommentare in Ruhe zu Ende und hau nicht erstmal einen Zweizeiler raus, der sich eine Stunde später in eine Textwand verwandelt (Das hatten wir letztens auch).


    Edit: Und schon wieder... Dein Kommentar #60 hat 30 Minuten nach der ursprünglichen Veröffentlichung wirklich einen komplett anderen Inhalt als vorher, ohne dass du das irgendwie kenntlich machst. Was für ein dreister, destruktiver Stil...

  • ^ Ja. Und die letzte Version (Stand 17:40 Uhr) hat sich vollends von der Wirklichkeit verabschiedet. Ich soll von einer Behauptung "zurückgerudert" sein, die ich nicht getätigt habe – wie jeder nachlesen kann. Und die Moderation soll unterbinden, dass ich in diesem Strang Knobelsdorff und Schinkel erwähne, denn sonst geht das Forum vor die Hunde. Warum? Was weiß ich...


    Ich erwarte natürlich nicht, dass Architektur-Fan mir zustimmt – nichts spricht gegen unterschiedliche Geschmäcker. Aber er weigert sich schlicht, mein Argument so anzuerkennen, wie es gemeint ist. Macht mich ratlos.

  • Ich finde es eher schade das wir uns hier an Kleinigkeiten festbeißen und geradezu streitsüchtig immer und immer wieder in dieselbe Debatte geraten (Ich sage bewusst "wir"). Ich hatte angemosert, das dieser Bau irgendwie seltsam aussieht. Die Verunstaltung wurde jetzt geklärt, danke guter Recherche. Ist das Endergebnis zufriedenstellend? Ich würde behaupten wir sind doch alle einer Meinung, dass es wohl das Prädikat "besser als vorher", aber eben auch nicht mehr bekommt. (vorher = vor der Sanierung).


    Nun kann man die historische Version ansehen und in Tränen ausbrechen (so wie ich) oder eine Diskussion anstoßen, warum es doch ohne Deko viel besser aussieht. Dann kann man sich aber eigentlich auch in die Lounge verabschieden, denn dann schlittern wir doch wieder in die übliche Debatte: "Ornament oder nicht?" mit den üblichen Fraktionen.


    Meine Frage ist jedenfalls geklärt, danke für den Input, keine weiteren Fragen.

  • –„ es ging um die allgemeinere Frage, ob weniger Schmuck per se eine "Degeneration" von Architektur darstellt (was m.E. bei Endell anklang).


    *Bezogen auf die Bank halte ich den Begriff der "Entstuckung" allerdings trotzdem für fragwürdig – er bedeutet ja, dass von einer intakten Fassade der Schmuck entfernt wird. Hier wurde der Schmuck einer starkt beschädigten Fassade nicht wieder hergestellt.

    Ob weniger Bauschmuck perse eine Degeneration der Architektur darstellt lässt sich sicher nicht so einfach mit ja od. Nein beantworten weil es für mich eng mit der Art und Form der Architektur, ihrer Umgebung, der Qualität der Schmuckformeln, der Gliederung und einer Gebäudegerechten Dramaturgie in Zusammenhang steht.


    Bezogen auf den Wiederaufbau des Bankenkomplexes würde ich das bejahen.


    Ich konnte leider keine Aufnahmen vom Nachkriegszustand der DB ausfindig machen um einschätzen zu können wie stark die Aussenmauern von den Einwirkungen des Krieges in Mitleidenschaft gezogen wurden und ob das angebotene Ausmaß der Reduktion und Veränderungen wirklich derart notwendig war.


    Ich könnte mir vorstellen dass das ein eher vereinfachendes Argument für die Modifikation ist, das sich mangels bilddokumenten weder stützen noch widerlegen läst.


    Somit lässt sich nur das Resultat nach Entwurf Ehrlichs unter Berücksichtigung der noch immer sichtbaren verwerteten, vorkriegsstrukturen und bewerten.


    Einfließen lassen sollte man beim modifizierenden Umgang mit der DB hier wohl auch, das eigentlich bis heute anhaltende von Geringschätzung geprägte Verhältnis zum Historismus im Architekturbetrieb.


    Die Epoche widerspricht in Ihrer Pluralität, Opulenz, Individualität und Motivfindung im Vergangenen so ziemlich in in allem den Grundsätzen des neuen Bauens seit den 20ern und dem Zielpunkt eines aufs nützliche optimierten Menschenbildes innerhalb einer Kollektivistischen Gesellschaftsform seit den 30ern sowieso.


    Der scheinbare Widersinn wie sich die Eliten in den Wiederaufbaujahren im Umgang mit wilhelminischer Architektur verhielten, während man zeitgleich faschistische Bauten scheinbar problemlos ohne größere Deformationen adoptierte existierte eigentlich gar nicht.


    Ideologisch wäre die Opt. Dekonstruktion durch den Architekten im Sinne seiner Prägung plausibel, hinzu kommt noch die möglicherweise Nutzerinteressierte bastionierung eines Gebäudes, das eben fürs Ministerium des Innern an der deutsch/deutschen Grenze gedacht war.

    Das erklärt vielleicht auch die wenig schmeichelhafte Wendung der offenen, einladenden Erdgeschosszone an der Front zur Mauerstraße, hin zu einer öffnungsungeneigten Sockelbetonung.


    Final, unterbietet das neue Fassadenbild von Ehrlich die vorangegangene Komplexität und plastische Qualität der Fassade nicht nur deutlich, sondern stellt in seiner Art, unter Mit-Verwendung bestehender Baukörper, Strukturen und Dekors eine kognitive Dissonanz her - was bei den meisten Menschen eher als unangenehme Gestalteigenschaft wahrgenommen wird.


    Die Fassade schafft es nicht die Genetik des Baues ausreichend zu überlagern und weckt damit Erwartungen die sie nicht einlösen kann, will und soll.


    Die Bauten wirken damit bis heute unbefriedigend unfertig und erst recht mit der letzten Politur wird eben ausgerechnet jener Eindruck noch mal bestätigt.


    Der Bau sieht also auch nach über 70 Jahren zwar heller aber immer noch deklassiert und sch.. aus.

    Markenzeichen ist nicht das neue Fassadensystem von Ehrlich sondern

    die verstümmelten Säulen und Pilaster, nutzlos gewordenen Postamente und wenigen überkommenen Dekore an denen man opt. hängen bleibt.


    Die Rückabwicklung der ehemals fein ziselierten Details die mit der Architektur verzahnt sind hin zu eher formalen grob gehaltenen Elementen empfinde ich hier nicht als reife kulturelle und ästhetische Leistung menschl. Begabung.


    Vom Komplex mit

    seiner festlichen, repräsentativen, kunstfertigen Fassadenvielfalt, im klassischem Kanon mit hoher Kommunikationsfreude nur noch eine überwiegend, trutzige, simplifizierte vereinheitlichte Baumasse im verrohten, maschinisierten Reichsklassizismus übrig zu lassen führt für mich eher geradewegs zurück in die Höhle.


    Die geringfügige Eigenleistung zu den Details für die Fassade sind völlig schematisch geraten und derart runtergebrochen dass sie gar keinen Schauwert mehr darstellen.

    Deren dekorativer Sinn erscheint mir eher verfehlt und die Aufwendung obsolet.


    Deutlich wird das für mich vor allem an diesen merkwürdigen Pastillen unter den Fenstern - die völlig uninteressante, nutzlose Akzente setzen. Was man hier geboten bekommt ist eine bastardisierte, verunansehnlichte Architektur die den Raum bestimmt.


    Ich hätte es besser gefunden man hätte die Gelegenheit zur Sanierung genutzt einige wichtige getilgte Elemente wiederherzustellen.


    Besonders die getilgten Kapitelle, die Verdachung über den Seiteneingängen in der Mauerstraße und das gliedernde Fassadengesims das in die schöne Brücke einläuft und damit diese wieder organischer an die Architektur knüpft, sähe ich für die Architektur als vorteilhaft erstrebenswert.


    Das eigentliche Fassadensystem Ehrlichs an der Mauerstraße wäre davon unberührt geblieben und könnte seinen Denkmalwert weiter behaupten.

  • ... ich denke der Grund für die vereinfachte Wiederherstellung des Äußeren ist einfach ein Kostengrund. Wir haben hier eine Natursteinfassade, deswegen kann man auch nicht von Entstuckung oder Wiederbestuckung sprechen. So es Ornamente,Figuren, Kapitel gab, so waren diese ebenso in Naturstein ausgeführt und nicht in Stuckgips. Diese auch nur ansatzweise ähnlich wie beim HF, wiederherzustellen benötigt einen enormen Kostenaufwand ebenso Steinmetze etc. Durchaus nachvollziehbar, dass dies nicht die oberste Priorität beim Wiederaufbau in einer sozialistischen Hauptstadt nach dem Krieg war, wo es erstrangig darum ging nur einigermassen benutzbare Gebäude in einen solchen benutzbaren Zustand zu versetzen um überhaupt ein Dach überm Kopp zu haben, abgesehen davon dass man seinerzeit wirklich fortschrittlich modern, hell und gesund leben und bauen wollte. Alles Andere ist sehr wohlfeile Kritik und eine sehr abgehobene westliche Sichtweise die mit den Lebensverhälnissen des Nachkriegs-Berlin nicht gut vereinbar ist.

    Wenn sich heute 80 Jahre nach den Kriegsereignissen die Deutsche Bank als ursprünglicher Bauherr und Eigentümer des Gebäudekomplexes dazuhinreißßen lassen würde hier mal einen erkleglichen Betrag in die Originalrekonstruktion zu stecken, wäre ich der letzte der das nicht gutheissen würde.

    Ähnlich verhält es sich bei den anderen Vorkriegsthauptsitzen von Banken und Industrieunternehmen in Berlin.

  • Camondo : Sicher spielen Kosten eine Rolle. Andererseits sind im viel ärmeren Leipzig aufwendige "Wiederbestuckungen" an der Tagesordnung. Ist also auch eine Frage der Ideologie, des Wollens.

  • Oranien ... ich habe doch versucht den Unterschied zwischen Stuck > Stuckgips und Naturstein > Steinmetzarbeit herauszuarbeiten. Etwas, das nur in eine Model gegossen wird, dann aushärtet und an die Fassade gebappt wird ist selbstredend billiger als etwas das aus Stein herausgemeisselt werden muss. Auch ist Stein sehr viel teurer als Gips, No? Also nicht eine Frage des Wollens sondern des Geldbeutels.

  • Lieber Camondo - Wie bereits erwähnt - ist es äußerst schwierig den Grad der Zerstörung nachzuvollziehen, weil das zwar Erwähnung findet aber weder genauer Beschrieben noch Bildlich dokumentiert zu sein scheint.


    Meiner Einschätzungen ging die Umgestaltung der DB über eine bloße Reparatur /Ertüchtigung schon hinaus.


    Das Kostenargument ist sicher nicht von der Hand zu weisen und hat auch heute gerade bei Steinarbeiten - Gültigkeit.


    Das Augenmerk in dieser Zeit lag nachvollziehbar nicht auf der Rekonstruktion Irgendwelcher Schönheiten fürs Gemüt, und das zweifele ich auch gar nicht an.


    Trotzdem kann man Ehrlichs Leistung hier kritisch betrachten und die damalige Haltung und Bewertung der historistischen Architektur des 19.jhd. und der sehr lange Umgang mit ihr gehört m.M in das Ergebnis dieser Umformung eingepreist.


    Eine fortschrittliche Bauleistung im Sinne von , Hell und Gesund kann ich hier nicht erkennen.


    Mit der Angleichung der Fensterachsen an Stelle der großen Bogenfenster im 1. Obergeschoss dürfte es ja eher lichtärmer im Inneren geworden sein und auch sonst sind die Rythmen und Strukturen weitestgehend beibehalten worden und stellen gar keine architektonische Neuerung dar.


    Dem Rückschluss auf eine abgehobene westl. Sichtweise kann ich hier nicht ganz Folgen.

    Der Umgang mit solchen Bauwerken war im Westen doch nicht viel anders.


    Die Idee dass sich die DB für eine äußerliche Teilrekonstruktion der Anlage engagieren könnte klingt zwar verlockend - aber irgendwie Abwegig.


    Nicht nur weil der sehr spezielle Denkmalschutz in Berlin dem wohl als erstes Widersprechen dürfte sondern auch weil das Gebäude nun zu den Liegenschaften des Bundes gehört und zukünftig das Gesundheitsministerium beherbergen wird.

    Das Interesse der Politik für eine recht verfänglich wirkende Zuwendung zur Verschönerung eines Ministeriums durch ein Wirtschaftsunternehmen dürfte gegen 0 tendieren.


    Die DB hat seit der Wende trotz der hist Bedeutung der Anlage für die Unternehmensgeschichte kein Interesse an dem Komplex erkennen lassen.


    Dabei wäre hier die Unterbringung der Unternehmenseigenen Kunstsammlung ein schöner Anlass gewesen sich auf diesen Bau zu besinnen.


    Stattdessen zieht die KunstHalle der DB sogar aus dem Gebäude unter den Linden aus und mietet sich DB bei Springer in Paulicks Version vom Prinzessinnenpalais ein um ihre Kunstsammlung zu präsentieren.

  • cher Endell.... den Einwand meinerseits auf das moderne, helle, gesunde Bauen nach dem Krieg wollte ich nicht auf diesen Komplex bezogen haben. Das war das was man vordringlich und erstrebenswert im Wohnungsbau, und zwar in beiden Teilen Berlins und Deutschlands, auch hier in Frankreich und ich möchte fast sagen in allen Industriestaaten nach dem Krieg erachtet hat. Dass die Lust zu Rekonstruktionen und zum Erhalt dieses zu dieser Zeit eher verhassten Zierrats nicht allzu groß war, ist heute schwer nachzuvollziehen, aber es war so.

    Ansonsten gehe ich sehr konform mit Deiner Kritik an der DB insbesondere was die Galerie Unter den Linden betrifft etc.

  • Dass die Lust zu Rekonstruktionen und zum Erhalt dieses zu dieser Zeit eher verhassten Zierrats nicht allzu groß war, ist heute schwer nachzuvollziehen, aber es war so.

    Und genau deswegen kann man die Rekonstruktionen doch heute nachholen.

  • ^ ... na dann Schlage ich vor, Du spendest dem Ministerium die ersten 100 Euro für eine unbedingt benötigte erneute Renovierung... dann wird das restliche Geld für Steinmetze etc. sicher bald kontinuierlich in Strömen fliessen und wir können uns alle an Säulen und Putten und Rankenwerk ergötzen.

  • ^ Ich wäre bereit, die ersten 100 Euro zu zahlen. Ich befürchte jedoch, dass das nicht reichen wird, um den früheren Zustand wieder herzustellen. ;)

  • Bin nicht sicher ob das überhaupt denkbar ist, aber ließe sich das nicht als Kunst am Bau deklarieren?


    Es gilt doch die Verpflichtung bei staatlichen Bauprojekten zur Förderung der Baukultur einen gewissen Prozentsatz der angefallenen Baukosten in Kunst am Bau umzusetzen - und es ist doch ein staatlich genutzter Bau.

    Beim hist. Bundesratsgebäude hat man etwas annäherndes mit den Plastiken auf der Attika ja irgendwo auch gemacht.


    Es wäre zwar jetzt hier keine abgefahrene, Innovative Kopfkunst die man irgendwo abstellt oder aufhängt, aber im großzügig gedachten Sinne doch immer noch Kunst am Bau - wenn es auch unüblich geworden ist diese als Komplementären und/oder tekt. Bestandteil der (Fassaden) Architektur zu nutzen. Aber vermutlich legt man dazu den Kunstbegriff dann sehr eng aus und der Staat fällt wohl dann auch eher als Mäzen der Handwerkskunst als der der individuellen Künstlerpersönlichkeit auf.

  • ^ Guckst du hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Kunst_am_Bau


    Der genannte Prozentsatz von 1 % würde wohl kaum ausreichen. Vom finanziellen Aspekt mal abgesehen dürfte es wohl viel wahrscheinlicher sein, dass man eine moderne Skulptur eines zeitgenössischen Künstlers im Eingangsbereich aufstellt als die Wiederbestuckung einer Fassade durchführt. Leider!

  • Da ich das erste Mal seit Jahren wieder hier durch die Französische Straße geradelt bin, hier nochmal zwei aktuelle Bilder. Es sieht alles so aufgeräumt und ordentlich aus nach den jahrelangen Bauarbeiten:


    deutschebank_komplex01.jpg


    deutschebank_komplex02.jpg

  • Zur abgeschlossenen Sanierung des ehemaligen Stammsitzes der Deutschen Bank in Berlin gibt es einen aktuellen Artikel im Baunetz.


    Darin berichtet der Autor Gregor Harbusch über die Sanierung durch KSP Engel, nach der zwei Bundesministerien und ein Konferenzzentrum in dem Komplex untergebracht sind. Zudem gibt es einen geschichtlichen Abriss der beiden Häuser und eine umfassende Bildergalerie (29 Bilder), in der u. a. auch die Innenräume, Fotos der Restaurierungsarbeiten sowie Pläne und Grundrisse gezeigt werden.


    Als kleinen Appetizer hier ein Bild daraus vom hist. Aufzug im Trepenhaus:


    aufzug_dtbankkomplex.jpg
    © KSP Engel