Oper und Schauspiel: neuer Standort / Alternativlösungen?

  • Genau, sperren wir einfach mal alle möglichen Verbindungsstraßen. Frankfurt hat ja noch nicht genug Stau...

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass am Schaumainkai ein stadtprägender Entwurf umgesetzt würde. Ich weiß noch nicht mal, ob ich mir das wünsche neben dem Städel. An der Deutschherrnbrücke könnte ich mir das aber super vorstellen und ein moderner Entwurf würde auch hervorragend zu Frankfurt passen!!! Die Peripherie ist es natürlich nicht (auch wenn es leider danach aussieht, traurig bei dem Ausblick), mit dem Fahrrad zur Zeil zeigt Google Maps gerade mal 8 Minuten Wegdauer an, muss man halt gut erschließen. Es ist vielleicht eine etwas verrückte Idee, aber eine Bootsfahrt vom Eiserner Steg, das wäre Hammer :D Und Bars/Restaurants sind ja auch einige am Walther-Cronberg-Platz, der so endlich mal belebt würde.:daumen:

  • Und der Mühlberg wird andererseits nie - auch nicht in 100 Jahren - erweiterter Teil der Innenstadt sein.


    Wieso so pessimistisch? Die Fläche zwischen Offenbacher Landstraße und Main ist das größte potentielle Entwicklungsgebiet in Innenstadtnähe. Es wird dem Druck nicht ewig standhalten. Aber sicher nichts für die nächsten 10 Jahre. Allerdings bei dem Investitionsvolumen das da im Raum steht sollte man auch den größten städtebaulichen Effekt erzielen und dann meiner Meinung nach ggfs. warten wenn es im Moment keinen adäquaten Standort gibt.

  • Wie es ausschaut können wir hier zu machen.


    Laut einem Bericht von hessenschau.de ist eine Arbeitsgruppe der Stadt einerseits zu dem Ergebnis gekommen, dass es verglichen mit den kolportierten 900 Mio. "erhebliche Einsparpotenziale" gebe, andererseits aber eine Sanierung oder auch ein Neubau (hier gibt es noch keine Festlegung) nur am Willy-Brandt-Platz infrage komme. Kulturdezernentin Ina Hartwig wird mit dem Satz zitiert: "Es gibt keine verfügbaren Grundstücke in der Innenstadt".
    Jetzt sollen noch einmal externe Gutachter ran, um die Frage Neubau oder Sanierung zu ermitteln bzw. Empfehlungen dafür abzugeben. Dies wird dem Bericht zufolge in etwa ein halbes Jahr in Anspruch nehmen.

  • Mehrere Artikel in der FNP (1, 2) und FR legen die Vermutung nahe, dass keiner im Magistrat Lust hat, sich mit der Sache ernsthaft zu beschäftigen. Ein neues Gutachten zu holen, nachdem das alte schon genug gekostet hat, in der Hoffnung dass es dann am Ende eine billigere Lösung geben wird, grenzt schon an Dogma. Und das Logistikzentrum auszulagern halte ich ebenso für eine Schnapsidee.


    Es bleibt wohl dabei, dass ein neuer Standort die beste Lösung sein kann, wo dieser letztendlich auch immer sein mag, wenn auch nicht allzu weit vom Stadtkern. Dies kann sicherlich zum Teil durch den Bau eines Hochhauses am Willy-Brandt-Platz finanziert werden und auch einer möglichen Verbreiterung der Wallanlagen an der Stelle nur zugute kommen.

  • Ich weiß gar nicht, woher die Vorstellung kommt, man könne einen Theaterneubau durch den Verkauf des Geländes am Willi-Brandt-Platz gegenfinanzieren. Der Theaterbau hat eine Grundfläche von rd. 13.000 m², wenn davon auch noch ein Teil der Wallanlage wieder zufallen soll, blieben für ein Hochhaus - je nachdem - zwischen 5.000 und 10.000 m². Der Bodenrichtwert beträgt 1.000 €/m².
    13.000 €/m², was dem Bodenrichtwert entlang von Taunusanlage und Neuer Mainzer Str. entspricht, würden eine Ausnutzung von GFZ 5,0 voraussetzen. Bei einer GFZ von 5,0 könnte man auf einem Baugrundstück von 10.000 m² eine BGF von 50.000 m² errichten, also je nach Gebäudegrundfläche +/- 35 Stockwerke. Aber selbst unter Zugrundelegung dieses Maximums erlöste das Grundstück dann maximal 130 Mio € minus Abrisskosten. Sollte der Platz erweitert werden oder die Wallanlage merklich größer werden, wäre der Erlös entsprechend geringer. Gemessen an seinen Kosten, trüge der Verkaufserlös zur Refinanzierung eines Theaterneubaus vielleicht 20% bei. Ich bezweifle, dass das ein gutes Geschäft wäre.

  • Noch eine Anmerkung: würde man die Baugrenze in der Wallanlage auf das Maß von Eurotower oder Taunusturm zurücknehmen, also eine Bebauungstiefe von ca. 45 m, bliebe für eine Hochhausnutzung ein Grundstück von ca. 5.400 m². Würde man ein Hochhaus von 1.200 m² pro Geschoss bauen, so hoch wie der Eurotower, d.h. 145 m, käme man auf eine Geschosszahl von 48 Stockwerken.


    48 Stock x 1.200 m²/Stock ergibt eine BGF von 57.600 m², das wäre bei einem Grundstück von 5.400 m² eine GFZ von 10,6. In diesem Fall würde sich der Bodenrichtwert über 13.000 €/m² hinaus deutlich erhöhen, aber weitem nicht verdoppeln. Der Verkauf von 5.400 m² würde selbst bei einer extremen GFZ nicht mehr als die vorerwähnten 130 Mio bringen, eher weniger.

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    Vor allem legt das ganze Vorgehen den Schluss nahe, dass man beim ersten Gutachten extrem dillentantisch vorgegangen ist.


    Mir kann keiner erklären, warum es bei einem fast zwei Jahre andauernden Gutachten-Prozess nicht möglich sein soll, auch unterschiedliche Kostenalternativen zu entwickeln anstatt nur wünsch-dir-was-Lösungen zu publizieren.


    Das ganze ist nur noch eine einzige Farce!

  • Die Erklärung ist einfach: Das war nicht Auftrag der Gutachter. Wohl aber, Zusatz- und Erweiterungswünsche für die aktuelle Anlage zu ermitteln und zu berücksichtigen. So kam dann das Hochhaus an der Südwestecke heraus - in der Tat reichlich grotesk.

  • Wenn das nicht Auftrag der Gutachter war, dann hat die Politik versagt. Ich kenne das aus meinem eigenen Job so nicht.


    Bei solchen langlaufenden Aufträgen gibt es in der Regel regelmäßige (wöchentlich/monatlich/quartalsweise) Sitzungen mit den Verantwortlichen, wo auch über Zwischenergebnisse gesprochen wird. Das ist dann auch der Zeitpunkt, wo dann der Auftraggeber sagt, dass man sich bitte auf bestimmte Themen fokussieren oder eben andere Punkte mit in den Fokus nehmen solle.


    Das scheint hier nicht geschehen zu sein. Das freut jetzt den neuen Gutachter, der nochmal Geld für etwas verlangen kann, was man auch gleich beim ersten Mal hätte miterheben können.

  • tunnelklick, es geht in dem Vorschlag sicherlich nicht darum, den Neubau an einem anderen Standort durch den Verkauf des Geländes komplett zu finanzieren, wohl aber zum -- wenn auch in deinen Rechnungen relativ kleinen -- Teil, insofern die Annahme stimmt, dass man mehr aus diesem Grundstück herausholen kann, als ein vergleichbar großes außerhalb der Innenstadt kosten würde. Dabei die Wallanlagen möglichst wiederherzustellen, zumindest ein wenig verbreitern, finde ich kein unerreichbares Ziel.


    Dass ein gewisser Grundbetrag x für einen Neubau aufgewendet werden muss, wurde hier nicht in Frage gestellt.

  • ^^ Wenn ich heute eine Doppeltheateranlage würde bauen wollen, würde ich ich sie so planen, dass sie dem heutigen Stand der Technik entspricht und alle Anforderungen erfüllt, die ein moderner Theaterbau eben erfüllt, und das für einen langen Zeitraum. Deren Kosten haben die Gutachter ermittelt. Wenn ich zu der Bewertung komme, dass ich mir das nicht leisten kann oder will, lasse ich eine Anlage planen, die nicht mehr als x Mio € kostet. Das ist dann aber nicht eine Anlage, die dem entspricht, was man heute nach den Regeln der Technik und der Baukunst, planen würde, sondern etwas anderes, ein Aliud und ein Minus; bliebe abzuwarten, was für eine Theateranlage man für den Betrag, den man sich leisten will, bekommt.


    Das kann man machen, aber warum muss man deshalb denjenigen verdammen, der auftragsgemäß eine große Lösung berechnet hat?

  • Ich verdamme ja nicht den Gutachter, ich verdamme den Auftraggeber (die Politik).


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    Mir kann niemand erzählen, dass man erst kurz vor Toreschluss bemerkt hat, dass die Sanierungs- bzw. Neubaukosten nicht im Rahmen der früher genannten 250-300 Mio. € liegen würden, sondern ca. 3mal so hoch. Und sobald man das merkt und zumindest andeutungsweise an den Auftraggeber kommuniziert, muss der dafür sorgen, dass Alternativen begutachtet werden. Stattdessen hat man sich ja offensichtlich lieber ins Schneckenhaus zurückgezogen. Erbärmlich!

  • Wie auch immer...


    Im Grunde braucht man doch nicht mal einen Gutachter um zu wissen, dass die Generalsanierung eines verschachtelten und mehrfach umgebauten älteren Gebäudes nicht günstiger zu haben ist als ein Komplettneubau. Bei einem Neubau am anderen Standort würden dabei ja nicht nur die Erlöskosten für das jetzige Grundstück einfließen, sondern natürlich auch die entfallenden Kosten für eine Ausweichspielstätte. Im jetzigen Stadtzentrum dürfte es dabei aber in der Tat kein genügend großes Grundstück mit vergleichbarer Anbindung geben, welches mehr oder weniger exklusiv für den Bühnenneubau zur Verfügung steht. Beim Projekt FOUR ist die Planung schon zu weit fort geschritten. Und mit den Hochhausplänen am Standort altes Polizeipräsidium wird man auch nicht konkurrieren können.


    Natürlich könnte man sich ähnlich wie Hamburg oder München einen Kulturtempel auch als neues Wahrzeichen bauen oder damit den Startschuss zur Entwicklung eines zweiten Stadtzentrums geben. Beides wäre in Frankfurt aber derzeit nicht vermittelbar.


    Mit dem jetzigem Standort ist man im Grunde ja auch zufrieden, mit dem derzeitigem Gebäude aber natürlich nicht. Dort hunderte Millionen zum Erhalt des Status Quo auszugeben ist aber ebensowenig vermittelbar wie ein ähnlich teurer Neubau an gleicher Stelle.


    Es mag sich von der Politik aber auch keiner öffentlich hinstellen und zugeben, dass man erstmal alles so lassen will wie es ist oder höchstens das Notwendigste machen möchte, schließlich klänge dies ja so als hätte man keine Visionen und es klingt nach Stillstand.


    Wenn man etwa in die Zukunft vertagen möchte, ohne dass man dabei als untätig wirkt holt man doch am besten ein Gutachten ein. Wenn das Hauptziel dieses Gutachtens ist die Sache aufzuschieben, dann sorgt man auch dafür, dass die Anforderungen an die Gutachter nicht zu spezifisch sind und vermeidet ständigen Kontakt zur Nachjustierung. Dann kann man sobald das Gutachten vorliegt eben schön sagen, dies ist unzureichend und man fordert erneut ein Gutachten...
    Immer neue Gutachten kosten zwar auch Geld, aber eben immer noch weniger als die Generalsanierung oder ein Neubau.


    Dabei ist es vielleicht wirklich das Beste das Problem vorerst zu vertagen. Wenn die derzeitigen, bzw. gerade beendeten Kulturneubauten finanziell verdaut sind und man klarer sieht, wie sich Frankfurt durch den Brexit entwickelt ist zum einen wohl wieder mehr Geld für ein Prestigeprojekt vorhanden, zum anderen ist der Drang dann eventuell größer in Frankfurt zu einem polyzentrischem Stadtzentrum über zu gehen, so dass ein möglicher Bauplatz nicht zu nah am derzeitigem Zentrum liegen bräuchte.

  • Warum eigentlich, sipaq? Bring Dir doch einfach die Machbarkeitsstudie in Erinnerung. Schon vergessen, was drin stand? Und das, was auf ihren ersten Seiten zur Aufgabe und ihrem Grund geschrieben wurde:



    Ich bitte um Erläuterung, warum bei einem solchen Auftrag einer umfassenden und man möchte sagen: schonungslosen Bestandsaufnahme irgendwer warnen sollte, weil es teuer wird. Will man wissen, was los ist? Oder will man es nicht wissen?


    Immerhin ist jetzt bekannt, dass eine Sanierung eigentlich von fraglichem Nutzen ist und schweineteuer. Wir wissen ferner, dass auch Abriss und Neubau schweineteuer sind. Diese Erkenntnis führt doch schnurstracks zum Kern der Frage, will sich die Stadt teures Stückwerk leisten oder eine zukunftstaugliche, aber schweineteure Lösung.

  • Es mag sich von der Politik aber auch keiner öffentlich hinstellen und zugeben, dass man erstmal alles so lassen will wie es ist oder höchstens das Notwendigste machen möchte, schließlich klänge dies ja so als hätte man keine Visionen und es klingt nach Stillstand.


    Gemäss der derzeitigen kommunalpolitischen Wetterlage hier in Ffm. wäre es tatsächlich das Beste, die Dinge bis auf weiteres so zu belassen wie sie sind. Also die Ertüchtigung des Bestandes mit dem Notwendigsten und dabei bleibt es die nächsten 20-30 Jahre.
    Ich persönlich könnte damit gut leben - wenngleich natürlich stets für das "ganz grosse Ding" werbend;
    mMn die unbefriedigenste Lösung wäre es jedenfalls, 500 Mio plus in den alten Standort zu versenken - egal ob Grundsanierung oder Neubau. Der Effekt für die Stadt insgesamt stünde in keinem Verhältnis zu den Kosten.


    Manchmal ist eben gar kein Investment das beste Investment !
    und ich denke, dieser Modus wäre beim Thema "Oper und Schauspiel" tatsächlich bis auf weiteres der Beste.

    3 Mal editiert, zuletzt von m.Ro80 ()

  • Also die Ertüchtigung des Bestandes mit dem Notwendigsten und dabei bleibt es die nächsten 20-30 Jahre.


    Wenn man die Machbarkeitsstudie liest, scheint gerade das keine Lösung zu sein, denn schon das Allernotwendigste kostet mind. 130 Mio € (Preisstand 2012) und wäre Stückwerk. Es ging gerade darum, dass dieser seit Jahrzehnten beschrittene Weg nicht mehr weiter beschritten werden sollte.

  • Wenn man die Anlage in Oper und Schauspiel teilt, hätte man den Vorteil bei laufendem Betrieb zu bauen oder umzubauen. Zudem hätte man dann genügend Platz am Willy-Brandt-Platz (ehemals: Theaterplatz) für Schauspiel oder Oper (plus Ballett-Option).


    Als Zweitstandorte kämen meiner Meinung nach in Frage:


    1) Alte Oper
    2) Kultur Campus Bockenheim
    3) DB-Verwaltung, Europaviertel
    4) Sachsenhausen/Niederrad (Deutschherrnufer-Erweiterung)


    Die Veranstaltungen der Alten Oper müssen nicht zwangsläufig am Opernplatz statt finden. Dafür könnte man auch ein neues Haus an einem weniger teuren Standort bauen, das sich selbst finanziert.


    ***


    In der FNP vom 4.12.2017 ist zu lesen, dass die Frankfurter Feuerwehr nie mit Schliessung der Anlage bis 2020 wegen Brandschutzmängeln gedroht habe.


    Ich würde sagen, damit ergibt sich eine neue Situation.


    Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier von interessierter Seite manipuliert wurde, um einen Neubau zu forcieren.

  • Ich hatte da noch eine (verrückte?) Idee: Im Zuge der Neuordnung des Areals am Römerhof könnte man - etwa an der Kreuzung zur Schmidtstraße - ein Areal für ein neues Opern- oder Schauspielhaus freihalten oder -machen. Auch städtebaulich sollte dort, quasi am neuen Ende des Europaviertels, etwas möglich sein. Ein U-Bahn-Anschluss für das Areal ist auch bereits im Gespräch.

  • Es ging gerade darum, dass dieser seit Jahrzehnten beschrittene Weg nicht mehr weiter beschritten werden sollte.


    Wenn man am Ende einer (längeren) Bestandsaufnahme zu einem Ergebnis kommt, welches die ursprüngliche "Nein-Prämisse" (d.h. lediglich das Notwendigste am Status quo investieren) als immer noch deutlich kostengünstigste Variante bestätigt, dann wäre es keine Schande, genau diese "Nein-Prämisse" für eine gewisse Zeit noch einmal weiter zu tragen.
    Die Differenzbeträge liessen sich z.B. in die Sanierung von Schulbauten oder eben auch in Verkehrsinfrastruktur besser investieren.


    Konkretes Beispiel: Für eine "richtige" U-Bahn im Europaviertel (d.h. zumindest vom Güterplatz bis zum Europagarten durchgehend unterirdisch) würde ich das Neubau-Projekt "Oper / Schauspiel" eintauschen, zumindest zeitlich deutlich verschieben - ganz ernsthaft.


    Vielleicht sollte man (in Ffm.) grundsätzlich etwas focussierter planen: Einzele Projekte kompromisslos gut, andere Projekte dann eben dafür zurückstellen.
    Statt dessen meine Befürchtung: Zu viele Projekte gleichzeitig, bei zugleich zu vielen Kompromissen. Der grosse Leidtragende dabei ist letztlich das Stadtbild insgesamt.

    Einmal editiert, zuletzt von m.Ro80 ()