S21-Grundsatzdiskussion: Into Darkness

  • Mit der Südbahn wird eben stur die alte Gegnerargumentation fortgeführt, S21 für alles verantwortlich zu machen. Daß schon vor S21 Verkehrsprojekte stark verzögert finanziert wurden (Stichwort Rheintaltrasse) und umgekehrt trotz S21 der Nahverkehr - entgegen den Gegnerprophezeihungen - systematisch weiter ausgebaut wird (mehrere Stadtbahnlinien und S-Bahnerweiterungen) wird schlicht ausgeblendet.


    Auf den Plänen sieht es für mich z.B. so aus wie wenn mindestens noch ein Bahnsteig (also 1 oder 2 Gleise) Platz hätten. In der Schlichtung wurde angedeutet, dass das vielleicht drin wäre. Hab leider nichts mehr davon gehört. Das würde ich aber gut finden, und wenn es nur als Reserve wäre.

    Ganz genau. Die destruktive Radikalopposition gegen das Projekt hat bessere gemeinsame Lösungen vor allem am Tiefbahnhof und Filderbahnhof verhindert. Insgeheim wollen viele und leider die wichtigen Gegner doch, daß das Projekt möglichst teuer wird und S21 möglichst viele der prophezeiten Schwächen erfüllt. Es geht nämlich längst nicht mehr pragmatisch um vernünftige Bahninfrastruktur für alle, sondern darum, daß einige Recht behalten und politisch Kapital schlagen.

  • Ganz genau. Die destruktive Radikalopposition gegen das Projekt hat bessere gemeinsame Lösungen vor allem am Tiefbahnhof und Filderbahnhof verhindert. Insgeheim wollen viele und leider die wichtigen Gegner doch, daß das Projekt möglichst teuer wird und S21 möglichst viele der prophezeiten Schwächen erfüllt. Es geht nämlich längst nicht mehr pragmatisch um vernünftige Bahninfrastruktur für alle, sondern darum, daß einige Recht behalten und politisch Kapital schlagen.


    Um ausschließen zu können, dass es sich hier einfach nur um eine unreflektiert dahergeplapperte Pauschalaussage handelt, hätte ich schon gerne einen Beleg dafür, dass im konkreten Fall, auf den tyset ja abhebt, eine „destruktive Radikalopposition“ Erweiterungsoptionen des zukünftigen Hauptbahnhofes torpediert oder hintertrieben hat.


    Gemäß meinen Informationen stellt sich die Sachlage etwas anders dar:
    Zunächst einmal bildete die Forderung nach zwei Extragleisen einen integralen Bestandteil des Geißlerschen Schlichterspruchs, was bei der Bahn AG für gehöriges Haareraufen gesorgt haben dürfte. Kurz zuvor schon war nämlich dem Vorstandsvorsitzenden von „DB Station & Service“, André Zeug, bei einer Pressekonferenz die etwas tollpatschige und zweifellos unabgesprochene Äußerung herausgerutscht, eine Erweiterung der Untergrundstation böte sich „in den nächsten 50 bis 80 Jahren“ nicht an und sei im übrigen sowieso planerisch gar nicht realisierbar.


    http://www.stuttgarter-zeitung…ef-a66f-a3495920d4e5.html


    Statt von schierer Unmachbarkeit zu sprechen, hätte Zeug vielleicht besser einfach klargestellt, dass in Sachen zusätzlicher Gleise zwar theoretisch irgendwie alles möglich, jedoch in der Praxis mit immensem Aufwand verbunden wäre, der den von der Bahn AG ja selbst definierten Rentabilitätsrahmen restlos sprengen würde. Zusätzlichen, neben Gleis 1 und 8 angeordneten Extra-Schienensträngen stünden nun mal das unterirdische Technikgebäude am Nordausgang sowie das Kellergeschoss der Landesbank im Wege. Angesichts der momentan bezüglich der IHK geübten Praxis, ein Gebäude lieber gleich aufzukaufen und abzureißen, statt dessen vielfach teurere und riskante Unterfahrung zu wagen, mag sich jeder selbst ausmalen, wie wahrscheinlich es ist, unter der LBBW jemals ein Gleis 10 zu finden – wobei hier im Forum seltene Einmütigkeit darüber herrschen dürfte, dass ein alternativer Abriss des Baus keinen architektonischen Verlust darstellte.


    Bahnvorstand Volker Kefer bemühte sich nach der unbedachten Äußerung von Herrn Zeug noch um Schadensbegrenzung, da man im Planfeststellungsbeschluss wie auch in verschiedenen Publikationen als Trumpf stets die Erweiterungsoption angeführt hatte. Auf der hauseigenen „direktzu“-Frage-Antwortspiel-Seite betonte er eilfertig, dass acht Gleise für den neuen Stuttgarter Hauptbahnhof selbstverständlich „absolut ausreichend“ seien und zudem auch noch genügend Reserven bereithielten.


    http://direktzu.bahnprojekt-st…ption-auf-10-gleise-28333


    Mancher Bahnplaner schien diesbezüglich allerdings doch Zweifel zu haben, und so entstand in der Folge die Idee, das Nadelöhr zwischen Technikgebäude und LBBW-Keller durch Kurzgleise zu umgehen, die von Gleis 1 und 8 ausfädeln sollten. Die Vision, von der die Presse im März 2011 berichtete, muss jedoch alsbald wieder in der Schublade verschwunden sein – vermutlich, weil auch sie den grade im Vorfeld der Volksabstimmung außerordentlich heikel diskutierten Kostenrahmen zusätzlich ins Wanken gebracht hätte. Stattdessen galt nun ab sofort einfach die eiserne Devise: Acht Gleise – erstaunlicherweise also zufällig genau so viele, wie im Trog zwischen Bonatzbau und Bank eben Platz finden – sind optimal, mehr braucht kein Mensch!


    Entsprechend deutet vieles darauf hin, dass das Schweizer Ingenieurbüro SMA den Stresstest, der ja ebenfalls eine Forderung der Schlichtung war, von vorneherein unter der Prämisse anging, um jeden Preis eine genügende Leistungsfähigkeit mit nicht mehr als acht Gleisen nachzuweisen. Und siehe da: Dank eines ausgetüftelten Fahrplans – dessen Sinnhaftigkeit und bahnpraktischen Realitätsbezug freilich manche Kritiker anzweifelten – sowie mehrerer Doppelbelegungen gelang es, die geforderten 49 Züge in der Spitzenstunde durchzuschleusen. Na also: Alles gut!?



    An anderer Stelle habe ich hier im Forum schon einmal bemerkt, dass wir alle wohl erst einige Zeit nach der Eröffnung wissen werden, wie leistungsfähig der neue Tiefbahnhof in der Praxis wirklich ist, und ob sich die Bahnsteige auch im Bereich der Treppen tatsächlich als ausreichend dimensioniert zeigen. Der Nachweis, was ein noch zu erarbeitendes Brandschutzkonzept im Ernstfall wert ist, muss hoffentlich niemals erbracht werden.
    Falls schließlich in fernerer Zukunft aus heute noch nicht absehbaren Gründen das Verkehrsaufkommen bei der Bahn (wieder) drastisch steigen sollte – ein unter Umweltgesichtspunkten eigentlich wünschenswertes Szenario, das manche Stuttgart 21-Apologeten aber mit fast schon panischem Abwehrreflex als völlig realitätsfernen Nonsens geißeln – kann man sich nur wünschen, dass eine zukünftige Planergeneration dann nicht entgeistert darüber rätseln wird, warum frühere Generationen seinerzeit auf die seltsame Idee kamen, einen vorhersehbaren Engpass in den Schlossgarten zu zementieren.


    Bliebe zuletzt noch der ungelöste Punkt, inwiefern nun also die „destruktive Radikalopposition“ (wer auch immer das im Einzelnen ist) Schuld an der mangelnden Erweiterungsfähigkeit des zukünftigen Bahnhofs – die ja einzelne hier offenbar doch bedauern – trägt. Etwa, weil sie immer wieder kritisch die Frage nach Kosten und Rentabilität gestellt hat, statt dem Projekt jubelpersernd jeden greifbaren Roten Teppich auszubreiten? Oder weil die schlimmen, unnützen Demonstrationen genau jene Finanzen verschlungen haben, mit denen sich die Stadt Stuttgart und das Land ansonsten nun spielend leicht zwei zusätzliche Gleise kaufen könnten?
    Vielleicht lohnt es sich einfach, nochmals jene Äußerung nachzulesen, die Rüdiger Grube, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender der Bahn AG, im Vorfeld der S21-Volksabstimmung einem FAZ-Journalisten in den Block diktiert hat: „Ich habe dazu immer gesagt, eine Sollbruchstelle in den Verträgen wäre erreicht, wenn die Kosten 4,526 Milliarden Euro übersteigen. Aber da haben wir noch einen Puffer von mehreren hundert Millionen Euro…“


    http://www.faz.net/aktuell/wir…fort-weiter-11533998.html

  • Sollen wir jetzt jeden der tausende gesprochenen Sätze pro oder contra S21 setzieren?
    Dieser von Dir erwähnte Vorstand war doch gar nicht richtig mit der Sache befaßt, habe von dem nichts mitgekriegt. Kann durchaus ein anders motivierter oder schlicht unqualifizierter Beitrag gewesen sein.
    Was glaubst Du, wie viele unqualifizierte Themenbeiträge es von S21-Gegnern durch alle Gazetten gab, die sich als S21-Experten gerierten, obwohl sie vom Projekt keinerlei Ahnung hatten, bis irgendwann einmal Wasserwerfer losspritzten?


    Natürlich ging der Steßtest von 8 Gleisen aus, weil das der sinnvollerweise zu untersuchende Gegenstand war.
    Daß eine Erweiterung auf 10 Gleise zwar ziemlich aufwendig aber machbar ist, wurde immer wieder erwähnt.


    Destruktiv, weil bis zuletzt keine gewichtige Gegnerfraktion sich in der Weise beteiligte, daß sie das Grundkonzept Tiefbahnhof mit Talquerung samt Filderbahnhof zu verbessern statt bekämpfen suchten. Mag sein, daß es dort konstruktive Kräfte gab/gibt. Diese konnten sich dann aber offenbar nicht durchsetzen oder zumindest ausreichend bemerkbar machen. Ich schreibe ja auch extra "viele" und nicht "alle".

  • Alf
    Ohne Elektrifizierung kann es keine durchgehende Verbindung von der Südbahn nach Stuttgart geben, da die Dieselloks in den neuen Tiefbahnhof und das Tunnelwerk nicht einfahren dürfen.


    Wo genau (Wortlaut) siehst Du da ein Versprechen :confused:


    Ein Versprechen fängt ja meistens an mit: "Ich verspreche, dass ..."


    Er stellt hier m.E. nur eine Tatsache fest, und dass die Chancen für die Elektrifizierung mit S21 steigen werden. Wann tatsächlich elektrifiziert wird weiß er nicht und kann er nicht wissen. Alles andere ist für mich wie zumeist von ewigen S21-Gegnern frei erfunden. Oben bleiben wollen, aber nur hinter der Wahrheit zurück geblieben?

  • Insgeheim wollen viele und leider die wichtigen Gegner doch, daß das Projekt möglichst teuer wird und S21 möglichst viele der prophezeiten Schwächen erfüllt. Es geht nämlich längst nicht mehr pragmatisch um vernünftige Bahninfrastruktur für alle, sondern darum, daß einige Recht behalten und politisch Kapital schlagen.


    Wieso teuer :confused: Es ist 70 Mio.€ günstiger und wirtschaftlicher als ein Projektabbruch
    Was für Schwächen :confused: Es ist alles bestens geplant, Änderungen wollen doch nur die Projektgegner => Die Befürworter wissen genau, dass alles in bester Ordnung ist, Änderungen sind nicht notwendig


    Oder was sollte deiner Meinung nach geändert werden?

  • Alf
    Ohne Elektrifizierung kann es keine durchgehende Verbindung von der Südbahn nach Stuttgart geben, da die Dieselloks in den neuen Tiefbahnhof und das Tunnelwerk nicht einfahren dürfen.


    So wird auch vermieden, dass zu viele Züge dann in den Bahnhof fahren ... das passt denen gut in den Kram!

  • ^ Das ist nicht so ungewöhnlich bei Unternehmen. Vorstände verdienen über die variablen Vergütungsbestandteile daran, dass sie innerhalb ihrer Vertragslaufzeit schwarze Zahlen produzieren. Darauf richten sie ihre Geschäftspolitik aus. Das ist aber nicht automatisch günstig für die lang- oder mittelfristige Entwicklung des Unternehmens. Aufgabe dies zu verhindern, ist die des Aufsichtsrats und der Hauptversammlung. Die sind aber bei manchen Unternehmen nur mäßig engagiert, oder befähigt.


    Erst kommt die Vorstandsvermögensbildung, dann der im Handelsregister eingetragene Geschäftszweck – in dieser Reihenfolge. Wenn die Bahn sich selber schädigt, ist das also völlig normal. Wichtig ist, dass dieser Schaden zum Tragen kommt, wenn jetzige Akteure im und im Umfeld des Unternehmens nicht mehr im Amt sind. Das gilt im Falle der Bahn sowohl für die Unternehmensleitung, wie die politische Seite dahinter.

  • Ihr tut immer so als wolle sich die Bahn selbst schädigen :nono: Unlogisch.


    ich glaube eher die bahn hat über die Jahre durchaus ihren Reibach gemacht


    - jahrzehntelanger Investitionsstopp am Stuttgarter Hbf
    - Veräusserung von Bahnflächenen zu deutlich überteueren Preisen (+Zinseffekt, da diese Flächen erst Jahrzehnte nach Veräusserung nutzbar sind)
    - bedingt durch den Bau von S21 ein für die Bahn sehr günstiger Verkehrsvertrag der BW im Bundesvergleich sehr schlechtes Zugmaterial zu deutlich höheren Gebühren verschafft hat.


    und hatte gehofft S21 mit schönen Fördergeldern und ohne grosse Probleme durchzuziehen. Dass ihr jetzt die schlechte Planung und Bürger die auf Einhaltung von gesetzlichen Bestimmungen pochen einen Strich durch die Rechnung machen damit konnte nun wirklich niemand rechnen.

  • Das ist nicht so ungewöhnlich bei Unternehmen. Vorstände verdienen über die variablen Vergütungsbestandteile daran, dass sie innerhalb ihrer Vertragslaufzeit schwarze Zahlen produzieren. Darauf richten sie ihre Geschäftspolitik aus.
    ... selber schädigt, ist das also völlig normal. Wichtig ist, dass dieser Schaden zum Tragen kommt, wenn jetzige Akteure im und im Umfeld des Unternehmens nicht mehr im Amt sind.


    Ja, das ist leider auch insgesamt der Grund dafür, dass Deutschland wirtschaftlich im Abgrund liegt. Seit Jahrzehnten lassen die z.B. nur noch Autos entwickeln, die die geringsten Entwicklungskosten und damit die schnelle Mark einbringen. Dass deutsche Produkte auf dem Weltmarkt deshalb nie eine Chance haben und haben werden hat die da oben noch nie interessiert, denn dann sind die immer schon mit goldenem Handschlag verabschiedet und das Proletariat verwahrlost mehr und mehr und wird - nach immerhin freier Auswahl - mit Drogen, Fastfood, Religion, oder freeporn ruhig gestellt. Aber ach, wenn es nur die Autoindustrie wäre. Leider sind ja aber auch unsere Architekten und Ingenieure, die Baukonzerne, die chemische und die Elektro-Industrie, die Maschinenbauer, die Waffenproduzenten, die Versicherungen und alle anderen Großen die nicht direkt inhabergeführt sind so aufgestellt, dass es „normal ist sich selber zu schädigen“. Keiner denkt an morgen. Und das seit gestern schon. Deswegen gibt es auch kein reines „Made in Germany“ mehr. Diesen Schrott nähme ja selbst geschenkt keiner mehr ab.
    *Humbug-Modus aus*


    Lieber Alf: so einen Unsinn hab ich noch nie von Dir gelesen!

  • Ihr tut immer so als wolle sich die Bahn selbst schädigen :nono: Unlogisch.


    Prognostizierte Schwächen können doch keine eintreten, da es keine gibt wie wir hier gelernt haben.
    => Was sollte denn jetzt nun an S21 deiner Meinung nach geändert werden?

  • Das EBA hat jetzt bestätigt dass die Rohre des Grundwassermanagments innen verrostet sind


    Quelle: http://www.swr.de


    das deckt sich nicht unbedingt mit dem was die Bahn selbst mal versprochen hat.


    Wolfgang Drexler: „Die Anforderungen, die wir mit unseren Reinigungsanlagen für das Grundwasser zu erfüllen haben, liegen über dem Standard für Trinkwasserqualität“.


    Ich empfehle Wolfgang Drexler künftig sein Trinkwasser dort abzufüllen


    Quelle: http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de

  • Auch wenn der wirtschaftliche Gewinn für die DB vermutlich magerer ausfällt als vor 20 Jahren angenommen, profitieren auf lange Sicht die Bürger, die Wirtschaft, Land und Stadt von der neuen Infrastruktur und von den städtebaulichen Gestaltungsmöglichkeiten enorm - das ist ca. 1 Mio. mal wichtiger als kurzfristige Gewinnmaximierung eines einzigen Unternehmens. Nachhaltig denken, sagen zumindest die Grünen immer. Nie war das für Stuggi richtiger als hier.

  • Genau, wir wollen doch nicht die Gewinne privatisieren und die Kosten sozialisieren :D
    Obwohl, bei einer 100% staatlichen Bahn...

  • die Umgestaltung des mittleren Schlossgartens in eine Badeseenlandschaft nimmt langsam Gestalt an, lediglich der Uferbereich erfordert noch etwas Nacharbeit. Bild siehe STN


    Nebenbei bemerkt dringt noch Regenwasser in die S-Bahnstation sowie die Haupthalle ein, vermutlich weil das Bahnsteigdach größtenteils fehlt. Baufirma sucht Lösungen, die Bahn hofft (auf besser Wetter).

  • Stimmt, am verregneten Sommer ist nur S21 schuld! Zum Glück gibt es den Wiederstand der uns nach seinem Endsieg ins gelobte Land voll ewig Sonnenschein führen wird. Am besten verbeiten wir bauen in Stuttgart einfach per se – ein Unding das eine Baugrube einfach frech mit Wasser vollläuft. :nono: