Dresden: Innere Neustadt

  • Die Idee eines Bürgerbegehrens finde ich grundsätzlich begrüßenswert. Die Fragestellung stößt mir aber auch auf. Die lässt wieder einmal tief ins Weltbild der GHND blicken. Das Problem ist wahrscheinlich, dass der Verein ja nicht den ersten Preisträger befürwortet, sondern den Zweitplatzierten. Das muss man erst mal in eine Fragestellung hinein bekommen. Es wird daher darauf hinauslaufen, dass der Bürgerentscheid nicht zugelassen wird, weil die Formalitäten nicht eingehalten sind. Schade um die Zeit.

  • Beschlusslage (siehe Ratsinformationssystem) ist, dass alle drei Preisträger in den weiteren Planungen berücksichtigt werden sollen. Der erste Platz bildet die Grundlage. Es geht also im Grunde um die Frage, ob die Beschlusslage akzeptiert wird, was in der Verwaltung offensichtlich nicht der Fall ist und nun durch den Bürger entschieden werden soll.

  • Wobei ich "vom Königsufer/Elbseite ausgehend" auch nicht wirklich verstehe.

    Evtl. geht es darum, die Frage des Denkmalschutzes für den Neustädter Markt erst einmal zu umschiffen. Nach meinem Verständnis müsste die Bebauung im Bereich Königsufer zumindest teilweise möglich sein (sonst wäre die ganze Diskussion um das Narrenhäusel hinfällig).

    Also quasi "Umsetzung des Teils der Wettbewerbsergebnisse, der trotz Denkmalschutz möglich ist".

  • Natürlich gehts um ein Geraderücken bzw eine sichtbar-werdende Gegenkraft gegenüber sich (des Öftern) verselbstständigenden Amts- oder Politbereichen.

    Zunächst hatte der (ehrenamtliche) Stadtrat eben NICHT das Recht, einen so großen Bürgerbeteiligungsprozess samt Fachbegleitung und Juryfinale in seinen Ergebnissen erneut wieder aufzuschnüren. Dem Stadtrat obliegt - wie auch andernfalls häufig - ein formaler "Beschluß" qua Kenntnisnahme und Absegnung. Auch Ergänzungs- oder Prüfaufträge sind bzw wären möglich gewesen, aber eben keine Abänderung in den Grundzügen der Gesamtsache.

    (also quasi ähnlich wie bei B-Plan-Verfahren: Abänderungen abseits des Eingriffs in die "Grundzüge des B-Plans" sind möglich, alles andere nicht.)

    Wenn dies vorab nicht zureichend klargestellt war, besteht schlußlich im Mindesten eine moralische Pflicht zur Bestätigung des großen und gelobten Prozesses. Das Ergebnis - eben mit den 3 Bestplazierten fortzufahren - ist eben dann bindend! Was der Stadtrat hier in schlimmer Gutsherrenart tat, ist (nicht nur sittlich) widrig, auch bediente es bekanntlich nur populistische Einzel- bzw laute Minderheitsinteressen, sondern tritt das demokratische Grundverständnis mit Füßen und zeigt dem Fußvolk samt beteiligten Fachleuten den Stinkefinger. Das ist nun superpeinlich für diesen Stadtrat, dann darf man sich über ein erodierendes Zusammenleben und zunehmende Abweichlerszenen nicht wundern, und der Stadt ist auch nirgends gedient.


    Das Denkmalthema ist ein eigenes Feld: Im SäZ-Artikel zeigt sich gut auf, wieviel Fehleinschätzung auch beim obersten Denkmalhüter Alf Furkert vorliegt: So bezieht er sich mehrfach auf ebenjenen sittenwidrigen Rats"beschluß" - mehr hat er argumentativ auch nicht. Er sagt, die GHND stellten sich gegen den Rats"beschluß", dessen Umsetzung sie eigentlich ja einfordern. Da spricht also einer, der so einiges verdreht und mehr politisch redet.

    Dann gehts ins Detail: die 14 Platanen südlich der Köpckestrasse müssen stehen bleiben, weil eben das Umweltamt sich so positioniere. Und die GHND bemängelt, daß man nicht bis ans Hotel Bellevue anbauen dürfe wegen Denkmalschutz. Furkert bezieht sich wiederum auf den "Beschluß" zu "stärkere Durchlüftung und mehr Blickachsen" ums Bellevue bzw gen Elbufer. Ich glaube, Wie eine Stadt der reinen "Durchlüftungs- und Blickachsenlehre" so aussieht zeigt Dresden doch bereits am Neustädter Markt und vielerorts sonst: es sind großformatig kranke, dysfunktionale und überkommene Leerräume bzw Transiträume ohne Qualität und wahres Stadtleben. Im Übrigen verursacht die gigantisch breite Verkehrsschneise mE etwa zwei Drittel der Platzprobleme, und mE unterschätzt man bislang eben genau diesen Aspekt im Ganzen: Es bedarf dringend einer Platz"rück"entwicklung über diese Schneise hinweg, mit bissel Breitenreduktion wird sich der Markt nicht regenerieren - egal ob mit Rekos oder ganz ohne im modernistischen Schlammassel. Und warum die Plattenfächer weg müssen, erklärt sich - wie hier zuletzt gezeigt - mit dem großen NICHTS um und v.a. hinter den Platten tec.pp.

  • Treffend analysiert von Elli Kny,

    Den Stadtraum Neustädter Markt gibt es nur zurück mit dem Rückbau der Großen Meißner Straße.


    Variante 1:

    Tunnel für Durchgangsverkehr (aber teuer und Bautechnisch unsicher)


    Variante 2:

    Starker Rückbau der Fahrspuren

    (damit nur noch für Fahrzeuge mit Sondernutzung o.ä.) verbunden mit zwei für den Zielverkehr aufnehmenden Parkplatzbauten (auch unterirdisch, also auch teuer und bautechnisch nicht einfach) zum einen auf dem Palaisplatz (würde auch gleich das unschöne Parken auf der Königstraße lösen, die mehr verdient hat als ihre jetzige Funktion als Parkplatz für die Hauptstraße) und zum anderen auf dem jetzigen Parkplatz am Carolaplatz.

  • Das Verkehrsproblem ist m.E. nicht einfach zu lösen. Entgegen der landläufigen Vorstellung handelt es sich nach meiner Beobachtung eben nicht um klassischen "Durchgangsverkehr" quasi "von außerhalb nach außerhalb", sondern um innerstädtischen Verkehr; und zwar Verkehr von Neustadt zu Altstadt. An irgend einem Punkt muss man dann halt über die Elbe.

    Am Palaisplatz laufen die Verkehrsströme aus Richtung Radebeul und Wilder Mann zusammen. Ein Teil geht dann via Carolabrücke auf die andere Seite, ein weiterer Teil via Albertbrücke. Diese Ströme müssten bei einem weitgehenden Rückbau irgendwie anders umgeleitet werden; und die Idee, das z.B. auf Antonstr. und Albertplatz zu verlagern, halte ich für wenig praktikabel. Und nein - eine Verlagerung auf die Öffis halte ich für nicht realistisch.


    Das Problem sind hier vorwiegend die Stoßzeiten; am späten Vormittag z.B. käme man vermutlich mit einer einzelnen Fahrspur gut aus. Wochentags gegen 17 Uhr ist es aber andererseits schon arg dicht (auch das spricht übrigens m.E. dagegen, dass es typischer "Durchgangsverkehr" ist).

  • Ich denke, das der Verkehr definitiv abnehmen wird und der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel mit dem "Nichtangebot" Große Meißner Straße für die meisten Bewohner von Neustadt und Altstadt auch in Ordnung ist. Wer auf die andere Stadtseite möchte, muss mit dem Auto nicht mitten durchs Zentrum fahren, sondern kann das in den entsprechend ertüchtigten Ringen tun, beginnend mit dem 26er Ring.

  • Ernsthaft? Die Neustädter Seite des 26er Rings ist alles andere als "ertüchtigt" für Autoverkehr. Glacisstr. und Hoyerswerdaer Str. sind m.E. völlig ungeeignet, den entsprechenden Verkehr aufzunehmen. Die Kreuzung Antonstr./Leipziger Str. ist im Berufsverkehr jetzt schon nahe am Limit. Der Rückstau im Bereich Palaisplatz (in Richtung Leipziger Str.) ist auch nicht ohne (m.E. vor allem durch die Verengung von zwei Spuren auf eine).

  • Am Palaisplatz laufen die Verkehrsströme aus Richtung Radebeul und Wilder Mann zusammen. Ein Teil geht dann via Carolabrücke auf die andere Seite, ein weiterer Teil via Albertbrücke. Diese Ströme müssten bei einem weitgehenden Rückbau irgendwie anders umgeleitet werden; und die Idee, das z.B. auf Antonstr. und Albertplatz zu verlagern, halte ich für wenig praktikabel.

    Und warum eigentlich? Die Albertstraße ist ihrem Ausbaustatus entsprechend untergenutzt und auch die Antonstraße führt derzeit nur halb so viel Verkehr, wie die Große Meißner Straße, bei gleicher Anzahl Fahrspuren (gleichwohl mit straßenbündigem Gleiskörper, was aber bei den ausreichend ausgebauten Knotenpunkten am Schlesischen und Albertplatz egal ist). Das wären für die genannten Autofahrten lediglich 300 Meter Umweg. Der Verkehr aus Hansa- und Leipziger Straße wird doch derzeit wegen der Führung der B 170 absichtlich über Hain- und Robert-Blum-Straße zum Neustädter Markt geschickt, indem es keine (bzw. nur über die Eisenbahnstraße) Linksabbiegemöglichkeit in die Antonstraße gibt.


    Außerdem wird doch am Neustädter Markt durch die entfallende Anbindung der Augustusbrücke der Verkehr viel flüssiger und die Knotenpunkte an Carola- und Palaisplatz sind ausreichend dimensioniert, dass der überwiegende Anteil des Verkehrs unbehindert einspurig am Neustädter Markt vorbei fließen kann.


    Wenn also ca. die Hälfte des heutigen Verkehrs über Albert- und Carolaplatz umgeleitet werden kann, verbleibt am Neustädter Markt eine ähnliche Verkehrsmenge wie in der Wilsdruffer Straße, wo einspurig und mit 20 km/h auch kein Verkehrskollaps entsteht und Querungen problemlos möglich sind. Das Beispiel der Neuen Straße in Ulm (Seite 44) zeigt ebenfalls, wie durch Stadtraumgestaltung die Barrierewirkung größerer innerstädtischer Verkehrsmengen abgemildert werden kann. Dort gibt es mit dem Neustädter Markt vergleichbare Verkehrsmengen und Anforderungen bzgl. Querverkehr und Stadtraum, d.h. man müsste nicht einmal die Verkehre umleiten.

  • Die Antonstr. ist auf einem kleinen Abschnitt (vom Schlesischen Platz bis zur Marienbrücke) auf einer Seite zweispurig, ansonsten einspurig. Selbst auf diesem zweispurigen Abschnitt staut es sich jetzt oft. Insofern ist das mit der Großen Meißner Str. nur eingeschränkt vergleichbar - dieses ist ja durchgehend zweispurig.

    Die entfallende Anbindung der Augustusbrücke am Neustädter Markt wurde stattdessen gegen lange Ampelphasen für Fußgänger eingetauscht; deutlich flüssiger wird dort also nichts.

    Auch der Vergleich zur Wilsdruffer Str. hinkt - dort gibt es zumindest teilweise Umfahrungsmöglichkeiten am Terassenufer und am Külz-Ring (wobei auch dort teilweise der Rückstau recht hoch ist).

    Die Albertstr. ist doch gerade erst (auf einer Seite) zurückgebaut worden; und der Albertplatz macht auf mich nicht unbedingt den Eindruck, nach mehr Verkehr zu rufen.


    Letztlich läuft es bei diesen Planspielen immer darauf hinaus, wem man den schwarzen Peter zuschiebt.

  • Das sind allerdings überwiegend Symptombeschreibungen. Lange Ampelphasen und Rückstaus treten nur bei breiten Straßen und hohen zugelassenen MIV-Geschwindigkeiten auf (> 20-30 km/h). Und auch vergleichbare Umfahrungsmöglichkeiten gibt es auf Neustädter Seite in unterschiedlichen Ausprägungen. Der "Rückbau" (in diesem Sinne kein Wort, das ich dafür wählen würde) der Alberstraße ist übrigens bei Beibehaltung der Leistungsfähigkeit der Knotenpunkte zu vernachlässigen.


    Wer den "schwarzen Peter" bekommt, ist politisch entschieden: Der Umweltverbund soll gegenüber dem MIV nicht länger benachteiligt, mindestens gleichgestellt, bzw. an sinnvollen Stellen bevorzugt werden. Unter besonderer Berücksichtigung des Stadtbildes in der Innenstadt ist insofern eine Beibehaltung des Status Quo des Verkehrszuges Große Meißner Straße/Köpckestraße ohnehin keine Option, das ist auch im Stadtrat Konsens.


    Letztlich ließe sich das aber alles mit einem Verkehrsversuch herausfinden. Ob das auf einer Bundesstraße allerdings möglich ist, ist mir nicht bekannt. Insofern wäre eine Simulation sinnvoll, um das Thema vor der Verlegung der Bundesstraßen aus der Innenstadt zu klären.

  • Zunächst hatte der (ehrenamtliche) Stadtrat eben NICHT das Recht, einen so großen Bürgerbeteiligungsprozess samt Fachbegleitung und Juryfinale in seinen Ergebnissen erneut wieder aufzuschnüren. ....

    Was der Stadtrat hier in schlimmer Gutsherrenart tat, ist (nicht nur sittlich) widrig, auch bediente es bekanntlich nur populistische Einzel- bzw laute Minderheitsinteressen, sondern tritt das demokratische Grundverständnis mit Füßen und zeigt dem Fußvolk samt beteiligten Fachleuten den Stinkefinger. Das ist nun superpeinlich für diesen Stadtrat, dann darf man sich über ein erodierendes Zusammenleben und zunehmende Abweichlerszenen nicht wundern, und der Stadt ist auch nirgends gedient.


    Ich habe das nicht so verstanden, dass sich der Stadtrat den Ergebnissen des Bürgerbeteiligungsprozesses Königsufer entgegengestellt hat.
    Vielmehr wurde doch zunächst die Aufstellung eines B-Plan auf Grundlage der Ergebnisse daraus beschlossen.

    Mir scheint aber, dass die Ergebnisse des Wettbewerbs und demokratisch legitimierten Beschlüsse der Mehrheitsgesellschaft von der Kulturbürgermeisterin Klepsch und der Denkmalpflege torpediert wurden. Und nun ist der ganze Prozess ins Stocken geraten.
    Die üblichen Dresdener "Prüfschleifen" also, die ja mit der Königsbrücker ihren ersten und vermutlich unübertrefflichen Höhepunkt hatten und haben...

    Aber ich mag mich irren,
    Könnte das bitte nochmal erläutert werden.

  • Nach dem Ende der Bürgerbeteiligung wurde im September 2019 u.a. vom damaligen Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain vermeldet, dass man eine Bebauung der Fläche des Neustädter Marktes "zurückstellen" wolle (siehe Artikel in der Sächsischen Zeitung). Per Antrag von der Fraktion "Die Linke" wurde das mehrheitlich im Stadtrat so gesehen und im Juli 2020 beschlossen, siehe Vorlage:

    4. Die Bebauung im nördlichen Abschnitt des Siegerentwurfes (Baufelder 4, 5 und 6) wird zurückgestellt, für den Neustädter Markt wird stattdessen eine freiraumplanerische Qualifizierung in Varianten erarbeitet und öffentlich diskutiert. Dabei sind die Brunnen an ihren Plätzen zu belassen, eine Verschiebung ist ausgeschlossen. Angestrebt wird für den Neustädter Markt eine Gestaltung als öffentlicher Freiraum und Veranstaltungsfläche mit hoher Aufenthaltsqualität. Eine stärkere Begrünung ist zu prüfen. Die beschädigten Gehwegplatten sind zu sanieren. Die funktionale Instandsetzung des derzeit stillgelegten Brunnens ist vorzusehen

    Die Stadt formulierte das bereits zuvor auf der Website so:

    Eine Bebauung des Neustädter Markts stellen wir jedoch zurück“, erläutert Schmidt-Lamontain den planerischen Ansatz. „Die Jury gab uns mit auf den Weg, den Umgang mit dem Neustädter Markt weiter zu untersuchen. Diese Beurteilung teilen viele Dresdnerinnen und Dresdner. Deswegen schlagen wir vor, den Neustädter Markt freiraumplanerisch zu qualifizieren und auf diese Weise sensibler mit dem seinerzeit viel beachteten und prämierten städtebaulichen Ensemble umzugehen.

    Das Thema Denkmalschutz und die lauten Stimmen der "Neustädter Freiheit" sind (zumindest öffentlich) erst später auf offene Ohren gestoßen und haben auch alle anderen Aspekte der Planung in Frage gestellt.

  • Civitas fortis, danke für die Erläuterung und Links.
    So hatte ich das auch in Erinnerung.


    Ich persönlich finde es sinnvoll und legitim, dass der Stadtrat zunächst die Bebauung der Baufelder 1 und 2 in die Wege leitet und einen B-Plan aufstellen lässt. Und dass man erst zu einem späteren Zeitpunkt über die Baufelder 5, 6 und 7 entscheiden will, finde ich legitim.


    Aber ist es nicht so, dass durch die Unterschutzstellung der überreiten Verkehrsschneise und der Hochbeet-artigen Straßen-Leitplanken am Königsufer eine urbane Entwicklung entsprechend der Königsufer-Wettbewerbs-Ergebnisse zur Entwicklung "europäischer Stadt" - weg von Straßenbegleitgrün und Autogerechter Stadt - an dieser Stelle erschwert wird?
    Und dieser Stein wurden doch NICHT vom Stadtrat, sondern von Frau Klepsch in den Weg zu einer urbaneren Stadt gerollt.

    Oder sehe ich das falsch?


    V3266_19_b_Anlage_2_Wettbewerbsgebiet_oeffentlich.pdf

  • Richtig, das ging vom Kulturressort aus, wobei natürlich nicht öffentlich verbreitet wurde, wer da vorher in welchem Maße beteiligt war.


    Ich bin mir auch nicht sicher, ob das, was "[d]ie Jury [...] mit auf den Weg" gegeben hat, tatsächlich die gesamte Fläche des Neustädter Marktes betraf, oder nur die mit der geplanten Bebauung verbleibenden Flächen. Weiß jemand, worauf sich Herr Schmidt-Lamontain damit bezogen und was Frau Klepsch zum Anlass genommen hat, so eine umfangreiche Prüfung bzgl. Denkmalschutz zu veranlassen? Mir bliebe es unbegreiflich, sollte ein simples Einfrieren des Status Quo wirklich das Ziel dieser Aktion gewesen sein.

  • Dresden sollte Trends nicht verschlafen! (auch wenn ein Vergleich mit einer Millionenmetropole natürlich hinkt) https://www.barcelona.de/de/barcelona-superblocks.html

    Barcelona hat eine einzigartige Architektur und ebenso eine besondere Stadtarchitektur. Der Großteil der Stadt ist in Blöcke gegliedert. Ausnahmen sind die Altstadt und Barceloneta sowie einige Randbezirke. Der Innenstadtbereich ist geometrisch angeordnet. Somit lassen sich bequem einige Blöcke mit Hauptverkehrsstraßen zu größeren Vierteln zusammenschließen. Die in diesen Vierteln gelegenen Straßen lassen sich dann auch relativ problemlos zurückbauen. Die diese Viertel umgebenden Hauptverkehrsstraßen werden als solche bleiben.

    Außerdem kommt hinzu, dass Barcelona über ein sehr gutes und relativ engmaschiges U-Bahn-Netz verfügt.


    Der Vergleich hinkt nicht in Bezug auf Millionenmetropole sondern einfach in mehrfachem Bezug auf Stadtstrukturen.


    Ein Radwegenetz wie in vielen niederländischen oder dänischen Städten lässt sich auch nicht auf alle Städte und Gemeinden Deutschlands übertragen. Im flachen Land mag das alles vielleicht noch sehr gut funktionieren, aber Städte und Gemeinden mit entsprechender geologischer Struktur haben hier ein Nachsehen.


    Auch wenn es überall auf der Welt viele gute Ideen gibt, sollte man niemals von einer Patentlösung ausgehen.


    Es geht um Verkehrswege, Transportstrukturen, Stadtstrukturen und damit verbunden Sozialstrukturen, Klimaeffektive Strukturen, Alltagsstrukturen und so weiter. Stadtplanung ist ein extrem komplexes Thema und leider oftmals ideologisch stark belastet. Auch ich habe hier so meine "Ideologien".


    Die Idee an sich ist gar nicht mal schlecht. Aber welche Viertel sollten zusammengefasst werden und wo sollten die Verkehrslaststrecken entlanggeführt werden?


    Und wie viel darf das ganze dann natürlich kosten!!!???


    Hier im Forum habe ich schon so viele tolle Ideen kennenlernen dürfen, die mich auch inspiriert haben. Ein (offener) Diskurs ist wichtig. Dresden war Elbflorenz, Sozialismus (ein Teil deutscher Geschichte) und sehnst sich sowohl nach einstigem Glanz als auch nach Moderne.


    Es ist schwierig. Aber Dresden hat die einmalige Chance den Spagat zu schaffen und aus den Nachkriegsbedingungen und den daraus entstandenen städtebaulichen Fehlern (wie auch im Westen mit Köln, Kassel, Gießen) zu lernen und nicht nur langfristig umzuplanen.


    Die Ideen aus Barcelona können hier natürlich helfen, auch wenn diese so nicht 1:1 umsetzbar sind.

  • Natürlich hat der Stadtrat nicht die gesamten Ergebnisse infrage gestellt, aber für alles nördlich der Gr.Meißner und ergo den eigentlichen Platz fast alles überworfen. Das wirkt sich ja auf die Belassung der Platten (was auch Wunsch war) sowie den toten Stadtraum dahinter aus. Mir ist so, daß auch der Bestand der Platten mitbeschlossen wurde, weiß nicht mehr genau. Insofern meinte ich, daß unser Stadtrat massiv und manipulativ eingegriffen hat, obwohl ihm dieses Scharmützel eigentlich nicht zukommen sollte. In Konsequenz ist das gesamte Verfahren somit beschädigt, da mag ich mich nicht mit der Südseite gen Elbufer zufrieden geben. Warum konnte man es nicht offen weiterlaufen lassen, wo weitere "Untersuchungen" etc bereits eingeschrieben waren?


    Richtig ist, daß hier vieles ineinander griff und verbandelt vonstatten ging, insofern ist ja nicht der Stadtrat allein die Bremse gewesen. Woher kam denn die fast schon erwartbare Offerte aus dem Baubürgermeisterbüro Lamos, bei diesem Wettbewerbsergebnis inkl. Fach- und Bürger-Mehrheitswillen umgehend die Platzfläche "zurückstellen zu wollen"? Da liefen doch Hinterzimmerkanäle bei Grün-Links-SPD und ggf kamen auch Bedenken aus dem eigenen SPA (?). Leider können wir das und auch das Ganze hier nicht aufdröseln, da ab Wettbewerbsfinale keine Transparenz mehr herrschte. Aber es vermischte sich mE diverse Einflußnahme einzelner aktiver Personen, wozu die alte Dame Landschafts-Professorin, Sozial- und Wohnpolitiker, Klepsch und Co, und weitere zählen. Das lief alles letztlich auf das nun Maßgebliche hinaus: den rechtsverbindlichen Ratsbeschluß, welcher aber den ganzen Prozess zerschoß.


    Ich selbst schrieb vormals hierzu, daß ich das Zurückstellen nicht als das große Problem halte, sofern es am Elbufer (logischerweise) zuerst voran ginge.

    Das "Zurückstellen" wäre dabei ein Vertagen auf die Langfristperspektive, also dann nächste Generation. Ich hoffe, so wird es letztlich kommen (müssen).

    Bisher macht es aber eher den Eindruck, daß man einen Bestandschutz der Platten intendiert hatte - unabhängig was Vonovia so vorhat (die ja sanieren wollen). Natürlich vergessen die Politiker und Hinterzimmler(innen) den Stadtraum, um den es geht, also sie übersehen das große Nichts um die Platten, sie zementieren nichtsahnend die überkommene Nichtstadt. Nungut, ist eben äußerst schade...


    Zuletzt nochmal zum Verkehrsraum: der Witz ist, und jede(r) kann sich mal südlich der Köpcke hinstellen und gucken: falls, ja falls man eine deutliche Verschmälerung der Schneise hinbekäme, dann ist der ganze jetzt hineinmanipulierte DDR-Auffrischungskrams um Fächererhalt, Altplatz"aufwertung" und Brunnenupdate meines Erachtens Makulatur. Denn infolge weniger Raumgreifung der Schneise wächst die (leere) Platzfläche deutlich, je schmaler die Schneise umso gigantischer. Erst dann schreit uns dieser Stadtraum an: Was bin ich? Was soll ich nun? Weite und Leere, sodann künftig Grün oder Begrünt, und noch paar Bänke, Bäumchen oder was auch immer. Da ist dann Nix zu beleben, die Fachleute beschrieben schon die Unbespielbarkeit dieser Weite, genau deshalb verlangte es nach Baukörpern auf dem Platz. Wollen wir wirklich eine de facto riesige grüne Wiese dort haben, vielleicht Liegewiese?

    Ich vermute, man manövriert sich infolge des Hick-Hacks in eine Sachgasse. Wahrscheinlich kommt dann als erstes die Autolobby, und moniert den "sinnlosen Rückbau" der Verkehrsspuren, jetzt wäre da nur ein funktionsloser nackter Leerraum.

    Vielleicht wurde es eben wegen dieser Komplexität und Undurchschaubarkeit de facto auf die kommende(n) Generatione(n) verschoben.

  • Stimme ich zu! Der Straßenrückbau wäre angesichts der schon vorhandenen Weite nicht vermittelbar, da wird ja die nichtbespielbare Fläche rieẞig.

    Die GHND würde keinen Bürgerentscheid anschieben, wenn es nicht so brisant wäre.

    Einfach schade, wenn Ämter und Verwaltungen das so einfach hinbekommen.

    Die Flügel der Neubauten am Neustädter Markt werden auch nach Sanierung gewerblich nicht funktionieren, da die rückwärtige Bebauung in ihrem Status Quo einfach ausgeblendet wird. Wenn es funktionieren würde, wären schon lange Restaurants etc. dort angesiedelt. Da wo sich gewerblich Geld verdienen lässt würde auch die Vonovia (der derzeitige Besitzer) nicht zögern.

    Es kann aber auch sein, das die Vonovia diese Gebäude für einen guten Preis wieder an die Stadt abstoßen wird (da gibt es ja so Phantasien bei bestimmten Parteien), dann würde sich der Kreis wieder schließen.

    Ob Dresden angesichts des bevorstehenden Wohnungsüberangebotes, was sich gerade deutschlandweit entwickelt, 5000 Wohnungen kaufen soll ist mehr als fraglich.

    Sehr komplex,das Ganze.

  • Blockhaus - update


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    Bonus gegenüber: neuer "Denkmalschutz" am Neustädter Markt =O - aktuell und quietsch-lebendig

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    alle fotos elli kny