Klarenbach, die meisten Politiker haben keine grundsätzlichen, ideologischen Vorbehalte gegen diese Projekte, sondern sind prinzipiell, vorbehalten einer Diskussion im Detail, offen dafür. Politik ist ein Spiel mit Mehrheiten. Zumindest jenseits des Kindergartentheaters ideologisch "purer" Diskussionen im Ortsverein, wo vom Leder gezogen werden kann.
Im Übrigen halte ich den Artikel des Tagesspiegel für eine, wenn auch übliche, journalistische Zuspitzung. MacGregor hat verlauten lassen, es habe dazu keine Beschlüsse, Vereinbarungen oder Abstimmungen gegeben, denn für diese Fragen sei er auch gar nicht zuständig.
Es hat aber auch niemand behauptet, dass er zuständig sei oder offiziöse Vereinbarungen o. ä. getroffen wurden. Wie im Artikel selbst nochmal betont wird, hat Kahrs lediglich gesagt, es hätte hierzu einvernehmliche Gespräche gegeben. Das kann alles gewesen sein. Das kann auch eine informelle Runde gewesen sein, in der seine Gesprächspartner signalisiert haben, dass sie diese Gestaltungsvorschläge ansprechend finden, ohne sich dabei im Klaren gewesen zu sein, dass Kahrs sie da gleich beim Wort nehmen und öffentlich zitieren wird. Da gab es scheinbar eine unterschiedliche Beurteilung der drei, ob es sich bei den Gesprächen um formelle oder informelle Gespräche handelte. Die Äußerungen von Kahrs und die offizielle Stellungnahme von MacGregor stehen jedoch in keinem evidenten Widerspruch zueinander. Er hat damit nur, mit britischer Subtilität, klarstellen lassen, dass er sich aus dieser Diskussion komplett heraushalten möchte, vermute ich.
Weil er als Deutschlandkenner vermutlich weisss, wie neurotisch Reko-Diskussionen in Deutschland meist geführt werden, wie anstrengend diese schlicht sind und mühsam um jeden Stein gerungen wird. Ich würde mir das an seiner Stelle auch nicht ans Bein binden, wenn ich nicht muss. Und Grütters möchte in Berlin noch was werden und vermeidet daher vermutlich eine Debatte, die womöglich polarisiert. Ist zwar nur meine Vermutung, die ich jedoch für wesentlich lebensnäher halte, als die Tagesspiegel-Zuspitzung, die Kahrs Äußerungen mehr oder minder als seine freie Erfindung darstellt. So nassforsch agiert ein mit allen Wassern gewaschener Berufspolitiker sicherlich nicht.
Bisher ist die Polarisierung in der Bevölkerung ausgeblieben und findet nur in der Presse statt. Ich habe aktuell sogar den Eindruck, dass den Berlinern diese Diskussion am Allerwertesten vorbeigeht.
PS: und was der Tagesspiegel komplett ausblendet und fast nur "ausversehen" nebenbei anspricht ist die Tatsache, dass der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages die Projekte abgesegnet und die Mittel dafür freigegeben hat. Bestimmt nicht auf kurzen Zuruf von Herrn Kahrs. Sondern nach Debatten, Sondierungen, Prüfungen in der Sache (schon weil die präzise bewilligten Beträge nicht von Herrn Kahrs aus dem Bauch heraus auf den Tisch gekommen sein können, diese müssen Kostenschätzungen von Fachleuten sein - so verlangt es im Übrigen auch die Geschäftsordnung des Bundestages!). Herr Kahrs hat sich öffentlich in dieser Frage expondiert, d'accord, so zu tun, als sei dies das einsame Steckenpferd eines Herrn Kahrs ist hingegen absolut weltfremd.
Und, mit Verlaub, der Beschluss eines Bundestagsausschusses zu diesen Projekten ist politisch alles andere als unbedeutend. Berlin wird zwar nicht wie Washington D. C. noch "nebenbei" vom Bundestag regiert, aber Beschlüsse des Bundestages zu "seiner" Hauptstadt mit entsprechender Mittelfreigaben haben ein gewisses politisches Gewicht eine gewisse demokratische Legitimation, die du ebenfalls komplett unter den Tisch fallen lässt, wenn du behauptest "Die ganze Idee mit der Kolonnade kommt [...] von einem SPD-Abgeordneten".