Leipzig: Planungssituation

  • Zum Thema "undeutsch": hedges hat Recht, mir ging es hier weder um Nationalstolz noch um einheitliche deutsche Architektur (um ehrlich zu sein, frage ich mich eher, wie man auf so eine Interpretation kommen kann) sondern darum, was hier in Deutschland heutzutage bei Wettbewerben und von Entscheidungsträgern gern gesehen wird. Das sind nun mal in alter Bauhaus-Tradition klare Linien und Winkel sowie eine gewisse "elegante" Farblosigkeit - was nicht per se schlecht sein muss. Ein Entwurf mit organischen Formen und bunten Elementen wie die Halle in Barcelona hat hier daher aber wenig Chancen auf Realisierung, das hat sich ja beim Wettbewerb für St. Trinitatis gezeigt. Dort hatten wir auch bereits ausgiebig darüber diskutiert.


    @ Valjean: Zunächst: das alte Grassi wird weiterhin Stadtbibliothek sein, die Markthalle wird m.E. keinen bzw. kaum Sichtkontakt zum Neuen Rathaus oder zur Deutschen Bank haben, da sie beinahe komplett von Gebäuden umgeben sein wird. Dies nur der Klarstellung halber. In dem Link in Beitrag #101 findest du einen Link, der dich mit diversem Bildmaterial zur Halle in Barcelona versorgt, das nicht von "schräg oben" fotografiert wurde, wie dieses. Die Halle in Sofia ist ganz normal erhalten und wurde renoviert, dass die dann eher nach Gründerzeit aussieht, ist ja vollkommen klar.


    Nun wurde bereits mehrfach von Verantwortlichen betont, dass es keine Reko, sondern einen Neubau in Anlehnung an das Vorgebäude geben wird. Und genau da würde ich mir so etwas wie in Barcelona weitaus eher wünschen als einen simplen Kubus à la Hannover.

  • Zum Thema "undeutsch": hedges hat Recht, mir ging es hier weder um Nationalstolz noch um einheitliche deutsche Architektur (um ehrlich zu sein, frage ich mich eher, wie man auf so eine Interpretation kommen kann) ...


    Nun ich habe deine Äußerung keineswegs in Richtung Nationalstolz interpretiert aber doch in Richtung einer einheitlichen Architektur. Vielleicht wäre es passender von einem vorherrschendem Zeitgeist oder Konsens der Gegenwartsarchitektur in Deutschland zu sprechen, als ein Attribut wie „undeutsch“ anzuführen.


    Aber egal, ich habe nun durchaus verstanden worauf du hinaus wolltest!


    @ Valjean: Zunächst: das alte Grassi wird weiterhin Stadtbibliothek sein, die Markthalle wird m.E. keinen bzw. kaum Sichtkontakt zum Neuen Rathaus oder zur Deutschen Bank haben, da sie beinahe komplett von Gebäuden umgeben sein wird


    Von der Stadtbibliothek nahm ich an, dass diese gänzlich in das städtische Kaufhaus umgezogen sei, offensichtlich handelt es sich hier lediglich um einen Teilumzug. Danke für die Info und danke auch für den Link!


    Ist es sicher, dass die Neue Markthalle komplett von Gebäuden umgeben sein wird, auch zum Ring hin?


    Die Markthalle in Hannover, die ich bisher nicht kannte, sieht in der Tat übel aus, ist aber auch aus einer anderen Zeit (wikipedia: 1954)

  • Was Entscheidungsträger gern sehen weicht ja oft genug davon ab, was die "Normalbevölkerung" gern sähe. Jedes "Produkt" geht vor der Realisierung immer in die Marktforschung, nachdem es Experten bewertet haben. Dieser Schritt fehlt bei dem bisherigen Wettbewerbsprinzip leider sehr oft. Das Thema Umgestaltung des Wilhelm-Leuschner-Platzes wurde übrigens auch kurz am Montag beim Vortrag von Frau Kunath in der VHS angesprochen. Dabei sagte eben jene, es hätte einen Wettbewerb gegeben zur Umgestaltung des Vorplatzes des Neuen Rathauses und die Landschaftsarchitektin, die das ausführen würde, saß mit im Publikum. Heißt das, dass dieser Wettbewerb schon stattgefunden hat?

  • @ Valjean: Die Stadtbibliothek wird im Rahmen des Konjunkturprogramms II saniert, das städtische Kaufhaus dient lediglich als Interimsquartier und bietet nur einen Bruchteil des Platzes.


    Was die Markthalle betrifft, wenn du diesen historischen Stadtplan mit diesen veralteten Planungen vergleichst, siehst du, dass sich die Markthalle entlang der Brüderstraße von der Grünewald- bis zur Markthallenstraße zog und es außer im Osten jeweils noch weitere Blöcke geben wird, die die Markthalle umgeben. Zwar soll im Norden die Bowlingbahn erhalten werden, der Block wird aber sicherlich mindestens teilbebaut. Zu erahnen ist das auf der Baustellenkarte des Leipzig-Forums. Weitere Bilder der Markthalle findest du übrigens hier.


    Die Markthalle in Hannover ist ein gutes Beispiel, weil es dort ebenfalls vorher eine sehr schöne Markthalle gab, die dann durch den jetzigen Bau ersetzt wurde.


    @ Abyssalon: der Vorplatz des neuen Rathauses wird doch kaum der Leuschnerplatz, sondern eher die Grünfläche an der Ringecke sein, oder? Was gab es denn noch zu hören, gerade im Hinblick auf Workshop WLP und Planungen Bayrischer Bahnhof?

  • @Dase
    Alles klar und nochmals Danke für die Links, sind sehr interessant! Auf jeden Fall eine spannende Angelegenheit die Neugestaltung des ganzen Areals!

  • @dase
    da geb ich dir absolut recht. und wenn ein buchmacher so wahnsinnig wäre, würd ich sogar viel geld drauf setzen, dass uns eine ähnliche architektur, wie der bepsrochene kirchennebau, sich bei juroren durchsetzen wird. allerdings denk ich, dass die quoten schlecht wären, maximal 1,20 :lach:

  • ich habe mir am montag ein paar aufzeichnungen gemacht, aber ich bin mir sehr unsicher, ob das alles stimmt was ich hier entziffern kann. ich schreibe es trotzdem mal auf, aber wie gesagt, nichts verlässliches.
    bezüglich bayerischer bahnhof: soweit ich das verstanden habe, ist ein älteres konzept aus den 90ern für das areal verworfen worden und es soll wohl ein wettbewerb ausgelobt werden, u.a. mit beachtung der entwicklung der städtebaulichen ränder. auf einer karte war auch die bebauung linksseitig ergänzt, soweit ich das erkennen konnte. das ganze soll in kooperatioon mit der DB wohl im ersten Halbjahr dieses jahres stattfinden. vielleicht gab es aber auch schon einen wettbewerb und es wird im nächsten halben jahr mit der realisierung begonnen... (?)
    Zum Ausbau des Elster-Saale-Kanals (Auf Anfrage eines Herrn vom Saale-Elster-Kanal-Förderverein): Es gab im Frühjahr 2009 eine Tagung mit Vertretern aus Sachsen-Anhalt, da sah es zunächst positiv aus. Es wurde auch ein Efra-Regio-Antrag gestellt zur Förderung einer Plausibilitätsprüfung. Aber momentan stagniert es, weil sich die Anhaltiner quer stellen. die Stadt versucht, druck auszuüben, aber vorerst sollen keine interna an die öffentlichkeit. es wird aber "demnächst" einen Regeltermin geben, bei dem u.a. der Verein des Fragenden unterrichtet werden soll, d.h. dann wirds öffentlich. (?)
    Das Kunstprojekt "33 Linden" an der Kuhturmstraße kommt weg. Die Bäume werden an den Cottaweg verpflanzt.
    Es wird an einer Aufarbeitung der Denkmallandschaften Leipzigs gearbeitet (Buch).
    Die Rathausvorplatzgestaltung bezog sich auf den Teil des Promenadenrings, nicht den Leuschnerplatz. Der "Königsplatz" (O-Ton) wiederrum soll damit verbunden nach historischem Vorbild wieder hergestellt werden...
    Zunächst wird der Teil zwischen Runder Ecke und Märchenbrunnen in angriff genommen. Richard-Wagner-Platz und der Streifen des Promenadenrings vor den Höfen am Brühl sollen gemeinsam mit jenen realisiert werden. Danach kommen der Teil des Schwanenteichs und der hinterm Gewandhaus. Bis 2012 soll der Promenadenring "fertig" sein.


    Zwischen Lütschena und Schkeuditz wird der Elsterradweg in diesem Jahr begonnen werden (Ausbau?)
    Außerdem soll der Parthe-Mulde-Radweg bis oder ab Abtnaundorfer Park (?) begonnen werden. Für den Freiladebahnhof West laufen die Planungen zusammen mit der Aurelis Gesellschaft der Bahn (Planungen bis Taucha). ?


    Gewässertourismus: Kurs 1 wird dieses Jahr fertig. Die Schleuße Connewitz wird zwischen April und Juni fertig. Der 1. Bauabschnitt des Lindenauer Hafens beginnt dieses Jahr.
    Die Verhandlungen über die Öffnung der Alten Elster sind schon beim Brückenbau.


    So, also das, was ich mitgeschrieben habe...vieles bleibt unklar oder wird unklarer, besonders dort wo Fragezeichen stehen, bin ich überhaupt nicht mehr sicher...aber es ist ja auch schon spät. Gute Nacht =)

  • Danke für die Infos! Das hört sich zum Teil sehr vielversprechend an: 1. Baubabschnitt Lindenauer Hafen, Königsplatz nach historischem Vorbild (gab es hierzu nähere Informationen?) am Elster-Saale-Kanal ist man "dran" etc.

    Einmal editiert, zuletzt von Valjean ()

  • Ich denke, dass hier die einmalige Cahnce wäre, den Königsplatz nach historischem Vorbild aufzubauen. Die Markthalle und das Rondell der Bäume verbunden mit dem Friedrich-August-Denkmal (z. Z. Gohliser Schlößchen) wäre ein schönes Ensemble. Ein wie auch immer geartetes "Denkmal der Friedlichen Revolution" störte da nur. Auch sollte der Platz unbedingt wieder auch offiziell Königsplatz heißen.
    Der 1945 doch recht willkürlich festgelegte Name Leuschnerplatz könnte durchaus auch an anderer Stelle vergeben werden.

  • ^ Wie bereits weiter oben geschrieben, die Markthalle und der eigentliche ehemalige Königsplatz können und werden aufgrund der örtlichen Gegebenheiten kein Ensemble bilden. Der Gestaltung in historischen Dimensionen wird ja soweit weiterhin geplant, aus ästhetischer Sicht halte ich die Rückkehr des doch recht kleinen Denkmals auf einem riesigen Sockel für nicht unbedingt wünschenswert.


    Da wir bereits einen Augustusplatz haben, fände ich im Übrigen als Namen die ursprüngliche "Esplanade" besser. Oder es bleibt halt beim WLP, auch wenn der, wie du richtig sagst, ein wenig willkürlich vergeben wurde.


    Kritischer an der Idee für ein Freiheitsdenkmal auf dem WLP/Königsplatz finde ich (obwohl ich selber bereits dafür argumentiert habe), dass bereits die Nationalsozialisten dort eine Freiheitssäule planten, wie hier nachzulesen ist.

  • @ Kai-Uwe Arnold


    ich koennte so einer historisierenden variante nichts abgewinnen. das braucht es aber auch nicht. warum etwas kopieren dass es nicht mehr gibt. genau wie der name - wir haben doch keinen koenig von sachsen mehr. ausserdem kann man auch argumentieren dass leipzig nie residenz gewesen ist und unter anderem davon profitierte.


    die alte baumreihe sollte man pflanzen aber der rest kann doch neu interpretiert werden. gutes beispiel ist die Harck-anlage. ausserdem fehlt es in leipzig an moderner oeffentlicher kunst. ich denke angeordnete traufhoehen und ein nahezu "altes" raster werden schon zum vergangen flair beitragen.

  • Man kann doch beides verbinden: alter mit neuen Königsplatz. Auch wenn wir keinen König mehr haben, vom sollte man nicht vom einstigen König Albert von Sachsen erinnern? Ein Platz mit Denkmal wäre auf jeden Fall wünschenswert. Ob nun mit Albert oder Einstein, ist eine andere Frage.

  • hedges


    das sind ja vergleiche hier. wir haben auch keine friedliche revolution mehr, und willy brandt ist auch nicht mehr im amt. trotzdem wird daran (soll in zukunft) daran erinnert werden. deswegen stimme ich dave zu, auch an ehemalige könige kann ruhig erinnert werden, wenn nicht gerad "schlimmes" mit ihm verbunden ist. zumal willy brandt auch nie in leipzig residiert und regiert hat.

  • Parkhaus am Zoo


    Erst vor kurzem wurde im Stadtrat etwas zur Finanzierung des etwa 10 Millionen € teuren Parkhaus mit Bambus-Verkleidung beigetragen. Da schlug ein SPD-Abgeordneter (Mathias Weber) vor, das Parkhaus von einem privaten Betreiber finanzieren und betreiben zulassen.


    In der heutigen LVZ befindet sich ein Abbild über das künftige neue Parkhaus, das am bestehenden Parkhaus an der Pfaffendorfer Straße angepasst wird. Die Entwürfe vom Architektenbüro HPP sind fast fertig. Nun beginnt die Phase der Planungen und Baugenehmigung für den 9,5 Millionen € Bau. Höhe und Fassade werden dem vorhandenen Bau angepasst und mit Kulturbambus aus Kolumbien verkleidet, der extra eingeflogen wird. Damit die Anwohner vom Gekurve nicht gestört werden, soll die Autos in geschlossenen Betonröhren ein- und ausfahren. Daher könnte es auch ein Dach bekommen.


    Zwischen beiden Gebäuden wird es einen 8 Meter breiten Korridor geben, in dem 200 Bügel für Fahrräder ihren Platz finden. Auch Steckdosen für Elektro-Autos sind vorgesehen.


    Ein Abbild des Entwurfs > http://www.foto-music-film.com/LVZ_300110.pdf

  • @ Ranger


    es geht nicht darum wann wer wo regiert hat sondern darum dass man aus historisierenden gruenden eine platz wieder koenigsplatz nennen will. es gibt doch noch diverse errinnerungen an koenig albert in leipzig (albertbruecke, albertinum, albertina, albertpark) der der letze keonig von sachsen war und im zuge der revolution im november 1918 abgetreten ist.


    den platz wieder zum Koenig Albert Platz zu machen wuerde an einen regenten errinnern der sicherlich nicht schlecht war gleichzeitig aber an eine staatsform, in der man durch fam. abstammung die hoechste instanz position im staate inne hatte. das steht nicht nur im krassen gegensatz zu unserer heutigen staastform sondern faellt auch den jenigen ein wenig in den ruecken, die 1989 gegen jegliche staatsgewalt auf die straße gegangen sind.


    zum parkhaus: ich halte es persoenlich fuer nicht das beste konzept. das viergeschossiges parkhaus hat eine zu niedrige traufhoehe und wirkt deswege, zwischen blockrandbebaaung der jahrhundertwende, dem 10? geschosser, der beiden hochaeuser und der congresshalle kuenstlich. es gibt momentan sicherlich kein besseres konzept aber es hat, im staedtebaulichen sinn, einen amerikanischen touch.

  • auch zum parkhaus:


    ich finde das konzept okay, weil
    - es dem bereits bestehenden optisch angeglichen und somit der eindruck eines parkaus-sammelsuriums vermieden wird
    - bambus als fassadenmaterial beton vorzuziehen ist und auf den zoo einstimmt
    - die niedrige traufhöhe die dimensionen von kongresshalle und gondwanaland zur geltung bringt
    - das dach begrünt wird und endlich auch genügend fahrradparkplätze geschaffen werden.

  • Ich finde diese (von vorne herein angedachte) Lösung auch nicht schlecht, da die Pfaffendorfer hier wieder so etwas wie eine Fassung erhält. Die "Residenz am Zoo" wird nicht mehr so dominant den Stadtraum bestimmen wie das momentan der Fall ist und die Fassadenlösung ist m.E. auch über knapp 100 Meter interessant genug, um nicht eintönig zu wirken. Wenn dann noch irgendwann die Blockrandbebauung an der nördlichen Ecke Pfaffendorfer/Erich-Weinert-Straße vervollständigt wird, wäre die bisherige Park- und Brachfläche, die ich viel eher als "amerikanische Lösung" bezeichnen würde, endlich komplett verschwunden. Schön auch, dass man 200 Fahrradparkplätze schaffen will, die Zahl klingt mir allerdings eher knapp als genug. Hier sollten vor beiden Zooeingängen noch zusätzliche Bügel aufgestellt werden. Die Traufhöhe passt super, sie entspricht derjenigen der Wirtschaftsgebäude des Zoos sowie der Bebauung an der Ecke Uferstraße, insofern ist es in Ordnung, wenn sich Kongresshalle und nördliche anschliessende Wohnbebauung ein wenig abheben. Wichtig ist trotzdem, dass ein Kombiticket vorangetrieben wird und auch der Fußgängerweg ab Hauptbahnhof deutlicher und eventuell thematisch passend gestaltet wird.

  • die halle in barca hat was, muss ich zugeben. aber es sollte definitiv großen wert auf die architektur gelegt werden. denn eine markthalle lebt von ihrem flair (meiner meinung nach) und leipzig würde sich wieder nur steine in den weg legen, wenn es nur darum geht, dass ein einzelnes architektenbüro sich "verwirklichen" muss und uns erneut etwas hinsetzt, was man zwar an der htwk im studiengang "architektur" total toll finden würde, weils ein schlichter schnöder kaste ist, aber für die restlichen 514.900 einwohner leipzigs so ansrpechend ist, wie 14 tage urlaub in halle-neustadt.
    steht eigentlich die idee, den wochenmarkt vom statdion in die markthalle zu verlegen? wäre schon eine kleine notwendigkeit, falls RB bis dahin dritte liga spielen sollte.


    Auch wenn der Kommentar schon ein wenig länger her ist, so kann ich dem nur Zustimmen.


    Schade, und es macht mich wütend, dass man als Stadt leipzig so ewig lang braucht den ursprünglichen Plan der Stadtbau AG zur historischen reko verlangsamt, wenn nicht sogar verhindert.


    Nun darf man gespannt sein ob es wieder mal nur 08/15 Kästen irgendwelcher "Star"-Architekten gibt.