S21-Grundsatzdiskussion: A new hope

  • Jaja, der kleine possierliche Juchtenkäfer...


    Ich sehe das ganze nun wirklich nicht so dramatisch. Von "Karten werden neu gemischt" kann nicht die Rede sein. Der BUND wird angehört, es gibt ein paar neue Auflagen und weiter geht's. Natürlich wird der BUND nun alles tun, um diese Anhörung so weit es geht in die Länge zu ziehen. Ich erwarte aber, dass die entsprechenden Verantwortlichen in der Regierung dies verhindern werden, um die Gespräche zügig zum Ende zu bringen.


    Der Abriss des Südflügels und die Parkräumung findet übrigens trotz allem statt, s. Stellungnahme der Bahn.


    Das GWM wird doch sowieso erst beim Aushub der Baugruben Ende 2012 benötigt. Bis dahin ist noch genug Zeit.


    Quelle: Projektseite

  • Hui, da hat der Bund also tatsächlich mal einen Erfolg vorzuweisen. Ob's was bringt? Ich bezweifle das ebenfalls. Es stellt sich doch sowieso die Frage nach der Sinnhaftigkeit des späteren Verfahrens, wenn die Bäume nebst Juchtenkäfer dann bereits verschwunden sein werden. Oder liege ich mit meiner Logik falsch?

  • Wir wissen ja, wie MA bei der VA abgestimmt hat ;)


    Sicher ärgerlich, dass der BUND damit wieder egoistisch auf Kosten der Allgemeinheit das Projekt verteuert, nur weil er hier unbedingt noch einmal seinen Senf dazu geben will. Allerdings: Die simple Strategie der DB, die Chose aussitzen zu wollen, war schon arg unprofessionell. Die Juchtenkäfer-Frage beispielsweise ist doch nun wirklich Standard. Dass man sich auf solchen eher primitiven Rest-Nebenkriegschauplätzen so eine Blöße gibt - schwer verständlich. Zwar wird die Episode auch wieder schnell vergessen sein, wenn die Anhörung nachgeholt und das Eba ev. Auflagen konkretisiert hat, aber langsam verliere ich schon die Geduld mit der DB.

  • Und wieso genau muß dieses Viech erhalten bleiben – und das auch noch mitten in einer Großstadt? Unsere Luxusproblemchen werden uns irgendwann das Genick brechen! Ökologie schön und gut, aber der aktuelle Niedergang der deutschen Solarindustrie zeigt das das zwischen Anspruch (bzw. Traum) und Wirklichkeit Welten liegen!

  • Es stellt sich doch sowieso die Frage nach der Sinnhaftigkeit des späteren Verfahrens, wenn die Bäume nebst Juchtenkäfer dann bereits verschwunden sein werden. Oder liege ich mit meiner Logik falsch?


    Ich sehe das so: Zum einen können Bäume mit Juchtenkäfer sowieso nicht einfach so verschwinden. Die Bahn muß die dort beheimateten Tiere so oder so, ganz unabhängig von dem jetzt verhängten Baustopp, umsiedeln. Zum anderen dürfte die zu erörternde Frage sein, ob das geänderte Grundwassermanagement negativen Einfluß auf die verbleibenden Bäume hat, in denen sich diese Tiere wohnlich eingerichtet haben.


    Und wieso genau muß dieses Viech erhalten bleiben – und das auch noch mitten in einer Großstadt?


    Du hast natürlich Recht, warum sollten wir auf irgendwas Rücksicht nehmen, wo doch, wenn der Mensch mit diesem Planeten fertig ist, niemand kommen wird, um ihn vor dem Ausstereben zu bewahren. Und grade ein Viech das dumm genug ist die manigfaltigen Möglichkeiten einer Großstadt nicht zu nutzen und sein ganzes Leben nur auf einem Baum zu verbringen ist selbstverständlich selber Schuld, wenn es ihm an den Kragen geht :nono:


    Unsere Luxusproblemchen werden uns irgendwann das Genick brechen!


    Grade das ignorieren solch angeblicher Luxusproblemchen wird uns irgendwann das Genick brechen. Ich möchte jetzt dem Juchtenkäfer keine absolute Relevanz für das Fortbestehen der Gattung Mensch zumessen. In seiner unermesslichen Arroganz und blinden Fortschrittsgläubigkeit wird der Mensch aber irgendwann ein Viech ausrotten, daß die Sollbruchstelle zwischen seinem Überleben und seinem Untergang darstellt. Deswegen sollten wir auch auf Viecher Rücksichtnehmen, die mit ihrem eher unvorteilhaft gewälten Namen auf dem Schulhof gehänselt würden, denn wir wissen nie, wozu es mal gut sein kann ;)

  • Also jetzt mach aber mal Halblang! Die Frage ist doch berechtigt ob der Juchtenkäfer jetzt außgerechnet im Schloßpark leben muß. Hier wird ja gerade so getan als wäre der Schloßpark ein einzigartiges Bioreservat. Man sollte sich vielleicht schon mal überlegen wo Naturschutz wirklich Sinn macht und wo nicht.

  • Also jetzt mach aber mal Halblang! Die Frage ist doch berechtigt ob der Juchtenkäfer jetzt außgerechnet im Schloßpark leben muß.


    Das seh ich nicht anders als du. Dennoch finde ich die Frage berechtigt, ob man ihn von der Fällung nicht betroffener Bäume trotzdem umsiedeln muß, weil sich durch das GWM seine Lebensverhältnisse zu seinem Nactheil verändern könnten.


    Wenn er in Degerloch oder im Schwarzwald besser aufgehoben ist, dann bringe man ihn einfach dahin.


    Da es sich um eine geschützte Tierart handelt verstehe ich die Aufregung darum nicht. Es wird eine Lösung geben und was das kostet ist bei einer geschützten Tierart auch vollkommen egal. Das ist das Problem der Bahn, weil die ja behauptet, daß man mit 4,5 Mrd bei dem am bestesten geplanten Projekt der Welt überhaupt zu rande käme :)

  • Ist jetzt wirklich Ruhe im Saal?


    Für Palmer ist das Kapitel S21 abgeschlossen, er will sich (endlich) wieder um seine Aufgaben als Tübinger OB kümmern.


    Quelle: Welt

  • Ruhe im Saal

    Ist jetzt wirklich Ruhe im Saal?


    Für Palmer ist das Kapitel S21 abgeschlossen, er will sich (endlich) wieder um seine Aufgaben als Tübinger OB kümmern.

    Natürlich, so lange die Bahn Auflagen der Naturschutzes, die Beschlüsse der Schlichtung und den Kostenrahmen einhält, müsste jetzt Ruhe herrschen.

  • Also damit konnte selbstverständlich niemand rechnen!


    S21 hat nach ca. 10% der Bauzeit fast den kompletten Risikopuffer verbraucht.


    Am spannendsten finde ich den letzten Absatz. Statt mit der Bahn will die Bahn den Abraum aus Kostengründen jetzt per LKW an die günstigsten Deponien ohne Gleisanschluß befördern. Die Preisdumper kommen also zum Zug.


    Dieser Umstand wird einige Menschen sicher erfreuen. Immerhin können sie so einen der 7000 dem Bau geschuldeten Arbeitslätze ergattern und werden damit über Nacht vom Hartz IV Empfänger zum Aufstocker. Das ist ein fairer Deal, denn Arbeit soll sich ja schließlich endlich wieder lohnen :)


    Über den beinahe grenzenlosen Aufschwung, den BW durch diese Arbeitsplätze erfahren wird, freue ich mich schon jetzt wie ein kleines Kind auf Weihnachten. A Schlaraffenland is born :)


    Welche positiven Auswirkungen die geplanten Verbesserungen auf Stuttgart, seinen Verkehr und seine Feinstaubbelastung haben werden erwähnt man im Artikel vorsichtshalber mal nicht. Zu Recht! Warum sollte man die Leute auch mit Details verwirren ;)

  • Regent: was isn das fürn kommentar? alle die nich deiner eigenen meinung sind wohnen im zelt? arrogant bis zum geht nicht mehr :Nieder:


    Schlichter: die stellungnahme der der bahn wird schon dadurch ad absurdum geführt, dass die südbahn nicht mehr wirklich im irp auftaucht, die s-bahn rhein-neckar nicht zeitnah fertig wird, der ice knoten mannheim wohl nicht kommen wird, die rheintalbahn auch noch nicht sicher finanziert ist und naja für die gäubahn bleibt auch kein geld mehr übrig. Ich setze sofort 10000€ darauf dass die 4,5mrd locker geknackt werden. Hältst du dagegen? können wir vor weihnachten noch n termin beim notar machen :-). wer an die mär von 4,5 mrd€ glaubt ist in meinen augen nur noch naiv. Meiner ansicht nach stellt sich eher die frage wie können andere sinnvolle bauprojekte weiterhin finanziert werden trotz s21, dafür hätt ich mal gern ne lösung. aber langsam sollte jedem auffallen dass man jeden euro eben nur einmal ausgeben kann.

  • ^^Da bin ich jetzt aber beruhigt – dachte schon mein Kommentar kam nicht an :D


    @all: Weniger Chat, mehr richtige Beiträge, s.v.p.

  • Meiner ansicht nach stellt sich eher die frage wie können andere sinnvolle bauprojekte weiterhin finanziert werden trotz s21, dafür hätt ich mal gern ne lösung.


    Wir könnten die Neubaustrecke Nürnberg - Erfurt (VDE 8.1) stoppen und dann einstampfen. Die kommt anscheinend auf knapp 5,2 Mrd Projektkosten insgesamt, wovon 2 Mrd noch finanziert werden müssen (Eigenanteil der Bahn gerade mal 160 Mio.). Da das Projekt für manche höchst sinnlos ist (nur "Geschwindigkeitsfetischisten" und die Baubranche brauchen das Projekt) wär das doch die perfekte Lösung.


    Nachfolgenden überflüssigen Tumult entsorgt.

  • Zum Thema Auflösung Zeltlager im Park:
    Jetzt mal mit ausgeschaltetem Ironiemodus:
    Ich bin gewiss kein Fan des Zeltlagers im Schlossgarten - ohne gefiel's mir, ehrlich gestanden, besser. Es ist auch recht wahrscheinlich, dass ich mit vielen der dort lebenden Menschen nicht unbedingt auf einer Wellenlänge liege - wobei ich noch niemanden persönlich kennengelernt habe und beim Vorbeigehen, so lange ich noch in Stuttgart war, niemals irgendwelche unschönen Erfahrungen machen musste - vielleicht, weil ich mit meinem schlichten, harmlosen Gemüt wenig zum Auslöser und Anheizer von Provokationen tauge.


    Man mag zu Stuttgart 21 stehen wie man will, kann aber vielleicht in jedem Falle akzeptieren, dass es den einen oder anderen gibt, der angesichts der bevorstehenden Veränderungen im Schlossgarten Skepsis oder Bedauern empfindet und dies auch in anschaulicher Weise kundtun möchte. In Anbetracht der Vorstellung, wie die Fläche neben dem Bahnhof schon in wenigen Wochen aussehen wird, wirkt es auf mich jedenfalls einigermaßen befremdlich, sich über die Verschandelung der "schönen Parkanlagen" durch die Camper zu echauffieren.


    Stuttgart 21 kommt, und dass dazu das Zeltlager geräumt werden muss, versteht sich von selbst. Obgleich ich dem Projekt aus verschiedenen Gründen weiterhin kritisch gegenüberstehe, (wiewohl ich die stadtgestalterischen Chancen anerkenne), respektiere ich die durch die Volkabstimmung manifestierten Tatsachen und lehne jegliche Form von aktivem, womöglich mit Gewalt verbundenen Protest entschieden ab.


    Ebenso ablehnenswert empfinde ich allerdings auch generalisierende Hassausbrüche gegen Menschen, die einem wegen politischen, ästhetischen oder sonstigen Differenzen fremd sind; wer sie damit rechtfertigt, die andere Seite rufe doch auch "Lügenpack" u.ä., argumentiert aus meiner Sicht auf einer recht schwachen intellektuellen Basis. Mag sein, dass gegenseitige Toleranz grade in fortschrittszugewandten Foren wie diesem als überholtes Relikt ewiggestrigen, realitätsblinden Gutmenschentums erachtet wird. Dem inneren Frieden in der Stadt würde es aber wahrscheinlich gut tun, wenn sich alle Seiten wieder mehr auf diese Tugend berufen würden, für die Stuttgart bis vor einigen Jahren noch gerühmt wurde. Dass dies grade im Falle eines "Ganz-oder-gar-nicht"-Projektes wie S21 besonders schwer fällt, steht dabei außer Frage.

  • ^^ Danke, Carina, auch meine Meinung. Sehr viele scheinen gar nicht zu realisieren dass der mittlere Schloßgarten jetzt nicht "endlich wieder schön wird", sondern das sich Kürze ein 500m langer Graben quer durch den Kessel entstehen und durch eine "Sperrzone" ersetzt wird (wie lange eigentlich? Die ganze Bauzeit?).


    Naja, auch ich werde die Stadt verlassen (aus beruflichen Gründen, nicht etwa weil sie mir mein Zelt abbauen) und in 10-20 Jahren mal schauen ob dann die Vor- oder die Nachteile des Projektes überwiegen, die Pariser Höfe sind ja schon mal ein Lichtblick (zumindest wenn die Renderings dann halbwegs der umgesetzten Realität entsprechen ;-)).