Quartier Mühlenberg [Prenzlauer Berg | realisiert]

  • In der Broschüre steht dazu:


    4.3 Fassaden und Außenwandbekleidung
    Die Fassaden erhalten ein Wärmedämmverbundsystem mit mineralischem Putz in feiner Körnung und Glattputzoptik. Eine Gliederung der Fassade wird durch Gesimsprofile und Fensterfaschen erreicht. Teilbereiche werden in Bossenputzoptik ausgeführt.
    Die Farbgestaltung erfolgt nach dem Farbkonzept des Architekten. Um den Einzelhauscharakter hervorzuheben, werden die Fassaden in Farbe und Detail unterschiedlich gestaltet.

  • zum Quartier Mühlenberg: ich bin gestern daran vorbeigelaufen und war doch etwas enttäuscht: eine recht kühle Fassade und wenig Liebe zum Detail. Die bisherigen Bauten aus dem Büro Patzschke sind da doch etwas anspruchsvoller ausgefallen. Vor allem der rechte, organefarbene Gebäudeteil ist einfach nur langweilig. Und so richtig hochwertig scheint mir das ganze auch nicht zu sein. Es sieht aus wie ein entstuckter Altbau. Dann noch lieber entschlossen modern als so ein fauler Kompromiss...

    2 Mal editiert, zuletzt von Japher ()

  • ... ich glaube im Eg und 1.OG wird noch etwas nachgelegt. Aber die Bauherren scheinen den ursprünglichen Entwurf mächtig abgemagert zu habe...

  • Auf den Federzeichnungen, die für die Werbung verwendet wurden, sind keine anderen Details abgebildet als jetzt im Realen zu sehen sind.
    Das ist (leider) der Trick bei den Entwürfen Patzschkes... :cool:

  • Wem das Ergebnis nicht gefällt, der würde wahrscheinlich im Paradies auch maulen - viel zu heiß, immer fliegen einem gebratene Hühner in den Mund...;) (frei nach Stromberg). Die beiden Gebäude sind klare Bauten der heutigen Zeit, vermögen es aber sich sehr geschickt dem Gründerzeitbestand anzupassen ohne sich anzubiedern oder plump zu kopieren. Konsequenter ist dabei der rote Bau, der den meisten wahrscheinlich nicht so gut gefällt wie der weiße. Gerade das Glatte, Unverzierte gefällt mir an diesem Bau.
    Sympatisch ist das Video. Es kommt nahezu ohne Anglizismen aus und stellt auf angenehme Weise ohne Marketing-blabla das Projekt und die Beteiligten vor. Sehr seriös. Gut, ganz wenige Aussagen sind natürlich streitbar. So etwa, ob der Prenzlberg wirklich "die" Szenegegend ist. Kommt halt auf die entsprechende Szene an und da bietet Berlin nunmal wirklich alles in verschiedensten Stadtteilen. Eins jedenfalls stimmt absolut nicht, was behauptet und mit Bildern von Muttis am Kollwitzplatz unterlegt wird: dass Berlin im Prenzlauer Berg am authentischsten sei - hahaha, wirklich selten so gelacht - mal im Wedding gewesen? :lach: Aber verzeihlich, weils keinem weh tut. Außerdem ist hier ja noch nicht der ganz schlimme Prenzlberg (Kollwitzplatz!) mit den üblichen Klonen, die alles mögliche sein wollen, aber eins gewiss nicht sind: authentische Berliner. Die findet man erst wieder Höhe Bornholmer Straße, wo der Prenzlberg noch das ist, was er vor einiger Zeit war: günstiger Altbauwohnraum für alle Schichten.

    4 Mal editiert, zuletzt von Baukunst ()

  • Hm, das gefällt mir nicht sonderlich.
    Die Fassade wirkt auf mich unruhig und irgendwie verkrampft, so als ob der Bau sich nicht entscheiden könnte, ob er ein oder zwei Gebäude sein will. Klassische Stilelemente werden aufgegriffen, aber in meinen Augen nicht harmonisch zusammengestellt.
    Der durch horizontale Putzrillen rustizierte Sockelbereich wird erstens an den Achsen der Treppenaufgänge und zweitens durch die optische Zweiteilung rechts und links neben dem Rundbogenportal (die rechts gelegene Sockelzone ist höher als die linke) in eben dieser horizontalen Ausrichtung unterbrochen. Das Grundproblem ist wie oben schon mehrfach erwähnt das verschobene Portal, das eine Verbindung von den zwei Gebäuden simulieren soll. Durch die ohnehin schon unterschiedlich angeordneten Achsen entsteht dadurch aus meiner Sicht nur noch mehr Unordnung. Mein Auge versucht aufgrund des auch farblich hervorstechenden Portals etwas als Einheit wahrzunehmen, was eigentlich getrennt ist.


    Aufgrund der Lichtverhältnisse ist es zwar logisch die Treppenaufgänge auf die Nordseite zu verlegen; dennoch mag ich das nicht. Vielleicht wäre es besser gewesen sie nach innen zu verlegen, z.B. mit einem Lichtschacht.
    Auch entstehen mir dadurch zusammen mit dem zusätzlichen Zwischengeschoss in der Sockelzone und den unterschiedlichen Grössen der Fenster zu viele Ebenen in einem Bereich in dem ich durch die Rustizierung, die ich mit Festigkeit assoziiere, optische Ruhe erwarte.

  • Die von Stunden angemerkten "Disharmonien" kann ich z. T. nachvollziehen. Dieser komische verschobene Portalbereich irritiert, wirkt aber irgendwie auch originell - richtig störend finde ich es eigentlich nicht.


    Das Grundproblem ist bei Neubauten - egal, ob modern oder historisierend - das "Etagenproblem": 4 OG bei Alt- und 5 OG bei Neubauten (bezogen auf Traufhöhe) nebeneinander. Die Lösungen sind eigentlich immer Kompromisse.


    Im Fall des Quartier Mühlenberg überwiegt aber für mich der positive Eindruck. In einer von Stuckaltbauten geprägten Straße wirken solche "historisierenden" Fassaden einfach passender und harmonischer als moderne "stylische". Das ist im ersten Bild m. E. besonders gut zu erkennen. Es gibt in Berlin nicht soo viele geschlossene Altbauquartiere oder Straßenzüge, die durchgehend noch die alten Stuckfassaden aufweisen - in diesen Vierteln finde ich dazu passende historisierende Fassaden bei Neubauten absolut von Vorteil. (Natürlich sollte man allzu peinlichen Kitsch oder billige Disney-Reko vermeiden.)


    Heterogene und/oder entstuckte Straßenzüge gibt es genug in Berlin, dort kann man sich gern mit wie auch immer gestalteten modernen Fassaden austoben.

  • Ich kann mich da Backstein nur anschließen. Die heterogene Straße ist ja in Berlin der Regelfall, nicht die Ausnahme.


    Ich vermute aber, daß Vieles dem Bauherren geschuldet ist. Patzschkes haben ja nur ein Fassadengutachten gemacht, den Rest besogten die Ausführungsplaner. Ich möchte also nicht die fertigen Treppenhäuser sehen.


    Nicht verstehen kann ich die vielen plattgedrückten französischen Fenster nach Norden. Da hätten es Brüstungsfenster auch getan, die sind sogar billiger. Schön finde, daß die Fenster durch die Sprosseneinteilung etwas variieren, die unterschiedliche Ferbe tut ihr übriges.


    Summa: das Ding wird sicht gut verkaufen (verkauft haben) und macht die Straße nicht häßlicher - das ist ja schomal etwas.

    Einmal editiert, zuletzt von Konstantin ()

  • Ich hab mir den Bau gestern mal vor Ort angeschaut und finde, er geht in Ordnung. Auf den ersten Blick fallen die neuen Fassaden nicht auf, wenn man die Straße entlang kommt. Und das ist schon mal positiv. Auch wenn die Saarbrücker Str. nicht so "homogen" ist, wie ich es in Erinnerung hatte.


    Schaut man genauer hin, sieht man natürlich die erwähnten "Dissonanzen" - sie springen aber nicht stark in Auge und machen das Gebäude durchaus ganz interessant.


    Ansonsten stimme ich Konstantins letztem Satz voll zu. :)

  • Wirkt auf mich wie

    ein hochwertig sanierter DDR Bau aus den 50er Jahren.So ein wenig Neo Stalinismus schwingt da irgendwie mit.


    Sieht nicht mal schlecht aus,wirkt aber etwas bemüht klassizistisch.Diese Stilanleihe verträgt sich nicht so recht mit den heutigen Deckenhöhen.


    Auch die Rosengärten in der Würtembergischen Str. in Wilmersdorf,sehen in der Animation nach "falschem" Klassizismus aus.
    Ich finde,man sollte sich ehrlich machen und konsequent modern oder konsequent klassizistisch,mit der dazugehörigenen hohen Deckenhöhe,bauen.

  • ^^
    Oder - wie von dir angesprochen - konsequent "nationale Bautradition" (was gemeinhin gerne "Stalinstil" genannt wird). Da passt es dann auch mit den Deckenhöhen.

  • Genau. NatiTradi. Ich finde das nicht schlecht. Gerade ist eine neue Diss über as Thema erschienen. Und die KMA finde ich gut, die Wohnungen sind auch lebenswert.

  • Kirchner, Architektur der NatiTradi in der frühen DDR, HH 2010. Schick mir eine PN mit der Email - dann kommt PDF.