Zeil Talk

  • Freie Sicht auf die Wurscht

    ..... Zum anderen öffnet sie eine Blickbeziehung von der Liebfrauenstraße zur Katharinenkirche.


    Und wenn der Durchblick wieder da ist, sieht man nicht etwa die Katharinenkirche sondern den dort seit längerem betriebenen Würstelstand!
    Ich liebe planerische "Blickachsen"!

  • Das mag zwar lächerlich klingen aber bezüglich des Würstchenstandes habe ich mich in jüngerer Zeit auch schon gefragt, ob der eine Dauerkonzession erhalten hat. Deplatzierter als am Chor der Kirche zur einen, direkt neben der Haupteingang der Kirche zum anderen geht es jedenfalls nicht.

  • Ich meine mal gehört zu haben, dass der Würstchenstand an der Katharinenkirche gemeinnützigen Zwecken dient. Gemeinnützige Organisationen können sich darum bewerben, auch in Kooperation mit einem Metzger, und dann bekommen sie den Gewinn des Würstchenstandes einer Woche. Wenn sie wollen, können sie sich glaube ich auch selbst hinstellen.
    Dadurch fördert die Stadt auf einfache Art und Weise gemeinnützige Organisationen und Vereine.

  • Primark

    Mod: Bezieht sich auf die Meldung des Vortags, dass Primark neuer Nutzer des früheren Woolworth-Gebäudes werden soll.


    Das ist eine ambivalente Nachricht für die Zeil. Primark hat dem Nordwestzentrum zwar viel Publikum beschert, aber es hat das Niveau eines Anbieters wie "Kik-Textildiscounter" oder "Takko". Ich dachte die "Neue Zeil" wollte mit dem Jumeirah und der neuen Gastronomie eher in eine neue Richtung aufbrechen. Vor zwei Jahren stand ein interessanter Artikel zu Primark in der FAZ (siehe hier). Die aggressive "Geiz ist geil" Einstellung hat schon große Namen wie Hertie, Sinn-Leffers, Marks & Spencer, The Gap oder Wehmeyer in Deutschland am Rande des Ruins gebracht, wer kommt als nächstes?

  • Ich dachte die "Neue Zeil" wollte mit dem Jumeirah und der neuen Gastronomie eher in eine neue Richtung aufbrechen.


    Abgesehen davon, dass ich den Vergleich mit Kik und Takko in nahezu jeder Hinsicht für falsch halte, Golden Age, verstehe ich deinen Ansatz nicht: Gibt es denn ein steuerndes Gremium für die "Neue Zeil", von dessen Zustimmung der Abschluss von Mietverträgen abhängt und das sein Okay nur unter der Voraussetzung gibt, dass der Interessent für hinreichend würdig und seine Waren für teuer genug erachtet werden? Davon habe ich allerdings noch nie gehört.

  • Dieser Trend zum Massen-Ramsch ist in der Tat nicht steuerbar. Man beobachte die Oxford Street in London oder den Champs-Elysee in Paris, an denen sich in den letzten zehn Jahren eher Läden aus dem Niedrigpreis-Segment niedergelassen haben. Ich möchte nicht unbedingt nur teure Waren an der Zeil sehen, aber definitiv mehr Variation. So wäre mal ein Buchhändler, der schon seit Jahrzehnten an der Zeil fehlt, interessant gewesen. Modeketten, die 1 Euro T-Shirts verkaufen, gab es an der Zeil hingegen schon zu Genüge. Noch ein Wort zu Primark im NWZ: Die Erfahrungsberichte erzählen von "Wühltischatmosphäre", "fehlenden Umkleiden" oder "fündig wird man auch auf dem Boden", klingt also nach Kik oder Takko.

    3 Mal editiert, zuletzt von Golden Age ()

  • Nach wie vor gelten die alten Gesetze der Marktwirtschaft. Marks & Spencer oder Gap & Co. konnten sich nicht an die sich verändernden Märkte anpassen und sind daher abgerauscht, dass hat wenig mit den Kiks dieser Welt zu tun. Es gibt nun mal Ausrichtungen zu Qualitätsführer oder Preisführerschaft. Beide haben ihre Berechtigung.

  • So wäre mal ein Buchhändler, der schon seit Jahrzehnten an der Zeil fehlt, interessant gewesen.


    Auf der Zeil fehlen Buchhändler, wenn schon, dann seit Jahrhunderten.
    Für den Buchhandel war die Zeil meines Wissens schon immer zu teuer und diejenigen Buchhändler, die sich die Zeil mal grad' so leisten könnten, sind schon knapp nebendran etabliert.


    Außerdem ist mit Hugendubel im Steinweg, Karolus in der neuen Kräme, Weltbild in der Töngesgasse, Bertelsmann in der Bleidenstraße, dem Antiquariat in der Kleinmarkthalle, den Comic-Shops in der Berliner und am Eschenheimer Tor, dort auch noch der English Bookshop und nicht zu vergessen den Buchabteilungen von Ka-(ufhäusern) der Buchmarkt in er Innenstadt ziemlich gesättigt - und wer dort nicht findet, was er sucht, kann ja noch mal in die Alte Gasse gehen.

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    Das stimmt so nicht, die Vorkriegsadressbücher sprechen da eine klare Sprache. Zugegeben ist aber seit 1900 der Trend zu verzeichnen gewesen, dass zunehmend die kleinen Ladenflächen, wie sie nicht-filialisierte Buchhandlungen benötigen, zugunsten der großen Warenhäuser zurückgedrängt wurden. Der Wiederaufbau mit seinen Großbauten der Warenhauskonzerne hat diese Entwicklung dann nur noch besiegelt.


    Viel problematischer in diesem Zusammenhang ist die Zerstörung der alten Einkaufsstraßen, v. a. der Fahrgasse, des Kornmarktes und einiger anderer Altstadtstraßen, die mit ihren kleinteiligen Strukturen für den Einzelhandel prädestiniert waren. Man bedenke mal, dass alleine die Fahrgasse 150 Hausnummern hatte, jede zweite ein Geschäft! Mit ihrem Wiederaufbau als reine Wohngebiete mit Vorstadtflair hat man auch hier den Charme dieser jahrhundertalten Einkaufsstraßen kurzlebigen ideologischen Überzeugungen geopfert.


  • Das stimmt so nicht, die Vorkriegsadressbücher sprechen da eine klare Sprache. Zugegeben ist aber seit 1900 der Trend zu verzeichnen gewesen, dass zunehmend die kleinen Ladenflächen, wie sie nicht-filialisierte Buchhandlungen benötigen, zugunsten der großen Warenhäuser zurückgedrängt wurden. Der Wiederaufbau mit seinen Großbauten der Warenhauskonzerne hat diese Entwicklung dann nur noch besiegelt.

    Na gut, dann ändern wir das auf "seit hundert Jahren", aber im Kern gibst Du mir doch Recht, dass es in 1A-Lagen in Frankfurt keinen nicht-filialisierten Buchhandel mehr geben kann, weil die Margen die Mietpreise in solchen Lagen nicht tragen.


    Viel problematischer in diesem Zusammenhang ist die Zerstörung der alten Einkaufsstraßen, v. a. der Fahrgasse, des Kornmarktes und einiger anderer Altstadtstraßen, die mit ihren kleinteiligen Strukturen für den Einzelhandel prädestiniert waren. Man bedenke mal, dass alleine die Fahrgasse 150 Hausnummern hatte, jede zweite ein Geschäft! Mit ihrem Wiederaufbau als reine Wohngebiete mit Vorstadtflair hat man auch hier den Charme dieser jahrhundertalten Einkaufsstraßen kurzlebigen ideologischen Überzeugungen geopfert.


    Die Fahrgasse hat doch auch heute noch jede Menge Einzelhandelsfläche. Nur ist diese mit Galerien belegt, die einzeln von der Laufkundschaft des gewöhnlichen Einzelhandels profitieren könnten, durch ihre Bündelung aber eben diese Laufkundschaft regelrecht vertreiben und damit auch eine erneute Nutzung durch andere Geschäfte behindern.
    Für die Wohnbevölkerung ist das mit den Galerien natürlich toll, denn diese haben gewönhnlich nur selten Kundenverkehr, kaum Lieferverkehr und verursachen noch nicht mal Geruchsbelästigungen, wie sei von Restaurants ausgehen könnten.


    Außerdem fehlt der Fahrgasse natürlich der Durchgangsverkehr, den sie früher hatte, als sie noch die wichtigste Anbindung der Stadt an die Alte Brücke war. Die Geschafte der Fahrgasse wurden also auf dem Weg von A nach B passiert und nicht als abgelegenes Ziel weitab vom eigentlichen Zentrum des Einkaufs.


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    Mod: Dieser und sechs Vorbeiträge verschoben, nachdem der Zusammenhang mit Bauprojekten an der Zeil verloren gegangen ist.

  • Innenstadt

    Grundsätzlich denke ich auch das die Stadt eher Kleinmaßnahmen und Korrekturen vornehmen sollte, statt für viel Geld die Hauptwache umzubauen.
    Dort herrscht sowieso nur der Mainstream, die großen Ketten, viel Geld. Klarmuss sich Frankfurt auch um die kümmern, damit die nicht abwandern, aber die melden sich dann schon, wenn es gar nicht mehr geht.
    Viel interressanter finde ich die Randlagen, wo sich etwas Eigenwilliges gesammelt hat, etwas Subkultur, Originalität. Diese ist in Frankfurt wirklich gefährdet. Stiftstrasse wird verschwinden, wenn der Turmpalast abgebrochen wird, im Holzgraben wird auch groß gebaut.
    Ich denke, dass Problem ist dass Frankfurt sehr teuer ist. Da ist für eine gute Idee nur Luft, wenn der Umsatz das schafft und das ist i.d.Regel ja nicht der Fall. Wenn die Stadt jetzt die Nebenstrassen schön machen will ist da nichts gegen zu sagen, führt aber mit Sicherheit wieder dazu, dass die privaten Vermieter die Mieten anziehen werden, egal ob sie sich am Umbau finanziell beteiligen oder nicht.
    Ich weiß nicht, wie die Stadt sich einbringen kann für mehr Abwechslung, Originalität, aber Pflastern und Bänke hab ich meine Zweifel. Nötig wäre ein deutlich größeres Angebot an Läden, damit sinkt der Preisdruck. Die Stadt müsste also Hausbesitzer darauf dringen, ihre Erdgeschosse als Läden zu vermieten. Ob sie da aber etwas vorgeben kann, im Rahmen einer Erhaltungssatzung oder so weiß ich nicht, ansonsten könnte das nur über Zuschüsse gehen, und die Erfolge sind für die Stadt nachher nicht kontrollierbar. Wahrscheinlich muss man beides machen.


    Aber vielleicht ist diese Art von Lebendigkeit und Attraktivität auch nicht erste Priorität für die Stadt.



    NewYork / Foto von mir

  • Ich hatte die letzten Jahre viel mit Existenzgründern zu tun und kann sagen, dass Frankfurt zwar teuer ist, aber für Ideen ist durchaus Platz bietet. Der Laden raus-aus-dem-Keller in der Fahrgasse ist so ein Beispiel. Die Idee ist, dass man sich dort als Privatperson ein Regal mietet und Sachen zur Schau stellt, die man verkaufen möchte. Nach der abgelaufenen Zeit geht man hin und erhält vom Laden das Geld der Verkäufe. Quasi wie ein Direkt-ebay. Obwohl die Idee jung und neu war, konnte man sich in der Innenstadt ansiedeln.


    Außerdem muss nicht jedes Startup sofort in 1A+ Lage an der Zeil starten. Auch bestehende Läden finden in Frankfurt genug Raum zum Ausweichen, wenn die Mieten zu hoch werden (Beispiel Mosh-Mosh das vom Goetheplatz aus umgezogen ist). Gerade in Frankfurt sehe ich die Stärke, dass man nicht nur eine Einkaufsstraße hat, sondern dass viele Stadtteile ihren eigenen Stadtkern haben. Als Beispiele seien hier die Berger Straße in Bornheim oder Leipziger Straße in Bockenheim genannt. Dies ist natürlich historisch bedingt, aber dennoch bieten sich in diesen Straßen oder in deren Nähe die Möglichkeiten für Startups.


    Wenn man keinen Laden aufmachen möchte, der von Laufkundschaft lebt, sondern eine andere Geschäftsidee hat, dann gibt es in Frankfurt zahlreiche Anbieter von Büros für Existenzgründer. Dort erhält man sehr flexible Mietverträge, in denen man monatlich Räume hinzu mieten oder kündigen kann - und das ganze zu einem bezahlbaren Preis, guter Lage und ordentlicher Infrastruktur.


    Deswegen muss die Stadt gar nicht eingreifen. Frankfurt bietet genug Raum für Läden. Ehrlich gesagt kenne ich sogar keine Straße innerhalb des großen Alleenrings, in der nicht irgendwelche Läden sind. Und den Rest löst die Privatwirtschat schon von allein. Schließlich lässt sich mit der "Niesche" Existenzgründer in Frankfurt Geld verdienen und so werden Win-Win-Situationen für beide Parteien geschaffen.



    PS: Wir können froh sein, dass in Frankfurt so hohe Mieten erzielt werden. Gerade das macht Frankfurt für Investoren so attraktiv und führt zu den vielen Investitionen (Baumaßnahmen, Sanierungen) die wir zurzeit in der Innenstadt bis hin zur Kaiserstraße erleben.

  • Original von OffenbacherBub
    PS: Wir können froh sein, dass in Frankfurt so hohe Mieten erzielt werden. Gerade das macht Frankfurt für Investoren so attraktiv und führt zu den vielen Investitionen (Baumaßnahmen, Sanierungen) die wir zurzeit in der Innenstadt bis hin zur Kaiserstraße erleben.


    Sorry, aber genau in dem Punkt muß ich dir widersprechen! Die hohen Mieten machen Frankfurt vielleicht attraktiv für Immobilieninvestoren, aber nicht für Ladenbesitzer.


    Ich bin regelmäßig in Südosteuropa unterwegs und ziehe jetzt als Vergleich mal Belgrad heran. In Belgrad ist die längste Straße der "Bulevar Kralja Aleksandra" und man findet auf ungefähr auf 5 km Straßenlänge fast kein einziges Haus das im Erdgeschoß kein Geschäft beherbergt und es ist keine Einkaufsstraße an sich. Die Straßen in der Innensatdt platzen vor Leben und Geschäftigkeit, dabei ist der Durchschnittslohn dort bei 370,-€ anzusiedeln und die Preise für Lebensmittel im Schnitt nur 20% billiger als in Deutschland, Elektronik- und Textilprodukte kosten dort mindestens so viel wie in Deutschland! Wieso können sich diese tausenden von Geschäfte dort halten??? Es sind die Mieten, die dort bei weitem niedriger sind als im Westen Europas und damit den Ladenbesitzern Luft verschaffen.


    Auf der Berger Straße gab es mal das "Teelirium", es füllte eine Lücke aus und war vom Konzept her genial. Der Laden brummte und machte auch ordentlich Umsatz, jedoch konnte und wollten sich die Inhaber aber nicht die unverschämt steigenden Mieten mehr leisten. Ich weiß nicht ob der Laden neueröffnet hat unter gleichem oder neuem Namen. Aber es zeigt das Grundproblem auf. Die Besitzer hatten einfach kein Bock mehr auf einen Neuanfang und wer kann es ihnen verübeln alle 3-5 Jahre umzuziehen und unzählig viel Geld für die Inneneinrichtung auszugeben. Es ist einfach ein verdammter Streß, besonders wenn Läden familiengeführt sind oder einer Gemeinschaft aus Freunden gehört.


    Die hohen Mieten im gesamten Stadtgebiet machen es sehr sehr schwer für Startups die über kein großes finanzielles Polster verfügen, besonders in der Anfangszeit, die ersten zwei Jahre sind sehr hart, bis sich ein Laden etabliert hat. So findet man in Frankfurt leider zu oft die Filialen von großen Ketten die Frankfurt den Charme des x-beliebigen verpassen.


    Die Berger Str. ist die einzigste Einkaufsstraße die Frankfurt etwas Individuelles verleiht, sozusagen eine Seele, hier sind C&A, H&M weit weg und die kleinen Geschäfte schmücken die Straße wie Blumen eine Wiese. Und sowas fehlt Frankfurt noch an anderen Stellen.


    Um auf das Problem Zeil zurückzukommen, die Stadt Frankfurt müsste erst einmal die Infrastruktur aufwerten, denn in den Nebenstraßen der Zeil fühlt man sich entweder wie in der Dritten Welt oder im Herz eines Hochofenkomplexes, hier lädt nichts zum Verweilen ein. Hier müssen Straßen und Fassaden aufgewertet werden! Die Stadt sollte auch die eine oder andere Immobilie übernehmen und die unteren Geschoßflächen als günstige Ladenflächen für Startups zur Verfügung stellen, man kann alles genau vertraglich regeln, zum Beispiel die Miete gewinnabhängig machen und somit das Anfangsrisiko der Ladenbesitzer minimieren. Auch eine eher kulturelle Nutzung wäre vielleicht eine Abwechslung zur reinen Konsummeile Zeil.
    Den Markt auf der Konstablerwache finde ich im übrigen großartig, der Platz ist hässlich wie die Nacht dunkel, aber der Bauernmarkt dort wertet den Platz richtig mit Leben auf, was zu einer Stadt gehört. Eigentlich könnte man die Kleinmarkthalle schließen und den größten Teil auf die Konstablerwache umlegen, vielleicht auch mit ein paar festen Geschäften direkt an der Konstablerwache. So ein großer täglicher Markt im orientalischen auch "Basar" genannt hätte wirklich Charme ;)


    Original von OffenbacherBub
    Deswegen muss die Stadt gar nicht eingreifen. Frankfurt bietet genug Raum für Läden. Ehrlich gesagt kenne ich sogar keine Straße innerhalb des großen Alleenrings, in der nicht irgendwelche Läden sind. Und den Rest löst die Privatwirtschat schon von allein. Schließlich lässt sich mit der "Niesche" Existenzgründer in Frankfurt Geld verdienen und so werden Win-Win-Situationen für beide Parteien geschaffen.


    Welche WinWin Situation meinst du? Die für den Kreditgeber Bank und für den Vermieter der Ladenimmobilie? Läden die Nischen ausfüllen machen in der Anfangszeit fast immer Verlust und müssen so lange überleben, bis sich ihre Existenz herumgesprochen hat, das geht teilweise schnell, teilweise dauert es auch.
    In Frankfurt machen besonders viele neueröffnete Läden wieder dicht, mal abgesehen von Wettgeschäften, Friseurgeschäften und Internetcafes, die aber wirklich zu einem guten Teil zum Geldwaschen der Mafia dienen, die brauchen sich um Kundschaft keine Gedanken zu machen.
    Sorry für meinen etwas provozierenden Schreibstil, aber ich will die Problematik verdeutlichen. Es ist doch mehr als peinlich, dass es innerhalb des Anlagenringes nur drei Supermärkte gibt, das sollte zu denken geben.


    Um nochmal auf die Aussage "Ehrlich gesagt kenne ich sogar keine Straße innerhalb des großen Alleenrings, in der nicht irgendwelche Läden sind" zurückzukommen, da kenne ich leider dutzende Straßen! Als Beispiel zu nennen wären die liebreizenden Straßen "Neue Rothofstraße" und "Junghofstraße" die du für immer komplett sperren könntest und keinem Frankfurter, der nicht dort arbeitet ,würde es jemals aufallen.

  • Uhm...ich habe doch auch gar nicht gesagt, dass die hohen Mieten attraktiv für Ladenbesitzer sind. Natürlich sind die hohen Mieten für die Gegenseite - den Immobilieninvestoren - interessant. Und deswegen können wir hier als Architekturfans froh darüber sein, denn dadurch investieren sie in Immobilien hier in Frankfurt. Dies führt wie oben erwähnt zu Sanierungen oder Neubaumaßnahmen, die wiederum für Diskussionsstoff hier im Forum sorgen und dieses Architekturforum beleben. ;)


    Die Win-Win-Situation bezieht sich auf Existenzgründer und Immobilienfirmen die sich auf Existenzgründer spezialisiert haben. Die Anbieter profitieren von den Mieteinnahmen und Startups haben dort keine extremen Kosten. Durch die sehr flexiblen Mietzeiten laufen sie auch nicht durch 2-Jahres-Mietverträge in eine Schuldenfalle. Soweit ich weiß gibts dies allerdings nicht für klassische Ladenbesitzer, sondern für Dienstleister und Industrieunternehmen, die Büros und/oder Montageräume benötigen.

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    Ich weiß nicht, wie die Stadt sich einbringen kann für mehr Abwechslung, Originalität, aber Pflastern und Bänke hab ich meine Zweifel. Nötig wäre ein deutlich größeres Angebot an Läden, damit sinkt der Preisdruck. Die Stadt müsste also Hausbesitzer darauf dringen, ihre Erdgeschosse als Läden zu vermieten. Ob sie da aber etwas vorgeben kann, im Rahmen einer Erhaltungssatzung oder so weiß ich nicht, ansonsten könnte das nur über Zuschüsse gehen, und die Erfolge sind für die Stadt nachher nicht kontrollierbar. Wahrscheinlich muss man beides machen.


    Ich bin sehr skeptisch, dass kommunale Einflussnahme über planerische Mittel überhaupt ein gangbares Konzept ist, weil ich nicht glaube, dass gesellschaftliche Entwicklungen überhaupt planbar sind. Planerische Mittel müssen gesetzlich geregelt sein, der Gesetzgeber kann aber in der Regel gesellschaftliche Veränderungen nicht vorhersehen, sondern allenfalls auf sie reagieren; außerdem ist der planerische Prozess zu träge, kann also auf kurzfristige Veränderungen gar nicht eingehen. Ich möchte nur mal an das Vorhaben der Stadt Frankfurt erinnern, den Anliegern, Markt- und Straßenhändlern aus Anlass des vorletzten Zeil-Liftings den Gebrauch einheitlich getylter Marktstände, Straßenmöbel und Sonnenschirme (statt "weißem Stuhl" und Billigware mit Zigarettenwerbung) vorzuschreiben.


    Außerdem wirken in das urbane Gefüge Mechanismen, die auf örtlicher Ebene wohl zu spüren, aber nicht im geringsten zu beeinflussen sind. Beispiel: in der 2. Hälfte der 70er Jahre begannen die Kommunen, zur Rettung ihrer Einkaufsstraßen gegen die mächtige Konkurrenz der Einkaufzentren Fußgängerzonen auszuweisen. Es wurden bauliche und ordnungsrechtliche Verkehrsbeschränkungen verfügt, Beschränkung der Tonnage von Lieferfahrzeugen, Lieferzeiten usw.. Die Fa. Aldi - ihr Fall ist mehr oder weniger bekannt geworden, aber andere trafs genauso - hat hiergegen geklagt, weil sie ihre Filialen nicht mehr beliefern konnte. Das Logistikonzept von Aldi fußte auf der Größe von Standardgebinden (z.B. Euro-Palette), die zur Optimierung der Lieferketten auf 13-to-LKW geladen wurden. Diese konnten nun entweder nicht mehr in die Fußgängerzonen oder nicht mehr nach 11.00 Uhr oder beides, oder mussten rangieren, die Ladevorgänge dauerten zu lange. Das BVerwG hat entschieden, dass die Gemeinden auf derlei Belange bei ihren Planungen keine Rücksicht nehmen müssen. Der Rest ist bekannt: ALDI hat reagiert, aber nicht etwa sein Logistikonzept geändert, sondern alle Filialen, die sich nicht mehr optimal beliefern ließen, dicht gemacht und in seine Einheitsläden an der Peripherie verlegt. Die sind so angelegt, dass der LKW nur einmal zurücksetzen muss; kürzer kann man einen Entladevorgang nicht mehr gestalten.


    Ein anderes Beispiel ist der Buchhandel: über Wohl und Wehe kleiner Buchläden entscheidet in erster Linie der Fortbestand der Buchpreisbindung (nach Ansicht der EU-Kommission ein klarer Verstoß gegen europäisches Recht), die Zunahme digitaler Medien (eBooks, Hörbücher, die nicht der Buchpreisbindung unterliegen) und die Vorteile des E-Commerce; eine günstige Ladenmiete zögert das Sterben der kleinen Buchläden nur hinaus, aber es ist bereits in vollem Gange. Wie wollte man das kommunal beeinflussen? Mit subvenbtionierten Ladenmieten?

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    Naja, hier widersprichst du dir in einer Aussage selber, nämlich du stellst kommunale Einflußnahme der gesellschaftlichen Entwicklung entgegen. Andersum gefragt, was ist die Kommune? Die Kommune ist wortwörtlich übersetzt die Gesellschaft, also gehen kommunale Einflußnahme und gesellschaftliche Entwicklung immer Hand in Hand. Die Gesellschaft wird immer Grundbedürfnisse haben, derer die Kommunalpolitik gerecht werden muß, ob das eine lebenswerte Innenstadt ist oder einfach ein Schwimmbad, ich muß hier keine Beispiele mehr auflisten, der Gedankengang dürfte ja klar sein.


    Ich muß dir in einem Punkt recht geben, nämlich die Kommunalpolitik hinkt schnellen gesellschaftlichen Entwicklungen immer ein wenig hinterher, man bedenke einfach seit wann es das Internet gibt und bei der Stadt Frankfurt sind immer noch nicht alle wichtigen Formulare, auf der Homepage, zum Download erhältlich. Hier wiehert der Bürokratenschimmel noch sehr laut und es gibt eine gewisse Zeitverzögerung zwichen den Wünschen der Bürger und dem Bewußtsein in der Kommunalpolitik.


    Original von tunnelklick
    Ein anderes Beispiel ist der Buchhandel: über Wohl und Wehe kleiner Buchläden entscheidet in erster Linie der Fortbestand der Buchpreisbindung (nach Ansicht der EU-Kommission ein klarer Verstoß gegen europäisches Recht), die Zunahme digitaler Medien (eBooks, Hörbücher, die nicht der Buchpreisbindung unterliegen) und die Vorteile des E-Commerce; eine günstige Ladenmiete zögert das Sterben der kleinen Buchläden nur hinaus, aber es ist bereits in vollem Gange. Wie wollte man das kommunal beeinflussen? Mit subvenbtionierten Ladenmieten?


    Sorry, aber das ist ganz schlechtes Beispiel! Ich konnte jetzt kein massiges Sterben von Buchläden beobachten. Entweder sie machen ihr Business wie eh und je oder sie sind so extrem spezialisiert, dass sie keine Konkurrenz aus dem Internet fürchten müssen.
    Die Buchpreisbindung deutscher Bücher ist eben auch ein Grund wieso der Konkurrenzdruck der kleinen Läden, gegenüber dem Internet, nicht so stark ist und Faktoren wie eben die Ladenmiete viel viel stärker ins Gewicht fallen. Und wenn wir mal ehrlich sind, wer liest sich Bücher mit einem Reader durch? Sogar absolute Technikfreaks und Nerds, zu denen ich mich auch zu zähle, lieben den Geruch eines frischen Buches, das Erleben einfach eines dicken Wälzers, wenn man sich Seite für Seite durcharbeitet, kein LCD-Display ersetzt dieses Buch.
    Nehmen wir mal den Onlinebuchhändler Nummer 1, nämlich Amazon, der macht ja nur einen Bruchteil seines Umsatzes mit Büchern, den meisten Umsatz macht Amazon mit Elektronik. Amazon gibt es nicht seit gestern und Buchläden existieren immer noch, übrigens auch für nichtdeutsche Literatur, wo die Buchpreisbindung nicht existiert.


    Original von tunnelklick
    Die Fa. Aldi - ihr Fall ist mehr oder weniger bekannt geworden, aber andere trafs genauso...


    ALDI ist es mehr oder weniger egal eine Filiale in einem Ortskern oder Fußgängerzone zu haben. Für ALDI ist echt wichtig am Kunden dran zu sein und im Endeffekt bedeutet das, nicht in einer Fußgängerzone ansässig zu sein, sondern seine Filiale in der Nähe von Wohngegenden zu haben und die Filiale verkehrsgünstig zu platzieren. Diese krasse Standardisierung ist eben das Konzept von ALDI! Ich kaufe bevorzugt bei ALDI ein, aber vermisse jetzt ALDI sicher nicht in der Innenstadt. Es gibt andere Anbieter, die genau die Lücke erkannt haben, die ALDI, LIDL, Netto und Co. hinterlassen haben und genau diese Lücke ausfüllen, da nehmen sie auch eine kompliziertere Anlieferung in Kauf, das wäre in dem Fall REWE. Der REWE auf der Zeil brummt so mächtig, dass mir schwindelig wird, wenn ich an den Umsatz denke. Hier sind die Kassen von morgens bis abends um 22 Uhr so vollgestopft, dass der Laden einfach eine riesige Goldgrube ist, wenn ALDI sich den Umsatz entgehen lässt, Pech gehabt!


    Apropos, auch ALDI hat umgedacht und hat nicht nur Filialen auf der Grünen Wiese, sondern versucht auch in letzter Zeit zentral vertreten zu sein. Natürlich nur in neuen Immobilien, die ihren Bedürfnissen gerecht werden. Beispiel sind der Riedberg, die Königsteiner Innenstadt, die Darmstädter Innenstadt usw.


    Original von OffenbacherBub
    Uhm...ich habe doch auch gar nicht gesagt, dass die hohen Mieten attraktiv für Ladenbesitzer sind. Natürlich sind die hohen Mieten für die Gegenseite - den Immobilieninvestoren - interessant. Und deswegen können wir hier als Architekturfans froh darüber sein, denn dadurch investieren sie in Immobilien hier in Frankfurt. Dies führt wie oben erwähnt zu Sanierungen oder Neubaumaßnahmen, die wiederum für Diskussionsstoff hier im Forum sorgen und dieses Architekturforum beleben.


    Die Sanierungen sind eher zu vernachlässigen in Frankfurt, der dickere Batzen sind die Neubauten. Hier gibt es zugegebenermaßen sehr schöne Projekte wie das Kap Europa. Aber du und ich, wir alle wissen, was für Läden in das Kap Europa reinkommen werden, es sind die x-ten Filialen der Metrogruppe, von C&A, H&M usw. Es sind die beliebigen Filialen der großen Handelsunternehmen und das unterscheidet ein Einkaufszentrum in Deutschland, von einigen großen Shoppingmalls in den USA, wo es ab und an mal vorkommt kleinere Einzelhändler zu finden, die eben nicht beliebig sind. Das ist auch das Tolle an der Zeilgalerie immer gewesen, weil sie auch Läden aufwies die nicht nur Mainstream waren und Filialen einer große Kette, leider haben aber auch eben viele dieser Geschäfte zugemacht, weil sie sich die Mieten nicht mehr leisten konnten oder wollten ;)


    Klar hast du nicht unrecht, die vielen Investoren sorgen manchmal für schöne architektonische Hingucker in Frankfurt, insgesamt ist die Stadt aber sehr öde vom Flair verglichen mit anderen europäischen Städten, die Goethestrae ist ein positiver Aspekt. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, so hauen mich die Frankfurter Einkaufszentren und Einkaufstraßen vom architektonischen Standpunkt und der Aufenthaltsqualität nicht unbedingt vom Hocker, die Zeil ist einer der hässlichsten Einkaufstraßen weltweit, da konnten auch MyZeil und Zeilgalerie nur wenig daran ändern und die Einkaufszentren bestechen auch nicht gerade durch tolle Architektur, wie man am HessenCenter sieht, ich hoffe, dass zumindest das Kap Europa oder wie auch immer es jetzt heißen mag ein Schmankerl für Augen und Seele wird.


    Kleinere Geschäfte haben gar nicht die Möglichkeit auf der Zeil, oder in der Nähe der Zeil vertreten zu sein, weil die Ladenmieten so hoch sind, aber gerade das würde die Zeil als Ganzes extrem aufwerten. Hauptproblem was nicht zu lösen sein wird, wie sollte die Stadt in den Besitz der Immobilien kommen, wie sollte sie die Immobilien umwandeln und die Straßen entwickeln!? Es hängt alles an den privaten Investoren und die werden bestimmt nicht an die Stadt und die Bürger denken, sondern an den Profit, was zu dem Einerlei führt das wir aus dem MTZ, MyZeil, NWZ und Hessencenter kennen! Es wird so bleiben wie es ist und damit sollten wir uns abfinden, nur ein Sinken der Mieten würde die Problematik lösen, aber selbst wenn die halbe Zeil leerstehen würde, selbst dann würden die Ladenmieten nicht um einen Cent sinken. Aber wirtschaftspolitische Entwicklungen können manchmal die Dynamik einer Lawine entwickeln, wie wir an der Eurokrise noch sehen werden und man müsste ein Narr sein an die Unverückbarkeit der Verhältnisse hier bei uns zu glauben, manchmal können Krisen der Nährboden für einen Neuanfang sein.


    PS: Auf das Kap Europa werde ich mich natürlich freuen, egal was da an Geschäften reinkommt ;)


    PPS: Soll natürlich Skyline Plaza heißen ;D ich und Namen, sorry!

    2 Mal editiert, zuletzt von Azichan () aus folgendem Grund: Nachtrag

  • ^ Inhabergeführte, eher kleine Geschäfte gibt es in den Seiten- und Parallelstraßen der Zeil zuhauf. Auch die kleine Holzgraben-Passage gehört dazu, in gewisser Hinsicht auch die Ostzeil.

  • ^
    Unrecht hast du da jetzt natürlich nicht, jedoch lässt die Dichte der Geschäfte, der allgemeine Zustand der Straßen oder Passagen arg zu wünschen übrig.


    Als Beispiel die Ostzeil, also alles östlich der Konrad-Adenauer-Str., dort gibt es eigentlich nur Dönerläden und Asiabistros, wobei die Dönerien sehr gepflegt und edel wirken. Der TVM Markt hat zugemacht, wobei dieser Markt das unterste Ramschniveau repräsentierte, existieren tut noch die Expo-Zeil und der Kik, wobei die Expo-Zeil, obwohl auch das Ramschniveau repräsentierend doch einen gewissen Charme versprüht ;) Also die Ostzeil ist als Einkaufsstraße komplett zu vernachlässigen, als Gastronomiestraße halbwegs ok, kleinere Geschäfte existieren dort eigentlich nicht, es sind auch Filialen von Ketten, ob jetzt Kik oder sogar DoyDoy. Sozusagen gekrönt wird das Ende der Zeil durch den Zeeman, bei dem sich sich sicher nicht nur mein Magen umdreht, durch die überbunten Wühltischauslagen.
    Positiv an der Ostzeil ist der Strauss, Anatolia Restaurant und das Four Star Geschäft, auch ist in der Klingerstr. ein Fachgeschäft für juristische Literatur zu finden, aber das wars leider schon.


    Natürlich ist in Frankfurt nicht alles schlecht, was für ein Frankfurter wäre ich, wenn ich alles schlechtreden würde in der Stadt ;) Die Liebfrauenstr. und die Freßgass sind toll und die Fahrgasse repräsentiert genau das, was ich mir mehr für Frankfurt wünschen würde, zwar ist die Dichte an Geschäften sehr gering, aber vom Mineraliengeschäft bis hin zum Fachgeschäft für Ungeziefervernichtung ist hier wirklich Vielfalt vorhanden. Übrigens gibt es in der Fahrgasse ein aisiatischen Markt, in dem man auch wirklich gut essen kann!


    Die Fahrgasse ist leider unglaublich hässlich, von der Strasse und dem Belag bis hin zur Bausubtanz, auch wenn ich die Geschäfte hier liebe, nur vom Charme, ich kaufe ja nicht jeden Tag irgendwelche Mineralien ;)


    Bei dem Besuch anderer europäischer Städte werde ich zumindest jedes mal traurig, wenn im Innenstadtbereich gefühlt fünfmal mal mehr Geschäfte und Läden existieren als in Frankfurt innerhalb des Anlagenrings. Dieses Leben und diese Quirligkeit würde ich mir auch für Frankfurt wünschen.


    So jetzt zu meiner eigentlichen Aussage die ich nicht wirklich in meinen vorherigen Postings auf den Punkt bringen konnte. Hat die Stadt die Mittel die Zeil und ihre Nebenstraßen effektiv aufzuwerten und auch mit mehr Leben zu füllen? Ja das hat sie und ich gestehe ihr weit aus mehr Möglichkeiten und Kompetenzen ein, als zum Beispiel tunnelklick oder OffenbacherBub. Theoretisch könnte man den gesamten Bereich umgestalten und jetzt kommen wir zur Realität. Sollte die Stadt Frankfurt auch wirklich Unmengen an Geld einsetzen, um diese Bereiche aufzuwerten? Auch wenn ich es mir von Herzen wünschen würde, so gibt es in Frankfurt wichtigere Baustellen als die Zeil. Jedes Engagement der Stadt hier verschlingt unverhältnismäßig viel Ressourcen, was an anderer Stelle viel viel mehr bringt. Leider hat die Stadt nicht Geld wie Heu und druckt es auch nicht, deswegen sollte man behutsam vorgehen und mit kleinen Projekten ein Zeichen setzen, kosten sollte es dabei wenig, eine richtige Nutzung der Konstablerwache zum Beispiel würde wenig kosten und viel bringen, der Platz ist leider die meiste Zeit der Woche leer und tot.


    peace

  • Zitat von Azichan

    Andersum gefragt, was ist die Kommune? Die Kommune ist wortwörtlich übersetzt die Gesellschaft, also gehen kommunale Einflußnahme und gesellschaftliche Entwicklung immer Hand in Hand.


    Im hier, etwa von Goldfischbauch u.a. angesprochenen Kontext ist Kommune natürlich nicht "Gesellschaft", sondern zu verstehen als politische Gemeinde, bzw. Gemeindeebene, als lokale Gebietskörperschaft und damit zugleich unterste räumlich-administrative Staatsgliederung. Und als solche hat sie Aufgaben und Zuständigkeiten, die gesetzlich klar definiert sind; diese Kompetenzen sind weder dazu bestimmt noch geeignet, mit oder gegen gesellschaftliche Trends die Ladengrößen vorzugeben.


    Zitat von Azichan


    So jetzt zu meiner eigentlichen Aussage die ich nicht wirklich in meinen vorherigen Postings auf den Punkt bringen konnte. Hat die Stadt die Mittel die Zeil und ihre Nebenstraßen effektiv aufzuwerten und auch mit mehr Leben zu füllen? Ja das hat sie und ich gestehe ihr weit aus mehr Möglichkeiten und Kompetenzen ein, als zum Beispiel tunnelklick oder OffenbacherBub.


    Ist ja schön, dass du ihr solche Kompetenzen einräumst, aber sag doch mal konkret, welche Mittel und Wege sie eigentlich hat, außer Straßenmöblierung und Verkehrsberuhigung.


    Wir brauchen uns sicher keine Gedanken über Aldi und Rewe zu machen, aber wo diese sich ansiedeln, wird sicher zu allerletzt im Römer entschieden. Nur: wenn die örtlichen Gegebenheiten nicht zu deren Konzept passen, sind die Läden weg und mit ihnen die Kunden, sprich deren Kaufkraft. Bekanntlich kann der Euro, der bei Aldi und Lidl in der oberen Friedberger Landstraße oder auf der Hanauer ausgegeben wird, nicht andernorts noch mal ausgegeben werden.


    Damit ist doch ein Grundproblem angesprochen, das immer wieder aufscheint: Honsell-Dreieck vs. Offenbacher City, Höchst vs. MTZ, Segmüller vs. Vilbel und Umgebung, UEC vs. Innenstadt. Welche Aufgabe hat denn "die Kommune" in diesem Verteilungskampf um die Gunst der Kunden und ihre Kaufkraft? Kann sie da irgendwas bewegen? Und was soll sie bewegen? Was kann genau muss/soll/kann "die Stadt" rechts und links der Zeil und östlich der Konstabler konkret tun oder lassen und mit welchem Ziel?

  • Original von tunnelklick
    Ist ja schön, dass du ihr solche Kompetenzen einräumst, aber sag doch mal konkret, welche Mittel und Wege sie eigentlich hat, außer Straßenmöblierung und Verkehrsberuhigung.


    Welche Möglichkeiten hat die Stadt denn Einfluß auf die Mietpreisgestaltung im Stadtgebiet zu nehmen? Ganz einfach über die städtischen Wohnungsbaugesellschaften ABG und Nassausische Heimstätte, an der die Stadt einen Anteil hält. Je mehr Wohnungen die Stadt in Eigenregie baut und günstige Mieten zementiert, desto mehr Druck nimmt sie vom Mietmarkt und hilft damit aktiv den einkommensschwachen bis normal verdienenden Bürgern. Auf gut deutsch nicht jeder Vermieter wird sich dann mit irrealen Mietvorstellungen durchsetzen können.


    Und jetzt kommts, wieso soll das was im Wohnbereich möglich ist, auch nicht in anderen Bereichen passen? Wieso kann die Stadt keine Gesellschaft gründen die ihreseits einen Bereich oder ein Zentrum entwickelt, nach ihren Gestaltungsgrundsätzen. Klar sind Risiken dabei, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Auch ein Joint-Venture mit einem privatwirtschaftlichen Betreiber wäre möglich, weil die Stadt höchstwahrscheinlich nicht das komplette Know-How dafür hat.


    Wo Defizite bestehen, aber eine gewisse Nachfrage besteht, da kann die Kommune eben auch korrektiv tätig sein. Als Beispiel sind die Smart Supermärkte der Stadt Frankfurt zu nennen, die immerhin sich sogar halten können und Umsatz machen und vorallem die Nahversorgung der Bürger in einigen Stadtteilen sicherstellen. Es gibt immerhin schon drei Märkte, angeblich laufen sie sehr gut und erwirtschaften Profit.


    Original von tunnelklick
    Wir brauchen uns sicher keine Gedanken über Aldi und Rewe zu machen, aber wo diese sich ansiedeln, wird sicher zu allerletzt im Römer entschieden. Nur: wenn die örtlichen Gegebenheiten nicht zu deren Konzept passen, sind die Läden weg und mit ihnen die Kunden, sprich deren Kaufkraft. Bekanntlich kann der Euro, der bei Aldi und Lidl in der oberen Friedberger Landstraße oder auf der Hanauer ausgegeben wird, nicht andernorts noch mal ausgegeben werden.


    Was ist jetzt mit dem REWE in der City, konkret in MyZeil? Zieht der Euros aus dem Aldi und Lidl aus der Friedberger ab oder nicht? Gehen die Leute nach ihrem Bummel auf der Zeil vielleicht lieber schnell hier einkaufen, als mit dem Auto in die Peripherie zu fahren?
    Pech gehabt ALDI und schlau von REWE!


    Als Stadt kann man korrektiv tätig sein und Anbieter gegeneinander ausspielen ;) Man muß bauliche Konzepte nicht zwingend so auslegen, dass sie genau auf den einen Mieter zugeschnitten sind! Wenn ALDI sich niemals in der Frankfurt Innenstadt niederlassen will, "who cares"!?


    Original von tunnelklick
    Im hier, etwa von Goldfischbauch u.a. angesprochenen Kontext ist Kommune natürlich nicht "Gesellschaft", sondern zu verstehen als politische Gemeinde, bzw. Gemeindeebene, als lokale Gebietskörperschaft und damit zugleich unterste räumlich-administrative Staatsgliederung. Und als solche hat sie Aufgaben und Zuständigkeiten, die gesetzlich klar definiert sind; diese Kompetenzen sind weder dazu bestimmt noch geeignet, mit oder gegen gesellschaftliche Trends die Ladengrößen vorzugeben.


    Wer will den hier die Ladengröße vorgeben oder gesetzlich die Mieten festschreiben? Die Stadt muß selber aktiv werden und kleinen Startups aktiv unter die Arme greifen, begrenzt in kleinem Maße Ladenflächen schaffen und ihnen günstig zur Verfügung stellen. Wir reden hier nicht über "MyZeilStadtFrankfurtamMain", sondern über einige exponierte Stellen die Magnetkraft entwickeln könnten. Wenn die Stadt selber aktiv wird und Flächen zur Verfügung stellt, so kann sie insgesamt die Mieten drücken, Angebot und Nachfrage und da muß die Stadt aktiv werden!


    Es ist auch peinlich, dass die Stadt Areale in Erbpachtrecht auf x Jahre verpachtet, aber die Gestaltungsgrundsätze und Nutzung des Areals praktisch alleine der Profitgier einiger Investoren opfert. Das Turmkino ist jetzt als Beispiel zu nennen, was nützt mir eine zukünftige Hochglanzfassade, wenn ich diese Areal nicht mehr durch eine Nutzung erleben kann, ich dort nicht einkaufe, diniere oder anderweitig mich dort aufhalte!


    PS: Ich meine jetzt nicht, dass die Stadt als Entwickler aktiv auftreten soll, aber sie könnte ;)