Leipziger Wohnungsbau

  • PARKVILLA RECLAM


    Heute entdeckte ich in der Schwägrichsenstraße ein Bauschild über ein neues, geplantes Gebäude im Leipziger Musikviertel: Die "Parkvilla Reclam" >>



    Blick auf das Bauschild an der Schwägrichsenstraße Höhe Telemannstraße.



    So soll die neue Stadtvilla im Musikviertel aussehen. Bauherr ist BFD DOMUS BAU und die Planung übernimmt Augustin + Imkamp aus Leipzig.


    Es sollen 12 moderne Eigentumswohnungen zwischen 78 m² und 270 m² entstehen. Sie haben Balkone in süd- und westlicher Richtung (Clara-Zetkin-Park/Rennbahn Scheibenholz und Wundtstraße). Dazu kommt eine Tiefgarage und Gartenanteile für alle Wohnungen, welche sich im Erdgeschoss befinden.



    Das freie Grundstück befindet sich in der Nähe zur "central park residence".

  • Wow, wie hübsch, wie ein Ferienappartement der 80er in Frankreich. Aber es wird ja explizit von "moderner Architektur" gesprochen, also veralteten Gestaltungsprinzipien. Geworben wird stattdessen mit der Lage im Gründerzeitviertel.

  • ^ Wie man in der Nähe beobachten kann, muss moderne Architektur nicht zwingend etwas mit veralteten Gestaltungsprinzipien zu tun haben. Es handelt sich hier ganz einfach um ein Billiggebäude ohne besondere Ansprüche an die Architektur, dass von freien Architekten, die bisher eher Stadt- und Einfamilienhäuser geplant haben, umgesetzt wird. Auch die Domus-Bau ist bisher eher durch Standardgebäude mit hohen Vorfertigungsanteil aufgefallen, insofern verwundert das hier geplante nicht. Vielleicht ist die Visualisierung auch zu simpel geraten, aber m.E. ist das eindeutig unter dem sonstigen Neubaustandard im Musikviertel. Dass ausgerechnet dort dann auch noch ein im grafischen Viertel zu verortender Name gewählt wurde, verstärkt den Eindruck der Beliebigkeit nur noch um so mehr.

  • Klar muss Moderne nicht schlecht sein, aber Nachkriegsmoderne muss irgendwann zu Ende sein, weil sie nur relativ selten positiven Affekt hervorrufen kann. Gemessen an der Wirkung der Vorkriegsarchitektur war das ein Abstieg wie von der Antike zur Romanik (Ausnahmen bestätigen die Regel).

  • al piano


    ... und gestern zog es mich wieder ins Musikviertel zu den beiden "al piano"-Stadtvillen >>



    Blick auf das Dachgeschoss der südlichen Stadtvilla.



    An der Schwägrichsenstraße.



    Auch die Balkone mit südlichen Ausblick sind bereits zusehen.

  • @ Abyssalon: Ein Gebäude wird doch nicht zum Vertreter der Moderne, bloß weil ein Bauträger von "moderner Architektur" spricht. Hier handelt es sich nach meinem Dafürhalten um einen relativ beliebigen Investorenbau, nicht mehr und nicht weniger. Entsprechend ungeeignet ist das Gebäude für Analysen bezüglich verschiedener Architekturstile.

  • Willkommen zum Kabinett des Grauens ;)


    Stadthäuser in Gohlis Mitte:


    Matthisonstraße:


    Was ist denn an diesen Häusern so schlecht ? Das sie kein kein Stuck oder Holzzierrath aufweisen ? Das sie ein Flachdach haben ? Das sind ganz normale und in meinen Augen nicht mal misslungene Stadthäuser.Auch das Haus in der Franz Mehring Str.gefällt mir.


    Bei den Al Piano Häusern finde ich die schmalen Fenster unpassend.
    Insgesamt haben die gezeigten Häuser aber vom Aussehen her Qualität.Deckenhöhe,Grundrisse usw.kann ich natürlich nicht beurteilen.

  • Der Blick zwischen den Altbauten in der Karl-Tauchnitz-Straße auf die Rückseite von al piano ist wirklich nicht sehr erquickend. Die Gebäuderückseite, ein Konglomerat in Kubenform, das eher an den verbauten Zustand westdeutscher Städte erinnert als an angemessene (Nach-)Verdichtung in Leipzig, zwängt sich arg auf. Die Seite an der Schwägrichenstraße hingegen (siehe Bilder von Dave) geht nach meinem Dafürhalten in Ordnung.


    3 aktuelle Aufnahmen dazu:




    Bilder: Cowboy

  • Ich verstehe Deinen Punkt der Verbauung Cowboy. Dennoch finde ich diese Gegenüberstellung oder das Nebeneinander von den weißen Kuben und den alten Villen aus der Jahrhundertwende interessant. Gerade das Weiß bringt die Form richtig hervor (Weiß wäre auch der Schlüssel zu einer guten Rehabilitierung des Wintergartenhochauses gewesen). Das ist dann ein spannender Kontext mit dem Klassizismus/Neorenaissance der umliegenden Häuser. Ein echtes Leipziger Qualitätsmerkmal im städtebaulichen Aspekt. Wenn zu den Sanierungen jetzt (qualitative) Neubauten kommen. Es bleibt spannend.


    Die Verdichtung ist meines Erachtens nicht zu hoch. Man muss sich nur wieder daran gewöhnen. Aber ich habe es auch noch nicht persönlich gesehen.

  • Naja, man muss schon zugeben, dass die Gebäude eher die Kubatur und Größe der östlichen Seite der Schwägrichenstraße aufnehmen, als den kleineren Maßstab des bebauten Quartiers. Ich denke aber mal, dass sich das Ganze in der Wirkung, wenn die Bäume grün sind, ein wenig abschwächen wird.

  • die verdichtung halte ich zur zeit auch noch für ein gutes maß. es ist nicht zu überladen, aber erinnert dann doch noch, dass man nicht in magdeburg ist, sondern in einer 500.000 einwohnerstadt, in der innerstädtische grundfläche endlich wieder geschätzt wird und seinen preis hat. speziell in dieser top-lage.

  • wäre interessant, die gebäude von der anderen seite mal zu sehen, aber von der gothaer straße aus, fühlt man sich wie im keller. kaum fensterflächen, da drin muss es stockduster sein. ^^

  • Och, ich find die eigentlich ganz annehmbar, zudem an der gezeigten Stelle, in der geringen Zahl und als Nordseitenfassaden. Zumindest strahlen die Häuser keine gleichförmige Reihenhausatmosphäre aus, da sind die Baumarktfensterbüdlein anderswo weitaus ärgerlicher.


    @ Ranger: die Südseite geht zum Garten und verfügen ähnlich wie die Nachbargebäude zum Stadtplatz über recht große Fensterflächen samt Terrassen, wie auf DAvE's Bildern vom Oktober zu sehen ist. Ich gehe also eher von lichtdurchfluteten als von stockdusteren Räumen aus.

  • Was ist denn an diesen Häusern so schlecht ?


    Die meisten Häuser sind in derselben weißen Farbe verputzt, was angeblich neben Flachdächer zum Erkennungsmerkmal der Moderne gehören sollte. Mehr kann man sich nicht bemühen, möglichst langweilig und trist zu wirken. Auf den ersten Fotos gibt es hier und da ein paar Farbflecken, aber so unbeholfen aufgetragen, als ob der Architekt die Farblichkeit verspotten möchte. Jede Kiste einheitlich anders gestrichen würde besser wirken, wenn mehr Finesse jenseits des Könnens des Schöpfers liegt.


    Es handelt sich hier ganz einfach um ein Billiggebäude ohne besondere Ansprüche an die Architektur


    Es stimmt, dass sie billig wirken, was nicht unbedingt bedeutet, dass sie besonders preiswert sind.


    aber Nachkriegsmoderne muss irgendwann zu Ende sein, weil sie nur relativ selten positiven Affekt hervorrufen kann...


    Es begann nicht nach dem zweiten, sondern nach dem ersten Weltkrieg.


    Gemessen an der Wirkung der Vorkriegsarchitektur war das ein Abstieg wie von der Antike zur Romanik


    Ich denke eher an die Dunklen Jahrhunderte dazwischen, in den auf antiken Ruinen primitive Behelfshütten zusammengeschustert wurden. So wirken die Bauten hier im Vergleich zu den Nachbarn. Auch modern geht es feinfühliger (ein gutes Beispiel und die gleiche Langeweile wie hier daneben).

  • ^ Also ich entdecke auf dem von dir verlinkten Foto keine zwei in gleichem Weiß gestrichenen Häuser, sondern unterschiedliche Grau- und Beige-Nuancen. Ähnlich im Übrigen wie in diversen Leipziger Gründerzeitquartieren, die ebenfalls mehrheitlich aus Altweiß- und Beige-Nuancen bestehen. Die Farbakzente wiederum zitieren die Fensterbänder der Frühmoderne. Man muss ja nicht alles gut finden, muss aber auch nicht alles, was man nicht gut findet, auf ein vermeintliches Unvermögen des Architekten schieben.


    Das Zitieren von Beitragsfetzen ist hier eigentlich nicht so gern gesehen, aber mir bleibt wohl nichts anderes übrig:


    Es stimmt, dass sie billig wirken, was nicht unbedingt bedeutet, dass sie besonders preiswert sind.


    In dem Fall und bei dem Bauherren kannst du davon ausgehen.


    Es begann nicht nach dem zweiten, sondern nach dem ersten Weltkrieg.


    ...und hat in Leipzig hervorragende Bauten hervorgebracht, die man im Stadtbild nicht mehr missen möchte.

  • Ja ehrlich gebe ich mal meinen zwei Vorpostern im einzelnen recht. Es ist billig und wird teuer verkauft wie so oft leider. Die Farben hin oder her machen, keinen riesigen unterschied optisch von der ferne eh nicht und wirken langweilig. Ich finds gepresst in die schöne Ecke aus Gründerzeitgebäuden. Modern hätte es sein dürfen, nur nicht karg flach und weiß-Beige. Da sehen die Gebäude aus den spät "90er"!!! am Ende der Karl Tauchnitz -Telemannstr. besser aus und passen auch besser ins Gründerzeitviertel. Zumal wir hier von einem Gründerviertel sprechen in dem Gebäude wie das Rossbachhaus stehen und weiter zur Bethovenstraße dann das Hochschulgebäude für Bildende Kunst - Reichsgericht ect. stehen. Klar die 16 Geschosser wirken noch schlechter dahinein, aber man muss sich nun farblich und architektonisch nicht daran anlehnen meine ich. Einer der Platten wird übrigens wieder eingezäunt und renoviert.


    Zum Zitat


    Gemessen an der Wirkung der Vorkriegsarchitektur war das ein Abstieg wie von der Antike zur Romanik


    &


    Zitat:
    aber Nachkriegsmoderne muss irgendwann zu Ende sein, weil sie nur relativ selten positiven Affekt hervorrufen kann...



    Das Problem der Romanik war schlicht das man vergessen hat wie Statik funktioniert, lieber 3m dicke Mauern bauen damit es nicht einstürzt, als erhängt oder verbrannt zu werden. Aber trotzdem hat die Romanik auch ihre Bauten die nicht zu verachten sind. die Meisten zugegebener Weise von der Kirche. Trotzdem muss ich recht geben das diese Architektur des vergewaltigten Bauhausstils der "Nachkriegszeit" langsam mal sein Ende finden dürfte.......ohne das Thema weiter auszureizen zu wollen. Zumal diese Architektur immer geprägt ist, aus dem Wohnungsmangel dieser Zeit und auch nach dem 2.WE. In anbetracht der Leer stehenden Gebäude in Leipzig und anderen Städten Deutschlands, abgesehen von Teilen Münchens, Hamburgs und Co., verliert diese Bauweise, auch bei heute sozialen und ökonomischen exestierenden Problemen, immer mehr an Relation wie ich finde. Zumal die Wohnungen im "Al Piano-Oregano" ja nicht günstig zu erwerben sind und der hohe Preis, durch die Lage im hochwertigen Gründerzeitviertel(witzlos) begründet wird.


    Die Bilder von JConly bei:
    "Auch modern geht es feinfühliger"


    Das schaffst du auch mit einer revitalisierten Platte. Das Gebäude aus Berlin auf den Bildern ist zwar höherwertiger als das "Al Storno" aus Leipzig, nein Sorry "Al Reklamatorium", aber feinfühlig sieht auch anders aus. Braun ist auch nicht gerade eine dezente Farbe.


    Was ich trotzdem gern mal wissen würde ist, welche Bauten zwischen 1918-1939 man denn in der Innenstadt nicht mehr missen möchte ? Mir fallen keine ein, nur etliche vor dem 1. Weltkrieg erbaut und im 2. Zerstört oder beschädigt wurden. Ansonsten fällt mir spontan nur das Ringcafe aus den 50ér, Uniriesen 60er, vlt. noch Oper auch 50er wenn überhaupt ein.

    14 Mal editiert, zuletzt von mfg_flo ()

  • @mfg:
    wie wär`s mit krochhochhaus, grassimuseum, ringmessehaus, merkurhaus, europahaus etc.


    ich vermisse jedenfalls den eingang zum untergrundmessehaus und bin mir sicher, dass er für den markt wieder eine bereicherung sein wird.

  • Grassimuseum sehe ich noch ein, aber da darf ich erwähnen, dass es zuvor in der städtischen Bibliothek untergrbracht war und du es gern im Kontest stellen kannst, auf das "Leerstehende" Merkurhaus und Ringmessehaus kann ich nun echt verzichten sorry, zumal du dir gerne folgenden Links anschauen darfst was am Merkurhaus früher einst stand und welche Gebäude zur Relation der 20 Jahre Zwischenkriegszeit und 60 Nachkriegszeit an den Orten gezimmert wurde. Das Merkurhaus als solches ist für die Architektur der goldenen 20er typisch und vielleicht auch erhaltenswert, aber es passt überhaupt nicht dort hin.


    http://www.leipzig-fuehrungen.…jpg&w=700&h=400&zc=1&q=90


    http://commons.wikimedia.org/w…Hermann_Walter?uselang=de

    5 Mal editiert, zuletzt von mfg_flo ()

  • Das Grassimuseum wurde 1925 bis -29 erbaut. Vor dem ersten Weltkrieg waren "opulentere" Stile vorherrschend (Historismus, Jugendstil). Das Kauhaus Polich war sicherlich mit seinem Turm stadtbildprägender und der Blick wäre sicherlich länger haften geblieben als beim Merkurhaus, trotzdem ist letzteres für die Zeit sicherlich keine schlechte Architektur. Die Schlichtheit betont m.E. auch den Prunk der nebenstehenden Gebäude - zuviel manieristische Kleinkleckerei übersteigt die Wahrnehmungsfähigkeit. Wäre diese Sachlichkeit nicht so langwierig, sondern hätte es wie die Jahrhunderte davor einen Rückschwung des Pendels hin zu mehr Komplexität am Bau gegeben, müssten wir diese Diskussion so vielleicht garnicht führen.